Siebenbürger Bote, Juli-Dezember 1852 (Jahrgang 62, nr. 104-207)

1852-09-27 / nr. 154

763 % Die Militär-Grenz-Stabsschulen haben den Z­veck,den Regim­entern tüchtige Offiziers-Kandidaten zu liefern,und ergä­nzen sich selbst theils aus den vorzüglicheren Zöglingen der Erziehungshäuser,theils aus solchen Jünglingen,welche bessere Bildung im­ elterlichen Hause ge­­nossen haben. « « —Dem Ver­nehmen nach ist eine Organisirung der sämmtlichen Militärpolizei-Wachkorps beantragt.Es sollen dieselben,wie die k.k. Gen6d’arm­erie,centralisirt u­n­d von dem Centralkom­m­ando geleitet,be­­aufsichtet und in den einzelnen Posten­ der ganzen österr.Monarchie Vertheiltwerden. —Die kais.russ.Regier­un­g hat gestattet,daß Fuhrleute,w­elche aus Galizien Waii­en nachsii­ßland befördern,die Grenze überschreiten dürfen,wenn auch ihre Pässe nicht m­it dem­ Visa der russischen Ge­­sandtschaft versehen sind. Lemberg dürfte im­ Winter 1853 X 4 sich deansbeleuchtun­g er­­freuen,i­ndem der hier anwesende Bürgerm­eister mit der Wiener Ga6­­beleuchtungs-Direktion deshalb in Verhandlung getreten ist. —Der63eltSr.Maj.des Kaisers,dessen er sich im­ Lciger be­­­dient,ist aus Gutta-Percha verfertigt,m­it Fen­stern vom­ feinsten­ Ge­­flecht versehen und wurde von London verschrieben,weil die inländischen Werkm­eister«,wiet­andex,,Allg·Ztg«schreibt,übersprinnte Anforde­­rungen stellten,während der Preis desselben in England nur aus 60 Psd.St.zustehen kam. . Der neue Verbesserungsentwurf des in England bestehenden P­rivilegienpatentes ist im Druck erschienen. Derselbe weicht im Prinzipe vollkommen vom österreichischen Privilegienpatente ab, worin die Ver­leilung von Privilegien nicht von vorgängigen Erhebungen und­­ Prüf­fungen des zu patentirenden Gegenstandes bedingt und abhängig gemacht ist, wogegen Kieselben im britischen Privilegiengefege obligatorisch sind. Der neue britische Entwurf betrifft aber h­auptsächlich­e Verbesserungen in der Manipulation, welche bei der von­einander abweichenden Orga­­nisation der bei Verleihung von Erfindungspatenten in England zur Betheiligung gelangenden Personen und Behörden, der österr. Privis lepiengeseßgebung theild nicht angepaßt werden konnten, theild aber der­ selben insoweit e8 anging bereits zu Grunde gelegt worden sind. Wien, 21. Sept. Se. f. f. apost. Majestät hat die beantragte Auflassung der Festung Leopoldstadt nebst Auflösung des Festungskom­­­mandos der Artillerie und Geniedirektion daselbst zu genehmigen ger­­uht. Das dortige Militär-Berpflegsmagazin, das Garnisonsspital und die Seelsorge aber verbleiben in ihren bisherigen Verhältnissen. Br.­ — — Nach den neuesten Berichten ist­ auch in dem, ungefähr acht Meilen von Krakau gelegenen Orte Kromatow in russisch Polen die Eholera epidemisch ausgebrochen, so zwar, daß der gefährliche Gast nun beinahe schon unmittelbar die Grenzen Oesterreichs bedroht, Pr.­ PBest, 20. September. Gestern Vormittags 9 Uhr wohnten .e. E . apostolische Majestät bei Allerhönft ihrem Kürassierregimente Ar. 1 im Lager bei Neupest einer Feldm­esse bei, und geruhten Jonac, in das Hoflager zurückgekührt, allergnädigste Audienzen an eine nahmhafte Ar­­zahl von Bittstellern zu ertheilen. Des Nachmittags sind die erwarteten höchsten und hoben Bärte mit ihren Gefolgen eingetroffen. Wir nennen Darunter Se­­rail, Hoheit den Großfürsten Aleranz her, Thronfolger von Rußland, Se. königl. Hoheit Prinz von Albrecht von Sachsen, Se. Königl. Hoheit den Kronprinzen von M­artenberg, den P­rinzregenten und Prinzen Wilhelm von Baden, den Herzog von Sachsen-Meiningen, Prinzen von Wiedlenburg, Herzog von Barma, Her. 309 von Anhalt,Dessau, dann Lord Westmoreland,, die Fan­­ ruistischen Generäle der Infanterie Baron Lieven und v. Grünewald, den preußi­­schen Generalen der Kavallerie, Graf von der Großen, den französischen Generalen Baron Letang, endlich den baltischen Generalen von Hall­­bronner ; überdies befinden sich Hier viele Stabs- und Oberoffiziere aus Rußland, Preußen, Baiern, Sachen, England, Würtemberg, Baden, Frankreich, Mecklenburg, Parma, Toskana, der Niederlande und Sach­­sen-Meiningen. Auch aus der Monarchie sind aus allen ihren Theilen die Her­­ren Generäle zahlreich hierher gevilt, um den großartigen Truppenma­­növers beizumahnen. Im Argenblide sind anwesend, außer Ihren FE. Hochheiten, den Durchlauchtigsten Herren Erzherzogen Karl Ludwig, Karl Ferdinand, Wilhelm, Ernst, Leopold und Rainer jun., die Herren Ge­­neräle der Kavallerie und Feldzeugmeister Graf Miratislaw, Baron Heß und Graf Schlid­z die Herren Feldmarschall-Lieutenants Landgraf Fürstenberg,­ Baron Simunich, Priegeminister Baron Esprich , Fürst Eduard Schwarzenberg, Fürst Kobfovis, Graf Elam-Gallas, Graf Der­genfeld, Graf Borom­niz die Herren Generalmajore von Benedec, Bas von Horvath, von Rudriafföly, von Rudstußl nu.­a. Dem Vernehmen nach sind die umrafendsten Vorkehrungen getroff­fen, daß für alle Erfordernisse der Gäste gesorgt sei, und allenthalben sind dieselben zu sehen, wie sie in Begleitung der ihnen zugew­iesenen £. f. Generäle, Stabes oder Oberoffiziere, mitunter in Hofequipagen die Lager besichtigen, ober die Merkwü­rdigkeiten Behr-Ofens in M­ugens­tein nehmten. Heute Vormittags 9 Uhr war auf der Hutweide nördlich der Melk­er Ehaufse Revue über die hier koncentrirten drei Armeekorps. Unter Kommando Sr. 1. Hoheit des Heren Armeekommandanten General der Kavallerie Erzherzog Albrecht waren im Ganzen 40 Inf­­anteriebataillons, 1 Reserve - Artileriebatailon, 2 Genie-, 3 Sanitäts-, 1 Bionier- und 1 Flotik­ompagnie, dann 14 Kavallerieregimenter und 30 Batterien in fünf Treffen und voller­­ Parade ausgerückt. Se. Majestät berußten bs zum Steinbruche die Eisenbahn und stiegen dort zu Pferde.­­ Alle anwesenden Gäste und eine Äußerst zahlreiche glängende Suite begleiteten Se. Majestät, Allerhöchstwelcher mit Sr. Kaiserlichen Hos ke dem Thronfolger von Rußland an der Seite, die Fronten bes­ichtigte. Hierauf erfolgte in der Dauer von 1% Stunden die Defilirung mit musterhafter Präzision.­­ Der Großfürst Alexander eilte bei dem Herannahen Höchsteines E. F. Uhlanenregimentes an dessen Spige und führte ed Sr. Majestät dem Kaiser vor.­­­­ Nach beendeter Revue begaben sich Se­ apostol.Majestät wieder in Pr allerhöchste Hoflager, wo gestern und heute großes Diner ges wefen. In zahllosen Equipagen und auch zu Fuß wogten Tausende der Einwohner auf dem Paradeplage, um Zeuge zu sein einer militärischen Revue, wie sie an Größe und Pracht nur in außergewöhnlichen Fäl­­len zu sehen möglich ist. CPBefter Ztg.­ Pet, 21. Sept. Heute hatte die Kavallerie nächst dem Szalla­­walde, in­ der Richtung gegen das Rakoffchloß, Produktionsererzitien im Feuer vor Sr. E. E. apoft. Majestät, bei welcher Gelegenheit 12 Regimenter mit 7 Batterien über 2 Stunden manövrirten. Sämmlilie Gäste in ihren verschiedenen Uniformen wohnten­­ diesen Uebungen bei, die schon dadurch aller Aufmerksamkeit auf sich ziehen, als nur selten die Möglichkeit vorhanden ist, fole rierenhafte Kavalleries­­taffen vereint manövriren zu sehen. Des Abends um Halb 7 Uhr it im a..h. großartige militärische Serenade, bei welcher alle hier vorhandenen­litärmufifbanden und 100 Tambours mitwirken werden. Aus dem Lager bei­­ Bett bringt der „Defterr, Soldaten­­freund“ folgende Berichte: „Dienstag am 14. Sept. begann ein neuer Abschnitt in unsern Ererzitien. — 8 wurde zu den Manövern in Korps übergegangen und zwar hatte das 10. Infanterie-Armeekorps ein Feldmanöver auf dem aus dem Winterfeldzuge 1849 wohlbefannten Terrain rechts und b­ald der Straße gegen Kerepes, das 11. Hingegen ein taktisches Mas­söver auf der großen Bun bei Kereptur. Das 1. Kavalleries Armees forpd bezog an diesem Lage mit der Armeedivision Dettinger, bestehend aus den Brigaden Minutillo und Montenuovo, 4 Küraffier,, 2 Uhlas ‚nenregimenter und 2 Kavalleriebatterien, das Lager zwischen Neupest und P­alotı. Noch an demselben Abend wurde und das große Glack zu Theil, Se­ apoft, Majestät ungern Allergnädigsten Paiser, dann die Durchlauchtigsten Herren Erzherzoge Wilhelm und Rainer (jun.), mit einer überaus zahlreichen Site, in der kais. Burg zu Ofen ankommen zu sehen. Mittwoch am 15. hatte das 10. Infanterie Armeekorps taks­tishes Manöver auf der Rerepturer Haide. Dagegen das 11. ein Felds­manöver auf der Straße nach Uelle, bei welchen die­­ Rußta St. Lörinez das Hauptobjekt war. Leider wurde Se­­apostol. Majestät durch ein leichtes Unwohlsein abgehalten. Diesem Manöver beizui­ohnen. Die Armeedivision Moltke mit den Brigaden Siegenthal und Simbichen — 2 Kürasler, 2 Dragoner-, 2 Ublanenregimenter und 2 Kavalleriebat­­terien, dann die Gefcngreserve mit 3 Kavallerier und 1 Raketenbatterie bezogen erstere an diesem Tage sammt der Geschügreserve Das Lager, legtere Hingegen die Kantonirungen in und um PBalota. Donnerstag am 16. hatte die Armeedivision Dettinger ein taktisches Manöver, welches sie von Balota bis auf die Höhen vor dem Dorfe Ezinfota Binzog.­­Die beiden Infanterie Armeekorps so­wie die Kavallerie -Armeedivision Motte Hatten Nafttag. An demselben Tage geruhten Se. apostolische Majestät in Mitte Ihrer Truppen Ihr a. h. He aufzu­­schlagen.. — Werd’ eine Aneiferung für jeden Soldaten! — Unser Faiser und Herr befindet sich in unserer Mitte! Sowie moralisch, hie durch die Seele des Soldaten gehoben, hat die väterliche Fürsorge auch auf die Subsistenz des lagernden Mannes Allergnädigst Bedacht ge­­nommen, und einem Jeden vom Feldwebel und M­achtmeister abfwärts eine tägliche Zulage von einer halben Löhung Allergnädigst bewilligt, wodurch der Mann in den Stand gejegt­ ist, vor jeder Ausradtung am frühen Morgen Icon eine gute kräftige Speise zu sich zu nehmen, was ihm Doppelt erspringlich, Da derselbe kaum vor 1 oder 2 Uhr sein Mits­tagseffen einnehmen kann. Im Lager herrscht volles Leben und Stroh: fin, es ist ein schönes militärisches Bild, 9 Kavallerieregimenter, 6 Kavalleries und 1 Raketenbatterie lagernd zu sehen, dazu das Kavallerie Armeekommando, das lagernde Hauptquartier des Durchlauchtigsten Hrn. Gräherzogs­ Albrecht, Armer­ommandanten, und dies alles übersehend, H­oflager bei Balota. Y Mir,

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