Pester Lloyd - Abendblatt, September 1866 (Jahrgang 13, nr. 200-223)

1866-09-11 / nr. 207

jetzt?Wenn es kein ungarisches Ministeriu­m geben wird, wenn sie,sehen,daß in Wien selbst das Minim­u­m der Forde­­rungen,das Elaborat des Fünfzehner-Komites nicht an Annahm­e rechnen kann,steht es außererweiseb daß der Reichstag sogleich widerspenstigen­ werdeniind b­ei den Verhandlungen»in den Ple­­narsitzungen das Elaborat in der Weise remodifizi­ert wird, daß es im­uem­­ als nichts Anderes sein wird,als die Wie­­derholung deanhaltes der 1861er»Adr«ess­e,durch anders ver­­faßte Alineas ausgedrückt.Nun weiß m­an aber­,wie man mit einem so halsstarrigen un­d unverbesserlichen Reichstag verfah­­ren muß, und die Regierung findet in den Lauptbähnen der Wiener zentralistischen Paresse Parteigänger in Abundanz, ebenso wie zur Zeit Schmerling’s, welcher die Theorie der Konstitu­­tionsvermeirlung zu besiegeln wagte.” Dies ist das Klaisonnement der deutsch:österreichischen Bureaufratie, mit gemäßigten und sehonungsvollen Worten ve­­sschildert. Unter sich sprechen sich die schönen Seelen noch deut­­licher und aufrichtiger aus. Die Mittheilungen, welche unser Korrespondent über den" unbefriedigenden Ausgang der Wiener Verhandlungen gemacht, sind von dem Schicsale eines offiziösen Dementis nicht verschont geblieben. Wir begegnen einem solchen in den Spalten des „M. Bilag". Das genannte Blatt äußert sich unter Anderem über die Stellung, welche Se. Exzellenz der Herr Tavernikus den Ver­­handlungen gegenüber eingenommen, dahin , daß die persönliche Stellung St. Erzellenz weder als Präsident noch als Mitglied einer Koalition, weder in den kom­­petenten Kreisen noch in den damals häufigen vertraulichen Konferenzen ungarischer Staatsmänner verschiedener Parteien auch nur im Entferntesten berührt wurde. Der Herr Jün­ Ta­­verninus war während seines jüngsten längeren Aufenthaltes in Wien nur berufen, über die Lage und die Stimmung des Lan­­de3 sowie über die künftige Reform unserer öffentlichen Ange­­legenheiten seine Ansichten auszusprechen,­ und er hat dies nach der Uingebung seines Gewissens mit jener Offenheit und Ent­­schiedenheit gethan, die ihm eigen sind. So seler wir auch geneigt sind, die lechten Zeilen dieser Auslassung zu unterschreiben, so fällt er uns doch fehwer , die bon . Bilag" über „die persönliche Stellung Sr. Erzellenz” ge­machten Mittheilungen mit der ganzen politischen Sachlage in Zusammenhang zu bringen, und vielleicht dürfte sich unser Zwei­­fel nicht als ganz unbegründet erweisen , wenn «­ einmal den bei der Sache betheiligten Vertretern der Denkpartei einfallen würde, die Geschichte dieser Verhandlungen zu schreiben. Herr Jovanka, dessen Ansichten über die Nothstandt­­bauten wir neulich im Auszuge mitgetheilt, polemisirt heute im „Hon“ gegen „M. Vilag”, welches diese Ansichten bekämpft hatte. Aus der Antwort des Herrn X3vánta heben wir die fol­­gende Erklärung hervor : , Benn — sagt Herr Joanta — die an der Spite der ungarischen Regierung stehenden Männer Schon im Herbst Sr. Majestät gerathen hätten, ein ungarisches Ministerium aus der Majorität des Reichstages zu ernennen (da spricht doch sein Egois­­mus aus mir, da ich zur Minorität gehöre) ; so wären mir vielleicht nicht zu einem Königgruß gekommen ; oder wenn es denn da zum Kriege gekommen wäre, dann hätte auch ich mich in die Reihe der Kämpfer und mit mir viele Ungarn sich gestellt. Sch­edlich erwähnen wir noch die Schlußstellen eines Artkels, in welchem , taple" vie , Breffe" für ihre zentralistis­­chen Agitationen zurechtweist: „Ob das Ministerium — sagt Naple — sich für den Dualismu­s ausspricht, der auch vierthalb Jahrhunderte Fein Königgras hatte, wohl aber einen ruhmreichen Erbfolgekrieg, bald darauf einen siebenjährigen Krieg und ohne Machtverringerung fünf französische Kriege ? oder ob er sich für die Zentralisation der „Breffe” und Kompagnie er­ Härt, die kaum ein anderes Resultat aufzuweisen vermag, als: Häufung der Staatsschuld, Verarmung des Staates und endlich ‚Köriggräs ? das ist nicht unserere Sache; wir flehen nicht um ein Geschenk, wir fordern unsere altererbten Rechte ; dazu prängen unsere Interessen, unsere eigenen Unteressen eben so wohl, wie die der Monarchie. ifJn aller Stille hat am­ selben Tage,wozu Prag der Friede unterzeichnet wurde,Janmütz die Auflösung des Landsturms stattgefunden.Der Auflösungsbefehl des Land­­sturmskommandanten lautet: ,,Soldaten,Gendarmen,Finanzweichleutet Alle unsere schönen Hoffnungen,dem Kaiser und dem­ Vaterlande am Kriegsschauplatze fernere Dienste leisten zu kön­­nen,hat der Friede gestört.Mittelst hohen Kriegsministeral- Reskriptes vom 15.d.M.ist die Auflösung der Landflur und Organisation beschlossen worden,und ich bin angewiesen,eusch aus dem Verbande unseres kleinen Korps zu entlassen-Die kurze Zeit,welche ich euch zu befehligen die Ehre hatte,bewies mir,daß es unter uns nur brave,wackere Männer gab,treue gute Patrioten,echte Soldaten,die mit Ungeduld den Augens blick ersehnten,sich mit dem­ Feinde unseres Vaterlandes zu messen,die mit ausdauern derym­gebung alle Entbehrungen und Beschl­ernisse des Kriech zu end­en wußten,­und fernerhin zu ertragen entschlossen blieben.Daß unser Wirken welches so erfolgreich zu werden versprach,mitten i­i ‚Entstehen brach ge­­legt wurde, ist nicht unsere Schuld. Was in den wenigen Tag an unseres Beisammenseins’ geleistet worden ist, liefert­ den un­­umstößlichen Beweis, daß wir Hand angelegt hatten an ein dem Baterlande außbringendes Unternehmen. Die Bestürzung des Feindes , der während der wenigen Tage unserer Thätig­­keit fast ganz Nordmähzen und das nördliche Schlesien bis Trop­­pau geräumt hat, die ohnmächtige Wuth, mit welcher er unsere Spur überall zu verfolgen bemüht blieb, ja noch während des Masfenstilstandes in Altstadt, Engelsberg, Karlsbrunn u. s. w. mit ffieberhafter Ungeduld und starker Macht verfolgte, endlich) der Preis, den er auf die Gefangennahme Gutes Kommandan­­ten zu jeßen sich beeilte, alle diese Thatsachen geben ein Zeug­­nis ab für den großen Werth unseres Unternehmend und für den Werth der Leistungen eines jeden Einzelnen , der ji mit hingebender Begeisterung, erfüllt von Vaterlandsliche, unserem fliegenden Korps freiwillig angeschlossen hat. Liebe zum Kaiser und zu unserem schwergeprüften, schwer dasniederliegenden Va­­terlande, werdet ihr, werfen bin ich überzeugt, nie verleugnen ; und so möge denn auch das Losungswort, welches wir bei An­­beginn unseres Wirkens , von feindlichen Lagern und Wirthei­­lungen umgeben, am Buchberg zu dem unseren gemacht haben, uns als Erinnerung dienen für die Zukunft und immerdar dasselbe bleiben für alle kommenden Zeiten : „Hoc Desterreich !" Dlmüs, den 23. August 1866. Alfred von Pivenot”. Die Redaktion der „K­onstitutionellen Deste­r­­reichischen Zeitung“ nimmt in folgenden Worten von ihren Leitern Abschied : Beson­dere B Verhältnisse bestimmen uns, die „Konstitutio­­nelle Desterreichische Zeitung” von morgen an nicht mehr ers­scheinen zu lassen. Die „Oesterreichische Zeitung” hat sich von einem dem Handel und der Schifffahrt gewidmeten Medien­­blatte, als welches sie ursprünglich in Triest erschien, zu einen die allgemeinen Steressen umfassenden Blatte allmälig heraus­gebildet, getreu ihrem Namen während eines Zeitraumes von beinahe dreißig Jahren fi als ein wahrhaft konservatives, echt österreichisches Organ bewährt, und selbst ihre Gegner werden ihr das Zeugniß der Ehrenhaftigkeit nicht versagen künnen, die sie jederzeit zu behaupten gestrebt hatte und auch behauptete. Mit diesem Bewußtsein scheidet die „Oesterreichische Zeitung” aus den publizistischen Kreisen, indem sie hiermit ihren Freun­­den für das ihr bewiesene Wohlwollen wie ihren Mitarbeitern für ihre geistige Unterfrügung von aufrichtigsten Dant erstattet. * Franz BulbÉy ist gestern Morgens nach Wien abgereist. L Wien, 10. September. In Hoflreifen herrscht gegen­­wärtig große Bewegung, es bereiten ji mannigfache Xenderuns­gen in den Hofämtern vor, und es verlautet, Fürst Bin ., Fi

Next