Pester Journal - Abendblatt, September 1877 (Jahrgang 4, nr. 103-129)

1877-09-17 / nr. 116

‚ — I Munement für Budapest mit täglich he: Buftelung, für die Provinz . einmal. Bostversendung : monatl. fl. 1.10, ameim. fl. 2.15, vierteli. fl. 3.10, halbi. fl. 6. Das Abendblatt des „Bester Journal“ erscheint täglich, Ka­lebaktion: Setterganisse © Einzelne Nummern kr des Abendblattes a mit Ausnahme von Sonn und Feiertagen Administration : Ruferate für das Abendblatt werden Nachmittags nach 2 Uhr. Göttergasse 8. billig­st berechnet.­ ­ Verloren ! G­eschlagen ! Budapest, 17. September. Hageldicht fallen die Schläge der Vaterlands­­vertheidiger auf die Eroberer nieder. Nie wurde mit größerem Lebermuth, mit weitfliegendem­ Hoffnungen ein Krieg unternommen. Nie endete einer schmä­hlicher. CZ ist der Banferott des Absolutismus. Hunderttau­­sende sind eingeschlachtet worden, ohne daß dem Kriegsziel näher gekommen worden wäre. Hunderttausend­eRufsen liegen begraben oder ver­­wesen in freier Luft auf den Schlachtfeldern von Armenien und Bulgarien. Türkische Flüsse schwenken Feindesleichen in das Meer. Und die ganze Glorie der russischen Dynastie erbleicht beim Strahl de Halbmondes. Der Czar­­ selbst ist im Lager, seine Rettern und Söhne befehli­­­­gen selbst die Armee, die stolze Armee, auf welche das beste Mark des Landes verwendet worden war. Welches unselige Gefhie führt die Romanom’3 immer südwärts, um zu zerschellen an der ehernen Kraft des gottbegeisterten Stammes ? Mußte Nikolaus Sterben wegen Sebastopols , wird nicht auch dem Ezaren Alexander das Herz brechen über Plerwna ? Und Mexander ist der „Friedliebende”. Jahre­lang kämpfte er mit sich, bevor er diesen Feldzug begann, jahrelang ächzte und stöhnte er unter den blutigen Bilionen, welche der Gedanke eines Krieges gegen die Türkei im ihm Heraufbeichnor. Sechs Jahre reifte der Gedanke in ihm. Er kämpfte dagegen mit Nierenkrästen. Schwarz und düster schwebte ihm die Ahnung vor, daß die Glorie der Nomanow’3 am Balkan ihr Grab finden würde. Jahre­lang kämpfte er gegen die blendende Vision, den Thron des Sul­­tang in Stambul besteigen, 903 langvermißte Doppel­­kreuz auf der Agra Sofia aufpflanzen zu künnen. Es ist das Schicsal der Autom­aten, von fieber­­haften Visionen des Chrgeizes heimgesucht zu werden. Diese Visionen treiben sie in den Mutergang. Wie krampfhaft sich der Czar gegen einen bí­tigen Krieg gewehrt haben mochte, es fehlte nicht an Schmeichlern und Egoisten, an Stellenjägern und ehrgeigigen Generälen, welche zum Kriege viethen und drängten, um auf blutigen Wegen — sich zu berei­­chern oder befördert zu werden. Und so wurde denn die Furie des Krieges [62­ . gelassen und es bestätigte sich nur der alte Suß: „Wer Blut vergießt, deß’ Blut soll wieder vergossen werden.“ Es ist ein nubloses Kämpfen und Ningen am Balkan. Ein Bolt vertheidigt mit größter Erbitterung seinen Boden. Dagegen tann­ selbst der Cynismus eines absoluten Regimes nichts ausrichten. Oder wen müßte die Fassung der Depesche des großfürstlichen Feldherrn nicht empören, der mit fal­­­em Blute die Ermordung von 10.000 Menschen meldet und Zeit hat, der rumänischen Bravour ein Loblied, zu singen. Arme Rumänen, für 2000 eurer anglo ® Hingeschlachteten Brüder entschädige euch die papierne Anerkennung des Großfürsten Nikolaus ! Blutig geht die Sonne der Romanomwst unter. Leber 100.000 Mann verloren, an den wichtigsten Stellen empfindlich geschlagen, wird die glorreiche xuffische Armee bald gezwungen sein, 003 Kriegsterrain zu ver­­lieben und sich dorthin zurückuziehen, von woher sie­­ besser nie gekommen wäre, mir troßdem versichern zu können, daßs die Turkomanen in aller Herren Länder wenig Ursache haben, auf die Entrevue große Hoffnungen zu fegen. Weder die österreichische noch die deutsche Politik wird aus ihren bisherigen Dirertiven in der Orientfrage heraustreten, oder der Entscheidung der Waffen, die unter allen Umständen abge­wartet werden muß, durch vorzeitige Bermittlungs- oder Beeinflußungs-Versuche vorzu­­greifen suchen." — Von anderer Seite wird jedoch beharrlich daran festgehalten, dab eine Mediation unmittelbar bevor­­steht. Eine Wiener Depesche des , B­ el." berichtet : , Mel­dungen aus Berlin lassen einen dort eingetretenen Umschwung zu Gunsten einer Mediation erkennen. Wie verlau­­tet, stünde diese Haltung mit den Ereignissen von Plenna und den in Folge derselben von Rußland unter­nommenen Schritten in Verbindung. In hiesigen Reifen hält man die Situation der russischen Armee für äußerst Eintrieh, da bereits die Rüczugslinie bedroht ist." — Eine Londoner Depesche desselben Blattes spricht sich über die Frage folgendermaßen aus : „Der Reise des Grafen Miünster nach Anomslegg zum Besuche des Grafen Derby wird hier politische Bedeutung beigemessen. Man glaubt, daß Ft Bis­mar d­e3 wieder nothmendig befunden, ver­­mittelnd zmiigen Rußland und England einzumieten, um für die künftige Mediation, bezüglich welcher, wenn der ge­­eignete Zeitpunkt erschienen sein wird, die Initiative England zufallen­ dürfte, dieses für die Anschauungen Deutschlands zu gewinnen, nachdem sich in Folge Kooperation der türkischen Basali­nstanten mit Rußland die Verstimmung Englands ge­gen dieses wieder gesteigert hat." — Wir verwerten Diesbezüg: Gh auf den im heutigen Morgenblatte veröffentlichten Brief unseres Wienerkorrespont­denten,dr positive Mitthbeilungen über diese Angelegenheit bringt.­­ Der römische Korrespondent des „Sonn: und Feiertags:Cour.” bringt Nachrichten über den anhaltend schlechten Gesundheitszustand des­­ Papstes. Lebereinstim­­mend damit wird der „Köln. tg.” vom 10. b. aus Rom geschrieben, daß der päpstliche Staatssekretär Simeoni­us die Anfragen über das Befinden Seiner Heiligkeit sehr­ ausmeichend antwort. Wie schlimm es mit dem Vapste stehe, gehe unter andern daraus hervor, daß diese Woche vom Batk­an aus vertrauliche Mittheilungen an die auswärtigen Kardinäle ergangen und denselben ein Mittel geh­eimer Verstän­dig­u­ng für den Fall, daß ihnell eine Katastro­­p­h­e eintreten sollte, angegeben worden ist. Budape­st, 17. September. Nach der Meldung ungarischer Blätter wird Mini­­sterpräsident Zipa in einer Antwort die im Abge­­ordnetenhause in der Orientfrage gestellten Interpellationen erledigen. Diese Erklärung dürfte in der nächsten W­o­ch­e abgegeben werden. “ Der offiziöse „Sonn. und Feiert. Cour.” schreibt : „Die Entrehue zwischen dem Grafen Andräsy und dem Fürsten Bismarc, welche nach unseren Informationen a­m 19. 8.M in Salzburg stattfin­det, gibt der Roniertural-Politik schon jet fruchtbaren Stoff zur Diskussion. Wir künnen ung­leicher nicht rühmen, von einem­­ der beiden Staatsmänner das Programm für ihre bevor­­stehende Unterhaltung empfangen zu haben. Doc glauben * An den verschiedenen Gerüchten über die Emission der ungarischen Goldrente ist nach , Ellener" so viel wahr, daß sich die Bariser, Berlinernd Wie­­ner Geldkräfte zur Emission bereit erklärt haben und in dieser Richtung auch Schritte geschehen sind. Die Erklärung der Londoner Geldkräfte steht indessen noch aus. Wenn die Situation auch ferner günstig bleibt, so wird die Emission nächstens erfolgen. Dies nimmt mit den Ausführungen in unserem heutigen Morgenblatte im Wesentlichen überein.­­ Der Termin, melden das Konsortium dem Reichs­ Finanzministerium für den endgültigen Abschluß der soge­­nannten Mobilisirungs-Anleihe gestellt, geht mit Schluß dieses Monats zu Ende. Wen­n un gerade der Um­stand, daß das Reicha­-Finanzministerium bis nun nicht in die Lage kam, von dem ihm gemachten Offerte Gebrauch zu machen, die günstige Bewegung des Effektenmarktes wesentlich förderte, so wird man es auf der andern Seite begreiflich finden, daß die Regierung vorsichtig genug it, jene Eventualität in’z Auge zu fassen, welche die Realisirung dieser Anleihe in spä­­terer Zeit erfordern­­ürde. Der einfachste Modus, allen Inter­­essen gleichzeitig Rechnung zu tragen, i­ wohl der, daß das betreffende Konsortium den Optionstermin verlän­gert um mie der „Sonn: und Feiert- Cour." meldet, dürfte schon in den nächsten Tagen diesbe­züglich verhandelt werden. Gebrigens sind die Bedingungen, zu denen das Konsortium die Anleihe in Op­­tion genommen, derart, daß dasselbe sehr gerne in eine Ver­­längerung des Termines willigen wird. Die Geldverhältnisse Oesterreich:Ungarn’s haben sich zudem in der lethten Zeit so wesentlich gebessert, daß eine eventuelle Konkurrenz eher von wesentlichem Vortheil für den Staatsschab sein würde. " Aus Belgrad wird der „Augsb. Allg. Btg." tele­graphirt : Nach Aufhebung des Moratoriums und in Folge dadurch verursachten Insolven­ fal­irten gestern und heute mehrere eurenommirterten Läufer Belgrads, wie Welttichromitich, Somanomitich, Gjordjewitich und Andre Eine allgemeinedandel Erifis­it zu befürchten . Aus Bern wird der "Köln. Big." gemeldet : Der Besuch des Prinzen und der Prinzessin Re­u BB beim Sultan wird in der Breffe­­ günstig beurtheilt- Die wiederholten Besuche Server Baihas bei Zicht werden dahin gedeutet, daß .Server Oesterreich,Ungarn zur Ossupation Ser­­­­biens bewegen solle. . Budapest, 17. September. Das Gerücht von der Kapitulation des Cza­rewitich hat bis zur Stunde seine offizielle Bestä­­tigung gefunden. So un­wahrscheinlich ist die Nacht­richt nicht, wie es­ den Anschein hat. Die Armee des Czarewitsch befindet sich in einer argen Bedrängniß und seit Tagen umschlingen sie die Korps Miehemed Ali’ in Spangenform, welche Operationen Dieselben in Folge einer ganzen Reihe glücklicher Gefechte aus­­führen konnten. Eine Katastrophe könnte demnach Denjenigen, der den Vollzug des geschickten türkischen Manöver’s verfolgte, nicht überraschen. Weberdieß freiten alle vorliegenden vom 13.10 14. d. datirten Berichte eine Schlacht bei Bielam nahe Aussicht. Der „N. Fr. Br." wird diesbezüglich aus dem türkischen Hauptquartier, westlich von K­o­­pace unterm 14. b. gemeldet: „Die Tonzentrische Bem­üdung der türkischen Armee von Kkazelevo und Saara Suflar gegn Certovna wurde ohne nennenswerthe Kämpfe durchgeführt. Heute ent­nahmen die Rusfen die Fühlung wieder auf, wobei es zu zahlreichen Scharmücheln kam. Selbst jebt, er­st 11 Uhr Nachts, hört man aus allen Richtungen Plänklerschüffe. Scharfe MMesognoszerungen , Welche heute vorgenommen wurden,erwiesen,daß die russi­ scheam­posten die Linie Sinantiöi-Hodze­­kskiei-Cerkovna innehaben und daß die Russen vor Biela mit dem 13.und mit Theilen des 11. und 12. Korps Stellung nahmen. Sollten wir somit morgen weiter vorrüden, so muß es zum Kampfe kommen“ Ueber die Zurü­deroberung der Grivicn- Nedonte durch die Türken, über welche wir bekannte sich die erste Nachricht brachten, geht der "N. St. Br." unterm 15. b. aus Bukarest noch die fol­gende Depesche zu: „Die Türken nahmen am 13. b. alle Stellungen wieder, Die Redou­ ı Gripis­ca mit inbegriffen, Die Au­­n wurden aus allen P­ositionen zurückgeworfen, so gar die gegenwärtigen Stellungen der Ruffen um 13 Kilometer weiter von Plevna entfernt sind,als am Tage des ersten Sturmes. Man behauptet, daß die russische Heeresleitung die weiteren Angriffe auf Plevna aufgeben wolle" Ein weitere Bukarester Telegramm dieses Blat­­tes berichtet: Die Nachricht von Stobeleffs Niederlage übte eine niederschmetternde Wirkung aus. Seine Division it vollständig v­ernichtet. In dem Kriegsrathe, den der Kaiser abhielt, wurde die Meinung ausgesprochen, daß der Rückzug bin­nen Kurzem anzutreten se. Man schäßt die­ Verluste vom 7. bis 13. auf 20.000 Mann. (Die offiziellen Petersburger Depeschen geben ja 15.000. Mann Verlust zu. ( D. R) Die Sterblichkeit unter den Verwundeten ist ungeheuer, ein neuer Angriff ist unmöglich. Zwischen dem Fürsten Carol und dem Großfürsten Nikolaus ist ein Zwist ausgebrochen. Heute langten drei Züge mit Verwundeten an. Morgen publizirt das Amtsblatt die Liste der todten Offiziere. Großfürst Nikolaus leh den Sieg bei Plewwna telegra­­phiren, da er ihn für gesichert hielt. Nun ist Ent­­muthigung eingetreten und räth man in Rumänien zum Frieden. Nn Cettinje, 16. d. wird der „Breffe“ tele 7

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