Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. Dezember (Jahrgang 9, nr. 2725-2748)

1882-12-04 / nr. 2727

.18R Redaktion undJ Administration Heltauergasse 23. Srfgeint mit Ausnahme der Sonn- und Hefer­­­tage täglich. Abonnement für Hermannstadt: m­onatlich 85 Er., ae ih hi De SR eng 1 Fa fo EEE a Abonnement mit Bestver­­wendung: Kür des Inland: vierteljährig 3 fl. 50 ET He TAL., ganzjährig Kür das Ausland: 9 RM. oder 12 Wred., Halbjährig 8 24 Fred., ganzjährig 36 RM. oder 48 Fred. Unfrentirte Briefe werden nicht angenommen, Manustripte nicht zurückgestellt. Ne 272%. vierteljährig Siebenbürgifij- Deutsches agebfaf. dermannstadt, M­ontag, 4. Dezember Pränumerationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptburean, Heltauorgane Nr. 23, in Kronstadt die Buchhandlungen Heinrich Dresswandt, Heinrich Zeidner, Mediasch I. Hed­­­rich'e Erben, Schässburg Heinrich Zeidner’s Filiale, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch : Regen Adolf Dengyel, Mühlback Josef Wagner, Kaufmann, Bress Paul Battoni, Lehrer, Wien Otto Mass (Haasenstein & Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, Botter & C., H. Schalek Past A. V, Goldberger, Frestlum ». 3. G.­Iu Daube & GC, Jnfertiouspreis : Der Raum einer einspaltigen Garmtondzeile Tofet beim einmaligen Einraden 7 k­, daß zweitemal je 6 k., das drittemal je 5 Tr. 5. W, exclusive der Stempelgebühr von je 30 Tr. 1882. und Warmarofd) contra Sermannfiadf. 0. W. Während die Yubgerdebatte von Jahr zu Jahr Harer die Unhaltbarkeit des gegenwärtigen staatswirthschaftlichen Systemd­­­emonstrirt, aber den Entschluß der politisch herrschenden Kreise zu einer radikalen Aen­­­derung desselben noch nicht Herbeizuführen im Stande war, mehren sie auch die Zeichen. Daß die von der wagyariichen Waffe verfolgte Nationalitäten­­­politit nicht mehr so unbemerkt von Außen und unangefochten von Sunen fortgefaßt werden kan. Auf die mit dem Namen Des deutschen Schulters­­eines verknüpften Bewegungen, deren Wellen in der germanischen Welt immer weitere Ringe ziehen, ist da romanische Memorandum gefolgt. Trogdem kann man sich nicht, noch will man si magyarischerseits zu einer Umkehr von den bisherigen nationalen Tendenzen entschließen. Darum ist man auch in magyarischen Streifen über die vom Bizegespan Mihalfa und einigen Mitgliedern der (angeblich) romäntschen Intelligenz de Marma­­­zostyer Stomitat ei­­ne Demonstration gegen das Hermannstädter­­emorandum böclich entzückt. · · M Man le ee große Genugshuung in der Wiederholung des Schau­­­spiels, welches im Laufe des Jahres gegen den deutschen Schulverein mit so viel Effekt inscenirt worden war. Das Memorandum der Hermannstädter Romänenkonferenz, beziehungsweise dessen Anklagen hatten oben doch ein gewisses Mißbehagen bei den Politikern der herrichenden Naffe hervorge­­­rufen. Der grand Vizegespan Mihhalke war berufen, das große Merk der Abwehr einzuleiten. Er war es, welcher die romänische Intelli­­­genz seines Komitates zu einer Bersammlung einberief und eine Resolution gegen das erwähnte Memorandum fallen ließ, worin sich die Herren toma­­­m Marmaroicher mit der verfassungsmäßigen Freiheit und­ nationalen Toleranz, die sie in Ungarn genießen, voll­ommen zufrieden erklären und fi­­el eifrige Kämpfer für die „einheitliche ungarische Idee“ bekennen. Das über Beifuß von 153 gewählten D­ertrauensmännern der in Ungarn und Siebenbürgen lebenden Romänen verfaßte Memorandarat wiegt jegt in magyarischen Augen federleicht gegen die Meinungsäußerung einer Heinen Anzahl halb- oder dreiviertelmagyarifirter adeliger Grundhesiger omanischer Abkunft, die noch Dazu zum Theil Komitatsfunktionäre sind. Die vor kurzem ausgesprochene Meinung Pulicky’s, dab die sogenannten Agitatoren, wesp. Führer der nichtmagyarischen Nationalitäten für eine Idee kämpfen, sceint in den von Mach- und Suprematiegelüsten beherrschten magyarischen Kreisen fruchtlos zu verhallen. ‚Man tröstet si außerdem mit dem Glauben, der Hermannstädter romanische Schmerzenzichten sei im Auslande unbemerkt vorübergegangen, und so schreibt „Pefti Naplo“ (Nr. 326 vom 26. November) im Vollgefühl stolzer Sicerheit: „Die Feder Bariti’s wird den tausendjährigen um­­arischen Staat nicht umstürzen. ‚Auch die Fünfzegrer-Kommission der Hermannstädter Konferenz wird die Union Siebenbürgens mit Ungarn nicht zu Grunde richten. Wenn einst­ Maros und Samos von Ungarn nach Siebenbürgen zurückfließen werden, dann mögen sie die Auflösung der Union verjugen. Wenn sie die Karpathen an die rassiische Gänze schieben und zur Umwallung nicht Ungarns sondern Rumäniens machen, dann mögen sie das baforomanische­­­ Reich gründen. Mein Bukarest sein wird wie Ofenpest und zwischen Theiß und Dniester sein Unger mehr wohnen wird, dann wird die Zeit zur Erfüllung der räume des Hermannstädter­ Memorandum gelommen sein. Das haben die Marmaroider Romänen geführt, und feierlich gegen das Memorandu­m protestirt. Jeder ungarische Romane, der Ungarns König, dem ungarischen Staate und der ungarischen Verfassung treu bleiben will, muß si dem Proteste der Marmaroscher Romänen anschließen.“ · · Der Protest der Marmaroscher Romanen«—­fahrt »PestM­aple« « weites-fort­»ist gleichzeitig die schlagendste Widerlegung der VeraUps­­tungen und Forderungen des Hermannstädter Memorandum­s.Wo ist die Unterdrückung,wenn die Her­mannstä­dter Romanen gegen das Vaterland und dessen Gesetze rebelliren,und die Marmaroscher Romänen eine Partei zu­ deren Vertheidigung bilden können?Wo ist die Zurücksetzung,wenn Vizegespan Mihalka,dieser im ganzen Lande geachtete Mann,der frei ge­­­wählte Stuhlrichter Julius Vinci,deerund besitzer un­d gewesene Reichs­­­tagsabgeordnete Sigmund Cziple und der­ griechisch-orientalische Priester Johann Fane,lauter Romane­n,aus ein­er ausschließlich von Romänen be­­­suchten Versammlung aussprechen­»unsere individuellen Rechte werden von gemeinsamen­ Gesetzen vertheidigt,rvir­ormen unsere Religion,unsere Literatur frei entwickeln,unsere politischen Rechte sind identische,wir er­­­freuen und in gleichem Maße der freien Presse, der Versammlungs- und Vereinsfreiheit, gegen unsere Anstellung zu Aemtern können wir nit Klagen, und wir fünnen das feine gewaltsame Magyarisirung nennen, wenn die Sprache der Justiz und der Regierung magyarisch ist.“ . „ Wir können und denken,“ meint Naplo, „wie sehr diese Antwort die enthusiastischen Bürger des künftigen Dakoromänien kränkt und ärgert, die auch die Heine Wirkung, welche das Hermannstädter Memorandum etwa gehabt haben könnte, nun zerstört fehn.“ Unvorsichtiger Weise hat das Chauvinistenblatt aber selbst den Werth der Marmaroscher Manifestation, über deren Spontanität sie übrigens Jedermann das Seinige denken kann, und über deren Entstehung wir in Nr. 272 berichteten, durch folgenden Bafjırs seiner Lobeshymne arakteriert: „In der Marmaroscher walachiichen Gegend ist ein eingeborener Adel walachischen Ursprungs entstanden, besaß und besitz den Grund und Boden, hat vor 1848 im Somitatsleben eine Rolle gespielt und spielt auch Heute eine hervorragende Rolle. Die Marmaroider Romänen sind gute Batrioten, waren es immer und sind als solche anerkannt worden; sie theilten mit den­­en Leid und Freud und weil sie sich als einen Theil der Nation betrachteten, wurden sie Theilhaber der politischen Nation bereits zu einer Zeit, als Die politischen­­­­echte noch ein Privilegium bildeten, en die magyarischen Bauern und Städtebürger des AfÖLd nicht esaßen.* Ob fs noch weitere Demonstrationen „patriotischer" Momänen an die von Herren Mihalla und Genoffen veranstaltete, anschließen werden, wie seinerzeit auf die Bancsovaer nicht besonder spontane Manifestation gegen den „Deutschen Schulverein“ eine ganze Sterbe ähnlicher Versammlungen folgten, dürfte bezweifelt werden. Interessant ist die nachträgliche Erklärung des Herrn Mihalta, daß er unter den „Slavischen Stämmen“, die er als gemeinsame Bedränger de Nomanen­ wie des Magyarenthums in der patriotischen Resolution dargestellt hatte, die im Mearmaroscher Komitat und in Ungarn überhaupt mahnenden patriotischen Ruthenen durchaus act­­a habe. Anderes Hatte er zur Steuer der Wahrheit nicht zu merken. Ob bei den ungarischen und siebenbürgischen Domänen der Marma­­­roscher Protest mehr wiegen wird, als das Hermannstädter Memorandum, muß der Beurtheilung des gesunden Menschenverstandes überlassen bleiben. Hab­site Ucibersicht. Hermannitädt, 3. Dezember. Die politischen Kreise in der Hauptstadt der jenseitigen Reichs­­­hälfte werden im Augenblickk von zwei Fragen bewegt. Die Eine ist die bekannte Angelegenheit betreff3 Errichtung einer tshechischen Schule in Wien, welche in den Gemüthern eine vielleicht übergroße Erregung hervorge­­­rufen hat, da, abgesehen von dem gültigen Gelege, welches dem Staate die Macht nicht einräumt, die Errichtung dieser Schule zu hindern, wie der Erlaß des Kultusministers er aussob­t, nur prinzipiell entschieden wurde, daß gegen die Errichtung einer P­rivatvolfsschule mit tschechischer Unterrichtssprache ein geiegliches Hinderniß nicht bestehe. Die Privatscule erhielt nicht das B Privilegium, staatsgültige Zeugnisse auszustellen; zu­­dem ist die Eröffnung der Säule vom Nac­hmeise der Erfüllung der gejeglichen Bedingungen abhängig. Der Vorstellung des Landesschulrat­es an das­ Mi­­­nisterium hat sich auch der Wiener Gemeinderath angeschlossen. Die zweite Trage war die Abhaltung der Verssammlung der Wähler der inneren Stadt, die wiederholt vereitelt worden war. Na des Y Andeutungen der liberalen Blätter solle­­n auch für Diesmal an Bes­trebungen nicht fehlen, die Berichterstattung der Wiener Abgeordneten zu stören, doch ist es in der am 1. d. stattgefundenen Versammlung, in welcher Die Reichstagsabgeordneten der innern Stadt, Kuranda, Hoffer, Jaques und Weitloff Bericht erstatteten, ganz ruhig abgelaufen, da der Eintritt in den Saal nur gegen Verweisung der Wählerkarten gestattet wurde. Zum Schlusse wurde folgende Resolution angenommen: „Wir sprechen unseren Abgeordneten Da volle Vertrauen aus; wir billigen ihre Haltung im Parlament; wir erklären mit ihnen als erstes Gebot für jeden Deutsch- Oesterreicher, alle Angriffe, welche die schaffende Bedeutung des deutschen Elements in Stadt und Neid, in Amt und Säule und den einheitlichen Charakter unseres Reiches mehr und mehr bedrohen, auf das Entichtes denjte einmüthig und beharrlich abzuwehren. Wir erwarten von unseren Abgeordneten, daß sie im wohlverstandenen en­­de ds Staates dahin wirken werden, die wirthschaftlichen und sozialen Fragen der Gegenwart auf dem Wege gejeglicher Reform einer gedeihlichen Lösung zuzuführen. Der österreichfgsungarische Botchafter in Konstantinopel, Baron &alice, der erst vor Kurzem auf K­laub vng Wien fum, oder, wie es in politischen Kreisen hieß, si dem Grafen Kal­ufy vorzustellen, um ih über die Verhältnisse im Orient persönlich zu informiren, hat an bei Sr. Majestät in Pest Audienz gehabt. Man will daraus schließen, daß Umstände vorhanden seien, welche die vollste Aufmerksamkeit erheirschten.“ Hus Spalato wird dem „Iudipendente“ gemeldet, daß unter der italienischen Bevölkerung Dalmatiens eine Petition an die Re­­­gierung zirkulirt, im welcher die­­­ Wiederherstellung der Ordnung und Sicherheit, sowie der wirksame Schub der Interessen der Italiener begehrt wird. In der Petition wird eventuell eine Massenauswanderung angedroht. Die Petition zählt bereit eine enorme Zahl von Unterschriften und wird ebesteng nach Wien gesendet werden. In der Sagung des d­eutschen Reichstages vom 30. d. ge­­langte, wie wir bereits mitgetheilt haben, der bekannte Antrag auf Gebrauch der französischen Sprache in dem elsaß-Lothringischen Landes­­­ausschuß zur Verhandlung. Der Antrag wurde im erster Reihe vom Staatssekretär Bötticher bekämpft. Derselbe erklärte, er halte es für sehr bedenklich, Gesee, ehe sie noch wirksam geworden, abzuändern; h­iezu liege hier sein Bedü­rfniß vor. Mehr als 10 Berzent der elsaß-lothrin­­­g­ischen Bevölkerung sprechen Deutsch und 11 Berzent ausschließlich Fran­­­zösisch. Der Bundesrath werde den Antrag, dessen politische Spike aus dem Label der französischen Breite über denselben zu ersehen sei, keines­­­falls annehmen. „Wenn Sie den Antrag annehmen“, flog Bötticher, „gefährden Sie das Werk der Regierung in Elsaß-Lothringen, stärken Sie die französische Tendenz und schwächen die Partei Derjenigen, welche ein friedliches Gedeihen des Landes unter dem Scepter des deutschen Kaisers anstreben.“ Bennigssen mwink­t, obschon der Antrag vielleicht praktisch­ nicht sehr bedeutend sei. Dennoch die Ablehnung, weil Deutschland den­­noc­­h bald auch die übrigen Benilleten, EEE Ein deutsches Requiem. Nach den Worten der Heil. Schrift für Soli, Chor und Orchester fomponirt von neh­­men Eine vorbereitende Studie für Mitwirkende und Zuhörer von 3. 2. Bella. (2. Vortfeung.) Nun könnte man hier bereits das Ende der ersten Nummer ver­­­muthen, doch Die herrliche Muse hat noch etwas auf dem Herzen. Vom Schlußakkord tauchen Oboen, Yagotte und Waldhörner auf, die Erinnerung an die erste leise Botschaft des Ehors: „Selig find“ wachrufend; von ders­­­elben Reminiszenz im Quartett der Bratschen und Violoncello begleitet, singt hiezu der Tenor die Worte: „getröstet werden“ auf eine hier förmlich wie neu erscheinende Weise, indem er das dem Alt entnommene und bisher für diesen Ausdruck ausschließlich verwendete Motiv unberücksichtigt lassend, daß erste fir diese Worte vom Sopran gebrauchte, bisher von allen Stimmen und Instru­menten geradezu übersehene Motiv der Vergessenheit entreißt und u. sozusagen ostentativ zu feiner beabsichtigten Geltung dergestalt verhilft, dag­­e ich feiner sofort die anderen Stimmen bemächtigen und man darü­ber die Empfindung des Seligen zum mächtigsten Aufschwunge in der ganzen Nummer auflodert, indem gleichzeitig auch die Flöten, Oboen und Marbhörner das dem Chorgesang der Worte „Selig sind“ bedeutungslol entlehnte Alkompagnement zur heilsten Höhe hinanführen,, nach und nach Orchesterstimmen immer Kraftvoller zu ihnen stoßen und zulegt die mächtig dareinwogenden Aftarde der Harfe Chor und Orchester ee hier erst am Schlusse erfolgende Rehabilitation des Sopran­­motivs zu dem Ausdrudk „getröstet werden“, erscheint sie nicht wie die unumstößliche Schlußfolge einer logischen Kette und wie Verwirklichung dessen, was sich anfänglich gleichsam umberufen Herausnahmn, die Klage der verzweifelnden Menschheit förend zu unterbrechen? So tritt nur erst hier nach dargebotenen Vollgenosse der seligen Vorempfindung dieses Motiv wieder auf, wie Einer, der sein Wort eingehalten, aber sein legtes noch nicht vergeben hat. Die Vorempfindung war für die Lebenden ein trüges yilder Trost, wenn Seligkeit zu empfinden für die Tobten seine Wirklichkeit ist. Darin stellt Brahms dieses­ Motiv in dasselbe Verhältniß zu seinem ganzen Werke, in welches er es zur ersten Nummer gebracht hat. E 3 ehrt im Finale wieder und wir müssen es daher im Gedächtnisse behalten. Wie überhaupt der Aufbau des ganzen Werkes Höchst sinnreich und planvol ist, so zeigt sich selbst im scheinbar M­einlichen und unauffälligen Elementen der genialen Partitur überall der große Gedanke, der Brahms geleitet hat. Und wie das instrumentale Vorspiel fast in die verwirrende und verworrene Region der großen Oftave düster hinabsinkt, bevor die be­­­ruhigenden Stimmen leise einchallen, so schließt das Orcheter diese Nummer umgekehrt mit hellen, durch­sichtigen Klängen der oberen Region, gleichsam mit einem seligen Hinblickk zum Himmel, den der legte Akkordgriff der sie allmälig aus der Tiefe emporranzenden Harfe wie zu erfassen scheint. Die Singstimmen verabschieden sie kurz vorher auf dieselbe charakteristische Weise, wie am Ende des zweiten und dritten Saped: e8 verhallen zuerst die Frauen­ dann erst die Männerstimmen. Dies klingt, als verläufe der Chor — den Sinnen enträdt — im selige Verzühung. So gelangt hier der Gedanke, „die da Leid tragen, Sollen getröstet werden“, plastisch zum Ausdruch. Die Haffische Kongruenz des Inhaltes und der Form, die wir an Brahms zu bewundern haben, macht Hier das gedämpfte Kolorit in der Instrumentirung selbstverständlich: das Glänzende wird von der ersten Nummer vorsichtig und durchwegs ferngehalten und er jchweigen daher die Violinen, Klarinetten und Trompeten. Wenn wir den oft gebrauchten Vergleich mit der starren Schwester der Musik,der Architektur,machen,so wirl­ aus uns diese Instrumen­­tation der Entrenummer wie die bei großen Damen«angewendete Glas­­­malerei,die das durch Riesenfenster auf die herrlich kettendeannernstrei­­mende Licht in seinem Glanze sanft mildert,ein Effelnder das rauschende Hervortreten des Einzelnen dämpft und über das Ganze eine feierliche Ruhe gießt. Da übrigens hier die Empfindung der Seligkeit auch nur als zu erlangendes Versprechen gegeben ist, denn „Selig sind die Todten, die in dem Herrn sterben“, wie es im Finale heißt, so haben Chor und Orchester in d­iesem Sinn allein ihre Aufgabe zu Lösen, und den SIinten­­­tionen des großen Komponisten Hier mehr durch selige Innigkeit des Aus­­­deuch, ala durch glänzende Außenseiten dem Vortrag zu entsprechen. H. Langsam und marihmäßig it die musikalische Ueberschrift dieser Nummer, Ein unheimlicher Mann, das! Wohl sein Mensch schreitet nach­­­­­­ dem Rythmus einer ungeraden Zahl. Soll einen sonderbaren Schritt mag doc nıre der Tod haben, dessen Gebahren nur die eigenen Ayıyınen fennt. Wuc Liegt das Marihmäßige nur in den leise, doc mit grauen­­­erregender Energie und Ausdauer sich wühlend aufwälzenden Bällen, als sollten und diese die verborgene, gräßliche und rastlose Arbeit Des ewigen Gräbers, der für die herrlichen Lebensblüthen über si kein Auge und sein Herz, dafür aber­ eine um so schärfere Siegel hat, ersgatternd zu Gemüthe führen. Bald schlägt ihm zum schaurigen Werk die Raute den Takt. Wie das mahnende Pocen eines nächtlichen Gerstes ertönt dort oben über dem ewig bereiten Grab ihr düsterer Schlag und sie gleiten hinab, die Lieblichen, zarten Blüten eines kurzen Lebensfrählings, und weht und stare fallen sie auf den falten Grund. Nur noch einzelne dirre Blättchen wirbelt auch der gelinde Hauch des Windes hol empor,­­­ wie die legten Erinnerungen an Dagewesenes, Bid auch diese dem Wind und den Gedanken entrüdt sind Das oder Aehnliches feinen uns die eigenthümlichen Klangfiguren anzudeuten. Die von ihrem Ursprung aus zartester Tonregion almäs traurig hinabsinken, um sie in einem schauerlichen Akkorde gänzlich­ aufz­t­­­lösen. Kurze, kaum hörbare Trompeten- und Hörmerstöße und Leife, abge­­­rissene Harfenakkorde begleiten sie auf dem Wige. Das klingt in der Seele wie lechter, traurigster Herbst, wenn er sich zurecht strebt, um auszuruhen unter der weißen Dedke. Rum sceint auch diese gefallen zu sein; auch jener schaurige Afford, der all’ die Hinabgefallenen Tonblumen verschlungen hat fi in leisen, friedlichen Dreiklang aufgelöst. Ueber einer langgespon­­­nenen, zartschwebenden, harmonischen Unterlage der Flöten und Klarinetten fliegt nun ein leichtes, fast anmuthiges Motiv auf, welches die duch auf­­­geseßte Dämpfer langberaubten Saitennstrumente, die durchsichtige Ohoe und das in seiner tiefen Lage schwindige Pistole höher und höher hinauf­­­tragen, bis e3 unbekümmert ob des düsteren, nachbrüchlicheren Treibens der Bälle und ob des verdoppelten (zweistimmigen) Bodens der Pauken in weiter gerne verschwebt. E3 ist unzweifelhaft hier die Vorstellung von den abgefallenen Blättern rege gewesen, die diesen Nahhjag des instrumen­­­talen Vorspiels Dieser zweiten Nummer so und nicht anders geformt hat; denn Brahms legt jn Dieser Stelle später selbst die Worte: „das Gras ist verdorret und die Blume abgefallen“, zu Grunde. Ist das wohl nicht der Natur abgelauscht, die den Wind anmuthig tändeln läßt mit Hi­rren Meberresten einer herrlichen Blütgenpracht, nachdem diese kurz vorher ein Sturm gelnb­t ? (Bortjegung folgt.)

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