Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1930. Juni (Jahrgang 57, nr. 17103-17131)
1930-06-10 / nr. 17111
FREE F3 _— x MEERE ER EEE Es, FRE EAE - · - «-« ag * r y 4 e # u 1 Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in i Ar. 17111 Hermannstadt, Dienstag den 10. Juni 1930 Einzelpreis 2 Ei mit vordatiert! Rumänien Schriftleitung: Hermannstadt, Honterusgasse Nr. 11. Fernsprecher: Nr. 11 und Nr. 130. Verwaltung: Königin D Mariastr. Nr. 25, Fernsprecher: Nr. 237. Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Buftellung L 90’—; mit Buftellung L 100; mit Postversendung: Inland: Lei 100’; Ausland: L 135’ —; Einzelnummer L5’—; Sonntagsnummer L ae de # N = 57. Jahrgang I, un z» .K- Es lebe der König! Unter festlichen Gepräge und vom Jubel des Volkes umbrauft, it Karl II. in den Mittagstunden des ersten Pfingsttages zum König von Rumänien ausgerufen worden. Weniger als 48 Stunden liegen zwischen der Stunde seiner Ankunft auf dem Boden Rumäniens und seiner Königsmahl, so naturnotivendig warch Haben ji alle Ereignisse der legten Tage vollszogen. Wohl läßt Dieser Verlauf der Dinge seinen Zweifel daran, daß die Nachfehr des Prinzen wohl vorbereitet war und dak die Regie dieser Vorbereitungen in richtiger Weise geführt worden ist. Aber mehr noch äußert ji darin die Tatsache, daß die inneren Verhältnisse unnseres Landes reif waren für die Nildtehr seines berufenen Königs und daß aus den Maffen des Volkes heraus seine Wiederkehr ebenso innerlich ersehnt war, wie seine Ausrufung zum König bejubelt wurde. Zu große Unsicherheit und, zu viel Bermhrer im Herzen des Königshauses Krennung hat mit Dies Herbert Frage an dem Lande gelastet ,und die Gegenfäße in dieser Frage drohten schließlich Die Einigkeit, unseres staatlichen Lebens ganz auseinander zu sprengen, Nun it abermals an der Führung des Landes eine Autorität ausgerichtet worden, in deren Macht es gegeben ist, mit dem hohen Ansehen des königlichen Wortes und mit der starren Machtbefugnis des küniglichen Willens gebietend in die Schiefsate des Landes einzugreifen. Unser Land bedarf solcher Autorität, unser Land kann in dem heutigen Lande seiner Entwicklung nicht anders geführt werden als mit starkem Willen und fester Hand. So begrüßt die Bevässerung des Landes die Thronbesteigung König Karls als eine Verheigung zu innerem Frieden und zu stetiger Entwicklung unserer inneren Kräfte mit dem freudigen Hof: Es lebe König Karlll! Sn der Rede, die der König nach der Eidesteistung hielt, und in der Botschaft an das Land hat er in großen Linien ein Glaubensbekenntnis zu den Aufgaben abgelegt, die er seiner Tätigkeit als Herrscher voigezeichnet sieht. Mit Worten inniger Liebe wendet er sigh an die Gesamtheit der Bevölkerung Rumäniens und fordert sie zu gemeinsamer Arbeit für das Wohl des Landes auf. Rein Wort des Zornes und Fein -Gedanke einer Radsucht gegenüber Denen, Die feine Gegner waren, sprich aus der küniglichen Botschaft, er will alle Söhne des Landes und alle Parteien zu gemeinsamen Zielen geeinigt sehen. € 3 wäre der schönste Ab u) ichluß Dieser jetlich besvegten Tage, ersten Wunsch des Königs Erfüllung wirde, wenn es unserm politischen Leben alles verjäwnden künnte, was bisher an Gegentagen und Feindseligkeiten si darim festgelegt hat. Im Zeichen solcher Einmütigkeit will der König auch die Bildung der neuen Regierung sich vollziehen sehen. Unter Teilnahme aller Parteien wirkct er eine Regierung der nationalen Einigkeit an die Situng der Staatsgeschäfte zu berufen. WoHl scheint, das für solche Einigung der Geister die heutigen Verhältnisse no; nicht reif sind, dag die festgerannten Gegentage der Parteien nit von einem Tag zum in deren ihre Lösung finden künnen. Ihaft für fommende Tage Ai eine Botann dieser Wille des Königs sein, dag unser Sand aus der Verfiridung der Parteikämpfe befreit und in gemeinsamer Arbeit aller politischen Kräfte auf einen neuen Weg friedelicher Entwicklung geführt werde. Daß solches Los nie ferem Lande beschieden sei, das ist unser Wen in der Stunde, wo unter der Herrschaft König Karls II. das Königreich Rumänien an der Schipelle einer neuen Zukunft steht, wenn Diesem BEER 22 Ki SS a4 7 S a LS ER Die denkwürdige Sichung en unserer Sonderausgabe vom 1. Pfingsttag Haben wir unseren Hermannstädter Lesern über den Verlauf der Nationalversammlung und der ihm vorangegangeenen getrennten Sigungen der beiden Kammern Fury bes richtet. Wir lassen den ausführlichen Bericht über die denkwürdige Tagung nachstehend folgen: Die Senatjigung. Der Senat wurde zunächst um 11 Uhr vormittag eröffnet. Ministerpräsident Mironescu gab den Rücktritt der Regierung Maniu bekannt sowie die Ernennung des von ihm geleiteten neuen Kabinetts. Bericterstatter Romanescu verliert dann Den Gerdeentwurf zur Abänderung der Artikel 6 und 7 des Hohenzollernischen Hausgefeges. Der Senat tritt ohne Generaldebatte in die Einzelberatung ein. Stefanescu beantragt die Nichtigkeitserklärung Des Bejeges, welches Duck Fgl. Dekret Nr. 13 vom 4. Januar 1926, veröffentlicht im Amtsblatt Nr. 4 vom 5. Sanıtar 1926, die Abdankung des Prinzen Karl von seinen Nefken al Thronfolger und Mitglied der Dienastie festlegt. Der beantragte Gejegentwurf wird mit 180 gegen 1 Stimme vom Senat angenommen. Senator Apostol Popa regt sodann den aus einem einzigen Artikel bestehenden Gelegentwurf vor, der ber sagt, daß König Michael zum Thronfolger mit dem Titel eines Großwoymwoden von Karlsburg ernannt wird. Bei der Abstimmung erhält die Vorlage 180 Stimmen. Dagegen ist 1 Stimme. Die Sigung der Kammer. Um 12 Uhr 30 Minuten wird die Kammerjigung eröffnet. Alte Minister sind anwesend, GiiveBop verliert die Defrete von der Abdanfung der alten Negierung und der Bildung der neuen. Er verkündet weiters, das die Negentschaft zurückgetreten ist und der Ministerrat die Ausübung der königlichen Vorrechte übernommen hat. Sodann legt der Ministerpräsident die vom Senat genehmigten Gelegentwürfe vor. Professor Jorga wendet si gegen die Bzeichnung „Großwojwode“ für den Tronfolger. Der Titel sei jlapiischen Ursprungs und könne nicht in Zusammenhang gebracht werden mit Michael dem Tapfern. Der Ministerpräsident erwidert, dieser Entwurf entstamme parlamentarischer Initiative und wurde von Der Regierung nicht bearbeitet. Er ersuhr Professor Sorga an der Ausihmberatung teilzunehmen, um Die gehörige Sattung in die Wege zu leiten. Die Siung wird dann für 10 Minuten unterbroen, die Abgeordneten treten zur Ausschußberatung zusammen. Hiebei wird der Titel König Michaels mit Herrodon Karlsburg festgelegt. Die Vorlage wird sodann dem Senat zur nochmaligen Beschlußfassung überstellt. Pompiliu Stoanigeseu, verliert den Entwurf wegen Abänderung der Art. 6 und 7 des Hohenzollernschen Hausgefeges sowie den Gelegentwurf zur Nichtigreitzeerklärung des Altes vom 4. Januar. Die Vorlage wird damit begründet, daß eine große Ungerechtigkeit wieder gut gemacht werden müsse Bei der Abstimmung erhalten die gestellten Anträge 310 Stimmen, während sich nur eine Dagegen ausspricht. Der Präsident schieht die Sigung und erklärt, haß nunmehr die beiden Käufer gemeinsam zur Nationalversammlung zusammentreten. Um 1 Uhr 15 Minuten wird Die Rationalversammlung eröffnet. Cicio-Pop verliest das Dekret der Einberufung und erteilt sodann das Wort Grigore Junian. Der gewesene Justizminster beantragt die Nichtigkeiterklärung aller Äste, die mit dem 4. Januar in Zusammenhang stehen und damit die Broklamierung des Prinzen Karl zum Thronfolger von Rumänien. Die Nationalversammlung nimmt den Antrag mit großem Beifall an. Ministerpräsident Mironescu erklärt,daß sich die Regierung dem Antrag Junians vollkommen anschließt.Er lädt die Versammlung ein,die Aussprache über den Antrag zu beginnen.Als erster spricht Mannva außerordentlichem Beifall begrüßt.Der gewesene Ministerpräsident erklärt,die nationalzaranistische Partei,die die Mehrheit der Nationalversammlung und dieser die Mehrheit des Volksbilds nehme den Vorschlag an und schließe sich der beantragten Ausrufung des Prinzen zum Themn folger voll an.Die Versammlung begleitet dierärung Manius mit stürmischem Beifall. Chio-Bop unterbricht sodann die Sigung, damit der Antrag der Ausschußberatung zugeführt werde. Nach Wiedereröffnung der Gigung verliert Grigore Zunian den Bericht des Ausschusses, der ji seinen Antrag voll zu eigen macht. Der Bericht fordert die Nationalversammlung auf, Prinz Karl sofort in seine N Rechte einzulegen und ihn damit zum König auszurufen. Der Vorfigende stellt fest, das im Sinne der Verfaffung die Nationalversammlung in entsprechender Anzahl besucht sei und das Recht zur Fassung güftiger Beischlüsse habe. Er ergreift hierauf Detapian Goga als Parteiredner das Wort, der seine volle Zustimmung zu dem Antrag erklärt. Im folgen mit gleichen Erlärungen der Sozialdemokrat Radaceanu und der Sude Dr. Mayer- Ebner. Hierauf ergreift der Voreigende der Deutschen Parteni Abgeordneter Dr. Hans Otto Roth das Wort zu folgender Erklärung: Im Namen der Deutschen Partei schließe auch ich mich dem duch Abgeordneten Junior vorgelegten Antrag an. Bebe Gott, daß Die Beischlüsse des heutigen Tages in entscheidender Weise zur Konsolidierung des Laredes beitragen mögen, was Der Höchste Zived unseres Strebens bleiben muß. (Beifall.) Zusgleich gebe ich der Hoffnung Ausdruck, daß die Ereignisse des heutigen Tages an für die ethnischen Minderheiten den Anfang einer neuen Vera und einer ernsten und aufrichtigen Annäherung zwischen den Nationen unseres Landes sein mögen!“ (Zanganhaltender Beifall.) In der Reihe der Redner folgt Graf Bethlen, der seine Zustimmungserklärung mit dem Rufe fliegt: „EEE lebe König Karl der II." 3 sprachen noch Professor Buza, der Ukrainer Dutihat und Saroflid und schließlich der Vertreter der Türken Dmer. In diesem Augenblick verkündeten Kanonenschäfte vom Berg der Metropolie die Ausrufung des Prinzen Karl zum König von Rumänien. « der Rationalversammlung eiter F . 03} er - Ai a 52