Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1930. Dezember (Jahrgang 57, nr. 17276-17305)
1930-12-01 / nr. 17276
Allgemeine Volkszeitung fie das Deutsch Kinzip des 9 Pe Rigi volontiert! ka in Rumänien 48 .Schriftleitung: Hermannstadt, Honternägaffe Nr.11. Fernsprecher: Nr. 11 und Nr. 130. Verwaltung: Königin Mariastr. Nr. 25. Ferniprecher: Nr. 237. Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Zustellung L 90—: mit Zustellung L 100 °; ab Boilverwendung: Stand: Lei 100’—; Ausland: L 135’—; Einzelnummer L5 °—; Sonntagsnummer LOAR BE Nr. 17276 «/ Hermannstadt, Monten ben 1. Dezember 1930 57. Seren Be, die Budgetschwierigkeiten Wie die Blätter berichten, hatten die bisherigen Einschränkungsmaßnahmen eine Ersparnis von 4,3 Milliarden ergeben, doch mußten in den Tegten Tagen auf das dringende Einschreiten einiger Neftoris Ersparnismaßnahmen von 500 Millionen wieder fallen gelassen werden. Dabei beträgt der notwendige Abbau im ganzen 6,5 Milliarden, was ohne Gehaltherablegung der Beamten nicht zu erreichen sein wird. Die betreffende Kommission erträgt nun nach der „Diminena“, neuerlich diese Gehaltzersparnisse. &$ steht ihr der Weg einer Gehaltsteuer für drei Jahre zur Erwägung, die progressiv die Gehälter über 3000 Lei (!) mit einer Steuer bis zu 15% belegt. Ein anderer Vorschlag geht dahin, eine Einheitabgabe von 20% auf alle Gehälter anzuwenden, was etwa 3 Milliarden Einnahmen erbringen würde. Der dritte Antrag schliehlich, der die meisten Aussichten hat, ist der des Gehaltabbaues nach einem ge pisten Schlüssel, der bis zu 30% sich erhebt. Die Gehälter bis zu 3000 Lei blieben auch hier unberührt. Auf diesem Wege konnten, wie es heißt, 2,4 Milliarden erpart werden. Hiezu bedarf es aber zeier gejeglicher Maßnahmen. Einmal muß das Pensionierungsgefeß für Beamte im Alter von 57 Jahren, das nur für heuer gedacht war, auch auf das nächte Jahr anwendbar gemacht werden. Ein zweites Gefeg soll die Betändigkeit der höffentlichen Beamten aufheben, so dab Die betreffenden Gehaltposten einfach gestrichen werden künnen. Diese beiden Gejesmaßnahmen zeigen, da auch die Entlastung von Beamten nottwenedig sein würde. Zuman droht mit Abdankung Bukarest, 1. Dezember. Am Sonnabend war das Gerücht verbreitet, daß der Justizminister zurückgetreten sei. Wie nhm eigen wird, it ein formelles, schriftliches Rücktrittsgefug nicht vorgelegt worden. Zuman soll jedoch tatsächlich die Erlärung abgegeben haben, daß er aus der Negierung ausscheiden werde, da er die Verantwortung für die von ihm verlangten Budgeteinschränkungen nicht übernehmen künne. Bedenken im Schobe der Regierung ,Bukarest, 1. Dezember. Angesichts der Schwierigkeiten, die die Aufstellung des Budgets bereitet, sind einige Minister der Ansich, dag der Haushalt unter allen Umständen ausgeglichen werden müsse, während andere die Meinung vertreten, daß nur an die sozialen Gefahren gedacht werden müsste, Die ein Budget heraufbeschwöre, das zu große Opfer namentlich von den Beamten verlange. Die technischen Sachverständigen, die anfänglich unbedingt für das Budgetgleichgewicht waren, sollen ebenfalls zur Welterzeugung gelangt sein, dab die soziale Gefahr übermäßiger Einschränkungen ihiverere Folgen haben künnte, als ein teilweise nicht ausgeglichenes Bidget. Win die Neuerung Tiebtere Auffassung zu eigen macht, ist es möglich. Da die Aufstellung des Staatsvoranschlages auf eine Weise geer die den verlangten Opfern eine gewisse Grenze se Reichswehrminister Groener über die Abrüstungssabatene GSespräh mit dem Wolfsbüro Berlin, 30. November. Die neueste Genfer Abrüstungsabotage hat hier den übelsten Eindruck gemacht.namentlich die ausdrückliche Aufrechthaltung der einseitigen Entwaffnung Deutschlands als Borbedingung für jede Abrüstungskonvention überhaupt, weist er das nur den „anderen“ Staaten erteilte Recht, im Falle einer Bedrohung über die fünftige Konvention hinaus aufzurüsten und Drittens das den „anderen Staaten erteilte “Recht. Die abgekürzte Dienstzeit zu verlängern, falls die kommenden Rekrutenjahrgänge für nicht hinreichend stark befunden werden sollten. Der Reichswehrminister Dr. Groener äußerte si gestern im Wege des Wolfsbiros u. a. folgenderweise: „Zwölf Jahre nach dem Abrüstungsversprechen verwendet man mehr Geld für Nüftungen als vor dem Kriege, und der Friedensmilitärbestand ist trog Abrüstung der Zentralmächte um 500.000 Mann in Europa allein größer als früher. Deutschland hat dagegen 6 Millionen Gewehre, 130.000 Maschinengewehre, 60.000 Kanonen, 15.700 Flugzeuge und 575 Hangars selbst zerstört! Traßdem erfinden manche Staaten immer neue Vorwände für Rüstungvermehrung und Abrüstungsabotage. Wie könnte Deutschland mit 288 leiten Kanonen Frankreich gefährden, das 2700 schwere und seichte Kanonen im Frieden allein beugt! Wenn man sagt, das Deutsche Kriegsbudget übersteige das Vorkriegsbudget, anzworten wir, daß das uns aufgezwungene Wehrysten zehnmal teuerer ist als früher. 100.000 Deutsche Soldaten stehen im Frieden gegen 740.000 Franzosen und Belgier, zu denen 540.000 Boten und Tidechoflopaten kommen. Dahinter stehen 8 Millionen ausgebildete Neservisten Dieser 4 Staaten! Wenn Frankreich sagt, Die Zeit zur Abrüstung sei noch nicht gekommen, ist Das Vertragsbruch, denn vertragsmäßig folgt auf Deutschlands Abrüstung die allgemeine Abrüstung. Man erinwortet von uns PBerzicht auf Selbstverteidigung, worauf h antiworte, dies sei unter unserer würde. Den noch heutige in Europa giltigen Unterscheidungen muß ein Ende gemacht werden.” Deutsche Völkerbundlnie wird Mittwoch verlautbar. Sie steht auf der Tagesordnung der Sanitarjession Generalsekretäir Sir Eric Drummond erklärte dem deutschen Generalkonsus Bölkers bei Übernahme der Deutschen Beschwerde gegen Polen, er werde sie auf die Tagesordnung der nächsten Ratstagung fegen. Mittwoch wird die Note in Genf und Berlin verlautbart. Sie besteht aus 4 Teilen: 1. Forderung der Austragung im Rat, 2. genaue Schilderung der Vorfälle, 3. Stellungnahme Deutschlands und 4. Doventimentarische Nachweise zum zweiten Teil. liberale Versammlungen Butaresti, 1. Dezember. Gestern 11 Uhr Vormittag wurde in Großwardein eine Regionalversammlung der Liberalen eröffnet, an der etwa 6000 Personen teilnahmen. General Mojoiu verlas Begrügungsschreiben Kon ®, Bratianu, Argetinanu und anderen Führen und kritisierte dann heftig die Haltung der Regierung. Während einer Rede des gemesenen Ministers für Seifarabien Ineulep begann ein Bauer mit faulen Eiern zu werfen und traf u. a. Bogdan-Duka. Die Kongreteilnehmer sprangen auf den Bauern zu und prügelten ihn derart, daß er zusammenbrach und ins Krankenhaus überführt werden mußte. Nach mehreren Rednern spra Duca, der die Teilnehmer zum entschlossenen Kampf gegen die heutige Regierung aufforderte, Die George-Liberalen in Braila Bukarest, 1. Dezember. In Braila fand ein namentlich von bäuerlichen Teilnehmern sehr gut besuchter Kongreß der George-Liberalen statt. George Bratianu erklärte in einer Ansprache, der Bunzeh, der mit der alten Führung der Partei ausgetragen werde, sei ebenso wie der Kampf der Opposition gegen Die Regierung al eine Pflicht anzusehen. Es handelt ihm um einen Kampf um Personen, sondern um Weberzeugungen und Grundfüße, Strafrechtliche Verfolgung der Liberalen wegen Berleitung antidynasiischer Beorschüren. Wie seinerzeit gemeldet, wurde vor einigen Wonden bei der Klausenburger liberalen Versammlung us Versehen oder auf böswilligem Wege an die Landleute anstatt anderer Propagandajgriffen an die gewise Slugschrift verteilt, die im Frühjahr gegen den damaligen Prinzen Karl herausgegeben worden war. Die Staatsanwaltschaft fand Veranlassung, si mit dem Vorfall zu beschäftigen und verhörte mehrere Bauern.berstaatsanwalt Filipescu hat nun nach Beendigung der Baruntersuchung die Angelegenheit dem Untere fuchungsrichter zur Verfolgung übergeben. Einige liberale Führer wurden verhört, Die behaupten, daß Parteigegner ihnen den Streich gespielt hätten. Eine erfreuliche Aenperung -Laut einem Bukarester Batscht der Klausenburgst..«.’« ,,Elbenzek«hat der Innenminister der ersten Averses Neuregierung und Ackerbauminister der letzten liberalen Regierung.Constantin Argetoianm von einem Vertreter eines Vukarester jüdischen Blattes seine Meinung, in der Mnderheitenfrage geäußert,welche verzeichnet zu werden verdient..,Den Kirchen.—sagte,er—ist volle Freiheit zu gewähren. Es ist Pflicht des Staates, die Kirchen in einer billigen Weise mit materieller Unterstügung zu beteiligen. Was die Schulpolitik betrifft, bin ich ein Anhänger vollständigster Schulfreiheit. In meiner Ueberzeugung gehe ich hierin so weit, daß ich Den verpflichtenden Unterricht der umanischen Sprache in den Privatschulen für übertrieben halte. Wenn die rumänische Sprache für jemanden eine Lebensnotwendigkeit it, so mag er sie ohne Chu ziwang lernen. Man kann die Privatschulen zur Befolgung eines gewissen Unterrichtssystens verpflichten, aber dazu, daß sie die rumänische Sprache in einem solchen Maß und so lehren wie jeßt, kann man sie nach meiner Meinung nit verhalten.“ er » > EEE 3 FEN Wan « R Bersammlung des Kaufmannsrates Bukarefft, 1. Dezember. In der Hauptstadt wurde gestern ein Kongres des Kaufmannsrates abgehalten, an dem si Vertreter des ganzen Landes beteiligten. Eine große Zahl von N Rednern schilderte je ungünstige Wirtschaftslage und nahm gegen Die Über — mäßig hohen Steuervorschreibungen Stellung Niuelescu-Rig befaßte sie besonders mit den schlechten Kresditverhältnissen, deren Behebung dur die Nationalbant er forderte. Er ermahnte Die Teilnehmer zur Einmütigkeit. &3 wird dann der Beschluß der Vertreterversammlung angenommen, zum Zeichen des Protestes heute alle Geschäfte und Unternehmungen bis 3 uren nachmittag geschlossen uern 2 Die österreichische Regierungskrise har Dr. Ender verlangt Beteiligung des Seimaiblocs Wien, 30. November. Der zum Bundeskanzler usersehene Vorarlberger Landeshauptmann Dr. Ender ist heute morgens in Wien angeflommen. Er übernimmt, wie verlautet, Die Kanzlerschaft nur dann, wenn alle nigtjogialistisgen Parteien mitwirken, also an der vom Exbundeskanzler Schober so heftig angefeindete Heimatblod, dem Starhemberg und Hueber am.gehören, Rushdy Bey in Rom Englische Kombinationen London, 30. November. Die Besprechungen siehe schen Litwinow und Rushdy Bey mit denttalienischen Smatsmcinnem machten im Zusammenhang mit den übrigen Monsterreifen in London einen Starkenski. Eindruck Das Regierungsblatt,,Divily Herald«spricht«, von einem Großeanerbund und einem Kleinen Fix- Verbund,nämlich Italien,Deutschland und Rußland sowie Ungarn, Türkei, Bulgarien und Griechenland. « « ei N