Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1895 (Jahrgang 57, nr. 115-152)

1895-10-01 / nr. 115

a Siebenundfünfzigster Jahrgang 1895, PRÄNUMERATIONSPREIS DER „KASCHAUER ZEITUNG“ ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. fl. 2.50, vierteljähr. Für Kaschau: Mit Postversendung: Bei Inseraten ganz­. = mit 5 kr. berechnet: =. Inseratenstempsi „ fl. 1.25 fl. 1.65 Raum Nr. III. Jauer Zei fl. 6.60, KASSA-EPERJ fl. 3.30, wird die sechsmal gespaltene Petitzeile, oder deren 30 kr. für jede Anzeige. ı | | Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag | re­i ­Kas­chau, Dienstag 1. October, ung. und Samstag. Für Kaschau: ganzjährig A. 5.—, halbjähr. fl. 2.50, vierteljähr. fl. 1.25 Mit Postversendung: ganz). fl. 6.60, „ 330,2 1,65 Bedaction und Expeditions-Bureau ar ee re A 7 Bei Inseraten, welche grösseren Raum einnehmen und öfter eingeschalten FE­IN werden, wird ein entsprechender Nachlass gewährt. EST­ERTESITO. Ts­ee a en PRÄNUMERATIONSPREIS DER „KASCHAUER ZEITUNG“ en. Reneste Nachrichten. Ungarn. Durch allerhöchste Entschließung wurde der Reichstags- Abgeordnete und Grundbesitzer Dr. Wladimir Nikolics8 v. Podrinje zum Obergespan des Komitats Modrus- Fiume ernannt. Am 28. wurde die neue Brücke bei Gran­dür den Fürstprimas eingeweiht und wohnten der Eröffnung der Ministerpräsident, die Minister Perczel, Daniel und Wlassits, sowie eine große Anzahl Ministerialbeamte und Verwaltungs- Coriphäen an. Julius Ju­sth hat seine Demission als Präses der Unabhängigkeit3«Partei liberaler Färbung bis auf Weiteres zurückgenommen. Oesterreich. Am 29. brachte die „Wiener Zeitung” die Meldung, daß Graf Badeni mit der Bildung des neuen Ministeriums betraut worden sei. In der Mittwoch-Nummer des Amts­­blattes wird die Ernennung des neuen Ministeriums in der bereits bekannten Zusamm­enlegung veröffentlicht werden. Landmarschall Fürst Sangußko theilte den Mit­­gliedern des galizischen Landesausschusses mit, daß er seinen bisherigen Posten verlasse. Fürst Sangußko war fünf Jahre Landmarschall.­­ Die Wahl des Wiener Bürgermeisters wird am Donnerstag, 24. Oktober, erfolgen. Deutschland. Am 25. v. M. wurde in Köln ein französisches Ehe­­­paar wegen Spionage, ferner in Essen, Magdeburg und Braunschweig eine Anzahl Personen als Komplizen der Obi­­gen verhaftet. Es handelt sich um Vertrauensmißbrauc­h durch den Angestellten einer Waffenfabrik. (Krupp ?) Rumänien. Am 28. v. M. wurde die Donaubrücke nächst Cser­­anvode durch den König feierlich eröffnet. Cuba. Bei einem Zusammenstoße zwischen den Insurgenten und nun Freiwilligen­ in Guanc­ha, Proviz Santa Clara, hatten die Ersteren zahlreiche Tödte. Die Blätter berichten, daß Kapitän Bernino bei Campo<hucla im Gefechte von seinem eigenen, unter den Insurgenten befindlichen Sohn getödtet worden sei. Japan. Gegen das Leben des Premierministers Grafen Ito wurde ein Anschlag ausgeführt. Der Uebelthäter, welcher Pet des Bundes gegen die Ausländer ist, wurde ver­­aftet. Senilleton, Du kannst nicht falsch sein ! Du kannst nicht falsch sein ! — Treu und wahr Steht in den Augen wunderbar Die Handschrift Gottes, die da spricht : „Die Liebe ist der Seele Licht — „Geh hin und liebe !“ Du kannst nicht falsch sein ! — Klar und licht Leuchtet aus Deinem Angesicht Der Heil'gen­ Schein von Gottes Hand: „Mein Ebenbild bist Du genannt­­­­„Geh hin und bete !“ Du kannst nit falssch sein! — Sanft und mild, So bist Du Gottes Ebenbild. Was Gott geschaffen, was er sprach, Zieht ewig uns’re Seelen nach Zum lieben und beten ! — — — Gi %­­ — October-Andacht. Mit dem heutigen Tage be­­ginnt in der hies. Dominikanerkirche wie jihr­­id — die October-Rosenkranzandacht zu Ehren der Heil. Jungfrau Maria. Jeden Tag, Abends um 6 Uhr wird der heil. Rosenkranz vorgebetet, dieses Jahr jedoch nicht mehr, wie sonst — deutsch — sondern ungarisc. Hierauf Heil. Segen. Während des ganzen Monates wird an den Sonn­­tagAbenden um 6­­, Uhr eine ungarische Pre­digt stattfinden. — Am 6. dieses Monates ist das Fest des heil. Rosenkranzes. Aus diesem Anlasse wird Vor­mittag um 101, Uhr eine finden, sodann feierliches Hochamt, ungarisce Predigt statt­­gehalten von dem hoch­würdigsten penf. Militär-Abt-P­arrer, Herrn Robert Tr­y­­k a­ll , Nachmittag, bei günstiger Witterung findet außerhalb der Kirche eine Prozession statt und hierauf Segen. " Local-Nachrichten. Alle Verehrer der heil. Jungfrau Maria Feier des Oktober-Monates freundlichst eingeladen, werden zur­­ Auszeichnung. Herr Stefan von Rapay, ge­heimer Rabh fiz wurde in dem p­eußischen rothen Adlerorden I. Cl. ausgezeichnet und erhielt von Sr. Majestät die Be­­willigung zur Annahme und zum Tragen desselben. Todesfälle. — Am 28. v. M. verschied zu M.­Bereny der verdienstvolle pens. k. Kataster-Bermeffungs-Direktor und 1848—der Honved-Oberlieutenant Herr Alois v. Demeter im 73. Lebensjahre und fand dessen Bestattung am 30. v. M. alldort unter große Theilnahme statt. Ein seelen­guter Mensch, ein hingebungsvoller Freund und offener Charakter, der auch in der Gesellschaft sehr be­­liebt war und hier in Kaschau während seines längeren erst vor einigen Jahren abgebrochenen Aufenthaltes sich der Hoch­­achtung und Lieb: vieler Verehrer und Freunde erfreute — be­­gleiten ihn die besten Nachrufe in das Jenseits ! Trauungen. — Am 28. v. M. fand in der hies. reform. Kirche die Trauung des k. u. Honved-Oberlieutenantd Herrn Alexius Thauß mit Frau Irma Szilágyi statt. — Massen-Trauungen, Gestern kamen in den 1.­­kath. Kirchen 36 Trauungen, die meisten mit DiSpens, vor. — Die Andrassy-Gedenktafel b'treffend, hat das Comite unter Präsidium des Herrn Obergespans am 28. d. eine Conferenz abgehalten, in welcher nach allseitiger Begut­­achtung der vorliegenden Skizzen jene des Herrn Professors Victor G­oldinskr: Mr .­ko­vsky (Tafel mit schwarzem Marmor mit , umrahmt von lichtem fcjön verzierten Marmor) als jene ae­rkannt wurde, welche den Anforderungen auf edle a t­t würdiger Schönheit gepaart, am besten ents­pricht. Wegen technischer Ausführung der Bildhauerarbeit wurde Herr F. W. Fröde, Eugen Schmidt und Andreas Bacsó aufzufordern beschlossen und ein Comité, an dessen­ Soige der Se­lbergespan steht, mit der Al betraut, bes st:u­nd aus den Herren : kön. Rath Und Bürgermeister Theo­­dor Münster, Johann Kreß, Dr. Emil Gerevich, Rob. B­lay, Karl Fiedler, Jul. Fabinyi, Dr. Ignaz Hohenauer und Ed. Proe. 7 Militärisches. — Laut BB. Nr. 38 vom 28. Sept 1895 wurde in den Aktivstand der k. k. Landwehr überlegt : Oberlieut. Alexander Sprätek; zur k. u. G­an­­darmerie-Reserve-Kadett Adalbert S 3­ö­k­e 028 Jaf.-Reg. 25; zur k. u. Landwehr Kadett-Offizier 8-Stell-Vertreter Ernst von Ujh­ázy des Inf.-Regt. 66. Ferner wurden ernannt: Zu Assistenzarzt-Stell-Ver­­tretern die Eins. Freiw. Med. Doctores Hugo Hübl und­­ Adolf Ried des Inf-R­gt. 85, Paul Federn, Leo Friedenthal, Adolf Friedländer und August Edler von Hay­ek des Inf.-Regt. 85, Isidor Baumann des IR. 33, Alexius A­r­d­s und Jakov Veneczianer des IR. 67, dann Geza Gáspár des IR. 85, die legten vier beim Garnisonsspital Nc. 20 in. Folgen Karl Un­gar des Inf.-Rgt. 65 beim GSP. Nc. 2. — Transferirt: Hauptm. I. Class­ Otto Ser­­tic des IR. 5 zu 61. Hptm. II Cl. Ludwig Strökay von seiner Zutheilung beim Generalstabe zum Inf.-Regiment 34, Emil Wenn­ig des Div.-Art.-Regts. Nr. 18 zum Corps A. R. 7, Oberlieut. Richard Kromer des IR. 67 zu 97. ú — Außer Dienst verseßt: Di: Reserve- Lieutenant3 Arpád B är­sy des IR. 60. Georg Beter­­mann des IR. 67. — In den Ruhestand versetzt: Rechnungf. Emil v. Klein des IR. 66. — Die Ablegung der Offiziere Karge bewilligt dem Lieut. Wilhelm Zay <­o­v­s­ky des IR. 67. — Der Austritt aus der Armee bewil­­ligt dem R.f.­Lieut. Friedrich Gabriel des IRgts. 67. — Bon der Honvéd Se. Majestät hat den Kommandanten des Kasc­hauer 5. Honved-Hußaren-Regiments, Oberst Bela Forster de Szent Erzsebet, unter Üeberjegung in den Stand der Offiziere in Lokalanstellungen zum Budapester Honver-Plagkommandanten ernannt. Personalien. Herr David Strauß, unser allgemein hochge­­achtete Mitbürger, dessen 30jährige Thätigkeit als Kaufmann ersten Ranges am hiesigen Plaße ihm den Ruf der größten Reellität erwarb und dessen letztjährige Krankheit Anlaß zu unbeschränkter Kundgebung von unser Aller Beileid gab, dessen Genesung aber auf unser Aller Freude erregte — verläßt mit seiner liebenswürdigen und ihrer Tugenden wegen hoc­hgeschäßten Frau Gemahlin Kaschau, um im Hause seiner an den Universitätsdozenten Dr. Samuel Stern ver­­heiratheten Tochter Irma in Budapest den, wie wie wünsc­hen — recht langen und schönen Abend seines Lebens froh, gesund und glückig zu verleben. Unser Aller beste Wünsche begleiten ihn ! Lieut.. zue­r­st ——_—————— 0 O0­0 Q­e —_ ——— ———_—_—___ U. | (Nachdru> verboten.) „Raum ist in der kleinsten Hütte". Marguerite de Boistrancourt, eine der liebenswürdigsten Hofdamen am Hofe der Königin Marie Antoinette, hatte sich kaum vermählt, als die Revolution ausbrach. Jung, reich und schön, hatte sie aus Liebe den Vicomte ektor von Chastelet geheirathet, der nichts besaß, als seinen egen, und freudig folgte sie ihrem geliebten Gemahl in die Verbannung, indem sie diese verhängnißvolle Reise als eine einfache Hochzeitsreise betrachtete, welche ganz geeignet sei, ihre Honigmonde zu versüßen. Der Vicomte schloß sich tapfer der Armee Conde’3 an, und seine Frau, die mit ihm unter einem Zelte wohnte, hatte si­ nom nie so glüclich als zu jener Zeit, wo man sich des Morgens schlug und des Abends tanzte. Schließlich mußte denn doch das junge Baar tollen, obgleich <evalere8ken Leben entsagen, um in einer diesem klei­­nen Stadt Deutschlands ein Asyl aufzusuchen. Dort lebten sie ganz isolirt, und da sie nicht in der Lage waren, Vermö­­gen mitzunehmen, stellte sie bald die­ leidige Noth ein. Der Vicomte ließ den Muth sinken, allein seine Gemahlin wußte ihn dahin zu bringen, daß er sich einer Beschäftigung hingab, und einigen jungen Leuten des Städtchens im Fechten, in der französischen Sprache, Mathematik u. s. w. Unterricht ertheilte. Sie ihrerseits beschäftigte sich mit der Hauswirtschaft. Das Herz im Leibe mußte Einem lachen, wenn man das junge, lustige W­ilcchen am frühen Morgen so wirthshaften sah, ihr blondes Haar ungepadert in vollen Loh­n um den Naden wallend, den vollen Arm entblößt bis zum Ellenbogen, wie sie, jagen wir, die alten Möbel sauber abstaubte und mit weißem Linnen behängte, in der Küche mit Kochlöffel und Kasserole umging, als hätte sie bei Vater Studien gemacht. Eines Abends, als der Vicomte müde von den Tages­­anstrengungen, die er machen mußte, um sich und seiner Ge­mahlin eine ärmliche Existenz zu verschaffen, nach Hause kam, begrüßte ihn seine Frau an der Schwelle mit den Worten : „Wir werden unsere Wohnung wechseln ; wenn Du willst, Hektor, können wir unser neues Hotel besichtigen.“ Und hierbei faßte sie ihn froh lächelnd um den Arm und führte ihn in eine entfernte Gasse, die am äußersten Ende der Stadt lag. Hier erklommen sie resolut die verfal­­lene Stiege eines alten Hauses und als sie im zweiten Stoc­­werke, dem lezten des Hauses, angelangt waren, zog Mar­­guerite einen großen Schlüssel aus ihrer Tasche und öffnete eine Thüre. „Da schau nur“, rief sie freudig in die Hände flats­end, „da stau nur, Der Vicomte war ist das nicht ein wahres Paradies ?* fast der Anschauung seiner Frau, denn er befand sich am Eingange eines zwar mere, aber die frist bemalten Wände erfrisc­hten kleinen Zim­­das Auge dur das helle Blau, das sich an denselben widerspiegelte. Prächtige, mit Rosen bemalte Vorhänge, glatt gebügelt und aufgepußt, daß sie für neu gelten konnten, zierten die Fen­­­­ster, durch welches ein freundliches Halblicht die hölzernen Möbel, die so nicht abgenügt waren und den blankgescheu­­erten Fußboden beleuchtete. „Nichts fehlt, mein Geliebter, wie Du siehst,“ meinte die Vicomtesse, indem sie sich zärtlich an den Arm ihres Gat­­ten schmiegte, „da zwei elegante Strohfesfel, ein Kleiderkasten, ein Tisch, reizendes Tischgeschirr aus Porzellan, und da, sieh nur hin, diese Betten, ohne zu erwähnen dieses „Rududs“, der auf die Sekunde genau geht und besonders kunstvoll mit jedem Stundenschlage einen kleinen Amor vorspringen läßt, der zwar ganz abscheulich quieft, aber troßdem recht wett ist. Und alles das ist neu mein Freund, merkst Du wohl, ganz neu. Niemand ist vor uns auf jenen Stühlen, noH an jenem Tische gesessen. Und da, siehst Du wohl, noH Niemand hat si­­e in diesem Spiegel besehen, der so groß ist, wie meine beiden Hände,“ fügte sie hinzu, indem sie ihm auf den Mund ihre Händchen legte, die er zärtlich küßte. „Und nun mein Freund, sage mir wohl, habe ich gut gewirthichaftet ? Habe ich den Erb­e meiner lezten Ohrgehänge gut verwendet ? Un­­ser ganzes Paradies, und Du wirst wohl zugeben, daß­­ es ein solches ist, kostes nicht mehr als dreihundert Francs.“ Der Vicomte antwortete mit einem Kuss?. Drei Jahre lang lebte das Pärchen glüclich in ihrer kleinen Behausung und als sie endlich, von der Emigranten­­liste gestehchen, nac Frankreich zurückkehrten, nahm Margue­­rite ihr ganzes, ihr so lieb gewordenes Mobiliar mit sich, das sie in einem Zimmer ihres Schlosses in der Picardie, das ihrem Gatten zurückgegeben wurde, genau so aufstellte, wie in der­ Wohnung ihres Exils. Marguerite de Boistrancourt wurde bald darauf die die Freundin der Kaiserin Josephine, wie sie früher auch die Freundin der Königin Marie Antoinette gewesen war. Do­ so oft sie konnte, entzog sie sich dem Hofleben, um durch ein oder zwei Wochen mit dem Vicomte in jenem Zimmerchen in der Picardie ein trauliches Stillleben zu führen. „AH“ sprach sie seufzend zu ihrem Manne, „glücklich sind wir wohl, ab'r gewiß nicht wegen unseres jetzigen Reichthums.“ Henry Berthoud, gefühlt,

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