Der Spiegel, 1830. július-december (2. évfolyam, 53-104. szám)

1830-10-23 / 85. szám

ziehen. Als er einst einen seiner geneigtesten Gönner, einen reichen Kaufmann, längere Zeit hindurch vermißt hatte, fand er sich auch in dessen Hause ein, und zwar gerade in der Stunde, in welcher er zu Grabe getragen werden sollte. Bci'm Anblik des Sarges und seines, auf selben unbedekt *) liegenden Freundes, stieß er ein lautes, kläg­liches Geheul ans, faßte sich aber bald wieder und folgte still, mit feierlichen, gemessenen Schritten dem Leichenzuge bis in die Kirche, wo er, als die Leiche in die Gruft gesenkt wurde, noch ein Mal in klägliche Töne ausbrach und sich dann, ohne das Zurufen und die Liebkosungen der Venezianer zu beachten, entfernte. An Sonntagen, wo gegen Mittag in der Markuskirche die so­genannte elegante Messe gehalten wurde, fand er sich regelmäßig an der Thüre der Kirche ein und musterte gleich dem besten Tandy, die Vorübergehenden. Obwohl er auch -bei den Damen sehr beliebt war uyd ihm aus manchem schönen Munde ein wohltönendes »Testaquadra — buon giorr.o , Testaquadra !" zugelispelt -wurde , so schien er doch davon wenig Notiz zu nehmen, schien die Vlike der Damen zu vermei­den , und erwiederte nur die Grüße der Männer so freundlich als es von ihm erwartet werden konnte; man hat darin eine der schäzbarsten Eigenschaften dieses ThiereS entdeken wollen, eine Eigenschaft, welche den Menschen, besonders aber den Männern, mcht selten gänzlich fehlt. Der Hund war nämlich von einer ausgezeichneten Häßlichkeit. So wie die Natur gewöhnlich Menschen, welche sich nicht mit körper­lichen Gaben bedacht hat, durch glänzende Eigenschaften des Geistes, entschädigt, so schien sie auch Herrn Testaquadra nur darum mit so vielen seltnen Gaben des Hundegeistes beschenkt zu haben, um das Unrecht, welches sie ihm durch gänzliche Vernachlässigung seiner kör­perlichen Bildung zugefügt hatte , zu reparire». — Die Race, welcher er angehörte, war bis zum Tage , an welchem er das Licht der Welt erblikte, gänzlich unbekannt und sein Genealog dür­fte einst in nicht geringere Verlegenheit gerathen als die Genealo­gen, welche beweisen sollen, daß irgend ein Emporkömmling seine Vor­fahren unter den souverainsten Rittern von der Tafelrunde zu suchen habe. — Sein Leib war beinahe eine und eine viertel Wiener-Elle lang und ruhte auf vier Füßen, deren Länge kaum eine Viertel-Elle be­trug ; lange Zottelhaare, über deren Urfarbe, mau nicht ganz einig werden konnte, da sie immer mit fremden, nie von dem Puztische einer schönen Venezianerin entnommenen Bestandtheilen gemischt waren, be­­dckten den erwähnten Leib und senkten sich bis zur Erde, von welcher *) In Italien werden die Leichen unbedekt zu Grabe gebracht.

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