Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1898. Januar (Jahrgang 25, nr. 7312-7335)

1898-01-14 / nr. 7321

Seite 42 Hermannstadt, Freitag Sch habe indessen stets gemeint, daß, während wir jüngst Moore, Sümpfe und Wüsten in Afrika unter dem­ vorgeben, neue Märkte für unsere Güter zu eröffnen, uns zu Gemüte führten, wir viel besser gethan hätten, wenn wir unsere Kraft darauf verwendet hätten, unsere Märkte im fernen Osten zu stärken und zu erhalten. Ale Märkte, die wir im dunteln Kon­­tinent und durch Annektierung siltern können, sind von außerordentlich ge­­ringem Werte, umso mehr als wir zwar Kosten auf ihre Erwerbung und Er­­haltung verwenden, sie aber an allen unseren Konkurrenten offen Halten. Ich glaube nicht daran, daß unserer Handel ss durch Annektierungen in Afrika oder irgendwo sonst ausdehnt . . . Wir sind in der Lage eines alten Geschäftshauses, das von seinem alten guten Ruf zehrt, das aber die Kon­­kurrenz einer Anzahl junger und strebsamer Firmen auszuhalten hat, die Kunden zu erwerben suchen und zu dem Bred sich aller Mittel bedienen, die geeignet sind, Kunden heranzuziehen.“ Ale Mächte richteten ihr Augenmerk auf China. Rußland, der Nach­­bar im Norden, brauche einen eisfreien Hafen. Seht, da es Port­ Arthur be­­fegt habe, sei e3 nicht zweifelhaft , daß e8 nicht wieder hinaußgehen erde. Der Geschicl­hteit der russischen Diplomatie sei es nun nicht nur gelungen, diesen Hafen und die V­ormacht in der Mandschurei sich zu sichern, sondern auch China davon zu überzeugen, daß Rußland nicht nur sein bester, sondern auch sein einziger Freund sei. „In diesem Punkte haben si­e die Chinesen wahrscheinlich dem Unvermeidlichen gefügt. Rußland konnte ja in jedem Augenblick eine große Armee in Nordchina einladen lassen, wo der Siß der kaiserlichen Regierung sich befindet. Die Chinesen ziehen daher vor, Ver­­bündete zweiten Ranges dem Bären zu werden, statt sich seine Gegnerschaft zuzuziehen. Das ist eine natürliche Folge der geographischen Lage der beiden Länder zu­einander und wir können daran nichts ändern.“ „Auch Deutschland, das seinen Handel mit China mächtig entwickelt hat, bestand darauf, eine Flottenstation in Nordchina zu erwerben. Wahr­­scheinlich hätten die Muffen dieses Gebiet Lieber für sich behalten. Sie willen aber wohl, daß diese Flottenstation nicht gerade russische Pläne stören wird und haben daher dem Erwerbe zugeslimmt.“ Auch Frankreich und Japan, welch reiteres Wei-hai-wei Schwerlich wieder herausgeben werde, verfolgten ihre Interessen im himmlischen Reiche. England besigt Hongfong,­­ würde ein großer Fehler sein, wenn England an größere Landerwerbungen in China dächte. Es hätte jegt schon nicht genug Soldaten, das Reich überall wirksiam zu verteidigen; wie sollte es erst werden, wenn es auch noch China garnisonieren müßte. „Was wir zu fürchten haben, ist, daß wir auf dem Gebiete des Handels von Deutschland oder Japan aus­­gestochen werden. Ob das geschieht oder nicht, das wird nicht Davon abhängen, was unsere Regierung und unsere Kriegsschiffe thun oder Lassen, sondern von der Einsicht und dem Anpassungsvermögen unseres Handelsstandes. Statt aber selber zu handeln, habe Iepterer bisher stets, wo ihm empfindliche Konkurrenz entgegen­­trat, nach Regierungshilfe geschrien, und die Regierung sei schwach genug ge­­resen, aus Furcht vor einem Beruust an Popularität, diesem Geschrei nach­zugeben. „Damit waren denn alle die Großmäufer und Eisentreffer, die es in jedem Lande giebt, sehr einverstanden, und das Hatte den Erfolg, daß, während wir in Afrika Gebiete stahlen, um damit jenen Schreien den Mund zu stopfen, wir gänzlich den Weg aus den Wagen verloren, auf dem unser Welthandel groß geworden ist und einzig und allein bestehen kann.“ Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. Bolittishe Mebericht. Hermannstedt, 13. Januar. Die Frage der fathHoliigen Landesautonomie ist mit dem vorgestrigen Tage in ein neues und, wie der „Peiter Lloyd“ hofft, in ein die Verwirklichung bedeutend näher gerücktes Stadium getreten. Die Regierung hat nämlich vorgestern eine Denkschrift unter die Mitglieder der Siebenund­­zwanziger-Kommision verteilt und hiemit eine Grundlage für die weiteren Be­­ratungen der Kommission geschaffen. Nachdem das Memorandum in seinem ersten Zeile einen Historischen Rücklict auf die autonomistische Bewegung ges worfen und in seinem zweiten Teile eine Kritis des 1870er Elaborats ges geben, entwickelt er in seinem dritten Teile die eigentliche Aufgabe und den Wirkungskreis der Autonomie, sowie den Standpunkt, welchen die Regierung dem zweiten Autonomie­ongresse gegenüber einnimmt. Bei der Beurteilung der Frage könne der Ausgangspunkt der Regierung weder der Josefinismus, no das Sys­tem der Trennung von Staat und Kirche sein, sondern beruht unter Aufrechterhaltung der Integrität der Souveränität des Staates auf der Anerkennung der moralischen Gleichberechtigung der Historischen Kirchen. Die Berechtigung dieses­ Standpunktes sei durch die Stellung gerechtfertigt, twelche dem apostolisgen König im ungarischen Staatsrechte gegenüber der Kirche ein­­geräumt wird, ferner durch das nteresse der Kirche und des Staates und dur die Anforderungen der nationalen Politäk. Dem apostolischen König und innerhalb der Grenzen des Gejeged auch der verantwortlichen Regierung müsse auch in der Zukunft die Leitung vorbehalten bleiben, während der Autonomie die Mitwirkung zusommt und zwar 1. bei den Ernennungen in der Form eines „votum consultativum“, 2. beim Religions- und Studienfond, in der Ausübung der Kontrolle und in der Ferstelung des Präliminares, 3.. bei der Aufsicht über die Fundationen, 4. bei der Kontrolle Hinsichtlich­ des katholischen Charakterd der königlichen Lehranstalten. Bei diesem Wirkungskreise der Au­­tonomie müsse die eigentliche Hauptaufgabe der Autonomie in der intensiveren Pflege des inneren kirchlichen Lebens bestehen. Mit der Organisation der Kirchengemeinde s­ei die Rechtsbasis dafür gegeben, auf welcher die Haus- Haltung der einzelnen Pfarren regelmäßig funktionieren kann, womit auch das Mittel zur Verwaltung der Kirchenangelegenheiten gegeben sei. Als oberstes Forum der Kirchenorganisation gelte die Landes-Zentralorganisation. Die Re­­gierung wünscht bezüglich Feststellung der äußeren Organisation der Autonomie sich jeder positiven Vorlage zu enthalten, behält sich aber für jene Zeit die Freiheit der Kritik vor, in der die hierauf bezüglichen Absichten des Kongresses bekannt werden. Die interessierten katholischen Kreise wissen recht gut, daß das Verlangen einer Aenderung der Grundgefege gleichbedeutend mit der Erfolgs­losigkeit des Kongresses wäre. Das Memorandum enthält einen Schlußpaflug: &s wäre verhängnisvoll für die Sache der Autonomie, aber auch für den kon­­fessionelen Frieden, wenn der Kongreß sie mit der für die Regierung be­zeichneten Kompetenz nicht zufriedengebend, durch Forderung eines weiteren Kompetenzkreises die­­­erwirklichung der erreichbaren Autonomie vereiteln­­ würde. Das Abgeordnetenhaus wird heute und Samstag seine Litungen abhalten. Der Bericht des Finanzausschusses des Abgeordneten­hauses über das 1898er Staatsbudget, welcher heute authentiziert werden sol, wird vor allem betonen, daß die Ausgaben im Vergleich mit dem Prä­­liminare des Vorjahres sich um mehr als 22 Millionen Gulden erhöhen ; Diese Erhöhungen ergeben fs vorwiegend aus den Bestimmungen von bereits erbrachten Gehegen, zum Teil aber find­en Betriebsausgaben und werden durch entsprechende Einnahmen unwettgemacht. Sodann zählt der Bericht die vom Ausfchuse an dem V­oranschlage vor­­genommenen Wenderungen auf; weiter senzt er die Aufmerksamkeit der Ne­­gierung auf den Umstand, daß in dem Budget ein gewisses Ueberhandnehmen des Virements wahrzunehmen ist und daß künftig die Inanspruchnahme des Virements besonders zwischen den verschiedenen Budgettiteln nach Möglichkeit zu vermeiden wäre. Der Bericht hebt ferner hervor, daß die Regierung auch außerhalb der Jadres des Budgets auf Grund einzelner Gefege die Ermäch­­tigung habe, beträchtliche Summen für gemeinnüßige Zwecke zu verwenden. Bezüglich des Einnahmen-Präsiminares konstatiert der Bericht, daß dasselbe auf den schlußrechnungsmäßigen Resultaten basiert ist, ja daß einzelne Posten desselben Hinter den Resultaten erheblich zurückbleiben, was im Hinblick auf die wirtschaftlige Lage nur gebilligt werden künne. Was die Reform der direkten Steuern anbelangt, verweist der Bericht auf die Darlegungen des Ministers in seinem Finanzerposee; in betreff der Konsumsteuer aber erwähnt der Bericht die auf die gestellten Fragen abgegebenen Erklärungen des Ministers, wonach die zwischen den beiden Staaten der Monarchie zustande gekommenen Vereinbarungen dem Konsumtionsgebiete die Einnahmen aus den Konsums­­teuern sichern und daß andererseits auch solche Reformen geplant sind, welche geeignet sein werden, die den Konsumsteuern unterwworfenen Industriezweige zu fördern. Der Bericht betont die große Wichtigkeit dessen, daß die Valuta­­regulirungs- Aktion, sobald die Verhältnisse e3 gestatten werden, mit voller Energie wieder aufgenommen werde, und fliegt mit der Bemerkung, daß die Finanzlage zwar günstig genug sei, jedoch die mit den bevorstehenden Re­­formen verbundenen großen Ausgaben und die ungünstigen wirtschaftlichen Bestände sowohl der Regierung als auch der öffentlichen Meinung die größte Mäßigung und Sparsamkeit auferlegen. In Angelegenheit der Vorlage über die Genvossenschaften findet heute im A Justizministerium eine Enquete statt. Der Gelegentwurf soll im nächsten Monat dem Abgeordnetenhause vorgelegt werden. Dem „Pester Ltd.“ zufolge haben vor einigen Tagen Raul Mupdron, und Dr. Banovica aus Turocy Szent,Marton, Dr. Stefanopich aus Preßburg, Emil Saprila aus Neufach und Julius Cord­anu aus Klausenburg im Namen der romänischen, serbischen und flavischen Nationa­­litäten in Budapest eine Besprechung abgehalten. Der Zweck der Beratung sol der gewesen sein, ein Nationalitäten-Manifest zu beschließen, welches dann als Protest gegen die Nationalitätenpolitik des ungarischen Staates Europa vorgelegt werden soll. Der neue Gouverneur von Fiume Graf Ladislaus Sy­ar­pary hat in Budapest mit dem Ministerpräsidenten Baron Banffy kon­­feriert und ist nun mit dem Entschluß nach Fiume zurückgekehrt, kein Roms­promiß einzugehen und mit der Stadtvertretung nicht weiter zu unterhandeln, sondern dieselbe einfach aufzulösen und Neuwahlen anzuordnen, die auf Grund der 1898er M Wählerliste vorgenommen werden sollen.­ Ob diese Neuwahlen irgendwie an der peinlichen Situation in Fiume irgend etwas ändern werden, bleibt abzuwarten. Im böhmischen Landtage interpellierte der Abgeordnete Spindler borgestern wegen verschiedener Vorgänge in dem bdeutschen Sprachengebiet, insbesondere wegen einer Webreise an das Steueramt in Auffig, welche lautet: An die ehrenfeste Steueradministration in Auffig, Deutschland, Provinz Böhmen.­­ Abgeordneter Wolf und Genosfen interpellieren den Statthalter, ob er der Negierung schleunigst die Befragung des Landtages und die Einberufung desselben in eine deutsche Stadt Böhmens vorschlagen wolle, wo die tschechischen Vertreter seitens der deutschen Bevölkerung mit der ge­­bührenden Achtung aufgenommen werden würden. Die Interpellanten motis­vierten ihre Interpellation mit den Belästigungen und Bedrohungen, welchen die deutschen Abgeordneten am 10. und 11. d. M. auf dem Wege vom und zum Landtage aufgefegt waren. — Der Statthalter erwiderte, er werde nach Maßgabe der Geschäftsordnung die Interpellation in einer späteren Situng beantworten. — Die»Nordd.Allg.8tg.«meldet:Gutem Vernehmen nach besteht die Absicht,in Prag ein deutsches Konsulat zu errichten. « Der deutsche Kaiser hat auf das Glückwunschschreiben des Ber­­liner Magistrats an diesen eine Antwort erlassen,in der es u.a.heißt: »Wenn in der Adresse darauf hingewiesen war,daß es mir in dem begonnenen Jahre vergönnt sein wird,auf einen 10jährigen Zeitraum meiner Regierung zurückzublicken so erfüllt auch mich die Aussicht mit Freude und Dank gegen Gott.Im Vertrauen auf seine Gnade werde ich auch ferner bestrebt sein,der stetig fortschreitenden Entwickelung auf allen Gebieten des Volkslebens friedliche Bahnen zuweisen und das von dem hehren Begründer des Deutschen Reiches übernommene Erbe ineinem Volke fest und unverrückt IUEVWMLIch rechne auf die patriotische Unterstützung aller königstreuen Elemente des Vaterlandes.« »Reuters Office«meldet aus Hongkong vom lO.d.M­.Glaubwürdigen Gerüchten zufolge wurde zwischen England und Rußland ein Uebereinkom­men bezüglich Koreas getroffen.Das englische Geschw­ader kehrte infolgedessen mit Ausnahme deszeuzers»Potverful«nach Hongkong zurück. Das von den Botschaftern der Mächte ausgearbeitete Projekt bes­züglich Kretas ist in der Hauptsache abgeschlossen und wird von den Mächten derzeit geprüft. Ueber die Operationen im Sudan wird dem Reuter’sche Bureau unter dem9.d.M.auf Kairo telegraphiert:»Ein DetacheMerk englischer Truppen ist heute nachmittags bei Luxor angekommen von wo sich dasselbe nach Wadis Halfa einschifft Ein weiteres Detachement wird am­ Freitag abgehen.Später soll auch Kavallerie nachfolgen.Die Derwische konzentrieren sich noch immer bei Metemmeh und Shendi.In Omdurman herrscht rege Thätigkeit Kitchener Pascha bleibtndh M Wadis Hills.Die Eisenbahn bis Assuan wird in einigen Tagen fertiggestellt sein.« Vorgestern traf ein von Bombay,14.Dezember v.J.datirtes Schreiben des inzwischen im Kherber Passe von den Afridiz ermordeten Generals Havelochllqnan seineaneund Paterston in Darlington in England ein.Es heißt darin u.a.:,,Die Nachrichten vom Kriegsschauplatz sind so widers­­prechend,daß ich mir keine Ansicht bilden kann,bis ich in Peschawekeins getroffen bin.Wenn ich aber zwischen den Zeilen lese,scheint es mir leider, daß keine Aussicht besteht,daß der Feldzug dieses Jahr beendet wird.Ich habe das schon vor­ Monaten geahnt-Unsere Truppen werden Winter­­quartiere beziehen und im Frühjahr aufs neue beginnen müssen.Das bedeutet wahrscheinlich,daß das indische Volk einen weiteren Betrag von 130000 bis 40000 Pfd.St.zu zahlen haben wird.Wenn das der Fall ist,so wird der Feldzugsplan gewiß später im Parlament scharf kritisiert werden....Es ist bedauerlich,daß die Pest trotz der übermenschlichen Anstrengungen des Gouverneurs Lord Sandhurst im Panadistrikt nicht abnim­mt.Ihh fürchte, daß die Pest sich aufs neue nach Bombay Bahn bricht.« Was die hier ausgesprochene Befürchtung des Wiederausbruches der Pest in Bombay betrifft,hat der englische General Recht behalten,da,wie vom 10.d.M.aus Bombay telegraphiert wird,innerhalb der letzten 48 Stunden 159 Neuerkrankungen an der Pest und 126 Todesfälle gemeldet wurde.Seit Wiederausbruch der Pest sind insgesamt 406 Todesfälle vorgekommen In Persien herrscht nach einer der»Pos«zugegangenen Mit­­teilung die größte Geldnot und eine unerträgliche Teuerung.Als Ursache des allgemeinen Notstandes bezeichnet man daß der neue Schahden Sadrasam(Leiter des Auswärtigen),sowie die Ratgeber seines ermordeten Vaters entlassen und alle wichtigeren Aemter an unfähige Günstlinge ver­­geben habe,die angeblich nur darauf ausgehem sich durch Erpressungen zu bereichern.Es zeigen sich bereits die Anfänge der Anarchie und der staatl lichen Auflösung.Vor 7 Monaten bereits vertrieb die Stadt Schiras ihren Gouverneur und bildete für die Stadt und Provinz Schiras eine selbständige Regierung.Die Bevölkerung der Stadt erklärte dem Schah,sie sei bereit, ihm jährlich einen bestimm­ten Tribut zu zahlen,sonst aber wollte sie weiter nichts mit ihm zu schaffen haben.Die Geistlichkeit nimmt entschieden Partei gegen den Schah und stellt an ihn die Forderung,dem Bolke den seit lange in Aussicht gestellten»Tanfimat«(Reformen)zu gewähren.Der Protests­bewegung haben sich die angesehensten Personen und auch einzelne Mitglieder des Herrscherhauses angeschlossen. 14.Januar 1898. Nr. 7321 Vorlage des Hermannstädter Stadtphysikus Dr. Daniel Grekelius betreffs Errich­­tung eines Zentralfriedhofes. (SchuB.) Der zweite, in der Feldgasse gelegene Friedhof ist der ehemalige Militär­­friedhof im Ausmaße von 2811 Quadratklaftern. Wege sind feine vorhanden, ebenso wenig irgendwelche Baulichkeiten, ja ed fehlt sogar eine Umplanzung. Der Briedhof ist nur durch einen trockenen Graben und einzelne Akazienbüssche von der Umgebung getrennt. Die Gräber werden ohne jede Ordnung, an­­scheinend willkürlich auch die Z Totengräber, die von niemanden kontrolliert werden, angelegt; das Vieh weidet ungestört auf diesem sogenannten „Sriedhofe“. Die beiden anderen Friedhöfe liegen unmittelbar aneinander anstoßend, doch jeder mit besonderem Eingange und von einem Planken umgeben in der Freundschafts- und Feldgasse. Der Boden ist ausgebeuteter Riegelgrund mit zahlreichen Gruben von 1,2 Meter Tiefe. Es sind weder Wege noch Unterkunftsräume vorhanden, die Grabanlage ist offenbar eine ganz willi fürliche. Der in der Freundschaftsgasse gelegene umplankte Teil ist überdies volständig gefüllt. Die vier Friedhöfe entsprechen also in seiner Richtung auch nur den bescheidensten Anforderungen, welche an eine Begräbnisstätte gestellt werden müssen. d) Der Friedhof der griech.orient. Kirchengemeinde in der Freundschafts­­gasse hat ein Ausmaß von 1790 Quadratflastern. Derfelbe ist nur zum Teile von den Nachbargärten durch Planfen geschieden. Der Boden ist un­ eben, die Gräber regellos angelegt. Wege fehlen, ebenso Baulichkeiten. Eine Friedhofsordnung besteht nicht, die Ueberwachung für einem Komitee zu stehen, über dessen Thätigkeit ich nichts in Erfahrung bringen konnte. Auch war es mir nicht möglich, über die Zahl der jährlich stattgefundenen Begräbnisse, der Sterbeziffer in der Kirchengemeinde u. |. ww. genaue Daten zu erlangen. Dem Augem­eine nach ist nuc no für wenig Gräber, 20—30, Raum vorhanden. e) Der Friedhof des Theresianischen Waisenhauses im Ausmaße von 917 Quadratklaftern. Dne Friedhofordnung ist nicht vorhanden. Der Friedhof Liegt in derselben Höhe wie das Inundationsgebiet de Reußbaches, nur doch den Bahndamm von diesem getrennt. Bei Inundationen, ja schon bei Hochstand des Reußbaches, wird daher das Grundwasser, da der Boden durchläsfiger leichter Sandboden ist, die Gräbersohlen übersteigen. Leichen­­kammern, Begräbnishallen u.­­. w. sind nicht vorhanden. Die Zahl der Beerdigungen ist eine geringe —: bis zum Jahre 1893 durchhschnittlich 13, — doch sind in den seßten Jahren auch Leichen in der Irrenanstalt Verstorbener auf diesem Friedhofe beerdigt worden. Von sämtlichen Friedhöfen Hermannstadts entspricht also nicht ein ein­­ziger jenen Forderungen, welche vom sanitären Standpunkte gestellt werden müssen, die Beschaffenheit der Mehrzahl derselben ist sogar eine solche, daß ihre weitere Bewußung nur geduldet werden muß, weil eben nichts besseres vorhanden ist. Wir haben auf feinem unserer Friedhöfe Leichenkammern, wir haben nur auf einem eine, auch nicht nach jeder Richtung hin entsprechende Auf­­bahrungshalle; die große Zahl der Friedhöfe macht eine entsprechende Ueber­­wachung unmöglich. Wohl mit infolge der Lage der Friedhöfe in der nächsten Nähe der Stadt Haben wir und in Hermannstadt noch nicht zu jener die Gefühle der Leidtragenden schonenden Form des Leichenbegängnisses von den Aufbahrungs­­hallen aus durchgerungen, und zwingen sie Mangeld entprechender Einrich­­tungen zum Martergange durch die Stadt, der nur die Eitelkeit ethisch gering Gebildeter befriedigt. — Daß­an nfektionskrank­­eiten Verstorbene mit Kon­­kast vom G Sterbehause beerdigt werden, ist eine Huygienische Ungeheuerlichkeit, die ebenfall nur doch den Mangel jeglicher diesbezüglicher Einrichtungen begriffen, nicht aber entschuldigt werden kann. Nach § 116 des Sanitätgejeges ist die politische Gemeinde nur dann von der Verpflichtung, einen Gemeindefriedhof zu errichten, enthoben, wenn die Beerdigung von Verstorbenen anderer Konfessionen auf einem konfessionelen Friedhofe gesichert erk­ennt. Selbst angenommen, daß dieses bei allen kon­­fessionellen Friedhöfen der Fall wäre, es ist aber ausdrüclich ausgesprochen nur beim Friedhofe der griech.-orient. Glaubensgenossen in der Spfefstadt, würde doch die politische Gemeinde zur Errichtung eines Friedhofes verpflichtet sein, da die konfessionellen räumlich nicht ausreichen, um diese Bedingung er­­füllen zu können, und der seit in Bewußung stehende Gemeindefriedhof auch an bescheidensten Anforderungen in sanitärer und ethischer Beziehung nicht entspricht. Da dieses­t wie ich glaube doch meine bisherigen Ausführungen beiwiesen ist und an nicht angez­­eifelt werden fan, daß ein entsprechender Betrieb und genügende Beaufsichtigung nur dann möglich ist, wenn die sämtlichen konfessionelen Friedhöfe räumlich vereinigt werden, und da Beerdigungs­­wesen eine Agende der politischen Gemeinde bildet, halte ich die politische Ge­­meinde für verpflichtet zur Errichtung eines unter ihrer Verwaltung stehenden (Central)-Friedhofes. Diesen Sag als richtig angenommen, wäre man das nächste, den Ort für den Zentralfriedhof zu bestimmen. — Als solcher erscheint mir am geeig­­netesten jener, an der Leichliccherstraße gelegene, dem städtischen Almosenfonde gehörige und vor Jahrzehnten schon zu diesem Zweckk angelaufte Grund, im Ausmaße von etwa 17 Joch. Dieser Grund bildet eine von der Stadt genügend entfernte, gegen Osten und Norden mäßig geneigte Fläche. Die herrschende Windrichtung berührt die Stadt nit. Selbst eine bedeutende Erweiterung der Stadt würde dieser Friedhof nit stören, da in dem Dreiede zwischen dem Eisenbahndamme der Leichkircher- und Dreieichenstraße und dem Garten des Dreieichenbräuhauses doch wohl nur Fabrik­anlagen fo entwickeln werden und die gegenüberliegende Seite der Leichkircherstraße höher liegt, daher durch den Friedhof nicht beein­­flußt werden kann. Die neue Villenanlage auf der Hallerwiese liegt entfernt und außerhalb der über den Friedhof streichenden Windrichtung, so daß eine Belästigung oder sanitäre Gefährdung derselben völlig ausgeschlossen erscheint. Der Boden ist mit Schotter gemengter Lehm, Grund­wasser ist nur in den tiefer gelegenen Zeilen, eiwwa 5 Joch vorhanden, welche vorteilhaft zur Anlage der Gebäude Verwendung finden wirden. — Ich werde mich auch mit jedem anderen, geeigneten Plage einverstanden erklären, bo glaube ih­m­t, daß ein gleich günstiger auf Hermannstädter Hattert gefunden werden kann. Die Größe des Friedhofes ist bedingt durch die Zahl der jährlich zu 1896 —632 Die höchste Sterbeziffer in den lesten 45 Jahren beträgt somit 947 und der Durchschnitt 662, « .

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