Neue Zeitung, 2012 (56. évfolyam, 1-52. szám)

2012-01-06 / 1. szám

NZ 1/2012 GEMEINSCHAFTEN DER U N G A R N D E U T S C H E N Minderheitenpreis für Franz Erdei „Wir müssen jetzt besonders auf die Qualität achten“ Den Minderheitenpreis des Mini- | sterpräsidenten konnte Franz Erdei am 16. Dezember vom stellvertretenden Ministerpräsi­denten Tibor Navracsics über­nehmen. Der gebürtige Branau­­er lebt seit 30 Jahren in Moor und hat dort sein Leben lang für das Ungarndeutschtum gearbei­tet. Neue Zeitung befragte ihn kurz nach der Preisübergabe im Parlament. NZ: Sie halten den höchsten Min­derheitenpreis des Landes in der Hand, wie fühlen Sie sich? FE: Sehr überrascht, weil man nor­malerweise eine solche Auszeich­nung dann bekommt, wenn man fast schon am Ende des Lebens ist. Als man sagte, wofür dieser Preis steht, j habe ich endlich begriffen, daß das, was ich bisher geleistet, was ich bis­her gemacht habe, wirklich wertvoll war. Einerseits war das auch weg­weisend, und daß wir auf dem rich­tigen Weg, für ein Ziel gehen, und zwar für die Bewahrung der ungarn­­deutschen Traditionen und der ungamdeutschen Kultur. NZ: Was war für Sie am wichtigsten in den letzten Jahrzehnten? FE: Nachdem ich das Leöwey- Gymnasium in Fünfkirchen beendet und auf Nationalitätengebiet studiert und gearbeitet habe, organisierte ich zuerst einmal Leselager, dann habe ich mich voll in das kulturelle Leben gestürzt - zuerst Volkstanz, Volks­musik, Volkslieder. Aber zur Kultur gehört nicht nur das, sondern einen sehr wichtigen Teil der ungamdeut­schen Kultur bilden ja auch Litera­tur, Kunst, Theater - und das tägli­che Leben an sich ist ja auch Kultur! Zur Kultur gehört auch das Unter­richtswesen, und es ist sehr wichtig, daß wir unsere Sprache weiter beherrschen, daß wir unsere Geschichte und unsere Traditionen an die nächste Generation weiterge­ben. NZ: Wie schwer war es denn in Moor, den Leuten die Traditions­pflege beizubringen? FE: Ich komme ja aus der Branau, dort war die Nationalitätenarbeit einfacher und selbstverständlich. Das Komitat Weißenburg war damals - 1980 - ein ziemlich weißer Fleck, es gab hier und da eine Tanz­gruppe, einen Chor oder eine Blas­kapelle, in nur einigen Schulen hat man Deutsch unterrichtet. Heutzuta­ge kann man schon sagen: wo Ungarndeutsche wohnen, da gibt’s Kindergarten, Grundschulen, es gibt auch eine Mittelschule, wo man die deutsche Sprache erlernen kann, und in jedem Dorf gibt es mindestens eine Kulturgruppe, also einen Chor, eine Blaskapelle oder eine Amateur­theatergruppe. Die Leute pflegen ihre Traditionen, sie sehen es ein, wenn sie es nicht tun, dann gehen sie verloren. Ein Dankeschön an die Medien, an Rundfunk und Fernse­hen, daß wir wöchentlich und täg­lich ein bißchen Anstoß kriegen, daß wir auf dem richtigen Weg sind, daß wir es weitermachen sollen, für unsere Mitbürger. NZ: Wie steht es mit der Identität in Moor und Umgebung? FE: Gegenwärtig ist es nicht mehr schwer, es ist selbstverständlich. Eine andere Frage ist, daß ich immer noch ein Fremder bin, obwohl ich seit über 30 Jahren da wohne und arbeite. Aber ich bin halt nicht dort geboren worden und manchmal habe ich das Gefühl, daß die Leute gewissermaßen wegen der Beherr­schung der Sprache neidisch sind. Neid verspürte ich auch, als ich immer Kulturgruppen aus anderen Regionen mitbrachte, auch die Deutsche Bühne Ungarn gastiert oft bei uns. Das ist sehr wichtig für das alltägliche Leben, weil die Leute dann ihre Freizeit nicht in einer Kneipe verbringen, sondern gemeinsam, und bei solchen Veran­staltungen kann man immer mit den Leuten reden. Gegenwärtig ist es besonders wichtig, miteinander zu sprechen, Gedanken auszutauschen. NZ: Wollten Sie nie zurück in die Branau? FE: Ich wäre sehr gerne zurückge­gangen, aber als ich von der Univer­sität kam, gab’s überhaupt keine Arbeitsstelle; doch die Jahre sind vergangen und so bin ich im Komi­tat Weißenburg geblieben. Durch meinen gesellschaftlichen Auftrag - ich habe ja sehr lange bei der Lan­desselbstverwaltung gearbeitet und bin auch gegenwärtig im Kulturaus­schuß tätig - ist die Branau im über­tragenen Sinne ja nicht weit. Mit der Technik von heute kann man jeder­zeit anrufen oder per Computer mit­einander kommunizieren, Erfahrun­gen austauschen - und Kultur ist ja ein Ganzes! Es ist egal, wo man das tut, ob in Budapest oder auf dem Lande, Hauptsache wir tun es für unsere Mitbürger, für unsere Lands­leute. NZ: Worin besteht Ihre gegenwärti­ge Arbeit? FE: Ich bin derzeit im Kulturhaus in Moor. Gleichzeitig gehört zu meiner Arbeit, einerseits Nationalitätenar­beit zu machen, und zwar nicht nur für die Ungamdeutschen. In Moor leben ja auch Zigeuner und sie haben keine eigene Minderheiten­selbstverwaltung, also ihnen helfe ich auch viel. Außerdem pflege ich die internationalen Beziehungen von Moor, inbegriffen Partnerschaf­ten. Wir haben sehr gute Kultur­gruppen, ich helfe auch mit bei der Organisiemng des Volkstanzes oder der Blasmusikfestivals, aber es kommen auch die Chöre, es gibt einen Austausch, den muß man pfle­gen, es gibt jeden Tag etwas zu tun. NZ: Jetzt bleibt nur noch die Frage, was ist Dir Ziel für die Zukunft? FE: Man muß es weitermachen. Es gibt noch Aufgaben. Bisher haben wir wenig auf Qualität geachtet, man muß jetzt mehr Wert auf die Qualität legen, das gilt für das ganze Ungarndeutschtum. Wir müssen davon ausgehen, daß wir sehr große Schätze haben, diese Schätze wur­den entweder niedergeschrieben oder aufgezeichnet, und wir müssen das so übergeben, daß die Qualität bestehenbleibt für die nächste Gene­ration. Es gibt einige talentierte Jugendliche, die sehr aufnahmebe­reit sind, sie wollen damit arbeiten und das weitermachen, vielleicht können sie dann alles weitergeben an die übernächste Generation. Christina Arnold Verraucht Niemand will bezweifeln, daß Rau­chen die Gesundheit gefährdet und weltweit jährlich Zehnmillionen vor­zeitig ins Grab schickt. Niemand will bezweifeln, daß Nichtraucher sich von den Qualmern belästigt fühlen und keine Lust haben, bei ihrem Steak und Pommes den Rauch vom Nebentisch einzuatmen. Kein ver­nünftiger Mensch kann bezweifeln, daß Zigaretten und Konsorten den Körper langsam zersetzen und krank machen und deshalb ein jeder, der stangenweise Glimmstengel in den Mund nimmt, am besten auch vor sich selbst geschützt werden sollte. Trotzdem können auch einiger­maßen vernünftig gebliebene Nicht­raucher nicht um die Frage herum, warum in unserer vergifteten Welt ausgerechnet die Raucher zum Abschuß freigegeben wurden? Wie kann es sein, daß der Raucher an sich heute für alle Sünden der Ver­brauchergesellschaften aufkommen muß, der Raucher, der die Luft ver­pestet, auf Gemeinschaftskosten das Gesundheitswesen beansprucht und seine Kippen an der Mülltonne vor­bei ins sauber gepflegte Gras wirft und in der Arbeit regelmäßig Pausen haben will. Und vor allem: wenn es schon um die Selbstzerstörung in Sachen Gesundheit geht, warum werden dann nicht alle Zuckerhersteller zur Rechenschaft gezogen, da Zucker bekanntlich den menschlichen Kör­per zerstört und uns alle chronisch krank macht, gehe es um Überge­wicht oder Diabetes? Warum wer­den nicht alle Tütensuppenhersteller per Gesetz verboten und warum nicht alle McDonalds-Filialen geschlossen, wo bekanntlich mit Farnstoffen bereichertes und mit Kunststoff vermischtes Sägemehl als Lebensmittel angeboten wird, voller Fette und Kohlenhydrate, die nie­mand braucht? Warum darf man sich in der Kneipe, wo man nicht mal eine rauchen darf, problemlos zu Tode saufen, um dann betrunken Verbrechen zu begehen oder die Frau und Kinder zu Hause zu ver­prügeln, arbeitsunfähig zu werden und die Sozialsysteme zu belasten? Hat jemand von Rauchern gehört, die soviel geraucht haben, daß sie in diesem Zustand Verkehrsunfälle ver­ursacht oder Vergewaltigungen begangen hätten? Niemand will die Raucher entla­sten, die genauso qualmen werden wie die Amerikaner in der Prohibi­tion gesoffen haben, nur eben nicht dort wo bisher. Aber wer entlastet unsere Politiker, die weiter Zusehen, wie wir von der Lebensmittelindu­strie, von der chemischen Industrie und von den Arzneimittelherstellern langsam getötet werden? Denn das, was diese tun, ist der wahre Mas­senmord an den Menschen - nicht wahr? cl Bemerkungen erwarten wir an neueztg@ hu. inter, net 3

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