Pester Lloyd - Abendblatt, September 1862 (Jahrgang 9, nr. 200-224)
1862-09-11 / nr. 208
Mutterstadt,deren Einwohner zum größten scheile mit geringem Enperbetn um ihr Dasein fristen können. Politische Rundschau,10.September.Ein Bericht von 13 Offizieren, welche mit Garibaldi an Bord des "Duca di Genyya" gebracht wurden, über das Ereigis von Aspromonte lautet : „Die von General Garibaldbi kommandirte Kolonne wurde dur die Umstände, in welchen sie sich befand, und durch die schwierige Seefahrt genöthigt, einen großen Theil ihrer Leute zurückzulassen ; viele andere verlor sie durch Hunger, der Strapazen, durch lange und unglückliche Märsche. Am Abend des 28. August lagerte sie auf der Hochebene von Aspromonte im Nordosten der Provinz Reggio in Kalabrien, eigentlich dem Orte di Forestali genannt. Die Kolonne war auf 1500 Mann zusammengeschmolzen. Garibaldi hatte sein Hauptquartier in einem sehr engen Zimmer in einem der zwei Häuschen aufgeschlagen, welche ss allein in dieser netten Ebene befinden. „Die Nacht vom 28. auf den 29. war falt und regnerisch. In Langen Zwischenräumen stürgte der Negen weltenbruchartig von einem scharfen Wind gepeitscht herab. Die Freiwilligen vermochten kaum die großen Feuer zu erhalten, die sie mit viele Mühe angezündet hatten. General Garibaldi hatte schon seine Absicht Fund gegeben, die Kolonne in zweit Abtheilungen nach verschiedenen Richtungen abmarschren zu lassen, mit Instruktionen, die auf einheitlichen Zweck und Einverständniß abzielten. Mittlerweile waren die regulären Truppen am 28. in Arct angelangt, als die Freiwilligen sich noch theilweise in Pebargont und San Gtefano befanden. Die waren ungefähr noch einen Tagemarsch von ihnen entfernt. Die Truppen kamen in einem Dorfe an, als die Freiwilligen es verlassen hatten ; einige Male begegneten sie an no) einigen Haufen und flichten ih an, Kriegsgefangene zu machen. Was für ein Krieg ? Niemand hatte gekämpft ! Die Freiwilligen hatten ansprüchlichen und formellen Befehl, nicht anzugreifen, sich nicht zu vertheidigen, rasch zu marschiren ; das war Alles. Am 29. August gegen Mittag ließ der General das Lager von Forestali Hilfpromonte aufheben ; die Truppen waren seit dem Abend vorher an Santo Stefano angekommen. Sie hatten nur noch eine halbe Stunde zu marschiren, um diesen uns offupirte Höhe zu erreichen. Um einen Zusammenfloß mit den Truppen zu berreiden, befahl der General,einen kleinen Fluß zu paffiren und, nach Norden gegen einen Hügel zu marfiren.. Wir machten in der Nähe eines Fichtenwaldes Halt und Front gegenüber den Truppen, welche auf den jenseitigen Höhen bereits erschienen. Wir stellten feine Borposten auf; die beiden Käufer des Forestals wurden nicht befest. Wir lagerten im Walde. Augenscheinlich war es die Abit Garibaldi’s, sich nicht zu schlagen, sondern den Zusammenstoß mit den Truppen zum zweiten Mal zu vermeiden. Garibaldi stand am Abhange des von unserer Kolonne befesten Hügels im Zentrum bestellten. Er flicte Offiziere an die ganze Front, um die förmliche Drdire „nicht zu feuern” zu erneuern und fab nach allen Seiten mit dem Fernalafe. Die Truppen kamen immer näher ; die Berfagliert voraus im Sturmschritt, die Liniensoldaten hintendrein. Sie theilten ih nun in zwei Theile, in der deutlichen Absicht, uns zu cerniren. Die erste Reihe von Bersaglieri war fon auf Schulweite angelangt und hatte sich bereits in Wofitton zum Schießen gefest. Unsere Kolonne sah stillschmeigend zu. Da man die Absicht hatte, nicht zu kampren, so befanden sich siele ter unfrigen, unter ihnen die Tapfersten, im Walde, kein Ruf, sein Schuß erfolgte. Nur Garibaldi, der seine Beobachtungen fortsehte, fand in seinen weiten, hellgrauen, rotbgefütterten Mantel gehalt, der um die breiten Schultern geschlagen war, und wendete sich von Zeit zu Zelt um, um zu kommandoiren : „Bebt sein Feuer !” Die Offiziere wiederholten die Drdire : „Bebt sein Feuer.” — Aber der Befehl an die Truppenkommandanten lautete : „positiv uns anzugreifen.” Die Bersaglieri eröffnen das Teuer und rüden vor. Keine Aufforderung war an uns ergangen, Kein Parla- Schauspiele nicht witherfiehen und eriiderten mit wenigen und ungefhldten Schüffen, welche Blut gerottet haben sollen. Die Anderen blieben unbeweglich. Die Stehenden blieben stehen, die Ligenden blieben eigen. Alle Trompeter ohne Ausnahme bliefen das Signal zur Einstellung des Feuers. Ale Offiziere riefen dieselbe Ordre aus. Das ist die Antwort, welche wir den Truppen fehlden, die zum Mäanchen blasen, inmitten eines wohlunterhaltenen Feuers. Der General fehlte fortwährend Inmitten eines dichten Kugelregens : „Nicht feuern!” In demselben Momente trafen ihn zwei Kugeln, eine matte am linken Schenkel, eine mit aller Heftigkeit am Knöchel des rechten Fußes. Die Schenfelwunde ist leicht, die Fußwunde laut Ärztlichem. Patere [wer und komplizirt. Garibaldi blieb im Augenblicke, als er verwundet wurde, nicht allein flehen, sondern richtete sich majestätisch auf, entblößte das Haupt, schwang den Hut und rief zu wirbelhoften Malen: „Es lebe Stalten — gebt sein Feuer!’ Einige ihm zunächst siehende Offiziere trugen ihn weg und legten ihn fadbte unter einen Baum. Hier fuhr er in seiner ruhigen Weise fort, seine Befehle zu ertheilen; die prägffesten waren : „Laßt sie heranrüden — gebt sein Feuer !" Auf unserer ganzen Fronte wurde sein Schuß gefeuert. Gleich darauf wird Menotti gebracht, der von einer Kugel leicht am linken Bein verwundet ist. Bater und Sohn liegen unter demselben Baum. Um den General bildet sich ein Kreis von Offizieren und Soldaten. Er zündet eine Zigarre an und raucht, ruft aber Allen wiederholt zu: „Schlagt Euch nit!“ Die Offiziere wiederholen zum hundertsten Male denselben Ruf. Auch unsere Trompeter bemühten sieben Truppen, die schon angelangt waren, das Signal: „Halt, stößt das Feuer ein!” zu geben, Treimillige, Bersaglieri und Linte trafen sich an einem Punkt, Alles bunt durcheinander, vom ersten Slintenschuß bis zu diesen Szenen der Verwirrung verging kaum eine Biertelstunde, Und folgende Szenen erhöhten noch die Beimwirrung. Freunde , Brüder, Verwandte, Bekannte und Waffengefährten begegnen sich, erfennen sich. Die Einen behiebt das rothe Hemd, die Andern die Uniform. Es is ein allgemeiner Austausch von Küffen, von Händebrüchen und Grüßen, die mit ernsten Vorwürfen untermischt sind. Aber die ernstesten gehen von den Rothhemden aus, die fortwährend betheuern und behaupten, nur Rom zu wollen. Man hört Unterredungen zwischen Offizieren und Offizieren , zwischen Soldaten und Freiwilligen , die eher einen politischen als militärischen Charakter trugen. Die Unserigen rufen : „Es lebe die italienische Armee!" Theilweise mit Steichailtigkeit, theilweise gebeugten Hauptes nimmt man diese n uf auf. Ein Stabsoffizier drängt sich vor. Er wird vor Garribaldi geführt, der ihn ansteht und ihm befiehlt, den Degen abzulegen. Der Offizier gehorcht, aber bemerkt, er sei als Parlamentär gekommen. Warum kam er aber nicht früher . Der General erwiderte ihm in würdiger Haltung Folgendes : „So fenne seit dreißig Jahren und weit besser , als Sie, was der Krieg tut, lernen Sie, daß Palamentäre sich nicht auf solche Weise präsentiren.” Mittlerweile pflegt man seine Wunde, und er raucht noch immer. Wiederholt fragt er die Aerzte, ob eine Anteputation notwendig sein werde, und sei dies der Ball, so solle man sie sogleich vornehmen. Die Aerzte erwidern verneinend und beruhigend. Der General beauftragt ald dann seinen Stabschef, den Kommandanten des angreifenden Korps zu rufen, und derselbe kehrt nach zwanzig Minuten mit dem Obersten Vaflavicini, zurück. Die SInstrutionen Garibaldi’s sind, zu unterhandeln, da wir uns nit mit der italienischen Armee schlagen wollen. Pallavicini, der ebenfalls alte Bekannte erkennt, erklärt vor allen Dingen, daß er positive Drecke erhalten habe, uns auf jede Weise und jeden Orts anzugreifen. Er fragt, ob wir den König anerkennen ? Wir antworten, daß es seiner Erklärungen bedürfe, daß das Programm Garibaldi’s, daß seine legte Proklamation von Catanea genüge, ‚Anentär wurde zu und gesendet, Das Gewehrfeuer wurde Zeimmeridichter. Wir hörten das bekannte Pfeifen der Kirche Ade in die Bäume einschlugen, Unglücklicherweise Der Oberst Pallavicini spricht von Ergeben, Wir antroorten, von Ergeben Fünne Feine Rede fein, da Fein Kampf stattgefunden habe, da die Angegriffenen den Angreifern nit erwidert haben , die wenigen Zobten und Verwundeten unter art unige unerfahrene Sänglinge diesem für sie neuen es