Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1845 (Jahrgang 6, nr. 6-103)
1845-01-31 / nr. 9
ANSS Nr. 9. IW VANIA, Sechster Hermannstadt am 31. Januar. Motto: Sest in der Uebung Spiel Des Lebens ernstes Ziel. Nur Uebung stählt die Kraft. “Kraft ist's was Leben schafft. C. Conradi, Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Jahrgang. einen zw Ueber Leibesübungen. In dem Augenblicke, wo sich in allen wohlverwalteten Staaten Europas: ein erneuerter “Eifer, für die seit dem Anfange dieses Jahrhunderts wieder in's Leben zurückgerufenen Leibesübungen Funde gibt, kann es nur an der Zeit sein auch hier, wo sich ein so. tüchtiges Geschlecht mit regem Sinn für alles Gute erhalten hat, von ihrer Einführung zu sprechen und die öffentliche Aufmerksamkeit, auf diesen wichtigen Theil“ der Erziehung zu lenken.“ Es sei[mir] daher, erlaubt einen kurzen Abriß der Geschichte "der Leibesübungen , neuerer Zeit, sowie einen Hinweis auf deren Notruwendigkeit zu übergeben. In der von Salzmann in Schepfenthal bei Gotha Ende vorigen Jahrhunderts gegründeten Erziehungsanstalt wurden zuerst durch Gutsmuths, seinen tüchtigen Mitarbeiter auf dem Felde der Erziehung die Leibesübungen eingeführt. Gutsmuths wurde dabei durch den Gedanken geleitet, die in Erziehungsanstalten mehr als anderswo gewöhnliche Vernachlässigung des Körpers durch freies Qummeln auf dem Spielplane, oder geregeltes Bewegen der Glieder an Geräthschaften , oder endlich durch weite, zur Ausdauer ermunternde Ausflüge und Freie auszugleichen, und dadurch das von den Alten so sehr hervorgehobene Gleichgewicht, zwischen Körper und Geist wiederherzustellen. Auch diente ihm im Anfange die harmonische Entwickelung der alten Griechen als Vorbild, bis er sich nach und nach ein anderes, mehr auf die im Mittelalter getriebenen Uebungen gefragtes System bildete, das bald von den segensreichsten Folgen für die Anstalt wurde. Gutsmuths sagt selbst darüber: a dE „Einst strebte mein Bli in die Werkstätte der Menschenbildung. I< gewahrte recht viel Bildung des Geistes, keine des Leibes. Da wagt' ich's, mich der Die Kriegsjahre dieses Jahrhunderts, machten, mehr als je die Erschlaffung fühlbar ‚u in welche , die bürgerliche Gesellschaft durch lange Jahre der Verweichlichung, versanfen war. Wo waren jene Turniere und Festspiele, in welchen der freie Mann Stärkung und Erholung suchte, wo die eigenthümlichen Volksbelustigungen des Mittelalters, die in der Regel Gewandheit des Körpers erforderten( Sie hatten. Alle dem Einfluße krankhafter, pedantischer Pädagogen weichen müssen, ‚die, obgleich unaufhörlich die “alten griechischen Klassiker benügend, und entirend,+ und die harmonische Ausbildung des Geistes und“ Körpers der Griechen kennend, „dennoch unbegreiflicher Weise nur die Entwickelung des Geistes, im Auge behielten, zufrieden wenn. der Zögling, feinartig eine Verbeugung zu machen verstand. Das war auch. die Zeit der Wunderkinder, d. h. solcher Wesen, welche durch die Frühreife ihres Verstandes Erstaunen, erregten und zu den schönsten Erwartungen , berechtigten, gewöhnlich aber entweder früh dahinstarben, oder in späterer Zeit bei kränklichem Körper Stillstand, des Geistes, offenbarten. Kein Wunder, denn der Leib war auf Kosten des Geistes geschwächt, nicht mehr fähig dessen Träger zu sein. Die Zeit der Bedrängniß wirkte, aber, wie in so vielen Stücken auch, hierin Großes. Mit Enthusiasmus ergab sich die Jugend den Leibesübungen, nachdem sie des Einen was Noth that inne geworden war; besonders war es Norddeutschland, wo unter Jahn's kräftiger Leitung die Leibesübungen Volkssache wurden. Traurige Ereignisse führten von neuem eine Störung dieser Angelegenheit herbei; der Werth derselben und ihr Einfluß auf Leib und Seele war jedoch einmal anerkannt‘ und verdienstvolle Männer wie Maßmann in München, Klumpp in Stuttgart, Ravenstein in Frankfurt a. M., Eiseren Verzärtelten anzunehmen und des Leibes zu entwerfen.“ eine Erziehungslehre )