Tagblatt, September 1929 (Jahrgang 7, nr. 197-221)
1929-09-01 / nr. 197
"s·s-s:·z:-s-». l Seite 2. Sonntag nen Tiere. Die überwiegende Mehrzahl der Schweine gehört dem deutschen Landschlage an, dessen Zucht seitens der burgenländischen Landwirtschaftskammer besonders gefördert wird. Am häufigsten finden sich Kreuzungen des deutschen Landschweines, der Vorfihire und der ungerischen Rasen. Mit der Geflügelzucht beschäftigen si alle Kleingrund- und Wirtschaftsbefißer, solwie viele Arbeiter und Angestellte. Die Bienenzucht wird am meisten von der Landintelligenz betrieben und zeitigt an manchen Orten bereits verschöne Resultate. Durch Maul- und Klauenfeuche, Milzbrand, Rauschbrand, Wild- und Minderseuche, Bläschenausschlag der Pferde und Rinder, Räude, Wutfranfheit, Schweine peit, Rotlauf und Geflügelcholera gingen im Berichtsjahre 4 Pferde, 108 Rinder, 600 Schweine, 401 Hunde und Küken und 289 Stüd Geflügel verloren. Von den bezdentlicsten Folgen war ein der Behörde nicht zur Anzeige gebrachter Mautfall bei einem Hund in Großhöflein, durch dessen Bille 17 Rinder erkrankten, von denen 71 Personen verlegt wurden. Eine Expositur der Wutschußgimpfungsanstalt in Wien wurde errichtet und konnte die Infektionsgefahr beseitigt werden. Der Schaden be= ‚siffert si auf rund 30.000 Schilling. * Todesfälle. In Markt AIlhau starb kürzlich Frau Therese Arzwohl im 5. Lebensjahre. — In Hannersdorf ist der Ingenieur Paul Benning im Alter von 37 Jahren gestorben. * Trauung eines Amerikaners. In Steinamanger wurde Eugen Stanfl aus Chicago mit Fräulein Sıma Margarethen aus Rednig getraut. Das junge Paar begab sich von Rednig nach Amerika. Ben burgenländischen Schuldienst. Quife Bovjhe, Leiterin der Gtaats »olfsschule in Kroatisch-Ehrendorf, wurde auf eigenes Ansuchen nach Neudauberg verjeßt. 4 Tagblatt * Ein Schuß bei der Tanzunterhaltung. Der Tischlergehilfe Johann Reindl aus Schreibersdorff nahm an einer Tanzuntershaltung in Binkafeld teil. Im Laufe der Nacht gab Ernst Johann aus Binkafeld einen Schuß aus einem Revolver ab, der die Hand des R Reindl traf. Seine Verletzung hat sich als gefährlich erwiesen, so daß er ins Krankenhaus nach Oberwarth gebracht werden mußte. 1. September 1929. Nr. 197. der Araber aufstand gegen England. . Kriegszustand über Palästina, Unruhen im ganzen Lande, Araberaufstande, Zu den« Pogrome, es it wie ein Blik aus heiterem Himmel gekommen. Und doch war das Getvitter schon lange im Anzuge, denn die Art und Weise, in der die englische Mandatsverwaltung das Land negierte, konnte auf die Dauer nicht ohne Folgen bleiben. Immer wieder wurde den Eingeweihten die warnende Stimme erhoben, dab England den Bogen nicht überspannen möge, doch man wollte nicht hören und nımn muß man es fühlen! Englands zweite Schlüsselstellung im Docient, die zur Beherrschung des Sega mals gebraucht wird, i bedroht! Nicht durch eine Fremde Großmacht, sondern durch die Eingeborenen des Landes, die nicht weiter im Elend verkommen sollen. Der Kampf gilt ja in Wirklichkeit nicht den eingeswhanderten Süden, sondern den Engländern, die es nicht verstanden haben, eine Kolonisationspolitik zu treiben, die als fruchtbar bezeichnet werden könnte, orum geht es den Mufilandtikhen ? Man veranschauliche sich einmal »ie age, im der sie Land und Bolt befinden. Da it die große Maffe des Volkes, das Arabertum, das nur in den großen Städten schwächer vertreten it. Diese Boltsschicht lebt in den traurigsten sozialen Verhältnissen,. Tie Tebt ein Helotendasein, wie dam es sich im Europa gar nicht mehr bortstellen könnte. Dieser Zufund: Hat unter der großbritannischen Aera ein Ausmaß angenommen, das es früher oder später eben zu einem Aufstand kommen mußte. Dazu kommen moch die eingeborenen orthodoxen Suden, denen es nicht minder schlecht geht. Auch sie fühlen sich furchtbar bedrüht und sind daher auf die einzigen Bevorzugten des Landes, auf die eingewanderten zionistischen Juden, auch nicht gut zu sprechen Den Hauptpreisblodk der arabischen Rebellion bilden nun die Tektoren, von welchen man werk, daß sie unter dem besonderen Schuß der englischen Herrschaft stehen. So ist es gekommen, Hat Tibi arabische Banden daran machten, zionistische Ansiedlungen auf dem flachen Lande zur überfallen, t wo sie in wenigen Stunden ein blutiges Geniegel veranstalteten und alles, was ihnen in den Weg kam, kurz und frein schlugen. Auch jegt dauern diese Araberaktionen noch an, ohne daß es den Behörden der Mandatsverhaltung im Morgenblich möglich t wäre," dem Wüten der Muff ständischen Einhalt zu gebieten. In Jerusalem selbst soll vor Ruhe herrschen, da dort der Prozenttag der arabischen und jüdischen Bevölkerung sie die Wage hält, wähhrend in der Provinz, too auf einen Juden durchschnittlich 50 Araber kommen, die jüdischen Kolonien dem Treiben der Araberbanden schu$los preisgegeben sind. Die englischen Truppen sind zahlenmäßig viel zu schmach, um hier einigermaßen wirkungsvoll eingreifen zu können. Allerdings sind starre englische Verstärkungen aus Kairo und auch von der See her, unterwegs, die den Auftrag haben, jo rajala möglich die Ordnung, wieder herzustellen. Damit wird es aber nicht getan sein, "wenn sich England seine Position in Balastina erhalten will. Es gilt, das Uebel an der Wurzel anzupaden, und das dann nur durch einen sozial gerechteren Kurs der englischen Verwaltungspolitik geschehen. England wird die einheimische Bevölkerung (Araber und orthodoxe Suden) mehr als bisher zur Mitarbeit heranziehen müssen, andernfalls wird es unmöglich ein, den Ausbruch einer britischen Palästinastata- Strophe zu verhindern. der Rohrbrand am Neusiedlersee im Erlöschen begriffen. ‚Der Urheber des Brandes in Haft genommen. — 6 € s brannten bisher Nährgarben und stehendes Rohr auf einer Gtrede bon et uun 2000 Katastraljoch ab. — Der Schaden wird auf 100.000 Mengő geschäßt. Dedenburg, 31. Aug. Der Rohrbrand auf ungarischem Gebiete des Neusiedlersees dauerte an; heute nachts noch an und wie man uns mitteilt, brannten bisher Rohrgarben und stehen des Rohr auf einer Strecke von 2000 Katamitraljoch ab. Am schwersten sind geschädigt die Hollinger Einwohner, denen das Rohr shhneiden und der Rohrverlauf in der Winterzeit ein Hauptverdienst war. Die Rohrparzellen sind vollständig abgebrannt. Selbst das Heu am Ufer des Sees wurde ein Raub der Flammen. Die Rohrparzellen des gräflich Szehenyischen Fideifome mijjes wurden durch das Feuer gleichfalls verwüstet. Der Wind trug die Flammen gegen die Rohrparzellen von Hidegjeg und Homos, wo Maßnahmen getroffen wurden, um das Feuer an dem weiteren Bordringen zu hindern. Es wurden große Gassen ins Rohr geschnitten; wenn dies nichts nußen sollte, rechnet man mit Bestimmtheit darauf, dem Feuer beim Einseerkanal des Neusiedlersees Einhalt gebieten zu können. Wenn das euer über den Kanal greift, was an nicht ausgeschlossen sein kann, weil das Feuer sprungweise vordringt, ist die Rohrfehlung der Hangflaggegend rettungslos verloren. Alt und Jung aus den Gemeinden Hidegseg und Homof arbeiten auch ununterbrochen daze an, den Einserkanal zu erweitern, um das Durch dem Feuer den Weg abzuschneiden. In der Nähe der Gemeinde Wolfs ist der Brand bereits erloschen. In der Gesmeinde Kroisbad, wo man fürchtete, hab das Feuer bis zu den Rohrparzellen des bischöflichen Gutes vordringen könnte, wurden die nötigen Berschtsmaßnahmen seitens der Gutsverwaltung getroffen. Die Gefahr ist aber für Kroisbach bereits vor= über, da, wie gemeldet, das Feuer in die _ (Nachdruch verboten.) Erdmann Wilrichs Weg zum Ziel. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle a. d. 5. Roman von Grete von Gab. [34 ]Damit das nicht geschehen konnte, hatte er Sie seinem Bruder ausgeliefert. Da Sie si still verhielten, gar nicht den Beruuch machten, nach Deutschland zurückzukehren, war Ihr Glüc; andernfalls läßen Sie bestimmt heute im Kerfer der Tiehera.“ „a. glauben Sie denn wirklich, man hätte mich ohne jeglichen Grund verhafstet?“ Stjew lächelte schmerzlich. „Auch dafür war gesorgt, daßs es jeden Augendlich mit gejeglichem Grund gesdezhen konnte.“ Grete sah ihn verständnislos an: „Ich bin mir nicht bewußt, etwas Ungeießliches begangen zu haben. Bitte, tützen Sie mich auf, Wahfa Wassiljewitsch.“ „Run, gut, wenn Sie es wünschen. Sie erinnern so wohl, im Januar dieses Jahres an einen Menschen, den Brodjufoff Ihnen zuführte, einen Brillantring ver fauft zu haben?“ ’ Sie senktte bejahend den Kopf. „Der , Das ichon, aber auf den Handel mit Gold und Samwelen, steht in Rußland Todesstrafe.“ „Herrgott, ja!“ Sofia hatte ihr das [chon einmal gejagt, allerdings erst, als der Ring längst verkauft war. Sofia hatte von dem Berzlauf nichts gewußt. Grete starrte öltem an. Ihr Gesicht war totenblaß. „Nun bin ich ihm ausgeliefert,“ sagte sie, „er braucht mich nur zu denunzieren ,und ich bin erledigt.“ „Ohne Not tut er es ganz nicht.“ „Wie soll ich das verstehen, Massiljewitsch?“ , Daber es nur tun würde, wenn sein Bruder es von ihm forderte; aber daß das nit geschehen kann, dafür werde ich sorgen. Ich habe beide sei völlig’ in der Hand, dann beweisen, daß sie beide’ gegen die bolschewistische Regierung arbeiten, in deren Dienst sie doc stehen. Colja gibt Nachrichten von hier an Goswin, und dieser leitet sie weiter an die monarchistische Partei Ruhlands in Paris.“ „So sind sie also doch monarchistisch gesinnt?" fragte Grete. «»Jwo,gar keine Gesinnung haben sie, Verräter sind sie,die für Geld allegt tun . Und nun genug davon. Ich werde beide Kerle unschädlic machen, und zwar in ganz kurzer Zeit, damit sie feinem’ mehr gefährlich werden künnen. Vielleicht werde ich Ihre Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Die würden Sie mir da gewiß nicht verweigern?“ Sie sah ihn an. Ihr Herz klopfte so laut und Hart, daß sie es am Halse spürte. Sie vermochte sein Wort zu sprechen. Njew, dem ihre Erregung nit entging, date: Sie liebt Brodjusoff noch und zittert davor, es künnte ihm etwas zuleide geschehen. Ia, so war es gewiß! „Verzeihen Sie,“ sagte er, an Grete vorbei jehend, „daß ich Sie erschrecte, ich konnte nicht ahnen, daß Sie nach alledem, was Brodjusoff Ihnen zugefügt, noch etwas für ihn empfinden.“ Er erhob ihn auch Grete stand auf. Ihre Hand auf’ feinen, Arm legend, zwang sie seinen Eid, zu dem ihren. „Marke M Wafsiljewit ich, wie können Sie glauben, ich empfände anderes als Halt für biesen Menschen?“ Ihre Augen glühten in heißer Leidenschaft. Sljew hielt plößlich ihre Hände in den feinen. "In heißer Leidenschaft prekte er sie, senkte er feinen Blick in den ihren. Ein süßer Schauer tann über sie Hin; sie schloß die Augen. Und dann lag sie am seiner Brust. , Gretel" Sein Mund drühte sich weich und zürte sich auf ihre Halbgeöffneten Lippen. Ihre Arme umschlangen seinen Hals. Eine heiße, innige Liebe strömte über sie hin, wie sie sie für Brodjusoff nie empfunden. Sie tükten sich heiß, leidenschaftlich, ohne Besinnen. Nichts war für sie da, als ihre Liebe. Border verlanf alles Leid. Stew hatte ein Unterkommen für Grete besorgt. Che er sie verlieh, sagte er es ihr. „Ich will nicht, daß du tod eine Stunde mit Colja unter einem Dade selbst. Eine gute Bekannte von mir, Natasha Narus moff, wird dich mit Freuden in ihrer großen Wohnung aufnehmen, in der sie mutterseelen allein lebt.“ Grete dankte ihm, aber die nahe Trennung von Sofia machte ihr das Herz schwer. Sie pachte ihre Sachen zusammen und ging dann zu Sofia, die in der Küche war, wo sie den Samowar für Grete einrichtete. „Sljew war bei dir?“ fragte sie. „Warsum batest du ihn nicht, mit uns ein Glas Tee zu trinken?“ „Er hatte es eilig, Sofia; irgendetwas Michtiges hatte er vor. In einer Stunde will er mit dem Iswoftihie hier vor der Tür sein, um mich abzuholen. Er wird mich zu Natascha Narumoff bringen.“ (Sortregung folgt.)Ring war mein Eigentum.“ 4] 3 , 1 sind eingelangt I Preiselbeere Preise von 220 pro Kilogramm erhältlich bei Sopron, bestimmt M Wapka " und zum JOHANN GRUBER | Delikatessenhandlung Grabenrunde Nr. 107a Telephon Nr. 375. s „SATRAP“ Platten, Papiere, Chemikalien usw. 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