Oedenburger Zeitung, 1880. Juni (Jahrgang 13, nr. 66-78)

1880-06-02 / nr. 66

REF­balg sein, den man besser gleich in Spiritus ver­­wahren sollte, als daß man diese ohnedies wahrschein­­lich ganz lebensunfähige Ausgeburt Bismarkischer Di­­plomatie, aufkommen läßt. Schon die Herren welche be­­rufen sind bei der zu Tageförderung des Wechselbalges Pathen zu stehen, sind derartige Persönlichkeiten die ihn unmöglich zu einer weltbedeutenden Wichtigkeit verhelfen können ; nämlich statt das die Minister des Auswär­­tigen der Signatarmächte zum Kongreß zusammentreten, werden blos die Botschafter sich zu einer Konfer­­enz zusammenthun,­­darum nannten wir sie auch eine diplomatische, denn sie trägt mehr noch diesen, als den eigentlich politischen Charakter an sichh immerhin wird jedoch den Diplomaten die Brust von Selbstbewußtsein geschwellt werden ; die hohen Herren, deren Ueberflüssigkeit allzu einleuchtend ist, haben doch wieder einmal Gelegenheit, zwar nicht etwas zu thun, da zum Wichtigthun. Und Orden und Ehren werden all wieder in schwerer Menge abfallen. Ganz sicher freilich ist die Geschichte wo nicht. Erinnern wir uns, wie oft der vom Grafen Andrassy angeregte Wiener Kongreß in den inspirirten Telegrammen „beinahe ge­filtert”" und „ganz gefiltert“ war, so möchten wir auf das Zustandekommen der Berliner sogenannten „Nac­­honferenz nicht den Kopf vermwetten. Wie wir vernehmen, werden folgende Personen der mehr beregten „Nachkonferenz“ in Berlin beigezogen : Deutschland vertritt der Staatssekretär ,Fürst Hohenlohe, Großbritannien dessen Botschafter Lord Odo Ruffel, Frankreich der Graf de Saint- Ballier. Natürlich ist auch Oesterreich-Un­­gar­n repräsentirt und zwar durch den Botschafter Grafen Szecheny, Italien durch den Grafen de Launay, Ruppland durch Herrn Saburom, die hohe Pforte, wenn sie zugelassen wird, was noch nicht festgestellt erscheint, durch Sadullah Bei. Mit Ausnahme des Grafen Sehenyi und des Herrn Saburow haben alle die Genannten dem Berliner Kongresse beigewohnt. Es handelt sich, nach den­nformationen des "N. B. 5", bei dieser Botschafter-Entrevue darum den phantastischen Lord Gladstone und dur ihn ganz England zu überzeugen, daß der in Saints­ James geplante Balkanbund eine Chimäre ist ; dies kann übrigens selbst er phantastische Lord Gladstone nicht mehr bezweifeln. Zwischen Rumänien und Serbien einerseits und Bul­­garien andererseits herrscht eine bis zum diplomatischen Bruce gediehene Fehde. Rumänien rechnet sich nicht zur Balkanhalbinsel und aspirirte eine Rolle, die mit der eines nur gleich­bereitigten Bundesgliedes unvers­einbar ist. Montenegro ist geographisch von den ande­ren Balkanstaaten getrennt, und zwischen Griechen und Slawen gibt es keine Verständigung. Und dann will Rußland die Formation des Balkanbundes nicht dul­­den, weil es die einzelnen Staaten leichter beherrsht, als ihre Gesammtheit, und Oesterreich-Ungarn Fand sie nicht dulden, weil dieselbe eine ständige Bedrohung unserer Südgrenze wäre. Die Vorgänge der legten Wochen waffen errathen, daß am Ballplage statt der einstigen Leichtblütigkeit besonnener Ernst und eine an’s Mittrauen streifende D Vorsicht eingeführt ist. Herr Löfchen ist mit der Ueberzeugung abgereift, daß Dester­­reich-Ungarn so entschieden widerlegen wird, wenn Sladstone, seiner Absicht gemäß, den Geist des Berliner Vertrages durch den Buchstaben tödten wollte. Zu uns­­erer Meonarchie steht Deutschland und in Rußland ist das Abwenden von jeder auswärtigen Aktion, die Ein­­fuhr behufs Besserung der inneren Zustände eine so dringende Nothwendigkeit, daß von dort her dem echt konservativen Bemühen Haymerle’s, seine ernste Gefahr droht. Wie betreffs Europa’s, Haben die englischen Liberalen sich auch betreffs der Stimmung im eigenen Lande geirrt. Immer deutlicher wirkt der Rückchlag zu Beaconsfield’s Noten hin, immer schwerer wird die Ueberbrüdung des Zwiespalts zwischen Liberalen und Radikalen. Nun hat gar das jüngste englische Braus­buch Berichte über namenlose Gräuel der ostrumelischen Bulgaren wider die türkischen Mitbewohner und Be­­weise für Duldung und Befhütung der Verbrechen und Verbrecher seitens der bulgarischen Behörden ge­­droht und der britische Konsul in Y Burgas ist auf offener Straße von Bulgaren mißhandelt worden, da würde denn eine diplomatische, vollends eine militäri­­sche Aktion für die Lieblinge des Premiers einen Aus­­bruch der Entrüstung auf der Synsel weden, der das liberale Regiment wegfegen möchte. Einen Orkan hat Gladstone entfeffeln wollen, um die Türkei in Trüm­­mer zu schlagen; einen Aeolus hat er fi gewähnt, der den Winden gebiete, und als unschädlicher Wind»­macher hat er fi erwiesen. Tu­rn EEE EDG­ES ET TEE RE SKENGET BEEINEET diglichsten Galle, wie es bei Mitterwurzer geschah, einen monatlichen Gagenabzug von fünf Thaler bei dem To­­talfalär von 18 Thaler immerhin ein empfindlices Minus. — Sugend und iede Falkuliren zum Glüde nicht mit Ziffern und so war der Anblick der schönen Elekia der innige Verein mit ihr schon ein paar verlorene Diners und Soupers­werth, aber noch außer Enthaltungen, Schläge zu bekommen und sonstige Verdrieglichkeiten auf offener Szene zu dulden, geht schon in das Roman­­tische hinein, der Zufall liefert noch zuweilen die Deko­­ration zur Szenerie, sowie die realistische Balgerei zweier feindlicher Liebenswürdiger Koufissengegner coram Pub­­­lico vor sich ging. In dem Trauerspiel „Der Urwald“, fanden sich die beiden Rivalen die e8 auch in Bezug auf Elek­a im Leben waren, wüthend gegenüber, statt einem Duell wie e8 der Dichter vorsär­eb, kam es zur unpoetischen Nauferei und die schlecht gefragte, weil wurzellose Staf­­fage-Eiche war für einen solchen Ringsampf nicht pro­­birt, fiel und begrub die beiden Ringenden unter der gemalten Leinwand und den grauen, dichten Staubnebel, der den An­chfuß introduzirte. Dem verliebten Jüngling verzeiht man gerne manche Jugendsünde, doch dem Manne ist Verzeihung nit so hold, mit aller Zähigkeit und Konsequenz bes­trieb der beliebte Künstler den Austritt aus dem Ver­­bande des Burgtheaters, um in das Stadttheater zu wandern. Was war das drängende Motiv das Sichere dem Ungewissen zu überantworten ? — vermutlich der falsche Ehrgeiz größere Rollen zu spielen, und der Kopf einer Maus anstatt der Löwenschweif zu sein. — Die Musenfiliale auf der Seilerstätte ist in Ajtuöfung be­­griffen Friedrich Mitterwurzer mit zwischen zwei Stüh­­len auf der Erde. — Wir wollen hoffen das er sein unvorsichtiges Handeln nicht zu bereuen hat und wünsten ihm eine glückliche, glänzende Carrisre, möge feine künstlerische Beule eben­solche rasche Heilung finden, als ene, welche die geliebte Elekia mit fürsorglichen Umarmungen und rosigen Kürschen zu heilen verstanden, (Hortsehung folgt) —s­­­ie durch Dedenburg vom 24. bis 29. Juni mar­­ci­en. 3 * Die Pferde-Klassifizirung fand am 29. und 31. Mai in Oedenburg und Brennberg statt. Von den vorgeführten 363 Stüf Pferden wurden blog 75 Stüd tauglich befunden, 4 Stüd ge jeglich bes­treit, 11 Stüd als derzeit ungeeignet und 284 als gänzlich untauglich erklärt. * Zur städt. Musikkapelle Bei der am Sonntag vorgenommenen Wahl des Ausschusses der zu gründenden Städt. Musikkapelle" wurden nachstehende Herren gewählt: Dr. Josef Kania, Präfes, Agnaz Nitter dr. Hlandorffer Vize-Präfes, Karl Säufter Kaffier, Karl Arnhold Sekretär, Ludwig Bergmann, 3. Büttl, Dr. Cavallar, Ezegledy, August Friedrich, Anton Gallauner, Georg Kugler, Eduard Moller, Friedrich Rh. B.v. Tomfich, 3. A. Wallner, Ausschuß­­mitglieder, Karl Hirnfchrodt, Kapy, Ludwig Pachhofer sen. 3. &. NRegenhart, und Rumpler, Eriagmänner. * Nealshüler-Stübblingsfest Das am 31. Mai vereitelte Frühlingsfest der Nealschüler wird heute Mittwoch abgehalten. Im Falle ungünsti­­ger Witterung findet dasselbe am Donnerstag den 3. Juni statt. Vom Tage. DAlerhöchste Spende Le Menjestät der Kaiser und König hat der Feuerwehr in Rauris zur Beschaffung von Leichrequisiten 80 fl. Zur Unter­­frügung der dur dhen Brand in Dobdrofzen am T. v. M. verunglückten Bewohner dieser Gemeinde 1000 fl. und der Hodofer evangelischen Gemeinde H. *. zum Wiederaufbaue ihrer Kirche 200 fl. gespendet. O­hre Majestät die Königin wird sich Anfangs Juni in Begleitung der E­rzherzogin Valerie nach Feldaffing am Starhemberger See begeben, wo für ihre M­ajestät der Vorderkraft des bekannten Hotels, in dem die hohe Frau von seit mehreren Jahren ihr Absteigquartier nimmt, gemiethet wurde. Feldaffing ist von Schloß Potjenhofen, wo die Kaiserin ihre Jugend zubrachte und wo jeit die Eltern Ihrer Majestät wohnen, nur eine D Viertelstunde ent­­fernt. Anfangs Juli bezieht ihre M­ajestät den Som­­meraufenthalt in Zi­hl, um daselbst bis September zu verweilen und dann nach Geduld zu reisen. O­llerhöchste Auszeichnungen. ©e. Majestät der König hat dem Heren E f. General-In­­tendanten und Chef der Militär-Intendanz in Seraje­­wo, Karl Brojatsch, als M­itter des Ordens der eisernen Krone dritter Klasse den Ritterstand und dem Herrn Nevidenten des Staaterehhnungshofes Joseph Antos, laut der legten Nummer des Amtsblattes, anläßlich seiner nach A6jähriger treuer Dienstzeit er­­folgten Pensionirung das Ritterkreuz des Franzisgofefs- Ordens verliehen. " Einberufung der Landtage. Mittelst allerhöchsten,von sämmtlichen­zisleithanischen Ministern kontrasignirten Patentes wurden die Landtage von Böhmen,Dalmatien,Galizien und Lodo­­merien mit Krakau,Oesterreich unter ander der B 11n6, Salzburg,Steiermark Kärnten,Krain,Bukowina, Mähren,Schlesien,Tirol,Vorarlberg,Istrien,Görz und Gradiska,dann der Landtag von Triest mit seinem Gebiete­ auf den 8.Junil.J.in ihre ge­­schlichen Versammlungsorte einberufen.­­Bei der Enthüllung des Széche­­nyi-Monumentes waren 48 Munizipien, na­­türlich auch das der Königl. Freistadt Oedenburg und noch weitere 20 Königliche Freistädte duch Depos­tationen vertreten. Die Zahl der Somitatsdelegirten betrug 378, jene der Städte 67. Auf den Sodel des Monumentes wurden 68 Kränze niedergelegt. Amtlic angemeldet und vertreten waren auch 24 Zeitungen.­­ Die Theilnah­me des Monarchen. Seine Majestät der König beauftragte mittelst eigen­­händigen Allerhöchsten Handschreibens, den königlich ungarischen Ministerpräsidenten Koloman von Tiga Allerhöcst dessen inniges Beileid den tieferschütterten Hinterbliebenen des so tragisch aus dem Leben getrete­­nen Grafen Viktor Zichy-Ferraris auszudrücken. “Mit einem freudigen Familien­ereignisse wurde unser hofverehrter Herr Ober­­gespan. Seine Durchlaugt Fürst Paul Esterházy, am vorigen Sonntag zu Hütteldorf bei Wien über­­rascht. Höcht deffen Gemahlin die Frau Yürstin genas nämlich daselbst eines gesunden Prinzen. Wie wir ver­n befinden sich sowohl die Mutter als das Kind wohl. * Militärisches. Heute wird ein Theil des 6. Hußaren-Regimentes „Herzog von Württemberg“ auf dem Durchmarsche von Wien nach Kroatien unsere Stadt pasfiren. Der Durchmarsch des Regimentes er­­folgt surzessive, nämlich Eskadionsweise und dauert bis zum 8. Juni, Berner wird auch das aus Effeg nach Wien bestimmte 8. Hußaren-Regiment „Freiherr von Lokales Zagenneuigkeiten­ “ Zinsfuß-Herabregung. Bei der am 30. Mai in Krems abgehaltenen Regional-V­ersamm­­lung der Sparkassen des Viertels Obermanhart­s­­berg einigten sich die Sparkassen-Vertreter dahin, bei ihren Instituten auf Herablegung des Zinsfußes für Einlagen auf vier Perzent, und bei Darlehen auf fünf Perzent bis längstens 1 Januar 1881 Hinzuwirken.­­ Eine Fahrt auf dem Plattensee Mr. Andley Gosling, der englische Generalfonsul in Budapest, wohnt bekanntlich während der Sommer­­saison mit seiner Familie in Bo­güred. Vergangenen Sonntag ist sein in England verfertigtes Segelschiff in Siófos eingetroffen und sofort vom Stapel gelasfen worden. Bei günstigem Winde fegte sich das stattliche, mit vier Segeln versehene Fahrzeug an der spiegel­­blaunen Wasserfläche in Bewegung und landete nach einstündiger Y­ahrt vor DB. züred, wo demselben ein feitlicher Empfang zu Zheil wurde. Das Fahrzeug führt den Namen „A­kiralyne“, ist aus bestem indi­­schen Holze verfertigt und mit dem möglichsten Komfort ausgestattet. + Direktor Steiner — todt. In der Nacht von Samstag auf Sonntag ist der Direktor des­ Theaters an der Wien, Herr Maximilian Steiner, im 50. Lebensjahre einer Herzlärmung erlegen. In Baden (Bahnstraße 15), wohin der Schwerkrante vor vierzehn Tagen gebracht worden war, ereilte ihn der Tod. Noch in den Abendstunden scherzte Steiner mit seinen jüngsten Kindern, er fühlte sich bedeutend wohler, als in den letten Tagen. Gegen 11 Uhr fand er plöglich zusammen und baute in den Armen seiner Tochter den Geist aus. Steiner h­interläßt zwei erwachsene Söhne und zwei Töchter, der älteste Sohn übernimmt die Theaterleitung deren Baht noch auf 3 Jahre lautet. Der Leichnam des Berewigten wird nach Wien gebracht werden. Für den Tal, als die behördliche Genehmigung erfolgt. Maximilian Steiner war mit den Ritterkreuzen des italienischen Kronens Ordens, des russischen Stanislauss und des Sachsen-Meiningen’schen Hausordens ausge­zeichnet. .. . f Kandidatenprüfung Die Prüfung der Kandidaten zum Eintritt in den geistlichen Stand wird in Oran am 2. Juli d. % stattfinden. Zur Aufnahm­e in das Seminar gelangen Jünglinge, welche die vierte oder die oberen Gymmatialklassen absolvirt haben. Kandidaten haben Zauf und Schulzeugnisse mitzubringen. + Zurhtbarer Wolfenkrug in Bu­dapest Jn den Nachmittagsstunden des legten Sonn­tags wurde die Landeshauptstadt abermals von einem jener verheerenden Ungewitter heimgesucht, die bereits zu wiederholten malen über uns hereinbrachen, und ges­rade die ärmeren Klaffen der Bevölkerung in wahrhaft ent jeglicher Weise schädigten. Auch diesmal waren es hauptsächlich die Bewohner von Kellerwohnungen. Die durch das eindringende Wafser zur schleunigsten Flucht gezwungen wurden. Kaum gelang es den vom Unger­witter überraschten Müttern, ihre Kinder noch rechtzeis­tig zu retten; denn im­ vielen besonders niedrig gele­­genen Gaffen Hatte das im die Kellerwohnungen eins gedrungene Waffer die gesammten Habseligkeiten, ja selbst das Bettzeug, den größten­ und einzigen Schau der Armuth, vernichtet. Einige Häuser sind eingestürgt, andere drohen mit dem Einsturze, und sie Alle waren und sind noch von den arbeitenden Klassen der Bevöls­terung bewohnt, die sich nunmehr der bittersten Noth preisgegeben sehen, und theils schon fest obdachlos dastehen, theils in der fürzeiten Zeit obdachlos werden können. + Eine sonderbare Kranktheit mit anstehendem Charakter ist in Felsö-N­ona im Mar­­marofer Komitate aufgetreten und verbreitet daselbst nicht wenig Schrecen. Laut erstatteter Meldung des dortigen Stuhl­richters an den Eizegespan entstehen an den Köpfen der Erkrankten Drüsen, der Hals schwillt an, und der von dem Uebel Befallene ist in 48 Stunden eine Leiche. Bisher sind auf diese Weise bereits zehn Indi­­viduen gestorben. Behufs eingehender Beobachtung der . - -

Next