Oedenburger Zeitung, 1885. Juni (Jahrgang 18, nr. 124-146)

1885-06-03 / nr. 125

PM­­Z Mittwoch 3. Juni 1885. denl .. (vormals „Wedenburger MNachrichten“.) Organ für Politik, Handel, I­ndustrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortbegritt zur Ehr! — Behrüchten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.” eifung Mn arm de EN Ar. 125 ma vor ne %605 Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn= oder Feiertag folgenden Tages. P­räanumera­tions:Preise: Für Loco: Ganzjährig s f., Halbj Rpria 5 fl, BVierteljährig Ka, Trennt ih 1 gür Auswärts: Ganzjährig > ‚Pelbiährig 7 fl., Biertel­­iig 3 jä Alle für das Blatt bestimmte um­ mit Ausnahme von Inferaten, Pronumerations- und Infertionsgebühren, sind um die Redaktion portofrei einzusenden. Adminiseation, Dering und Inferatenaufnahme: Suhbrukerii &, Nomialter & Sohn, Grabenrunde 121, EI Einzelne Nummern Rollen 5 Steuer. I Inferate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Walls­tan­fie 10, U. Oppelit, ı., Etubenbastei 2, Heinrit Schalek, olleile 12, % Meile, "Seilerstätte 2, NM. Dufes, 1, Ries­mergasse 12. In ® u Dabeit: Paulus S. Dorotheagafse 11, Sepp Lang, Gisellaplag 3, U. ®. Goldberger, Servitenplaß 3. Insertions:-Gebühren: 5 fr. für die ein-, 10 tr. für die zwei, 15 fr. für die dreis, 20 Tr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Bret­tzeile evclusive der Stempelge­bühk von sehr Vermehrmall Schinfchaltung­ebeutender Habatt . Ein Königlicher Scriftsteller. Debdenburg, 2. Juni 1885. In den vaterländischen Blättern macht ein Feuilletonartikel die Runde, in ungarischer Sprache geschrieben, welger den geübten Scriftsteller und ungarische Denkweise verräth. Ed wird darin ein Jagdausflug mit feinen Details mitgetheilt in geistreicher, anziehender Schreibweise. Jede Zeile beweist, daß der Berfass­­er die Natur, die Wienschen, die Volksstimme und Individuen scharf beobagtet, und «s ist sein Zwei­­fel, daß die Dittheilung von jedem Leser anziehend gefunden werden wird. Der Verfasser derselben ist der Erbe des Königsthrones von Ungarn, Rudolf von Habsburg-Lothringen, der Artikel in un­­garisch gedacht und get­rieben, und zwar hat ihn der Kronprinz auf die Bitte eines­­ ungarischen Scriftspielers für die ungari­­sche Journalistik verfaßt. Dies sind drei Momente, deren jedes für sie für das nationale Bewußtsein unseres Volkes, hoch­­sichtig ist. Erstens bot dieser Umstand die Bedeutung, daß der fünftige Beherr fer unserer Nati­­on wissenschaftlich gebildet und mit boden­geistigen Gaben ausgestattet ist, — zweitens ist er ein Beweis, daß der künftige König Ungarns in den Geist der ungarischen Sprache, in die Denkschweise und den Geist des Ungars eingedrungen ist, folglich denselben liebgewonnen hat, — drittens beweist er, daß der Kronprinz den lebhaften Sinn zur Würdigung der edelsten Tugend der Demokra­­tie, in der edlen Bedeutung, nämlich die Wür­­digung der geistigen Arbeit besigt, denn sonst hätte er seinen Namen nicht dem der Vertreter dieser Arbeit beigetellt. Die Neifebeschreibungen und naturgescigtli­­chen wissenschaftlichen Arbeiten größeren Umfangs des Kronprinzen sind bekannt, und sind dem ho»­hen DBerfaffer als großes Berdienst anzurechnen, — für uns aber hat seine Mode bei der Eröffnung der Ausstellng und der oben erwähnte anspruchslose Artikel. Der jeßt die Runde durch unsere Blätter macht, darum einen so großen Werth, weil diese ungarisch gedacht und geschrieben sind und zwar in so gutem Ungarisch, daß man der Akademiker und Universitätsprofessor oder ungarische Journalist Lef­­tionen in ungarischer Sprache von ihm nehmen könnte. Und jegt lassen wir nun einmal unsere Ger­danken in die Vergangenheit fehmweifen; — vor sechzig Jahren überbrachte eine glänzende Deputa­­tion den Neujahrsgruß des ungariscen Landtages an die Familie des Balatin- Erzherzogs Josef, dessen Gattin aus einer Regentenfamilie stammte. Der Balatin verstand wohl die ungarische Sprache konnte sie aber nicht sprechen, daß aber seine Ger­mahlin ungarisch verstehen oder gar sprechen solle, da­­ran war gar nicht zu denken, und ist auch gar Niemandem eingefallen, denn der größte Theil un­­serer Magnaten sprach nit ungarisch, und die Da­­men höherer Kreise wollten gar nicht ungarisch verstehen. Und siehe da, die­rau des Palatins dankte den Ständen in ungarischer Sprache für die Gra­­tulation. Am erst­en Momente erfaßte unsere­s Verfah­­ren mächtiges Erstaunen, dann aber die größte Begeisterung, welche Bielen unter ihnen Freuden­­thränen erpreßte, als sie die verachtete, vergessene, vernachläsigte Sprache unseren Landes von den Lippen einer fürstlichen Dame ertönen hörten, ‘eder, als der größte Prffimist unter den Mitgliedern der Deputation faßte Vertrauen auf die Zukunft Ungarns, und während der Dichter von der alten, in das düstere ferne Dunkel verlas­senen Herrlichkeit verschwundener tief der Politiker vertrauensvoll aus; sein­­ Vegt nach sechzig Jahren ist es wieder sein geringeres Mitglied des Königshauses als der Thronerbe jelfft, der rein patriotischen Ypern in ungarischer Sprache Ausdruck verleiht bei der Er­­öffnung der Anstellung, der in ungarischen Kour­­nalen für Ungarn, in der Sprache des Lantes, Mitteilungen über Erlebnisse auf ungari­gem Bo­­den macht, der aus freiem Antriebe die Sikung der ung. Akademie besuht. Gefrönte Schriftsteler hat es auch ander­­sworts gegeben, die Memoiren der Königin von England, die poetischen Werke der Königin von Rumänien, sind nette Werke. Napoleon III. lieferte mit seinem „Leben Julius Cäsars“ ein gehaltvolles Werk , aber von Friedrich dem Großgen angefangen bis Heute, Hat es keinen darunter gegeben, der als Schriftsteller in der Beobachtung des alltäglichen und öffentlichen ebene, und der gewöhnlichen mensch­en V­erhältnisse unserem Kronprinzen auch nur nahe fäme. Wenn ein gefrönter Scriftsteler besondere Verdienste haben kann, so ist es diese eine Eigen­­­­schaft. Wir einfachen Denker und Schreiber I­ den ja von der Wiege bis zum Grabe unter Densden und unter Verhältnissen, melche die rauhe alltäg­­liche Wirkligkeit uns in jedem Momente vor Aus­sen führen wir mü­ssen also die Verhältnisse und Mensgen fennen, und es ist keinerlei Verdienst dabei; — aber der Erbe eines Thrones lebt und wirft doch in einer Sphäre, die ihn all diesen Kleinliegreiten und Alltagssorgen weit entrüdt, vor den die Menscen nur im SFeltkleide und mit feit­­licher Miene erscheinen. Wenn nun ein solcher Sürft dennoch die gesellschaftligen und Alltagsvers­­ältnisse zum Gegenstande seiner Zorschungen, seiner Beiten träumte, „Ungarn wird “ deuilieren. Prinz Osman. Historische Begebenheit aus dem fünfzehnten Jahrhundert. Erzählt von Hermance Potier. (Kortlegung) Sie blieb also allein und machte ihre Witze in den Park und den Forst nur begleitet von ihrem Diener und­­ dem Brinzen. Dieser staunte über ihre Vermwegenheit, ihren Muth, ihre Toll­­fühnheit und über die Anmende ihrer Bewegungen. Oft pochte sein Herz bänglich, wenn er Luzien ein Hinderung nehmen sah, wenn sie dabei das No antrieb, daß es sich bäumte und Die Nüstern aufblies ; und wenn sie, wie immer, glüclich hinüber gelangte, lächelnd, stolz und hochliegenden Athens, da hätte der junge Prinz aufjubeln mögen vor Entzüden, und stürmisch die herrliche Gestalt an sich preffen. Aber Luziens jungfräuliche Würde gestattete ihm keine Annäherung, und er folgte ihr nur wie ein Diener, ein Sklave. Eines Morgens, das dürre Laub rascelte kaum mehr, unter den Füßen, die Möbel des Herbstes hatten es erweicht, die Winde zerstreut, ritt Luzia langsam an des Prinzen Seite. Sie plauderte mit ihm über tausend nichtssagende, nebentägliche Dinge, aber da und dort kam ein Wort, ein Sag, den sie stärker betonten, ein Seufzer und eine unbegreifliche Macht zwang sie, sich für eine Sekunde länger anzusehen, als die Pligt ver Höflichkeit­­ eigentlich forderte. Ein leiter, aber scharfer Rufihand, der einen fröstelnden Schauer mit fi brachte, ließ Luzien ein wenig erzittern. „Es friert Euch, schönes Fräulein“, rief der Prinz besorgt auf, „wir wollen heimfehren mit Eurer Erlaubnis.“ „Nicht doch, nicht Do“, wendete Luzia hastig ein und ihren Diener rufend, befahl sie diesem, ihr die fam­mtene­nde zu holen, die sie daheim vergessen hatte. Der Diener gehorchte und Luzia spornte ihren Gaul zu rascherem Laufe an. Auf einen Heinen Hügel machte sie Halt; man überfrach von hier aus ein schönes Stück des gesegneten Landes, auf welchen Schloß Nittersheim sich erhob. Der Prinz, der von Luziens Seite nit­ge­wien war, hielt ebenfalls sein Roß an, das sie ausschnaubte und nun im Sande ungeRkling zu Igarren anfing. Der junge Mann schwang si leicht aus dem Sattel, und zu Luzia Hintretend, beugte er seine Knie und füßte den Saum ihrer Schleppe. Sie zog das flatternde Gewand beinahe ängstlich an fig. „Was thut ihr, Prinz ?“ rief sie mit leichtem Zürnen an, „Ich will Eu damit bedeuten”, flüsterte er, daß ich Euch ergeben bin, wie Euer geringster Knecht und*, fegte er leise hinzu, „daß ich Euch liebe, demüthig und wahr, wie man die Madonna liebt." Ruzia blichte verwirrt zu Boden, sie hätte sein Wort zu sagen vermocht, denn «­ schwindelte sie und sie rang umsonst nach Aichem. „Bürnt hr mir, Fräulein“, trug der Prinz, er ag eine stumme, süße Bitte in dem Zion seiner Stimme und Quzia ritete bewegt das Auge auf ihn. Sie mußte sich gestehen, daß der fremde Süngling ihrem Herzen näher stand, als "sie selbst es geahnt Hatte, und daß sie ihm nie und nimmer zürnen könnte, Seine Blide leuchteten, die Rippen bebten und die Flügel seiner etwas gebogenen Adlernase vidrirten ein wenig. „Ihr sprecht nit“, sagte er, „hr straft mich mit diesem ‚trogigen Schweigen und wiht nit, wie weh ihr mir thut, vermefsen, daß ich nicht länger verbergen fan Die, Sslammen, die Er entfacht Habt, nit mehr be= wahren fann das Geheimnis meiner Seele ? Oder soffte Dieser stumme, füße Blid aus Euren Himmelss­augen meine Antwort sein, Luzia ?* Sie machte eine Bewegung mit der Hand, als ob sie verneinen und abwehren wollte. Prinz aber erfaßte Haftig ihre Finger, und sie ftüärmich tüffend, sagte er: „Entzieht mir wasch diese schöne, Kleine Hand, sonst laffe ich sie nie, nie mehr los — Ruzia, hört hr wohl? Zreibt Euer Not an, Fräulein, sonst nehme ich Euch für ewig gefangen, jhnel, iieil Ruzia — — wie, ich fühle noch immer den Atlas Eurer Fingerchen in meiner Necten und hr Bleibst — Ahr flieht nicht? So baden Eure Blide nit gelogen, so liebt Yhr mich ?* Zuzia nichte verwirrt, beshämt, sie zitterte, ald ginge es direkt in die Hölle und Dedman ums­chlang ihren Leib und hob sie vom Pferde herab. Sräulein, it e8 denn fo der. 2 BB 1 Er ER. an NNESREUDEEENEEER SRERSREEEERNEEEL EEE en EEE =

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