Oedenburger Zeitung, 1883. Juni (Jahrgang 16, nr. 123-147)

1883-06-03 / nr. 125

k W­EEE u I. —..s­. Sonntag, 3 Zum 1883 le Jahrgang Tr.125. (vormals „Bedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortscpritt zur Ehr? — Bebrüichten aur Wehr” — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Administration, erlag und Inseratenaufnahme; Buchbrudern­ &, Nomivalter , Sohn, Grabenrunde 121, BE Einzelne Nummern Rotten 5­reger. Das Blatt ersceint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonnt= oder Feiertag folgenden Tages. Pränumera­tions:Preise: Für Loco: Sanziäprig 9 ft eoalumet fl., Bierteljährig Mona Für Aufwärts: Een en fl., ‚Beiojäpeig Tft., Biertel­­ähri . Alle für das Blatt bestimmte elfe, mit Ausnahme von Inseraten, Bräm­merations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Inferate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall- Frege 10, A. Oppelit, ı., Stubenbastei 2, Heinrich Schaler, ollgeile 12, R. Dale,­­Seilerstätte 2, M. Dutes, ı., Nies­mergafse 12. 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Gemeinhin verbinden die betreffenden Volt3­ freife mit solcher Meinung auch noch den weiteren Glauben, daß die „christlichen Missionäre“ (auf die spezielle Konfession derselben kommt e8 ER na­­türlich gar „nit an) “ eo ipso lauter „Heilige“ seien, die, fern der Heimat, in Demuth und Entsagung „ unter thieriischen Wilden liebevoll ihrem schweren Be­rufe obliegen. Daß in jenen Ländern Europas, wo die römisch­­katholische Konfession sozusagen auch heute noch auf den etwas sonderbaren Titel „Staatskirche" An­­spruch erhebt, solcher Glauben in Bolfstrei­­sen herrscht, darf aus naheliegenden Gründen wol kaum Verwunderung­ erregen. Denn es wird ja, wie männiglich bekannt, alles Mögliche gethan, um „in Glaubenssachen" die eia mystischen Dunkel dur­­f einen Strahl göttlicher Wahrheit erleuchten zu lassen. Dagegen hat in dem protestantischen Deutschland schon in den ersten Vierziger Jahren, also vor der politis­chen Sturm- und Drangperiode, sein Zweifel darüber geherrscht, daß der größte Theil der Missionäre nicht nur nicht den Zweck erfüllt, welcher seinerzeit dem Missionsgedanken zu Grunde lag, sondern im Gegen­­theile in den fernen Ländern wenig auf erbauliche­­ Dinge trieb, und in Folge dessen, statt für die erha­­da zu machen, nur dazu beitrug, Exsrerer erbitterte Beinde zu verschaffen und gleichzeitig selbe in argen Mißkredit zu bringen. Wir wollen diesbezüglich nicht erst auf das durch authentische Daten belegte Vorgehen der „cristlichen Missionäre“ in China verweisen. Wer ich dafür ganz besonders interessirt, möge die Dies­­bezüglichen, von unparteiischen N Reisenden, wie auch von ganz besonders vertrauenswürdigen Gesandtschaftsbeam­­­ten herausgegebenen Werke seien. Er wird darin Schilderungen finden, die jeden Denkenden die Ueber­­zeugung beibringen müssen, daß alle diese Missionen einer­­seit3 weiter nicht3 bezwect haben, als die Proselyten materiell auszubeuten und andererseit3 diese Vebieren, statt mit den Grundwahrheiten des Christenthums, mit leeren P Formen- und Zeremoniendienst bekannt zu machen. Die Mittelhen, solche gloriose Ziele zu err­­eichen, waren aber stets und immerdar die gleichen, nämlich genugsam bekannten. Nun aber ist, gleichsam als neuerliche Beglau­­bigung für die ganze „Verderblichkeit des Missiond­­ichwindels,“ im englischen Oberhause der Herzog von Spomersett — Lally eine Persönlichkeit, der man fürwahr seine antireligiösen Propaganda-Gelüste zuschreiben kann) — aufgetreten und hat in Haren und dürren Worten dargelegt, in welcher Art es die Missionäre in fremden Ländern treiben. Bevor wir auf die Fakten, welche Lord Somer­­sett ins Feld führte, zu sprechen kommen, sei hier nur ganz Fury erwähnt, daß bereits vor vielen Jahren, al einzelne wahrheitsliebende und humane Sciffs­­kapitäne Nachrichten über die erbärmliche Handlungs­­weise der Missionäre, den „Wilden“ gegenüber, nach Großbritanien brachten, eine Bill — (Gefet) — ge­schaffen wurde, welche besagt, daß die englischen Missi­­onäre den zu Belehrenden Handwerfe und nüßliche Beschäftigungen lehren, dann den Profelyten die englis­­­chenen Grundlehren der ristlichen Religion Propagan­­dommen gelungen sein würde, den zu Belehrenden das „Buch der Bücher“, nämlich die Bibel, zum eigenen Studium, also zur Schöpfung der lauteren Wahrheit, übergeben sollen. ES kann nur vielleicht ein Streit darüber entstehen, ob anglikanische oder römisch-katho­­lische Vorschriften die betreffenden Missionäre — (die strikte Befolgung solcher Vorschriften vorausgesegt) — früher zum Ziele zu führen vermögen. Diesen Streit lassen wir aber ganz abseits liegen und halten uns nur an das, durch tausend Daten belegte Faktum, daß der größte Theil solcher, mit einem „Heiligenschimmer“ umgebener Missionäre die ihnen obliegenden Pflichten gröblich verlegt und in Folge dessen, statt Segen unter den belehrenden Völkerschaften zu verbreiten, selben zum Truche wird. Hierüber verbreitete sich Lord Somersett in sehr ausführlicher Weise. Denn er sagte wörtlich: „Die „Agenten der Missionsgesellsschaften lassen sich beispiels­ „weise in Westafrika die größten Grausamkeiten gegen „die Eingebornen zu Schulden kommen. Die Agenten „— (das sind die eigentlichen, sogenannten „Missionäre“) „— halten Sklaven, foltern sie und verursachen nur „zu oft deren qualvollen Tod. Ist das an Christen­­„thum? Mein, e“ ist das eine Schmach, und diese „Missionäre verdienten, vor ihren Bethäusern aufge „knüpft zu werden. Aber wenn ich hier von „Missi­­­onären“ preche, so brauchen Sie nicht dabei speziell „an unsere Religion zu denken, sondern ob es „anglikanische oder katholische Sendlinge sind, sie “Sind Alle gleich. Und deshalb spreche ic meine „tiefernste Ueberzeugung dahin aus, dag die Missionäre „tet“ nur Unglück, Laster und Untergang “von friedlich glück­chen Belfern gebracht, welche sie, „der Angabe nach, zu dem „allein selig machenden“ “Christenthum befehren sollten.­leichzeitig fordere sic aber die Regierung — (englische) — auf, Schritte „einzuleiten und Befehle zu erlassen, daß joldh schänd­­e lichen Vorkommnissen gesteuert werde. Insonders Jeuiffelon. WERNE A. Roman von * ” (Alle Rechte für den Mutor vorbehalten ) (Fortlegung ) UM das Dekorative, die Musil, die den Kali­­fen stammen, die landenden Masken, die sounder­­herrliche Nacht, die italienischen Zurufe der Gon­­doliers, sowie die in welcher Sprache geführte Konversation einer großen Anzahl der Säfte mach­ten einen überwältigenden Eindruck. Um die Ilu­­sion aber noch zu steigern, waren die venetianischen Hallen, sowie die vielen Cafes und Verkaufsläden am Mariusplage nachgebildet worden. Freilich würde all das, bei Tage besehen, einen plumpen und wahrsceinlich widerlichen Eindruck auf die Fest­­theilnehmer hervorgebracht haben. Aber in dem Stanze ter Flammen und Angesichts der plößlich hervortretenden grandiosen Bogenillumination der verschiedenen Dekorationen, sowie unter dem Ein­­druck der Stimmung, die Alle erfaßt, mußten selbst diejenigen Gäste, welche einen„Karneval im Süden Italiens mitgemacht“ gestehen, daß die Täuschung eine vollkommene sei und sie etwas Derartiges­­ nicht erwartet hatten. Endlich waren alle Säfte ausgeschifft und­­ die Sprache beibringen und erst, wenn Solches voll­­drängten in buntem Gewoge der Mitte des „Mar­­iusplages" zu, wo auf einer Estrade eine mit schwe­­rem Gelde herbeigeschaffte, fast Hundert Mann starke, in neapolitanische Nationaltracht gekleidete Musikkapelle echt italienische Weifen ertönen ließ. Nun stiegen die Klänge einer Tarantella durch die von Blumendüften geschwängerte Luft zum blauen, mit Milliarden von Sternen befägten Himmelszelte empor, der Festgeber Graf Szolomy reichte der ihm zunächst stehenden Dame die Hand, alle ande­ren Masken folgten seinem Beispiele und dann be­­wegte sich die ganze Gesellschaft in tänzelndem Schritte einige Dale um den Markusplag herum, während Pöllerschüffe traten, aus allen Alleen Naretengarben aufstiegen und bengalische Flammen den ganzen Park wie in ein Flam­menmeer tauchten. Diesen tausendfachen, durch die vielseitigsten Effekte hervorgezauberten Netzen erlagen die Ge­­müther aller Anwesenden und bald gab es auf dem nächtligen Karnevalsfeste keinen mehr, der sich nicht im Stillen jagen mußte, oder was auch laut aus­­rief: „Wunderbar !* In den vorhin erwähnten Kafe’n, oder viel­­mehr vor demselben, servirten als unverfälschte Italiener maskirte Kellner Eis, Punsch, Konfitü­­ren, Sorbet, Punsch und andere Erfrischungen ; in den Derlaufsbuden boten Mädchen und S­ünglinge Glasperlen, Muscheln u. s. w. zum Kaufe an. Dabei spielten die Zigeuner­, sowie andere Kapellen bald schmelzende, bald stürmische Weisen. Blumen­­mädchen, Bänkelfänger, Tänzerinnen, Akrobaten, Songleurs, Taschenspieler tauchten allüberall auf, als ob sie der Erde entstiegen seien, und so kam es denn, daß kaum nach einer Stunde fich die ganze Seseltschaft in einer so ausgelasfenen Stimmung befand, daß selbst ein echter süditalienischer Karne­­val seinen nachhaltigeren Eindruck auf die Besucher hätte hervorbringen können, als Dieses mitten in Ungarn veranstaltete Nachtfest. Plöglich erscholl ein weithin vernehmbarer „Zufd.“ Ein Herold erschien auf dem Balkon eines etwas vorgeschobenen Palaz 308 und gab männiglich fund und zu wissen, daß der hohe Rath beschlossen habe, zu Ehren des heutigen Festes die Pforten eines Wundergartens zu erschließen. „In Folge dessen seien hiemit,“ fuhr der V­erfünder solcher frohen Botschaft fort, „alle Anwesenden eingeladen, die Zauber jenes Gartens mit eigenen Augen zu erscauen, si in die duftigen Gebüsche desselben zu vertiefen und auf diese Weise die föstlichen Ges nüffe, welche eine süditalienische Nacht biete, selbst durchzufoften. Um Mitternacht aber, wo vom Marz­iusplate her die Glode ertönen werde, mögen die Theilnehmer des Karnevals si wieder an dieser Stelle einfinden, um sich durch die Erfrischungen des Soupers zu ferneren V­ergnügungen zu stärken.“ Und fürwahr, der Herold hatte von dem Wundergarten nicht zu viel gesagt. ‘Denn der Festa Be> Hiezu ein halber Bogen Beilage und das „Ilustrirte Sonntagsblatt.“ ZN ET EEERERE NER de NEN AIRES SERIE RE NN nz An ee Te 2 ORTEN * . . « .­s.".­­ee

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