Oedenburger Zeitung, Juli 1921 (Jahrgang 53, nr. 146-172)
1921-07-22 / nr. 164
Seite 2.——Nr.164. u ES, Abbruch der wirtschaftlichen Verhandlungen zwischen Italien u. 696. (Stadtbeirat der „Oedenburger Reisung”.) NB. Belgrad, 21. Juli. Die Handelsvertragsverhandlungen zwischen Italien und Jugoslawien sind plöglich abgebrochen worden, angeblich wegen Erkrankung des ersten italienischen Delegierten, in Mirklichlett aber aus verschiedenen politischen Gründen. Die Verhandlungen werden mit Zustimmung der jugoslawischen er erst im September fortgelegt werden. Monarhiitiiche Yemonftrationen in — Prag? :Brabktbeirät der „Oedenburger Zeitung”.; SB. Brünn 2. Juli. Nach Prager Meldungen ist es in der tschechischen Hauptstadt wiederholt zu menarcistischen Demonstrationen gekommen. Am Ende einer Parlamentsfiktinn geschah es, daß Die Zuhörerschaft in Die .. Rufe „Nieder mit der Republik“, „Hoch König Karl“ ausbrach. Die Polizei verhielt sich diesen Vorfällen gegenüber ruhig, da sie gegen die große Menge der Demonstranten machtlos war. Die Zeitungen braten infolge der Zensur über diese Ereignisse gar nichts. es Die Forderungen der Gieger. f$ wstbeeeg der „edenburger Zeitung”.) SB. Bıaris, 21. Juli. Der diplomatische Mitarbeiter der „Chicago Tribune“ teilt mit, daß Die juridischen Sachverständigen des Obersten Rates zu dem Schlusse gelangt seien, daß die in London festgelegte Summe von 132 Milliarden Gold die gessamte Ent’Fäbigune Darstellen, die die Alliierten von sämtlichen ehemals feindlichen Ländern, nut aber von Deutschland allein, zu beanspruchen hätten. Diese Entscheidung bedeutet jedoch nicht, daß die Verbündeten Deutschlands nicht zur Wiedergutmachung herbeigezogen würden, daß die von ihnen bezahlten Summen Deutschland zu erlassen seien,sondern 17 St Ich bin ein Deutscher, sagst du? Bedenfe, was das heißt. Das heißt, daß du weit heiser Als alle andern Seist. Nun forge, daß das Wort sich ALS Lüge nicht erweist. Aurelius Polzer. Keine Holnissche Mobilisierung. ahertyg her „Idernuracı Peituna“.; NB. Wien, 21. Juli. In einem Morgenblatt vom 20. d. M. erschien eine Notiz über angebliche anaressive Pläne Polens gegen Sowjetrusland, sowie über dem bereits erfolgten Beichlas, zur Mobilisierung von 10 polnischen Jahrgängen. Mit diesem angeblichen Mobilisierungsplane Polens wurde die Stellungnahme Frankreichs in der ober- Schlesischen Yvags in einer sonderlichen Meise verquict. Die polnische Gesandtschaft legt Wert darauf, festzustellen, daß der Inhalt Dieser Notiz im allen Einzelheiten vollständig aus der Luft gegriffen ist. 3 jedes Deutsche Haus gehärt die „Dedenburger Zeitung“, an Desenburger Zeitung arena re anderen ern ee Freitag, 22. Juli 1921. Der 22. Juli (Freitag). Rath. und Prot.: Maria Magdalena, — Gedenktage: 1812 Sieg Wellingtons über die Franzosen bei Salamanca. — 1848 Erzherzog Johann eröffnet den Konstituierenden Reichstag in Wien. — 1918 Verkündung der Republik Turkestan. Honduras erklärt Deutschland den Krieg. — 1920 der amerikanische Finanzmann William Vanderbilt in Paris gest. Waffenstillstandsangebot Polens an die russische Sowjetregierung. — Sonnenaufgang 4 Uhr 16 Min. früh, Untergang 7 Uhr 44 , abends. — Mondaufgang 8 Uhr 47 Min. abends, Untergang 6 Uhr 45 Min. früh. 1 a” Trauung. Ministerialhilfssekretär im Innenministerium Dr. Andreas Kronkoly Thege führte heute Fräulein Maria Bränzay zum Traualtar. Personalnachricht. Ministerialrat Sartäany, der im Boldwohlfahrtsministerium Chef des Kriegsfürsorgeamtes ist, traf heute im Oedenburg ein und wird im Laufe des Nachmittages einen Teil der hiesigen Wohlfahrtsinstitute besichtigen. Ermäßigung des ungarischen Zupferpreises. In der legten Sikung der Nationalversammlung teilte Finanzminister Hegedüs mit, daß er die staatliche Beteiligung am Bruderpreis um 23 Kronen ermäßigen werde. Hierurch will er eine Verbilligung des Konsumzuderd erzielen. Der M.-G.:3. „Liederfrang“ hält Heute Donnerstag um 8 Uhr abends im Bereindlotal eine Vollversammlung ab, in der über die Sommerveranstaltungen beraten werden wird. Vollzähliges Erscheinen der Mitglieder in Pflicht! Ein Ausflug zum Herrentod. Vom herrlichsten Sommerwetter begünstigt, versammelte ich vergangenen Sonntag in den frühen Morgenstunden eine kleine Gesellshaft von Naturfreunden im Neuhofpark, um von dort aus Ummegen zum Herrentuich zu gelangen. Johen Mutes wanderte in der würzigen Waldluft die Heine Gesellshhaft über die Taberwiese, Stintenbründl, Gruberfreus, beim KRilingershacht (Helenenschacht) vorbei zum Maldbereiterfreug (Maldtapelle), wo füch den Ausflüglern eine schöne Fernsicht (Ruine Landsee, Wechselgebirge usw.) Darbot und furze Rast gehalten wurde. Dann ging es weiter, immer durch herrliche Laub- und Nadelholzwaldungen, in denen freie Zungen mit herrlichem Harzgeruch und Ozon wohlig vollzogen, bis zum Herrentuch, wo dann Mittagspause gehalten wurde. In Der aus unbehauenen Baumstämmen zusammengefüllten Schußhütte herrschte Durch den Leijen Luftaug, der die Riten durchzog, eine derartig angenehme Kühle, dag man fi nur zaudernd und mit großem Bedauern von ihre trennte. Den Ausflingsern tel Hier eine MWentafel auf, Die nach der N Richtung zum Kalten M Wasser zeigte, wohin jedoch nor ein Weg angelegt it und auch die Markierungen fehlen. Hoffentich nimmt man fi Dieser "rage bald an, die eine neue herrliche Partie unseren Naturfreunden einchlicken würde. Nachmittag ging es im flotten Marschtempo weiter durch Das Tiebliche Tal gegen die Villa Waldfriede und Holastadl, wo eine Erfiiihung eingenommen wurde. Die Villa ist von einem weiten prachtvollen Garten um mehr, und liegt inmitten von schönen Nad iwäldern und sonnebeschienenen M Waldwiesen, auf denen sich große Falter gaufelnd auf tiefblauen Glockenblumen wiegen. Holzstadl it auch ein idyllisch gelegener Ort und läßt so dort aus tiefen Bechern ein wundervoller Trunf tun. Nach kurzer Mietenwanderung gelangten wir zur Station Marz, wo uns das Dampfroß nur allzu rasch von der*önen Bandschaft in die Stadt zurückbrachte. Diese Zeilen eines erprobten Touristenseniors und Naturfreundes mögen gleichsam eine Anregung für das Publikum sein, nict nur die näher gelegenen Bünfte unserer waldreichen Gegend aufzusuchen, sondern fs auch zu bestreben, Die entfernter gelegenen, schönen Punkte kennen zu lernen. A. M. Das Defizit des Elisabethspitals. Das Stadtmunizipium hat si mit der Bitte an die Regierung gewendet, das bedeutende Defizit des Climberhspitals teils dur Erhöhung der Krankenpflegegebühren, teils durch Gewährung von Bargeldhilfen zu regeln, da anderenfalls die Stadt genötigt wäre, das Spital seines öffentlichen Charakters zu entkleiden. Die antwortende Zuschrift der Regierung ist nun herabgelangt und wurde der Kostenvoranschlag der Generalversammlung teilweise gutgeheißen und gestattet, daß die Pflegetaten der Staaten dritter Mlasse auf 55 Kronen täglich erhöht werden. Außerdem wurde in Aussicht gestellt, das Spital einer Hilfe von 11, Weillionen Kronen teilhaftig werden zu lassen. Diese Hilfe, der, wie der Bürgermeister hofft, noch weitere Negierungsbeiträge folgen werden, dürfte genügen, um ein ungehindertes Arbeiten des Spitals im Rahmen seines jegigen Charakters zu gewährleisten. Kronen, für die, wie wir seinerzeit verlautbarten, besondere Bestimmungen erlassen werden, gelangen, wie wir aus zuverläsfiger Duelle erfahren, im Monate August zur Einlösung. Die Ausarbeitung der Durchführungsbestimmungen ist gegenwärtig schon in vollem Zuge. Die Einlösung wird bei jenen Geldinstituten erfolgen, wo die Partei anläßlich der Zwangsanleihe den Kassenschein erhielt. Brennmaterialversorgung der öffentlichen Angestellten. Die Nr. 158 des „Budapesti Körlönyg“ enthält Die Regierungsverordnung 4120/M.E./1921, Durch die die Brennmaterialversorgung der öffentlichen Angestellten für das MWirtschaftsjahr 1921/22 geregelt wird. Keinen Anspruch auf Brennmaterial zu Verzugspreisen haben jene öffentlichen Angestellten, die mit Brennmaterial in natura versorgt werden. Denen gratis Beheizung zusommt oder die ein Brennmaterialrelatum von mindestens 4440 K jährlich erhalten. Einzelstehende beziehen die Hälfte der im folgenden für einen Familienvater festgestellten Brennmaterialmense. Dieje it: Für jeden der 12 Monate des Jahres je 100 Kilogramm Hof, für Juli und August je 200 Kilogramm inländische, für die übrigen 10 Monate je 100 Kilogramm hochwertige Auslandstohle oder wenn es an dieser mangelt, 200 Kilogramm Inlandkohle. Außer den Transportipejen wird der Preis für 100 Meterzentner Holz 20 K, für 100 Meterzentner inländische Kohle 10 K und für 100 Kilogramm Auslandskohle 20 K beitragen. Etwa ni verabfolgtes Brennmaterial wird folgendermaßen abgelöst: Für Holz im ersten Halbjahr pro 100 Kilogramm 150 K, im zweiten Halbjahr Der Erhöhung oder Herablegung des Marktpreises entsprechend. Für Inlandkohle 120 K und für Auslandkohle 240 K pro 100 Kilogramm. Die Verordnun tritt rückwirkend auf 1. Juli in Kraft. Die interalliierten Kontrolkommissionen. In Nr. 158 des „Budapesti Közlöng“ erschien die Verordnung 5715/121 M. €, enthaltend deren Rechte und den mit ihnen einzuhaltenden Dienstweg. Für Die den Kontrollkommissionen erteilten Ausfünfte it die Regierung verantwortlich, sie dürfen also nur vom entsprechenden Ressortminister erteilt werden. Die von den Kontrolltommisionen aufgestellten Unterkommissionen und deren Kontrollorgane verrichten ihre Tätigkeit in Begleitung von ungarischen Verbindungsoffizieren. Alle ungarischen Militär- und Zivilbehörden werden bei strengster Verantwortung angewiesen, nur in Vermittlung der Verbindungsoffiziere in amtlichen Verkehr zu treten. Ohne Anwesenheit des Verbindungsoffiziers dürfen den Kommissionen und Organen keinerlei amtliche Aufklärungen gegeben werden. Die Verbindungsoffiziere haben js mit einer vom Landesverteidigungsminiter ausgegebenen photographischen egitimation auszumeisen. Für die Kosten und Ausgaben der Kontrollkommissionen hat Ungarn aufuommen. In Anbetracht auf Die hiedurch verursachten großen Lasten muß getrachtet werden, daßs die Kommissionen ihre Tätigkeit in der möglichst kürzesten Zeit beenden künnen. Nachdruch verboten. Aus eigener Kraft. D Originalroman von S. Abt. (18. Fortlegung.) „Sie? Nun, für Sie liegt doch wohl eigentlich sein Grund vor.“ „Kein Grund?“ Er Tadelt jpigchnbild. „Sie ‚meinen, für mi künnte Herrn Brömmelmanns irrige Annahme von PBousfieren und Oergleichen nur Schmeichelhaft sein, und darin haben Sie freilich recht.“ „Ach, Lassen Sie den Blödsinn“, unterbrach sie ihn wieder aufgebracht. „Für Sie ist's eben nichts weiter als ein Jur.“ „Ra, erlauben Sie mal“, meinte Rudolf Müllenhof und zieht auch seinerseits die Stirn in Falten, „ein Jur — dazu hängt Schließlich auch Für mich so ellschand mit dieser Stelle zusammen, zu finden schwer genug gehalten at.“ Käthe Eilert hatte den Bli geradeaus gerichtet and Die Arme über die Brust gekreuzt, wie sie's zu tun pflente, wenn sie scharf über etwas nachdachte. Aus diesem Nachenden heraus sah sie den vor ihr Stehenden plößlich wieder an und sagte: „Eigentlich passen Sie ja gar nit richtig für Ihre feige Stellung — oder Oi nicht zu Ihnen — das fiel mir sofort auf.“ Er 309 die Schultern, bis zu den der Not frißt der Teufel Fliegen.“ Sie betrachtete ihn, der in seinem eleganten Jadettanzug aussa wie aus dem Modejournal geschnitten, von Kopf bis zu Füßen. „Die Not sieht man Ihnen nicht gerade an — oder Sie müssen einen sehr vertrauensvollen Schneider haben “ Run lachte er hell Hinaus. „Nein neues Sommerhabit — ja, das ist wahrhaftig noch nicht bezahlt! Aber vich leicht — wenn's mir gelingen sollte, mich weiter bei Heinrich August Brömmelmann zur Zufriedenheit zu behaupten, bek tappt's der Onker Tobit.“ Es hörte si so drollig an, daß auch über Käthe Eilerts Gesicht an willkürlich ein flüchtiges Lächeln Hurchte. Dabei schüttelte sie den Kopf. „Willen Sie, Ihr Onkel Jobst -wen der überhaupt feine Ente ist— da hab' ich so eine untrügliche Ahnung, daß der für Schuldenmädchen aber auch gar sein Verständnis hat. U nun will ich Ihnen mal was sagen“ -— ihr Gesicht wird wieder ernst — „saß Sie Ihre Stelle sündigen. — woran Sie in Wirklichkeit nicht dachten — das ist natürlich Zorheit, und das möchte ich an nicht auf mich nehmen. Wir wollten die Sache auf sich beruhen lassen — das heißt, ich werde morgen früh mit Hsrın Brommelmann sprechen und hoffe, daß das Resultat dieser Unterredung Für mich Ohren ho. ‚Reijen — lieber Gott, in aufriedenstellend sein wird. Alles Weitere muß ich dann Ihrem Takt anheimstellen und auf den Hoffe ich mich verlassen zu können.“ Dabei sieht sie ihm in die Mugen mit einem klaren, festen Bild, so wie ihn je noch sein weibliches Mesen anget An, Sym, wurde seltsam unter diesem Biid. Es war, als ob in dem eine Hand ihn Hineingriffe, dorthin, wo in dem schönen Rudi unter allerhand Tierheit und Leichtfertigkeit tief versteht noch ein Reit väterlichen Erbes ruhte: der tüchtige Kern, darauf der Mohlstand ver Miüllenhofs sich auferbaut. Auch er sieht Käthe Eilert festen Blides an und sagt: „Sie können sich auf mich verlassen. Ich werde Fünfzighin alles zu vermeiden willen, was Ihnen unerwünscht sein künnte.“ „Ich danke Ihnen“, gibt sie zurück, macht eine Bewegung, als ob sie ich zum Gehen wenden wollte, fehrt ihm dann abermals, den vollen Bi zu und sagt freimütig: „Ich bin vielleicht in manchen Dingen ein bikchen schwerfälliger als andere Mädchen. Dafür fann ich nun mal nichts. Und an der Stelle bei Brömmelmann it mir viel gelegen. Ih war so froh, ‚als ich mit Mutterchen nach Treptow heraus ins Grüne ziehen konnte und es von da nicht weit ins Geschäft Die Kasjenscheine bis zu 1000 8 wäre, eine fleine, zielsichere Hand, die ins hatte. Ich würde etwas so gut Parsiendes so leicht nicht wiederfinden.“ Sie lächelte ein wenig und nichte ihm zu, als Hätte sie nun alles gejagt und wolle gehen. Da hat er plößlich ihre Hand gefakt: „Verzeihen Sie mir, Fräulein Eilert.“ Eine leichte Verlegenheit malte [*auf ihrem Gesicht, sie will die Hand zurückziehen und läßt sie dann da in der einen. „Bon Verzeihen kann ja wohl seine Rede sein, Herr Müllenhof, denn sch liekich haben Sie ja, nicht allein geleht. So tragisch wollen wir die Sache denn da nicht aufbauschen.“ „Wenn Sie's so betrachten wollen, dann Gott sei Dank!“ ruft er mit aufrichtiger reude. „Denn andersrum wars mir wirklich ein schenkliches Gefühl gewesen.“ Und dann fragt er, nur um sie noch ein wenig zurückzuhalten: „In Treptow wohnen Sie mit Ihrer Frau Mutter?“ „0. Und Mutterchen zählt abends die Minuten, bis ich heimkomme. Die ist den gute Tag allein und viel Ieidend. Müllenhof.“ zum jeßt: Guten Abend, der Sie hat mit leichtem Druck ihre Handsaugs der feinen gezogen,.ckt ihm freundlich zu und geht rasch davon « Gottfeemfvlw « EEE