Pester Journal - Abendblatt, August 1877 (Jahrgang 4, nr. 78-102)

1877-08-01 / nr. 78

­­rschieden gegen beides ; die vermittelnde Fraktion war sofort mit einem­ Kompromiß zur Hand, und­ man entsendete fch­liess­lich die Flotte, aber ohne Landungstruppen. Später wollte Beaconafield ein Expeditionz­ Morps zur Bewegung von Gal­lipoli und net­igenfalls auch von Konstantinopel entsenden . Salisbury wollte nicht einmal davon­ sprechen hören, und schließlich wurden einem Kompromiß-Borschlage Derby’3 und Northcote’3 gemäß 3000 Mann nach Malta geschicht. . Go­ ist die prinzipielle­ Frage, die Frage deri endgültigen Haltung Englands in’ der­ orientalischen Angelegenheiten, zu einer sekundären Frage geworden ; es scheint sich da nur um einige Kompromisse, bezüglich­ der Verlängerung der Existenz des Sabinetes zu handeln. cr "E3sätt "daher begreiflich,­­ hab alle Entscheidungen der Regierung den Charakter­­ von Halbmitteln und leeren De­­monstrationen an sich tragen. Diese glauben, daß Beacons­­field, nach der Vertagung des Parlamentes eine größere Frei­heit „der Bewegung gewinnen, werde ; diese täuschen sich jedoch, da es, wie, bisher, durch seine Kollegen gehemmt werden wird und fehlteß sich werden die englischen Gewohnheiten ihr Recht behalten. Lord Harrington äußerte sich diesbezüglich einer hochstehenden Persönlichkeit gegenüber: „Sobald einmal das Parlament vertagt sein wird, werden wir auf die Jagd und auf Reifen gehen und die Orientfrage wird bei uns in Ber­­gesfenheit geraihen.“ . . gerettet gelöscht. Tagesnienigkeiten. Budape­st, 1. August. Der König hat, wie man aus Wien unterm 31. v.­ Me. berichtet, gestern Nachmittags allein, selbst ohne die übliche Begleitung eines Adjutanten, den Bau des neuen Schauspielhauses nächst dem Volksgarten besichtigt. Der König, der­­ sich von­ einem der anwesenden Architekten die Einzelheiten des Baues erklären ließ, verweilte ü­ber eine Stunde am PBlape. Erzherzog Stefan auf­ einer See-Uehungsreise. Aus Fia­me, 27 Juli berichtet man: Der „Dans ‚ boló" ist aus Paola hier keingetroffen.­ Morgen schifft sich Erzherzog Karl Ste­fan (ein Cousin unseres Monarchen, Sohn des Erzherzogs Karl Ferdinand, gegenwärtig 17 Jahre alt) und ein Theil der Zöglinge der Seeakademie auf dem genannten Fahrzeuge ein zu einer Meinungsreise, im deren Verlauf Corfu, Malta, Tunis, Palermo und Neapel berührt erben­ sollen. Ungarische Deflamation . Pr Sgyn von Duen eines Windischgrät, (des österreichi­­schen Feldherrn im Jahre 1849) befindet sich in dem Glön­­des’schen Pensionate in Oedenburg zur Erziehung und machte es in der Stadt nicht geringes Aufsehen, als man daß er dieser Tage eine —ungarisc vortrug, bauer. gehörigen Haufe Feuer aus. Im hinteren Hof­­raume befand sich nämlich ein kleines Nebengebäude, das eine kleinte Wohnung und einen Stall in sich fachte. Auf dem Boben­ dieses Gebäudes kam nun das Feuer das Dach in kurzer Zeit, und drang an in die fernwohl, als in den Stall ein. der Die herbeigeeilten verzehrte Mohnung im Stalle gemesenen wei Pferde fielen dem Elemente zum Opfer, während Kühe und andere Thiere von Feuerwehr‘ Sonntagsblatte von einem Csángó-Magyaren Namens S e p: n­1.65. Tt­y­ erzählt, der­ hierher­ gekommen war,­­ um die Re­gierung für seine Landsleute in der Bukowina zu interessiren, jedoch mieder unverrichteter Sache abziehen mußte -H­ ute ertönt "plöglich ein Angstschrei aus der Heimath dieses Sep: nisky, im .Egy." die Ungarn warnend, diesem vermeintlichen Batrioten nicht zu trauen, denn derselbe sei nichts Anderes als en­­ ruffis­ dher: Spion! As Beweis hiefür wird angeführt, daß er ein liederlicher, verfommener Mensch sei, der sich­ und, seine Verwandten auf­ den Bettelstab ge­bracht, dann plößlich ins wuffische Lager gegangen von­ dort mit Geld zurückgekehrt und, nun, in wuffischem Auftrage nach Ungarn gereist sei. Als Hauptbeweis wird aber schließlich angeführt, daß Sepniczky gar nicht "Sepnitzky, sondern Ada­m heiße, Ale Achtung­ vor dem­ grlben Miffelhäter und Baterlandsverräther Adam. Warum aber gerade jener Sepniczig, welcher mit vielmehr Noth als Geld die meite Reife­ bieher machte und, bald­ wieder zurü­ckehrte, überall den Eindruch eines ehrlichen, schlichten Bauern zurücklaffend, ge­­rade der furchtbare Spion Adam sein müsse, das scheint mehr das Produkt einer Nasen-Phantasie zu sein, welches edles Organ sich bekanntlich in neuester­­ Zeit in der phantasie­vollsten Spionriecherei bedeutend ent­wickelt hat. Blisischlag. Am 28. Juli Mittags schlug, wie man aus Hatv­an berichtet, in das dortige Haus eines Hand­­nwerfers, während eines großen Gewitters, de: Bk­t ein, in Folge dessen dasselbe in Brand gerieth. Allseitig rasch herbei:­geeilte Hilfe verhinderte das­ Umsichgreifen des­ Feuers und blieb dasselbe auf das genannte Haus beschränkt. Die Rufen unterhalten si. Einer unserer Korre­spondenten schreibt uns­ aus der rumänischen Hauptstadt: Bu­karesi bietet in diesem Augenblick eines der seltsamsten Schau­­­spiele. Die Cafes chantants, welche­ ein glänzendes Stelldichein der russischen Offiziere und der jenen Walachinnen bilden, sind bestens gefüllt. Eines derselben, das Cafe Nasfa, dürfte zu einer gemilten Berühmtheit gelangen. Dort strinkt namilich Shri Gortschafo­ff auf der ersten Or­chester-Galerie in Gesellschaft eng französischen Mä­dchens seinen Champagner Dierk galante Französin war seinerzeit mit Don Carlos sehr befreundet und erfreute­ sich auch der Weihe nach des Vertrauens einer Anzahl­ rufsischer Generale. Sie ist die Toch­­ter eines Portier, welche niedrige, Abkunft sie nicht hindert, sich gegenwärtig im offenen Wagen mit dem Pana Tex der rufischen Qatfanmaiher ya igen, Dag nun die Cafes chantants betrifft, welche täglich Vorstellungen für die vewundeten . „ Rumänen geben, so seten sich ihre Truppen aus aller Herren Ländern zusammen. Jenes Café Masta zum Beispiel kann mal ala Thuem von Babel figuri­­ren. Da erscheinen sechs Damen zugleich auf der Szene und singen Couplets aus einem Potpourri, dessen Texz aus sechs Sprachen zusammengelebt ist: Nuflisch, Deutsch, Rumänisc, Serbisch, Bosnisch und Französisch. Das nette elt dauert bis 2 Uhr Morgens. Mitunter flimmt eine Zigeunerkapelle die russische Volkshymne an, worauf alle Welt in diesem hei­­ligen Tempel das Haupt entblößt. Fit die Sonrde zu Ende, so besteigen die Besucher ihre Wagen, welche sie­ nach der Schaufide bringen ; diese ist von Offizieren überfüllt, welche hier ihre galanten Bartien machen. Der Bart, den Bukarest der Noministrattion Siffelemn’s verdankt,wiederhallt dann bis zum­ gramenden " Morgen von Rufen und Liedern in allen frem­den Sprachen, und am andern Tage fängt dieses herr­­liche Leben wieder von vorne an. wener, Heute Nachts !­he brach in der Sovetenaygaffe Nr. wurden. 6, in Windischgräs dem, dem Das euer war um 3 aus, Uhr erfuhr, e Deflamation Franzstadt, Sebastian Holz noch vollständig­­­­­­­liches Verständnis für Kunst, die nach seiner Ansicht , nur zu müßiger Auge hatte Unterhaltung Blind für Schönheit und taub für die Harmonie der Töne! 0 Er war von mittlerer­ Größe, trug Bewegungen wenig­er für die äußere Erscheinung, daß er es nicht bemerkte, Ob ein Mensch ichön oder häßlich, ein Antinous oder ein Aefop war, das Einige, was ihn an der vollendetesten Statue des griechischen Merkels interessirte, war die Inschrift am Säbel, sc­­hlecht, und nachlässig, daß ihm eine Hohe­ter nachgesagt wurde und der­ Fall war. Das mit Grau gemischte dunkle hing ihm unordentlich gelbe Gesicht Hatte fpige scharfe Züg, diese Unbehülflichkeit, sie aufgehen , jedoch Schul, wie es Haar Stirn, das bartlose Falten Be fi um den schmalen eingefallenen Mund, die fot3 entzündeten Augen bedeckte eine plump _gefaste Brille, die er beim Sprechen unruhig zurüczuschieben pflegte. Die ewigen hastigen bedrohten jeden einigermaßen zerbrechlichen Gegenstand in seiner Nähe, seine Ungeduld und Netzbarkeit steigerten noch die zu überwinden nie eingefallen. Wie er sich ungeschict über den Tisch dehnte und die Blätter, die in meisterhafter Ausführung die großar­­tigsten Monumente der Kunst wiedergaben, b­einahms­ 108 umschlug, sa man es ihm an, daß er außerhalb seine Studiozimmers ein Fremdling in der Welt war. Ab­er die Thür Hinter Händebrudh hatte er noch niemals ausgetheilt — „ich ließ Sie wissen um welche Stunde ich mich bei Ihnen einfinden. wi­ude.“ ,« ,.Ich bin nicht wohl,««stotterte Benedikta. .,entschuldigen Sie­..« Gehen wir zur Sache über,««unterbrach er Sie, »ich möchte spätestens morgen Abend wieder abreisen, mir sind die Stunden kostbar,denn meine Vorarbei­­ten sind bis zu einem Punkt gediehen,daß ich da­­ran denken kann,das eigentliche Werk in Angriff zu nehmen. Die Messe war mir sehr fatal sich brauche es Ihnen nicht exit zu jagen, ich zauderte jedoch nicht da­s galt ein... „einen Be...“ wenn er heftig wurde, stotterte er. . . „einen Betrug zu verhindern, dessen Mitsehuldiger ich sein sol.“ „Das sind sehr harte Worte,“ entgegnete das Mädchen tonlos, sich auf den Stuhl am Tisch fin­­sen lassend. Es war ihr, als säße sie auf der Ar­­menfü­nderbank und vor ihr stände der unbarmherzige Richter. « »Ich nenne die Dinge bei ihrem richtigen Na­­men.Einmal habe ich zu einer Lüge die Hand gebo­­ten,damit nicht Schande auf die Familie fiel,wir schlossen einen Vertrag,zu dem ich Sie nicht überre­­dete,den Sie freiwillig eingingen.»Das Kind wird meinen Namen tragen,"sagte ich,,es wird als meine Tochter aufwachsen,von den Momentan,wo sie den ersten Athemzug unter meinem Dachet hut,gehört sie mir,haben Sie sich jedes Anrechtes auf sie begeben. (Fortsetzung folgt.) drehte er, ihre Hand fall in die er, sich um. „Sie sind nicht pünktlich, berührend da war. So fich. er Heiner erschten, tiefe Schwägerin," — einen hörte, sagte herzlichen­­­ ­»—­»I.t­.Ak 19.Ust­­.18? 7 » Börsen sugid Excxx zeigten­«g.3!g. »—g.Budapest,.August.Die Börse verkehrte heute wieder in voller Hauffe, doch bespränkte sich der Verkehr nur auf Spekulationsnwerb­e. « An der Vorbörse eröffneten Oefterr.Kredit-Aktien zu 154,stiegen rapid bislö 7 Ungarische Kredit-Aktie1­ von 144— 166 50. · Während der Mittagsbörse reagieren Oefterr-Kreditaktien bis 156.40. Ungarische Kredit-Aktien zu 146.50—146 gemacht. Anlagewert­e ohne Verkehr. Mühlen gesucht, Zoulifen leb­­haft von 17125—174 gefauft.­ Andere Rofaleffetten ohne Geschäft. Baluten und Devisen­blau- Getreidegeschä­ft. Weizen war auch heute gut ausgeboten, feine Sorten ziemlich unverändert, abfallende ändert. Sorten wieder billiger. Termin fein Verkehr. Preise unver: Spesialfelege. d. „Yeler Sonenal.“ Wien, 1. August. Der gestrige Minister­­m au­fchen Zirkeln die Höchste Aufregung. Der rathsbeichluß, der nur eine partielle und be­­dingte, im Grunde genommen eigentlich gar feine Mobilisirung aussprach, hat eine kleine Borgeschichte. Das Wiener Kabinet hatte im Verlaufe der vorigen Woche, erschreitt duch­ das Bordringen der Nuffen. Die Nützungen Englands und Italiens, durch Nachrichten aus Belgrad und Albanien, ebenfalls rüsten zu müssen ge­glaubt, um nicht Durch Die Ereignisse an der Siüdgrenze überrascht zu werden. V­ergangenen Samstag transpirirte die Absicht der Aktion, zu der sich Graf Andrasy gedrängt sah, bereits in alte Welt hinaus, und verursachte in den Diplo- Telegraph spielte nach allen Windrichtungen und Sonntag und Montag war Graf Andrast mit Anfragen und Auseinanderlegungen aller Art überhauft. Aus all den Anfragen und Auseinander­­segungen der verschiedenen Kabinete ging aber hervor, das man in Europa ein Eingreifen unserer Monarchie in die Aktion als den Rang einer allgemeinen Deroute betrachten würde, deren Ende nicht abzusehen sei. England twich, denn auf sofort von seiner Absicht, Gallipoli zu beteen, zurüdk, um Oesterreich Iingern seinen Vorwand zum Einschreiten zu geben. Das italie­­nne Kabine Trek seine Volständige Friedensírebe in Wien formuliren und namentlich der deutsche Nei­g­ fanzler Bismarc war es, der all seinen Einfluß aufbot, um­ das Verhältnis zwisch­en Nurland und unserer Monarchie vollständig intakt zu erhalten. Graf Andräsy zog es unter solchen Umständen vor, das lebte Wort noch nicht auszusprechen, vertagte den Ministerrath von Montag auf Dienstag und ver­­langte nur eine beschränkte Bob­macht, ist die weiteren Schritte vorbehaltend. Die Nachricht, Hak Has Kabinet vorläufig von einer großen Aktion abgesehen, brachte hier freudige Aufregung herbei und wirkte Hauffirend auf die Börse, Wien, 1 Augus. Trot­zer verflausuh­rten und geringfügigen Besschlüsfe des gestrigen Ministerraths du­rfte Die Aktion Doch allmmalig ins Rollen kommen, doch hat diese keinen andern Zived, als Die Länder mit unserer Südgrenze vor unbefugten Offupationen oder vor anarchischen Greueln, die auch unsere Distrikte bei­­­n­ruhigen könnten, zu bewahren. Ans Telegramme des ,„‚Lorr.-Bureaus.“ London, 1. August. In der gestrigen Unterhaugeisung antwortete Viorbheote: Es sei unnöthig, für Truppensendung zu Beschärkung der Frotte im Mittelmeer einen Spezialkredit zu verlangen, da die Sinfien gering sind. Betrefis der Ansichten und Absichten der R­egierung hin­sichtlich des Orientkrieges habe er seine Erfah­­rungen abzugeben. — Wolff bringt am Beitag eine Morette an die Regierung ein, worin Das Haus die bisherige Neutralität Englands bil­­ligt, aber gegenwärtig geboten eretet, Maps regeln zu ergreifen zur Wahrung der Verträge, betreffs der Donauschifffahrt­s und Durchfahrts­­rechtes im Bosporus und der betreffs der Dar­­danellen übernommenen Verpflichtungen. Wien, 1. August. Die heutigen Journale melden übereinstimmend, daß im Dem gestrigen Ministerrathe werner eine allgemeine, noch theil­­weise Mobilisirung beschlossen wurde. Graf Andrafg, dessen Politik vollstaundig gebilligt wourde, wurde nur ermächtigt, eine ebentielle Verstärkung der an der Sü­dgrenze bereits erhe­­founirten Truppen eintreten zu lassen, au be­züglich der auf 20-25 Millionen veranschlag­­ten Kosten der die allfällige Mobilisirung betref­­­­fenden vier Divisionen, w­urde die Verhandlung­­ gepflogen.

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