Pester Journal - Abendblatt, September 1877 (Jahrgang 4, nr. 103-129)
1877-09-01 / nr. 103
diese die Lage, in welcher sie sich befindet, selbst und durch eigene Hartnädigkeit geschaffen hat und noch täglich ver:ee Deutschland. Schließlich die Initiative ergriffen hat, um die Pforte an ihre nationalen Pflichten zu erinnern, so:mag dies einfach dadurch veranlagt sein, daß hier zuerst amtliche Berichte ‚vorlagen, welche ein solches Einschreiten provozirren. Ferner hat Deutschland die Vertretung der russischen Interessen in der Türkei, mithin auch bis zu einem gewissen Grade die Sorge für die in türkische Hände gefallenen russischen Verwundeten und Gefangenen übernommen, welche durch die Flagge der Genfer Konvention im Allgemeinen und durch die deutsche Flagge im Besonderen gedecht sind- Kokal-Rettung. Der große Brand in Ofen, Auf der Unglückkstätte, Budapest, 1. September. Milde schien Heute die Herbstsonne auf Ofen nieder und beleuchtete die Stätte, auf der noch vor wenigen Stunden das verheerende Clement gekauft hatte. Tausende von Neugierigen waren schon um die siebente Morgenstunde aus allen Theilen Budapests herbeigeströmt und die Zahl derer, welche sich das Elend beschauen wollten, nahm so rapid zu, daß die Polizei sich veranlaßt sah, um die achte Morgenstunde sämmtliche Wege, welche auf die Brandstätte führen, abzusperren. Diese Mairegel erwies sich um so nothwerdiger „ıal3: die vom Brande übriggebliebenen Mauern von dem nunmehr sich erhebenden Winde bedenklich ins Wanfen gebracht wurden und das Leben der Passanten bedrohten. Die Brandstätte bot einen traurigen Anblick. Von der „langen Gasse” aus hatten die Flammen mit Windegeile den Berg empor gezüngelt und über sie dort Alles zu Schutt und Asche gemacht. Um die «"die obere und untere Berggasse hinwegeilend,hatten letzten Nachtstunden hatte das Feuer die hochgeleiterte Ankergasse erreicht,trotzdem die dortigen Häuser tzrch«die Feuerwehr sowohl,wie durch sttgten Einwohner geschützte, geängs&ienen. Die Teteren standen ohne Unterschied des Alters und des Geschlechtes auf den Dächern und, begoffen,, unablälsig, die «Häuser mit dem Wasser,welches mühselig aus den so entferntesten Gegenden herbeigeschleppt wurde. Blöglich stürzte in der unteren Berggasse eine Feuermauer ein. Millionen feuriger Taufen stiegen zum Himmel empor,als ein jäher Windstoß die Feldergarben nach der oben gelegenen Ankergasse trug. Die Unglücklichen, welche sich biß jecht damit abgemartert hatten, ihre Häuser zu schüßen und kaum an die Rettung ihrer Habe dachten, flohen entreßt, als herniedersenkten. Be Minuten Später standen fünf Häuser der Ankergasse in Flammen und nun hieß er, am retten, was an Menschenleben noch zu retten war, a bei dem rapiden Umsichgreifen des Feuerd an einer Rettung der Habe nicht zu denken war.Das Schau« , welches sich kurze Zeit vorher in den unteren affen abgespielt hatte, wiederholte. fich) auch hier. Schreiende Mütter, weinende Kinder ,und ver- Man stürzte sie mit Todesverachtung in Die bremmenden Häuser und rettete jede 3 Menschen- Leben. Todtstante, Greife, Wöchnerinen und Säuglinge wurden aus allen Häusern getragen und man athmete froh auf, als man heute Morgens fonstatirt hatte, doch sein Menschenleben verloren gegangen Fünfzehn Baraden Tann, als niedergebrannte sind nur nachdem jammernd Morgenstunden Yegte Elend, Haus dritte Morgenstunde.. daß war. fi) Der Sturm und mit ihm Hatte das schredliche Element zu withen aufgehört. Den vereinten Anstrengungen der Feuerwehr: war es gelungen, den Häuser welches sich Heute Morgenz dort zeigts,ist furchtbar. In den Kleinen Häusern, welche dort, Hartan, wohnte durchwegs armes Bolt. zählen, da das Heimte Haus von Drei, andere wieder von zehn und zwölf Parteien bewohnt wurden, die dort in Kleinen Löchern zusamen Hundert Familien obdachhlos.. halbnacht Viele aus sind zu bewäl.derselbe ‚bereit über die Untergasse hinaus eilte und sich dort oben nach rechts und inte auszudehnen drohte. ; total niedergebrannt, indeß eine bedeutende Anzahl bio8 mehr minder von den Flammen belebt und beschädigt wurde. Aus fünfzehn Häusern konnten die Einwohner nichts wie da nahte geben retten, indem ihre ganze armselige Habe von dem Feuer verzehrt wurde, einander gedrängt, Leute Wäfche Ießten, emporziehen, Die feuergefährlichen und man fünf Parteien auf jedes ihr ärmliches Dasein verbrachten, nach welchem sich die Nermsten Heute zurückehnen. Nahezu Haben demy Feuer in Verwahrung hatten, denn: heute Morgen sah man die armen Weiber, mit einer Anzahl von Kindern überbürdet, an allen Eden der Brandstätte Tauern und ftieren Vlies oder laut Feiterd mit einer unzähligen Menschenmenge bedeckt Seuerwehr einigermaßen operiren konnte — konnte man beim Feuerschein deutlich die Personen sehen, welche aus der entfernten Citadelle das ‘Feuer beobachteten. Die, Bergstiege, welche von der, Langengasse, sich gerettet. Zumeist scheinen ez Wäscherinen" ‘zu, fetzt, welche fremder „nach dem Grabe ihrer Habe* bliden. Furchtbar war der Anblick des Feuers um die Der. Brand: hatten zu dieser Zeit seinen Höhepunkt erreicht. Die bereits niedergebrannten Objekte glühten noch im Steuerscheine, indeß etwa acht Häuser. — Die welche von den Flammen erzgriffen wurden — eine mächtige Scel bildeten, deren Riesenflamme zum Himmel emporloderte. Die Flamme war von einer so immensen Größe, die die Stadt, bis zum Königsschlosfe empor nach einer Seite hin, nach der andern Geite hin bis zur Nedonte taghell beleuchtete. Vom Corfo aus sonnte man hentem And Togor Nie „molchon Sich im den hohen Fenstern der Redoırte, iid ernbiegelte. Dem Kraderplab aus, welcher während des und der auch den Bumkt bildete, von dem aus Die ‚welp von Kraderplage aus, nach der, Anfergaffe ‘emporgeht und deren wir auch in unserem heutigen Nachtbericht Erwähnung gethan haben, ist dem Berfehre biz auf Weiteres entzogen, da dieselbe Heute zu beiden Seiten nur noch von einer Reihe alleinstehender Mauern eingefaßt wird, deren Einsturz man jede Stunde erwartet. * * * . .Abgebrannt sind:.In der Ankergasse die Häuser Nr. 398, 399, 401, 402, 403, 404, 406, 407. — Auf dem weißen Whlerplaß: Nr. 471, 470, 468, 479. — Inder Sporen gajfje: Nr. 463, 464, 465, zusammen 15 Häuser. * Er ak * * 2n den 60er Jahren sind fast an derselben Stelle 30 Häuser abgebrannt und wurde damals beantragt, daß man den Wiederaufbau derselben, wegen der engen, fast unfahrbaren Straßen sowie wegen Wassermangel ® nicht gestatten möge. " * * * Auch im Jahre, 1811 wüthete in der Rasenstadt, ein großer Brand, der damals 400 Häuser einäscherte. Als das Feuer signalisirt wurde, befand sich in der Centralstation nur ein Reservetrain, da die übrigen Traing, wie wir. bereits..gestern berichteten, bei dem Feuer in der Nähe der Verbindungsbrücke beschäftigt ware. . «Dieselben ‚fuhren, nach). erfolgten Arifo, sofort nach Oien, wo auch die Feuerwehr der Filiale Neustift eingetroffen war... Die euerwehr hatte mit immensen Schwierigkeiten zu tönvfen, die Konfiguration des Zerraing und der Wassermangel Schienen Anfangs alle Löschversuche zu paralysiven. Schließlich gelang es, eine Dampfpumpe am Donauufer zu planken, welche mittels eines Rohres das Wasser in ein Reservoir nächst dem Raigenbade pumpte. Von dort wurde Dutch eine zweite Dampfpumpe das Wasser FR vier Schläuchen zu den Brandobjekten beordert. Außer einer Dampfspiige waren ca. 12 Handsprngen in Verwendung. 908 euer » war erst um 6 Uhr grih gänzlich gelöscht, was übrigens keinesfalls möglich gewesen wäre, wenn sich der Sturmmwind nicht bereits gegen 4 Uhr gelegt hätte. Am Brandplage‘ waren während der Nacht u. A. der Oberstadthauptmann Thai, der Oberbürgermeister Karl Rath, Ministerialrath 3efe [falufj9y u. A. anmwesend. Wie man uns ferner mittheilt, wurde auch dem König über das Feuer telegraphisch 2,09% erstattet, wei er sie bald Darauf über die Ausdehnung des Feuers telegraphisch erfundigte. * * · Wir halten es für unsere Pflicht, Angesichts des ungeheltern Elends der durch dieses Brandunglüc Betroffenen, an die Hochherzigkeit der hauptstädtischen Bevölkerung für die Unglückchen zu appelliren, die heute Nacht? durch ein grausames Schiesal ihrer geringen. Habe, des Preises ‚jahrelanger, harter Arbeit beraubt, die, heute Nachts zu D Bettlern geworden sind. Es gilt Elend, zu Lindern und Thränen zu trocnen. Wir appelliren bei diesem menschen er Werte an die, Bevölkerung ‘der Hauptacht, Wir nehmen die Heinste Gabe werden sie sofort ihremeecke zuführen-Die Namen entgegen und der Spender werden wir täglich im Blatte veröffentlichen. Die Redaktion des „Bester Journal“ eröffnet die Substription mit 20 ft. tigen, ".die Vorboten des schrecklichen Elementes sich auf sie In den ersten Das hatten mengepfercht sich Brand den Bergrüden viele Bewohner. Durchschnittsziffer . An die Bevölkerung der Hauptstadt hi Die Redaktion des „Beier Journal“ . Zweifelte Männer rannten durch die brennende Gaffe. . matt bei edeln Menschen annehmen müsse, sie wollen daß rer nicht ausarte in ‚ Sichgehn laffen. Ganz im Gegensa zu den gemöhnlichen Z Troftspendern, welche es vermeiden, den de über den Schmerz doch sich selbst Herr werden, ‚auf ein müßiges, egoistisches genstand des Kummers zu berühren, sprach Frau Ard Häufig von Herren Fenton, und rühmte feine feine Energie, feine "warme "Men- Thätigkeit, ‚ sehenliebe. Sie regte es Harriet dringend ans Herz, fichtrog ihrer Vormünder über die Verwaltung ihrer Vermögen genau zu imformiren, zu geben und zu helfen in reichem Maße, aber nach gewissenhafter, sorgsamer Prüfung. „Zwecklos gereichte Gabe schädigt den Empfänger wie den Geber,“ ist ein zutreffendes Die beiden Damen hatten sie gerade in ihrem schönen Logis auf das behaglichste eingerichtet, als die andere Hälfte der ersten Etage für Die” bevorstehende Ankunft der Gräfin von Ashbury in Stand getegt wurde. Bon Madame Leverrier, der Befterin jejes Landhauses, erfuhr Frau Aird, daß die Lady enthalt hier nehmen wolle. Zwei Söhne wären vor einigen „Jahren den Eltern an einem Zungenübel entrissen worden, und diese suchten nun das lette ihnen ‚eines mildern Klimas vor einem gleichen Schicsal zu bewahren. Lady Ardbury habe schon einmal in diesem Landhause gewohnt, und damals rechtzeitig die größere ‚um ihre einzigen Sohnes halber einen Winter aufgebliebene zarte Kind — durch das zeitige Aufsuchen der von Milt Fenton bewußte Zimmerreihe bestellt gehabt. Vor wenigen Monaten sei jedoch Lord Ashbury auf der Jagd mit dem Pferde gestürzt und so Schwer verlegt worden, daß die Reijepläne hätten auf unbestimmte Zeit vertagt werden müssen..So sei er gekommen, daß für die Lady nur die weniger geräumige Hälfte der ersten Etage übrig geblieben wäre. Die redselige, Dame befindete weiter, daß, die, Gräfin eine Frau, von außerordentlicher Lönheit, aberbenso großem Hochmuth sei, und daß Mylord — ein ebenfall sehr Schöner Mann, oft im hohem Grade reizbar pe dann wieder apathisch oder büster gestimmt .ereine. Fran Aird berichtete das Vernommene an Hartiet und fügte hinzu: CS ist mir lieb, daß die Lage unserer Zimmer jede Berührung mit der stolzen Dame ausschließt, wie er mir denn überhaupt an Sympathie für die Großen und Vornehmen fehlt.“ Harriet [chwieg bescheiden, obwohl sie anderer Meinung war ; schwerlich hätte auch die Amerikanerin ihre Vorliebe für Die Aristokratie Englands richtig zu beurtheilen vermocht: Das Mädchen Tannte die Geschichte ihres Vaterlandes genau und wußte, wie oft der englische Adel die Rechte und Freiheiten des Wolfes vertheidigt hatte. Und die Namen der Grafen von Ashbury waren mit den ruhmvollsten Erzungenschaften Englands im hervorragender "Weiserer Wort. " knüpft ! (Fortfegung folgt.) d K Ba - September 1877. - Börsen- und Handelszeitung. —g. Budapest, 1.. September. Das gestrige Abendwaffengeschäft verlief sehr flau, doch erholte sich heute die Stimmung, und war der Verkehr ziemlich belebt. An der Vorbörse eröffneten Defterr. Kredit-Aktien zu 201, hoben sich bis 203.80, Ungarische Kredit von 192 bis 19. An der Mittagsbörse stagierten Defterr. Kredit-Aktien bei 202.20. Ungarische Kredit mit 194 angeboten. I. Ostbahn-Brioritäten zu 67 °/,, UngarLofe zu 78, gemacht. Landes:Gentral-Sparkasse von 83—83.50 getauft. Mühlen und andere Lofalpapiere vernachlässigt: Balutennd Devisen steifer: