Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1896. Juni (Jahrgang 23, nr. 6830-6853)

1896-06-25 / nr. 6850

Siebenbürgisch-Deutsches Wiion und Administration Heltau­ergasse 23.­­ setiitiiiitguiisiiabin­edeviiistoiinsui­d age folgenden Bodentages. täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährlich 2 fl. 50 fl., Halb­ jährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’s Haus, mit Zustellung 11, 3 fl. 6 fl., 121. Abonnement mit Jostversendung: Kür das Inland: bierteljährig 3 fl. 50 Er., Halbjährig 7 fl., ganz­­jährig 14 fl. Hür das Ausland: bierteljährig 7 ARM. oder 10 Fre3., halbjährig 14 er 20 Be­gansjährig 28 AM. oder cB. Eine einzelne Nummer kostet 5 Er. d. 2%. Unfrankirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. » «.. . »O ..r «. ·­­»­.«« . « lat. — — — Nr“ 6850. KA. Jabıgang 9­ermannstadt, Donnerstag 25. Juni Irdisiiii­erationen undssfuch ndeiii:«o-neiiaußeideinhauptbureaiizseltaiiise gaffe Nr. 28: in Kronstadt Heinrich Zeidues, H. Dresswaudt’s Nachfolger, Mediasch Johans Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Car Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoui, Nehrer, Wien Otto Mans (Hassenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A Opelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Dann­ber, Budapest A. V. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­n Liebmann. Infersionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile tostet beim einmaligen Einraden 7 tr., Das zweite» war je 6 k., das b drittemal je 5 fr. d. W. ax: cluive der Stempelgebühr von je 30 Ir 186 Wie man zum Magyaren wird.‘ I Mit Genehmigung des Verlages der „Allgem. Zeitung” in München veröffentlichen wir nachstehenden, der Beilage Nr. 136 entnommenen Artikel: [S.] or kurzem erschien in einer Budapester Verlagshandlung ein Buch, das wohl kaum Seinesgleichen haben dürfte, auch nur in Ungarn verfaßt und herausgegeben werden konnte, weil eben der Stoff zu diesem litterarischen Produkte nur hier vorhanden war. Schon um dieses Umstandes willen verdient das Buch auch weiteren Breisen bekannt gemacht zu werden. Dasselbe begicht aber noch in mancher anderen Richtung großes Interesse; er eröffnet ins­­besondere einen Einblick in die Psychologie des ungarischen Staats und Gesellschaftslebens, wie er lehrreicher sonst kaum geboten wird. Das in unga­­rischer Sprache und in netter Ausstattung veröffentlichte Buch führt den Titel „Die Namensveränderungen unseres Jahrhunderts” *) und giebt sie als eine „Sammlung der dem Jahre 1800 bis 1893 mit behördlicher und ministe­­rieller Erlaubnis abgeänderten Namen“, „auf Grund der Originalakten von einen Mitgliede des Direktionsausschusses der Ungarischen heraldischen und genealogischen Gesellschaft zusammengestellt“. Der Band umfaßt 253 Oktav­­seiten mit fompressem Druck auf Schönem Papier. Wenden wir nun unsere Aufmersamkeit dem Inhalte zu. Dieser betrifft eine Thatsache, welcher man in einem anderen Kulturstaat nicht wieder be­­gegnet. Wir meinen die massenhaften Nenderungen der Familiennamen mit obrigkeitlicher Erlaubnis. Solche Namensänderungen findet man im seltenen Einzelerscheinungen allerdings auch in anderen Ländern; allein e­ sind das zu jeder Zeit nur Ausnahmefälle, durch ganz besondere Gründe, wie zum Beispiel durch Adoption, veranlaßt und gerechtfertigt. D­er ein Name wurde der s einen Träger derart geschändet und in Verruf gebracht, daß er die Ehre oder das berechtigte Anteresse der übrigen Besiger dieses Familiennamens erforderte, den befleckten Namen mit einem anderen zu vertauschen. Und selbt in solchen Fällen gestattet man nur mit Vorsicht und Zurückhaltung den Wechsel des Namens, weil ja mit diesem Wechsel eine Reihe bedeutsamer Verände­­rungen intimer Familienbeziehungen, Rechtsansprüce, Personalidentitätsfragen u. f. m. verbunden ist, welche leicht große Störungen, Inkorrektheiten, Recht­­slänfungen oder Hinterlistige Täuschungen zur Folge haben künnen. Der Familienname bildet ferner nicht bloß das Eigentum seines einzelnen Trägers, sondern -er­-oft­ zugleich­ das­­ rechtmäßige Refigium der­ gesamten Familie, welcher das betreffende Individuum entstammt und angehört. Der Name wird zum Bestandteil des eigenen IchE der Einzelpersönlichkeit wie zum Gemeingut der Familie. Wer ihn ablegt oder verändert, der entäußert sich eines Teiles seines eigenen, angestammten Wesens, aber er schädigt und beeinträchtigt zugleich die Familie, der er von Geburt an angehört, der er ein Glied oder eine Anzahl von Mitgliedern entzieht, die er verleugnet und damit das eigene Yleil­ und Blut verschmäht, die Eltern verm­ehrt und in Bietätlosigkeit von sich stößt, oder ihr Andenken mißachtet. Außer diesen privaten Seiten hat jedoch der Namenswechsel in der Regel no eine andere, eine öffentliche, politische Bedeutung. Die Familie bildet die Grundlage der Gesellschaft, der Nation, des Staates. Mit der Los» Yösung von der Familie ergiebt ich als Konsequenz auch die Trennung von dem Stamm oder Wolfe, dem­ die Familie angehört und weiter von jener Nation oder Nationalität, welche diesen Stamm, dieses Volk als politische Individualität repräsentiert. Sa, in der Regel ist diese Lösung von der an­­gestammten Nationalität und der Anschluß an ein anderes Bollstum die eigentliche Triebfeder zum Ablegen des bisherigen Familiennamens und zur Annahme eines neuen Namens, der dem neugewählten Bollstum entnommen . Da der unbefugte Nachdruch der Artikel in der Beilage zur „Allg. Big.“ gerichtlich verfolgt wird, so mußten wir uns vorerst an die Redaktion der „Allg. Big.“ um Gestattung des Nachdruches wenden. Dieselbe wurde und denn auch zugestanden. Deshalb die Verspätung anderen Blättern gegenüber. D. Red. d. (S.-D. Tybl." oa 2) Im Original: „Szäzadunk nevvältoztatäsai.“ V Budapest, 1895. Großoktan, 53 Seiten. ist. Der Namenswechsel bezeichnet damit zugleich den Uebertritt zu einer an­­deren nationalen und politischen Gemeiniaft. Je nach der Auffassung wird dieser Abfall von dem angestammten Volkstum und der Anschluß an eine andere Nationalität, der man genetisch nicht zugehört, als häßliches Renegaten­­tum getadelt, oder als „patriotische Selbstverleugnung und Tugend“ gepriesen. Dieser Namens und Rationswechsel aus politischen Motiven ist in Ungarn ganz besonders häufig, und er wird hier auf verschiedene Weise begünstigt und gefördert. In einem polyglotten Lande, wie­­ Ungarn von jeher getreten, ist der Ausscheidungs- und Amalgamierungsprozeß unter den neben und unter­einander lebenden Boltsstämmen seit Jahrhunderten im Gange. Die Magyaren waren nach den Beugnissen der Geschichte und Sprache schon bei ihrer Einwanderung und Niederlassung in ihrem heutigen Vaterlande ein Misevolt, in welchem auf türkischer Grundlage finno-ugrische und flavische Elemente ein neues Volks­­tum gebildet hatten. Hier im Lande ging diese Auffangung und Verschmelzung fremder Vollselemente weiter vor sich. Slawen, Deutsche, Chazaren, Petschenegen, Kumanen und andere Völkerschaften wurden vom Magyarentum absorbiert, gingen ihrer Eigenart verlustig, ließen aber dennoch Spuren ihres Wesens in dem magyarischen Volkstum zurück. Diese Absorbierungsfähigkeit der Magyar r­ichen ist eine der Hauptursachen seines nationalen Fortbestandes und seines Wachstums, das in alter und neuer Zeit weniger durch natürliche Vermehrung, als durch fortgelegte Angliederung und Einverleibung anderer Bau­elemente stattgefunden hat. Aber auch die übrigen in Ungarn vorhandenen Völkerschaften wirkten abstoßend und anziehend aufeinander. von den starren Nachbarn wurden jene fremden Bruchteile aufgesogen, die als abgesprengte, verlorene Posten in die anderen Voltamasjen geraten waren. Auf diesem Wege mischte sich all­­mählich viel deutsches, flavisches und romänisches Blut mit magyarischem, oder es machten die Stovaten im­ Norden Ungarns erfolgreiche Angliederungen bei den Bipser Sachsen, bei den Deutschen in den ober- und niederungarischen Bergstädten, bei den Magyaren und den Ruthenen, oder es eroberten die Rumänen Siebenbürgens sächsisches und magyarisches Element, oder er warb durch die Schwaben im Banat dem rumänischen und dem serbischen Wolfs­­flamm Abbruch gethan. Ein derartiger „Krieg im Meinen“ geht seit Jahr­­hunderten zwischen den Völkern Ungarns einher, allein e3 war ein „friedlicher“ Kampf, niemand fühlte sich irgendwie verlegt, niemand geschädigt oder gefränzt in seinem volk­tümlichen Wesen; denn, er vollzog fi­eier ein natürlicher Prozeß. Erst die Leidenschaft, der Egoismus und die Herrschlugt der Menschen hat den ruhigen Gang der Dinge auch darin seit mehr als einem halben Jahrhundert gewaltsam aufgerüttelt und dadurch einerseits den unseligen Streit und Hader der Nationalitäten angefacht, andererseits den Entnationalisierungs­­prozeß fünftlich gesteigert. Die Innergeschichte Ungarns lehrt, daß­ bei diesem Prozesse das deutsche Volkselement die mindeste Widerstandsfähigkeit bekundet. In den früheren Jahrhunderten war dies allerdings anders. Der lange und harte Kampf, welchen die Deutschbürger in den Städten Ungarns gegen das Eindringen der magyarischen Edelleute führten, sowie die glückliche Erhaltung der Sieben­­bürger Sachssenzunge zeigen, daß diesen Deutschen nationales Selbstbewußtsein und getreue Anhänglichkeit an das angestammte Volkstum innewohnt. Anders gestalteten sich die Dinge seit den Tagen der Türkenherrschaft, der Gegen­­reformation und der häufigen und blutigen innern Wirren. Da wurde das Deutschtum in den ungarischen Städten in seinem Mark getroffen und die einzelnen deutschen Kolonien durch anderes Volkselement zerlegt, zerstört, auf­­gesogen. Der Stadtrichter der ehedem deutschen, damals aber­ bereits slowakisch­­polnischen Stadt Gniesen, namens 3. Laczto, alias Spinner, schrieb im Jahre 1724 in der Chronik seiner Batterstadt über diese: „Vor etlich Jahren wahrstu wie eine schöne und wohlerzogene Jungfrau, jegt bistu wie ein armes Spittel­­weib, welche umb Almosen bittet.” „In der That“, bemerkt zutreffend der österreichische Historiker Fr. R. von Krones, „sobh­armen Spitalweibern glichen in diesen Tagen die meisten deutschen Freiorte des oberen Ungarlandes. Das Elend endloser Bürgerkriege machte ihren Wohlstand weiter, brach ihr politisches Selbstgefühl, untertwählte und zerlegte die deutsche Gesinnung. Schwere Unterlassungsfünden, arge Mißgriffe ließ si im dieser Richtung die österreichische Herrschaft zu fgulden kommen; freili war sie in den meisten Fällen bei den bezüglichen Ma von den vorziehenden Gewalten und Persönlickeiten s­chlecht bedient. rationen der Magistrate magyarisierten die tonangebende Bürgeriaft; mit der materiellen Not drängt sich das Slaventum, äußerst fruchtbar in der Familienbildung, anstellig und genügsam, in den Schoß der Städte. In nicht wenigen derselben war mit dem völligen Ruin des Handels und Gewerbes ein Proletariertum beimifc geworden, das den würdigen Gehalt vergangenen Lebens bis zur Untenntlichkeit verwischte.” s« Und die den­tsehen su wanderer des 18.Jahrhun­derts«ai­i demM«, die Schwaben,Frauiemhessem Breisgauer un­d Rhein­län­der-«» nationalpolitische«Selbstbewußtsein brachten sie auf der altenseisiat in­ das neue Vaterlan­d m­­it.Undivassiir Anhänglichkeit an ihr Deutschtum konn­­ten­ diese eingewanderten­ Deutschen hegen­ und pflegen u­nter dem­ freiheitswidtigen Regierunggryffeur Metternich.Dazu gesellte sich der von statik­atischen­ Deutschen eigene Indifferentism­­us gegenü­ber dem angestam­m­te usslicitum­­ Der kogmnopolitischesiig im Charakter des Deutschen offenbart sie in Ungarn häufig in jenem charakterlosen Alleinweltsfinm deri­iirdeuipersönliCeith­eil nachgeht und dabei das nationale Selbstbem­­ißtsei,die nationale selbstachtiiiis nicht bloß derleugnet,sondern au­ch gän­zlich einhilft,jasiiin­en­tschieden­en­ Gegner und Feinde der Deutschtums entarte.Dassielleaateiitiiiii gedeiht nirgends soiippis als bei den Deu­tschen in Un­garn Davon liefert die dort liegende Sam­m­lun­g der»Nam­ensverä­nderungen­ unseres Jahrhu­nderts«die vollgiftigen­ Beiweise. Diese abgefallenen Deu­tschen s­nd sonstigen Reueiaten­ sind aber au­ch die Hauptvertreter und Verbreiter des unduldsamenchaum­­nissax die palpto apostelde-absorbierenden Magyarismu­s.Der wirkliche Mashar zeichnet sich in der Regel durch Toleran­z un­d so sich wollen­ gegen­ andere Nationalitäten au­s,höcsten­s bedauert er den Frem­­den­,daß ihm nicht dasslick zu teilgew­orden,ein Magharzisse im Männerm­­itee den­ Nagharen habenden Chauvinismise und die MagharisteriinthsthMs urteilt sind bekäm­­pft. « Der anonyme Herausgeber unserer Vorlage sieht freilich in den Namens­­magyarisierungen dem fortschreitenden Triumph des endlich eriwadgten magya­­rischen " nationalen“Selbstgefühls­ und freut-sich der­­ deb. Mieder­­ganges, der Abnahme der nichtmagyarischen W­olfselemente im Lande. Er spendet dabei der ungarischen Regierung ein warmnes Lob, weil sie von Anbeginn an bestrebt war, diesen nationalen Geist zu weden, zu pflegen und zu ver­­breiten. Eines der wirksamsten Mittel zur Erleichterung der Afsimilierung sei der Namenswechsel. „Ganz natürlich, denn ein „Herr Trachenfels“ mag ein noch 10 gelehrter Yakhmann sein, so wird er doc niemals jenen Einfluß und jene Popularität erreichen, als wenn er seinen Namen auf „Szillay“ verändert. Der erstere erhält fortwährend die Entfremdung, das Mißtrauen, dagegen ruft die (magyarisierte) Abänderung des Namens sofort das Gegenteil hervor.” Der frühere, bereits verstorbene ungarische Minister Gabriel Barosii zögerte einst mit der Unterschreibung eines Enqueteprotofols indem er erklärte: „In Wien screibe ich meinen Namen mit Stolz unter heutige Namen, hier zu Hause aber nur mit Edel. Mit welchen Augen die Anhänger der Magyarisierung stenpen­, diese Namensveränderungen betrachten, ersieht man aus den weiten Aeugerungen unseres Anonymus: „Was den Namenswecsel anbelangt“, sagt er, „verbienen diejenigen vor dem ganzen Lande unsere größte Hochachtung, die soviel moralische Selbstüberwindung besaßen, diesen Wedsel an sich selbst zu ver­­wirklichen.“ Wer also Vater, Deutter, Familie und Vollstum berleugnet und ih fremdem Vollstum angliedert, ja Häufiz zum ärgsten Gegner seiner früheren Volks und Namensgenossen wird, dem sol man die größte Ho.­achtung bezeigen. Allerdings gilt das nur von den Nichtmagyaren, denn für den Magyaren selber gereicht 8 zu höchstem Lob und Ruhm, sobald er auch an ancecin N = Benilleton. Der Fiebe und des Glükes Wellen. Roman von M. dr. Eichen. (40. Fortlegung.) Bitternd und zögernd nur kann sich Frau Berger entschließen, dem Befehl ihres Herrn zu gehorchen. Der Schred ist ihr in alle Glieder gefahren ; sie fan sich aber auch schwer nur überzeugen, daß er das Richtige getroffen hat und ihr Bleiben nur eine Verzögerung ist. Schneller eilen die Leute fort. Jegt Hört man die großen Bernhardiner aufgeulen vor Breude, daß sie von der Kette­­ 08 fommen; hell Häffen die Heinen Sorterrier durcheinander. Die beiden merken es kaum. Gorglih hat Donah das Mädchen zu einem der­ Heinen Löffel geleitet. Er schiebt eine weiche Rolle unter ihren Naden; seine Hand streift das blonde Gel­d, er empfindet es mit wonniger Luft. Er schiebt eine Keine Bank unter ihre Füße und hüllt ein weißes Ziegen­­fel um dieselben. Er läßt si nieder vor ihr auf das Knie; geschicht und schnell und doch so behutsam zertrennt sein Messer den Aermel, der die Wunde umschließt. Grücklicherweise Hat der Schuß nur die weichen Fleischteile des unteren Armes gestreift. Zeit und Lose Hält feine Hand den Arm, daß ihm nichts schmerzend berüßre, Es ist ein schöner Arm, schlanf und fein im feiner, Form, blendend in feiner Farbe, gleich einem Reif von bunteln Steinen ziehen sich die roten Tropfen um die Falte nach dem Ellenbogen, die das Vort, ihrem Reiz gerecht werdend, den Ring der Venus nennt. Hilbert möchte ihn koffen, diesen schönen Arm, der ihn gerettet, bezwingt si:­er nennt Hilde bald; sie möchte es mißverstehen. Aber er schaut zu ihr auf mit leuchtendem Blid, Sie neigt das Haupt zu ihm nieder; zärtlich fast schimmert es in ihrem Auge. Und da überkommt ed Donadd mit jauchzender Luft und siegesstolzer Gewippeit: „Warum hast du mich gerettet, Hilde, warum bist du Hier ?“ Imdem schlagen die Hunde an; Stimmen werden laut in dem Garten, die einsam Stille Veranda herauf. Was Hilde von dem Moment überwältigt vergessen, steht lebendig vor ihrer Seele. Sie wehrt dem Arm, der sich um ihren Leib schlingen will, mit einer hoheitsvollen Bewegung. Ruhig singt es, sehr Fühl dafür, daß sie noch vor wenigen Minuten das eigene Leben für ihn zu opfern bereit war: „Er wollte Sie töten — ein Zufall ließ er mich erfahren. Die Zeit drängte, ich eilte hierher, um Sie zu warnen. Ich würde seinen Menschen im Stich gelassen haben.” „Keinen Menschen 2” Hilde schweigt einen Augenblick. Wie suchend irrt ihr Wage über die spielenden Ranfen, das flimmernde Grün; betäubend weht der Duft der späten Rosen und Referen von dem nahen Garten herüber; eifig aber au­ftreift die Luft ihre Stirn; es ist ziemlich kalt geworden mit Anbruch der Nacht. „Reinen.” Es singt tonlos do fest. Gott sei Dank, daß sie Hierin nicht zu lügen braucht. Er hört eben nur die Wahrheit im diesem Wort, und das Wort er­­nüchtert ihn. Da erscheint Frau Berger mit einem Arm voll altem Leinen und Medikamenten. „Ich denke, ich überlasfe Sie sei am besten der Fürsorge meiner alten Berger allein. Eine Kompresse mit faltem Wasser; ein paar Tropfen Eisen­­chlorid darin — eine feste Binde ist zunächst nötig. Dann“ — das gilt der Haushälterin — „urgen Sie, daß das gnädige Fräulein eine Erfrischung zu fi nimmt. Ich will Befehl geben, daß angespannt wird. — Sie bedürfen vor allem dir Ruhe.“ Der Baron wendet si zum Gehen. — Jet aber stürmen seine Leute zum Säulengang herauf, die Bernhardiner voran, die Terrier kommen nach. Die Terrier wedeln Hoffend vor und zurück; die Bernhardiner springen an ihrem Herrn in die Höhe, reden ihm Hände und Gesicht, als wähten sie, warum er si gehandelt hat, und wollten nunmehr ihre Befriedigung über den Ausgang findthun. Auch die Leute sind erregt; aus ihren Mienen, dem irren Dur» einander von Wort und Mienen, spricht deutlich die Anhänglicleit an den Herrn, die Genugtäuung, daß man ihn Hat, den Hallungen nämlich! „Sie Haven ihn gekriegt, gerade als er über die Hede fegen wollte in den Wald, da oben zwischen dem beiden Pflaumenbäumen hindurch. Der Edel und der Sped Hatten ihn am ber Hofe gepadt — brave Luder, Heinen Kerls | Der Wotan Hatte ihn gestellt.* er ee a 4 Donahs Hand streicht dem VBernharbiner über den Rüden, was aber dessen Gefährtin, die Srigg, für eine unverbiente Burüdfegung niet, so das sie schleunigst ihren zottigen Kopf dazwischen drängt. „Sie haben Glüc gehabt, die Leute; unten wird er schon fest gemannt! Sie haben auch glei einen Gendarmen bekommen. Der kam mit dem Heren Landrat vorbei. Indessen hat er gebrannt, die Schule; sie waren dort und machten eben gerade nach Haus, vorbei, Sie werden gleich oben fein, da kommen sie i­on.” In der That erschien eben Bent von Windig von dem Gendarmen begleitet in dem Wogengang. Bent von Windig ist Hug genug, um den Sach­­verhalt der Begebenheit zu durchschauen. Dieser Ausgang ist ihm äußerst fatal. Er wünscht fi meilenweit hinweg, doch er konnte unmöglich hinter dem Wächter des Geieges zurückbleiben, da es galt, die Szenerie in Hugenschein zu nehmen, wo man den Verbrecher auf der That ertappt hatte. Er sieht ziemlich verstört aus, wa er giebt fi Mühe, die beste Miene zum bösen Spiel zu machen, Augen und Ohren offen zu halten; vielleicht daß fi noch ein Löffel findet, mit dem die Suppe fi­ außerfen Täht, ohne daß man fi­ gründlich den Magen dabei verdirbt­­, die Suppe, darüber kann er seinen Augenblick im Zweifel sein, die er sich selber ein­­gebracht hat — mit dem verdammten, dummen Bauernfloß, „Braves , die

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