Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1900. Juli (Jahrgang 27, nr. 8067-8092)

1900-07-31 / nr. 8092

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Schon in seiner­­ Jugend nahm er thätigen Anteil an den auf die Einheit Italiens hinzielenden­­ Bestrebungen der dortigen Patriotenpartei. Im Kriege des Jahres 1859 diente er als Hauptmann, im Feldzuge des Jahres 1866 führte er als Generallieutenant eine Division, mit welcher er sich bei Villafranfa auszeichnete. Nachdem Rom eingenommen worden war, übernahm er den Befehl über die dortige Division Corps. Nach dem Tode seines Vaters beftig er am 9. Januar 1878 den Thron, beschwor zehn Tage darauf die Beh­affung und eröffnete am 7. März das Parlament. Nur zehn Monate König, wurde er auf der Rundreise, die er in Begleitung seiner Frau, der Königin Margherita, und seines Sohnes, des am 11. November 1869 geborenen Kronprinzen Viktor Emanuel, in Neapel von Parfanante zu töten gesucht, aber er entging dem Attentat glücklich. Was er als König des unglücklichen, von den Klerikalen, Rabdikalen, Republikanern und Irredentisten zerflüfteten Italien geleistet hat, gehört den Blättern der Geschichte an und kann hier schon aus Mangel an Raum nicht besprochen werden, aber es verdient hervorgehoben zu­ werden, daß er nach der Belegung von Tunis durch Frankreich so viel politische Einsicht Hatte, daß er, um mehr Stabilität in die italienischen Verhältnisse zu bringen und seinem Lande einen festen Rückhalt zu geben, si entschloß, dem deutsch-österreichisch-ungarischen Bündnisse beizutreten. Auf den Rat Bismarck begab er Humbert mit seinem Minister des Neußern, Mancini, am 27. Oktober 1881 nach Wien. Nachdem 1883 zwischen Deutschland, Drfiesschh-Ungare “in Dial Am Dunikum­ Formfich nolchlaffen morden mar ist er demselben zu allen Beiten treu geblieben, to vieler Anfeindungen, wie denn überhaupt an ihm gerühmt werden muß, daß er zuverlässig und beständig ge­wesen ist. In der Politit wird das Ableben Humberts, bezüglich des Dreibundes, keinen Rückchlag hervorrufen, xiel.Jahrgang. England und Ungarn. Berrauscht ist, in Fiume der efted-Jubel, verklungen sind die mit „hip, hip, Hurra,“ und „elsen“ bejubelten Toafte, getrunken die ungezählten Flaschen Kognak, die der Gouverneur von Fiume, Graf Ladislaus Szapary, in seiner bekannten splendiden Weise den englischen Matrosen zur Erinnerung an den Aufenthalt im heimischen Hafen spendete und geblieben ist die nadte Wirklichkeit, die täglich mahnt, über der Freude, die sich gegenüber dem Besuch der englischen Mittelmeer-Egfadre wohl mehr in den Rettungen, als in der Masse der Staatsbürger kundgab, nicht zu vergessen, dab­ei vom freunds­chaftlichen Besuch bis zur „Verbrüderung“ noch weit ist. Ob es bei dieser Verbrüderung den beiden Nationen, den Engländern und Magyaren, that­sächlich zum lebendigen Bewußtsein gekommen ist, „daß sie Schon lange und oft in Heldenhafter Weise Schulter an Schulter gestanden sind“, wie ein Pester Blatt, dem wir sonst unsere Sympathien nicht entziehen können, wohl euphe­­mistisch genug si ausbrach, wagen wir allerdings zu bezweifeln. Wenigstens so weit wir die europäische Geschichte kennen, erinnern wir uns nicht, wann und wo die Engländer und Magyaren jemals in heldenhafter Weise Schulter an Schulter gestanden sein sollten. Am Anfang des 18. Jahrhunderts, in dem spanischen Erbfolgekrieg, kämpften mit den englischen Regimentern gemeinsam die R­egimenter des deutschen Kaisers, der in seiner Eigenschaft als Ungarns Regent auch hier die Werbetrommel hatte schlagen lassen. Am Ausgang desselben Jahrhunderts, in den Kriegen des K­aisers Franz II. gegen Frankreich fochten ebenfalls einige in Ungarn angeworbene Regimenter mit, aber die Engländer gaben nur Subsidiengelder. In den Kriegen 1813 und 1814 schlugen ss auch die aus Ungarn ausgehobenen Mannschaften auf den Schlachtfeldern Deutschlands und­­ Frankreichs, doch waren die Engländer wieder nur mit ihrem guten Geld­­ dabei beteiligt. Also die englische und magyarische Nation haben gar nicht Gelegenheit gehabt, Schulter an Schulter in heldenhafter Weise zu stehen. Die Geschichte und Geschhche beider Länder und Nationen haben si vielmehr volständig unabhängig von­einander entwickelt und auch heute sind die Bez­ziehungen beider Reiche, namentlich die politischen, zu­einander die denkbar i ein rührungspunkte vorhanden "fin ie denn a e Boltscharakter, die Kultur, die Kolonisations- und Handelsverhältnisse, aber auch die politischen Ziele vollständig auseinander gehen, so daß eine Ber­­brüderung zwischen beiden geradezu ausgeschlossen ist. Der Engländer ist alle andere, als heißblütig, zähe in der Ausführung feiner Bestrebungen, der Phrase und Hyperbel fremd, spar­sam und mit feinem Sinn für Erwerb ausgestattet. Vermöge dieser Eigenschaften sind denn seine Erfolge ungeheuer große gewesen. Die Kultur derselben steht so Hoch, daß wenige Wölfer dieselbe zu er­­reichen vermögen, ferner wohl sie ganz übertreffen kann. Vermöge dieser Kultur it die Sprache des Engländer eine Weltsprache geworden, die die meisten Menschen auf der Erde sprechen. In den Höhen und Tiefen der Wissenschaft volltändig zu Hause, hat der Engländer der Menschheit geradezu Bedeutendstes gegeben. Wir erinnern nur an die Namen Newton, Shakespeare, Milton und Darwin,die wie die Fixsterne stets am­ geistigen Him­mel der Welt leuchten werden.“ Die Kolonisation der Engländer ist geradezu einzig, Wie es vor zwei Jahrtausenden dem Römer gelang, jedem Lande, wohin er den Fuß jebte, seinen Stempel aufzubrüden, so haben es die Engländer vermocht, ihr Ro» Ioniafmejen zum ausgebreitetstten und erfolgreichsten der Siebtzeit zu machen, wie dessen sein anderes Bolt der Erde sich rühmen kann. Fast neunmal so viele Einwohner als Das N­ot gupeguinee­­m­an Merenie des Geieges, daß das zum Staat entwickelte Bolt die politisch unmündigen, das zivilisierte die geistig unmündigen Nachbarn in sig auflöst. Der Handel Englands endlich umfaßt und umspannt die ganze Erde, seinen Schiffen be­­gegnet man auf allen Meeren, in allen Weltteilen befinden sich feine Nieder­­lassungen, feine Erzeugnisse allerorts. Alle diese Erfolge, welche wir nur in den flüchtigsten Umrissen ange­deutet haben, hat er hauptsäc­hlich dadurch erreicht, daß er in seinen staatlichen und bürgerlichen Institutionen stets der Freiheit gehuldigt hat. Und diese Freiheit ist nicht nur auf dem Papier gestanden, sondern Hat in Wirklichkeit gegolten. Er hat in England nicht der vulgäre Liberalismus geherrscht, sondern wirkliche Freiheit der Person und der Rede, wobei wohl zu den größten Merkwürdigkeiten gehört, daß eine englische Verfassungsurkunde gar nicht existiert. Und nun vergleiche man in diesem großartigen Staats- und Bolfsleben gegenüber das unfrige und die Haffenden Unterschiede werden sofort mit großer Deutlichkeit Mar. Wir sehen ab vom Volkscharakter des herrschenden Stammes in Ungarn. Seine Eigenschaften wollen wir mit denen des Engländers gar nicht in Parallele fegen. Aber über die Kulturverhältnisse können wir uns wohl ein Urteil erlauben. Dort die Höhe, hier die Tiefe, dort größte Leistung, hier sehr bescheidene , dort fast Vollendung, hier erst Anfang, Was ist hier, zulande für die Menschheit getan worden ? Und mas, so groß oder so klein e3 nun sein mag, kann von hier aus Gemeingut der Menschen werden, wenn e3 nicht durch Nedertragung in die deutsche, englische oder französische Sprache der Welt bekannt gemacht wird?Was ist in unserem Staat auf dem Gebiet der Kunst und Wissenschaft autochthon?Und wenn etwas hervorragend ist, basiert es nicht auf andere im meistens­ deutschem Untergrund?Es liegt uns durchaus ferne,hiemit eine andere Absicht als die zu haben lediglich den Unterschied,der zwischen Westeuropa und Ungarn thatsächlich besteht,hervor­­zuheben­.Darum aber ist auch eine Verbrüderu­ng zwischen England und Un­garn wohl kaum anders denkbar als wenn ein sehr reicher mit einem sehr arm­en Mann sich verbindet . Will man gar die Kolonisationsthätigkeit Englands mit der desherrschen­­den Stammes in Ungarn vergleichen,so versucht man eigentlich etwas Uns mögliches.Letzterem­ fehlt zur Kolonisation kannn er neben alles: an Vollszahl die,die anderen überragende Kultur,nötige Ausdauer.Kolonis­­ation außerhaleuropas perhorresziert man geradezu-Man erinnere sich nur­ an das Quotenverhältnis,welches ü­berseeische Unternehmungen unmöglich­­ macht.Also auch auf diesem Gebiete m­üssen sich der Verbrüderung mit En­g­­land unüberwindliche Schwierigkeiten entgegenstellen. « Aber vielleicht reicht die in beiden Ländern herrichende Freiheit aus, die den Nationalitäten in Ungarn gewährt ist, heute und hier nicht reden, sondern dieselbe ausschalten und annehmen, es wohnten in Ungarn nur Magyaren. Von diesem Standpunkt allein fragen wir: ist Die Instituton der Birdlisten etwa eine freiheitliche Bestimmung? Ist die Wahl der Beamten, da der Kandidationsausschuß aus drei Regierungn und nur zwei Bollver­­tretern besteht, etwa auf Freiheit basiert? Oder ist die Verwaltung eine frei­­heitliche, da in den V­erwaltungsausschüssen auch ein Regierungsvertreter mehr figt, als ein Volfövertreter? Können die Verwaltungsausschüsse freiheitlich genannt werden, da selbst der verstorbene „Schwarze“ Baron Senneys seinerzeit dieselben bekämpfte? Kann endlich das Reichstagswahlgesäß freiheitlich genannt werden ? Wenigstens bis heute hat sein Magyare dieses Wagnis unternommen. Also die gleiche Freiheit kann England und Ungarn zur Verbrüderung an nicht führen. Man wird somit nach anderen Ursachen si) umsehen müssen, will man einen Erklärungsgrund für den Besuch der englischen Mittelmeerflotte in Fiume finden. Vielleicht wollte England nur den Dank abstatten für die vielen Pferde, die Ungarn ihm zur Fortführung des Krieges in Südafrika gegen die Buren troß der strengen Neutralität geliefert hat. Vielleicht hat er auch gemeint, er werde gerade in Ungarn ein­­ Verständnis für die Unter­­brüdung der Buren finden, was freilich etwas einfältig wäre, da die öffent­­lichen Blätter Ungarns, wie wir offen und gern betonen wollen, mit einer­­ einzigen Ausnahme auf Seite der­ Buren gestanden sind. Bielleiht­­au mollte er Beileid­ei einsammeln, befien ed, wie die fragliche Führung des südafrikanischen Krieges beweist, allerdings sehr bedürftig ist. Ober log ihm daran, Ungarn doch seine großen Kriegsschiffe zu imponieren ? Wir glauben auch diesed nicht annehmen zu können, da dem einen Teil der Dreibundde mächte doch mit diesen Schiffen gar nicht imponiert werden kann, nehmen endlich, daß England nur deshalb seine Flotte nach Fium ätte, um die Muertenmung Det la „Stäntäihesn ne ie uöbrud zu bringen, als er bisher im diplomatischen W­erfer geichelen ist wäre deshalb verkehrt, weil dieses im Hinblick auf den shan mir als drei­jährigen Bestand des neuungarischen Staates dazu doch von wenig zu spät ge­wesen wäre.­­ So bleibt kaum­ ein anderer Schluß übrig,als daß es deu En­g, dem einzig und allein darum zu thi­n gewesen sei,die in Europa saltsam beli-, ungarische Gastfreundschaft durch persönlichen Genuß kennenzulernen.Und darin haben sie sich nicht getäuscht Graf Szapary hat nicht allein seine volle Schuldigkeit als Gouverneur von Fiume gethan,sondern er erwies sich als vollendeter Kavalier und Gentleman und hat seinem Vaterlande zweifellos die englischen Sympathien gewehrt,die durch die Pferdelieferungen allein schon befestigt waren.Ob dieselben aber länger dauern werden,als die Pferdes lieferungen, bleibt abzuwarten, Mangel * Unzug Feuilleton. Attila, Bon Sofer Marlin. — Zweiter Band. (75. Sortlegung.) Hatte glei Tol­fas Thron durch König Theodor ic8 Zob und den Fall so vieler Tapferer eine mächtige Erschütterung erlitten, so war dieselbe doch nicht entscheidend, denn auf den Ruf Thorismunds erhob sich der ganze friegerische Stamm der Westgoten in Südgallien und Hispanien, dessen Kraft durch eine Niederlage bei weitem nicht gebrochen, sondern zu erhöhter Wut ausgereist war. Attila aber, war er gleich Sieger, drang in einem eroberten, ihm feindseligen Lande vor, dessen Bewohner maßlos gedrüht werden mußten, damit er dem ungeheuern Heere de Siegerd nie an Nahrungsmitteln fehle. Dieser Umstand und dazu die Plünderungen der Barbaren, die zumeist blutig ausfielen, reizten die Bewohner Galliens zu heftigem Hafse auf, der nur einer Gelegenheit harrte, um fürchterlich fig zu entladen. Attila ermaß dies, und daß vor ihm das ganze westgotische Reich ss emporhebe, nicht gedemütigt, sondern entflammt durch die empfangene Niederlage. Die Hilfsquellen seiner Feinde waren unermeßli und wurden immer weicher, je näher sie dem Mittelpunkt ihres Reiches zurückgebracht wurden. Attilas Schanzen aber, im Falle einer Niederlage, waren der feind­­seligen Bevölkerung der eroberten Provinz preisgegeben; diese Niederlage, zerrig alle Ordnung, allen Mut, ale Ehre, die ungeheure Entfernung von allen Hilfequellen der Heimat bewirkte, daß eine Niederlage zugleich Ver­­nichtung war. Die Verstärkung der Goten durch Xetrus und die gallischen Völtersgaften war der legte wichtige Grund, daß Attila fI gegen den Rhein, also seinen Hilfsquellen in Deutschland näher zurückzog. In den weiten Katalaunischen, für seine Reiterschaaren günstigen Ebenen machte der König jedoch Halt und nahm die Schlacht mit der vereinigten Macht der Boten, Römer und Gallir an.­­ An einem Abend im Juni des Jahres vierhunderteinundfünfzig trabten fünf Reiter am westlichen Ufer der Matrona hinab und blidten aufmerkam nach der Gegend von Rems im Norden der fatalaunischen Ebene hin, wo das Lager der Hunnen stand. Im Süden der Ebene war das Heer der Römer, der Westgoten und der gallischen Völkerschaften auf einem ungeheuren Raume eingelagert. Mehr als eine halbe Million Streiter fanden auf jeder Seite des Kampfes gegenüber. Den erwähnten Reitern etwas voraus ritt ein hoher Mann in römischer Kleidung. Sein mit Gold verzierter Helm, die Burpurstreifen an seiner Foga und, mehr als das alles, seine gebietenden edeln Züge bezeichneten ihn als den Angesehensten des Reinen Haufens. Hinter ihm ritt ein ebenfalls hoher Mann in galisscher Kleidung, dann ein junger Römer mit freiem, h­eiterem Antlig. Den Beschluß machten zwei seltsam tontrastierende Gestalten. Der eine der zulecht folgenden Reiter war ein schmaler unscheinbarer Römer, den man übersehen hätte, wenn seine schlauen, feinen­ Gesichtszüge nicht augenbliclich aufgefallen wären. Ihm zur Seite ritt eine derbe, jedoch nicht unedle, seh- jugendliche Kriegergestalt in der Tracht der Barbaren. Ein goldener Reif, kronenartig gezacht, welcher den Helm dieses Krieger umgab, deutete fürstlichen Rang desselben an. An einem Punkte des Schmalen Flusses, wo derselbe eine starke Krümmung machte, hielt der erste ver Neiter sein Pferd an, worauf die übrigen fi rund um ihn versammelten. „Zapfere Männer!“ begann der Anführer des Neitertrupps, „euerm Wunsche ist willfahrt, und Attila Hat die Schlacht angenommen. Die Gelegen­­heit des Kampfes auszuspähen, haben mir diesen Ritt unternommen. It­e n­euere Meinung, daß wir angreifen, oder sollen wir die Hunnischen Reiter die Breite des Flußes erwarten?” · »Ich frage euch insbesondere«,·fuhr der Redner fort,»dem­ König Thorn ein und hat seinekreitzbereite entschieden daßroir angreifen sollen.« »Edler Patricius«,versetzte Merove,der junge König der Franken, indem­ er sich der gallischiröm­ischen Sprache bediente,die er indessen sehr mißhandelte;»edler Patricius,mein Ral ist,ungesäumter Augriff.Denn meine Männer brennen darnach, Chlodebauds ungerechte Anmachung zu demütigen und ihren beleidigten Fürsten Merove auf den Thron zu fegen. „aß uns kämpfen, großer Wetlust“ rief der junge Römer Eugenius leidenschaftlich: „Lange genug Haben wir diese Hunnen unser Gallien ver­­heeren lassen. Jegl, wo sie vor den Rädern fliehen und kaum Mut genug finden, um auf diesen Ebenen sich gegen uns zu wenden, laß uns über sie herfallen und die Welt von der Geißel Gottes befreien.“ „Das ist auch meine Meinung in dieser Sache”, fehte der edle Galler Avitus Hinzu. „Und was sagt Ravennas mächtiger Minister dazu?“ wandte sich Aetius mit einem Lächeln an den Eunuchen Heraklius. Dieser sagte mit s­cheinbarer Gleichgiltigkeit, jedoch nicht ohne einen scharfen Blick auf den Trager: „Aetius ist Feldherr und kennt die Kraft seiner Scharen. Zu ihm an Attilas Demütigung gelegen, so erteile er den Befehl zum Kampfe.” Der Patricius wandte sich wieder an den König der Franken. „Deine Männer, junger König, welche durch die ungerechte Einmischung der Hunnen aus ihrer Heimat vertrieben wurden, mögen alsbald jene Hügel im Osten belegen. Von jenen Punkten aus beherrschen eure Wurfspeere den finfen Zügel der Hunnen, wo, wie mich dünkt, die Reiteräste der Gepiden ragen.” Dein Befehl werde erfüllt, edler Uetius*, verfeßte der junge König und verließ alsbald im Galopp das Ufer des Flusses, um dem mit­nichten ungefährlichen Auftrag des Oberfeldgeren. Folge zu leisten. Die Übrigen Reiter aber folgten ihm langsam und näherten sich dem südwärts gelegenen Lager, „Und nun“, begann der Patricius, indem er mit spöttischem Lächeln fch an den Eunicen wandte, „nun, nachdem wir uns für den Kampf ente­­­schieden, sei mir normal gegrüßt, mein edler Heraflius, und «8 gefalle dir ] anzufagen, die du in unserem blutigen Schauspiele zu übernehmen enkst.” „Edler Uetins“, verfegte der Eunuch, der durch den Spott des Feld­­herren nit im geringsten aus der Safjung gebracht wurde ; „ich wage es nicht meine ungeübte Kraft an die Seite deiner Kriegemänner zu stellen, und «

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