Der Spiegel, 1830. július-december (2. évfolyam, 53-104. szám)

1830-07-03 / 53. szám

bersezung," stieß der Badearzt hervor; „wahrhaftig, ich werbe von Sanitäts wegen das Stük untersagen, denn bei Gott, im dritten Aufzuge haben die Komtesse V.... und Frau von W____ihre Krampfe wieder bekommen, vor Alteration über solche Gräßlichkeit, — Uebrigens scheinen die hiesigen Schauspieler Sittenprediger werden zu wollen, denn das Stük wäre am Ende geeignet, Jedem das Spies auf Lebenszeit zu verleiden; und hier wird es lächerlich, denn da§ Renommee unferS Bades, als desjenigen, wo am meisten und besten Bank gehalten wird, macht, glaub' ich, Niemand mehr streitig. Ich will übrigens gar nicht leugnen, daß ich wirklich bei der Gabe der Menschenkenntnis die ich mir zu besizen schmeichle, auf den verschick denen Gesichtern der Zuschauer die manigfachsten Eifldrüke gelesen habe." — Hier bewegte sich der bisher gedankenlos hinstarrende Mann neben dem oben erwähnten schonen Mädchen plözlich unruhig, utv forderte hastig vom Kellner eine Flasche Rives altes. — „Aber, lir der Vater, du trinkst ja sonst nie süßen Wein?" fragte die Nachba­rin staunend, — „Gleichviel, liebe Emma !" cntgcgncte derselbe, und, alS wolle er bas Gespräch auf etwas Anderes lenken, fuhr er lauter fort: „Ich dächte nicht, Herr Doktor! Sollten Sie nicht in der dritten Loge im Theater einen Fremden in blaßgelblichem Roke, mit einem ^scheu Verdienstorden geschmükt, bemerkt haben, auf den die Vorstellung eben nicht besonders einzuwirken schien?" — „Ach. vcrehrtester Herr Berger, Sie meinen zuverlässig denBaron von Wan­gen , der heute früh hier angekommen! Wer und was er eigentlich sei, bleibt bis jezt Räthsel; sein Aeußeres haben mehrere Damen für interessant erklärt; Geld scheint er auch zu haben,_ denn er hat im schwarzen Adler, wo er abgcstiegey ist, drei Zimmer für sich ge­nommen. Aber still« meine Herren, wenn man vom Wolfe spricht. — dort tritt der Baron eben ein und gibt Hut und Stok an den Kellner. Er will gewiß unser Tafelgenosse werden!" — In der That trat der Baron, ein Mann von vielleicht fünfzig Jahren, der sich ziemlich konseryirt hatte? und im Betragen Kenntniß des feinen Tones offenbarte, mit leichter Verbeugung gegen die An­wesenden zur Tafel und mit vermehrter Höflichkeit zu Herrn Berger. Mit freundlicher Miene, in der aber etwas lag, das wenig Vertrauen erwekte, versicherte er Emma, wie sehr es ihn freue, seine Nachbarin un Theater wieder zur Tisch-Nachbarin zu erhalten, wogegen sie auch nichts einwenden könne, dq an ihrer Seite der einzige leere Plaz sei. Emma verneigte sich stumm. „Wie hat Ihnen das Stük gefal­len?" rief der Arzt dem Baron zu. „Man ist über das Urtheil noch nicht einig." — „Ich halte es für cm ganz mißlungenes Werk, das

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