Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1862 (Jahrgang 9, nr. 1-25)

1862-01-18 / nr. 14

je Samstcig,18.-Yänncr. Nr. 14. (Die einzelne Nummer Postet 4 fr. ő. MW.) Welt, 1862. unbe Sz. Baird,­ 15. Sinner, Dem Bernehmen nach will Frankreich zwei Fregatten als Observationsflotille nach dem adriatischen Meer­ senden., — Die Beziehun­­gen der Weltmächte zu China scheinen sich täglich zu bes­­sern. Die Engländer zeigen­ gro­e Luft, dem neuen Koffer zu Befallen der großen Nebellion endlich ein Ende zu mar­ken. Franfresä hat seinerseits mehreren Offizieren die Erlaub­­niß ertheilt, in die chinesische Armee einzutreten, so Tom­­mandiit 2. B­­ei französischer Meutenant die Artiflierie von Shanabai und ein Lingenieur-Lieutenant ist Direttor der Fortifikationen von Peking. Die chenesische Menierung will in Paris, London und Petersburg firmliche Gesandtsgaften etabliren. — Mfar. Ebtat, der neue apostolische Nuntius für Stanfreidh, ist diesen Morgen in Paris eingetroffen.­­ Zuein, 13. Sänner. Die Einigung z­wischen dem [infen Zentrum und der eigentlichen Major­i­­tät kann als vollendet betrachtet werden. Wie man­ jedoch diese Fusion in Bezug auf das Ministerium zu deuten habe, darü­ber geben die Stimmen sehr auseinander. Ein gewöhn­­lich gut unterrichtetes Draan des Tiers­ parts erklärt die Sache in einem für das Kabinet Ricafoli wenig befriedigen­­den Sinne. Die beiden vereinigten Fraktionen liegen im Grunde jene gleich wenn Vertrauen für Nicafoli und seine Regierung ; da aber der Minister dieser „Atmosphäre von Mißtrauen“, wie er sie selbst neulich gemeint hat, nicht wei­­hen wolle, so habe man sich entfaloffen, wenigstens den Staat nicht durch­ diese Tchiere Situation Ieiden zu lassen und wenigstens sobald wie möglich die nöthigen finanziellen und administrativen­­ Organisationen zu vollenden. Deshalb hatten die beiden Parteien einerseits dem Ministerium durch den neufichen Beschluß die Hand geboten, andererseits sich selbst zu einer starren Majorität geeinigt, melche die möglichst schnelle Wotk­ung der vorliegenden Gegenanträge zum speziel­­len Zweckk habe. Hernach bleibe noch Zeit genug zur Erör­­terung der politischen Frage und es müsse sich dann zeigen, inwiefern die re­ige Einigung zu einer dauernden gemacht werden künne. Nach Allem kann ich mich­ des Ein- Druckes nicht erwehren, daß die jegige Ruhe sich mehr wie ein M Waffenfill stand als wie ein Friede ausnimmt. Die­­ Kam­­merserhbandlungen geben fest ihren regelmäßigen Gang ohne besondere Zwischenfälle. Der Coyputiite G­a [­­Lenga beantragte eine Besteuerung Der Spur nahe;die Kammer aber ist alüblicherweise dem Cavour­­schen Grundfag der vollen Freiheit treu geblieben ; ‚Diese Freiheit ist für den italienischen Journalismus um­so mehr ein Lebensbedürfniß, als derselbe noch in seiner Kindheit is. Auch unsere bedeutenderen Blätter haben noch immer einen Ueberfluß an Mangel an Abonnenten. Derselbe ftener erfin­­derische Deputirte hat heute das Projekt einer Taxe von 5.618, auf jedes Theaterbiltet ringereicht, B. Wien, 17. Spanner.. Man glaubt hier nicht, daß der französische Botschafter nach der Radfehr Sr. Meajestät persönlich eine Vorstellung wegen Entfernuung Franz. II aus Rom dem Kaiser übergeben werde, nachdem er­ sich be­reits gelegenheitlich der mit dem Grafen Nechberg in dieser Angelegenheit gehabten Unterredungen zu Überzeugen die Ge­legenheit hatte, dat unter Kabinet in dieser Angelegenheit die Intentinnen der französischen Regierung durchaus nicht theilt. Der König von Neapel hat übrigens erklärt, nur der Gewalt weichen zu wollen. — In der Angelegenheit des Konkordates erfährt man, daß Freiherr v. Hübner wirklich bestimmt ist, nach Rom zu gehen, um mit der Kurie ü­ber Die­ Modifikationen Derjenigen Punkte vessehdben in Un­­terhandlung zu treten, welche mit der dermaligen Gestaltung der inneren Verhältnisse des Kaiserstanzes unvereinbar sind. "Die Infirussionen für Herrn 9. Hübner sollen bei Gelegen­­heit der An­wesenheit des Grafen Nehberg in Venedig fest getrefft worden sein. — Der Sfinanzausschuß fest seine Berathungen mit arofem Eifer­ fort. Definitive An­­träge hat er bis jeßt nur rücksichtlich, der beim Staats vatbe,bei dem Poliz­en­- und Finanzministe­­rium durchzuführenden Ersparungen aufgestefft, S. K Wien, 17. Sinner. Der Nachricht des , Baz­tert,” gegenüber hinsichtlich der Ernennung des Erzherzogs Rainer zum Palatin wird uns gleichfalls „von zwei Seiten“ — einer deutschen und einer ungarischen — beide vollkommen verláflich, In der positi­íten M­eife mitgethellt, daß dieselbe nicht nur unbegründet, sondern Daß an maßgebenden Orten auch nicht eine Absicht in der angedeuteten Richtung vorhanden ft. P. K. Wien, 17. Sänner. Die Gerüchte, daß Ge. Majestät der Kaiser den Herrn Erzherzog Rainer dem­ nächst zum Palatin ernennen werde, dürften dahin zur redugt­­ren sein, daß bei dem nächsten­­ Reichstage Erzherzog Rainer als Palatin In Borschlag gebracht werden wird. Bei dieser Gelegenheit dürfte zu erwähnen nicht ohne Interesse sein, da Erzherzog Rainer schon im Jahre 1847 nach dem Tode des Palatin Joseph , durch den Fürsten Metternich dem Kaiser Ferdinand zur­ Palatins­chirde in B Vorschlag gebracht wurde. Da aber der Palatin Soseph kurz vor seinem­ Tode einen rührenden Mischiedsbrief an Kaiser Ferdinand geschrieben und darin seinen Sohn Stephan für die Palatinschirde anem­­pfohlen hatte, so flr­h Kaiser Ferdinand in dem Ternavor­­schlage den­ Namen Rainer aus und schrieb eigenhändig und gegen die Absicht des Fürsten Metternich den Namen Ste­­phan darüber. In svolnischen Kreisen erzählt man sich folgende Anekdote aus den Tuilerien : Unter Andern machte auch­­ eine Deputation der polnischen Emigration am Neujahrs­­tage dem Kaiser der Strangofen ihre Aufwartung. Der Wort­­führer der Deputation,, Fürst­ Czartoryszi, mußte in seiner Ansprac­he eine gefectete Wendung anzubringen, in wel­­cher an Louis Napoleon die Frage, ob und wann er sich der polnischen Sache anzunehmen gedenke, in ziemlich ungleideu­­tiger Weise gerichtet wurde. Napoleon III. , erzählt man uns, habe si hierauf mit dem Fürsten Gzattoryssi in ein aiemlich gleichgiltiges Gesyräe eingelassen und dasselbe plüß­­lich unterbrechend, dem Fürsten gesagt : „Wie vwiel Uhr haben Sie?" — „Zivwet Uhr” , antwortete der Fürst: — „Bei mir, entgegnete Napoleon, seine Uhr, ziehend, ist es erst zwölf.“ — Die Nachricht des , Raters." über die Ernennung des Herrn Erzherzog Rainer zum Palatin wird auch vom „Sarg.“ und der , Pr." auf das Entschiedenste dementirt; dagegen erklärt der Wiener Korrespondent des , Rapló", daß die auch von uns mitgetheilten Auflüge im „Wand.“ über die Lösung der ungariscen Trage vom zentralistischen Lager inspirirt und ein ministerieller­ „Fühler“ sind, wie man etwa bierfands, derartige Vorschläge aufnehmen würde. — Sehr interessant ist­ das Nundfichrerben des Herr Dobronski antieruthenischen Defanate Ungarns yz­wir laf­­fenden wesentlichen Inhalt desselben, so wie die Bemerkun­­gen, mit denen „M. DO.” es begleitet, hier folgen : „Unsere Kirche und unsere thbeure Nationalität fordern unumgänglich die­ Freiheit,, ohne­ welche­ die Aufklärung und Entwicklung sowohl unserer Nation als au des Klerus und der Dorfbewohner unmöglich ist. Das ungarisch-ru­henische‘ Bolf muß fich bemühen die wohlverstandene Freiheit zu ere­hen, b, b. es muß sich bemíthen , fich von der­ Aristokratie der ungarisch- lateinischen Kirche und der ungarischen Natio­­­nalität zu befreien.” .D. behauptet hierauf, was das Seil Un­..­garns erfordere, Daß fb. die N Ruthenen vom­ „ungerischen... oh“ befreien, erwähnt ferner , Daß die­ Ruthenen einst von den Komitaten unabhängig waren, sich ihre Bischöfe, selbst wählten, und führt hierauf fort: „Ganz Europa ist dem ari­­stokratischen Prinzip entgegen und auch in unserem Vater­­lande tritt jeder nicht-ungarische Wolfsstamm für­ seine von der Natur erhaltenen Rechte kräftig auf. Die siebenbürgischen Rumänen erhielten durch die Gnade Sr. Majestät solche Rechte, auf Grund ,welcher sie eine gleichberechtigt verwaltete Nation wurdenz die Serben erhalten ihre Wojwodina, die­ un­­garischen Rumänen ihr­ Kapitanat, die Slowaten ihren besonderen Distrikt, die Dedenburger und Wie­­selburger Deutschen ihre Grafschaft, nur die ru­­therische Nation, welche schon ursprünglich in Ungarn wohnte, die bis zur ersten Hälfte des 18. Jahrhundertes im Genuß nicht geringer Privilegien war, und deren Religion bis zum 14. Jahrhundert in Ungarn­­ die herrschende war, bleibt ohne ale Rechte, wenn wir nicht mit vereinten Kräften die Sache energisch in Angriff nehmen.” Nachdem Herr D. auf seine schriftstellerische Thätigfett im Interesse der Ruthenen hinge­wiesen hat, geht er zur Frage der Bevollmächtigung über : „Segt műtte aber nach dem Bei­­spiel der übrigen Nationen eine Petition eingereicht werden, und dazu ist eine derartige Bevollmächtigung unumgänglich notbiwendig , wie sie der gewesene Statthalter Strath Franz­eis­ch von den Stovafen, der Safrath Sztojatopics von­ den Serben , und Andreas Mocsón­yi vor den Ru­­mänen erhielt. Diese V­ollmachten müßten möglicht kurz und ungefähr folgendermaßen abgefaßt sein : „Die unterzeichneten ruthenischen Kirchen und Gemeinden erfuhen den Herrn N. M., daß er in ihrem Namen die Erneuerung der valten Pri­­vilegien der ruthenischen Kirche und Nationalität in Ungarn, namentlich ihrer Sowohl kirchlichen als auch nationalen Auto­­nomie von St. Majestit dem regierenden Kaiser und König au erbitten die Güte haben möge. Gegeben u. f, w." Nach einer kurzen An­werfung bezüglich der beizufegen­­den Siegel sagt Herr D. ferner: „Wenn es für nüßlic er­­achtet werden sollte, kann in die Bollmacht auch die Erklä­­rung aufgenommen werden, daß diese Angelegenheit nur in Uebereinstimmung mit der am­tifihen Konstitution lingarns betrie­­­ben werde; mit einem Wort, der Inhalt und die Unterschriften der Bollmachten können je nach Umständen verschieden sein.“ Herr D. erklärt sich hierauf­ bereit,. Die in Frage stebende Bevollmächtigung anzunehmen, würde aber, falls sich das Vertrauen der Rumänen einem Anderen zumendete, anl diesen mit feinem Rath und Einfluß unterflosen, und sch ließt, dann sein Nundfchreiben, mit den Worten : , Die Sache it jedenfalls sehr wichtig, und es ist nöthig, daß sie in mög­­lichster Stille und je früher durchgeführt werde. Ich bitte daber Ew, Hoc­mwürden, daß Sie diese mit den Kirchen­­fiegeln, mit den Unterschriften und nach Möglichkeit auch mit den Gemeindesiegeln der Ortschaften ihres Kirchensprengels, versehenen Boll machten entweder min oder einem anderen In­­dipipuum, welches vom Mlerus und vom Bolt bevollmächtigt wirde, je frü­her übersenden, Im Medrigen, Ihrer geneigten Antwort entgegensehend, bitte ich Sie den Ausdruch meiner aufrichtigen Hochachtung entgegenzunehmen, womit ich bin Wien, am 30. Oktober 1861, Em. Hochmürchen: er­­gebener Diener Adolph Spanovics Dobransky.“ „Mm. DD." begleitet dieses Rundschreiben mit treffenden Bemerkungen, Denen wir Folgendes entnehmen : Beim Durchlesen dieses Briefes künnte Semand, der die Verhältnisse unseres Vaterlandes nicht rennt, auf den Gedan­­ken kommen , daß die Frudtalverhältnisse in unserem Vater­­lande ausnahmemeise für das ruthenische Bolt aufregt erhal­­­ten wurden , daß das­ ruthenische Bolt noch immer für Die Grundherrschaft arbeitet und unter der Gerichtsbarkeit der Herrenstädte sieht. Wer ferner das Verhältniß der ruthend­­­en Kirche zum Primas von Ungarn nicht fennt , künnte glauden, daß die griechisc­h-unirte Kirche in ihren Religions­­and Schulangelegenheiten Seine Autonomie befigt bag ihre mee

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