Die neue Zeitung, April-Juni 1932 (Jahrgang 3, nr. 208-252)

1932-04-02 / nr. 208

2 Die neue Zeitung Kostelnic, Razar Moijjer und ein Fräulein Liporniskaja wurden zu je zehn Jahren Gefängnis verurteilt, als An­­geklagte wurden freigesprochen und die übrigen 35 zu Gefängnis zwischen sechs Monaten und a1 Jahren ver­­urteilt. Goga zukünftiger Außenminister. Mie verlautet, soll Außenminister Ghica am 1. Mai wieder den Gesandtenposten in Rom einnehmen. Als sein Nachfolger im Außenministerium wird Octavian Goga genannt., Argetoianu und die Donaukonföderation. Argetoianu äußere sich dem Berichterstatter der „Neuen Freien Presse“ über die Donaukonfödderation. Argetoianu sieht die Sache ziemlich persimilfiich und glaubt nicht daran, daß die Föderation zustande kommen wird. Keine innere Anleihe in Ungarn. Ein Mittagsblatt brachte die Meldung, daß sich die ungarische Negierung mit der Aufnahme einer inneren Anleihe befasse. Die ungarische Telegraphenagentur meldet, daß dieses Gerücht jeder Grundlage entbehre. Benizelos bleibt vorläufig. Athen. Da es nicht gelang, eine Regierung der na­­tionalen Einheit zu bilden, wird Benizelos an der Re­­gierung verbleiben. Das griechische Parlament begann seine Beratungen. Die überaus starke, in Opposition bes findliche Volkspartei fordert die sofortige Ausschreibung von Neuwahlen. Zusammentreten einer russisch-romänischen Dnieitk­ommission, Mie uns aus Alfhinem geschrieben wird, in für den 12. April I. 3. in Soroca die Tagung einer romanisc­­hussischen Grenzkommislation in Aussicht genommen, welche die blutigen Vorfälle am Dnjestr zum Gegenstand haben soll. Von romänischer Seite werden an der Besprechung Unterstaatssekretär Bangal und der Minister für Bessarabien Ehristi, von russischer Seite der Chef der Tscheka aus Moskau teilnehmen. Blutiger Auffstand in der Ukraine. Aus Warschau wird gemeldet, daß in Kammenek- B­odolsk von ukrainische nationalistischer Seite ein Budsch inszeniert wurde, der jedoch mit Waffengewalt im Keime erstickt wurde. 78 Tote und 132 Schwerverleote blieben am Blake. Etwa 500 Personen wurden verhaftet. Seindseligkeiten zwischen Japan und China eingestellt. Die Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Japan und China, deren gänzlichen Abbruch­ man befürchten konnte, da die Chinesen den vollständigen R­ückzug der Japaner aus China forderten, wurden neuerdings aufgenommen und führten zu einer vollkommenen Eini­gung. Beide Teile haben bereits die Feindseligkeiten ein­­gestellt. Austritt Japans aus dem Berferbund. Außenminister Sofdisawa hat fi den Standpunkt des Kriegsministers Araki in der Frage des Austrittes Japans aus dem Bölkerbund zu eigen gemacht. Diesen Austritt wird er damit motivieren, daß die V­ölkerbund­­politik im Gegensaß zu den Interessen Japans stehe. Es heißt, daß Japan schon auf der nächsten Tagung des Bölkerbundes seinen Austritt anmelden werde, ungen an das Ausland bis zum 10. April anzumelden. Jedes Bersäumnis wird streng bestraft. Die Erportprämien werden ab 31. März aus­­gezahlt. Das Ackerbauministerium hat von der Banca Nationala eine Summe von 100 Millionen Lei zur Fort­legung der Erportprämienzahlungen erhalten. Die­­ Zahlung begann am 31. März. S Zuerst werden die Weizen­­erporteure bezahlt und nachher werden die Prämien an­­gewiesen. Susion der romänischen Petroleumgesellschaften. Die Verhandlungen über Bildung einer neuen Petroleum­­gesellschaft, die ich aus den verschiedenen Gesellschaften, an denen romänisches Kapital entsprechend beteiligt ist, zusammenlegen soll, sollen abgeschlossen worden sein. Dienstag sind die legten Berbesserungen am diesbezüglichen Gefegentwurf im SIndustrieministerium vorgenommen Auch Der Entwurf wurde dem Geseßgebungsrat vor­­gelegt. Die Entwicklung der Goldindustrie. Die National­­bank hat eine Kommission ernannt, die die Goldlager und Goldbergwerke im Erzgebirge und im Norden Sieben­­bürgens besichtigen und einen Bericht über die Möglich­­keiten der Entwickelung und­­­erbesserung der Goldin­­dustrie erstatten soll. Die Durchführung des Alkoholmonopols. Obgleich­ das Gefäß über Einführung des Alkoholmonopols noch nicht verabschiedet worden ist, wird seine Durchführung im Fi­­nanzministerum energisc vorbereitet. Die Ausschreibung der Einrichtung, mit der die neue Finanzgarde versehen werden soll, ist auf den 5. April ansgeseßt worden. In zuständigen Kreisen glaubt man, daß das Alkoholmonopol am 16. April in Kraft treten wird. Oesterreich entspricht seinen Auslandsverpflich­­tungen. Wien. Die Regierung gibt eine Mitteilung aus, in der sie erklärt, daß sie allen ihren ausländischen­­ Ver­­pflichtungen, die bis zum 15. April fällig waren, ordnungse gemäß nachgekommen ei, für die Ledensinteressen der pensionisten, daß es si­vers lohnt, den Wortlaut des Aufrufes nochmals erscheinen zu lassen, um der Anregung an noch weiteren Impuls zu geben. Der XArtikelschreiber bemerkt ganz richtig, daß wir uns enger zusammenschließen müssten und feßt dann, auf die ev.­kommenden Wahlen bezugnehmend, folgend fort: „Mit unseren 100.000-den von Stimmen bilden wir eine Macht, die ausgenüßt werden muß. Da wir jedoch in keinem Komitate eine Bevölkerungsmehrheit bilden, interessieren sie die Parteien nicht für uns. Es bleibt daher nur ein einziger legaler Ausweg: Wir müssen einer oder der anderen politischen Partei, die über das ganze Lande verbreitet ist, unsere Stimmen zur Verfügung stellen, damit sie uns auf ihren Listen einige gute Pläne ein­­räumen und so einen oder einige Sachwalter ins Pars­­ament bringen. Wir müssen, wie es vor den Wahlen so oft geschieht, mit einer Partei einen Wahlpakt abschließen und sofort mit dieser Parteileitung die Vers­­andlungen aufnehmen. Welche Bartei immer! Diese Ent­­re­etöung überlassen wir gefrort den Fürhreren unserer Verbände. Nur eines fordern wir, es möge sofort geschehen. Niemand weiß, wann wieder und vielleicht wie bald, das Volk zur Wahl der Volksvertreter auf­­gefordert werden wird. In diesem Augenblick müssen wir bereit sein.* Hermannstadt am 1. April 1932, Im Auftrage vieler Pensionisten 2. &., Hauptmann bd. A. = „Geschenk-Artikeln bei EMIL HÖCHSMANN, Juwelier Hermannstadt, Heltauergasse Nr. 41 Georg Alexander Dienstag, den 5. April im THALIA tritt persönlich auf Wirtschaftsnostizen Die Verwendung staatlicher Anweisungen zur Steuerzahlung. Das Finanzministerium hat verfügt, daß die Finanzverwaltungen bei Zahlung der Steuern, sowohl von Privaten, als auch von autonomen Verwaltungen und Behörden, Zahlungsanweisungen des Staates für Lieferungen oder andere Dienste anzunehmen haben. Diese Kompensation darf nur auf Grund der vom Finanzmi­­nisterium erlassenen Verfügung und nur in dem Falle ge­­schehen, wenn sowohl die Zahlungsanweisung als auch die Steuer in das gleiche Budgetjahr fallen. Der Staat nimmt nur von ihm ausgestellte Zahlungsanweisungen an, nicht jedoch auch solche der besonderen Kassen der öffentlichen Region, der autonomen Verwaltungen oder der Gender­­direktionen. Ebenso dürfen Zahlungsanweisungen nicht ver­­wendet werden, die Abzüge für die allgemeine Pensions­­kassa für die Straßen- oder Kompensationswaffe aufweisen. Von den Behörden vorgelegte Zahlungsanweisungen sind von den Finanzverwaltungen von Amts wegen ohne be­­sondere Verfügung des Finanzministeriums zu übernehmen. Ale Kompensationen müüsten jedoch sofort dem Finanz­­ministerium mitgeteilt werden. Abänderung der jugoslavischen Devisenordnung. Der Finanzminister hat die bestehende Devisenordnung abgeändert und verfügt, daß künftig von den jugoslavi­­schen Staatsbürgern nur 5000 Dinare oder ihrem Werte entsprechende Balifen ausgeführt werden dürfen. Zuriffle­che Personen und Private sind verpflichtet, ihre Forder- Deutsche Industrie verlangt Moratorium. Der Borsigende des­­ Reichsverbandes der Industrie, Krupp von Bohlens Halbach, wird Gelegenheit nehmen, dem Reichskanzler im Auftrag des Reichsverbandes präzise Fragen über die künftigen Pläne der Regierung bes­züglich der Wirtschaftsgestaltung vorzulegen. Es ist kein Geheimnis, daß in den Streifen des Neidungsverbandes der In­dustrie die Gegner der jenigen Deflationspolitik der Reichsregierung immer mehr gewach­sen sind. Von manchen Kreisen, besonders von denjenigen, die starke Auslandss­verpflichtungen haben, wird immer energischer ein Mo­­ratorium gefordert. Andere Kreise wieder erklären, daß die Wiederbelebung des Erportes und Erhaltung der Aktivität der Handelsbilanz nur erreicht werden kann, wenn Maßnahmen getroffen werden, die die valutarischen Schwierigkeiten, die angesichts des niedrigen Standes des Pfundes den deutschen Export hindern, im irgend­einer Form beteiligt werden. Wiener Hornviehmarkt vom 29. März 1932. (Bericht der „Auffro-Banater“). Auftrieb: 2085 Stück, darunter 27 unverkauft vom legten Markt. Herkunft: Maftvieh: 1196, Inland 977, Ungarn 75, Rumänien 75, Jugoslavien 69, Beinlvieh: 889, Inland 880, Jugoslawien 9. Es notieren: Ofen Prima 1,20—1,60, Oc­hien Sekunda 1,—1,20, Ochien Zertia 0,85—0,95, Gtiere 0,80—1, Kühe 0,75—1, Beintrieb 0,45—0,70, Schil­­linge per 1 kg. Lehendgewicht. (1 Schilling — Let 19.15) Tendenz: flau. Wiener Schweinemarkt vom 29. März 1932. (Bericht der , Uuffro: Banater"). Auftrieb: 10865 Stück, darunter 62 unverkauft vom feßten Markt. Herkunft: Steifhischwein­e: 6109, darunter Inland 3990, Rumänien 160, Jugoslavien 251, Polen 1698, Settschweine: 4756, darunter Ungarn 1448, Rumänien 624, Jugoslavien 2465, Polen 219. Es notierten: Prima Zettichweine 1,32— 1,38, Mittel Ihw. Schweine 1,30— 1,35, alte shw. Schweine 1,26— 1,30, Bauernschweine 1,35—1,45, Fleisc­hweine 1,40—1,85, engl. Schweine jung 1,45—1,65, Scillinge per 1 kg. RL (1 Schilling=Lei 1915) Tendenz: rubig. — Herrenwäsche, Strümpfe, Krawatten, Hosenträger, Sockenhalter preiswert bei Franz Hemper, Grosser Ring 3—5 (Bodenkreditgebäude) Freie Meinungsäußerung. Für die in dieser Rubrif erscheinenden Artikel über­­nimmt die Redaktion seine Verantwortung. Verantwortlich nn Einsender. Alle Artikel erscheinen vollständig un­­verändert. Aufruf an die Pensionisten! Der von A. 2. Hpim. i. R. verfaßte Artikel in der „Neuen Zeitung“ vom 19. März 1932 wurde in Pen­­­­sionistenkreisen mit viel Interesse gelesen. Die Anregung des Artikelschreibers, zu den kom­­menden Wahlen Stellung zu nehmen, wird mit viel Sym­­pathie aufgenommen, er ist von so eminenter Bedeutung Sonnabend, 2. April 1932. — Nr. 208 Vagesneuigkeiten. „Graf Zeppelin“ in Friedrichshafen gelandet. Die aus Friedrichshafen gemeldet wird, ist das Luftschiff „Graf Zeppelin“ am vergangenen Dienstag fahrplanmäßig und in bester Ordnung von seiner Südamerikareife in der heimatlichen Halle eingetroffen. Drei Passagierdampfer im Taifun gesunken. Ent­­lang der ganzen chinesischen Küste wütet ein furchtbarer Taifun. Drei chinesische Passagierdampfer sind auf offener See mit Mann und Maus untergegangen. Auch zahl­­reiche Fischer fanden den Wellentod. Die Wäscherin Kaiser Franz Sojeis gestorben. In Ezernowiß ist eine Frau zu Grabe getragen worden, die si in ihrer Erinnerung immer noch zum kaiserlichen Hause Habsburg gehörig fühlte: Die Wälcherin Maria Horwath. Die 90jährige Greilin, die jeit aus dem Leben geschieden ist, war viele Jahrzehnte hindurch Wälcherin in Wien beim Baiserlichen Hofe. Alt geworden, kehrte sie nach Czernowiß zurück, kaufte si hier ein Häuschen . und verbrachte ihre Tage in Erinnerung an den vergan­­genen Glanz ihres Lebens. Wer es­ hören wollte,­ dem erzählte sie „Seschichten vom Hofe“, als wäre sie eine der eingeweihtesten Personen gewesen. In ihren letten Lebensjahren war es ihr überhaupt nicht mehr begreiflich zu machen, daß „der Kaiser“ nicht mehr regiere und lebe. Nun ist sie fill und ohne Geleite zur ewigen Ruhe ber­­tattet worden. Wer deutlich spricht, wird entlassen. Für den ge­ hässigen deutschfeindlichen Geist in Polen is folgende In­­terpellation kennzeichnend, die von der deutschen Fraktion im Bromberger Gemeinderat eingebracht wurde: „Am 1. November 1930 ist der Aufseher der Kühlhalle im Schlachthause, Frißkowski, entlafen worden. Als Ents lassungsgrund war angegeben worden, daß Frißkoiwski entlassen worden sei, da er in der Familie (!) deutsch ge­­sprochen habe und vor dem Kriege ein Germanophile­ge= ge­wesen sei. Diese Entlassungsgründe stellen eine Unge­­heuerlichkeit dar in einem Staate, in dem jedem Bürger völlige Gleichberechtigung zugesichert is. Für den Magi­­trat als Arbeitgeber kann nur die Erfüllung der Pflichten durch den Arbeitnehmer entscheidend ins Gewicht fallen, nicht aber der Gebrauch irgendeiner Sprache im Familien- Greife. Auch die Behauptung, Frißkowski sei vor dem Kriege Germanophile gewesen, kann als Entlassungsgrund niemals anerkannt werden. Da Szikkowski über 10 Jahre, sehr pflichteifrig und zuverlässig, wie sein Zeugnis besagt, im Dienste der Stadt gearbeitet hat, die angegebenen Entlassungsgründe z. T. nicht den Tats­achen entsprechen und z. T. von keinem rechtlich denkenden Mensc­hen an­­erkannt werden können, beantragen die Unterzeichneten, dem Frißkowski, der 61 Jahre alt ist und ohne jede Unterhaltsmittel dasteht, für seine treue Dienste die im allen vorgesehene Altersversorgung zuteil werden zu allen.“ Das sehende Torpedo. Koloman Tihanyi, ein be­­kannter ungarischer Ingenieur, hat nach langen Fors­chungen ein siebendes Torpedo erfunden. Mit diesem Problem hatte sich schon vor ihm der auftragliche Weise ums Leben gekommene Lord Thomson, englischer Mit­nister für Luftfahrtwesen, beschäftigt, ohne es jedoch reil­­os lösen zu können. Tihanyi war glücklicher als er. Das genial ausgeklügelte Torpedo meist als charakteristisches Merkmal ein „künstliches Auge“ auf, das durch photo­­elektrische Reaktion auf jegliche Richtstrahlen reagiert, ähnlich wie die G­ehnerven des natürlichen Auges. Diese photoelektrischen Wirkungen lösen nun gewisse Apparate aus, die es bewirken, daß das Torpedo, das als führer»­loser Aeroplan durch die Luft fliegt, jeder Bewegung eines feindlichen Aeroplans folgt. Bereits zwei Groß­mächte sind an den jungen Tihanyi herangetreten, um ihm seine Erfindung abzukaufen. Gegenwärtig weilt der erfolgreiche Erfinder auf der Abrüstungskonferenz. Aber dieses scheinbare Parador von einem Journa­­listen befragt, sagte er, daß er ein Interesse am Zustande» 1

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