Oedenburger Zeitung, 1878. Mai (Jahrgang 11, nr. 52-65)

1878-05-05 / nr. 54

«-«d- Fe) 7 ' ,--2ks-«.2!.s.-s-s,» — --.--«-.» Sonntag, 5. Mai 1878, xI.Iabrgang. Oedenbumer Organ für Vokitik, Handel, Indu Das Blatt erfcheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. From­merations-Preise: ür Loce: Ganzjährig 9 fl. albjährig 4 fl. 50 Er. Berteijähee u ag­ie « shcusyllrthO ausjährig ufL albjährig 6 fl. Bierteljährig 3 fl. Nie für das Blatt re­deutungen, mit Ausnahme von in Bräm­meration d­ u. Infertiond« gebühren sind an die Nedaction portofrei einzusenden.­­ Nr. 54. Zeitung, (vormals „Oedenburger Nachrichten“.) firie und Landwirthschaft, dann für sociale Interesssen überhaupt Motto: „Dem Bortschritt zur Ehr? — Betrüchten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Waffe.* Redaktion : Administration, Verlag, Expedition : Grabenrunde Nr. 124. | Hotel „Rose“ Nr. 19, 2. Stock, __ Einzelne Nummern toften MD Kreuzer. REES EEE Iade Biere . we­re gr, ie: er ane en u eit. . € . ußenparei Zr ns den. Heinrich Sauer, 1. Singesstraffe 8 win. Infertions-Gebüßr : 5 fr. fü­r die einspaltige, 10 fr. für die zweispaltige, 15 fr. für die dreispaltige und 20 fr. für Die durchlaufende Petitzelle og­­elusive der Stempelgebühr von 30 fr. Auskünfte in allen Nichtungen werden bereitwilligst erteilt. De ee ... Friedenskongreß sammtlicher Nationen. Debenburg, 4. Mai 1878. Sä­mmtliche Nationen haben sich z­u einem Friedensk­ongreß vereinigt, das­ ist seit 1. Mai Thatjahe und der Säbel war ein ungeheurer. Leider kam aber die Einigung der Völker­schaften und ihrer Vertreter nicht in Bezug auf ölung der orientalischen Frage, oder auf die Ber­ binderung der russischen Preponderancen zu Stande, denn in diesen weltbewegenden Angelegen­­heiten steht Aled noch — wie vor und eh — in der Bahrung, sondern lediglich um den Triumph des mensc­­lichen­ Geistes in Hervorbringung des Näßfchen und Schönen zu feiern, bei Eröffnung der Pariser Weltausstellung. Während im Osten die von Rufkland besoldeten Mörderbanden haufen und der Krieg schon wieder ausr bolt um­ seine Brandfadel auf halb Europa zu schleu­­dern, bis hinüber in die asiatischen Steppenkhanate und an den Zub des Hindulufd ; — während A Ruhland den Scheußligpiten und grausamsten Naub, den Seeraub, or­­ganisirt,, und alle Meere bereit sind, Menschenbeute zu ‚‚verschlingen, wird im Westen des Erdb­eiles ein Bett einträchtigen Wirfens, allgemeinen Bürgersinnen began­­gen, ein Bet zu Ehren menschlicher Erfindungsgabe und mühseligen Sleiben und aus allen Theilen des GErd­­balles vereinigt sich die DBlüthe der Intelligenz und ee­in Erlebenstondrehelfeimüs­siger Nationen. Dem bluttrunkenen Mordstahle Rußlands gegen­­über steht der nicht minderscharfe Stahl,der nicht die Vertheidiger ihres Vaterlandes,nicht hilflose Greise,­­jammelnde Weiber,zarte Kinder schlachtet,sondern den Erdboden vieltausendfach verlep,um ihm alljährlich neues Leben, neuen Segen zu entladen. Dort im Osten Brand und Raub der in Arcye sinkenden Städte und Dörfer, und an der Seine das reine Licht der Bildung und Gesittung. Der vernichtenden Kraft gegenüber die Schaffende, im Oosten die Nacht und im Westen der Zap. Niemals ist no der Glanz eines Bildes durch eine so dunkle Folie gehoben worden, wie es die Pracht der Pariser Weltausstellung duch die russischen Greuf­els Proteste und die moslowitischen Schandthaten wird. Aber mögen auch die Feuerscründe der Barbarenhorden des Grars, zum blutigen Gruße der Menschen­ Icon abgeprozt sein, mögen rauhe Krieger immerhin den Eid der Treue ihren Fahnen leisten und fl­­eßt zum Menschenmorde wappnen : die Pforten der Arena friedl­ichen Wettkampfs haben si dennoch geöffnet, und die Völker sind gekommen, von brennendem Wüstenlande, leid aus den Gegenden, wo fi eisstarrende Felder in ewiger Ginförmigkeit ausbreiten, sie sind genommen aus den Ländern höchsster entwidelster Kultur, ebenso wie aus den entlegensten Wildniffen jenseits des Deeand , aus Palast und Wigwam, von den himmelstrebenden Piramiden und der armen Hütte des Usipferd: ja aus allen Nichtungen sind sie zusammen geströmt, um den Sieg auf dem Felde der Industrie und der Kunst und tausendfältiger Geistesstrebungen zu erringen, jener Geistesstrebungen die alle in dem einen H­iele, dem Wohle der Menschen­ zusammenlaufen. Die Bahnen, welche am 1. Mai in Paris entrollt wurden, sind nicht mit Blut und Koth besprigt; die Gloden, welche an der Seine erklingen, lauten nicht Sturm, sondern Frieden; die Opfer die in Pranfreihs Hauptstadt gebracht werden, sind nicht dem Moloch, sondern dem Frieden geweiht. Und das ist es, was der Pariser Weltausstellung ihre w­eltgeschichtliche Bedeutung gibt, daß sie ein hunderttausendfältiger Protest ist gegen die von Ruß­land geübte, von Deutschland bejyügte Mordpolitik; daß sie der erlogenen Größe der Sclachtensieger das Beispiel wahrer Menschenhoheit entgegen stellt. Von dem Delbaume des Friedens jedoch, den die Franzosen im Westen auf dem Grabe ihrer vor 7 Fahren gefallenen Söhne gepflanzt, wendet si der Blid unwillkürlich nach den blutgetränkten Gefilden des Dstens, nach den von unbeerdigten Leichen starren­­den D­alfanländern, zu den frischen Spuren des DBöls f ermorded, der seit drei Jahren zwischen Donau und Mittelmeer noch seine Stunde geraftet und zu den Vorbereitungen zur Vertregung des W­ölfermordes, der auch fürderhin nicht ruhen und nicht rasten sol, wer weiß wie lange. ... . Und darum weil sich der Blid ängstlich dahin wendet und die Völker je mehr sie lernen die Segnungen des Friedens zu [häpen um so mehr i;den Krieg verabscheuen. Darum muß auch um jo erbitterter ihr Grimm gegen jene Miebermüthigen sein, die den Frieden und die Kultur immerfort gefähr­­den, und je höher ihnen ihre Zivilisation gilt, desto geringer müssen sie alle Opfer anlagen, die sie zur Vertheidigung des Friedend in dem von der Nothwehr gebotenen Kampfe bringen sollen, und darin liegt auch die Erklärung dafür, warum England, daß im und durch den Frieden groß und mächtig gewordene Land, los in die Schanze schlägt, um die friedliche Zukunft des Welttheils nicht gefährden zu lassen und warum auch wir seinen Augenblick vor einemistampfe zurückschreden, der und in der Gegenwart die empfindlichsten Opfer auferlegt, der uns aber für die Zukunft wenigstend den Frieden erhalten soll. Die Pariser Weltausstellung ist wahrlich nichts anders, als wie ein eklatanter Beweis für die Abwen­­dung von der Politit Europa’d, ein Alt der politischen Entsagung, ein an Rußland gegebenes Pfand dafür, daß die Politis des Krimkrieged sich nicht wiederholen werde. Frankreich hat dad so der monachischen Bere­cchwörer und zugleich den großen Irrtum seiner inter­­nationalen Bestrebungen abgeschüttelt. Er hat sie selbst und den rechten Weg wieder gefunden. Indem es in stets inniger werdende Beziehungen zu England trat, reichte er sich den Bok­ämpfern für die Freiheit des Welttheils an. Mit verblüffender Rapidität, mit imponirender Souvrainität erwies er die finanzielle Welterlegenheit der F­ranzosen, dieses fleißigen, enthaltsamen, waufern­­den Volkes über das mächtige Deutschland , die mili­­tärische Kraft Frankreichs hob sich wunderbar, und nun hat dieser auch die ihm angemessene Stellung in und für Europa wieder gefunden und seine­ Weltausstellung wird zum Weltproteste gegen die mossowitische Ber­ie­tungswuth. Das ist ,d was wir lernen sollen, von der Partser. Weltausstellung, da­s ist die Moral von dem Sriedendkongreß sämmtlicher Nati­­­nen. 0 u­nd Seuilleton. Aus dem Tagebuche eines wandernden Studenten. Wenn Jemand eine Reife thut, &o kann er waß erzählen ; D’rum nahm ich meinen Stod und Hut, Und that das Reifen wählen. * Das Reifen ist eine der ältesten Erfindungen, denn bereite Kain, — nachdem er seinen Bruder Mbel erschlagen hatte, — zog in ein fremdes Land, was bei dem damaligen Mangel an Bialern und Eisenbahnen jedenfalls „zu Buß“ geschah. Seitdem spielt das Reifen eine sehe wichtige Rolle in der Geschichte der Mensch­­­heit, denn ganze Völferschaaren machen sich manchmal auf die Beine, um in fremde Länder zu ziehen, — nur mit dem Unterschiede, dab Kain seinen Bruder Übel zu Hause erschlug, und in fremdem Lande eine Stadt er­­baute, während jene wandernden Vörkerschaften in frem­­den Ländern Brüder erschlagen und Städte zerstören. Nun war zwar das Motiv meiner eigenen Reife „kein Brudermord, doc hätte ich mir gar nicht dagegen gesträubt, wenn ich mir in fremdem Lande — wenn auc­heine Stadt, jo doch ein Haus hätte bauen können. Um aber die verehrten Leser in ihren Erwartungen nicht allzu sehr zu täuschen, will ich sogleich bekennen, daß ich durchaus seine „Reife um die Erde“ im Schilde ‚führte, weil erstend das eine, Paar Schuhe, über welches ich damals zu verfügen hatte, eine derartige Anstrengung kaum würde aufgehalten haben, und weil man zweitens bei einer Reife um die Erde schlichlich wieder zu dem Punkte zurückgelangt, von welchem man auchging. Da ich aber eben diesem meinem Ausgangspunkte damals — mo möglich — gerne für immer Dialet gesagt hätte, so konnte fi meine Reife im günstigsten Falle höchstens bis zu meinen Antipoden erst reben. Als nächstes Neifeziel hatte ich mir Papa aud­­ersehen, und nachdem damals das Schiekpulver zwar bereits erfunden war, zwischen Dedenburg und Papa je­ doch noch jedwelhe Eisenbahnverbindung fehlte, so hatte ih­m eingedenk des Sprichwortes: „Besser schlecht fahren, denn gut gehen" — mit einem Fuhrmanne aus Szil einen Vertrag geschlossen, dem zu Folge er mich bis Szil zu führen hatte, wofür ic ihm ein Honorar von vierzig Kreuzern zahlen mußte. Mein Fuhrmann hatte nämlich von seinen Boreltern die Gewohnheit er­erbt, die Erzeugnisse seiner Felder nach Oedenburg zu Markte zu führen, und bei einer derartigen Gelegenheit gelang es mir nun, ihn mir dienstbar zu machen. Er mußte mit seinem Weizen gute Geschäfte gemacht haben, nachdem er als Angabe nicht mehr, als eine Pfeife Zabas von mir annahm, denn die Ausbezahlung der bedungenen Buhrlohnes hatte erst nach glücklich übers­­tandener Fahrt zu geschehen, was in Anbetracht unserer schlechten Bahrwege und meines primitiven Fuhr­werkes nicht „ohne“ war. Ich hatte in der Eile damals zwar vergessen vor dem Reifeantritte ein Testament zu machen, oder mein Leben versichern zu lassen, doc hätte es wahrlich­ nicht geschadet, wenn ich mich für denjenigen Körpertheil, auf welchen beim Sipen der größte Drud ausgeübt wird, nach Art der Bergm­appen mit einem Lederschurze versehen hätte, wenigstend hätte ich nicht nachträglich die traurige Erfahrung machen müssen, daß für die Schonung, welche ich meinen Schuhen vermeinte, ein Anderes Kleidungsftüd büßen mußte. Trogdem war ich guten Muthes, und bei zwar heftigem Winde, jedoch heiterem Himmel jagten wir lustig dahin, als ob die beiden Pferde ganz vergessen hätten, daß sie statt Hafer blos Hädsel bekommen hatten. Es war den 20. April 1878, daß eine Pferd hieb „Stürke“ mein Fuhrmann hieß Jakob Lörincz, und wenn ich damald wäre im­ Besiße einer Taschenuhr gewesen, so hätte dieselbe gerade auf zehn Uhr gewiesen. NE Der Wind schien mit meiner Wirreife nit ein« verstanden zu sein, denn er blieb uns so heftig ent­­gegen, daß er mir alle Versuche vereitelte, meine Pfeife anzubrennen ; jedoch schien er gar nicht daran zu denen, daß mein Fuhrmann, mit Feuerschwamm hinlänglich versehen war, mit welchem derselbe so geschicht um zu geben wußte, wie jener preußische Pfarrer, welchen König Friedrich ob dieser Kunstfertigkeit zum Super­­intendenten erhob. Der gute Satob konnte aber dennoch mit stoicher Mühe mit ansehen, wie ich eine Streifholz nach dem andern nußledh vergeudete; jedoch geschab dies wahrscheinlich nur deshalb, um der ganzen Wucht seiner Berahlung gegen die Streifhölzer Ausbruck verleihend, für seinen Seuerschwamm desto mehr Propaganda mac­hen zu können, denn als er endlich mit meinen Streife­lhölzern „Nest" war, holte er sein Seuerzeug hervor, |

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