Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1933. Juli (Jahrgang 60, nr. 18061-18086)

1933-07-01 / nr. 18061

— Tuscepläs Mit-angib­­mokCDik.. REALI- 223720/926 Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Rural Schriftleitung: Hermannstadt, Honterusgasle Ar. 11 Fernsprecher: Ar. 11 und Ar. 130 — Verwaltung: Königin Mariastrage Ar. 3 Fernsprecher Ar. 237 — Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Zustellung 90 Lei; mit Zustelung 100 Lei; mit Postversendung: Inland: 100 Lei; Ausland: 135 Lei. Einzelnummer 5 Lei Nr. 18061 Hermannstedt, Sonnabend den 1. Juli 1933 60, Jahrgang 24964 ‚Hitler Hindenburgs Gast in Nender Hindenburg völlig aej und En­thebung Hugenbergs Berlin, 29. Juni. Reichskanzler Hitler ist heute halb 6 Uhr nachmittag auf Gut Neudel als Gast des Reichspräsidenten eingetroffen und hatte s­ofort eine z­veistündige Unterredung mit Hindenburg. Hitler bleibt bis morgen auf Gut Neuwied als Gast. Dr. Hugenberg wurde auf Verfehlag des Reiche­­nkanzlers vom Reichspräsidenten von allen seinen Wer­bern enthoben. Zum Reichswirtschaftsminister wurde Der Generaldirektttor der „Allianz“ W­G, Dr. Kurt Schmidt, zum Reich­sernährungsminister der land­wirt­­schaftliche Referent der NSDAB -Reichsbauernführer Dr. Walter Darree ernannt. An Stelle des in den Nuhestand tretenden Staatssekretärs im­­ Reichsfinanz­­ministerium Dr. Bang (langjähriger Mitarbeiter Hu­­genbergs) wurde der bekannte Nationalsozialist Inge­­nieur Gottfried Feder ernannt. . Reichswirtsch­aftsminister Dr.Schm­idt ist 47 Jahre alt und stammt aus Heidelberg,er arbeitete bis jetzt im Versicherungsfach Reichsernährungsminister Dr.Darwe entstammt einer elsässischen Familie,die von 250­ Jahr­en nach Ostpreuß­en einwanderte;er ist ein besonders be­­deutender sp Landwirtschaftsfach imann und zählt gegen­wärtig 38­ Jahre,i:c»:—-.1-.-2»x.s-:.;i-Federsx-;,k.ka aus Würzb­urg ist so Jahre alt,seit 1M4M.d.R.,eines der ält­esten Mitglieder der NSDAP und einer ihrner ersten Finanzsachverständigem­­ . s Ministreigp­räsid­ent Goering h­at-—Darree zum preußi­­schen Lan­dwirtschaft und Schmidt zum­ preußi­schen Wirtschaftsminiisteris ernannt­­ .­ « Staatssekretär dkm preußischen­ Kultsministerium wurde der provisorische Staatssekretär aSNE- hardt,Ministerialdirektor und Leiter d­er g­eistlich­en Angelesenheiten wurde LandgerichtsratIsägeywsähy­rend der bisherige Ministerialdirektor in Treu­beken­­burg in den Ruhestand versetzct wurd­e . Die vollziehenden Nach­richttsen beweisen,­daß die in gewissen Zeitungen in letzter Zeit auss allenpvsielhsemw giebsotenenk Nachsrch­ten von einer mehr oder w­eniger schwieren Erkrankung Gehirnschlag ist Hindenbungs völlig unwah­r sind­­, . Heß nimmt am Ministerrat teil Die Reichspressestelle d­er NSDAP­ teilt­,mit:»Durch tweder des Führers in Parteiang­elegenheiten RHeH künftig an Kabin­ettssitzungen und Ministerräten der Reichswgierung teiln inxmth Freiherr von Neurath behält seine Aemter in London verbreitete Gepücht,wonach Reichss­ausenminister Fr.von Neurath sein­en Rücktritten klärt habe,sind,wie von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, frei erfunden. Auch die Behauptung, dad er nicht mehr Führer der deutschen Abordnung für Die Welt­­wirtssaftskonferenz sei, ist valid. Die Gerüchte sind offenbar darauf zurückzuführen, dass er vorläufig nicht nach London zurückehrt, was aber seinen Grund darin­­ hat, daß für seine Anwesenheit auf der Konferenz einst weiten sein Anlaß vorliegt. Webrigens wird an Reichsbanktpräsident Dr. Schacht, der zurzeit no im London meilt, ebenfalls nach Berlin zurückehren. Am Zusammenhang hiemit sei darauf hinge­wiesen, daßs die Nachricht eines Berliner Blattes, das auch Kapitaltilgungszahlungen geleitet würden, unritig­­t. Bei der augenblidlichen Devkienlage Deutschlands er­­gibt Fi, die Unrichtigkeit der Meldung übrigens vom­­ selbst. E Bus Sereishen­tlichung Der evangeliigen Kirche Wehrkreispfliktreeriller hat den Vorsitz des Kir­chsenbundesraxw übernom­men und den bisherigen­ Bun­desdirektor des Kirchenbundigs Rosemannbeurlasuift Pastor Hermann in Potsdam wurde zum ko­m­missarischen Bevollmächtigten fü­r alslieBorsitz­enden des Verkaner evangelischen Kirchen ernannt. Selbstauflösung der „Deutschen Staatspartei“ Die Reichsparteileitung der „Deutschen Staatspartei“ verlautbart: „Die Deutsche Staatspartei wird hiemit aufgelöst. Alle Landesverbände, Wahlkreisorganisatio­­nen und Ortsgruppen, alle Nebenorganisationen Der Deutschen Staatspartei haben damit zur bestehen auf­­gehört.“ Die mit Hilfe der Sozialdem­okratie erlangten Reich­tag­ und and­ere Mand­ate der Staatspartei wurde­n schon gestern als erlosch­en erkl­ärt.Darunter befand sich Baden, auch der ehemalige Reichsminister Dietrich­­ « Gefährliches Zandern (5. ® L) Die in der regten Besfträteigung Der Selbsthilfe gegenüber bezogene Stellungnahme war ver­­ant­wortungsbewußt und zielklar. In den Verhand­­lungen des hiefaic eingefegten Ausschisses mit der Leitung der Selbsthilfe sollte die Gewähr für einen un­­gestörten Verlauf des Sachsentages geschaffen werden. Gleichzeitig aber sollte der Selbsthilfe zum Berwußtsein gebracht werden, wo die Grenzlinie gezogen ist, inner­­halb derer sich die Agitation für ihre politische Ge­­danken­welt frei entfalten kann, außerhalb derer aber diese Agitation für uns die Auseinandersprengung un­­serer inneren Wolfgeinheit bedeutet. Diese Beschluß­­fassung war so, wie sie seitens des Wolfsrates gar nicht anders sein konnte. Auf der einen Seite it­e8 verant­­wortlich Pflicht des Wolfsrates, darüber zu wachen, hab jede Bewegung innerhalb unseres Volkes sich, ein­­füge in die Gebote, die für die Wahrung unserer Volks­­einheit unnerläßlich sind. Wird Diese Einheit einmal sershlagen, dann bedeutet das für ung unter den heu­­tigen Verhältnissen den sichern Untergang, aus dem ung seine Bewegung inneren Wiederaufbaues zu retten vermag. Auf der anderen Seite aber muß der E Selbst­­hilfe das Recht der Werbung für ihre Gedankenwelt, das Recht der offenen Kritik an Zuständen und Per­­onen und Des Ausbaues ihrer Parteiorganisation b­­ewahrt werden.‘ Der Partei der G Selbsthilfe als Ganzem, wie auch ihren e Möglichst breitherzkg eins MADES . ·.Volksrat muß als höchstes völkisches Forums sowohl der einzelnen Angehörigen mit gleicher väterlicher Liebe und Fürsorge gegenüberstehen, wie allen anderen Wolfe­­genossen. Erst dann, wenn alle Wege der Verständigung begangen worden sind und wenn sie verjagt haben, ‚er dann darf auch die Strenge der väterlichen Zucht in ihre Nechte treten. . s« Es scheint,»daß auf Seit­en der Selb­sthilfe die Beweg­­gründe,von­ denen«di­e Beschlußfassung des Volksrates geleitet war, entweder nicht genügend gekannt wurden, oder daß wir nicht entsprechend berücksichtigt worden sind. Ihre Sitfungnahme zum Vollsratbeischlag Hat sie immer auf gewisse scharfe Menßgerungen eingestellt, die im Lauf­ der Aussprache darüber fielen und die zum Teil über Wesen und Sinn des gefacten Besschlusses weit Hinausgingen. Gerade bei solchen Beratungen kom­­men naturgemäß auch die extremen Anschauungen von beiden Seiten zum Ausdruch. Das Entscheidende aber liegt Der­n, auf welchen Punkt der­­ Verbindungslinie sich­hen den beiden Ex­tremen Die Beichlupfasfung ge­­legt wird. Kum ist seit der Beschlußfassung des Volfsrates und seit Einlegung seiner Verhandlungskommission ein voller Monat vergangen, ohne daß in der zu schaffen­­den Klärung irgendein Fortschritt zu verzeichnen ist. Wir wollen damit seine Schuldfrage auftreffen. Wir kennen die umsichtige Geswissenhaftigkeit des Volks­­tatvorjigenden, Der jede Amtshandlung im Namen des Vosisrates sorgfältig vorbereitet, und wir haben auch Verständnis Dafür, dag die Selbsthilfe sein Verlangen danach hat, die Abhaltung dieser Verhandlungen zu beschleunigen, in denen sie auf bestimmte Zusagen fest­­genagelt werden soll. Aber Daraus ist Doch die Sach­lage entstanden, daß für Diesen Sommer mit dem Zur Standekommen des DSachsentages kaum no gerechnet werden kann. Unsere Bauernschaft wird in Dieser fort­­geschrittenen Sommerszeit kaum noch dafür zu haben sein, Sigungen der Diesausschüsse abzuhalten, um nach dem Beschluß des Bolfsrates die Vertreter für den Sacsentag neu zu wählen. Aber selbst wenn Dies mög­­li wäre, würde unsere Opposition sicherlich behaupten, man habe den Sadsentag absichtlich bis in die Ernte­zeit hinausgezögert, um der Bauernschaft die Teil­nahme daran zu erschlieren. Da wir uns gerade diesem Vorwurf seinesfalls ausjegen dürfen, scheint Die Ab­­haltung des Sachsentages vor dem Herbst ausgeschlossen zu sein. Damit bleiben aber auf alle die Fragen in Schwebe, die mit der Schaffung des neuen Volfspro­­gramm eine verbindliche Regelung erfahren sollten. Der ungeklärte Zustand von heute dauert weiter fort und erschwert unsere volfspolitische Lage in hohem Kabinettsbeschluß wurde bestimmt, daß Der Gtellver­ 5 Denn inzwischen verschärfen si Die Gegenlage im­­mer mehr. Die „Neue Zeitung” im Hermannstadt hat ih as Organ des Bürgerabends hüffentlich erklärt und scheint den planmäßigen Zeitungstampf gegen die Selbsthilfe angetreten zu haben. In Kronstadt ist gleiche falls seine Entspannung der Gegenzage eingetreten, im Gegenteil: Die Kampfesführung nimmt vom beiden Sei­­ten immer schärfere Formen an. Das gilt mit nur für die Haltung der beiderseitigen Zeitungen, sondern als in der Firhlichen Gemeindevertretung ist es für s­­ich zu einem ganz Scharfen Zusammenstof gekommen. Wir verfolgen mit sch­werer Sorge diese Ent­wicklung der Dinge. Denn wir befürchten, daß sr unter Diesen Ume­ständen die Gegenfage derart versteifen und verhärten, daß dann auch Das beste Bemühen zur Herstellung einer Verständigung nit mehr durögreifen kann. Derzeit steht noch von beiden Seiten der Wille zur Herstellung­ der Einigkeit aufrecht. Der Bolfsrat hat­­ dies dur die Entsendung der Verhandlungskommit­­ion klar zum Ausdruch gebracht und die­­ Selbsthilfe hat durch Die Vprogrammrede ihres neuen Gauleiters gleichfalls ihren Verständigungswillen Tundgetan. Es scheint und Hohe Zeit zu sein, Diesen beiderseitigen Wil­­len zur Einigung in feste Form zu fassen, damit Der Zeitpunkt Dafü­r nicht endgültig versäumt werde. Denn die Folge davon müßte uns mit Sorge erfüllen. Wir zweifeln nit Davan, daß im Falle der offenen Ente­rweiung die große Mehrheit in Stadt und Land auf Seiten des Vollsrates stünde. *Iber wir Dürfen es nit Dazu kommen lassen, Daß ohne ziwingende Note wendigkeit ein Teil unserer Volksgenossen si verärgert und verbittert beiseite stellt. Es wäre eine schinere Bes­tattung für unser innenvölliiges Leben, es würde uns für die Wahlen ins Parlament und in die Verwal­­tungskörper eine liberaus­ erschiwerte Sachlage schaffen. &3 fangı fein, daß troß aller solcher Erwägungen Die offene Austragung der Gegenjage unvermeidlich ist. Aber das Darf nur Dann geschehen, wenn vorher alle Wege der V­erständigung begangen worden sind und wenn alle Mögligkeiten zur Herstellung der Einigkeit ji erschöpft haben. Diese Sachlage sehen wir heute no­cit geger­ben. Wir geben dem herzlichen Wunsche Ausdruck, daß alle diejenigen, die zur Schaffung einer aufrichtigen Klä­­rung beitragen künnen, für ein baldige Stattfinden der Verhandlungen im Geiste völfischer Einigung fr einsehen mögen. *21361P* Biblioteca Judeteana ASTRA ST Außerordentliche Parlamentstagung ? Bufarest, 29. Juni. Die „Epoca“ will wissen, daß nach der Rückkehr Madgearus die Negierung fi­ernst­haft mit der Frage der Einberufung einer ausser­­ordentlichen Tagung des Parlaments befas jen werde, um eine neue Grenfung des Staatshaushaltes vorzunehmen. An anderer Stelle jagt Das Blatt weiter, dass die Verhandlungen zwischen den Auslandgläu­­bigern und der rumänischen Regierung Anfang Sep­­tember in Paris beginnen werden, um den Haus­halt um weitere 2 Milliarden zu erleichtern. | x NEE

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