Die neue Zeitung, Oktober-Dezember 1932 (Jahrgang 3, nr. 335-409)

1932-10-05 / nr. 335

= ja | # _ Die neue Zeitung ne 2 2 s hi » Mittwoch, 5. Oktober 1932. — Wr. 335 versucht hatten. Vertreter der Behörden aus Giurgiu haben si an Ort und Stelle begeben,­ um die Angelegenheit zu untersuchen, un­d Der Inflations-Gebante zieht immer größere Kreise Aus Bukarest wird berichtet, daß sie Suntan auf den Standpunkt stellt, daß eine Rettung nur dann mög­lich is, wenn der zu hoch stabilisierte Wert des Leu redus­tziert und eine mäßige Inflation eingeführt wird, damit jeder seine Schulden bezahlen kann. Diesem Gedankengang haben sie außer Zupu, der schon früher immer eine Inflation forderte, auch die Bars­telen des Georg Bratianu, Cuza und viele andere Abge­­ordnete in der Regierungspartei selbst angeschlossen. Selbst bei Maniu if man noch nicht frei, ob ihm eine Inflation nicht lieber als eine ungerechte K­onver­­­­tierung wäre, so daß es leicht der Fall sein kann, daß die Balda- Regierung — falls fie f in der Inflation in den Weg stellt — gehen und an ihre Stelle die Nationale zaranistische Partei Junian oder gar Waniu stellen wird. Jedenfalls will man nichts unversucht lassen, um das Land aus der gegenwärtigen schrecklichen Lage einer bes­seren Zukunft entgegen zu führen. P­arlamentsschluß und Sachsentag Nach den neuesten Nachrichten soll das Parlament bis zum 8. b. M. tagen. Wir haben gehört, daß der Yusichuß, der den Sachsentag vorbereiten soll nit zur­­ammentritt, weil die sachliichen Parlamentarier verhindert seien, an den vorbereitenden GiBungen, deren erste schon auf einen bestimmten Tag vor etwa 2 Wochen fiziert war, teilzunehmen. Diese Vorbereitung könnte ja schließlich au­ in Yukarell stattfinden und es macht keinen guten Eine­druck, ja es reizt unadllig, wenn eine von einsten Areifen gewünschte und von Volksrat selbst beschlossene Sache ganz unndtigerweise hinausgeschleppt wird. Schließlich en­­doch der Eindruck, wie wenn man nicht recht wolle. Wer ist der Bischofskandidat der Selbsthilfe? Auf einer Tagung in Schäßburg is bekanntlich Pfarrer Staedel als Bischofskandidat der Gelbthilfe erklärt worden. Nun gibt es einen Bogen Papier auf dem ein ganz anderer Herr empfohlen wird und dieser Bogen trägt neben drei andern Unterschriften die eigen» bändige Unterscrift des Gelbsthilfeführers Fabritius. Sollte vielleicht irgend ein fersius gandens (ein dritter, der sich freut) als Kandidat beabjitigt sein? Zwei Bischöfe kön­­nen wir uns doc nicht leiten. Warum so heftig? Die „Sahlenburg“ betitelt eine Erwiederung auf eine Notiz unseres Blattes, in der wir die Ansicht ans­­prachen, daß eine Neuwahl der kirchlichen Adrperfchaft­en, dazu führen würde, daß voraussichtlic die bisherigen Mitglieder neu gewäh­­it werden würden, da nur die Hälfte er­sbspershaften neu befeßt werde, für uns nicht, über­raschend, mit der wilden Aufschrift „Eine freche Lüge.“ Wir bekennen mit aller Offenheit, daß wir der Ans­eiz waren, daß auch die Bezirkskirchenversammlungs­­mitglieder sechsjährige Wandatsdauer halten. Wir waren also in einem Irrtum. „Gebogen“ und „verdreht“ Aber dieser kleine Sieg der „Sachsen­­­burg“ ändert ja an unserer Behauptung sehr wenig. Die Bresbpferten und Gemeindevertretungen haben sechsjährige Mandatsdauer und die Bezirkskirchenversammlung bes flieht zu einem größeren Teil aus Mitgliedern von amnig­­“wegen, als die Bresbyferien und Gemeindevertretungen und aug­ fonsf halten wir an unserer Ansicht fest, daß Neuwahlen, besonders überstürzte an dem Bild unserer kirchlichen Vertreiungskörper wenig ändern würden, viels­­eicht leider, vielleicht auch erfreulicher Weise. Der Glearing-Vertrag mit Ungarn Die diesbezüglichen Verhandlungen sind beendet und der Veitragstert ist von den beiderseitigen Delegations­­­­präsidenten Winkler für Ungarn und Cäsar Popescu für Rumänien parasiert worden. Nun hat noch die Ratio­­­fizierung durch die beiden Regierungen zu erfolgen. Großes Defizit der­ Deutschen Reichspost über das Rechnungsjahr 1931 Nach dem Geschäftsbericht der Deutschen Reichspost ist infolge der fortschreis lenden Verschlechterung der deutschen Wirtschaft-Konjunk­­tur der Verkehr in fast allen Betriebszweigen außeror­­dentlich stark zurückgegangen Insbesondere der Teles­­«grammverkehr iflum über LO Pronzetst gefundenen Betriebseinnahmen sind 1899 8 Millionen Mark aufge­­kommen. Das Defizit gegenüber den Betriebsausgaben beträgt 196,9 Millionen Mark. Listenkoppelung der deutschen Volkspartei mit Hugenberg Wie die ven der deutschen GStaalss Der rijflichsoziale Volksdienst hatte mitteilen lassen, daß seine­ren eine Verbindung mit anderen Gruppen abgelehnt­en. Tagung des großen faschistischen Rates Der große faschistische Rat hielt unter dem Berfiß­­ des Ministerpräsidenten Mussolini eine Sagung­­ mit fol­gender Tagesordnung ab: 1. Bericht über die Partei und A­bänderungen des Parteistatuses; 2. Bericht über die innenpolitische und die internationale Rage; 3. Stalte­nilfh­ äsopliihes Uebereinkommen vom 6. Dezember 1924 für die Grenzregelung zwischen der Ayrenaika und Aegypten. Hindenburgs 85. Geburtstag Anläßlich des 85. Geburtstages des­­ Reichspräsi­­denten Hindenburg fanden in allen Garnisionen Sams­­tag abends Militärfeiern statt, während am Sonntag überall Selfgottesdienst gehalten wurden. Die Grüße der Regierung Überbrachte Reichskanzler v. Bapen, die der Reichswehr aber General Schleicher. Sonst feierte Reichs­­präsident Hindenburg sein Wiegenfest im engsten Sreife seiner Familie, Gandhi hat noch nicht genug gehungert. Der große indische Bolfsführer hat beschlossen, den Hungerstreit neu zu beginnen, wenn die Mitglieder der Hindulasten ihre Verhalten gegen die Klafse der Paria nicht binnen sechs Dlonaten aufgeben. Kapitulation der Rebellen von Sao Paolo Die Rebellen von Sao Paolo haben sich den Re­gierungstruppen bedingunslos ergeben, nachdem sie monate­­lang unter Mobilisierung des gesamten Staates der brasilianischen Regierung Wiederstand geleistet und den Regierungstruppen regelrechte Schlachten geliefert hatten. Vor einigen Tagen hatten die Rebellen um Friedensver­­handlungen gebeten, die Regierung hat aber bedingungs­­lose Uebergabe gefordert, die erfolgl­ost. Auf der ganzen Front wehen weiße Flaggen auf den Stellungen der Rez polusionäre. Berichte wollen wissen, daß die Regierungstruppen den entscheidenden Sieg einer neuen „Jungfrau von Orleans“ zu verdanken haben. Eine Frau, die unter dem Namen Santa Dice bekannt ist, soll im entscheidenden Augenblick an die Spike der Regierungstruppen gestellt und diese zum Siege geführt haben. Strumpf waren jeder Art, ferner Hämmerle-Bar­­chente, Tennisflanell und Leinwand billigst bei Franz Hemper, Grosser Ring 3—5 (Bodenkreditgebäude) Bemerkungen zu Dem Architektengeseh und zu der in Aussicht gestellten Gründung einer Bandes-Architekten-Kammer mit dem Sit in Bukarest von Architett Dipl. Ing. Ernst Connert Die Initiative der Gefäßgebung zum Schuß des fehwer fämpfenden Architektenstandes, durch Verschreibung des H­ohschulstudiums und einer entsprechenden Brarxis einerseits, duch Schaffung einer vom Staat anerkannten obersten Facorganisation andererseits, ist dankbar zu ber­grüßen. Die gefegliche Regelung entspricht zweifellos einem er­ne Bedürfnis in der geistigen Entwiclung unseres andes Es sei erlaubt, noch, vor dem Erscheinen der im Ge­ne angeküündigten Buchfü­hrungsverordnungen, einigen grundtäglichen Bemerkungen Ausdruck zu geben. Es ges­­chieht in der Vorauslegung, daß solche Stellungnahmen aus der Progis dem Gefäßgeber nicht unerwünscht sein werden. Die folgenden Darlegungen beruhen auf einer 20jähri­­gen Erfahrung im freien Architektenberuf, auf der Kennt­­nis gleichgerichteter Bestrebungen im Ausland und auf der Kenntnis der prinzipiellen Einstellung der internatio­­nalen Architektenkongresse seit 1908. (Comité permanent des Congres internationaux des Architectes, Paris.)­ ­ Der heutige Zustand in Momenten. In unserem Land besteht leider vielfach Unorien­­tiertheit üicher die technischen Berufe. Viel mehr als in anderen Ländern, in denen vor allem die staatlich aner­­kannten und gesellschaftlich hochangesehenen Ingenieur­­­ one Architektenorganisationen für Ordnung und Klarheit orgen. Mit bitterem Gefühl müssen die Architekten sehen, wie andere akademische Berufe, auch in unserem Land in ihrer Qualifikation und in ihrer Berufsarbeit ge­­f­üßt sind. Der Arzt, der Advotat, der P­rofessor, sie alle sind durch das Gefeg und noch wirksamer durch strenge Berufskammern gefehligt. Infolge der völligen Unorientiertheit weiter Breise wird der Achhitefl immer wieder mit dem Bauunter­­nehmer verwech­selt. Der Auftraggeber wendet sich heute, — wenigstens in der Kleinstadt und auf dem Lande — ‚meist direkt an den Unternehmer und verliert damit Beratung und Interessenvertretung duch einen an den Lieferungen und Leistungen nicht interess­­ierten Frahmann. Der Architekt aber bleibt unaus­­gewertet abseits. Infolgedessen droht eine völlige Afsimilierung, ein Aufgehen des freien Arc­itetenberufes im Unternehmertum. Im besten Fall ist in unserem Land heute jeder zehnte Architekt auch in seiner Berufsauslobung noch Architekt. Diese unheilvolle Entwicklung vom Geistgen zum Gewerblich-Kaufmännischen bedeutet einen unermeß­­lichen kulturellen Schaden für das Land. Ein energisches gewegliches Veto, das diese Entwick­lung aufhält und rlidgängig macht, wurde zur dringenden Notwendigkeit. Fü­r den Staat, für die Städte, für den einzelnen Bauherrn ebenso, wie für den am Rand des wirtschaftlichen Erschöpfungstodes angelangten Architekten­­stand. Auch der Bauunternehmer wird es bei richtiger Einsicht begri­ßen, wenn durch­ das Gefeg Ordnung und Klarheit geschaffen wird. Wenn auch seine verantwor­­tungsreiche Berufsarbeit der soliden und fachgemäßen Bau­ausführung strenger gefhlißt wird als bisher. Wenn jeder in seiner eigenen Berufsarbeit wirken kann, die er gelernt und sich erwählt hat, die er am besten ver­­steht, in der er ständig weiter reift. Architekt und Bau­meister fallen und müssen sich gegenseitig ergänzen im Dienste des zu erschaffenden Werkes. Der Architekt ist der Autor, der Bauunternehmer gewissermaßen­ der Dirigent im Orchester der Bauleute. Nur wenn ein begabter und geschulter Autor und ein füichtiger Kapellmeister zusammen­­arbeiten, wird gute Mufik gemacht werden. II. Schuß der Califikation . Der Architektentitel war bisher in unserem Land vogelfrei, jedermann konnte sich ihn selbst verleihen. Davon wurde denn auch ausgiebig Gebrauch gemacht: Der Mö­beltischler hieß eines Tages Innenarchitekt, der Gärtner Gartenargitekt, der Maler Farbenarchitekt usw., anstatt Kunsttischler, Aunftgärtner, Dekorationsmaler usw. Gewiß, Tischler, Gärtner und Maler, die eine höhere Fachschule besuchten, hatten dort Architekten als Lehbrer. Darf man das einfach umkehren ? Ein anderer Typ. Wer kennt nicht den kleinen Bau­zeichner mit oder ohne Malura, der in einem Baugeschäft arbeitet? Eines Tages, wenn eine „Composition“ nach D­orlagen, die die Kundschaft brachte, Bee findet, bestellt er sich Bild­karten als „Ar= tekt“. Und der großsprecherische „Architekt“, der irgendwo= ber „aus der großen Welt“ in der Kleinstadt erscheint, wer kennt ihn nicht? Ständig stellt er die Großstadt als Vorbild der Kleinstadt dar — das Albernite, was man tun kann! Alles weiß er besser als solide und ausgereifte Yadleute, die ihre Vaterstadt kennen. MWirft mit Radausdrücken ebenso herum, wie mit den Namen berühmter Professoren usw. Bis die erstbeste Kontrolle zeigt, daß seine „Studien“ so elementar waren, daß er womdglic nicht einmal das Einjährigenrecht damit besißt. Wahrhaftig es ist hob an der Seit, durch ein Ges­teb zu dekretieren, twagsreichen Beruf eines Architekten selbst fändig ausüben will, mußß vorher das fyfle maltische Sehfchulstudium der A­rchitektur mit Erfolg absolvieren und die gejeglich vorgeschriebene Baupraxis nachweisen (An­nahmen unter V, 3.) $eder der den verantwor III. Schuß der beruflichen Arbeit. Der gefebliche Schuß des Titels Architekt, und Borfgreibung des Hochfeulsstudiums und der Baupraxis, genügt jedoch keineswegs. Es muß vielmehr der­ geieß­­liche Schuß auch der beruflichen Arbeit, der Be­rufsausübung, ergänzend dazutreten. So wie bei Aerzten, Advokaten, P­rofessoren. Was ist die Berufsarbeit des Architekten? Neben der objektiven Fachberatung des Auf­traggebers, die frei sein muß vom Interesse an eige­­ner Offertstellung und Bauausführung, weil sonst naturs­gemäß Limieressen,Konfli­kte entstehen müssen, neben der Interessenvertreiung des Bauherrn bei Be­hörden, Berfassung der Verträge, Einholung der Offerte, Vergebung der Arbeiten, Ueberprüfung der Offerte, Leis­tungen und Abrechnungen der Unternehmer usw. „Alt die geistig-künstlerische Entwurfsarbeit die eigentliche Berufsarbeit des Architekten. Sie muß geschüßt werden, es das ku­lturlose Berbauen der Städte endlich auf­hören. Die Erlernung dieser Facharbeit des Entwerfens wäh­­rend des vier- bis fünf­jährigen Hochschulstudiums sett zeichnerische und gestaltende Begabung ebenso voraus, wie die wissenschaftlichen, math­ematische zehhnun­gden Bor­studien, wie das systematische Studium der hist­o­­rischen Stilentwikklungen und vor allem das Rennen und Reifen an eigener Entwurfsarbeit unter der Führung der Fachprofessoren. Die Erfahrung lehrt, daß gerade hochbegabte Elemente ohne diese sysfer­ne Studien in ihren Entwürfen am gefährlichsten nd! Bisher war in unserem Land die Berufsarbeit des Architekten ebenso ungefrüßt und vogelfrei wie der Architektentitel. Ledermann darf Baupläne entwerfen­ , und Tür lebt offen verantwortungslosem Dilettan­­tismus. Fur die bauliche Ausführung war auch bisher schon gefrüßt, bzw. an gewerblich konzez fiionierte Bauunternehmer gebunden , aus baupolizeilichen Gründen. Jedoch auch diese Verordnung wird allzu oft nicht eingehalten. Ein Schwunghafter Handel mit Unter­schriften blüht. Zimmerleute und Maurer unterbieten ihre früheren Zehrmeister, haben so­mandes in Entwurf und Ausführung gleich minderwertige „Werk“ der legten Sabre auf ihrem Gemü­sen. Es ist höchste Zeit, durch ein Gefäß zu dekretieren : Jeder Bauplan muß — als Ausdruk der Verantwort­ungspflicht in allen Fragen der Projektierung — die Untersgrift eines qualifizierten Architekten,­­ analog — als Ausdruck der Verantwortungpflicht in allen Fragen der Bauausführung — die Unter­schrift eines­­ konzessionierten Bauunter­nehmers fragen. Der unmoralische Handel mit Unterschriften wird als Urkundenfäls­chung bestraft. (Ausgenommen wird ausdrücklich haben wir nicht­ beton« \ 5 . 4 EE REÁ RR A

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