Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1897. Oktober (Jahrgang 24, nr. 7234-7260)

1897-10-24 / nr. 7254

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Reissen­­berger, Schässburg Fritz Teutsch, Bistritz Arthur v. Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Kauff­mann, Broos H. Graef, Reps Johanna Guiesch, Buchhandlung, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danneberg, Inseraten­­bureau „Die Annonze“, Budapest A. V. Gold­­berger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile fostet beim einmaligen Einraden 7 Tr., das zweite mal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. d. W. ex­­klusive der Stempelgebühr von je 30 Er. He ’ Studienreife. (Schluf.) Die Leipziger Lehrer bilden insgesamt einen Konkretalstatus mit den gleichen Gehaltsansprüchen, ohne Rücksicht darauf, ob sie an einer Volksscule, Bürger- oder höheren Bürgerschule dienen, so daß zum mindesten aus diesem Grunde eine Ambition der Lehrer, an dieser oder jener Schule zu dienen, nit stattfindet. Was den Gehalt der Lehrer betrifft, so sind dieselben sehr günstig gestellt. Schon mit der provisorischen Anstellung ist ein Gehaltsbezug von 1500 Mark verbunden. Ständig angestellte Lehrer beziehen als erste Besoldung 1650 M., diese steigt (in Duinquennien) auf 1800, 2100, 2700 und 3000 Mark. — Die Direktoren erhalten als Besoldung 3600 Mark, 1050 Mark als Wohnungsentscädigung, nach fünf Jahren 300 Mark und nach zehn Jahren 600 M. Alterszulage. Jeder ständige Lehrer ist zu 26 wöchentlichen Unterrichtsstunden ver­­pflichtet, Mederstunden werden besonders vergütet. Zeichen- und Turnlehrer erhalten für 24 wöchentliche Stunden 1800 Mark und nach je fünf Jahren 150 Mark mehr. Schreib- und Gesanglehrer beginnen mit 1500 Mark; die Duinquennalzulagen betragen hier ebenfalls 150 Mark. Der Lehrplan ist in allen diesen Schulen im w­esentlichen der gleiche, be findet in der Kategorie der Schulen in Bezug auf das Schülermaterial dadurch ein nicht geringer Unterschied statt, daß das Schulgeld an denselben ein sehr verschiedenes if. Dieses beträgt nämlich in den Bezirksschulen nur 8 Mark, in den Bürgerschulen 16 Mark, in den höheren Bürgerschulen 32 M. Weil die Kinder der zahlreichen Fabriksarbeiter vorwiegend die Bezirksschulen be­­suchen, so kann hier das Schulgeld in monatlichen, mitunter auch in wöchent­­lichen Raten gezahlt werden. Ein weiterer Unterschied der verschiedenen Kategorien der Anstalten ergiebt es dann ferner in den Anforderungen in der Hausaufgabe, die in Bezug auf Menge (Ausdehnung) und V­oll­ommenheit gestellt werden, indem insbesondere von den Bezirksschülern sehr geringe Leistungen nach dieser Richtung Hin verlangt werden. Bemerkenswert erscheint unseren Berichterstattern dieser Umstand, weil ihrer Anschauung nahh an einen großen Teil unserer Schüler infolge häuslicher Verhältnisse fast unerfüllbare Anforderungen gestellt werden müssen, wenn nicht ein anderer Teil der Schüler ungenügend be­­schäftigt sein sol. Falls von einer Trennung der Schüler bei und abgesehen werden müßte, so konnte in unseren Verhältnissen für Schüler der ersteren Art wenigstens die Möglichkeit geschaffen werden, ihre Aufgaben in Ruhe, Reinlichkeit und Ordnung machen zu können zur Einführung von Arbeits­­stunden (anschließend an die Unterrichtsstunden) in der Schule unter Aufsicht eines Lehrers. Was nun den Lehrplan selbst anbelangt, so ist in demselben der Religion eine größere Stundenzahl eingeräumt als an unseren Schulen, in den vier ersten Schuljahren allerdings nur wöchentlich 2 Stunden und zwar beschränkt si der Unterricht in diesen Klassen auf die biblische Geschichte des Alten und Neuen Testaments. In den anderen Klasen kommt zu dem zweistündigen eigentlichen Religionsunterricht auch in wöchentlichen 2 Stunden das Bibel- Lesen hinzu. Der Memorierstoff ist in diesem Gegenstande ein sehr großer. Außer den zu der betreffenden biblischen Geschichte passenden Bibelstelen wird in allen Sclaffen eine große Anzahl von Gesangbuchsliedern auswendig elernt. Bei dem Lehrplan für die deutsche Sprache, worin der Unterricht im Lesen, der Sprachlehre, dem Nechtschreiben und Aufrat inbegriffen ist, ist er den Berichterstattern aufgefallen, daß die Zahl der für den Unterricht in der Muttersprache bestimmten Stunden in den 8 Klassen noch unter der Zahl bleibt, welche in dem von der Hermannstädter Konferenz der Behörde vor­­gelegten Lehrplan einer sechsklassigen Volksschule angeregt ist und auch dabei hat sich die genannte Konferenz nur schwer dazu entschlossen, den beiden legten Klassen nur je 6 Stunden Deutsch zuzumessen. Sehr bemerkenswert, meint der Bericht, ist der Unterschied des Lee­­buches, von dem bei und am meisten verbreiteten Lesebuch von Wolff. Das in den Leipziger Schulen in Gebrauch stehende Lesebuch für mehrklassige Schulen in 4 Stufen ist vom einer Kommission der Schuldirektoren Leipzigs herausgegeben, und verfolgt offenbar einen weiter gehenden med als unser Lesebuch. ES soll den Unterricht auf allen Gebieten unterfragen und oft an den Sacherklärungen des Lehrers als Grundlage dienen. Darum enthält es neben einer großen Anzahl von Lesestücken, welche geeignet sind, die Phantasie anzuregen, das Gemüt zu veredeln und die Religiosität zu weden, noch eine große Zahl realistischer Lesesunde namentlich naturgeschichtlichen, geographischen und allgemeinen belehrenden Inhaltes. Wenn auch nach dem allgemeinen Schulplan jenen der Vorzug zu geben ist und diese mehr den betreffenden Unterrichtsstunden zugewiesen werden sollen, so bieten sie doch auch im deutschen Unterricht nach allen oben be­­zeichneten Richtungen ein treffliches Unterrichtsmaterial. Ueberall sieht man, daß das Buch von praktischen Schulmännern ge­­schrieben ist, die gewußt haben, was sie wollen und mit Konsequenz ihre Eier verfolgt haben. E83 wäre zu unwünschen, erklärt der Bericht, daß bei einer neuen Auflage des Wolff’schen Lesebuches der im Leipziger Lesebuch beobachtete Gesichtspuntt nicht aus dem Auge verloren werde, oder vielmehr und Wage gefaßt werde, denn wenn der­­deutsche Unterricht den Anspruch erhebt, den Mittelpunkt des gesamten Unterrichtes zu bilden, so muß das Lesebuch auch durch seinen Inhalt die anderen Unterrichtsgegenstände unterstoßen. Dieses sind im großen und ganzen die Bemerkungen des Berichtes, die wir für einen größeren Leferkreis zur Mitteilung für geeignet halten. Einen vollkommenen Einblick aber in die Erfahrungen, die die Kommission auf ihrer Studienreise gesammelt hat, wird allerdings nur der bekommen können, der auch die weiteren hauptsächlich einen pädagogischen Charakter tragenden Aus­­führungen des Berichtes Tieft. Auf uns Hat dieser vor allem den Eindruck gemacht, daß der Gewinn der Studienreife ein reicher und für unsere Wolfs­­f­äule bedeutungsvoller ist. Und von diesem Standpunkte aus, müssen mir unwünschen, daß es demnächst z­­ei oder drei Lehreren unserer Mittelschulen ermöglicht werde, draußen in Deutschland das Mittelschulwesen nach seinen verschiedenen Richtungen hin studieren zu können. Der Gewinn, der unseren Mittelschulen aus einer solchen Studienreife ermachten wird, dürfte den Auf­­wand, der hiefür gemacht werden muß, in erheblichem Maße übertreffen. Bolitiche Nebersicht. Hermannstadt, 23. Oktober. BVorgestern überreichte der französische Botschafter Loge in Buda­­pest dem Kaiser-König sein Abberufungsschreiben. Bei dem feierlichen Akte intervenierte der ungarische Hofmarschall Graf Ludwig Appondi. Zu Beginn der vorgestrigen Situng des Reichsrates war das Gerücht verbreitet, daß die Linie nicht weniger als 32 namentliche Ab­­stimmungen zu beantragen beabsichtige. Indessen kam zwischen der Obstruktion und der Majorität ein Kompromiß zu­stande, der jedoch nur für die vor­­gestrige und gestrige Sigung Geltung haben sollte, demzufolge die Obstruktion an diesen Tagen die namentlichen Abstimmungen einzuschränken versprach. Dafür räumte die Majorität ein, daß die gestrige Sigung nur bis 7 Uhr abends dauern sollte und verpflichtete sich weiters, die Debatte über den in Verhandlung stehenden Gegenstand nicht zu schließen, bevor nicht vier Redner der Linken zu Worte gekommen sind. Das Hauptinteresse war vorgestern den Ausführungen des Abgeordneten Türk gewidmet. Derselbe versuchte zuerst eine Ehrenrettung für Iro, worauf er das Verhältnis der Deutschen in Desterreich zu jenen in Deutschland besprach. Er sagte unter anderen, der verstorbene Heldenfaiser Wilhelm I. habe einmal unseren Monarchen ersucht, die Deutschen in Desterreich niemals zu Schmerzensf­ndern zu machen. Der Präsident ersucht den Redner, den Monarchen nicht in die Debatte zu ziehen. Abgeordneter Türk giebt der Hoffnung Ausdruck, daß diese Tradition unter dem Nachfolger Kaiser Wilhelms dort auch noch desselben Wohlmollens gewürdigt wird. An einer anderen Stelle der Rede Türks rief Dr. Herold: „Wir Deutsche fürchten außer Gott sonst nichts auf Erden“, worauf Türk sagte: Die Höhnischen Bemerkungen werden die Deutschen in Oesterreich nicht davon abbringen, in der Heldengestalt Bismarcs den größten deutschen Staatsmann zu verehren. Was wir außer Gott fürchten, das sind Ihre Machenschaften und Ihre im geheimen betriebenen Madinationen, welche Sie gegebenenfalls mit brutaler Polizeigewalt durchzuführen bestrebt sind! Die Lage in Oesterreich ist nach wie vor dieselbe. Charakteristisch über die Stimmung in der Majorität ist folgende Ausführung der „Bolität“ Allen Anzeichen nach zu schließen, unternehmen die Regierung und die Rechte einen reten Ber­uch, das Parlament arbeitsfähig zu machen. Das Mittel dazu sind permanente Sigungen bei Tag und Nacht, durch welche die Obstruktion ermüdet werden sol. Beriehlt dieses Rezept seine Wirkung nicht, dann dürfte es doch gelingen, das Ausgleichd­ und das Budgetprovisorium zu erledigen; wenn nicht, stände man abermals vor einer Entscheidung, wie sie am Schluffe der Iegten Session gefallen is. Lang wird der Zustand, in dem das Parlament sich jegt befindet, nicht andauern können. Die Erbitterung ist zu groß, als daß man noch monatelang das unwürdige Spiel weiter spielen sollte. Die überwiegende Mehrzahl der Mitglieder der Rechten ist der Ueber­­zeugung, daß die Regierung in gar nicht langer Zeit vor die Frage gestellt werden wird: Schließung oder Aufl­ösung des N Reichsrates? Wie auch die Antwort ausfalle, soviel steht fest, daß dann die P­arlaments­­ferien gewiß länger dauern werden, als nach der am 2. Juni erfolgten Schließung. In einer Versammlung im zehnten Wiener Bezirk hielt am 20. I. M.­­ Prinz Alois Lichtenstein eine Rede, in welcher er sich über die Lage im Parlamente folgendermaßen äußerte: Die Obstruktion sei wohl ein erlaubtes Mittel, seine Partei hege aber Bedenken, sich ihr anzuschießen, da eine starre Regierung leicht Mittel und Wege finden könne, die Obstruktion zu besiegen. Die Christlich-Sozialen müßten die Bundesgenossenschaft der Tschechen wohl zu schoßen, da sie oft zusammen Erfolge erzielt haben, aber sie müßten sich doc gegen die Sprachenverord­­nungen und den Grafen Badeni menden, denn die im deutschen Wolfe herr­­schende Erregung werde dieser nicht zum Schweigen bringen können. Er werde bestimmt noch die Sprachenverordnung zurücknehmen müssen. Es sei unsinnig, die deutschen Beamten in Böhmen zu zwingen, tschechisch zu lernen. Sie würden es bald wieder vergessen. E83 wäre derselbe Unsinn, wenn man die Beamten in Wien dazu zwingen würde. Die Tschechen möge man aber auch weiter als Bundesgenossen des christlichen Volkes betrachten. Eine Versammlung de Vereins der Deutschnationalen in Wien, welcher auch der Abgeordnete Wolff beimwohnte, Hat beschlossen, der Abgeordnete Schönerer sei aufzufordern, sofort seinen Abgeordnetenfig wieder einzunehmen. Der „Nordd. Allg. Big.” zufolge wäre die Ernennung de Botschafterd von Bülow zum Staatssekretär des auswärtigen Amtes und zum Staatsminister am 20. d. vom heutigen K­aiser voll­zogen worden. Die „Bot“ bestreitet die Meldung des „Berliner Tageblatts," daß größere Kredite für die Bewaffnung des deutschen Heeres gefordert wer­­den sollen.­­ Wie»Popolo Romano«meldet,wurde zwischen der italienischen und egyptischen Regierung über die Bedingungen und Modali­­täten der Uebergabe Kassalas ein Einvernehmen erzielt.Oberst Parfone,welcher am 15.Oktober in Kassala eingetroffen ist,wird An­­fangs November­ nach Massauah zurückkehren.Sobald die egyptische Re­­gierung den Bericht des Obersten Parsons erhalten haben wird,werden die Operationen zur Uebergabe der Territorien beginnen,welche Italien an Egypten abzutreten beabsichtigt.General Caneva erhielt den Befehl,dem ,­­ Benille soM. Der eigene Beg. Von Hans Richter. (4. Fortlegung.) „So laß do Otto das Vergnügen!” lachte Cilfi. „Und dir, gesteh’ es nur! Woher ich alles nehme, was der vermöhnte Herr beansprucht, ob ich mir Halbtot abarbeite und abängstige, fragt ihr natürlich nicht. Sobst hier, Herr von Dengern da... der Herr Kammerherr steht den ganzen Karolinenhof auf den Kopf, und die arme geplagte Haus­­frau wird vergessen, Kein Hahn kräht danach, ob sie in diesem Wirrwarr zu­grunde geht!“ „In der That, liebe Martha, du siehst angegriffen aus !“ Becher kräftig schnellte Frau Martha empor und stemmte die stroßenden Arme in die rundliche Taille. „Was, angegriffen, ich? Nein, Gott sei Dank, davor bin ich denn doch noch sicher. Mich macht der großartige Herr nicht toll wie euch — euh —* 3 war sicherli Fein Schmeicheltwort, das auf ihren Lippen schwebte und das sie nun rasch unterdrückte, als Zobst von Dengern Yangsam an dem geöffneten Küchenfenster vorüberschritt. Sie sandte ihm einen bösen Eid nach und murmelte: „Ihr Habt oft genug halb Höhnisch, Halb mitleidig gespöttelt, daß ich nur für Küche und Keller, für Garten und Stall Verständnis beffte, das aber jage ich einfache, dumme Frau euch Superflugen: es ist sein guter Mann, dem ihr euere Thüre und eure Herzen geöffnet Habt, und ihr werdet es einst bitter bereuen, freilich jedenfalls exit, mein es zu spät ist.“ Das leichtherzige Mädchen ermaß wohl nicht die ganze Tiefe dieses ferngefunden Hafses. „Meine Liebe, du bist ganz einfach — eifersüchtig!” sagte sie pathetisch und eilte, ohne der Schwägerin zornige Antwort zu beachten, hinaus. Im Hauseingange stand Dengern, bereits im tabellosen Gesellschaftsanzug, im Knopfloch ein goldenes Kettchen mit Miniaturorden. Ein leises, spöttisches Lächeln lag auf seinen Zügen und Eili errötete Lebhaft. Er war, als seie er ihr alles, was Martha gesprochen, vom Gesicht ab. Ih Hoffe, Rodig’8 werden bald eintreffen”, sagte sie verlegen, um nur etwas zu sprechen. „Sie haben Ihre Freundin sehr Lieb ?“ „Nun, wie sie­­ verdient! Sie ist so schön, so viel Hüger und selbst­­ständiger als ich, obwohl“... Cilli prüfte in plößlichem Schweigen die Lippen aufeinander. Nein, daß Hedwig um vier Jahre jünger war als sie selbst, war sie durch alte Freundschaft verpflichtet zu offenbaren. „Hm!“ machte der Kammerherr. E 3 konnte ebensowohl Lob ala Tadel bedeuten. „Hedwig hat stets die besten Lehrer gehabt, berühmte Pädagogen, die eigend nach Lensin berufen wurden. Die Frau Geheime Kommerzienrätin Rodig ist mehrfache Millionärin und Hedwig ihr einziges Kind.“ „So!" 3 Hang gleichgiltig, da in den tiefliegenden Augen des Mannes slioß dabei eine kurze blißgleiche Flamme auf. Seine frauenhaft weiße Hand spielte nervols an dem Ringe, der aus dem Maule des bronzenen Seinentopfes am Thürpfosten herabhing. „Ihre Pflegetochter vielmehr“, verbesserte sich Cilli, „die Waffe eines ihrer Buchhalter, der auf einer Hochgebirgszone verscholl. Indes kann wohl seine Mutter mehr Fürsorge für ihr weibliches Kind hegen, als die Geheim­­rätin für Hedwig.“ „Vielleicht ist gerade dieses Uebermaß wenig angebracht. Aller mensc­­­­hen Voraussicht nach wird das Fräulein die alte Dame überleben und alsdann schußlos den Anfeindungen der erbberechtigten Verwandten preisge­­geben sein. &8 liegt doch wohl auf der Hand, daß diese das Verhältnis nicht eben mit wohl­wollenden Augen betrachten und alle Hebel in Bewegung fegen werden, ein ihnen nicht günstiges Testament umzustoßen. Es wäre dies nicht der erste derartige Fall.“ „Der ss) aber hier nicht wiederholen kann, da die Geheimrätin weder von ihrer noch ihres Gatten Seite auf erbberechtigte Verwandte befigt. Und selbst wenn es der Fall wäre, würde die geschäfts- und gelegenfundige Frau doch sicherlich Mittel und Wege finden, die Rechte ihres Sciüglings für alle Zeiten zu sichern,was sie selbst mehr als einmal gegen meinen Bruder aus­­gesprochen hat.« »Rechte?Kann denn von solchen hier die Rede sein?« »Pedant!«schmollteEilli.»Wer fragt nach Landrechtparagraphen, wo nun die Gesetze des Herzens und der­ Liebe gelten können.«Sie fand,daß Hedwig nun gerade genügend lange den Stoff der Unterhaltung geliefert habe, und spielte diese mit echtem Mädchengeschick vorwärts.»Aber was ist so großen Herren ein Herz und feine Liebe,Schall und Rauch,wie meine zitatenkundige Freundin sagen würde.« Neckend und doch mit einem den feinen Augen wohlbemerbaren Schim­­mer von Aengstlichkeit schaute sie zu der hohen Mannesgestalt empo,die sich mit einem überlegenen Lächeln zu ihr herniederneigte. »Meine liebe Freundin-wenn an dergich Stefo nennen darf—, »wir Männer sind wahrlich nicht immer die unerschütterlichen Felsen,als welche wir so gerne erscheinen.Ein blaues Mädchenauge,eine weiche Frauens hand lenken und be­ h­errschen und Herren der Schöpfung­ und glücklich, wer auf diese Weise geleitet und beherrscht wird.Immer wird dem Manne F die Frauenliebe wohl als das Erstrebenswerteste,die Krone des Lebens er­­einen.“ Scheu senkte si das mie in Blut getauchte Mädchenanteit, da nun Hang, wohl ganz gegen ihre Erwartung, seine Stimme eisfalt, als er fortfuhr: „Freilich, nur Ausermählten ist die Erfüllung dieses süßen Traumes beschieden. Ein einsamer Welt­wanderer gleich mir darf ihm nicht nachhängen. Er giebt Naturen, denen die Pforte dieses irdischen Paradieses für immer vers­chlossen zu sein scheint, auch ich gehöre zu ihnen.“ „ag!“ stieß Billi erblaffend hervor, Kalt und spöttisch sahen Dengern’s dunkle Augen auf sie nieder, ihr war, als fröstle sie unter diesem eisigen Strahl. So wenig Erfahrung sie besaß, empfand sie doch, daß er ihr aufleimendes Gefühl bemerkt hatte und er ers­barmungslos zurücwies. ei­ki deutete auf einen Heranrollenden Wagen. „Da kommen ihre ä e u Zu gleicher Zeit stürzte Breitenfeld aus dem Hause, noch an feiner Ara­­batte zerrend,

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