Oedenburger Zeitung, 1878. September (Jahrgang 11, nr. 105-117)

1878-09-01 / nr. 105

'-7—zzz».kr-zc.--I—:»-.s’s’s..-. . J-s« gungen machen mußte,um Bosnien niederzuwerfen, würde, wenn auf dem bisherigen Pfade fortgeritten würde, einem veritablen Kriege mit der forte gegenüberstehen. Hat Andraffy dies vorhergesehen? Nein? Kann Andraffy dies wollen ? Nein! Unsere Politik befindet sich in einer Eritischen Situation. Auf der einen Seite das europäische Mane­dat und unsere Waffenehre, auf der andern Seite der nicht zu unterfragende Widerstand der Türkei. Wir begreifen es, wenn eine Krise in unse­­rem auswärtigen Amte signalisirt wurde. Graf Andrafiy hat den weniger ehrenvollen Weg gewählt. Er paftirt mit der Türkei wegen Boo­­m­end, welches er in vier Wochen pazifizirt haben wollte. Andrafiy sucht zu beschwi­tigen, die „Wiener Abendpost“ signalisirt in einem Artikel, den wir weiter unten reproduziren, den Waffenstillstan­d, der entweder einen schimpflichen Past mit der Türkei, oder einen langen Krieg im Gefolge haben wird. Andrafiy beugt ss vor der Pforte und dem ber­­waffneten Rollewiderstande. Aber es ist die Frage, ob nicht d­iese Konvention von der Türkei zur gänzlichen Niederlage der Andräfiyichen Politik ausgebeutet werden wird ? Und wenn auch nicht, wenn wir all weiter unangefochten heimkehren sollten. Was bringen wir mit ? blutende, schredliche Wunden und einen total geleerten Säbel; wir haben feinen Heilbalsam für jene, fein Gold zur Füllung von diesem erbeutet. Wozu also liefen wir uns ein auf Abentheuer?! Die Beschwichtigungen en „Wiener Abend­­po­ll erörtert als offizielles Organ, die Gründe des Stille­standes in den Operationen wie folgt: „Die nach der Belegung von Mostar auf dem herzegowinischen und nach der Einnahme von Serajewo auch auf dem bosnischen Ossupationsgebiete eingetretene Unterbrechung in der Vorrüdung der f. f. österreichisch- ungarischen Truppen hält an zur Stunde noch an. Der Stillstand in der Bewegung ist jedoch nur ein scheinbarer und äußert sie lediglich nach der Richtung der nächsten Operationsobjekte. Thatsächlich sind die fait. Truppen auf beiden Diskupationsräumen in voller Thätigkeit, denn es gilt jet vor Allem die Sicherung der Erworbenen, die Schaffung eines intermediären Bafis in der Herzegowina und in Bosnien selbst. Im Sebirgäfriege gehört der Schuß der Bewegungs und Verbindungslinien zu den s­chwierigsten, die rote Aufe­merksamkeit der Generale und die aufreibendste Thätig­­keit der Truppen erheib­enden Aufgaben. Dies gilt ins­­besondere dann, wenn der Vert­eidiger des Landes die Baltoren seiner Kraft aus der Schilderhebung der Berg­­bewohner selbst zieht. Die mindestend 30 Nizam- und Nedifbataillone zählende und von einer guten Artillerie unterftügte reguläre Truppe bildet den Kristallisations­­kern, an welchen sich alle Elemente des Widerstandes naturgemäß anliegen. In der Front geschlagen, wer­­fen si die duch die Stöße unserer Brigaden bei Rod­­na, Zaice, Zepce, Bufowaca und Serajewo zersprengten feindlichen Abtheilungen in Schaaren von loderem taf«­tischen Verbande auf unsere Flansen und Nachschubd­­liniten. Sie fünnten da die Verpflege- und Schlachte und doch so verständig wieder, dab Friedrich, der bis jegt nur wenigen Umgang mit Frauen­ gehabt­ hatte, ganz hingerisfen davon wurde und obgleich er das Ger­eit seiner, jungen Begleiterin no nicht­ gesehen, so war er doch überzeugt, daß «8 reizend sein müsse. So fand das Gespräch von einem Gegenstand zum andern und Melanie, die wohl begriff, daß die äußere Erschei­­nung des jungen Mannes mit der Bildumgsstufe, auf welcher er stand, im Widerspruche stand, fühlte si durch die geistreiche poeitische Ausdrucksweise ihres­­ Begleiters so angezogen, daß sie fast mit einer gewissen Betrübnis bemerkte, wie sie in der Nähe ihrer Wohnung angekom­­men waren und nun scheiden mußten. ... . Aber auch Friedrich wurde traurig, als er an die Trennung dachte. Er, dessen Herz noch nicht für Frauenliebe geschlagen hatte und der doch die bitteren und schmerzlichen Ers­fahrungen seines jungen Lebens fast menschenscheu­ger­n worden war, fühlte, als er am Arm diese jungen und so liebenswürdigen Mädchens dahin ging, ein ihm selbst no unbekanntes Gefühl sein Herz durchziehen und die Liebe zog ein noch ehe er eb­ahnte und ehe er sich über diese Empfindung Rechenschaft geben konnte. ... . In­­dessen waren sie bis auf wenige Schritte an Melas nie Wohnung herangekommen ; sie schlug den Schleier zur und reichte Friedrich zum Abschied dankend die Hand ; dann sprach sie — und wir müssen gestehen die weibliche Neugierde, welche sich die Gontraste in Bried­­tich, Äußerem und innerem Wesen nicht erklären konnte, hatte m an ihren Theil an der Frage : „Und darf ich beim Abschied nicht den Namen meines muthigen Bet­rügerd erfahren 2" (Bortregung folgt.) viehl­lonnnen bedrohen, die Neferver Anstalten beunru­­higen, wenn wir die Operationslinien verlängern wolls­ten, ehe noch ausreichende Bürgschaften gegen den Ein­­tritt der angedeuteten Eventualitäten geschaffen wurden. Den fritiichen Beobachter fann daher die adoptirte methodische, systematische, langsamer, aber unentwegt dem legten Ziele zustrebende Operationsweise, nur mit Beruhigung erfüllen. Nach jeder gewonnenen Clappe ist diese in den Blanfen gegen alle Zufälligkeiten sicher­­zustellen. Wie es scheint, sind im Hauptquartier zu Serajewo die­se Erwägungen die maßgebenden, daher der scheinbare Stilstand, der, wie aus den heutigen Mittheilungen hervorgeht, seineswegs die Entsendung von Streifkommanden und Sicherungsabtheilungen, selbst auf namhafte Entfernungen von Mostar, Serajewo und Banjalufa, ausflieht. Die erwähnten Mittheilungen i­uftriven­­tur, Genüge, die erfolgreiche Thätigkeit, dieser Streiflommanden. Andererseits ist es wider sehr erklär­­li, daß die Führer der Aufständischen alles aufbitten, um auf unsere Flanke und rückwärtige Verbindung zu drüden. Dort allein können sie hoffen, irgend­welche Partialerfolge duch Auswügung ihrer­­ vorhin geschildere­ten natürlichen Bartheile zu erringen. Dem Angriffe auf die halbkreisförmigen Stellungen des Grafen Sıa­­pary zunächst der Begleitungshöhen der Boöna bei Do­­boj vom 22. d. M. ist daher am 26. d. M. ein neuer gefolgt. Derselbe scheint jedoch nach der vorliegenden Meldung des 20. Divisionskommandos mit schwäceren Kräften unternommen worden zu­ sein. Dab auch dieser Angriff von unseren Truppen 'zurückgewiesen wurde, 'ist selbstverständlich.“ Trefort und Julius Szapary. Belanntlich hat seit dem Tode Eduard Horn und dem Nachtritte des Barone Ludwig Simonyt unter Handelsministerium weder einen Staatssekretär, noch einen Minister. Herr Kultus- und Unterrichtsminister August v. Trefort, der dem Namen nach Handelsminister ist, wird ed und doc nicht verargen, wenn wir ihn nicht als Handelsminister betrachten. Nicht nur wir, auch seine Beamten haben seine Kenntniß davon, daß er sich mit den Angelegenheiten unseres Handesministeriums beschäftige. MHebrigeng wird «8 der Kultusminister v. Trefort, wenn er aufrichtig sein will, sie selber einges­­tehen müssen, daß er eigentlich seine Ahnung davon hat was im Handelsministerium geschieht. Der Ministerpräsident mußte in Polge D dieses Möbelstandes anstatt Herrn v. Trefort einen Mann suchen und gewinnen, der das Portefeuille für Handel, Gewerbe und Aderbau zu übernehmen geneigt it. Er entschloß si für den Grafen Julius Szapäry, der vor Jahren bereits Staatssekretär des damaligen Handeld» ministere Geravde gemejen. . Wie dem „Neuen polit. Wolfsblatt" jedoch in später Abendstunde mitgetheilt wird, it Graf Julius Szapäry, der si noch vor einigen Wochen mit der Medernahme, de Portefeuilles einverstanden erklärte, heute durchaus nicht mehr gemeint, in das Kabinett des Herrn v. Kiba einzu­treten. Das Ansehen unseren Ministeriums fängt an, sich geradezu beuruhigend zu gestalten. Noch vor einigen Jahren war es das höchste Streben jedes ungarischen Patrioten, als Bachminister im Interesse des Vaters­tandes wirken zu können; heute findet man mehr kaum einen Mann, der den Muth hätte, in das Ministerium einzutreten. Die Folge hievon ist, daßs Männer ohne jede Selbstständigkeit und Initiative hingestellt werden, die dann wieder gehen, und darin vollständige Befriedigung finden, daß sie Minister gewesen. 8 wäre s­chon wahrhaftig an der Zeit, nach jeder Richtung bin „aufzumi­chen“ und aufs zufriichen*, denn sonst wird die Wirthshhaft geradezu unerträglich.­­ * Königliche Anerkennung. FZM. Phi­lippovich bringt in der „Agramer Zeitung“ nachstehen­­des a­­b. Befehlsschreiben, welches Se. Majestat an den gemeinsamen Kriegsminister am 22. d. Monats erlassen hat, und welches dem schon früher veröffentlichten, an den Banus Maziuranich gerichteten fd­­ng Handschreiben entspricht, zur öffentlichen Kennt­­niß: „Ich habe aus einem Berichte des Feldzeugmei­­sters Josef Baron Philippovics entnommen, daß sich beim Aufmarsche des 13. Armeecorps sowohl das z. T. Generalkommando, in Agram als Grenzlander- Verwaltungs-Behörde, als auch die Grenzgebiets-Bevölk­­erung wirksamst unterflagend und opferwillig bethätizt, oben: Ich beauftrage Sie, hießfal­d dem f. f. Generalk­ommando, als Grenzlander-Verwaltungs-Behörde Meine Befriedigung und Anerkennung ab­zubinden und das­selbe anzuweisen, bievon auf geeignete Weise auch die Bevölkerung des Drenggebietes in Kenntnis zu fegen. "Vierhöchste Spende. Se Majestät der König hat zur­­ Wiederherstellung des Mi­tterer Klosters den St.-Basilius-Ordend 100 fl., ferner der Herr Felde­marschal, Erzherzog Albrecht für die durch Heberschwem­­­­ Kofales mungen verunglücten Gemeinden in­ Tirol’ den Betrag von 1000 Gulden gespendet. " "Das provisorische Comité zur Un­­terstützung der hilfsbedürftigen Fami­­lien der mobilisirten Militärpflichti­­gen" hat bereits in einem,auch von und in voriger Num­­mer vreproduzirten, mittelst Maueranschlag und auch sonst noch hier publicirten „Aufruf“ das p. t. De­denburger Publitum gebeten, si zu einer „allgemeinen Bolkeversammlung“ heute Sonntag Vormittags ’/711 Uhr in hiesiger Turnhalle einfinden zu wol­­len. Es gilt eine heilige Pflicht zu erfüllen: Es gilt die schwerste Sorge von Weib und Kind solcher Einberufenen zu wenden, welche die Ihrigen mittel« und hilflos hier zurück gelassen haben. Aber nein! nicht hilflos, denn Ihr werdet Alle kommen nicht wahr? Dedenburger Bürger! und zumal Ihr, Ihr sanften, mildherzigen, edlen $ramen unserer Stadt! Ihr were der exit recht nicht "zurückleiben im Werke der ' Liebe und der Menschenfreundlichkeit! Wir wollen und were­den einmätchig für­ die Burüdgelasfinen.. Derer sorgen, die den­ „glorreichen“ Beruf haben, die bereitd kämpfenden Brüder zu unterfrügen‘ und" unseren Fab» nen auf fremden Boden zum Siege zu verhelfen. Wir wollen und werden sammeln für aie Sene, deren­ biherige Ernährer auf blutiger Wahl statt das Banner des Bar­terlandes hochhalten mit nerviger Faust. Wir werden und nicht das Brandmal der Schande aufbrühen, Weib und Kinder jener in Noth und Elend gelassen zu haben, die für und in den’ Kampf gezogen, die für uns ihr Leben in die Schanze geschlagen. Es fehle also gütigst­ein heute um '­,11 Uhr Vormittags in der Zurn­­ale. · Gleichzeitig ist die,,Oedenburger Zeitung«auch bereit Charpie und Verband zeug von reiner Leinwand für die Verwundeten und zur Vermittlung an den patriotischen Hilfsvereine entgegen zu nehmen. Bon öffferer großherzig gesinnten Damenwelt erwarten wir dießfälige gütige Gaben, denn noch wurde hier noch nie vergebens an das edle Mitgefühl der Frauen und Mädchen appellirt. *"Der Abschied von unserer Gar­­nison war selbstverständlich ein alfeitig tiefbewegter, besonders aus Schönen Frauenaugen perlten zahllose Thränen die Wangen herab, mochten die holden Trausf­ernden den Bauernfittel tragen oder in ©eide gehüllt gewesen sein. Aber selbst manchen starren Mann sah man mit nasfen Wimpern. Andere freilich wieder fans­ten, jubelten und s­chrieen Elfen, ald gings zum Hochzeitälan­, aber das Herz war ihnen doch schwer und sie suchten­­­­ den Abschiedsschmerz damit nur zu übertäuben. Es waren ja so viele Familienväter unter den Scheidenden, Männer, welche Kinder und Frauen zurück­ließen, Zünglinge, welche ihr zukünftiges Grad, ihr gan­­zes Söhnen und Streben verliehen, um es vielleicht nie wieder zu erlangen. Und vor Allem waren v8 ja die Söhne unserer Stadt, die und entrisfen wurden, aadere Stügen unserer Gesellshaft, treue Bürger unserer Kommune. «"» Am Freitag und gestern Samstag,jedes­­mal in zwei Eisenbahns Zügen,wovon der Beste stets nach 6 Uhr Abends,dochveite um 10 Uhr Nachts abs brauste,dampften sie dahin die so schmerlich entbehr­­ten zwei Regimenter:Freitag,»Erzherzogrnst«Nr.48 und gestern»Baron"Knebel"Nr­.76.Aus den Waggons,zu deren Fenster sich Jeder drängen wollte,aus denen jeder noch den letzten Blick auf seine Lieben werfen wollte,ertönten jedes­­mal donnernde Elfen’S und Hurrah’s,auf dem Perrons entstand ein Wein in Jammern und Schluchzen, das Jedermanns Herz ergriff und ihm unwillkührlich die Thränen in die Augend hängten-O­eswalt erschütternd die Jammerworte anzuhören,die sich in das Genissel des davonbraufenden leZg­emischten,und lange noch, als schon der Zug unserenngegenschwunden war standest noch immer am Perron weinende Fraum,welche dem längst außer Sicht gelangten Zuge nachstarrte und nur schwer dazu becoogen werden konnten,ihr nun soödes Heim aufzusuchem Sinnig und poetisch war der letztt­uß,den eine hikksige Offizierswafse,Fräulein Amalie von Nagy den abrückenden Regimesntemmik an den Weg gab. Die überaus anmuthige junge Dame­ überreichte­ näm­­lich jedem der zwei Herren Regimentskommandanten, Namensgleich gessinnter Oedenburger junger Damen,je einen prachtvollen Blumenkranz,dessen breite,schwarz­­gelbe Bandschleifen die Inschrift in Goldbuchstaben ziem­»Ein herzlicheö Gott sei mit Euch.Außerdem ging Frl.v.Na««gy von Waggonquaggon,jedem Manne Blumnen reichend.Die liebenswürdige Dame verdiente und erhielt auch von der angenehm überrasch­­ten Mannschaft manch’herzlichesk­lien,während auch die zwei Herren Regimentskommandanten ihr in war­­men Worten dankten.Ueber die vorläufige Bestimmung der 28.Truppenbr­igade,zu welcher die zwei Regi­­menter gehören,erfahrten wir,daß Bihacs in tars­kisch Kroatien und überhaupt­ wie wir«bereits ge­­meldet haben—die nordwestliche Grenze des Okkupa­­tionsschauplatzes hierzu ausersehen sei.Nun,noch’ein­­­mal:Lebtwohl,ihr BravenlJhr istsungarn und werdet der sprichwörtlich als ritterlich anerkannten Nation Ehre machen,sei es am Kampfplatze durch Bravour,sei es im Lager durch exemplarische Mannszucht.Ihr Oedenburger insbesondere,auf die die Blicke

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