Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1900. Juli (Jahrgang 27, nr. 8067-8092)

1900-07-22 / nr. 8085

Yedoktion und xldmknistmtkon Hermannstadt,Heltauergasse 23. Chiquekonwbeiderk.nng.postspatkalfaklt·1305— Triephonauschlußur.II Erscheint mit xwznah­medescnfzoimsmtd, Feiertage folgendeug sochenlageg täglich­­glbonnement für germannstadh monatlichlKr­ 70H.,vierteljährlich 6Kr­alb­­jährig 1OKr.,ganzjährig LOKr­.ohne Zuste­llng in’s Haus, mit Zustellung 2Kr.,6Kr.,12$r., 24 Kr. Abonnement mit Polversendung: Für das Inland: vierteljährig 7 Sr., Halbjährig 14 Sr. ganz­jährig 28 Fr. Für das Ausland: vierteljährig 7 M. oder 10 Fre­., Halbjährig 14 M. oder 20 Fres., ganzjährig 28 M. oder 40 Fres. Eine einzelne Nummer fostet 10­9. Unfransierte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. Siebenbürgisch-Deutsches agebla Hermannstadt, Sonntag den,.22. Juli 1900. NE Pränumerationen und Anferate übernehmen außer­dem Hauptbureau, Heltauer­­gasse Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburt, Fritz Teutsch, Bistritz Arthur v. Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Laufmann, Broos H. Graef, Reps Johanna Guiesch, Buchhandlung, Wien Haasenstein & Vogler (Otto Maas), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Nachfolger, Hein­­rich Schalek, J. Danneberg, M. Zitters Inseraten­­bureau „Die Annonze“, Budapest A. W. Gold­­berger, B. Eckstein, J. Blockner, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile foftet­ beim einmaligen Einraden 14­9...d03 zweite­­mal je 12 9., das drittemal je 10 9. XXVIII. Jahlgang. Ras lehrt uns China? Welche Ansicht in Deutschland über die Wirren in China herrschen, darüber spricht sich der folgende geistvoll geschriebene Artikel der Münchner „Ulg. Big.” folgendermaßen aus: Bei der Beratung des zweiten Flottengesäßes sahen sich die freiwilligen Referenten der Budgetkommission veranlaßt, an die verbündeten Regierungen die Frage zu richten, welche Ziele sie mit der geplanten Weltmachtpolitik ver­­folgten. Die Antwort, die damals etwas gewunden Hang, ist uns inzwischen überraschend schnel und mit schauriger Deutlichkeit geworden. Die Ereignisse in China sagen, was die Weltpolitik bedeutet, welche Konsequenzen sie selber zieht, ob wir wollen oder nicht, und wenn einer zu verwundern, so ist es der Umstand, daß die wahre Bedeutung der Chinawirren bisher in der Presse so wenig erörtert ist, und daß die furchtbaren, sich überhaftenden Ereignisse die öffentliche Aufmerksamkeit von der Frage, um die es sie­chabei eigentlich Handelt, wor fast volständig abgelenkt haben.­­Es wird gut sein, wenn darüber allählich Klarheit geschaffen wird. Das Zeitalter des Berkehrd Hat, vor zwei Menschenaltern beginnend, und immer schneller und nachhaltiger sich entwickelnd, den Kleinen Erdenball mit einem immer engeren Ringe umspannt. In den Anschauungen der euro­­päischen Kulturwelt haben sich grundstürzende Wandlungen vollzogen; auf dem twirtschaftlichen Gebiet sind sie nahezu vollendet; die Auffassungen der Gesell­­schaft werden folgen. Wunderbar müßte es sein, wenn die außereuropäische Welt sich diesen Wandlungen zu entziehen vermöchte, wenn nicht auch dort das Bewußtsein wach würde, daß chinesische Mauern gegen das Andrängen der eisernen Schiene nicht Irngen. & ist das auch nicht. der Fall, und was jeßt vor sich geht, ist ein Akt in dem Erwachen dieses Verständnisses. Als im September 1860 der preußische Gesandte Graf Friß zu Eulen­­burg nach Japan kam, fand er dieses Land noch im Ausgang seines Mittels ehterd. Die Ermordung des Dolmetschers Häusgen ist einer der Beweise dafür, daß die alte Zeit nicht willens war, der neuen freiwillig Pla zu machen. Acht und neun Jahre später waren unsere Glattvedälervetten Zeugen von dem furchtbar blutigen Ringen zwischen der im sich vol berechtigten, aber doch dem Absterben verfallenden alten Kultur und den Anforderungen, welche die Bes­­ührung mit Europa gebieterisch stellte. Ueberraschend schnell Hat das intelligente Intervolt seine Wandlung vollzogen ; er Hat aus den Buständen sämtlicher europäischer Kulturstaaten die Lehren entnommen, die ihm ersprießlich erschienen, und jegt fleht er mit diesen Staaten gleichberechtigt da­s einstweilen Schulter an Schulter im Kampfe gegen die chinesische Unkultur. Der Holop auf thönernen Füßen des chinesischen K­aiserreiches ist wesentlich schwerfälliger , in sich selbst allein durch seine Masse zu viel größeren Wider­­stand gegen alles Neue befähigt. Das ungeheure Hinterland bis an die indischen und russischen Grenzen ist nicht viel bekannter als das IJnnere des bisher dunklen Weltteile; seine Bewohner, die den lebenden Hauch des Meeres nicht fennen, sind verlunfen in den Anschauungen einer Kultur, in der unsere als Unkultur eiigeh­t. Arm und unwissend, beherrscht und ausgesogen von einem gleichfalls un­wisfenden habgierigen Beamtentum, erbliden sie in den Wandlungen, die vom Strande des Meeres her allmählich zu ihnen dringen, ein an und für sich feindliche Element, und das Mandarinentum, das so Eug doc ist, um zu wissen, daß mit dem Eindringen europäischer Kultur seine Herrschaft vorüber ist, findet in ihnen unwillige, stets bereite Hilfe zum Kampf gegen diese Kultur, deren Träger sie mit leichter Mühe als fremde Teufel verschreien. Dieser Kampf hat jet begonnen, die Partei, welche bereit und millens war, dem Europäertum die notwendigen Zugeständnisse zu machen, war viel zu schmach und bedeutungslos. Die „Reformen“ des jungen Kaisers waren schnell wieder beseitigt, und Li-Hung-Tshang, der einzige vielleicht, der das Uebergewicht europäischer Kultur richtig einfließt, wird sich hüten, feine Haut zu Peking zu Märkte zu tragen. Die Revolution in China unterscheidet sich von derjenigen in Japan in sehr wesentlichen Punkten. Während im Insel­­reiche das Volk feine Angelegenheiten mit Ji selbst abmachte, und die Fremden unbehelligt ließ, ist in China die Partei der neuen Beit einstweilen zu Boden getragen, und das Mittelalter wendet seine ganze brutale Gewalt gegen das Europäertum, vor dem Mord seiner Gesandten sich nicht scheuend und damit en schon beweisend, daß zwischen ihm und ihr eine unüberbrüdbare Kluft abmastet. “ Die Frage ist: „Was will das werden ?” Wir nehmen an, daß es den europäischen und japanischen Heeresmasfen und Flotten angesichts der ihnen gegenwärtig drohenden allgemeinen Gefahr einstweilen gelingen wird, in Beling für die geschehene Unbil blutige Race zu nehmen, und dort auch wieder in gewissem Sinne geordnete Zustände herzustellen, damit ist aber die Frage nicht aus der Welt geschafft. Es kann seinem Zweifel unterliegen, daß die verh­altende chinesiige Kultur der maleinft der europäischen unterliegen­­ wird, alles spricht aber dagegen, daß dieses Unterliegen sich, friedlich oder auch nur als innere Angelegenheit Chinas vollziehen solte, und wenn dieser Zeitpunkt ein­­mal eingetreten ist, so entsteht die weitere Frage, was dann, und mas bedeutet ein europäischer Kultur erschlossenes Chinesentum für das Abendpland? Einen Teil der Antwort kann man jegt schon geben; Schon jegt sind japanische Dampfer­­linien in lebhaften Wettbewerb mit den­­ europäischen Slaggen; jebt Schon sind gewisse Handelsartikel, die den teueren europäischen Arbeitslohn und den weiten Transport nicht tragen können, in Ostasien und der Südsee durch die billigere japanische Konkurrenz verdrängt. Wenn wir und einstweilen damit trösten, daß der Japaner europäische Technik zwar nachahmen kann, aber der eigenen Initiative unmähig ist, so ist doch durch nichts bemiesen, daß dies eine Folge minderer Intelligenz der Söhne des Landes der aufgehenden Sonne ist; die Zeistungen japanischer Aerzte beispielsweise sprengen gegen solche Annahme und es ist ebenso wahrscheinlich, daß die Jugend der japanischen Neukultur die Ursache bildet, wenn sie im europäischen Wettbewerb noch nicht vollwertig ist. — Japan aber wird immer japanische, niemals europäische Kultur treiben, und wenn es fest in der Zwangslage sich befindet, die chinesischen Zustände mit den Europäern zusammen wieder zurechtzulüden, so entspricht es doch nur der Wahrscheinlichkeit, daß die Raffenverwandtschaft dad moderne China dermal­­einst an die Seite Japans führen wird. " Dadurch eröffnet sich eine unabsehbare Perspektivi­k­,unsere Kinder und auch unsere Enkel werden sie noch nicht erleben,aber eine derartige U­ms wälzung wird dermal einst kommen so gewiß wie wir in Europa die Lokomo­­tive nicht wieder mit der Postkutsche vertauschen werden,und es entspricht nur der Voraussicht,wenn man einer solchen Wahrscheinlichkeit faltblütig ins Auge schaut,und ihr sich anpaßt. Daß nicht nur Deutschland,sondern gaa Europa zu der Weltpolitik gezwungen ist,deren einzelne Phasen jetzt­ in Ostasien in die Erscheinung trete m­it eine grausame Notwendigkeit;daß die Iu Weltpolitik der max einst grundstürzende wirtschaftliche u­nd wahrscheinlich auch politische Folgen nach sich ziehen wird, liegt d­arauf derhand.Freuenwirnnz,daß die verantwortlichen Leiter der deutschen Politik diese Sachlage kühl und d­arerfaßten,und demnach ihre Maßregeln­ trafen;der Kampf hat begonnen und die Losung ist:»Völker Europas wahre t eure heiligsten Güter.« China plöglich den Horizont trübte und andere Völker anfingen, sich auf Eventualitäten vorzubereiten und Stellung zu nehmen, bezw. sich aneinander« zu schließen, da machte sich in dem durch seine südafrikanische Politik gelähmten England ein starres Bedürfnis nach Freundschaft geltend — und wohin wäre es natürlicher gewesen, seine Bitte zu senfen, als auf die große „angel­­sächsische” Republik von Nordamerika ? Aber die Regierung von Washington gab deutlich zu verstehen, daß in dem chinesischen Gewirr von einer aktiven Freundschaft der Vereinigten Staaten für England nicht die Rede sein kann. Die amerikanische Regierung hat si allerdings dem „Konzert der Mächte” angeschlossen, aber sie spielt sein Hauptinstrument in demsselben, sie besorgt nur die Begleitnoten. Die eigenen Interessen der Vereinigten Staaten mögen die Regierung des Präsidenten Mac­Kinley zwingen, sich auf die Seite der einen oder der anderen Macht zu stellen, aber über die Wahl werden die Umstände und nicht die Vorliebe entscheiden. Und solange eben die Umstände die nordamerikanische Republik nicht zum Anlehnen an eine andere Macht drängen, läßt sich die Washingtoner Regierung nicht als handelnde Partei in die hineinigen V­erwiclungen einziehen, darüber hat Herr Hay in seinen klaren staatsmännischen Erklärungen nicht den geringsten Zweifel bestehen Lassen. Ueberdies würde in den Vereinigten Staaten jede Partei, die er mit dem Vorschlage engerer Beziehungen zu England identifizierte, bei den nächsten Wahlen ohne meitered eine vollständige Niederlage erleiden, und niemand würde sich einbilden, daß irgend­ein amerikanischer Parteiführer, P­arlaments­­oder Bräsidentschafts-Kandidat fi) der Eventualität politischer Vernichtung ausjegen würde,­­selbst wenn er von noch so freundschaftlichen Empfindungen für England beseelt wäre. Diejenigen, die so viel von dem Vorhandensein eines naturgemäßen angeltäglichen Stammesempfindens in den Ver­­einigten Staaten reden, vergessen ganz und gar, daß seit 20 Jahren der Hauptstrom der Einwanderer nicht mehr aus England, sondern aus deutschen, skandinavisgen und romanischen Ländern kommt, und daß in dem Völker­gemisch der nordamerikanischen Republik der angelfährliche Bestandteil von Jahr zu Jahr dünner geworden ist. Die Zeiten, für die das Wort galt, „Blut ist didher als Wasser“, sind für Amerika dahin und werden nicht wiederkehren. „Nur nicht für England die Rottanien aus dem Feuer Holen !“ Das ist der Ruf, der unter Hinweis auf die chinesischen Wirren bei der gegen­­wärtigen Wahlagitation wiedertönt, und er ist ein deutliches Zeichen dafür, daß die amerik­anischen Staatsmänner, wenn sie überhaupt dazu ge­­neigt wären, seine Sentimentalpolitik zu Gunsten Englands in­ Ostasien treiben werden, Bad Deutschland und die von ihm erhoffte Unterfragung in Oste esien anbetrifft, so hat man in England unter dem Eindruck der sonafthin befundeten Liebensunwürdigkeit der maßgebenden Breise in Berlin vergessen, 1. daß das Deutse Reich in seiner ostasiatischen Politit vor allem auf seine Beziehungen zu Rußland N Südsicht zu nehmen hat und 2. da die enge Life Regierung im Begriffe steht, in ähnlicher Weise den Fehler zu wieder­­holen, den sie im Jahre 1895 beging. Damals richtete Rußland an England die Aufforderung, mit ihm gemeinsam den ehrgeizigen Plänen Japans Halt zu gebieten und eine Vereinbarung betreffe der Dinge in Ostasien zu treffen. England, welches mit Japan sympathisierte, lehnte die Einladung ab . Deutschland und Frankreich nahmen sie an. Und die drei Mächte leisteten nicht nur si, sondern auch England einen großen Dienst, denn Hätte Japan sein Ziel erreicht, hätte er die Obergewalt über China gewonnen, hätte er fi­­ommerziell und militärisch zum Hören des fernen Ostens gemacht und ver­­fügte es über die Hilfsmittel eines Reiches von 400 Millionen Menschen, so würde allerdings die „gelbe Gefahr" in furchtbarster Weise zur Wahrheit ges­worden sein. England macht heute denselben Lehler, indem es zufolge seiner eigenen Unbereitschaft Japan dazu antreibt, seine ganze Heeresmacht zu mo­­bilisieren und bei der Wiederherstellung der Ordnung in China die Haupt­rolle zu spielen. Beharren die englischen Staatsmänner auf ihrem Bestreben, so kann es sie allerdings ereignen, daß dieselben Mächte die vor fünf Jahren gemeinsam in Ostasien auftraten, abermals gegen die bei allem Eigennuß kurzsichtige Politik Englands Front machen müssen. M. „Allg. Big.” Feuilleton. Attila. Bon Josef Marlin. — Zweiter Band. (68. Fortlegung.) Ein niedriger, langer Tisch Tief quer durch den Saal. Zu beiden Seiten desselben waren breite, üppige Ruhebetten hingestellt, die mit­einander in Ver­­bindung fanden. Auf diesen Ruhebetten waren gestichte und purpurne Riffen aufgehäuft, dazu bestimmt, die Liegenden Gäfte in ihrem weichen Schoße auf­zunehmen. Die reizendste Berschwendung war in Aufsteluung von Blumen thätig ge­­wesen. Ganze Haufen von grünen, duftenden Kränzen lagen bereit zum Ge­­brauch der Säfte, und die farbigsten, üppigsten, duftreichsten Blumen der heißen Zone waren ringsum an den Wänden in bemalten Basen aufgestellt. Ueber diesen Blumen auf hohen Postamenten standen in Nischen sechs Bildsäulen vom zartesten Marmor, Heldengestalten wie alten Rom: Cato, Brutus, Cäsar, Cicero, Trajan, Mark Aurel. Düster blichten diese ernsten, bewegungslosen Züge auf das Gaftmahl nieder, das zu ihren Füßen eben an­­gerichtet wurde. — Die Stunde des Gaftmahles ist da. Auf Nebentiichen prangen ungeheure Amphoren mit den süßen Weinen Italiens und Chyperid. Metallene Basen, mit brennenden Gewürzen gefüllt, stoßen ihren süßen, duftenden Atem in den Atmosphäre des Saale aus. Griechische Knaben in langen Frauengewändern, mit wohlriechenden Salben gebadet harren­der Gäste. Die Tafel ist mit verdeckten, zahllosen Schüffeln belastet. Ein einzelner Mann tritt herein. Er ist von seiner schwächlicher Ge­­stalt, seine Züge sind zart und unweiblich. In ein offenes Schreiben, das er in den Händen hielt, vertieft, schreitet er langsam längs den Nubebetten hinauf. E83 ist des Kaisers Günstling, Heraklius, Englands Vereinzelung in Ostasien.England steht allein­ Diese Wahrheit hebt sich aus dem ostasiatischen hexenkessel dessen Brodern die verbündeten(?)Mächte überwacher immer klarer heraus.Alle Mächte,mit Ausnahme Japans,halten sich entweder auf Feindseligkeit oder aus politischer Vorsicht von England fern.Als Chamberlain vor einigen Monaten das Bestehen eines englisch-deutschen und eines englisch- amerikanischen Bündnisses öffentlich verkündete,bekräftigte er im Grunde nur eine Illusion der sich die Oeffentlichkeit in England längst hingegeben hatte.Am stärksten war diese Illusion mit Bezug auf die Ver­­einigten Staaten,und obwohl von Washington sofort ein kalter Wasserstrahl auf Chamberlains Bündniserklärung folgte,so behauptete doch der angels­äächsische Verbrüderungsgedanke seinen Platz in jeder englischen Brust.Aber­­die Beziehungen Englands und Amerikas haben neuerdings eine Probe zu bestehen gehabt,die die wahre Stellung der beiden Länder zueinander auch für jeden Voreingenommenen in ein klares Licht stellt Als die Krisis in Der Inhalt des Briefes bewegt ihn also,daß er endlich leise murmelnd seine anhalt hin liest.­­ »Der­ Patricius hat unbegreiflicher Weise an den juliischen Alpen gezögert. Unterdessen ist Attila die Donau hinaufgezogen und hat den Rhein überschritten. Wir erhielten plötzlich Nachricht von Aurelianum und Tolosa zu gleich­halb Galliensei von denhunnen überschwemmt,die Angst und der Schrecken werde nur nachlassen,wenn der Patricius mit den Legionen einrücke.Hierauf ver­ließen wir die Lager an den Alpen und zogen durch Oberitalien nach Gallien. Ich schreibe dir dies,o Herr 1 von der gallischen Grenze.Ich vermute,daß Aetius geheime Unterhandlungen mit Attila pflegt.Wir rücken sehr langsam von­—Heute kam die Schreckensnachricht Am­elianum sei gefallen und der König von Tolosa unter zweihunderttausend westgotischen Leichen geblieben. Die Bestürzung macht alle Legionen feig.Aetius hat schnellen Aufbruch bes­tohlen,um sich mit Thon­ Smund und Sangiban zu vereinigen.Mehr kann ich nicht melden.—­Eugenius befindet sich noch immer im Lager. Sulpicius.« Der Eunuch las diesen Brief mit seltsamem Lächeln,überflog ihn dann noch einmml und steckte ihn ein.Er verschränkte die Arme und blickte starr vor sich nieder. »Es sind gute Nachrichten,«murmelte er.»Es wird alles sich vers­einigen,den Patricius dem Kaiser verdächtig zu machen.Ich muß selbst nach Gallien,um sein Treiben zu beobachten.Wir werden Attila mit den Provinzen der Westgoten zufriedenstellen­—daß uns Honostia entsprang,ist nicht unsere Schuld.Er mag seine Braut selbst suchen gehem Mutmaßlich lief sie dem langen Goten nach.——Welch’ein Glück,daß Ravenna von ihren Witzen— und Ohrfeigen befreut wurde.« Der Eunuch lächelte zufrieden,und gleich darauf eilte er mit demütigen Verbeugungen dem eben eintretenden Kaiser und seiner Gemahlin entgegen. Balentiian trug diesmal in seinen Bügen nicht jenen gleichgiltigen, so zu sagen, ermordeten Ausdruck, der gewöhnlich darauf lag. Mit Lebhaftigkeit überblickte er das gerüstete Gastmahl, während sein Arm den fenen Leib der Kaiserin umschloß, die in flatternde, verführerische Nymphentracht gehüllt an der Brust des Kaisers lag, und ihre scharfen, ausdrucksvollen Züge hinachtend zu dem abgestumpften Manne emporhob, dem er diesmal beliebte, seine Gattin zu bewundern. Dem kaiserlichen Paare folgten mehrere andere, meist jugendliche, reizende Gestalten, alle in militärfischer, farbiger Tracht, und die Frauen vornehmlich mit auffallender Freiheit die Reize ihrer üppigen Gestalten zur Schau tragend. — Die Feder des Dichters steht — ist er noch das Gebot des Genius, das ihm fortzufahren gebietet? Er will dem Leser ein Bild vorführen, dessen Farben zu ma­chen kaum der frechsten, üppigsten Phantasie gelingen dürfte — — ein fühnes, aber treues Bild eines gefallenen Volkes — Er will dem Leser eine Orgie aus der römischen Kaiserzeit schildern eine Orgie aus dem frechen, aller Sittlichkeit baren Zeitalter Valentinians. — Die abscheulichsten Phantasien unseres Zeitalters bleiben Hinter der entseglichen, todbringenden Sinnlichkeit zucht, welcher Rom seine Säuglinge und Mädchen opferte — gräßlichen Genüsen, welche im­ einer Nacht­ töteten, Wir erfinden nit. Eine scharfe, spottsüchtige Feder hat Szenen aus Roms geselligen Genüffen aufbewahrt, — — Schriftsteller, eingedenk der alten Republikaner, haben den Verfall der Weltstadt geschildert.. Die Wirklichkeit ist abscheulicher gewesen, als die Phantasie — —­­ich mn mt mn me­ mm Wirt deine Delide auf diese teunfenen, nacten @estalten, die ladend ob frechen Scherzen, trintend und singend die Tafel umlagern! Aber ich will dir die einzelnen Bilder vorführen, eb’ bu­schauernd vom Anblidk de Ganzen dich abmwendest. Oben an der Tafel lehnt das kaiserliche Baar. Mit bligenden Augen Igaut Balentinian die reizende Frau an, die ihm adstend über seine Brust gelehnt ist. Das Gewand ist von ihren Schultern gerissen, Aphroditens Formen heben unter des Kaisers umschlingenden Armen — Sie — Konstantind Enkelin — sie, die Kaisertochter — sie verweilt bei dieser abscheulichen Orgie — hat den Stolz ihres Hauses und ihrer eigenen Seele vergessen — marım? (Zertlegung folgt.) — Be; 1 EEE EN

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