Pester Lloyd, Mai 1868 (Jahrgang 15, nr. 104-130)

1868-05-23 / nr. 123

Der Anschluss der u­ngarischen Bahnen an das türkische Wahnnetz. vest,22.Mai. I Die Kontinuität des Transportes ist eine der wich­­tigsten Grundbedingnisse des großen­ Handelsverkehrs und hat demzufolge die Fortsetzung der ungarischen Haupt-Eisenbahn­­linien bis an’s Meer eine hohe Bedeutu­n­g für den gesammten westeuropäischen Transito-Verkehr nach dem Oriente. Durch den zwischen der kaiserlich ottom­anischen Regie­­rung und dem Konsortium C.und L.van der Elst und Komp. abgeschlossenen Konzessionsvertrag vor 1131.Märzl.J.er­­scheint die Ausführu­ng der türkischen Linien von Konstantinopel, Salonich und Euos bis an die ungarische Reichsgrenze gesichert, und bildet nunmehr die Bestimmung der Anschlußpunkte den Gegenstand diplomatischer Unterhandlungen zwischen den Kabi­­netten der österreichisch-ungarischen und der türkischen Regie­­rung,welche letztere die Bestimmung dieser Anschlußpunkte in­ dem Vertrage offenhielt. Wir theilen vor Allem unseren Lesern die Hauptbestim­­mungen dieses Vertrages mit: Artikel I.Die kaiserlich ottomanische Regierung ertheiltten Her­ents­ und L.van der Elst und Komp.auf die Dauer von 90 Jahren die Konzession zum Bauernt-Betriebe eines Eisenbahnnetzes, welches folgende Linien in sich zulasset it s)Eine Hauptlinie,welche von Konstantinopel ausgehend,über Adrianopel und Tatar Bazardjik,Bosnien durchschneidend,bis an die Save zu führen ist. b) Mehrere Zweigbahnen, und zuvar: 1. Bon Novi,Bazar an die serbische Grenze. 2. Don Salonidh bis zur Hauptlinie. 3. Bon Enos nach Norianopel. 4. Bon Adrianopel nach Barna. Artikel HM Die Gesellschaft ist verpflichtet, die Hauptlinien durch Bosnien bis an die Save zu führen, und genießt in diesem Falle eine A Interessengarantie von 25.000 Frants per Kilometer für die ganze zwischen Tatar Bazardjif und der Save gelegene Strecke. Die Gesellschaft ist jedoch gleichfalls ermächtigt, ihre Linie bis an die Save pur serbisches Territorium unter der Beringung zu führen, daß sie sich diesbezüglich mit der fürstlich serbischen Regierung in’3 Einvernehmen fett, unter Bedingungen, welche dem Merfehre auf der vorerwähnten Linie in seiner­­­eise abträgig oder hinderlich sein können. An diesem Falle kann der Bau der bosnischen Linie vertagt werden und wird zwischen der Regierung und der Gesellschaft ein dies­­bezüglicher Verzugstermin vereinbart werden ; es bleibt jedoch fettgefegt, das Novi Bazar der Ausgangspunkt der dur Serbien zu führenden Linie sein müsse, hingegen bleibt der Gesellschaft die Wahl der Trace zwischen Novi Bazar und Tatar Bazardjik überlassen. An allen Fällen bleibt der Gesellshaft ein Reinerträgnis von 25.000 Grants per Kilometer von Tatar Bazardjik bis zur serbischen Grenze garantiet. Sollte mit der fürstlich serbischen Regierung innerhalb des Zeit­raumes von 3 Monaten sein Uebereinkommen erzielt werden und die Linie in der vorerwähnten Weise duch Bosnien bis an die Save ge­führt werden, so verpflichtet ich in diesem Falle die kaiserliche Regie­­rung, ihre Einwilligung zur Verbindung der Hauptlinie mit einer ser­­bischen Linie ohne ein vorhergegangenes Einverständnis zwischen der serbischen Regierung und der Gesellschaft nicht zu geben. Artikel IX. Das ganze Ne muß innerhalb 9 Jahren, vom Datum der­­ Konzessionsurkunde an gerechnet, beendet sein, unter Auf­­rechthaltung des im Artikel 2 gemachten Vorbehaltes. Für die Ausführung der Sektionen von Konstantinopel nach Adrianopel und­ von Enos nach Aprianopel wird schon seit der Termin von vier Jahren, vom Datum der Konzessionsurkunde an gerechnet, festgefagt. Für die übrigen Sektionen werden die Bautermine nach Maß­­gabe der Vollendung der Track­ungsstudien später festgeseht werden. Artikel X. Sobald eine Sektion vollendet und von den fei­­erlichen Kommissären übernommen worden it, kann sie für den Betrieb eröffnet werden. Artikel XI. Die ottomanische Regierung gewährleistet der Konzessionsgesellschaft als Kilometrisches Reinirträgniß : 1. 21.000­ Frant3 für die Strecke zwischen Konstantinopel und Z Tatar Bazardjit ; 2. 25.000 Frantd für­ die Giiede von Tatar Bazardjit durch Bosnien bis zur Save oder bis zur serbischen Grenze; 3. 22.000 Frants für die übrigen Strecken bes Need. Die Garantie beginnt vom Tage der Betriebseröffnung auf jenen Sektionen, weldhe vollständig, dem Betriebe übergeben und durch die kaiserlichen Kommissäre übernommen­­ wurden.­­ Desgleichen muß unbe­­dingt eine der beiden Strechen Konstantinopel,Marianopel oder Enoss Adrianopel dem Betriebe übergeben sein, damit die Garantie in Wir­­kung trete. Artikel XII. Sobald die Nettos Einnahmen das garantirte Erträgniß überschreiten, entfallen zwei Drittel des UWeberschhsses zu Gunsten der von der Regierung früher geleisteten Subventionen. Artikel XX. Im Cinflange mit den Bestim­mungen einer gleichzeitigen abzuschließenden Special Konvention erhält die Gesellscaft das Privilegium, die im Napon von je 10 Kilometer zu beiden Seiten der Bahn gelegenen Bergwerte, Kohlengruben und Wälder auszubeu­ten, und bei dem State zu fallende Gerwinnstantheil wird eventuell in die als Garantie zu zahlende Summe einbezogen. (Im Sinne der Artifeld 3 dieser gleichfalls am 31. März I. 3. abgelaufenen Spezial:Konvention entrichtet die Gesellsshhaft dem Staate, vom Reinerträgnisse der Minen und Wälder 10 Percent; vom Lein:­erträgnisse der Wälder 30 Bercent.) Artikel XXII Die Konzessionsgesellschaft darf auf Grund­­lage der gegenwärtigen Konvention erst dann Aktien, Obligationen u. |. mw. emittiren oder anderweitige Anlehen contrahiren, wenn die Ausfüh­­rung des Bahnweses m wenigstens in einer Länge von 450 Kilometer vollendet ist. Artikel XXIII Unter Aufrechthaltung des im vorher­­gehenden Artikel XXII gemachten Vorbehaltes ist die Gesellschaft er­­mächtiget, fid) als anonyme Gesellschaft zu constituiren und fid) das zur Ausführung der übernommenen Arbeiten erforderliche Kapital zu be­schaffen. Die Statuten dieser Gesellschaft­ unterliegen der Genehmigung der kaiserlichen Regierung. Die übrigen, hier nicht teitlich reproduzirten Artikel enthalten Bestimmungen über die Bau-Ausführung, Betriebseinrichtung und son­stige administrative Angelegenheiten. Hervorzuheben ist, daß die Bahn ür 2 Geleise hergestellt werden muß, doch wird gestattet, daß vorläufig nur Ein Geleise mit den nöthigen Ausweichstellen angelegt werde und dürfen auch die Gifenkonstruktionen der Brüden für Ein Geleise einge­­richtet werden. Der Sig der Gesellschaft it in Konstantinopel. Der Vertrag ist gezeichnet: Der Minister für Handel und öffent­­liche Arbeiten Cabouly BHafda Für die Gesellschaft: E. u. 2. Bander Elft Freres u. Comp. Ferners zur Authentiscirung : der Dragoman des tfaiferlidhen Divans A. Aarifi Bey. Der fönigl. belgische Geschäftsträger ad interim Comte de Noidan 8. Aus den Bestimmungen des vorliegenden Vertrages berich­­tet hervor, daß die türkische Regierung, wahrscheinlich in Folge politischer. Schwierigkeiten mit Serbien, nunmehr die Haupt­­linie dur­ Bosnien zu leiten beabsichtiget und könnte ein An­schluß des ungarischen Bahnnekes an das türkische alabann mir in Siffet oder Brood an der Save effertuirt werden. Ein sol­cher Anschluß entspringt in seinem Falle den berechtigten In­­teressen Ungarns und der Monarchie im Allgemeinen. ‘Der größte Theil des österreichisch ungarischen Territoriums würde von dieser Welthandelslinie ganz bei Seite Liegen gelassen, welche nur die südwestlichsten Grenzen berühren würde. — Es ist daher von hoher Bedeutung , daß bei den Verhandlungen über die Anschließpunkte vorerst darauf Bedacht genommen werde, daß die von Konstantinopel und Salonich fommenne Hauptlinie so geführt werde, daß der Anschluß an die ungarische Linie zwis­­chen Pancsova und Bazias Statt­finde. Nur wen biese Ver­­bindung und somit der Transito über Pest und Wien gesichert it, könnte auch ein Anflug an die zur Save konzessionirte bosnische Linie ohne Schädigung der vitalsten Sinteressen Dester­­reichs und Ungarns zugestanden werden. So viel und bekannt, beruhen die Schwierigkeiten bezüg­­lich der Führung der Bahn durch Serbien hauptsächlich darauf, daß die serbische Regierung die Anknüpfung an die türkische Linie über Nissch anstrebt, während die türkische Regierung dar­­an festhält , daß die Linie nach Serbien von Novi Bazar aus geführt werde. Wir begreifen vollkommen die politischen Motive, welche die­­­ ottomanische Negierung die Anknüpfung der serbischen Linie an die türkische bei Novi­ Bazar wünschensiverth. erscheinen lassen. Doc sind bei großen Welthandelslinien einseitige poli­­tische Motive nicht die allein maßgebenden , sondern entscheidet das allgemeine Interesse,, und dieses spricht unbedingt für die Führung der Bahır von der Donau durch das Morawathal über Alek­naz, Ali, Tatar-Bazarvjif u. s. w. nach Sofia, Adrianopel, Konstantinopel mit einer Abzweigung von Sofia nach Salonidh). Nachdem bei Bestimmu­ng des Anschlußpunktes unsere Re­gierung jedenfalls ein­ entscheidendes Botum abzugeben‘ hat, so dürfen wir wohl hoffen, daß es gelingen wird , einen Ausweg zu finden, welcher die Führung der Bahn durch Serbien sichert und auf diese Weise eine nicht win­den österreichisch ungaris­­chen , sondern auch die Gesammtinteressen des europäisch-orien­­talischen Kontinental-Handelsverkehrs entsprechende Lösung dieser Frage gewährleistet. Politisch-militärische Briefe über Die neue We­hrverfassung. HI. A Bevor wir unsere Ansichten über das neue Wehrgeset wei­­ter aussprechen, müssen wir gerwissen Meinungen entgegentreten, die wir hier und da zu hören Gelegenheit hatten. Je weniger Nachrichten über das in Nede stehende Gefeg im Allgemeinen unter das Publikum kamen,desto verschiedener waren die Ansichten,die man über dasselbe aussprach.Diesinen nannten es das preußische System,die Anderen ein gemischtes,die Dritten sagten, das französische System des Marschall Niel habe gesiegt.Hätte man das französische System studirt,so hätte man gefunden,­dass,trotz­­dem es große Massen schafft und diese praktisch organisirt,den­­noch Loskauf und Stellvertretung in jenem System auf eine Art möglich sind,die wahrhaftig alles eher genannt werden kann, als moralisch.Auch mit dem preußischen System hat das unserige im Allgemeinen keine guße Aehnlichkeit es ist vielmehr ein der österrei­­chischungarischen Monarchie eigenthümlichesz es beruht auf unseren Verhältnissen­ trägt ihnen Rechnung und dürfte vielleicht als der erste Versuch auf dem Kontinent bezeichnet werden,das Milizsystem vorzu­bereiten und es in der Zukunft möglich zu machen.Die Stellvertre­­tung und der Loskauf konnte nicht beibehalten werden,das Rechtsbe­­wußtsein des Volkes gestattet es gar nicht,diese Maßregeln aufrechtzu halten.Esmaki für gewisse Kreise unendlich unangenehm sein-Unter allen Umständen dienen zu müssen,aber der Geist,der in unseren Gesetzen enthalten ist,die freisinnigen Grundlagen­,auf denen die Ver­­fassung Ungarns und jene der Erbländer beruht,machen es unmöglich, daß irgendjemand,der im Uebrigen dazu geeignet ist,sich dem Dienst im Heere entziehe. Wer die Zähigkeit kennt,mit der m­an in gewissen Kreisen an Vorurtheilen hängt;t wer das Mißtrauentennt,welches gegen Ungarn leider noch herrscht(und welches übrigens Ungarn viel eher berechtigt wäre gegen die deutschen Erbländer zu hegen);wer die Thätigkeit gewisser Kreise kennt,die mit allen Mitteln,die ihnen zu Gebote stehen,ankämpfen gegen die bestehende und entstehende­ Ordnung der Dinge,der wird begreifen,welchen Sieg Graf Andrässyerfocht, als es ihm gelang die Ansichten der gemäßigte­­ öffentlichen Meinung zur Geltung zu bringen. Die preußische M­ehrverfassung war das Ver­­dienst Scharnhorst’s, aber neben ihm nennt die Geschichte Stein und Hardenberg; es ist lediglich und ausschließlich ein Verdienst des Grafen Andräffn, daß er die alte ungarische M­ehrverfaffung in so prastischer Form wieder neben der in der Gegenwart so nöthigen, dur den jenigen Kriegsminister reorganisirten und schon doch das Gefet von 1715 begründeten stehenden Armee zur Geltung brachte, und hierdurch eine der wichtigsten Fragen des Ausgleiches zur Lösung vorbereitete. Die Geschichte wird neben dem Monarchen den ung. Ministerpräsidenten immer als den Mitbegründer der W­ehrkraft Ungarns nennen und je ausschließlicher sein verdient, je wertevoller ist es. Neben dem gemeinsamen Kriegsheer, welches die nationalen Elemente nicht entbehrt, hat Ungarn also eine Landwehr, die nicht bloß auf dem Papiere besteht, sondern ihre stabilen Cabres hat, und neben den älteren auch jüngere Mannschaften in sich aufnimmt, mithin eine Mehrkraft, die weder vom Feinde noch von uns selbst unterschäßt werden darf. Was Speziell jene betrifft, denen eine gesonderte, jedoch unter dem gemeinsamen Oberbefehl stehende Landwehr nicht genügt, die die Gefahren der thatsächlich bestehenden Verhältnisse unterfhägen und eine eigene, gesondert bestehende Armee verlangen und behaupten, daß diese auch billiger sein würde als jene, welche einen ergänzenden Bestand­­theil der Gesammtarmee bilde, so stellen wir donselben folgende Rech­nung gegenüber Gegenwärtig Kosten Armee und Flotte, inklusive Grenze 76,207.000 fl., davon kommen aus Ungarn ca. 22 Millionen. Nun können wir bei unserer geographischen Lage­ schwerlich sofort ein reines Milizsystem annehmen, es würde uns im Gegentheil nichts erübrigen, als ebenfalls ein Cadre­ und Landwehrsysten anzu­­nehmen, und dies würde nach einem dem jegigen ähnlichen System, intlusive Pensionisten und Invaliden ca. 174.500 Mann beanspruchen. Im norddeutschen Bunde, der doch immer als Muster aller militärischen Einrichtungen hingestellt wird, foftet ein Mann 225 Zblr. oder ca. 337 fl. öfterr. Währ., bei und 226 fl., nehmen wir also die legtere Summe zur Grundlage, so entstünde für un eine Ausgabe von 39,437.000 fl. ohne Flotte. Dem­­gegenüber steht jebt eine Summe von 22,448.000 fl. für Heer und Flotte, folglich gilt die Behauptung nur, daß­ ein getrenntes Her weniger fosten würde ; im Gegentheil, wenn man die Neuerrichtung vieler Anstalten 2c. mit in Betracht zieht, so. dürfte die Dif­­ferenz­ noch größer sich herausstellen, aber auch sedon jet beträgt sie 16,989.000. fl., ohne daß man eine Flotte hätte. Man sieht hier klar, daß die gegenwärtigen Verhältnisse auch ihre Vortheile haben und man sei versichert, daß in der Lage, in der wir uns befinden, die Annahme eines Systems nach dem Muster der Schweiz vorläufig un­­möglich ist; führen wir also Heinere Cadres ein, verbessern wir die Ge­­halte, vervollständigen wir unser Vertheidigungssystem und berechnen wir den Mann zu 337 fl., so würden die Kosten bei nur 120.000 Mann circa 40.440.000 fl. betragen und auch hier wäre no für die Flotte sein Kreuzer in Anrechnung gebracht. Gibt man übrigens den einheitlichen Oberbefehl zu, so muß man all die Koncentrirung­­ der Geldmittel in eine Karje­ zugestehen, denn in einem stehenden­­ Heer, welches von einem Oberbefehl geleitet wird, können nicht zwei Admini­­strationen­ bestehen, und so ist denn die gemeinsame Verwaltung des Kriegswesens im stehenden Heer unter den gegenwärtig bestehenden politischen Verhältnissen nicht nur das einzig Mögliche, sondern das Bors theilhafteste, und auch deshalb, weil tieber die birefte Landesvertheiz­­igung au­ch eine Tanciwehr geschieht, die zwar unter den Oberbefehl bei die Operationen leitenden Heerführers gestellt ist, dennoch aber zunächst durch eigene Führer befehligt wird. Wir können nicht mit Seren übereinstim­­men, die behaupten, die militärische Kraft der Monarchie sei erschüttert, 63 steht dem­ Staate ein stehendes Heer zur Verfügung,­­dessen innere Kraft durch nichts gebrochen ist, welches durch nationale Elemente nes ftärkt, aber nicht ges­chwächt wird. Die gegenwärtig zur Vorlage ge­­langende Heeresorganisation hat somit eine wichtige Frage des M moder­­nen Heer­wesens glänzend gelöst ; sie hat die offensiven und defensiver Reserven ermöglicht, einen Gedanken verwirklicht, den berühmte Solda­­ten lange ausgesprochen hatten, ohne jedoch eine passende Form dafür gefunden zu haben. — Die gemeinsame Leitung und­ Führung­ ist­ nire­­gends erschüttert worden, die Kraft des Oberbefehles ist vollständig er­­halten und die einheitliche Verwaltung ist im Kriege so Sicher gestellt wie möglich. Wir haben viel gehört von Besorgnissen, die man jen­­seits der Leitha von der ungarischen­ Landwehr hegt. Dies zeigt­ aber nur, daß man in gewissen Kreisen nichts gelernt und nichts vergessen hat. Wäre 1859 Ungarn befriedigt­ gewesen, hätte­ die­ heutige Ver­­fassung bestanden, 1866 wäre uns erspart geblieben. Hätten die Zen­­tralisten duch ihre Theorien und­ die Doktrinärs, die" am Staatsader waren, nicht die Monarchie an­­ den Rand des Abgrundes gebracht, man w­ürde heute nicht an fast unheilbaren Defizits laboriren. Waren die Zentralisten vielleicht nicht gewarnt, hat Paul Somffich in seinem berühmten Buch „Ungarn und das legitime Recht seines Königs” nicht fat die Stunde vorausgesagt, in der Alles zusammenbrechen erde, und wenn man sagt, wir sprächen unmüberlegt von „Dot­­trinärs”, so fragen mir heute, wenn die Minister, die seit dem Jahr 1848 bis NKöniggrä am Mudet des Staates sich befanden, und das Unglück von 1859 wie 1866 verschuldet haben, seine Doktrinäre waren, was waren sie denn? — Niemand wirft einen Stein auf ein tapferes Volk, welches, wenn er sich seiner alten Rechte erfreuen will, nur in­ treuer­ Verbindung mit der Krone Ungarn die Garantie für dieselben finden kann, für Rechte, die es, mit Ungarn vereinigt, während der Zeit von Jahrhunderten genoß­ . Eben in der Wiederherstellung alter historisch begründeter Verhältnisse, in der Be­friedigung der nationalen Elemente liegt die unglaubliche Kraft, welche heute wo in der Monarchie schlummert, die berufen ist, die modernen Gedanken des Wesens in den Osten zu tragen. Diese Arbeit der Kul­­tur, die das moderne Desterreich-Ungarn hat, kann duch jene feelen­ und geistlosen Wühlereien nicht gestört werden, die sich in ultrasflavis­­chen Kreisen breit machen. Auf das Verremnen berechtigter Reitver­­hältnisse folgt öfter der Wahnsinn, oder ist­­ bereits Wahnsinn, ent­­standene rechtlich begründete Verhältnisse nicht anerkennen zu wollen ? Eines ist so traurig wie das Andere. Die Zeit eilt vormärts und Alles was sich dieser Vorwärtsströmung anschließt, lebt oder wirkt selbst im Tode befruchtend. Den gewordenen und täglich werdenden Verhält­­nissen des modernen Staates stellen, sich nur ene gegenüber , die durchaus nur als Ruinen im künftigen, sich herrlich entfaltenden Leben dastehen wollen. It es nicht eigentlich überflüssig, mit diesen Ruinen si zu beschäftigen So verschieden die Völker sein mögen, die in dieser Monarchie zusammen­leben, ein Monarch beherrscht. Freie Gefege fhüsen sie, und Trebtere sind noch immer bessere Bindemittel gewesen, als doktrinäre Staatsverfassungen nach französischen Chablonen oder Organisationen militärischer Ultra’s, die übrigens unter den­jebi­­gen BVerhältnissen gar nicht einmal durchzuführen wären. dr a Die Bahnlinie Karlstadt - Finme. Bom Baudireftor Thommen, In einer zweiten Serie von Artikeln des „Hazank”, welche aus derselben Feder stammen, wie die über den Fiumaner Bahnhof­ und Hafenbau veröffentlichten, wird nun auch die von mir beantragte und vom Ministerium genehmigte Trace der Bahnlinie von Karlstadt nach Fiume einer Kritis unterzogen. € 3 liegen mir die drei ersten Artikel vor. Ab muß, da dienst: lie Obliegenheiten mic von Best abberufen, zu einer kurzen Antwort auf diese drei Artikel mid) entschließen, ohne deren etwaige Nachfolger abwarten zu können. Man greift meine Trace vom subjektiven und objektiven Stant­­punkt an. Den wiederholten­­ Angriffen auf meine P­erson’ —­ben aber­­mals in die Oeffentlichkeit ‚geworfenen Neußerungen des Zweifel an meiner gewissenhaften Pflichterfüllung "gegen das’Land, dem ich diene — den Andeutungen, daß’ ich die Trace der Karlstadt-Fiumaner Linie im Interesse der Südbahn absichtlich verfälechtete, auch nur ein Wort entgegenzufeßen —. deffsen glaube ich mich enthalten zu können. Wenn man mir sodann die Fähigkeit­ zur Lösung der vorlie­­genden Aufgabe abspricht, so muß ich eben die Verantwoortung für die Mahl meiner Wersen zur Leitung dieser­ Geschäfte Zonen überlassen, welche mich berufen haben. Nur Einen Puutt erlaube ich mir zu erwähnen. Ich habe in der Schweiz an Gebirgsbahnen gearbeitet;ich habe die Brennerbahn­ die erste Openbahn,track­t,pkojektirt und ge­­baut,und allseitige Anerkennung in der technischen und Geschäftswelt für diese Arbeit gefunden;ich habe eine z zweite nicht minder schwierig .«"" Defter Briefe. XIX. 22. Mai. M. Wenn das ungarische Publikum den Önferaten Der geogen Blätter Deutsálands und des übrigen Auslandes einige Beachtung scheifen wollte, so wü­rde es wahrnehmen, daß jebt der größte Theil der die größere Hälfte dieser Journale beredenden Inserate aus den Anzeigen von Badeadministrationen besteht, gerade so wie zur Zeit unter den Inferaten ıumierer großen Blätter die Kundmachungen der Müllenverwaltungen und altberer werter Unternehmungen die erste Stelle einnehmen. Kaum daß wie­ in einem verstecten Winkel des einen oder beg­amberen Blattes einer Leinen Annonce begegnen, welche die Aufmerk­ant­­­eit auf eines oder das andere der ungarischen Bücher lenzt. Und es ist gut, daß es so ist. Wir nehmen ferner wahr, daß unnsere Aerzte ihre Patien­­ten oder Diejenigen rauen, welche ihren Männern glauben machen, sie seien Frans, nicht in unsere vaterländischen, wenn auch noch so heilkräftigen Bäder, sondern in ausländische Kurorte fch­den. Auch das hat seinen guten Grund. Gewiß wird es andh jedermann aufgefallen sein, dag die Noministrationen unserer vorzü­glichsten, munderthätigsten Bäder das Resultat der Analyse ihrer Heilquellen in der Regel nicht zu veröffentlichen pflegen. Nirgends im Auslande, aber selbst nicht auf den besuchtesten Plänen der wolfreicheren heimischen Stäbhte begegnen wir einer als Neffaue dienenden Affiche, welche die Aufmerksamkeit auf die ungarischen Bäder leiten wü­rde. Es wäre Dies gewiß eine große Selbstverleugnung, eine große Versäumnniß, wernn es nicht pure Gewissenhaftigkeit wäre. von alledem ist aber der Grund darin zu suchen und zu finden, daß sowohl unsere Aerzte, als an unsere Badeadmini­­strationen recht wohl willen, daß der Kranke nicht bloß Trink­­brummen, nicht bloß Bäder, nicht bloß reine, aromatische, milde Luft, sondern auch Ruhe und Bequemlichkeit brauche. Allein so wahr eg ist, daß dies Lebtere auch in einen oder zwei vaterländischen Bädern zu finden ist, so wahr ist es auch, daß es nicht überall und selbst an solchen Orten nicht anzutreffen ist, in denen der Kranke Heilung finden könnte. Unsere Aerzte, Badeeigenthümer und Badeadmministrationen triffen, daß der Kranke für ben­ vermißten Komfort nicht jene historische und archäologische Merkwürdigkeit als Erlas nehme, daß das Bad heute noch beinahe in demselben Zustande sich ber findet, wie zur Qartenzeit ; sie wissen, daß der gebildete Mensc nicht bloß jene Definition des Wortes Komfort fennt : „reines Zimmer, reines Bett, reines Bad“, sondern mat unter dem Worte Komfort eine Menge von Dingen zu verstehen, welche in der meisten unserer Badeorte sammt und sonders fehlen. Allein mit der V­erschmähung der Reklame, dieser geistreich­­sten Erfindung des 19. Jahrhunderts, haben die Betreffenden ihre Pflichten gegen die leidende Menschheit und gegen die von von Franken Frauen in Anspruch genommenen Geldbörsen ihrer Männer noch lange nicht erfüllt. Die Betreffenden müßten bestrebt sein, ven Komfort, wel­chen der Kranke und Nichtkranke im Auslande antrifft, uuch im Reiche der vaterländischen H­ygien einzubü­rgern. Wir glauben von dem Komfort, wie wir ihn verstehen, eine richtige Vorstellung zu geben, wenn wir, ohne alle Uebertrei­­bung, jenen Zustand berühren, der — wer könnte es leugnen? — fast noch im allen unseren Badeorten heimisch ist. Wie in allen Kurorten der Welt — jene ausgenommen, wo jede Emotion streng verboten und die Saison immer lang­­weilig ist — besteht zumeist nahezu die Hälfte der Kurgäste aus Gesunden, fi völlig wohl Fühlenden. Der Badeort ist zugleich ein Unterhaltungsort, ein Tummelplat des Luxus, der Großthuerei, der Sucht nach Abenteuern, der Spekulation, der Eroberungsluft. Noch eine zweite Aehnlichkeit gibt es, welche darin besieht dag unsere Badeorte eben­so theuer sind, wie die am meisten im die Mode gekommenen ausländischen Bäder ersten Ranges. Einer der wesentlichsten Unterschiede besteht jenoch darin, daß in den ausländischen Bädern der Kranfe ver Herr ist und bak, sowie in der Kirche der nicht Andachtshalber, sondern zur Besichtigung der Kunstihäge Eintretende den seine Andacht­sVerrichtenden nicht stört , ebenso der Gefunde dort nicht die Aue derjenigen stört, welche dahin gekommen sind, um Genesung und Linderung ihrer Leiden zu suchen. Das ist leider bei uns nicht so. Bei und dominiert der Gefunde ü­ber den Kranken. Die Bavepolizei ist eine unbekannte Institution in den gesegneten Flächen, Thälern und Bergen , die von den Karpathen 518 zur Aoria sich­erstreden. Polizei ! Traum, das ist im Kassischen Vaterlande der Frei­heit, in England, eine eben­so in Achtung stehende Institution, wie die Institution der L­ebensrichter und der Geschworenen. Wir sind nun aber auch in dieser Hinsicht seine Engländer. Es ist allerdings wahr, daß in der Vergangenheit eine väterliche Negie­­rung blutwenig dafür gethan hat, der Institution der Polizei bei uns Achtung und Sympathie zu gewinnen ; wir haben jedoch auch die Jury­ nicht aus der Vergangenheit ererbt, und künnen wir wohl behaupten, daß nun, wo wir im Befug dieses mächtigsten Freiheitshortes sind, diejenigen, welche sich für die Adepten der Freiheit, der Demokratie, für die privilegirten Wächter der drei finnigfei­ und des Gefebes halten, der ein strenges Verbift füllen­­den Jury etwa den M­eihrauch der Berehrung treuen ? Umsonst Wie nach dem­ Glauben eines unserer „verfann­­ten Genies" das Genie, so. fann und darf auch nach den Be­­griffen der Gentry im der Provinz die Ländliche Gentry ni­cht gemaßregelt werden. Der Unger ist nicht zwischen den Bergen geboren und hat sich nicht zwischen den Bergen angesiedelt. Wie sein Pferd, braucht auch sein Auge, sein Vergnügen eine eu­blose Ebene, auf der es frei ummherschweifen kann Bis zu dem Punkte, wo der Himmel die Erde berührt. Es ist fürwahr unbe­­greiflich, daß der feinen Zwang, seine Beschränkung lebende Unger die enge ungarische Hose und den die Taille einzwängenden Dol­mány erfunden hat ! ! Nun, wenn er diese auch erfunden hat, so Hat doch sicher­­lich nicht er die Polizei erfunden. Nicht er hat jenes Gefet erfunden, dem gemäß man den Kranken Nadıts ruhig schlafen lassen muß, daß mit der Nacht die laute Luft zu verstummen und auch die Geige des Zigeuners sie zur Ruhe zu begeben habe, wenn Mitternacht Die Herrschaft übernimmt. Wie erst sollte er jenes drühende Panzerhemd erfunden haben, nämlich, dag es aich bei Tage nicht erlaubt sein so­, in einem Badeorte die Nähe zu flören ? Ei, warum nicht gar ! Gind wir etwa deshalb mit einem Biererzug, dessen Aufchaffung uns so große Opfer gefottet (in häufigen Fällen war wohl der Berläufer das Opfer !) in das Revier der Kranten gefongen, um dann nicht einmal das Bergnügen zu haben die Kraft unseres Armes im Peitschenknallen zu produziren ? Gestehen wir jedoch, daß Dies an vielen Orten noch das kleinere Uebel is. Das größere Uebel ist, daß viele von den Ce­funden si glauben machen, ihnen sei Alles erlaubt, und daß der Heilung und Ruhe suchende Krone, wenn er nicht abreisen will, genöthigt ist, alle Saunen, Einfälle und Tollheiten solcher Babe­­tpfannen zu bulben. Wir verwahren und Dagegen, als bächten wir bieber an die üieber vber Parader Gaifon. Unsere Bemerkung ist eine ganz allgemeine, die ja so ziemlich auf jenes Bad paßt. Nicht das si­eg jedoch, was Die Aufmerksamkeit des Stan­teg auf die Badeorte und speziell auf jene Bäder senfen sollte, deren Befiger das Aerar oder die sogenannte todte Hand ist. In den Bädern befist unser DVaterland nicht nur vom fanitätlichen Gesichtspunkt einen ungeheuren Schag. Mit alleiniger Ausnahme des Karlsbader Sprudels vielleicht gibt es in Europa feine ein­­zige Heilquelle, die nicht auf dem Gebiete des ungarischen Net­z­es ihres Gleichen fände. In welchem Zustand sind jedoch in der Regel diese Quellen ? Wie viel Geld wandert jährlich aus dem­ Land, welche Nevenue entgeht dem Lande dadurch, daß nur diejenigen unsere Kurorte benüten künnen, Die auch mit dem pri­­mitierten Komfort fid begnügen, und melde dort, wo die Gaison in der Regel eine betuchtere ist, fich eine Wohnung verschaffen können . Bieleicht ist auch dies die Ursache, das bisher so wenig, oder so gut wie nichts dafür geschehen ist, die Aufmerksamkeit des Auslandes auf unsere Kurorte zu senfen, und mag man die Heilkraft vieler Quellen über ihre unmittelbare Umgebung hin­­aus im Lande selbst frum territ. Das kann aber nicht länger so bleiben. Die Sanitätsab­­theilung des Landesgouvernements darf nicht blos zur Zeit der Ninderpest ein Lebenszeichen von sich geben ; sie muß sowohl die Nothwendigkeit möglichster V­erwerthung dieser unserer brachliegen­­den Schäge und somit ihrer Bekanntmachung, als auch, und in erster Reihe, die Nothwendigkeit einer Badepolizei einsehen. Auch ohne Verlegung des Eigenthumsrechtes, glauben wir, stehen der Regierung Mittel zu Gebote, dahin zu wirken, daß die im Besit der tobten Hand befindlichen Bäder aus einem Zustande heraus­­gehoben werden, der einen zivilisirten Menscen nicht befriebi­­gen kann. Wenn die irdische Vorsehung ihre Aufmerksamkeit auf alles das­ erstreben sollte, was von zivilisirten, Menschen nicht befrie­­bigt, hätte sie viel, gar viel zu thun, darin eine Reihenfolge. Zeit dazu findet. Hal­en wir, wie gesagt, in Allem die gehörige R­eihenfolge ein, und so wollen wir auch einstweilen, Bis wir es erleben wer­­den, daß die Bade-Eigenthümer ebenso zu einen Kongreß in Pest zusammentreten, wie die Aerzte und Nutzforscher sich jährlich versammeln, um über die ins Leben greifenden Jagen von un­­mittelbarstem Interesse — nicht zu Konfek­ren, bis dahin, sagen wir, wollen wir einen Blick auf die inh Stadtwül­den und nach Altofen führenden Eisenbahnen werfen, um zu sehen, was dort geschieht. Auf diesen beiden Eisenbahnen finden och immer Probe­fahrten statt. Wie jede großstädtische Bevölkerung ist auch die unserige neugierig. Sie will sich bekannt "machen mit den Schwierigkeiten des Anfangs und den Abenteuern der Probe­­fahrten. So findet sich zu jeder Probefahrt "ein großes Publikum ein, ja es werden selbst Gäste eingeladen in die jede Viertel­­stunde abgehenden Wagen. Doch zahlen auch biese Säfte den Fahrpreis. Dann wird ihre Neugierde befriedigt. Das Publikum dieser Probefahrten muß jedesmal aussteigen, so oft bei den Krümmungen oder bei sc­hnellerem Fahren die Räder aus­ den Schienen springen. Das ist­ besonders für die auf der Imperiale Ligenden sehr unterhaltend.‘ In Ofen sind diese "Probefahrten auch noch mit einer kleinen Emotion verbunden, denn da die Schienen zum größten Theil des Donauufers entlang­laufen, somit bei jeder Entgleisung den im Waggon Gitenden sogleich der Gebanke, wie gut es sei, daß das Donaumallef­fekt nicht mehr allzu fair ist.­­­­ Die Ursache dieser langen Probefahrten,oder­ des Nicht­­aufhören­s dieser Probefahrten­ ist darin zu suchen,daß die­ jetzt eröffneten zwei Pferdebahnen in Europa der erste Bersuch auf diesem Gebiete sind,und daß es außer bei uns noch nirgends Pferdebahnen gibt.Die Ingenieure können schon deshalb nicht mit Sicherheit bei dem Eisenbahnbau vorgehen,weil es keine Vorerfahrungen und Vorbilder gibt,aus denen sie sich belehren könnten.Die Praxis wird schon mit der Zeit das Richtige an die Hand geben.Jetzt ist es noch nicht möglich,die Schärfe der Körper die Länge oder Kürze der Radien,die Schienenhöhe u.s.w.mit Sicherheit zu bestimmen. .Darum bitten wir um Nachsicht für das erste Debut oder vielmehr für die sich ins Endlose verlängernden ersten Debuts! · ' '

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