Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1896. Januar (Jahrgang 23, nr. 6705-6729)

1896-01-24 / nr. 6723

Zwantion und Administration Heltauergasse 23. Itcheinm­ildnnah­medei aufgmum­mio eiertagespigendenssoitsentagez täglich­­sbonnementsütgekmannsladh invniatlichsöl­»vierteljährlich 2fls 50kki-hacb­­ichvgöfl­,·ganzjährigiofi.ohnegustellunginsz Haud,mit8ustellungsfl.,3fl.,6fc--12fls sbonnement m­it poflvetsendungx Für das Inland: bierteljährig 3 fl. 50 Tr., Halbjährig 7 fl., ganze­­ jährig u“ fl. ß Kür das Ausland: bierteljährig 7 RM. oder 10 Frc#., halb 14 RM. oder 20 u ensiäheig De Bine eingelne Nummer Toftet 5 i­. d. X. Die Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt: We 6723. XXI. Jahrgang Siebenbürgisch -Deutsches Hermannstadt, Freitag 24. Januar BEIEEDESSEDSSERFSESNERSSENDIGEFO DEE H. Brönnumersionen und Inferale Hosihegaen. Außer dem­ Hauptbureau, Heltauer­­gasse Nr. 23: in Krofsstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg ,Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufman­t, Broos Paul Batzoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danne« Kate, Budapest A. V. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­n Liebmann. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmonbzeile tostet beim einmaligen Einraden 7 Er., das z­weite­­mal je 6 fr., das drittental je 5 fr. d. W. ex­­clusive der Stempelgeblcht von je 30 fr. 1896 - Aus amtlichen Quellen. II. (Schluß.) Bericht der Oberstadt Hauptmannschaft. Nach der Geschichte über die Entwickklung des ungarischen Sozialismus — entschieden das Kabinetttüch des vorliegenden Berichtes — wollen wir noch einige Details von allgemeinerem Interesse erwähnen. Die Gesamtzahl der Angestellten der Hauptstädtischen Polizei betrug Ende 1894 1672 Köpfe — die von Detektive TO —, in Wien im Jahre 1892 3535, in Berlin im Jahre 1890 8004. Auf 351 Einwohner fäll je ein Polizist, in Wien auf 409, in Berlin auf 268. Nach dieser Zusammenstellung wäre Budapest günstiger daran als Wien; hingegen nach dem Gebiet beurteilt, gestattet fi die Sache anders; während in Budapest 37 Hek­ar Gebiet auf einen Polizisten kommen, kommt in Wien bloß ein Gebiet von 6 Hektar auf je einen. Auf dem Gebiete der Kriminalstatistik dienen die ziffermäßig zusammengestellten Erfahrungen der Hauptstädtischen Sicherheitspolizei bloß eh die diesbezüglich von den Yachautoritäten aufgestellten Säche zu bes­räftigen. Ein solcher ist, daß die gegen die persönliche Sicherheit fr richtenden Bergehen unter den südlichen Breitegraden zahlreicher sind als unter den nördlichen; fo­t wurden im Jahre 1883 wegen Mord und Totschlag von 100.000 Einwohnern verurteilt: in England 0 ° 53, in Deutschland 1­05, in Frankreich 147, in Ungarn 3 ° 08, in Italien 986. Diese Erscheinung kann man nicht auf ethnologische Unterschiede zurück­­führen, denn z. B. in den Vereinigten Staaten Nordamerikas, wo die ethn­o­­logischen Unterschiede zwischen der Bevölkerung im Norden und jener im Süßen­de ziemlich ausge­sichert sind, sind die Verbrechen gegen das Benjati­n­leben in dem Tod­­ den Staaten fünfzehnmal häufiger als im Orden. Betreffend die Einwirkung der Temperatur hat der Italiener Rossi statistisch nachgewiesen, daß die Vergehen gegen das Eigentum statt­zunehmen an Häufigkeit im Winter, namentlich die Einbruchsdiebstähle; dagegen sind die Vergehen gegen die Sittlichkeit und gegen das Leben des Menschen in der warmen Jahreszeit häufiger. Interessant ist der Einfluß der Trunkenheit nach Kategorien der Ver­­brechen betrachtet; es waren von den seitens der hauptstädtischen Polizei wegen Ge­waltthätigkeit gegen obrigkeitliche oder Privatpersonen angezeigten Individuen 9,6 Prozent, wegen Vergehen gegen die Gi­tlichkeit angezeigte Individuen waren 324 Pzt., wegen Verleumdung und Ehrenbeleidigung 11­2 Pzt., wegen Totschlag und Versuch desselben 463 Pzt., wegen körperlicher Verlegung 68­7 Pt. im truntenen Bustonde, als sie die That begingen. Unter den sozialen Faktoren, welche die Verbrechen der Heutigen Ge­­seinschaft mitverschulden, figurieren auch die allgemeine Bildung, die individuelle Selbständigkeit und Freiheit, dann die Atomisierung des Volles und das Fort­­schreiten des Proletariats. Die allgemeine Bildung v­erursacht, indem sie in immer weitere Schichten dringt, die Vermehrung der leichteren, aber die Verminderung der schwereren Vergehen. Die Freiheit vermehrt das Selbstbewußtsein, damit aber auch die Neigung zu Gewaltthätigkeit.­ Dies gelangt auf dem Gebiete der Kriminalstatistik darin zum Ausdruch, daß die Gewaltthätigkeiten aller Art semögl gegen Obrigkeit, als gegen Private stets häufiger werden. Die Atomisierung des Volkes — die Loderung der gesellschaftlichen und forporativen Bande bewirkend? — hat zur Folge, daß die Anzahl jener Vers­chrechen, die durch organisierte Banden verübt werden, abnimmt, dagegen die der durch einzelne verübten zunimmt. Das Umsichgreifen des Proletariats gelangt in der Zunahme der seitens Arbeiter verübten Verbrechen zum ziffermäßigen Ausbruch. Von den psychologischen Faktoren hebt der Bericht besonders die den Kriminal-Anthropologen Despine, Lombroso u. a. aufgefallene­n Unbedachtsam­­keit und völlige Außerachtlasjung der Folgen hervor, die bei Anfängern ebenso wie bei hartnädig Rüdfäligen zu beobachten ist und zitiert als Haffische Bei­­spiele die Ermordung des Advokaten Bernay in Brüssel und den Fall der BSiftmis dherin Soniaug in Antwerpen. In beiden Fällen waren die Thäter hochgebildet und außerordentlich intelligent und gingen mit staunenswerter Umsicht bei der That vor, danach aber verrieten sie sich durch unglaubliche Unvorsichtigkeit. Mit reichen statistischen Material wird des weiteren ausgeführt, daß die Anzahl der Verbrechen stetig zunimmt, und zwar im schnellerer Progression als die Bevölkerung, und besonders nehmen die jugendlichen und rüdfälligen Verbrecher zu ; die bestehenden Strafen sind also nicht geeignet, besonders bei den leit erwähnten­­ Verbrecherkategorien, die nötige präventive Wirkung auszu­­üben, weil sie nicht genügend individualisierbar sind. Deswegen dringt die neuere Strömung unter den Kriminalisten auf eine solche Reform, die es möglich macht, dur­­ Individualisierung der Strafen deren präventive Wirkung zu erhöhen, und in diesem Sinne wirkt der, infolge der Bemühungen Garofolos, Ferris, Mittelstadts, Kräpelins, List und er im Jahre 1889 zustandegekommene internationale kriminalistische erein. " 42.180 Menschen wurden im Jahre 1893,46.166 im Jahre 1894, also n­tn nahezu 4000 mehr,von der Polizei als Leute mit bemakeltem Vor­­leben in Evidenz gehaltem 4217 Personen ausgewiesen Von den im Jahre 1894 polizeilichernierten Verbrechern waren 7,4 Prozent solche m­it bemakeltem Vorleben. Nach Budapest waren zu­ständig 16,3 Prozent, Provinz,7 Pzt.Ausländer. Der geringe Prozentualsatz der Thäter mit bemaleltethorleben ist jedenfalls ein günstiges Zeugnis für die erfolgreiche präventive Thätigkeit der Polizei.In England,Italien,Oesterreich und Deutschland ist der Prozentnal­satz doppelt so groß. 528 Personen verschwanden;von diesen wu­rden 440 eruiert. Ueberloos Dienstmänner erstreckte sich die Aussicht der Polizei,die Zahl ist geringer als sie sein sollte,denn es sind v­oh Posten systemisiert. Beriehr der Hauptstadt.Die Lokalschiffe beförderten im Jahre 1894 902.869 Personen,die Propeller 4.251.561,die Zahnradbahn 231.980, die Dam­pfseilbahn 500.506,die Tram­way 22,162.147,die elektrische Straßen­­bahn 15,524.552 Personen,sämtliche Verkehrsunternehm­ungen—hierin auch einige Vizinalbahnen­—46 Millionen Menschen. Die Kettenbrücke passierten 11 Millionen, 7.836.000 und den Tunnel 2.566.000 Menschen. 402 Fiaker,618 Einspänner u­nd 720mnibusse standen dem­ Publiku­m zur Verfügung. Der Fremdenverkehr erreichte die Höhe von 235.131 Personen; es fanden 880.681 Wohnungswechsel statt. 21.770 Dienstboten standen ein im Jahre 1894. Nahezu 35.000 Personen waren stark beigränft im Verkehr, denn sie waren­­ eingesperrt. Schließlich wollen wir noch hervorheben, daß 12 Prozent der Polizei­­mannschaft (die Unteroffiziere auch eingerechnet) eine bessere Schulbildung be­­saßen, 5 Individuen waren sogar akademisch gebildet, 767 Prozent aus der a3 Memorandum der ungarländischen evangelischen Kirche U. KH. „Magyar Hirlap“ schreibt unter dem 19. d. M.: Trog der großen und patriotischen Verdienste, welche­­s die ungar­­ländische evangelische Kirche Augsburger Konfession seit ihrem Bestehen um den Staat unausgeregt erworben hat, ringt dieselbe fortwährend mit materiellen Schwierigkeiten und drohendem Mangel. Mehr als 1­­, Million Gulden werden von ihr direkt für staatliche Zwecke verwendet und sie erhält dafür vom Staate 74.000 Gulden Unterfrügung. Die Kirche ist längst zur Einsicht gelangt, daß sie mit so knappen Mitteln ihren patriotischen Beruf in Kirche und Schule nicht erfüllen könne und hat nun endlich die erforderlichen Schritte gethan, um von der Regierung im Sinne des 22. Geiegartikels von 1848 eine Auf­­besserung der Staatsmittel nach Verhältnis ihrer Bedürfnisse zu erlangen. Eine aus den Oberkuratoren und Bischöfen der Kirche gewählte Kom­mission arbeitete ein längeres Memorandum aus und ließ dasselbe Heute durch eine Deputation unter Führung Koloman Rados dem Ministerpräsidenten Baron Banffy überreichen. Mitglieder der Deputation waren die Bischöfe Friedrich Baltil und Franz Gyuras, Pfarrer Alerius Horvath, ferner Arpad Szentivanyi, Ludwig Lang und Graf Nikolaus 3a­y. Der Ministerpräsident übernahm das Memorandum mit der Bufage, für die gerechte Erwägung derselben Sorge tragen zu wollen. Das Memorandum betont vor allem, daß die von der Kirche im It»­teresse des Staates übernommenen Aufgaben stetig im Wachsen begriffen sind, so daß die Kirche Heute fon für Unterrichtszwede, also dire. für staatliche Interessen, 1.567.000 fl., für Kirchliche Emwede 75.762 fl. ausgiebt. Gemäß dem 22. Gefeaztitel von 1848 nun dürfe zwischen den einzelnen Konfessionen sein Unterschied gemacht werden und es müsse der Staat der evangelischen Kirche in demselben Verhältnisse seine Unterfrügung angedeihen hajjen, wie den übrigen reich dotierten Kirchen. Die evangelische Kirche wurde bis zum Jahre 1865 einer staatlichen Unterstügung überhaupt nicht teilhaft, später erhielt sie 20.000— 24.000 fl. und legthin 74.000 fl. an Unterftügung. Das Memorandum weist dann auf die durch die kirchenpolitischen Gefege verursachten Aenderungen hin, durch welche die Geistlichen in ihren Einkünften empfindlich getroffen wurden. Der Staat habe die Verpflichtung, denen, die in dieser Hinsicht durch die Reformen geschädigt worden sind, Exjag hiefür zu leisten. Alexander Weierle und Desider Szilagyi hätten diese Verpflichtung auch anerkannt und des öfteren sich dahin ausgesprochen, daß sie einen auf die Erhöhung der den protestantischen Kirchen zu gewährenden Dotation bezüglichen Gelegentwurf unterbreiten würden; und Banffy habe fi) damit solidarisch erklärt. Das Memorandum zählt dann auf und begründet Punkt für Punkt die neuen Erfordernisse, zu deren Deckung eine Unterfrügung von mindestens 400.000 fl. nötig ist. Einfache Nachsichten auf Gerechtigkeit und Billigkeit lofsen die Bitte um Gewährung derselben vollkommen motiviert erscheinen, weil eben diese Summe auf andere Weise nicht aufzubringen ist. Eine weitere­­ Be­­lastung der evangelischen Kirchenglieder, welche Hier zu Lande mehr Kirchen­­steuer zahlen, als irgendwo auf der Welt, ist unmöglich, weil das geradenwegs zur völligen Auflösung der Kirchen führen würde. Das Memorandum schließt: „Unsere Kirchengemeinschaft war von jeher ein Vorkämpfer der magya­­rischen Staatlichkeit und der magyarisch-nationalen Feen und wird es auch fünfzig Hin sein. Damit sie aber bie in ihrem Schoße — wenn auch nur vereinzelt auftretenden Nationalitätenströmungen („nemzetisegi i­änyzatokat“­) mit Erfolg niederkämpfen könne, dazu bedarf sie auch materieller Hilfsmittel, mit denen vieler Not und Unzufriedenheit Leicht die Seite abzubrechen wäre. Die Pflicht der obersten Kirchenbehörde wird «3 sein, dafür Sorge zu tragen, daß die staatliche Unterstügung nit Unwürdigen zuteil werde. Es wolle daher der ungarischen Geseh­­gebung ein Gefegentwurf unterbreitet werden, auf Grund dessen die Gefeßgebung Ungarns die der ev. Kirche U. K. auch bisher gewährte Unterfrügung zu einer fortlaufenden jährlichen Subventionssumme­ von 400.000 Gulden erhöht.“ Dieses Memorandum bildet — leider — einen neuen Beweis dafür, wie sehr wir Recht hatten, als wir gelegentlich der­ Besprechung der „Staats­­hilfe für arme Pfarrer” den Ausspruch thaten, daß in der ungarländischen eb. Kirche das Bestreben vorhanden sei, „auch die Kirche zu einer Magyari­­sierungsanstalt zu machen.“ die Margarethen-Brüde Henilleton. ‚SHuikfalswege. K Roman'non Kurt Hoffmeister. (41. Zortregung.) XXVIL Wenn dem Beflger des Gutes GHllnik in seinem Jammer um den Berlust des Geldes und des Inhalts seines Silberschranfes noch ein faher Trost verblieben war, so bestand dieser darin, daß die Einbrecher eine Heilige Show vor seinen Staats- und Börsenpapieren an den Tag gelegt hatten, welche den größten Teil seines beweglichen Vermögens bildeten und si un­­versehrt im Kaffenschranfe vorfanden. Dieses Gefühl der Mefriediouna wurde noch durch die unerwartete Nachrede Melanieng erhöht. Ad Tehner sich von seinem ersten Schrecen erholt, Hatte ihn ihr Ver­­schwinden mehr und mehr beunruhigt, denn Melanie ebensowohl, wie ihr Bruder galten ihm als ein glücklicher Fang, welchen er, im alleinigen Befug des Geh­eimnisses, daß beide Anspruch auf ein großes Vermögen hatten, nach Möglichkeit auszubeuten gedachte. Hätte er um Melanies Leben fürchten müssen, so wäre ihm leicht auch die Fühlung mit ihrem Bruder verloren gegangen, dessen Aufenthalt er nicht kannte. Nun war die Vermißte glücklich zurückgekührt und er begrüßte sie mit unü­erhohlener Freude. Melanie hatte noch nicht Beit’gehabt, ihm ihr Abenteuer zu erzählen, als auch schon in­ einem Mietfuhrwerfe ein‘ Polizeikommissär mit mehreren Unterbeamten aus der Kreisstadt eintraf, um den Thatbestand aufzunehmen und die Au­sagen der Gutsbewohner ‘zu Protokoll­ zu bringen. "Melanie berichtete auf die am sie­ gestellten Fragen die Erlebnisse dieser Nacht der Wahrheit getren, verschwieg aber­ alles, wodurch sie Rölling hätte verraten können. „Na­ den übereinstimmenden Angaben des Herrn Maitland und des­­ Heren Teßner ist einer der Einbrecher ein Mann von ungewöhnlicher Körper­größe gemesen,“ bemerkte der Kommissär, „auch haben sie am gestrigen Tage in der Stadt zwei Individuen von ehr­verbächtigem Aussehen herumgetrieben, von denen das eine ebenfalls durch seine Größe aufgefallen ist. Getrauen Sie sich, diesen Mann wieder zu erkennen ?* „Ich muß Hierüber jede Auskunft ablehnen,” entgegnete Melanie, ohne weiteres Bedenken. „Warum ?“ trug der Beamte verwundert: „Weil ich gerade diesem Manne mein Beben verdanke. Nur das Ver­­sprechen, nie ein Wort zu sagen, welches zu seiner Erkennung führen könne, rettete mich.“ „Aber bedenten Sie doch, Fräulein,“ entgegnete der­ Kommissär über­rascht, „daß ein unter Drohungen und Einschüchterungen abgepreßtes Ver­­sprechen vor keinem Gehege der Welt anerkannt wird ““ „Ach habe es Hier nicht mit dem Gesete, sondern nur mit meinem Gewissen zu thun,* entgegnete Deelanie: „Der Dann, wer mein Beben jGollte, vertraute meinem Worte, und ich werde mich von einem Verbrecher nicht beschämen lassen.” Der Kommissär lächelte kalt: „Das Geieg hat im vorliegenden alle mit der Gewissensfrage nichts zu thun, wohl aber besigt es die Mittel, ihren Widerstand zu brechen. Sie werden als Zeugin vor Gericht erscheinen und darauf vereidigt werden, daß Sie die Wahrheit sagen.“ . »Ich werde vor Gericht ebenso wenig die Un­wahrheit sagem Herr Kommissar,wie jetzt.Ich werde nur schweigen,wo mein Gewissen mir das Reden verbietet.« Der Beamte schüttelte bedentlich den Kopf,da Melanie aber bei ihrem Entschlu­sse beharrte,so blieb ihm nichts anderes übrig,als ihre Weigerung ebenfalls zu Protokoll zu nehmen und das übrige dem Richter zu übers­ehen. ss So wenig das starre Festhalten Melanies an ihrem Versprechen in dem­ Interesse des bestohlenen Wirtsherrn lag,so verlor dieser doch kein Wort .. Er wünschte alles zu vermeiden, was sein Verhältnis zu ihr trüben­onnte. An demselben Tage fchtete Maitland das entliehene Reitpferd zurück. Er hatte dem Boten zugleich ein Villet mitgegeben,­­ des Inhalts, daß er von dem beabsichtigten Saufe zurüchtete, nachdem er si in vergangener Nacht von den Nachteilen und Gefahren der Unsicherheit der Gegend und der­­ Xib­­gelegenheit des Gutes habe überzeugen müssen. * * + Die wenigen Tage, welche Felizitad mit ihrer Tante und dem Baron dr. Sturen in dem rügenschen Seebade Sankit Lisher verlebt hatte, waren wie ein glücklicher Traum ge­wesen. Aber solche Tage weiterer Hoffnung gleichen nur zu oft dem glänzenden Morgen des tropischen Klimas, wo mitten an einem zuvor ganz fledenlosen, lachenden Himmel fi­ plößlic ein kleines dunkles Wölfchen zeigt, um si binnen weniger Stunden schwarz und drohend über den ganzen Horizont aus­­zubreiten und Zerstörung und Sammer Herabzujennen. Das unscheindbare Wölbchen war ein Brief, den Helizitad­ eines Morgens von ihrem Vater empfing. Begreiflicherweise erschrat sie, über die darin erhaltene Nachricht von dem Einbruchsdiebstahl,­ aber­ noch­ viel­­mehr über den kurz angebundenen, gebieterischen Ton, in welchem sie aufgefordert wurde, ohne Verzug nach Hause zurückzukehren. Sie begab sich sofort zu ihrer Tante, welche das anstoßende Zimmer bewohnte, und­ während biese Teßners Brief las, durchflog elizitad ein gleichzeitig empfangenes Schreiben Melam­ed. Plößlich begann die Hand, worin sie dasselbe 'Hielt, “heftig zu zittern und jan herab. Frau dr. Prachwit gab, während sie lad, durch verschiedene Ausrufe ihre erstaunte Anteilnahme an dem ruchlosen Frevel zu erkennen, dessen nächtlicher Schauplag "das Gölinger Herrenhaus gewesen war. „Weshalb dich aber dein Vater mit so peremptorischen Worten nach Hause ruft,” sagte sie, „begreife ich nicht, deine Gegenwart kann doch die Sache nicht ungefciegen machen! Über 3 hast du, Kind?* trug sie aufblidend, „du zitterst ja und bist ganz bloß geworden !" a _

Next