Oedenburger Zeitung, Juni 1922 (Jahrgang 54, nr. 122-144)

1922-06-24 / nr. 140

ceitrszrMO _Brotesitundgebung der Gewerbetreibenden ! (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) CB. Budapest, 23. Juni. Die Kaufleute und Gewerbetreibenden Der Hauptstati Kiehten aestern eine Pro­testversammlung gegen die Er­höhung Der Geschäftsmich­ainie. Die V­ersammlung nahm einen Beschlus an, demzufolge ihre Höchheit­­leistung das Sechsfache des Mietzinses vom Jahre 1917 sei. Während der Kuntaebena, in der Zeit von 10 bis 1 Up, waren sämtlic Geschäftslokale, Merzstätten und Büroräume in Buda­­veit geschlossen, selten in Sit! (Drahtbericht der „Debenburger Rettung“.) SB. Genf, 23. Juni. Der Bot­­schafterrat hat ven Völferbundern, er­ sucht, auf seiner nächsten Tagung Die Borschläge Der Re­g­ion für die ungarischen Gr­­sen mit Rumänien und Su­doslawien zu prüfen. Diese Bor­schläge fordern eine Berichtigung der im Srienower Vertrag aufgestellten Gren­­zen, wie Dies im Begleitschreiben vom 5. Mai 1920 zu Diesem Antrag unter Mitwirktung des Völkerbundrates vorge­sehen tt. Ye Ungarns Biedergutmanung herabgefekt! (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) Butenpest, 23. Zunt, Dem Han velsminster Balfte,­ter vor seinem AImtsantritt in Baris weilte, gelang ©; Dort, Die Wiederaufmachung von 92.0098 Stüd Vieh auf 28.000 Stüd herabzulegen und zu erreichen, Das verläufte nur 1000 Rinder und 500­­ Pferde geliefert werden müchten. Diese Note ist bereits­ an Die Verbündeten der Ententemächte geliefert worden. Die Anfänge, Die Hundert Millionen Kronen verschlengen, wurden unter der Aufsicht des Staatssekretärs Bud­insacheim bemerkstelligt, wobei ein allaugrotes Steigen der Pischpfeise verhindert wurde. Oedenburger Zeitung Unsere Wirtschaftsverhandlungen mit den Nachbarstaaten. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) Budapest, 3. Juni. Bekanntlich gedenkt die ungarische Regierung mit Oesterreich im Vertragsverhandlungen einzutreten, die die handelspolitischen Beziehungen zwischen den beiden Län­­dern weit über den Rahmen der bis­­herigen Kompensationsverträge hinaus regeln sollen. Wie nunmehr verlautet, iu die ungarische Regierung das Mar­terial dieser Verhandlungen in zwei Hauptgruppen geteilt und­ mit Deren Führung die gewesenen Finanzminister Dr. Johann v. Telekty um Baron Friedrich KRoxranpyi betraut. Die Handelsvertragsverhandlungen mit der tihcehc>+sTlowatischern Re­pu­blif kommen ers­t im Herbst an die Neihe; bis dahin hofft die unge? vilche Regierung, Die Vertragsverhand­­lungen mit Rumänien und Jugo­slawien zum Abschlag zu bringen. Die Südbahnfrage. (Drahtbericht der „Oedenburger Bettung“.) Wien, 23. Juni. Zur endlichen Regelung der Südbahnfrage haben am­ 19. d. die Verhandlungen in Vene­dig begonnen. Der bisherige Verlauf der Konferenz wird sehr günftig beur­­teilt. Die Beratungen der ersten Wage waren den Referaten der Südbahnsach­­verständigen gewidmet, welche die Fol­gen einer Netzerreigung­­ der Südbahn in administrativer, verkehrspolitischer , tarifpolitischer Beziehung erörter­ten. Die Berührung von Fraaen finan­­zieller Natur wurde peinlich vermieden. Die italienischen und französischen Ver­­treter hüllen sich in tiefes Stillschweigen über­ das Ergebnis der Verberatungen in Rom und motivierten ihren reservier­­ten Standpunkt damit, daß ein endgül­­iger Absc­hlag der bezüglichen Bespre &ungen wo nicht erfolgt it.” Was die Verstaatlichung anbetrifft, so befürchtet man, daß von jugoslawischer Seite Diese Forderung erhoben­ werde, und dahk­ei daraus Schwierigkeiten ergeben könn­­ten. Sehr bemerkenswert sind die Yeuße­­rungen des Chefs der ungarischen Delegation, des Staatssekretärs im Finanzministerium Erngen, der erklärte, Ungarn nehme einen Op­portunitätsstandpunkt ein, und werde in den Fragen konform mit der österreichischen Vertretung vorgeben. Si Ungarn stehe­­ Die finanzielle Seite des Problems im Vordergrund und es werde alles ins Merk segent, "um Die 2aiten Ungarns ja gering als möglich zu gestalten. Da­ Ungarn die Annui­­täterzahlungen, die Italien obliegen, oder auch nur einen Teil davon über­­n­ehmte, sei ausgeschlossen, dagegen wolle es in­ der Frage der Aufrechterheb­ung der Einheitlichkeit des Südbahnwekes jeder wie immer gearteten Lösung bei­­­­lichten. = nft­ersorten önfte Ansichts- und Mi­tpreibiwarenhandlung, Drachenrunde die „Burgenland“:Wahlen! (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) Wien, 33. Juni. In den Ratio­nalrat treten folgende acht Ge eo ein: 3 Christlichsosiale (Gruber, Binder, Kräßner, event. Pfarrer Püllner); 3 Sozialdemokraten (Sailer, Mora­­wek, Schön); 1 Bauernbründler (Duldist); 1 Großdeutscher (Mollinger). In den Landtag: 13 Sozialdemokraten (Leier, Wim­mer, Till, Schneider, Maugait, Mil­ler, Ballifo, Frau Rosa Zull, Mos fer, Dr. Hoffenreich, Storfinger, MWohlmut, Bratl); 10 Christlichsoziale (Köal, Bauer, Dr. Rat, Harjanyi, Bus, Steijsgal, Koch, Huber, Burgmann, Ganal); 6 Bau­ernbündler (Ponwver, Bas, Hall, Enzenberger, Rlöschl); 4 Gr­oßdeutsche (Moll, Fu­hl, Gefell, Meh­ner); * Schöne Worte. SB. Wien, 23. Juni. Der Reiche­bauernrat eröirterte im Seiner gestrigen Situng eingehend den Finanzblar der Regierung. 3 wurde einstimmig eine Satiöließung angenomm­en, in der es heißt, die Landwirtschaft Oesterreich sei im Ans­teresse der Rettung des Staates Bereit,­täterfest. Bis zum Grenze der Leistungs­­fähigkeit finanzielle Opfer zu bringen. Sie ledne aber ein einseitiges Produ­ktionde­steuersystem entschieden ab. Sie verlange eine Abänderung der Bestimmungen über die Arbeitszeit und die Arbeitslosenunter­­flüßung, zur Sicherung einer vermehrten Arbeitsleistung. Ferner steht sie auf dem Standpunkt bei Freifandeld und Jehne auch jenen einseitigen Schußzoll ab. Sie verlange bei Gründung der neuen Noten­­banf, daß auch ihr der Kredit der Banf nutbar gemacht werde. * die Anoft vor Jeutich - (Drahtbericht der Oedenbirger « terhaaise fragte M­ed­a­ew­on ee ·· Pr­emierminister Llode Gorge über Mitteilungen oder Informationen bezüglich eines in Deutschland mög­­licherweise vorgesehenen reaktionären monarchistischen Staatsstreiches verfüge und ob er erklären künne, das die alli­­ierten und assoziierten Mächte die­­ Wie­­dereinlegung des Hauses Hohenzollern oder Wittelsbek als unfreundlichen Art ansehen würden. Harmswor­ her widerte, dar unbestätigte Gerüchte von Zeit zu Zeit der Regierung zur Kennt­­nis gelangen, sie verfüge jedoch über seine genauen Informationen. Ein Fortschritt! SB. Baris, 3. Juni. Enten den Ausführungen des früheren Kriegs­ministers Qefenre, der darl­ate, us Deutschland keineswegs entwaffnet und einen Revanchekrieg vorbereite, hat die Kammer im Einvernehmen mit der Regierung einen Abänderungsvorschlag des genannten Deputierten auf vorläuf­­ige Beibehaltung der zweijährigen Dienstzeit, bis 100.000 Rekruten in das Heer neu eingestellt seien, abgelehnt. Der english französische Buchhandel­ SB. Berlin, 3. Juni. Eine Meldung des „Echo national“ besagt, dak ich Woincare in London grund­­ jäßlich zur Revistion des Abkommens von Angora bereit erklärt habe. Die Andeutungen der Barijer Bıefie, Frank­reich müsse im Orient England jefun­­dieren, falls dieses am Rhein Frankreich jefuntiere, sollen vermuten, das Frank­reich für Die Zugeständnisse im Orient Handlungsfreiheit am Rhein erlangen möchte. Beschleunigte Hilfe! PBartd, 23. Juni Die Neparations­­kommission hat in ihrer gelirigen Sigung die Prüfung der Anleihebedingungen für Desterreich fortgelegt. Die Hilfsaktion für Desterreich wird auf jede Weise be­­schleunigt, seitdem Boincare selber auf die Dringlichkeit der Hilfe für Oester­­reich hingewiesen hat, allerdings mit der vom französischen Standpunkt maßgebenden Begründung der Gefahr eines Anschlusses an Deutschland.­­ Ein Zwischenfall! (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) SB. Berlin, 23. Juni. Während der Revolution in Baraguay (Si­. amerika) wurde die deutsche Flagge herunter­geholt. Die Regierung von Paraguay sagte Genugtuung zu. Aus dem ERS. Ein neues Wahlrec­ht. SB. Belgrad, 3. Juni. Die Nationalversammlung bat in einer der werten Situng, troß der Obstruktion der Opposition, das neue Mahlrechts­geld­ angenommen. Das neue Gejet stellt ein Gewisses Kompronik zwischen der PListemabstimmung und Der bezirks* meilen Abs­timmung dar. a Berlängert! SB. Belgrad, 9%. Juni Ein Ministerrat hat den Handelsminister er­mächtigt, der Sluptichina einen Geseh­entwurf zu unterbreiten, durch den Die Gültigkeit des zwischen Serbien ud Oesterreich bestehenden Handels­­vertrages bis zum Mischluß eines defi­­nitiven Vertrages­ verlängert wird. dich sprechen. Nachdruch verboten. Her Yobbelgänger des Herrn Emil Sehnebie. Roman von Karl­ Schüler.­ ­9. Fortieguma Er öffnete die linke Hand, die ein zus­­ammengef­ülltes Stil eines Konzert­programmes immer noch krampfhaft umschlossen hielt. „Das hat dir die Manere zugesteht!“ Tac­hte der Rittmeister. „Ich habe es ge­seheni!“ « Dorival wollte das Papier wegwer­­fen, aber Umbach rief: „Halt! Sie hat etwas schrieben.“ Er strich den Zettel alatt, las ihn und gab ihn an Dorival. Auf dem Stüc­kRapier stand­ darauf ge „Geliebter! Ich erwarte Nachricht portlagernd MW. 30 unter 6.2. Ich muk Dein Gretchen.“ „Es ist Doch unglaublich!“ rief Dori­­vol. „Dieser Emil Schnepfe scheint wahrlich ein lieber Mensch zu sein. Er hat der Alten und der Jungen gleich­­zeitig den Hof gemacht, aberhaft viel­­seitig!“ Er wollte das Stür Papier zer­zeigen. Dann besann er sich, wozu das Ge­­schreibsel neugierigen Kellneraugen preisgeben — Er steckte den Zettel in die Melentasche.. Und den Rest des Abends verplau­­derte man mit der Angelegenheit Emil Schnepfe. „Die polizeiliche Legitimationsfarte genügt mir Doch nicht!“ erklärte Dori: vesendlich. „Die tannt nur der Polizei sener rüber etwas. Ich sehe im Geiste voraus, der nächstens irrendein Betro­­gener mich in vollster Deffentlichkeit furchtbar ohrfeiaen wird — wie ich über­haupt begreife, was er will. Nein! Der Knabe Schnepfe fängt an —“ „Sitiere nicht!“ hat Umbach und hob ibehent die Hände, „— mir fürchterlich zu werden. Als prak­tischer Geschäftsmann —“ „Ah Du meine Güte!“ wieder Umbadı. Das war 4 ticher Geschäftsmann werde ich mich selbst srngen. Wozu ha­­ben wir Privatdetektivinstitute? Ic­h werde — Z3Wen»Dukend der besten Detektive Hinter vielem Schnepfe her­­hiegen und ihm zur Strebe bringen! En aültig!“ — »Das mird sel­t teuer werdenk ii­ eintie Um­­bahl­...Aber du kannst dir ja den Scherz erlauben!“ ““ Der Herr Rit;­meister von Umbach und der Freiherr von Armbrüster schlen­derten auf dem Heimweg über die Linden. Der Freiherr von Wimbritter fing es sehr Ichlau an: „ac, Umbah,“ meinte er so ganz nebenbei, „du verfehlst doch im Hause Des Konsuls Rosenberg?“ gt »Er ist Konsul der Republik Costa­­­linda?«.« »Ganz richtig.« »Ich interessi­ere m­ich fü­r Costa Linda!“ 80?“ „sa. Geschäftlich. Es gibt dort reiche Lager von Wolframerzen —“ „ad jo!“ „— und der Konsul könnte mir viel­leicht richtige Auskünfte geben. Misfst du mich einführen?“ „Aber das ist ja durchaus nicht nötig, lieber Junge!“ sagte der Ritt­meister gleichmütig. „Die Geschäfts­räume sind in der Behrenstraße —“ „Merk ich!“ „_— und es it selbstverständlich, das du seiner Einführung bedarfst, wenn du den Konsul in seiner amtlichen Eigens­chaft als Konsul zu sprechen wirfcist.“ „Kann ich mich auf dich beziehen?“ „Hm — meinetwegen . . .“ Da wurde Dorival wütend. „Mal ist denn los mit dir?“ fehlte er. „Sei do nit so diciällig. Die Sehe it für mich von MWichtigkeit. Eine gute Em­pfehlung schadet nie, wenn man jemand um eine Gefälligkeit bittet. Ich hätte gerte, wenn du mit mir zu dem K­onsul singst.“ „Kann ich ja machen. Leider bin ich gerade jeht von zehn bis zwölf Uhr nie dienstfrei,“ antwortete der Rittmeister Gelassen. „Mir­ könnt er den Hin Kenjul vielleicht einmal gemeinsam in seiner M Wohnung aufruhen.“ : „Können wir. Können wir auch nicht. Und nun will ich di­ mal was sagen, mein Lieber: Du scheinst dir im Ausland eine gänzlich undeutshe Ber­gabung fürs Schwindeln angesianet zu haben. Kenjul Rejendera mag sehr viel­­ über Wolframerze willen. Aber er hat auch zwei Töchter. Die ältere ist mit einem Profuristen der Deutschen Band perfekt. Die ‚Jüngere heißt Ruth .“ „Ah. „Hübicher Name, nicht wahr? Ruth nun hat mir von einem Frec­hling er­zählt, der sie in der Oper begafft und auf einem Spazierritt mit ihr, hm, anban­­deln wollte. Merfit vu was?“ „Dennerwetter!“ fchrie Dorival, (Fortfeßung folgt) ‚Bank-, Wechsel- und Kommissionsgeschäft­e.Kerpel kauft und verkauft tschechische und öster­­reichische Noten, Dollars, Wertpapiere usw. Finanzielle Transaktionen, Börsen­­aufträge werden kulantest durchgeführt. Denkplatz 22, Te. 166. Bürostunden: '/,9 bis 12 vor­­mittags, 3 bis 5 nachmittags. 564

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