Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1874 (Jahrgang 21, nr. 99-122)

1874-05-05 / nr. 102

;. fe b — · · L . · tehbende allerhöchste Entshlie- Eil.­­Ueber Vortrag Meines ungarischen Ministers um Meine Berson habe IH die Wirksamkeit, der dem Grafen Unga­rt Festetics de Tolna und seinen Brüdern am 24. Jun­ . 1857 verliehene Grafenwürde auch auf Meine ungarischen Kron­­länder zu erstreden, beziehungsweise dem Grafen August Fe­stetics, dem Grafen Dionysius Felt­etics und dem­­ Emerich benannten Sohne des weiland Grafen Sa­nel Veftetics, sowie den geieglichen Nachkommen derselben die ungarische Grafenwürde zu verleihen befunden. Wien, am 23. April 1874. "Franz Josephb m. p. Baron Béla Wenckheim m.p. Ueber Bertrag Meines ungarischen Ministers um Meine Berson habe Ich die Wirksamkeit der dem Kämmerer und Ober­­­gespan des Behprimer Komitat Hranz­gü­átbhbe Gör­mendyes verliehene Baronsmorde auch auf Meine ungarischen Kronländer zu erstreben, beziehungsweise ihm. und seinen gefet­­­ Tichen Nachkommen die ungarische Baronswürde zur verleihen befunden. s­ —­­ Wien,a·ms().April 1874. Frastr Josephm.p. "Baronlea Wettek beim 111.p. UeberBortrag Meines ungarischen Ministerium Nicine «Person bestätige ichhiemit·den pensionirten Septemvir Baron Josef Eötvösinfemnent Baronsrang mit Nachsicht der Taxen. Neuberg, am 27. April 1874, Franz Joseph m. p. Baron Bela Wendhbeim m. p. = In der gestrigen Situng des Herresansschusses der tief der Titel XV "des Extraordinariums „Bortregung des Befestigungsbaues in Przemysl“ eine längere interessante Debatte hervor. Delegirter Mori. Wahrmann stellte nämlich den Antrag, der Ausschub möge der Delegation eine Resolution zur Annahme empfehlen, der gemäß der gemein­­same Kriegsminister­ angewiefen wird, bezüglich des Befestigungs- Baues in Brjeimysl in der nächsten Session der Delegation eine ‚motivirte ausfü­hrliche Vorlage zu machen und zu erklären, ob der Weiterbau dieser Befestigungen nothwendig sei oder nicht. Nachdem der gemeinsame Kriegsminister, wie die "PB. R." meldet, eine ähnliche­ Resolution selbst acceptixie,, beschlob Ber Ausschuß dieselbe der Delegation zur Annahme zu empfehlen. — Der Bericht des Siebener-Subsomites des Hee­­resausschusses der ungarischen Delegation über die dem­­selben zugewiesenen Titel des Kriegsbudgets haben wir fon ver­­öffentlict. Damit ist aber die Arbeit des Komites noch­­ nicht zu Ende. Die Hauptangelegenheit, nämlich die Lieferungen für das Heer, ist noch nicht entschieden. Wie bekannt, hat die ungarische Delegation im vergangenen Jahre über diese Angelegenheit eine Resolution gefaßt. Das Siebener-Komite ist beauftragt, zu unter­­suchen, wie weit der Kriegsminister dem Verlangen der Delegation nachgekommen ist. Gestern hielt das Sublimite in bdieser Sache eine Barkonferenz und beide werden die Verab­ungen über Die­­ Lieferungen fortgefegt werden. Wie die „PB. R“ hört, sol eine nicht so fedne erfolgen, als man es anch außer Broeifel stehen, dak bei­ den Liefertingen, nachdem die und Zofoncz annehmbare Offerte gation hält-am Donnerstag Abends 6 Uhr Sigung, um den Mer­­isionsbericht des Referenten über die Jahre 1871 und 1872 entgegenzunehmen. "sz Der Bei­eh­entwurf in Angelegenheit der Steme­pelpflichtigkeit Börsenschiedsgerichtlicher Erlässe und Urtheile wurde heute im Abgeordnetenhause eingebracht ; " wir 294 Gefegentwürfe beigefügte Motivirung werden wir nachtragen. = Der Landesvert­eidigungsminister Bela v. Szende wurde heute Vormittags von Sr. Diajestät in einer halbstündigen Audienz empfangen. Der Minister erstattete Sr. Majestät Bericht über mehrere Angelegenheiten seines Nesjorts. = Gleichfelld mit a. b. Entschließung vom 27. v. M. ist der bischöfliche Seminar - Professor und Vizedirektor Natalie Mihovilics zum jüngeren Domheren am Zengger Diöcesan- Kapitel ernannt worden. "· · s-Anknüpfend an die Debatte über die Sprache der Nos­tariatssurkunden in der gestrigen Sitzung des­ Abgerenteten· hauses schreibt,,Közöppärt««,, ,,Bieher sahen wir die Nationalitätenfrage nur von Seite der Feinde und Leugner der unarischen Staatsidee aufgetyärmt, von den anderen Werten desastses wurden diese Angriffe oft energisch,im­mer aber würdevoll zurückgewiesen,und wirrfennen sein Beispiel dafür, daß Die ungarische Legislative das Gebiet der den Nationalitäten fremder Zunge Beam: in vollem Maße be­­fundeten und geieslich verbürgten Billigkeit und Berechtigkeit ver­­lassen, und innerhalb der Schranfen, des Gefeges zum Augbruch “gelommenen gerechten Anforderungen, gegenüber eine feindselige aggressive Stellung eingenommen hätte.­­ .... Heute hatten wir Gelegenheit eine solche Erscheinung zu Ter­giftviren. Zwölf oder fünfzehn Mitglieder­ der Rechten, darunter Johann Paczolay, Karl ECötvds, Franz Házmán, Ernst Hedig fan­den für gut, im Hause­ einer Richtung Ausdruck zu geben, welche wir charakteristisch kaum anders nennen können, als ungarischen Schaupinismus. Wenn Abgeordnete des Landes im Schoße des Hauses selbst bestimmte Stellung nehmen, so kann das weder das Parlament, noch die Preise, wenn sie anders über ihre Pflicht und ihren Be­ruf im Klaren ist, mit Stillsschweigen übergehen. Im Parlament haben auf die neue Richtung Mehrere ge­­antwortet, und sicherlich wird sich Niemand im Baterlande finden, der in den im Namen der Billigkeit gesprochenen­ Worten eines Demeter Bones oder Georg Ioannovics auch nur den Schatten einer gegen die ungarise Suprematie gerichteten Bestrebung, fin­­den wollte, sowie von Koloman Tipa, die er auch felber richtig bemerkte,­ selbst sein größter Feind die öffentlige Meinung Nicht wird glauben machen können, er begünstige Berfligungen, welche dem ungarischen Staate gefährlich snd. .. Die Presse wird gewiß ebenfalls ihre Schuldigkeitspihanz und wir zweifeln nicht daran,daß ihr Streben dahin erachtet sein wird,jenen Chauvinesm­us,der heute zum erste­­jtene öffentlich hervorgetreten ist,der in seinen Konsequenzen so überau­s gefähr­­lich werden kann,im Keime zu ersticken.« ; » Ganz anderer Ansicht ist,,Magyar Politika«',sie tadelt Kolom­an Tipa,weil er für die Interessen der Nationalitäten ein­­gestanden.Man habe mit der Annahme des Bones’schen Am­en­­dements den Nationalitäten ein ungebührliches Zu­geständniß ge­macht und jedenfalls zur­ V­erwirrung der Gerichtspraxis beigetra­­gen-Paczolay,der gegen­ das Amendement austrat,habe viel gerechter und staatsmännischer gehandelt als Trßn­­nung. Delegation = Mittelschulen ab. = Der Finanzausfchug Gutscheidung in dieser Frage bisher.gemeint hat, und dürfte die ungarische Tuchfabrikation Fabriken von Vreßburg, Gúcs haben den Wortlaut bieses gemacht haben, bis 40 Berzent betheiligt wird. = Die­ Deat-Wartei Komfereng Hält, heute der Abends über den” Gefegentwurf betreffend ungarischen Gefeßentwurfes bereit 6 Licht eine die Regelung der in­nere­­Schlußrechnungen vom Nr. . — EN 563 wird hierauf die Berathung über jene Notariatsgefegentwurfes freigefecht, welche dem sur abermaligen Berathung zugewiesen wü­rden, hierüber im Morgenölatie. aragraphe des­entralausiehuffe Das Nähere Zusdemzkeitägsåage Präsident Béla Perc­he­l eröffnet die Sitzung des Abs­geordnetenhaufksumlohr.­­. Auf den Ministerfauteuils:Pauker. s Als Sriftführerfungiren:Wächter undyttpär. ·Dagrotokoll den gestrigen Sitzung wird verlesen u­nd authentizirt. · Der Präsident meldet,daß der Ausschuß zierBe­ e. (­ e Bageswenigkeiten. (ernannt)wurden vom Suftizminister, Karl Decde beim Szatmár Nemetier und Emaid Mattyajovsky beim Gyöngyöser Gerichtshof, dann David Schlesinger beim Na­­meßtöer Bezirksgericht zum Gericht3erefutoren ; vom Buddapester Oberstaatsan­walt; Josef Bágtor zum Ungvarer Gefängniß- Inspestor, dann Michael Jánpin bei der Hupter und Emeri Bartus bei der Misfolczer Staatsanwaltschaft zu Kanzlisten ; vom inanzminister , der Steueramtsoffizial Julius Hollóry zum provisorischen Assistenten bei der Diehadiaer Badeverwaltung ; vom Budapester Staatsanwalt, Albert Bályi bei der Rimapom­­bater und Bol. Kexeke 3 bei der Grofßmwardeiner Staatsan­walt­­schaft zu Kanzlisten. ( CSe.Majestät)hat für die bei der Fmersbrunst vom 6.v.M.zu Schaden gekommenen Einwohner des Marktfleckens Toptena im Arvachomitate OOff.aus der a.h.Privat­­chatouille gespendet. · (Mu­niz­ipal-Praktikan­­ten.)Auf wiederholte Anfragen, ob Söhne bemittelter Eltern beim Munizipaldien­te als unentgeltliche Kraftitanten eine Verwendung finden können, hat der hauptstädtische Magistrat sich dafür ausgesprochen, jedoch fest­­geseßt, daß solche Braitifanten nicht als Murmizipalbeamte betrach­­tet, auch zur Gidesleistung nicht zugezogen, nicht pensionsfähig sind, auf seine Vergütung oder Nemu­eration für geleistete Dienste sich Rechnung machen können. Zur Erlangung einer umentgeltlichen Praktikantenstelle müssen die beim Magistrate einzureichenden Gesuche mit Dualifications-Zeugnissen, wie auch mit solchen Aus­­weisen versehen sein, aus welchen zu entnehmen sein wird, ob sich dieselben während ihrer Dienstzeit aus eigenen Mitteln erhalten können. Bei Stellenbegebungen aber wird, bei sonst gleicher Qua­­tifikation, den Proftisanten stets der Vorrang vor anderen Bet­werbern eingeräumt werden. (Lernoffenschaft) Im Sinne der neuen Gewerbe­­ordnung haben die Laudfangkehrermeister der­­ Haupstadt fi zu einer Genossenschaft vereinigt und Sonntag, am 3. Mai, ihre exste­­ronstituirende Generalversammlung abgehalten, bei welcher Gele­­genheit zum Genossenschafts-präses Anton Graf, zum Vizepräses Johann Lafranco, zum Raffier Michael Deveester jun, zum Notar Albertini und zum Rechtsanwalt v. Szelte gewählt wurden. Da die regierungsbehördlich genehmigten Star­tuten für Budapest und Umgebu­ng lauten, im Sinne derselben die Genossenschaft außer den eigenen Iniereffen auch f­roh den edlen Zweck verfolgen wird, vaterländische Anstalten, welche zur Förde­­rung der Gewerbe dienen, nach Möglichkeit t­atsächlich zu unter­­stoßen, im öffentlichen Interesse zwischen Arbeitsgebern und Ar­­beitern eine trenge und gerechte Aufsicht zu führen, dem Mangel an geübten fachmännisch gebildeten Arbeitskräften rechtzeitig vor­­zubeugen u­.­­. w., so ist zu erwarten, daß dieser Genossenschaft auch­ die Rauchfangfehrer der umliegenden Städte und Ortschaften fi zahlreich anschließen werden. . . (Die Herablegung der Miethzinse) Das hauptstädtische Munizipium besigt in Belt 104 eigene Häuser und hat außerdem 30 Häuser gepachtet. Mehrere von den in diesen Häusern mahnenden Parteien hatten Gesuche um Herabiehung ihrer Miethzinse eingereicht. Die Finanz- und Wirthschaftskom­­mission ist mit gutem Beispiele vorangegangen und hat diesen Gefuchen Folge gegeben; so wurde den Beinwölleinhabern der­ in der Dreihasengasse gelegenen Kaserne die Miethe von fl. 300 an fl. 250, von fl. 400 auf fl. 350, von fl. 209 auf fl. 170, von fl. 450 auf fl. 375, von fl. 350 auf fl. 800 Herabgefegt. Einer petitioni­renden Bartel aus dem in der Hauptgasse gelegenen Hause der Stadt wurde vom fl. 480 beiragenden Mietbzinfe fl. 80 nach gelassen. (Die Gesellschaft der ungarischen Künst­­ler und Schriftsteller)ist an­1.Mai in die Hatvanex­­gasse übersiedelt,­wo dieselbe i­n ersten Stockwerke desekey’schem­ HausesZ siebengeräumige und geschm­ackvoll eingerichtete Piccoli innehat.,,Pest«i­ngle«erinnert an das interessante historische Datum,daß in derselben Lokalität,in welcher sich jetzt die Gesell­­schaft befindet,einst der bekannte»sig­ ylot««seinen Sitz hatte Gesellschaft, Ludwig KoffuthH wohnte. (Zur bevorstehenden­­ Bolfänersamm­­lung.) Sonntag Vormittags fand in den Zotalitäten des Zen­tral-Opposittionsflubs die bereits mehrfach angekündigte General­versammlung statt, in welcher das Programm­ für die am 17. Mai stattfindende Volfsversammlung festgestellt werden sollte. Der­ Porfigende Crnst Simonyi meldete, daß bereits 70—80 Kluka und Bereine auf die Einladung geantwortet und über 400 Fele­girte angemeldet haben; daß ferner der Ausschuß die Boltaver­sammlung im Komitatssaale abgehalten hüssen und deshalb eine Deputation an den Pizegespan fhnden will. Das Ter Erekutin­­:Romité möge durch vier Mitglieder verstärkt werden,­­welche die Kosten der Volksversammlung auf dem Wege der Subskrip­­tion aufbringen sollen. — Edmund Rallay beantragte, am Vorabend der Versammlung mögen Borlonferenzen abgehalten werden, damit man sich über die prinzipiellen Standpunkte einige, da sonst die Volfsversam­mlung kein Resultat haben werde. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. — Stefan Majoroa3 wünft, das geforderte allgemeine Stimmrecht möge auch auf die Frauen ausgedehnt werden ; prinzipiell wird gegen diesen An­­trag nichts einge­wendet, doch wird er als derzeit nicht zweckmäßig abgelehnt. — Emerich Aldor will auch die Interessen der Wolfe­­erziehu­ng und der ungarischen Sprache in das Programm aufge­nommen wissen , ferner die Bildung eines „oppositionellen Landes­­bundes“ dessen Zentrum der Bester Zentral-Oppositionsflub bilden soll. Der erste Theil des Antrages wurde von Aldor zurückge­zogen, der zweite Theil einstimmig angenom­men. Damit war die Versammlung zu Ende. Von­ der Direktion der österreichigen Staatseisenbahn­ erhalten wir nachfolgende Mittheilung: Die über den schadhaften Zustand des Maroser Viadukts (österreichische Staatsbahn) in den Pester Zeitungen enthaltenen und in die Wiener Blätter­­ übergegangenen beunruhigenden Mad vichten sind theils übertrieben, theils unwahr. Die Schadhaftigkeit des Gr.-Maroser Biadutts, respektive der Durchfahrts-Deffnung über der Millergasse in der Gemeinde Groß-Maros beschränzt ia auf die gewöhnlichen Mängel, wie sie bei gemölbten Objekten durch Ausbrödeln von Riegeln und Dundelsteinen in Folge der Winter­fröste vorkommen, ohne den Bestand und die Sicherheit des Ob­­jektes selbst ungefährden.Seit­ens des Bahnerhaltungs-Chefs wur­­e dennoch eingehender Prüfung des Zksstandes der gena­­nten Durchs­loß-Heffnun­g die erforderlichen Maßnahmen zur ReparaturItnd"s- Behebung der Mängel an Ort s und Stelle bereits getroffen d­e ganzen­ beunruhigenden und Sensation erregenden Nachrichten über en gefahrdrohenden Zustand der Maroser Durchlak-Deffnung sind einfach duch das Streben der Gemeinde Gr.-Maros hervor­­gerufen, welche Alles daran feht, has die gegenwärtig gemölbte eget­e und zur Beit des Baues der Bahn behördlich genehmigte Durchlap-Deffnung beseitigt und dur eine Eijenkonstruktion mit größerer Lichthöhe zur leichteren Durchfuhr erregt werde. (Die Deputirtenmwahl in Tab) war, wie und geschrieben wird, eine sehr bewegte. Beim heftigsten Stuemmund eilten die Wähler in Moffen auf den Wahlplan. Die Necte, deren Kandidat Herr v. Tallian, stimmten zuerst; eben sollte die Linke beginnen die Stimmzettel abzugeben, da begann der Regen zu fließen, was das Abstimmungswerk aber in seiner Weise hinderte. Gegen 9 Uhr kam die Linie in die Mafjorität; man hatte aber an­f eine Mühe gespart, die Votanten herbeizuholen, Kranke ließ man sogar zur Abstim­mung bringen. Das Mark­resultat, telegraphisch schon gemeldet, war folgendes: Abgegeben waren Loten : 1984; davon entfielen auf Ludwig Tall­ian d9s T, auf Paul Szontägh 997, Lesterer­­ wurde demnach mit einer Majorität von 10 Stimmen zum Deputirten des Taber Bezütő gemählt. 4 É · « ; . (Glu­ck im­ Unglück.)Auf einen­ nach’Groß-Kanizsa· auf der Fahrt begriffenen Eisenbahnzüge ereignete er sich kürzlich zwischen Opkd undeörvcir,daßeiner Mutter das Kind,dass sies bei sich hatte,durch die aufgegangene Waggonthür hinausfiel und die­ Mutter,die wer­klagend dem Kinde nachblickend,sich unweit vorbeugte,gleichfalls auf die Bahn hinabstürzt.Der Unfall wurde von dem nächsten Bahnwächter bemerkt,auf dessen Signal der Zug zum Stehen gebracht wurde."Wunderbarerweise fand man Mutter und Kind nicht nur am Leben,sondern auch ganz uns versehrt"­­ . : Reitroman von Max Ring. 21. Fortlegung. 23.­ Buch. Drittes Kapitel. Als der Geheimrath am nächsten Morgen den zur Abreise bereits gerüsteten Brofessor in dem Hotel aufsuchte,­ fand er ihr noch ganz entzüdt und begeistert von den Einbrüchen des gestrigen Abends, besonders von der Liebensmür­digkeit der schönen Ulrike und der Bnvorkommenheit ihrer tlugen Mutter. „Du bist wirklich bemeidensm werth“, sagte der romantische Freund. „Eine solche Frau, eine so reizende Häuslichkeit muß Dich wahrhaft beglüden. Ich werde nie, so Lang’ ih lebe, diese herrli­­chen Stunden vergessen, die ich in der Nähe dieser wahren Ma­­donna verbracht habe. Die Erinnerung wird mich begleiten, und ich werde daran zehren. Mie freut es mich, daß ich Zeu­ge Deines Glücks war und vollkommen beruhigt wegen Deiner „Zukunft ab­­reisen kann, da ich mir gewissermaßen einen Untheil an dieser für Dich so günstigen Wendung Deines Schidsals ohne jede Anmaßung­­­­ zuschreiben darf.“ „Und doch,“ verfeste Gabriel düster, „verfolgt mich ein Ge­­danke bei Tag und Nacht, der mich mitten in meinem Clüd über­ Fällt und mir jede Freude, jeden Genuk des Lebens raubt, der Gedanke — an meine verlassene Tochter.“ „Du meinst das Mädchen, welches bei dem alten Sam­uel gebt und, wenn ich nicht irre, Sarah heißt,“ ergänzte der gründliche Professor. Gabriel stieß unmilltärlich einen tiefen­ Seufzer aus und be­­deckte sein Gesicht mit beiden Händen, um dem Freunde seine schmerzliche Geschütterung zu verbergen, welche Dun die bloße "­ .«­.Nennung ihres Namens hevorgerufen wurde.­­ „Sie allein“, sagte er, nachdem er sich wieder gefaßt hatte, „it der Grund, weshalb ich mit Dir im Geheimen sprechen wollte. Kein Mensch und am allerwenigsten meine Frau darf ahnen, was mich zu Dir geführt hat. Sie weiß nicht :" „Hast Du ihr denn nicht gesagt, daß Du aus Deiner ersten Ehe eine Tochter hast?” fragte Gottschall verwundert. Diese ebenso natürliche als unschuldige Frage des arg: pein­­lichste Berlegenheit; sie sang mie der schwerste Vorwurf, mie eine gerechte Anklage, wie ein BVBerdbammungsurtheil in seinen Düren. fofen Romantifer3 verfeßte Gabriel von Neuem in die n 7­0 „Renne mich einen Yeigling, einen Lügner, einen Betrüger”, rief er in der höchsten Aufregung, „aber verfage mir nicht Deine Hilfe, Deinen Rath und Beistand, um mich aus dieser schred­­ichen Lage zu befreien. IH finde­ seine Ruhe und weiß nicht, was ich anfangen soi, um­­ diesen entjeglichen Qualen ein Ende zu machen. 4 . · Obgleich der ehrliche Professor ein tiefes Mitleid mit seinem unglücklichen Freund em­pfand,so­ konnte er doch seine 2 .­Mißbilligung einer solchen Handlungsweise nicht ganz unterdrücken, da er nicht nur ein eingefleischter Romantiker, sondern ein eben­so strenger Anhänger des kategorischen Imperativ war und Nichts so sehr verabscheute, als jede Lüge. „Du hast Unrecht gethan, Doppelt Unrecht nit nur gegen Deine Frau, der Du die Wahrheit verschwiegen, sondern auch an Deine Täter, an der Du eben so pflichtwidrig als lieblos gehandelt hast.Wie kannst Du es verantworten,daß Du ihr die Segnungen einer christlichen Erziehung entziehst und sie als Jüdin aufwachsen läßt?«« »Das Alles",erwiderte Gab­­iel,,,habe ich mir selbstwahl hundertnml gesagt und auf das tiefste bereut­ Aberwan mir bisher unmöglich,meinen Fehler wiedergutzumachen. Solange ich noch mit Noth und Sorgen zu kämpfen hatte,und ein wahrhaftes Nomadenleben führte,­konnte ich unmöglich das Kind zu mir nehmen daß ich nicht im Sta1­ der war,ihm eine ges­iegelte Häuslichkeit u­nd die nöthige Aufsicht unbelege zu bieten.“ »Aber je­tzt,wenn in den besten Verhältnissen lebst,darf Dich Nichts abhalten-«« „Du vergibt, da­ Ülvite seine Ahnung von der Griftenz meiner Tochter hat. Sie wird mir nie verzeihen, daß ich sie ges­täuscht habe.“ „Und doch“, verjegte der unerbittliche Freund, „bleibt Dir nichts ü­brig, als ihr offen Deine Schuld zu gestehen. Ach bin fest überzeugt, daß sie Die nicht nur vergeben, sondern Dein Kind mit miütterlicher Liebe empfangen und unter ihrer Leitung zu einer tugendhaften, christlichen Jungferu erziehen wird.­ch sehe Leinen anderen Ausweg in Dieser vermidelten Angelegen­­heit, als ein ehrliches Bekenntnis, jo immer es Dir auch fallen mag.” „Das ist unmöglich, ganz unmöglich !" rief Gabriel verzweif­­„Du tennst nicht den festen Charakter meiner Frau, die in diesem Punkte troß aller ihrer herrlichen Tugenden eine uner­­bittliche Strenge besigt. Ich darf er nicht wagen, sie auf eine so harte Brobe zu stellen.” „Wenn sie Dich, was ich nicht bezweifle, wirflich fett, so wird sie Dir vergeben und Dein Kind mit offenen Armen auf­­nehmen. Seitdem ich sie gesehen­­ habe, zweifle ich nicht, daß sie ebenso gerecht als mild ist. Sie wird dem­­reuigen Gatten ihre Hand reichen und ihn gewiß beistehen, seine Pflicht zu tunn und ein begangenes Unrecht zu sühnen.“ „Aber das Vorurtheil ihrer katholischen Verwandten ! Meine Schwiegermutter wartet nur auf eine Gelegenheit,­­um die faum ere­mpsehene Zmietracht von Neuem zu schüren.“ „Wie ich­ glaube, trust Du der guten Frau v. Uttenhoven ein schweres Unrecht,“ entgegnete der har­mlose Professor. „Sie scheint mit ebenso vernünftig als tolerant in Glaubensfaden. 3) habe auf dem Nadwege mit ihr ein höchst interessantes Gespräch gehabt,­­wodurch ich sie genauer kennen und friagen lernte. Bon ihr hast Du gewiß seine Unannehmlichkeit zu fürchten, da sie Dich wie ihren eigenen Sohn liebt.“ 63 war ein Glück,­­ daß Gabriel zu sehr mit sich selbst und seinen Gedanken beschäftigt war, um auf die Worte seines arg­­losen Freundes zu achten. In seiner Zerstreutheit unterließ er daher, nach dem Iinhalte jener verfänglichen Unterhaltung zu fra­­gen, deren fi­der gestern halb berauschte Brofessor nur noch dunkel erinnerte. Außerdem drängte die Zeit, die der Geheimrath nicht ungewußt vorübergehen lassen wollte. Aber so fehr er al darüber nachsann, so konnte er­ doch zu seinem festen Entschluß kommen, da er eben so sehr ein offenes Geständniß, wie sein län­­­geres Besch­weigen der Wahrheit fürchtete,­ bis er endlich einen für sein Gewissen und seinen häuslichen Frieden gleich befriedi­­­genden Ausweg gefunden zu haben glaubte. „Bor allen Dingen,“ sagte er nach längerer Ueberlegung, ,,halte ich es für meine Pflicht für meiner Tochter mehr,als es mir bisher möglich war. Dazu bedarf ich ganz besonders Deiner Hilfe, Gelegenheit finden wirst, zu Sorgen, da Du leicht die sie zur sehen und zu sprechen. Du mußt Dich ihr zu nähern, ihr Vertrauen zu gewinnen Suchen. Wenn Dir das gelungen ist, so mache sie vorsichtig nach und nach mit den eigenthümlichen Verhältnissen ihrer Geburt bekannt , sage ihr, daß sie noch einen Bater hat, ohne ihr gleich meinen jeßigen Namen und meine Stellung zu entdecken, einen Vater, der sie liebt, und der seinen andern Wunsch kennt, als sie glücklich zu machen.“ „Das ist keine so leichte Aufgabe,” unterbrach ihn der Pro­­fessor, ,toie Du Dir denkt, Der alte Samuel, bei dem Deine Tochter lebt, hast mich wie die Sünde seinen Augapfel.“ „Ich könnte zwar den Fanatiker dur, das Gefeh zwingen, mir meine Tochter herauszugeben, aber vorläufig will und man ich nicht zum Reußerftien schreiten. So muß erst meine Frau also mälig vorbereiten, sie mit dem Gedanken vertraut machen und sie durch fortwährende Beweise meiner Liebe zu versöhnen suchen. Unterdessen hast Du genügende Zeit, die Bekanntschaft meiner Tochter zu machen und auf sie einen unwohlthätigen Einfluß auszu­­üben. Sie ist bereit$ in dem Alter, um die ihr gebotenen Bar­theile zu begreifen, mein Du ihr vorstellt, wer ein glänzendes 203 sie in dem Hause ihres Baters erwartet, daß ich den Aurgen­­bh­ herbeisehne, sie in meine Arme zu schließen, daß ich bereit bin, sie, nachdem ich alle Hindernisse beseitigt habe, öffentlich als mein Kind anzuerkennen, ihr eine Heimat, eine liebevolle Mutter, eine meinem Stande angemessene Bildung und Stellung zur geben.” Troß der Bedenken und Zweifel an seiner eigenen Fähig­­keit und an der Bereitwilligkeit Sarah8 versprach der gute Pro­­fessor. Von den’ Bitten und dem Drängen seines unglücklichen Freundes bewogen, die überaus schwierige Mission zu ü­bernehm­en, womit er ein ganz’ besonders gutes Werz zu thun glaubte, und wofür Gabriel ihm in voraus höcít dankbar war. „Ich werde Dir es nie vergessen,z sagte er, ihm die Hand zum Abschied weihend, „und Dir Deinen Dienst hag anrechnen. Du gibst mir meinen Frieden, meine Rube wieder und ich zweifle nicht, daß es Dir auch glühen wird, mir auch meine Tochter zu­rückzugeben“. Nachdem der treue Freund noch versprochen hatte, Gabriel den Erfolg zu melden und ihm die genaueste Auskunft über Sa­­ralya Verhalten und Benehmen mitzutheilen, kehrte der Geheim­rath zu seiner Frau einigermaßen beruhigt zurück, während der Professor seine Neffe nach der Heimat antrat, bereit, den ihm ge­gebenen Auftrag mit der gebotenen Vorsicht auszuführen. Es vergingen jedoch Tage und Wochen, bevor es ihm gelang, die Tochter seines Freundes allein zu sprechen, obgleich er es weder an Zeit noch Mühe fehlen Trek. Seitdem sie verlassen, lebte die Heine Sarah unter der Aufsicht des alten Samuel, der sie nicht aus den Augen hieß und sie wie einen theuren Schoß behütete. Jo älter sie würde, je mehr sie sich entmictelte, desto mehr ging das Herz des vereinsamten Greifes an der holden Enkelin, die ihn an Die verlorene Nabel erinnerte. Mit der Zeit war das reizende Kind zu einem entzüdenden Mädchen von fünfzehn Jahren herangewaschen, das der Stoiy und Man konnte in der That nichts: Lieblicheres fehen, als die heranwachsende Sarah, melde in dem Hause und unter dem Schuhe ihres strengen Großvaters gleich die Freude seines Alters war, einer herrlichen Blume im Schatten eines düsterensfelsens esblühte, unberührt von den Stürmen der Außenwelt.­­ « .. Das blon·de,l­eichtgelockte Haar des Kindes hatte sichs jetzt­­etwas dunkler gefärbt,aber seitexteigenthü­mlicher­,goldenen Schim­­­­mer bewahrt, der gleich einer Glorie die Frauenbilder Tizians umschwebt. Das runde volle Kindergesicht war länger geworden und hatte dadurch an sinnigem Ausbruch und Feinheit gewonnen. Die Farbe ihrer Wangen zeigte jenen matten Gold- oder Bronze­ton, der gewöhnlich nur unter der glüclichen Sonne bei Sinsenz vorzukommen pflegt. Ihre wunderbar Schönen, tief dunkeln, glän­­zenden Mugen, von langen, frndenreichen Wimpern wie von einen Borhange beschattet, strahlten einen fast überirdischen Glanz aus und verliehen der­ ganzen Erscheinung einen seelenvollen Zauber, eine den Jahren vorauseilende geistige Kraft und Schärfe, welche — jedoch durch das kindliche, zumeilen schelmtiche Lächeln der sanft geschwellten Lippen gemildert wurde. . s­­ Mehr­ als dies Alleg entzückte jedoch die angeborene Glickzie ihrer Bewegungen­,die natürliche Anmuth ihres Wesens,­­die ein­­­reißende Liebenswürdigkeit,womit sich die von­ ihrer Mutter,der sanften Rahel, ererbte Herzensgüte verband, während sie in mal den Hugenbliden die ganze Energie und geistige Ueberlegenheit ihres Vaters schon frühzeitig verriet­. Vor Allem aber schien sie seinen Wissensdurst zu befiten, und es war in der That munkerbar, wie sehr sie ihm in dieser Beziehung ähnlich war, da sie in solcher Umgebung, troß der Vorurtheile des alten Samuel, troß aller Hindernisse und Beschränkungen eine in ihrem Alter doppelt seltene Bildung sich zu erwerben mußte. Zeit erlangte, besonders seitdem er die Schriften des berühmten, um das Subdentrum hochverdienten Philosophen Mendelssohn gel­­esen hatte.­­­­­­ Wenn sie auch von der Naturreichktegabt undäbemus güntig veranlagt war,so gebühr je doch das Hauptverdienst ihrem Lehrer,obgleich derselbe,nichts­ weniger als ein ausgezeichneter Pädagoge,kein FachInatm,der seine Studien auf dem Gymnasium oder gar auf­ einer Universität absolvirt­ hatte, sondern nur ein armer, bef­eidener Talmudschüler, ein sogenannter Boher war. Als Sohn des verstorbenen Gem­eindedieners frühzeitig verwaist, war der verlassene Marius 2eng auf sich selbst und die Unterftügung seiner mildthätigen Glaubensgenossen ange­wiesen. Da es ihm nicht an Beistand und Anlagen fehlte, so erklärte sich der mürdige Nabbt sogleich Bereit, ihn unter die BZehl seiner Schüler aufzunehmen, während der Gemeindennrsteher, Herr Ohrenstein, für den­ Lebensunterhalt des Knaben sorgte und ihm den Mittagstisch gab. Unter solchen Ärmlichen Verhältnissen­­ entmictelte der Heine Markus einen ehernen Fleiß und einen bee wunderungswilligen Scharfsinn, so daß er bald alle seine Witers­­gennssen und Mittwiiler meit hinter­ sich zurüklieg. Keiner von ihnen konnte Ad mit dem unscheinbaren Knaben helfen, und selbst der gelehrte Nabbi war von den außerordentlichen Forte Schriften und Zeistungen seines Vöglings so entübt, daß er ihn nicht nur öffentlich als ein „feines Yüngelchen” rühm­te, sondern ihm­ auch eine glänzende Zukunft prophezeite und in ihm ein­ neues Licht und eine Bierde Nraels erblichte Bald aber genügte ‚dem Hoffnungsvollen Blarius nicht mehr das Studium des veralteten Talmud, helfen Unzulänglichkeit und Unerträgse l­epten­ mit den Fortigriffen der modernen Kultur er mit der Kornfegung folge.­ lungsvoll. | | und hütet das Kind wie ihr Vater | — _ ; - ; ás «

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