Kirchliche Blätter, 1937 (Jahrgang 29, nr. 1-52)

1937-01-05 / nr. 1

DasChristenleben. Gin Christenleben soll ein Krieg sein­­und die das Wort haben,sollen vorhergehen in der Heerspitzen,das Schwert in der Faust haben und­ den Haufen hinter sich herziehen,gerü­stet sein und allwege auf die Puffe warten, wie in einer rechten Schlacht, sonst liegen wir bald darnieder, Amen. Martin Luther. Renjahrsgruß der evangelischen Reichskirche. Am Morgen des neuen Jahres grüße ich die deut­­schen evangelischen Auslandsgemeinden in der wei­­ten Welt. Auch­ dies Jahr ist ein Jahr nach Christs Geburt und darum ein Jahr, das für unsere Kirche und unser Bolf unter der Heilsbotschaft von dem Heren Gesus Christus steht. Ein neues Jahr dürfen wir beginnen! Das bedeutet, daß uns in Kirche und Gemeinde von neuem die Kraft der Gnade angebo­­ten wird, daß uns ein neuer Anfang geschenkt wid. Wenn durch die Welt der Sturm großer geistiger Auseinanderliegungen geht, dann laßt uns als evan­gelische Männer und Frauen um so fester zusam­­menstehen in der Treue zum Glauben unserer Räter, in der Treue zu unserer Kirche, in der uns das Evangelium immer von neuem versündigt wird, in der Dienstbereitschaft und Treue zu unserem Bolf. Laßt uns auch fern von der deutschen Heimat, auch­ in der Einsamkeit der Diaspora treu sein in der Fürbitte für Gemeinde und Kirche, für Bolf und Führer. Laßt uns feststehen, weil der Felsengrund fest steht, auf dem unser Glaube gegründet ist: Jesus Christus, gestern und heute und derselbe in Ewigkeit. Bischof D. Hedel. Zum neuen Jahr. Wie heimlicher Weise ein Engelein leise mit rosigen Füßen die Erde betritt, so nahte der Morgen. Stauchzt ihm zu, ihr Frommen, ein heilig Will­ommen, ein heilig Willkommen! Herz, jauchze du mit! In ihm seis begonnen, der Monde und Sonnen zu blauen Gezeiten des Himmels bewegt, Du Bater, du vate! Lehre Du und wende Herr, dir in die Hände sei Anfang und Ende, sei alles gelegt. Eduard Möride. Zum neuen Jahr. Eine Botschaft an das evangelische Deutschland. Bon D. Dr. B. Glondys, Bischof der evangelischen Landestiche A. B. in Rumänien. Die an mic­ ergangene Einladung des Evan­­gelischen Breitedienstes, ein Neujahrswort vom evan­­gelischen Auslandsdeutschtum her zu enden, bietet mir willkommenen Anlaß, einiges von dem auszu­­sprechen, was den evangelischen Deutschen im Aus­­lande auf dem Herzen liegt und sie an der Jahres­­wende besonders bewegt. Das in anderswelfischen Staaten eingegliederte evangelische Deutschtum ist sich bei aller selbstver­­ständlichen Treue zu den Staaten, denen es zuge­hört und an deren kulturellem Aufbau es mit dem vollen Einfaß seiner Kräfte mitzuarbeiten bereit ist, der tiefen Verbundenheit mit der evangelischen Kirche des Mutterlandes der deutschen Reformation in der Gemeinschaft des Glaubens, aber ebenso in der des Blutes lebendig bewußt. Mit tiefer Dankbarkeit fheßt es die religiösen und sittlichen Güter, die die deutsche Reformation dem deutschen Menschen, aber darüber hinaus dem Menschen überhaupt errungen hat. Das evangelische Auslanddeutschtum lehrt jeder Eh­e auf seine Geschichte und auf die mannigfac­hen, oft gar harten Anforderungen der Gegenwart, welche lebenserhaltende, ja lebensrettende Bedeutung das treue Bekenntnis zur deutschen Reformation für das Deutschtum im Ausland besigt. Man kann die Ge­­schichte des Auslandsdeutschtums nicht schreiben, ohne auf diese Tatsache zu stoßen. Jede Darstellung auch der gegenwärtigen Leistung des Deutschtums im Ausland entbehrt des wesentlichen Inhalts, wenn dieser Tatsache nicht gedacht wird. Mitten in anders­­sprachiger und anderspöltischer Umwelt stehen die evangelischen Kirchen mit ihrer deutschen Predigt, ihren deutschen Chorälen, ihrer deutschen Bibel, ihren deutschen Gebeten. Aus Luthers deutschen Katechjis­­mus wird den Kindern von früher Jugend her durch die deutschen evangelischen Pfarrer und Lehrer Gottes fordernder und gnädiger Wille und die Pflicht zur Bewährung in einem ‚Leben, wie es’ rechten deutschen Lutheranern ziemt, nahe gebracht. Das sind Kräfte, deren Auswirkung im Leben des Auslandsdeutschtums nicht hoch genug bewertet werden kann. So wird heiligstes Gut des Menschen, Glaube und Volkstum, innerhalb der deutschen evan­­gelischen Kirchen im Ausland in innigstem Zu­­sammenh­ang von­ Geflecht zu Geschlecht weiterge­­geben. Dazu tritt die mannigfache Mitfolge der Kirche für eine angemessene Ausbildung ihrer Mit­­glieder. Es ist sein Zufall, daß die evangelischen deutschen Kirchengemeinden im Ausland die wider­­standsfähigsten deutschen Gruppen in andersartiger Umwelt darstellen. Ihre Kirchen sind wahre Rolfs­­kirchen und auch dort, wo sie nicht wie bei den Siebenbürger Sachsen zugleich Träger deutlicher kultureller Autonomie sind, wahre Schugburgen des Deutschtums. — Es schmerzt und schadet, wenn der Auslanddeutsche im Mutterland der Reformation seinen Glauben verachtet weiß! Was dem deutschen Menschen innerhalb des großen geschlossenen Gemeinschaftsgebietes im deut­­schen Reich so selbstverständlich gegeben ist wie etwa die Luft, die er atmet, und die Sonne, die ihn be­­scheint, muß im Auslandsdeutschtum unter täglichen Bewährungen und Opferleistungen gesichert werden. Ic denke da an die Einrichtungen zur Erhaltung deutscher Art, deutscher Sprache, deutscher Kinder­­erziehung und evangelischen Glaubens. AN das er­­fordert die Aufbringung hoher Mittel, neben die ich die Leistungen der Brüder im Deutschen Neid­ gar nicht stellen können. Und wie mannigfach sind die -

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