Oedenburger Zeitung, Dezember 1914 (Jahrgang 46, nr. 275-298)
1914-12-01 / nr. 275
1.Dezember 1914. Kaus war mit dem distinguiertesten Auditorium dicht gefüllt,das andachtsvoll der künstlerischen Darbietungen lauschte-Meister Vikor Altdörfer meisterte mit der an ihm gewohnten Virtuosität die herrliche Orgel.——Frau«Kubella-Zimmermann,lier durch ihr öfteres Auftreten im Rahmen des Hayden-Mozart-Beethoven- Klubs bekannt und beliebt,sang mehrere Arien mit demauber ihres wohlklingenden durchgebildeten Soprans.—3upancic hat bei einer Piece den Violinpart wirkungsvoll akkompagniert Die Orgelbegleitung lag in den bewährten Händen unseres Meisters Altdörfer. — Der Haydn-Mozart- Beethoven-Klub war mit einem Doppelquartett vertreten. ’«Andreas-Tag.Unser Regierungsvertreter,Obergespan Dr.v.Baan,feierte heute seinen Namenstag.Der Beamtenkörper des Komitates und der Stadt brachte seine Glückwünsche aus diesem Anlaße auf aufgelegtem Bogen dar.Die Musikkapelle des hiesigen Militär-Vertranenvereines gab am Vorabende vor der im Szechenyi-Palaig befindlichen Wohnung des Obergespang eine Serenade. Weihnachtsgeschenke für Soldaten. Schafwoll- u. Kamelhaarwesten, Schweater- Hosen, Tricot - Jäger und Flanell-Wäsche, Socken, Handschuhe, Stulpen, Schneehauben, Pulswärmer, Bauchwärmer, Kniewärmer, Regenmantel, Fell-Gilets und sämtliche Ausrüstungs-Artikel. Grösste Auswahl. — ii _Billigste Preise bei ji. Mangold Janka vormals Spital-Einrichtungen, Verbandstoffe stets am Lager, 3511 Sopron, Värkerület 88. Telephon 219. Wedenburger Zeitung. * Mammalpreise in Sopron. An anderer Stelle unseres Blattes beginnen wir mit der Veröffentlichung der Negierungsverordnunsgen bezüglich der Zeitstellung der Marimalpreise. Bürgermeister Dr. Töpfer erhielt heute auf telegraphischem Wege von der Regierung eine längere Instruktion. Auf Grund dieser Instruktion hat er Verfügung getroffen, daß die zur Feststellung der Marimalpreise berufene Kommission, deren Präsident der Obergespan, oder sein Stellvertreter ist, deren Mitglieder aber aus dem Magistrat, aus dem fünfgl. Wirtschaftsinspeftor, aus je einem Ermittierten der Handels- und Gewerbekammer und des Landwirtschaftlichen Vereins (Sekretär) zusammengelegt werden, demnächst sich Tonstituiere und ihre Tätigkeit beginne. Die Zuschriften an die Handels- und Gewerbekammer sind bereits heute abgegangen. Außerdem verfügte Bürgermeister Dr. Töpfer, daß die notwendigen Daten die Soproner Weizen und Roggenpreise in den zwei legten Wochen des Monats Oktober; die Soproner Gersteund Maispreise in den zwei ersten Wochen des Monats November) eingeschafft und der Kommission zur Verfügung gestellt werden. Auf Grund dieser Daten wird der Durchhschnittspreis für das Territorium der fünfgl. Steiltadt festgestellt. * Medizinal:Kongo-Zuder ist das neueste Heilmittel gegen Verschleimung, Husten, Asthma und Heilerfeit. In Paketen zu 10 Heller und 20 Heller zu haben bei Friedrich Kronherr, Bärermeister, Sopron, Neugasse Nr. 30. * Der it. Hellerverein bekleidete Freitag in Gegenwart der Präsidentin Frau Dr. KRojenfeld und der Kafsierin Frl. Fischer, 36 arme Schulkinder mit Kleidungsstüden im Werte von tausend Kronen. * Bahnunfall. Samstag abends ereignete ich auf der Eisenbahnstation zu Bür ein bedauernswerter Unfall. Der Bahnbedientete Sanzaso hatte sich im Heizhause ein wenig gewärmt, als der Lastzug, mit welchem er entsendet worden, von der Station abgelassen wurde. Der Bedienstete eilte nach, wollte auf den Zug aufspringen, geriet aber so unglücklich unter die Räder, daß ihm ein Fuß zermalmt wurde. Er wurde ins Spital nach Szombathely gebracht. Die Soproner Staatsanwaltschaft wurde von dem traurigen Vorfall verständigt. Der Abzug des Militärs von Csorna. Aus Csorna wird gemeldet: Als morgens der Befehl zum Abmarsc eintraf, war alles schon marschbereit und abends war das österreichische Landwehrregiment Nr. 17 bereits unterwegs. Dieses Regiment weilte beiläufig 8-10 Wochen hindurch in Csorna. Inzwischen sind neitere Truppen gekommen zur Ausbildung. Die ausgebildeten Rekruten zogen hinwieder ab. Die Stadt war überaus bewegt, während der letten Wochen. Die Gassen waren vom Militär bevölkert. Trompete, Trommeln schollen. Abends waren die Geschäfte gefüllt und alles hat eine andere Lichtfarbe erhalten. Nun sind sie fort. Die Bevölkerung bereitete ihnen einen von Herzensechos lauten Abschied. Den österreichischen Landwehrmännern, die ich so wohl fühlten auf dem gesegneten Boden der üppigscholligen Raabau. Wohler, wie einstmals in der Nähe des Csornaerriedhofes. Anno 1849... als General Kmetty dort kommandiert. * Mlerander Petöfi über die Engländer. Daß die Sehergabe der Poeten im Dunkel feiner Zukunft si zurechtfindet, beweist eine kleine Charakteristik des großen ungarischen Nationaldichters Alexander Betöfi, der schon im Jahre 1847 die Engländer in ihrer ganzen moralischen Dürftigkeit erkannte und sie als pure Egoisten ärgiter- Corte bezeichnete. Alexander Petöfi schrieb am 13. Feber 1847 in die „Eletfeper“, welche er gemeinschaftlich mit Alexander Vachjot redigierte, anläßlich einer Theaterfritis über Shakespeares „König Richard der III“ folgende Heilen, welche so klingen, als lobte Petöfi im Jahre des Herrn 1914: „Ich fenne — schrieb Petöfi — sein größeres seelisches Elend, als den Egoismus. Und gibt es überhaupt größere Egoisten als die Engländer? Gibt es auf der ganzen Erdenrunde niederträchtigeres, Jchmäßigeres Vort als die Engländer? Dieses Volk rennt weder Gott, noch Mensch, nur die eigene Tasche, seine Tasche it die Achse, um die die Erde, die Allheit sich bewegen. Dieses Bolt it die Infarnation des „zweimal zwei sind vier“. Die Infarnation der Ungewöhnlichkeit. Und diese Nation hat die größten Dicter! Dieses Wolf besagt einen Shakespeare. Mer wartet über die Welt: ein wahnsinnig gewordenes Schieftal oder der von unerschütterlicher Weisheit erfüllte Gott? Gei wer immer dieser Meister, für mic unahräugigen Menschen jedoch, Der ich nicht bis zur Meeres Tiefe sehen kann, nur in die Mysterien der Weltregierung, sondern nur einige Fuß tief unter das Wasser, aber auch bis dahin nur dunkel und unsicher, ich jage. Für mich bedeutet es einen fürchterlichen Gedanken, daß Shakespeare dieses Bagage-Boll sein Eigen nennt. Mein Ungartum Takt selbstverständlich mir nur jagen, daß es mir lieber wäre, wenn Shakespeare ein Ungar wäre.“ * Der GyBÖrer Gesang und Musikverein hielt gestern unter dem Präsidium des Stadtphysicus Dr. Ludwig Bet s eine Generalversammlung, in welcher an Stelle des nach Budapest transferierten Julius KRecstemethy der königl. Tafelrichter Dr. Zoltan Horvath zum Vizepräses afflamiert wurde. Das befundete Vertrauen — sagte Horvath — verpflichte ihn zu Dani. Er hätte wohl lieber als einfaches Mitglied den Interessen des Vereines gedient. So es aber der Munich der Versammlung ist, ihn in leitender Stellung zu sehen, beuge er sie vor deren Willen und verspreche mit der ganzen Wärme seines Herzens, der Pflege der Musif und des Gesanges ji) zu widmen. (In Györ macht es auch fönigl. Tafel: vichtern Freude, das schöne und ehrbare Lied zu kultivieren. In Sopron könnten gar mansche fi ein Beispiel daran nehmen.) * Großes Feuer. In Mojon (Mieselburg) kam vorgestern nachts 10 Uhr im Stalle des Sojes Weiß Feuer zum Ausbruch, das die Lömwendrogerie Kranz Müller, Spitalbrüche, Sopron, beste Einlaufsquelle, tasch verbreitete. Dem Eingreifen der Feuerwehren ist es zu danken, daß der Brand nicht noch größere Dimensionen annahm, da große Wassermangel herrschte. Es verbrannten fünf Pferde, 2 Rinder, wirtschaftliche Requisiten außer dem Stall und mehrere Magazinsgebäude. * Ein aaderer Kanonier gelangten Veldportfarte des Oberfeuerwerfers des Veldkanonenregiments Nr. 13, Rupf, entnehmen wir, daß Derselbe für tapfere Haltung vor dem Feinde der Verleihung der ausgezeichnet wurde. Während er Diese Karte schreibt — fährt der Oberfeuerwerfer fort — finden unsere Kanonen, daß man glaubt Himmel und Erde gehen nieder. Und wir stehen stolz bei unseren Kanonen und füttern sie mit Schrapnells, daß den Russen die Haare zu Berge stehen. Unser Regisment (Nr. 13) hat schon schöne Aufgaben gelöst und ist von allen Vorgejegten belobt worden. Set haben wir uns eine Erdhöhle gegraben, sogar einen Ofen haben wir d’rin, hier schlafen wir. Essen und Trinken gibt es genug, in der Mannschaft it Der beste Humor... * Scharfe Patronen. Laut einer bei der Stadthauptmannschaft erstatteten Anzeige wurde gestern nachmittags vom Fenster einer biesigen Kaserne mit scharfen Patronen geschoffen. Glücklicherweise wurde niemand verlegt. Das Stationskommando hat bereits eine strenge Untersuchung eingeleitet. * Forzsehungsweiser Ausweis über die im Bürgermeisteramte zugunsten des Roten Kreuzes eingelaufenen Spenden. 9. T. 10K, Dr. Nikolaus Pfeiffer 50 K, Etty Nemeth 5K. Zusammen 65K. Hiezu die bereits ausgewiesenen 46.945 K 49h, sind bisher eingeflossen 47.010 K 49h. Weitere Spenden übernimmt und quittiert öffentlich das Bürgermeisteramt. * Der Fond der Verwundeten. Beim Bürgermeisteramte sind zugunsten des Fon= des Soproner Verwundeten folgende weitere Spenden eingeflossen: Etty Nemeth 5K, Hiezu die bereits ausgewiesenen 2780 K 65h, sind bisher eingeflosfen 2785 K 65h. Weitere Spenden übernimmt und quittiert öffentlich das Bürgermeisteramt. * Warme Kleidungsstüde für unsere Soldaten. Vortragungsweiser Ausweis über die Spenden an warmen Kleidungsstüden für die im Felde stehenden Soldaten, welche beim Bürgermeisteramte abgegeben wurden: Für das 18. Landsturm-Infanterieregiment: rau Gabriel Lcestay 50K, Frau Ludwig Szlrmat 20K, Dr. Koloman Töpler und Gattin 50K. Zusammen 120K. Hiezu die bereits ausgewiesenen 2297 K 50h, sind bisher eingeflossen 2417 K 50h. Weitere Spenden übernimmt und quittiert öffentlich das Bürgermeisteramt. * Für den Christbaum der Soldaten sind beim Bürgermeisteramt folgende Spenden eingeflossen: Sammlung der israel. Wolfsschule 63 K 37 h, vom Chrysantementag 7K, Katharina Tiefenbach 3K, Frau Witwe Wierander Drobnitsch 5K, 9. T. 10K, Sammlung in der evang. Kirche 193 K 50h, Etty Nemeth 15K. Zusammen 296 K 87h. Hiezu die bereits ausgewiesenen 5842 K 36h, sind bisher eingeflossen 6139K 23h. Weitere Spenden übernimmt und quittiert öffentlich das Bürgermeisteramt. Einer hieherilbernen Tapferkeitsmedaille . . Mauges Di Volkswirthschaftlich Beila. Mammalpreise für Sopron. Budapest, 29. November. Das amtliche Blatt „Budapesti Rözlöny“ veröffentlichte gestern folgende N Regierungsverordnungen über die Mammalpreise von Getreide und Mehl, über die Regelung der Erzeugung und Inversehrjegung der für den allgemeinen Konsum bestimmten Weizenund Roggenmehle, sowie einen Erlas des Handelsministers betreffend die Durchfüfung der seiteren Verordnung: - .. : Ha el « ART Bere s’ RER HR er ee ET u Ber Me Bet Zu EERETTE RE ee ee ei d er a Ka Sale . 2 er RER Ss