Oedenburger Zeitung, 1922. Juli (Jahrgang 54, nr. 145-170)
1922-07-01 / nr. 145
’ . », ;«;La: F5 IR: « vu EEE . er. SE Omniukser Zeitung EEE DT ee Nr. 1, — — Seite: > Garenergung zu Lebenburger Nembaht Mer jo in den allerfrühesten Morgerstunden die Straße nach KRolnhof zu. Spaziert, kann sich nicht genug wundern über Das Leben und Treiben, das dort plöglich seinen Anfang genommen hat. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus und dag tun in diesem alle die Samstag, und Sonntag Rennen. Allmorgendlich sieht man sie hinaus reiten zur Rennbahn: alle, die dem Training obliegen, ihre Freunde, Anhänger und Bewundererr und auch „Trainingsfibige“ ziehen hinaus, die etwas „abspiken“ wollen, um, dann am Renntage selbst von ihrem Willen zu profitieren. Trainer und Rennreiter sind Stüßraufsteher. Die Teidet’s nicht mehr im Bett, wenn einmal Frau Sonne ihre Morgentoilette begonnen hat. Erst am Mittwochnachmittag angekommen, sind die fleigigen Leute mit ihren Pflegebefohleren bereits am Donnerstag früherzeitig auf dem Plate, um die Gäule mit der Bahn vertraut zu machen. Das ist auch sehr notwendig, denn die Bahn befindet sich nicht gerade ine idealsten Zustande — fann es auch nicht, nachdem sie jahrelang gleich einem verwundeten Prinzeglein geschlafen hat. Aber jekr herrscht fieberhafte Tätigkeit, regste Arbeit. Der Arager Herrenreitenverein hat das Arrangement der Veranstaltung in die Hand genommen, wie durch die Sicherheit für eine völlig Haglose Abwiklung des Programms gegeben tt. Auf der Rennbahn selbst schaut es freilich noch sehr — leer aus. Der große Sturmwhan welcher über alle soviel Schaden anrichtete,ih-a«tldi·e Tribüne,abdgebaut«Cmeneuet istbinher nicht emchtet worden und exit heute werden eine Anzahl Zimmerleute mit einem Heer von Hilfskräften darangehen, eine neue Tribüne zu errichten, die aber nur ein Provisorium sein wird.Denm Dorntög schentf solle wirklich ausserstehen« Der Nesnnveriein beabsichtigt,dsies giaiize Anlagen seizui errichtem Trsibüsnem Stallungen, Restauration usw. in großzügiger Meise modern auszubauen. Und zwar scnell. "Damit unsere Rennbahn fi bei dem zu erwartenden Herbstmeeting „bereits im neuen G:wande prä Tatieren kann. "Pferde kommen an immer mehr. Micht trafen mit dem ersten Transport am Mittwochnachmittag nur 19 Rampen ein. Aber während des Donnerstags und Freitags, ja sogar noch am Samstag st starrer Zuwachs aus den Nachbarstärtern und auf; aus lag zu erwarten. Aus Derenburg selbst liegt ebenfalls eine ganze Anzahl Nennungen vor, sodak mit zirka 80 Startern gerechnet meiden Fan. Der heutige Regen i der den etwas harten Wahn wie gerufen genommen; er wandelte sie in eine ungemein elastische um. So sind denin alle Borbedingungen für guten Sport, schöne Felder und sastige Quoten gewinnen?“ früher der bekannten Trainer. „Selbstverständlich!“ antwortete er, gegeben — denn diesmal gibt's an Totobetrieb! — — — Dak für den ersten Blut drei, für den zweiten nur zwei Raffen in Betrieb geseßt werden, finden wir herzlich wenig und glauben, daß eine gröbere Anzahl von Kaffeln zwedmähiger wäre. Denn erstens it Das Drängen an den Raffen absolut nichts Angenehmes und zweitens wird der Umjag — und dadurch auch das Erträgnis — sehr tank bes!einträchtigt! — — — | pinzip: „... Und werden Sie hier Rennen |, rungsjest des fragte ich einen mir von verbandes an das Es war nicht so sehr das Religions’ das bei dem gestrigen Erinneevangelischen Studenten „Studentenbrunner Kamikar“ der Jahre 1827 bis 1883 zum Musdrud kam, sondern die Hochhaltung „Sicher! Leicht! Ich bin nur mit zwei der edlen, vaterländisch treuen Tradition Pferden hiehergekommen, aber alle beidenen, die Freude über dem Werbleiben werden ihre Rennen „machen“ !“ | Dedenburgs bei Ungarn und die weh? „50? Na — dann gratuliere ich mutig und zugleich freudig angehauchten Schnen jhen im Borhinein!“ — — — Mie gesagt, ich renne ihn und weik, daß er fest überzeugt ist, zu gewinnen. Aber ich möchte troßdem nicht darauf „ellma mater“ Reminis zergen, Die bei einer Zusammenfrift so vieler Generationen der hiesigen evangelischen, stets verehrten ausgetauscht werden, schwören, denn — alle anderen Trai: ; Km Zeichen der patriotischen Gesinnung, wer behaupten mit derselben Seiten der edlen Citte liebevollen Pilege des an ehrwürdigen Ueberzeugung das gleiche. Uns fielen sowohl beim Ausladen Traditionen hängenden Gemüts, bedenals als später beim Training beson’ tete die gestrige Veranstaltung einen ders die Vertreter der Graf Sigrayi den Schritt der erhofften und angestrebten Yarbeıt auf, die von ihrem Trainer mit besseren Zukunft entgegen großem Vertrauen ins Rennen geschickt werden sollen, unseren heimischen Pferden der Vorteil der Vertrautheit mit der Bahn und den Hindernissen soviel nähern wird, um ein eventuelles Manto an Klasse dadurch auszugleichen. — Der Samstag und Sonntag werden Festtage für Dervenduras alte Rennbahn bedeuten und namentlichh am Sonntag werden Riesenmassen und spielbegeisterten Publikums Hin ‚ausströmen. Und sollen diese Tage Auf für Die schlummernde Disekssefist sichen Vieimnisbaslungken witTs Wir hoffenaber,daßkelt:n’fi.chasuchtvoll-ständigwarum-mutakenxsäß,m«it dsem fseierliihen Dankg·osttesdienst sein dser-er:an«g«el'iifchen Kirche in den Morgen«ft·usndsen,algBengmab. Gegenshsaslå bis 1 Uhsr vormIittiaggers öffnetie DnK«a rskv.Wrchov»ßkyim TurnfaaildegLnkYeuMgdxief sehr gutbesuchst-This3412U:hr währendieG«s-nseral versamimlungdegie viasngzelIischlen Strudsen t·enverk.amdeg.ü«l.Oe riderenBerl«aufwi r in unserer momiigien Foslige augfführlich berichten werden. Sporte erstefungstage Rennbahn sein — so nötig, daß jeder Sportsmann, jeder Sportsfreund und jeder Freund des Fremdenverkehrs erscheint. Die Gelegenheit, Dur eine Massendemonstration den sportlichen Instanzen die Zweckmäßigkeit der Wiederaufnahme Dedenburgs in den Rennkalender und der | ic 5 dringend regelmäßigen Wbheltung von Rennz meetings bei uns vor Augen zu führen, it endlich da und darf nicht versäumt werden! Darum: Alle Mann an Bord! | | | | der Hedenburger avangelo Stoßtan. Sehr Hübsch it auch, die bei ven Der geitrige Tag, Ddeifen Festprogramm der in in den Racmittageil un. Witennmmebäumen angebrachte Erin den im ausgiebigen Sihlauern einseende Regen in gemeilter Hinsicht beeinträchtigte, bedeutete speziell für die hiesigen drei evangelischen Lahrinstitute und für die in ihnen erzogenen Generationen einen andachtsvollen Radblid auf verflossene und einem Wasbiid auf tommende, hoffentlich bittere Zeiten, der Kultur und der Beim Studentenbrunnen. Das geplante und dem Präsidium des Studentenverbandes jorafältiaft , vorbereitete Waldiijt mußte wegen des niederpraffelnden Regens Amar unterbleiben, die Webergabe und Uebernahme des reizend ausgebauten Brunnens erfolgte jedoch trotzem Western nachmittags 346 Uhr, in Anwesenheit der Hauptfunktionäre und vieler illustrer Gäste. Die Quelle it terrassenförmig ausgebaut und die im Halbfreireum der aus einer Muschel entspringenden Mufferstrahl angebrachten Neuhebänte laden zum Berweilm und Nachdenken ein. Ueber der Duelle befindet ei folgende Inschrift in ungarischer Sprache: „der wehte einst die Tahne des Studentenbrunner Komitats ir Geist ermahnt den Jüngling auch heute zur Vaterlandeltehe”nerungstafel, die ebenfalls ein Vers des Theologieprofefins Karl Brößle schmüdt: „Wanderer des Himmels, Hand, den diese Bämme fänfeln, gibt dem Norden, dem Osten ab von Westen die Stıunde, daß der Ungar auf sein tausendjähriges Vaterland, auf sein heiliges Rei ne verzichten wird!“ Die infolge des Regens forzahaltene, jede desto innigere und andächtigere Feier nahm folgenden Verlauf: Nach dem Hymnus trat der Präses des Verschönerungsvereins Dr. Karl Heimler an die Ballustrade. Die über der Quelle angebracht it und hielt eine wirkungsvolle Ansprache, in der er die symbolische Bedeutung des Brunnens für die nationale Miedergeburt hervorhob. So wie das „Studentenbrunner Komitat“, die mit gewissen autonomen Rechten ausgestaltete Jugendbündneriie und Nationalgefühl wucherhaltende Organisation der evangelischen Theologie, der Lehrerbildungsanstalt und des Lyzeums war, so möge auch diese Quelle das unvergängliche Zeichen vor nationalen Bestrebnissen sein. Sodann übernahm der Bräses des evangelischen Studentenverbandes, Kurialrichter Gerichtshofpräsident Dr. Karl v. Werhovßfn, mit formvollendeten, ergriffenen Morten DieQuellen bauten und betonte, daß der Studentenverband das in ihn gejekte Vertrauen um eine bessere Zukunft Anegarııs stets rechtfertigen wird. Einer ‚der Anwesenden namens Bertelfi ‚deflamierte Hierauf das Trug und Brotengediet „Der Fluch von Trianen“. Auf allgemeinen Munih sprach der Verfasser der Brunneninschrift, Theologieprofessor Dr. Karl Bröhle, der das Verbleiben Dederdburas bei Ungarn als den ersten Hoffnungsstrahl in dem Unglück, das aber unser Land nach dem Moltkriege hereinbrach, bezeichnete. Nur der Geist der Brüderlichkeit und die Veredlung der Moral kann uns von dem traurigen Schiesal retten, das einstdie Wesen traf. Auch der im Bewuchtsein unserer großen Veaerantwortlichkeit sepflegte Telle Mille, zu der nationalen Auferstehung beizutragen, wird uns zu einem fommenden Siege über alle Midersacher verhelfen. — Nach dem Absingen des Szozat wurde dann der Rickmarkh in die Stadt angetreten. Abends schlok ein mit Reden verbundenes erstklüssiges Konzert, dem ein angeregter Tanz folgte, den denkwürdigen Ton ab. Das Pıcgramm des Abends erfuhr nur insofern eine Ergänzung, als Dir. Abel Berecz seine sehr interessante Rede über das Mesen des alten „Studertenbrunner Koamitats“, anstatt nachmittags bei der Quelle, erst im großen Rasinosaal hielt. Amen Schlechter Geschäftsgang hebt sich durch ein Inserat in der „Dedenburger Zeitung“ ! „Diit der Unterfrügung des Studentenverbanedes, s in neuer Form erbaut bom Dedenburger Stadtverschönerungsverein.” 1922 „Studentenbrunnen, jet, lange ein Duell der unfruldigen Beranügen!” 1827 —1883. | | EEEEEREREEIEESESEREESEEERTEESCRESICE TERERESEETCEEEEEEEEEDETEEEESEREEEREEE BEEEEDGEERNSIESERBÄLFEDENNGEBOEBEEERNEESERERERERBEBETERFErÖnoare Er stellte ji mitten in den Weg. Nadyber traf ih den Polizeileutnant Schwarz. Einer Augendlich kam mir, der Getianke, den Epitbuben zu verraten, aber dann sagte ich mir: Sah da die Polizei allein ihre Spigbuben jannen, Nicht wahr? Hab’ ich nicht recht? Und heute sah er im Kailschei dicht neben uns. Erinnerst du dich des Herrn, der allein an einem Tisch jah? Der Oberfellner wollte uns an seinem Tisch unterbringen. Aber dagegen protestierte ich. Denke dir, der Herr war der Spifhhube.r Er sah ganz auf aus, nicht wahr, ‚Bater? Eigentlich schade um den Menschen. Gleich, nachdem du fortgegangen warst, kam in den Fünfuhrtee ein Kriminalbeamter. Der hatte ihn sicher in das Hotel gehen sehen. Gerade, wie der Spiebube bezahlen und weggehen wollte, wollte ihn der Kriminalbeamte verhaften. Aber weißt du, was er getan hat? Der hat dem Beamten eins mit der Faust ins Gesicht gegeben. Das war furchtbar grob, aber was sollte er tun? Verhaften wollte er sich Doch nicht rafen. Und dann gab es eine aroke Aufregung und die hat er benuht und hat sich gedrüht. Aber fein,age ich dir. Mit der größten Ruhe. Ich weilt, wohin er gegangen ist. Aber ich hab's nicht gesagt. Ein Schuhmann kam und wollte mich verhören. Da wurde mir die Lache zu dumm, und ic habe mich in unser Auto ge und hier auf Dich gewartet. Merkt du, was ich möchte? Ich möchte, er wischte der Polizei wieder dar“ Dorival war sprachlos. Er spürte eine eigentümliche Leere im Schädel. Es war ihm zumute wie damals, als er in seiner Kadettenzeit in der Reitbahn mit dem Gaul gestürzt war und bei dieser palsernen Gelegenheit mit ziemliche Erfolg versucht hatte, mit seinem Kopf ein Loch in die Holzverschalung der Reitbahnwand zu stogen. Es war ihm alles furchtbar gleichgültig. Er fühlte sich nur wohlig dumm. Auch war alles andere dumm, Menschen und Dinge, und im Besonderen besonders dumm erschien ihm ein gewisses Fräulein Ruth Rosenberg... Die erkannte Geheimpolizisten auf den ersten Blick! Die hielt ihn für Emil Schnepfe! Und diesen Emil Schnepfe bemitleidete sie! Dia — wie blödsinnig das alles war — und wie wunderschön — und wie Lustig... Als sie zu erzählen begonnen hatte, war das wie ein Hammerschlag gewesen, der ihn in den Zustand eines Blödinnigen verjeßte. Dann hörte er gedankenlos zu und beobachtete, wie das Auto über den Leipziger Pla, die Rotsdamer Straße hinauf eilte, und in den Megeinbog, der am Lükower Ufer entlang führt. Außerdem fand er es fabelhaft schön, neben Ruth zu fiken — „Und was sagst Du zu der Geschichte, Väterchen?“ fragte sie. Da padte ihn der Galgenhumor. „Na , ich persönlich wünsche auf, daß der Spikbube glatt durchkommt!” sagte er. Ruth rücte bligjchnell von ihm ab und griff nach dem elektrischen Einschalter. Dier elektrische Glühbirne an der Decke des MWags leuchtete auf. „Erschreden Sie nicht, anädiges Fräulein!“ sagte Dorival ernsthaft. „Ich tue Ihnen wirklich nichts zuleide.“ Ruth sah ihn mit weitaufgerissenen Augen an. „Sie?“ „, ich!“ Das junge Mädchen fakte sich schnell. Bewunderungswürdig schnell. „Sie haben den Mantel meines Waters angezogen. Sie stehlen also an Mäntel? sagte sie streng. „Nur ausnahmsweise!“ versicherte Dorival. „Darf ich Ihnen meinen Na’men nennen, gnädiges Fräulein? Darf ich zur blödsinnige Geschichte erklärren?“ „Das ist nicht nötig,“ wehrte Ruth ab. „Ich renne Sie! Als Sie im Opernhaus verhaftet wurden, jaken Sie neben meiner Schwester und meinem Schwager. Denen hat später der Logen = Schlieger erzählt, wer Sie sind. Sie werden jett sofort aussteigen!“ Sie drühte auf den Heinen Gummiball der Pfeife, die dem Mahrer das Signal zum Halten gab. Der Wagen war bis an die Korneliusbrüde gelangt und hielt dicht am Randstein des Bürgersteigs. Dorival hatte Humor: „Der Seidenhut wird vorausfichttie auch Ihrem Vater gehören,“ sagte er. „Darf ich ihn mit dem Mantel in Ihre Wohnung seiden? Oder bestehen Sie darauf, daß ich mich alleich hier der Sachen entledige?“ Ruth zögerte, „Sie würden mich zu Dank verpflichten,“ fuhr Dorival fort, „wenn Sie mit den Mantel und Hut no ein halbes Stündchen leihen wollten. Ich bitte darum!“ „Aber der Mantel Hat zweitausend Mark gefortet. Sie werden ihn gewiß nicht zurückgeben?“ „Auf Ehrenwort!“ Ruth Tächelte. „Das scheint mir ein schlechtes Unterpfand zu sein,“ meinte sie listig. „Aber ich will Ihnen seine Verlegenheiten ber reiten. ‘Steigen Sie hier an der anderen Seite aus. Der Diener braucht Sie nicht zu sehen. Doch da fällt mir ein, Sie willen ja meine Mdreffe gar nicht!“ - „ a a a “ a