Pester Lloyd - Abendblatt, Juni 1862 (Jahrgang 9, nr. 126-148)
1862-06-11 / nr. 133
. WittwachJLJmnt Nr.133. -W"csj,"1862.. (Dieein3elneNumm-rkostet4kr.ö.W.) 77Ahcnauattssskesteknow- U Belgrads.Juni.Das letzteceeigniß bei Stambul.Kapie hat wirklich die Situation noch trübekgemacht, indem die Entschuldigung der Delinquenten,welcherbikiössentlicht Meinung für sich hat,deutlich beweistt,daß die Erbittmung mit dem Publikum derakt gesteigert ist,da sie bald selbst der Regierung unmöglich wird,die aufgereizten Gemüther zu beschwichtigen.Von diesem Grundsatze geleitet,hat bit Regierung eine Note an sämmtlicheBertketer der Großmächtegosiem überreicht,und darin,unter Schilderung der gegenwärtigen Situation,umständlich nachgewiesen-daßs sich bei täglich zunehmender Erbitterung unmöglich wird,die erwünschte Ruhe und Ordnung bei Foktbestand zwei ek entgegenstrebenden Exekutivorgane zu erhalten,haber sie für alle künftigen Eventualitäten jede Verantwortung von fi ablehnte. Wie es heißt, wird der Pfortenkommissar nächte Woche nach Belgrad kommen, allein an eine friedliche Werfung der angehäuften Differenzen i nicht zu denken. Der bei der legten Affaire verwundete Türke ist gestern gestorben. Gestern Iangte hier der engstigte Konsjul Kauder aus Bitol in der Türkei an, er machte die Reise zu Land, und " wurde von einer türkischen Ehrenwache durch ganz Serbien " begleitet, sie.Exzellenz der königliche Statthalter Graf .Pålffy hat bei seiner letzten Endkeit ein Großwarvein an eine Rumänendeputation,wie wir heute aus dem „Sürgöny“ ersehen, als Antwort auf die Begrüßungsrede die folgenden Worte gerichtet : , . . .,Ichdan keinen für die Gefühle der Treue,welche Sie soeben auszusprechen die Güte hatte m Was jedoch die Klagen betrisst,«die Sie im Ramen der rumänischen Nation vorzubringen süt gut erachtetls abem bin ich genöthigt zu bei merken,waß ich die Art a welcher sie vorgebracht wurden, «nicht billigen—kann.Gewiss kein faktischer Fall angeführt, für welchen die Abhilfeexprokesso gebeten wird,Unifixt ·allgemeineålagen kann ich keine·Abhilfe erwirken.Sie können überzeugt sein,daß Allx s,was Se.Ma1stät im’Oktoverdiplom anzuordnen geruht,bis auf den letzten Buchpassen vollzogen werden wird,und wenn die ibiglick nicht geschahsotann der Grund davon nur darin liegen,daß diesman bezüglichen Witten entweder nicht an dersechten Stelle,oder nicht intschicklicher Weise vorgebracht wurden.Bei alledem din ich jedoch genöthägtbiemitzuerlläkemb«aß ichadejexxe Ansprüche zurückweisen werde,welche übervas erwähnte Diploms inausgebe.Außerdem muß ich bemerken,daß ich, obgleich ich kae Bim bereitwillig entgegennahm,dennoch die Behauptung nicht anerkennen kann,als könnten Sie al- Abgeordnete der«rumänischen Nation auftrete an dem ich nicht weiß,daß Sie im Besitz eines solchen Mandate wären. Ihre Berufung auf das Natumcit aber halte ich,altein abgenütztes und auf dem Feld der Agitation x übliches Schlags wert,bietfür nicht anwendbar,weil wir,Gott sei Dank, Passe und von Geinchaiestät sanktiontttesusagen ein. Wenn es die Gemeinden selbst wünscten, mag ihre Gemeindeangelegenheiten in ihrer eigenen Sprache verwaltet werden, so werde ich dies wahrhaftig nie verhindern ; wenn "es aber wahr sein sollte, was ich kaum glauben kann, bas die Seelsorger das Bolt in dieser Hinsicht auffwiegeln, Protokolle zur Unterschrift herumschichten oder selbst herumtragen, den Wechsel der amtlichen Sprache in geheimen Strungen betreiben lassen, und das zwar in Gemeinden mit gemischter Bevölkerung selbst mit Ausflug der einem anderen Sprachsamme angehörenden Einwohner, — so wäre ich gesungen bies nicht blos zu verdammen, sondern ich halte es für meine für Ihnen feierlich zu erflären, bag ich solche Vorgänne fraft meines Amtes gar nicht neflatten künnte. Wenn ich seine Agitationen für die ungarische, flavische,aber eine andere Sprache bulbe, so seien Sie überzeugt, bag ich hinsichtlich der rumänischen Sprache nit nachicltiger serfahren kann, und da die am 5. November erlassenen Bezeihhnungen ohne Standesunterfähreb angewenden sind, so würde ich es sehr bedauern, wenn die Strenge derselben einen Geistlichen, welcher Konfession immer treffen würde. Als Beispiel möge Ihnen der Umstand dienen, daß ich aus Anlaß von Agitationen, die sich vor Kurzem im Schofe einer anderen Konfesion zeigten, wenn auch zu meinem Pedauern, aber dennoch gezwungen war, im Sinne der a. G. Verordnungen vom 5. November gegen beide agitirende Theile ein strenges Verfahren anzuordnen, obgleich ich mit Freude sagen Fan, das es nicht nöthig war, jene Verordnungen anzumenden. Zahlreiche,, im öffentlichen Dienst erfahrene, ehrenhafte Notare, melde die rumänische Sprache kennen, welche in der Schrift vieleicht wo ungeübt sind, aber In kurzer Zeit solllommen im Stande fein werden billigen Forderungen zu entsprechen, würden infolge solcher Agitationen ihrer Aemter beraubt werden, während an ihre Stelle nicht augenlis geeignete Individuen gefunden werden konnten. Dies könnte aber aus höheren Administrationsinteressen nicht geduldet werden. Uebrigens halte ich es für notwendig auch das zu berühren, daß meiner Anfragt nach bei diesen Agitationen der Egoismus und die Heitersucht eine viel größere Role spielen, als es’ Diele sich selbst so geflohen wagen würden, Mo übrigens in einer, sumanischen Gemeinde der Natur wirklich nit im, Besis der rumänisschen Sprache Tt, wird dieser auf ordentlichem Weg anderswohin verfegt werden, für bald er die Gemeinde wünschen wird... Schließlich Halte ich es für meine Pflicht, an Sie, unter denen ich größtentheils Seelsorger zu begrüßen das Glück habe, die ernste Ermahnung zu richten, bag es. Ihre S Pflicht ist, das Volk zu beruhigen und nicht unruhig zu machen, dem Bolt gute Rathschläge zu ertheilen, nicht aber es auf Irrwege zu leiten, ober die Verleitung, desselben auf Irrtwege zu aprstatten, eines solchen Bolfes, von, dessen richtigem Nechtegefühl und von dessen unerschlitterlicher Treue gegen das Diaterland und den Thron unsere Geschichte so schöne Zeugnisse aufwei fen kann. Das Interesse aller, Völker des Landes ist ein gemeinfaftliches, und wir werden es Schulter .an Schulter nur dann aufrecht erhalten, wenn wir jede Agitation vermeidend, darin wetteifern werden, wer ein fleißigerer, sparsamerer, gebildeterer und treuerer Untertfpaner, Majestät sein und wer sich hinsichtlich der von der Monarchie beanspructen Ausgleichung der gemeinschaftlichen Interessen von einem billigeren Gefühl leiten lassen wird." Am regiverfroffenen Sonntag ging bei Sr. Erzellenz dem Grafen Károlyi die Bildung jenes Komite’s vor sich, welches im Sinteresse der projektirten Eisenbahnlinie von Groswarbetin über Klausenburg und Kronfadt nach Salay thätig sein sol und sich zu diesem Zweck mit den in Klausenburg und Kronstadt [den beflehenden Eisenbahnfomite’s in Verbindung fegen sol. Zu Mitgliedern dieses omite’s wurden gewählt : Graf Georg Károlyti, Graf Franz ZiGy, Baron Paul Sennyey, Josepp Vermenyti, Stephan GorodHe, Graf Anton Szapáry, Ernst Hollán, Graf Edmund Ziy und Melchior Lonyay. — An demselben Tage hat aug die fantamwirthschaftliche Sektion des Landesagrifulturvereins über die Berfaffung der in der Elsenbahnangelegenheit an Seine Majestät zu fichlenden Adresse berathen, sure san nun am menu. Politische Nundsehau, 11. Juni. Die Debatte über die Vorfälle von Sarimo hat in dem Italienischen Parlamente eine Spaltung hervorgebracht, das Ministerium erhielt nämlich 189 Stimmen von der Kombinirten Rechten und Linken zusammen, 33 Mitglieder von der Linten flimininten für ein Mißtrauensvotum und sind somit als eine selbfändig gemorbene Auferste Linte zu betrachten, welche das Ministerium Mattazzi nicht zu unterflüchen gebenst. Ueckrigens ist es augenscheinlich,das der Zmischenfall nicht eigentlich aufgeklärt wurde, sondern daß sich eine bedeutende Mojorität vereinigt hat, die Erw drterung ruhen zu Taffen, und in der That enthielten sich 28 konservative Mitglieder der Absimmung, meist sie an dem Kompromiß des Ministeriums mit den Fraktionen der Versammlung seinen Theil nehmen sollten. Am 7. legte der Finanzminister in der Deputirtenkammer die Sinanklage dar. Das Budget von 1860 fällf mit einem Defizit von 2312 Millionen ab, das von 1861 ers . gibt einen Ueberschuß von 23 Millionen. 1862 wäre das Defiat 500 Millionen far gewesen,.. allein durch die volirten und eingeführten Steuern, durc die außerordentlien Hilfsmittel, die Konzessionen von Eisenbahnen und Kanälen und durch die bereits autorisirte Emission von Schabbons wird es auf 225 Millionen reduzirt. Der Minister schlägt zur Deckung derselben die Zefation der Domänengüter und den Verkauf der Befigungen der Stichenkaffe vor, deren MWerth allein sehon bas sämmtliche Defizit um Bieles übersteigt. Er beantragt ferner vermittels eines ben Grundwerth erhoben den Verkaufes die Ablösung der emphyteutischen Belastungen. Endlich will er eine neue Emission von Schabbons im Betrage von 100 Millionen veranstalten. Die Darlegung des Finanzministers hat einen günstigen Einbruch hervorgebracht. In Nieli wurde ein Seminar geschlossen, weil von der Geistlichkeit desselben die päpstliche Fahne ausgehängt worden war. Die ähnliche Demonstration fand in dem Seminar von Perugia statt. Das Belt ‚wurde durch die energische Intervention der Behörden von gewaltthätigen Handlungen zurückgehalten.Wie die „Armonia”, meldet, i abermals von Kabinetsveränderungen die Rede, Matteucei, Durando, Depretis und Perstitkt würden gurűcktreten und durch Mancini, Billamarina, Paoli Farina und General Brignone erfrbt werden, ‚Herr Gella würde deren Depretis nachfolgen und Herr Paoli Farina, das Wortefeuille des Herrn Sen übernehmen. ' . .«. ’Man schreibt«aus Paris,8.Junil: Wir haben eine"orleanistische Wahlbewegung zu erwarten, &s ist fest positiv (2), daß Herr Thiers sich in Nantes, Life und Rouen persönlich um ein Abgeordnetenmandat bewerben wird. D. Barrot tritt als Kandidat in Paris, Perrier, in Troyes auf. Die orleanssufige Opposition wird beim Regime ein vollständiges Regierungsprogramm entgegenstellen. Darauf befindet sich das sehr liberale Presgen 8 der Restauration von 1819. Das Programm enthält aus den Borfoplag, Bag bei der Ernennung der Richter, mit Ausnahme der Präsidenten, die Abstimmung der Generalrät be im Departement interventre. — In einer seiner Begendigungen , verwarf der französische Senat eine Petition, welche die Einführung der Schulypfitätigkeit der Sinder beziehe. Der Berichterstatter , Herr Larabit,, sagte + Es sei ein sehr A Lönliches Werk, sich darum’zu sümmern, das alle Kinder lesen und schreiben lernen’; allein es sei eine noch wichtigere und schwierigere Aufgabe, dafür zu sorgen, bag alsdann die große Maffe nur gute, und für ihre Lebensbeschäftigung nüsliche > Merfe Iefe, .— Der Bericterstatter knüpft deshalb an feine . \›