Kirchliche Blätter, 1923 (Jahrgang 15, nr. 1-52)

1923-03-22 / nr. 12

X­ ar er ohne Wanken einem Ziel zustrebte, das über alles Dagewesene hinauswies, weil er sein ganzes Leben dafür einfegte, reinen Herzens, hohen Wollens in den Kampf und mit einer Ziebe sondergleichen dem Haß ‚entgegen trat. Das gab ihm die Kraft, alles Leid zu tragen und auszuharren bis ans Ende. Leidenzzeiten D durchleben wir jeßt, schwer und haftend, nicht außen nur, auch innen. Wer auf Sein Leiden sieht, erkennt den Sinn und Wert solcher Zeiten. Es sind Werdezeiten, da ein Neues sich gestalten will in der Welt und in und. Das kann nicht ander zugehen als mit Kampf und Welt. Daß es sich durchringe in ung und um ung, dazu gehört, daß wir reinen Herzens, hohen Sinnes in den Kampf treten, daß wir unsere ganze Kraft einjegen, unseren Glauben und unsere Liebe, und darin beharren bis ans Ende. Ein Beispiel ist ung gegeben, an ihm ung aufzurichten, eine Kraft geht von ihm aus, die alles überwinden hilft. Wer das Auge öffnet für jenes und das, Herz für Diele, dessen Weg geht überwärts. ' aß Neubelebung unserer Kirchenmusik­­« pflege. Bon Dr. Ranko Burmaz (Hermannstadt). Er wurde schon Lange als Bedürfnis empfun­­den, unserer Kirchenmusikpflege als einem wichtigen Bestandteil der Liturgie und hervorragenden Faktor der Bolfgerziehung einen frischen zugkräftigen Im­­puls zu geben.­­ Obzwar durch gelegentliches Heranziehen soli­­stischer Kräfte und musikalischer Korporationen unsere Kirche bei größeren Anlässen im allgemeinen auf das Vortrefflichste bedient erscheint,so fehlt ihr trotzdem jener feste Grundstock in Form eines ständigen Knabenchors, der eigens fü­r den Kirchengesan­g heranerzogen wird und der zur Belebung des liturgischen und Gemeinde­­gesanges dem Kantor stets zur Verfügung steht. Denn auch im Sem­inarchor,der als Männer­­chor zur Zeit den Sonn-und Feiertagsgottesdienst versieht,kann selbstredend nicht jenesteil des evangelischen Kirchengesanges erblickt werden,das in einem aus Knabenstimmen gebildeten gemischten Chor verkörpert erscheint und das z.B.in Leipzig durch die Thomaner und in Dresden durch den Kreuzchor in geradezu vollendetem Maße erreicht worden ist­ . Es wird demnach derjenige,dem die Versehung der Kirchenmusik obliegt,stets bemüht sein,diesem Ideal nachzustreben,wenn ihm—wie bei uns— durch Erteilung des Gesangun­terrichtes an den Mittelschulen ü­berdies auch die Möglichkeit gegeben ist,aus der ihm unterstellten Schülerschar einen leistungsfähigen Knabenchor zu bilden.Den Thomanern und den Singeknaben des Kreuzchors gegenüber,die als Alumnen der Thomas-und Kreuzschu­le zur Versehung des Soh­ns und Feiertags­­gottesdienstes schon exoffo verpflichtet sind,wird man bei uns noch immer die Schwierigkeit haben, die Jungen — mit Einverständnis­ der Eltern — für diesen alles in allem freiwilligen und ihre freie Zeit in Anspruch nehmenden Dienst zu ge­­winnen, und der Bestand wird lediglich davon ab­­hängen, ob es dem Kantor gelingen wird, in den Angen die Liebe zum Singen zu weden, sie für die hohe Aufgabe zu begeistern, dann aber durch Spenden, Prämien, Begünstigungen u. dgl. ihnen auch eine Art Gegenleistung zu bieten. Von ähnlichen Vorauslegungen ist auch unter neugewählter Hermannstädter Stadtkantor und Orga­­nist Franz Xarer Dreßler ausgegangen, als er nach Muster der in Leipzig unter Zeitung Karl Straubes stehenden Thomaner, bei denen Dreßler früher Präfekt war, im Oktober vorigen Jahres aus Schülern der Brufenthalschule den heute etwa 43 Singefnaben zählenden Brufen­­thalchor gegründet hat. Er­st selbtverständlich klar, hat die Zusam­­menbringung und leistungsfähige Vorbereitung eines solchen Knabenchors nicht im Handumdrehen vor sich gehen kann, daß vielmehr Jahre dazu gehören, bis man von einem fertigen Knabenchor, wie Die Thomaner oder auch nur wie der ehemals Laffel’sche Knabenchor in Kronstadt, reden darf. Auch die Thomaner sind nicht von heute auf morgen geworden. Sie haben eine Jahrhunderte alte Tradition erworben, bis sie — besonders seit 3. ©. Bach- Zeiten — zur Weltberühmtheit ge­­langten. Heute spielen die Thomaner nicht nur in der Kirchenmusikpflege Leipzig eine bedeutende Rolle, sie werden auch bei größeren weltlichen Konzertanlässen verwendet, so auch zu den Gewand­­hauskonzerten herangezogen, machen Konzertreisen in ganz Deutschland und auch im Ausland und tragen damit sehr zur Verbreitung des geistlichen und weltlichen & capella-Gesanges und Festigung des evangelischen Gottesdienstes bei. In besonders hohem Ansehen stehen die Motetten in der Thomaskirche an jedem Sonnabend (in neuerer Zeit am Freitag). Es sind dies Tichhen musikalische Abendandachten allererha­­benster Art. Lieder eilt Hin, der aus der deutschen Schönheit der herbipröden Knabenstimmen und aus dem gewaltigen Braufen der Orgel Trost und Er­­hebung schöpfen will. Dieser silberne Klang der unschuldig reinen, quellfrischen Kinderstimmen findet am raschesten Eingang zum Menschenherzen, läutert 3 durch die Kraft, die in allem Steinen lebt, und schlägt die Brühe zwischen Religion und Leben, Kirche und Welt. « Die Motette als Kunstform greift bis in das 13.Jahrhundert zurück und ist eine Art des meist auf einen kurzen Bibelspruch verfaßten polyphonen geistlichen­ acapella-Gesanges.Sie steht im Gegen­­satz zum Madrigal,das meist weltliche anhaltes ist(Liebeslieder),doch mischen sich in der späteren­ Folge auch in die Motette leidenschaftlichere welt­­liche Elemente.Die bedeutendsten Motettenkompo­­nisten waren Palestrina,Orlando di Lasso,Johann Sebastian und Michael Bach,aber auch bei allen .

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