Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1923. Juni (Jahrgang 50, nr. 14998-15022)
1923-06-08 / nr. 15004
«i«..9?« Schriftleitung« und Verwaltung: Hermannstadt, Königin Mariastrage Nr. 23 Lerniprecher:g Nr. 11. Verwaltung Nr. 481. für Bezugspreis ” eine Nummer: Lei 2— Nr. 15004 ö ebenbürgisch- -Deutsches q Hermannstadt, Freitag 8. Funi 1923 blatt: „mir Anzeigen überuumut über ‚er Seupiee Beai vermitt des In» und Aus Altrumänien,Bessarabien obrudiha u. Bukowina bei Friedrich S. Bendek, PORIRE Gen. Berthelot 19 Anzeigenpreis: Der Raum seinen einspaltigen Brettzeile Tostet beim jedes . Einrüden Leis— Beset mit Ausnahme eh Beiertage. 50. Jahrgang - Mede des Abgeordneten Frit Connert zum Spekulationsgefegentwurf. (Behalten in der Kammertagung dom 2. Juni 1928.) Meine Herren Abgeordneten! Seit dem Ausbruch des Krieges steht die Frage der Bekämpfung der Teuerung auf der Tagesordnung. Wenn man aber ehrlich sein will, muß zugegeben werden, daß im Grunde genommen alle zur Bekämpfung der Teuerung angewandten polizeil fichen Maßnahmen, die auf eine Bekämpfung der Spekulation hinausliefen, versagt haben. So ist es nur natürlich, daß auch das Defretgefeg Nr. 2969, unter dessen Herrschaft wir fast vier Jahre lang gestanden sind, seinen Erfolg aufweisen konnte. Nun legt uns die Regierung das Projekt zu einem neuen Geset zur Bekämpfung der Spekulation vor. Wenn ich auch zugeben will, daß Die»ser Entwurf gegenüber dem alten Spekulationsgefegewisse DBorteile aufweist und einen feinen Schritt in der Entwicklung zum freien Handel bedeutet, so muß ich Doc andererseits der Ansicht Ausdruck geben, daß, im alle dieser Entwurf Gejes werden sollte, auch dieses Gejes die Teuerung nicht wird beseitigen können, wenn nicht im Laufe der Zeit die Grundursahren der Teuerung beseitigt oder wenigstens abgeschwächt werden. Meine Herren Abgeordneten! Die heutige Teuerung ist nicht eine Einzelerscheinung,beschränkt auf ein Land oder einige Länder,sondern sie ist in allen Kulturstaaten festzustellen Selbst in jenen Staaten die am Weltkriege nicht teilgenommen haben, ist eine allgemeine Verteuer „der 2 . sinaotreten. 4 mindert Bapisrh; sin Besgrähen an der Goldparität. Und nur in jenen Staaten, ist die Verteuerung unter der Goldparität geblieben, wo fünftlich mit Gewalt die Preise gewisser Artikel, namentlicher Nahrungsmittel für die Menschen, niedergehalten worden sind. Wenn wir nun, geehrte Herren, die‘ Frage aufwerfen: Welches sind die hauptsächlichsten Grundursachen der allgemeinen Teuerung, so kann auf diese Frage nachstehende Antwort gegeben werden: In erster Linie sind durch den Weltkrieg ungeheure wirtschaftliche Werte vernichtet worden. Viele Jahre lang hat der größte Teil der Menschheit für den Krieg gearbeitet und nichts Produstrnes geleistet. Der Krieg hat aber an Millionen der arbeitstüchtigsten Menschen dahingerafft, die nun im Betrieb der Volkswirtschaft fehlen. Von vielleicht noch katastrophalerer Wirkung aber ft 8, Daß durch den Krieg Die weltwirtschaftlichen Zusammenhänge zum größten Zeil zerstört und nahbder nur zum Seil wirder aufgebaut worden sind. Meine Herren Abgeordneten! Die moderne Wirtschaft versucht durch kleinsten Aufwand die größte Wirkung zu erzielen. Auf diesem Streben beruht der wirtschaftliche Sortichritt. Unch dieses Streben kommt nicht nur in der Wirtschaft des Einzelnen, sondern auf in der Dorfswirtschaft eines ganzen Staates und schließlich in der ganzen Weltwirtschaft zum Ausbruch und tritt unter anderem dadurch in Grsheinung, daß jedes Land in erster Reihe jene Produkte für den Weltmarkt liefert, die es unter allen Ländern am billigsten erzeugen kann. Der Weltkrieg hat aber das funftprofi ausgebaute System der Weltwirtschaft mit brutaler Hand zum größten Teil auseinandergerissen und die alten wirtschaftlichen Zusammenhänge zerstört. Daher zum großen Seil die heutige unwirtschaftliche Not in der ganzen Welt, deren Heilung dadurch erschwert is, daß wir auch heute, troß der vielen Friedensverträge, seinen wirklichen Friedenszustand in Europa haben. Noch immer bereiten die einzelnen Staaten, mehr als notwendig ist, dem Güteraustausch und Personenverkehr die größten Schwierigkeiten. Alles dieses sind Ursachen einer ungünstigen und teuren Produktion. Die heutige Weltwirtschaft arbeitet mit zu großen Sriftionen, mit zu großen Energieverlusten, was sich in einer fortschreitenden, allgemein ‚ verbreiteten Seuerung ausdrückt, die ‚heute ein Weltfomptom ist und nicht, eine besondere romanische Erscheinung. Soll eine der Hauptursacen der heutigen Teuerung beseitigt werden, dann müssen die Staaten wieder zu den Formen der wirtschaftlichen Beziehungen zueinander zurückkühren, die in der Vorkriegszeit bestanden haben. Und auch unser Staat Großrumänien wird in seinem eigenen Interesse darnach streben müssen, zu allen jenen Staaten endlich in ein geregeltes wirtschaftliches Verhältnis zu gelangen, auf die ung die Interesssen unserer Bolfswirtschaft gebieterisch hinweisen. (Beifall) Wir müssen eine Wirtschaftspolitik treiben. Die ung zur wirtschaftlichen Freihett emportragen kann. (BebMeine Herren Abgeordneten! Man kann mir nun entgegenhalten, daß ich vieles von den Zuständen auf dem internationalen Wirtschaftsgebiet von uns aus nicht ändern dasse, wenigstens heute nicht. Was wir aber, meine Herren ändern könnten, das sind die Verhältnisse im Innern unseres Staates. Hier müßten wir vor allem zusehen, daß wir mit dem fleinsten Aufwand den größten Erfolg erzielen. Heute arbeiten wir aber in unserem Lande unter ganz besonders ungünstigen Bedingungen. Der Arbeitserfolg ist infolge der ungenügenden Verkehrszustände sowie einer ganzen Reihe anderer Umstände, auf Die ich heute aber nit eingehen will, fein entsprechender. Meine Herren Abgeordneten! Wir sind alle davon überzeugt, daß N Rumänien ein von Natur aus reiches Land it. Srogdem ist unsere wirtschaftliche Lage sehr wenig erfreulich. &s genügt eben nicht, meine Herren, der Besißer von natürlichen Reichtümern zu sein, sondern man muß es auch verstehen, diesse Reichtümer mit entsprechendem Erfolg nutbar zu machen. &s wüßt ‚uns wahrlich nichts, jeden Tag zu betonen, daß Rumänien eines der reichten Länder der Sree ist, wenn mir nichts dazu tun, die Reichtümer dieses Landes auch zu heben. A Unser Streben muß mit allen Mitteln auf die Hebung der Erzeugung, auf eine Produktion, mit kleinsten Mitteln den größten Erfolg zu erzielen, gerichtet sein. Auf dies allein, meine Herren, ‚kommt es an, lation, wie es bei uns heute ohne jeden Erfolg ‚ge= f‘hieht. (Beifall) Denn die Teuerung ist nur ein Symptom das Symptom einer teuren oder ungenügenden Erzeugung oder gestörter Verehrs- und Handelsverhältnisse. Die Teuerung in Rumänien, meine Herren, ist mit eine Folge der gestörten Welterzeugung und des teilweise unterbundenen Welthandels sowie der dadurch eingetretenen internationalen DVBerteuerung und sie ist im besonderen auch eine Folge der ungünstigen Produktions- underkehtsverhältnisse bei uns. Heute beschäftigt man sie aber bei uns bei den zuständigen Stellen fast ausschließlich ‚mit der sogenannten Bekämpfung der Teuerung, fast nirgend aber, ‚oder nur im sehr seltenen Fällen, mit der Frage der Steigerung der Erzeugung, dem einzigen Problem, deren Lösung uns auchh den. Abbau der Preise bringen kann. (Beifall.) Meine Herren Abgeordneten! Eine vermehrte Erzeugung führt zum Abbau der Breite, einmal dadurch, das das Angebot im Inland steigt, in zweiter Reihe wird dur sie die Einfuhr der im Inlande erzeugten Artikel überflüsstig gemacht oder eingeschränkt. Und Drittens endlich wird durch eine ‚gesteigerte Erzeugung die Ausfuhr an wirtschaftlichen "Gütern vermehrt, wodurch die Handelsbilanz des Staates günstig beeinflußt wird, was uwiederum zur Derbesserung der Baluta beiträgt. » Un der Seuerungsproblem aber meine Herren, ist meiner Ansicht nach in erster Reihe ein Balutaproblem, daher wird man auch, so lange ich unsere DBaluta auf dem internationalen Feldmarkt nicht bessert, vergebens versuchen, die Teuerung im Inlande einzudämmen. Wenn es aber trogdem geschieht, so kann es nur bei einer Reihe im Inlande selbst erzeugter Gegenstände der Fall sein, und zwar in der Art, daß die Staatsgewalt für diese Artifer fünftlich niedrigere Preise festjett, als wie sie der Weltmarktlage entsprechen würden. Diesen Zustand, meine Herren, haben wir heute mit Bezug auf die landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Zur Sestlegung von Maximalpreisen, ferner die Einhebung sehr hoher Ausfuhrgebühren oder das gänzliche Ausfuhrverbot hat die Regierung in einfertiger Reife eine Komprimierung der Breite für landwirtschaftliche Eräeugnisse duchgelöst. Der Erfolg ist der, ‚daß heute die Getreidearten und Das DBieh im allgemeinen nur 30 bis 40 dv. H. der Welt» marktpreise erreicht haben, und daß tatsächlich in seinem Lande Europas heute das Essen und Srnfen so billig ist, als in ‚Momänten. Der andere Effekt aber dieser DWirtschaftspolitik ist ein stetes Zurückbleiben unserer landwirtschaftlichen Erzeugung und unserer Ausfuhr und zufolge der geringen Ausfuhr eine stete Entwertung unserer DBaluta. (Beifall.) Und die niedrige Baluta wiederum ist die Hauptursache zur DBerteuerung im Inneren geworden, sie ist sozusagen die treibende Kraft, welche die Preise in die Höhe steigen mach. Meine Herren Abgeordneten! Für, mich bildet die Frage der Hebung der landwirtschaftlichen Erzeugung das wichtigste wirtschaftliche Problem dieses Landes, denn wir dürfen nicht vergessen, daß unser Land ein Agrarstaat ist und daß daher vom Zustand der landwirtschaftlichen Erzeugung seine wirtschaftliche Kraft vor allem abhängt. Die Drumdporauslegung Aber jeder Produktion sind die entsprechenden Preise für ihre Erzeugnisse. Aufgrund meiner Kenntnisse der OBerhäftnisse kann ich hier erklären, Daß in feinem Lande Gurppas die landwirtschaftlichen Erzeugnisse so niedrig imreise stehben wie in unserem Staate Wenn wir nun bedenken, daß unsere Landwirte heute für ihre Erzeugnisse nur etwa 30 bis 40 v. 9. des Weltmarktpreises ‚erhalten, während sie für ihre Bedarfsartikel, wie Kleider, landwirtschaftliche Maschinen uso., den vollen Weltmarktpreis plus den hohen Transportkosten und Einfuhrzöllen zahlen müssen, so ist es für jedermann Har, daß die jegige Wirtschaftspolitik der Regierung die landwirtschaftliche Erzeugung in ungeheuerem Maße belastet und sie in außerordentlichem Maße schädigt. (Lebhafter Beifall.) Die jünige Wirtschaftspolitik mit ihren stark komprimierten Preisen für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse führt unweigerlich zum extensiven Betriebssystem, weil sie der intensive Betrieb einfach nicht bezahlt macht. Gerade heute aber, meine Herren, wäre bei den sehr günstigen Ablasverhältnissen für unsere landwirtschaftlichen Erzeugnisse im Ausland die glänzende gegeben, unserer Landwirtschaft die möglichei zur weiteren, inten«liveren Ausgestaltung zu bieten, indem man ihr dur Eröffnung der Auslandmärkte die Mittel hiefür in die Hand gibt. Das gerade Gegenteil hievon aber geschieht: die Ausfuhr wird mit allen Mitteln gedrosselt. Abgesehen von der Zertlegung hoher Ausfuhrgebühren, welche die romänischen Ars tifel auf dem Weltmarkt vielfach nicht mehr konfurrenzfähig erscheinen lassen, wirfen in dieser Hinsicht die zeitweiligen Ausfuhrverbote geradezu ruinös, ebenso die oft sprunghaft wechselnden Verordnungen der Regierung bezüglich des Ausfuhrregimes. (Beifall) Niemand weiß heute, wie er dran ist, am allein wenigsten der landwirtschaftliche Graenger, der auf lange Sicht arbeiten muß. Die Folgen der unstabilen und in ihren wichtigsten Maßnahmen verkehrten Wirtschaftspolitik machen sich besonders in den Gegenden unseres Landes bemerkbar, wo auch früher eine intensivere Landwirtschaft betrieben worden ist, so z. B. namentlich in Siebenbürgen und dem Banat. Meine Herren Abgeordneten! Der vorliegende Gejegentwurf bewegt si num leider in der Richtung der bisherigen Wirtschaftspositif, die auf eine Komprimierung der Preise der landwirtschaftlichen Eeugnisse gerichtet ist. Denn er nimmt in erster Linie die Festlegung von Maximalpreisen für Erzeugnisse der Landwirtschaft in Aussicht. Wenn auch Mehl, Brot, Fleisch nicht direkt vom Landwirten in den Handel gebracht werden, so bestimmt doch die Höhe der Höchstpreise für diese Artikel den Preis, den die Erzeuger erhalten werden. Zu den hohen Ausfuhrgebühren, auf landwirtschaftliche Erzeugnisse oder an zum gänzlichen Verbot der Ausfuhr treten nun noch die Höchstpreise hinzu, die in erster Linie wiederum zu Zarten der Landwirtschaft gehen. Dieser Zustand aber, meine Herren, hat die Intensivierung unserer landwirtschaftlichen Erzeugung unmöglich. Meine Herren Abgeordneten! Der vorliegende Sesegentwurf muß aber auch vom Besichtspunkte des Handels große Bedenken erzegen. Er bestimmt die Maximalhöhe des Gewinnes für Engrossisten und Petaislisten. Ich will zunächst die Frage ganz beiseite lassen, ob der Gewinn von 20 bis 30 p. 9. hoch oder niedrig ist, ich will nur rein theoretisc. Die Stage aufwerfen, ob es überhaupt möglich ist, in der in der Gejegesportage vorgesehenen Weise den Gesinn eines Erzeugers oder Kaufmannes festzulesen. Ich glaube, diese Stage muß verneint werden. Grundjäglich bin ich vielmehr der Ansicht, daß der Erzeuger oder der Kaufmann so viel für seine Ware bekommen muß, um von dem Erlös dieselbe Ware wieder wahschaffen zu können und außerdem Dabei noch einen entsprechenden Reingewinn zu erzielen. In allen Ländern mit fallender Dialuta, oder noch allgemeiner ausgedrückt, so lange die Warenpreise steigen, ist es nicht möglich, den harter Beifall.) ‚Selegenheit = _ ser -