Pester Lloyd - Abendblatt, März 1877 (Jahrgang 24, nr. 49-75)
1877-03-26 / nr. 70
«·1877.s——zYk.770.. _Einzelne Nummern 3 Er. in allen Berfihleiploralen 26. Mär. — Vikpapefi,2e.Miz." Wie die Rückkehr von einer Reise immervon en Sintereife it als der Antritt derselben, so erscheint auch, der Aufenthalt, den General Ignatieff in Wien auf seiner Nbreise nimmt und, wie man meint, vielleicht aus. Epurtoisie nur deshalb nimmt, weil die Unterlassung auffällig gewesen wäre, in minder interessantem Lichte, als ferne Besuche in Berlin, Paris und vollends in London. Kuns hat sein Aufenthalt in Wien freilich insofern eine spezielle Bedeutung, als ich an denselben die Frage knüpft, ob der General nicht mit irgendwelchen, die spezifischen Untressen unserer Monarchie berührenden Ansinnen hervortreten wird. Nach der ganzen Sachlage ist das, den uns aus Wien zugehenden Berichten zufolge, nicht anzunehmen, und wenn es der Fall sein sollte, so werde der gewünschte Zmed nicht erreicht werden. Daß das Austandekommen des Londoner Protokolls gescheitert ist, wird in den diplomatischen Kreisen bedauert. Man hatte Dornen auf Dasselbe gelegt, weil es von Rußland in der Absicht proponirt worden, hiedurch die Möglichkeit zum Nachzuge zu gewinnen. Durch das Mietrauen Englands wurde diese Absicht vereitelt, doch dieses Mißtrauen wurden in die Diskussion des Protofolls Fragen hineingezogen, welche die ganze Tendenz desselben umführten, Gegenforderungen provozirten und schließlich die bedenkliche Abrüstungs-Frage hineintrugen, an welcher das Protokoll scheiterte. Nachdem nun der Versuch mit dem mweitern europäischen Konzerte mißglühte, ist es natürlich, daß Rußland auf das engere Konzert der drei Nordmächte zurückzugreifen strebt. Daß das Drei-Kaiser-Bündniß so fortbestehe, wird nun in den Diplomatischen Kreisen ebensowenig geleugnet, wie die Absicht, die guten Beziehungen der drei Staaten zueinander andh ferner zu erhalten. Allein für die Ziele, Die Rußland verfolgt, wird sich das Drei-Kaiser-Bündning nicht eignen, und wenn General Ignatieff'3 Bemühungen in dieser Michtung zu suchen sein sollten, werden sie vergebliche sein Er wird daran erinnert werden, daß das Drei-Raisers Bündniß für den Zwed, den Frieden zu erhalten, geschaffen worden, das es den Zwed hatte, Nußland eine Einzelaktion zu ersparen, daß aber ein gemeinsames aktives Vorgehen nie in das Programm des Drei-Kaiser-Bundes aufgenommen war. Nufßland wird also ebensowenig, als mit einem Mandate der europäischen Mächte überhaupt, mit einem Mandate seiner beiden Verbündeten als Kremutor auftreten künnen. Desgleichen ist nicht daran zu denken, daß sich Desterreich- Ungarn zu seiner Kooperation bewegen lasse. Das österreichisch-ungarische Kabinet steht in dieser Beziehung heute noch genau auf demselben Standpunkte wie zur Zeit der Mission des General Samarasoff. Glaubt Nußland den Krieg führen zu müssen, so wird es ihn allein und ohne Mandat führen müssen. Die Freundschaft Desterreich-Ungarns und Deutschlands werden ihm darum doch erhalten bleiben und das Drei-Kaiser-Bündnis wird seine weitere Aufgabe in dem Streben zu sucen haben, daß der Krieg ein Lofalisizier bleibe, daß seine andere Macht in denselben hineingezogen werde. Von vornherein feststellen wird sich aber auch das nicht Laffen und ebensowenig als Desterreich-Ungarn fi in eine Kooperation einlaffen kann, wird es das Versprechen geben künnen, unter allen Umständen die Dinge gehen zu lassen wie sie eben gehen und müßiger Zuschauner zu bleiben. Wenn General Ignatieff mit seinem Besuche in Wien also bezwehen sollte, Oesterreich- Ungarn zu einer unbedingten Neutralität zu bewegen, so wird er auch in dieser Richtung seinen Zweck nicht erreichen. Oesterrei lhgarn muß sich mit Rücksicht auf seine Grogmacht-Stellung und auf seine inneren Verhältnisse freie Hand behalten, den etwaigen Veränderungen gegenüber, welche der Krieg an unseren Grenzen herbeiführen könnte, jene Stellung einzunehmen und in solcher Weise einzugreifen, wie er seinen eigenen Anteressen entspricht. Aus dem Gejagten ergibt sich, daß von der Anwesenheit des Generals gnatieff in Wien seine Einflußnahme auf eine Veränderung der sich bis fest konsequent gebliebenen österreichisch-ungarischen Politik zu befürchten ist. Zugleich dürfte diese Darstellung auch den Anschauungen entsprechen, die General gnatien in Wien vorfinden und welchen ihm gegenüber Ausdruck zu geben man nicht unterlassen wird, vielleicht bereits nicht unterlassen Hat. Aus Berlin wird uns zur Tagesfrage geschrieben:: « 1 . Berlin, 24. März. In Petersburg gibt man sich alle erbentliche Mibe, bis zum Schluß den Friedfertigen zu Spielen, um schließlich England als Störenfried auf die europäische Anklagebant Ilieben zu können. Es gibt Leute, welche die Mission des Generals Ngnatieff von Anfang an in diesem Sinne aufgefaßt hatten. Somit wäre das Fiadko, welches der russische Staatsmann erlitten, meil ein gemolltes, feine eigentliche Niederlage. Wenn Lord Derby ein besonderes Gewicht darauf legte, daß dur das Protokoll und seine Unterzeichnung ni die Pforte allein als der unterliegende und sich beugende Theil erschiene, wenn er deshalb als Gegenleistung für seine Unterschrift die Verpflichtung Nußlands zur Abrüstung verlangte, so forderte er gerade Dinge, welche das Betersburger Kabinet unmöglich gemähren konnte, wollte es nicht vor dem eigenen Bolte seine Niederlage „sans phrase” eingestehen. Nicht als ob Rußland die Abrüstung als solche verabscheut hätte. Im Gegentheil, es hielt darauf, seine Bereitwilligkeit dazu möglichst laut zu betonen und dieser Umstand muß auch die Sırthümer ‚erklären, denen namentlich die englische Breite und sogar ein bescheidener Theil der kontinentalen Diplomatie zum Opfer gefallen ist. Allein die Unterhandlungen mußten schon daran scheitern, daß Rußland die Abrüstung von dem Erfolg des Protokolls abhängig machen wollte, d. h. von der erst zu gewinnenden Weberzeugung, daß die Pforte die im Protofoll geforderten Reformen annehme und zu ihrer Ausführung schreite. Mit anderen Worten, es wollte selbst Herr über den Zeitpunkt bleiben, in welchen es zur Demobilisirung zu schreiten habe. Dieser von England abgelehnten Bedingung hat man, so viel hier verlautet, in Wien auf sehr wenig Geschmach abzugewinnen vermocht, und so steht zu erwarten, daß die Aufgabe des russischen Generals"in Wien schwerlich "glänender gelöst werden dürfte, als seine Londoner Mission. Denn in Wien, wo es sich schließlich um andere Dinge handeln dürfte, als um das internationale Protofoll, will man auch zuffiferseits eine ablehnende Haltung seineswegs provoziren. Zur Charakterisirung der Stimmungen und Meinungen in Rußland mag der folgende Brief unseres Petersburger Korrespondenten dienen : T St.Petersburg-22.März.Man ist wahrlich in Zweifel,ob man mehr über die Unverfrorenheit der englischen Presse, die da glaubext mache 111 wollte,daß durch das Londoner Protokoll eine»goldene Brücke«für Rubecmds Rückzug geschaffen wird,oder über die Leichtgläubigkeit eines großen Theites der europäischen Presse staunen soll,die solche Ausführungen hinter denen sich ja nur das Umsattlungsmanöver des Beaconsfield-Derby’schen Kabinetsberbarg,für baare Milttze nehmen konnte.Als ob man nur einen Augenblick ernstlich daran denken könnte,daß die russische Regierung sich mit einem»internationalen«Protokolle begnügen werde,nachdem sie eine Armee von 460.000 Mann an ihren Grenzen konzentrirt,eine Reservei Armee vom 300.000 Mann aufgestellt,an 1002 Mllionenthbel verausgabt,den Volksleidenschaften sich frei zu entwickeln,der Presse das Wort dem Kriege zu reden gestattet hatte.Glaubte denn etwa die europäische Diplomatie oder glaubsten die Völker Europas,daß die russische Regierung nunmehr eine Friedenspfeife nach der andern mit der Türkei rauchen,die Armee nach Hause senden und etwa vor das Volk mit der Erklärung treten werde:»Wir haben gesiegt,mehr als Schlachten gewonnen,mehr als unser Programm in der Türkei erfüllt,denn wir stehen groß vor Europa da,wir haben ein Protokoll in der Tasche,das die Unterschrift Englands,ja Englandstrt, das den kostbaren Punkt enthält«,daß wennseser Türkei nicht beheben sollte,die ihr aller unterthänigst unterbreiteten Wünsche Europas zu erfüllen,die Diplomatie nichts dagegen hat, neue Studien über die Sitten und Gebräuche im Orient vorzunehmen und nach längerer oder kürzerer Konferenz über das Resultat ihrer Forschungen in gemeinsamen,oder doch wenigstens gleichlautenden Rotenden harrenden Völkern zu berichten".«« Meinte denn die französische und englische Presse wirklich, daß man es hier wagen werde,mit einem werthlosen Fetzen Papier in einem Augenblicke hervorzutreten,wo die Wogen der politischen Erregung noch immerhachsgehe,wo sich bitmen wenigen Wochen bereits der zweite politische Prozeß abspielt und ein dritteshor« der Thür steht,wo die Armee kampfes lustig und das ganze Land nur in dem Krieg,dem Krieg um des Krieges willem seine Wünsche, seine Gedanken und,bald kann es werden,auch seinen Willen konzentrirtP Europa täusche sichtucht!Wir brauchen den Krieg,um die innere Leidenschaft zu ersticken,icir brauchet den Krieg,weil wir mehr al 20 Jahre keinengeführt Mit dem Augendlide, wo unsere Armeen aufgestellt worden sind, haben wir auch den Kriegspfad betret.Nicht als ob man in Rußland die Schrecknisse des Krieges auch nur einen Augenblick verkennen würde,nicht als ob man nur einen ‚Augenblick die Opfer, die da getragen werden müssen, die Ginbußen, die der nationale Wohlstand erleiden muß ‚ und wird, vergessen hätte; neint das : Bolt und die Regierung Ss fennen den Bullan, auf dem sie wandeln, und deshalb wünschen sie auch die Eruption, um wieder eine terra firma unter den Füßen zu haben. Wollte das englische Kabinet etwa glauben machen, daß ihn verborgen sei, was hier in Rußland vorgeht, daß ihn nicht bekannt sei, daß hier die Entschlüsse bereits längst gefaßt und besiegelt sind ?! ( Konstantinopel, 21. März. Drig.-Korr.) Oestern nac:mittags hat der Sultan die hier bereits versammelten Deputirten des Reiches im Palais von Dolma-Bagdide empfangen, und somit endlich das erste türkische Parlament eröffnet. Die Zeremonie, welche in dem großen Empfangssaale stattgefunden, war eine großartige, und selbst für Orientalen, welche für äußeres Gepränge und glänzende Staffage blasirt sind, von außerordentlicher und padender Wirkung. Der prachtvolle Saal wurde zu diesem Zede mit den seltensten von Gold und Silber ftragenden tierfischen und persischen Teppichen dekoriert und die Erbenmischung derselben mar von blendender Schönheit. Am östlichen Ende des Saales gegen den Bosporus hin fab man den mehr soliden als schönen, aus massivem Gold und Silber gearbeiteten Thron, und am Eingange die kaiserlichen Hellebarbiere in ihren rothen, mit Gold geftichten Uniformen aufgeteilt, hinter welchen fi eine Kompagnie schmarzgekleideter Tiraileure plackte, unwahrscheinlich um den Effekt der von den Hellebardieren gebildeten rothen Linie zu erhöhen. Die ersten, die den Saal berraten, waren die Vertreter der hiesigen und auswärtigen Presse, welche wider alles Erwarten zu dieser Feierlichkeit zugelassen wurden, und denen man merkwürdigerweise einen Blog auf der Linken Seite des Saales bestimmt hatte. Auf derselben Seite, nur dem Throne näher, befand sich das diplomatische Korps, diesem " gegenüber der Scheif-ul-Islam mit den Gazaskers (oberste Richter "des Neidjes) und den Malemas vom höchsten Range, endlich die Rechts vom Throne standen die Minister, die ‚Mitglieder des Staatsrathes, die Unter-Staatssekretäre und die geistlichen Häupter der christlichen und jüdischen Gemeinden. Nachdem diese Aufstellungen vollendet waren, erschienen die Depusirten , an der Seite ihres Präsidenten Ahmed Bevit Efendi, und die neu ernannten Senatoren. Der Großvezir nahm seinen Plan neben dem Throne ein. Eunt 2 Uhr wurden die kaiserlichen Appartements geöffnet und der Sultan, dem der Groß-Zeremonienmeister Riamil Bey voranscheitt, hielt seinen Einzug, gefolgt von seinen zwei Brüdern Meidgabd und Djiemaleddin Efendi, dem Palast Marshall Said Balga und den anderen Würdenträgern des katserlichen Hauses, welche hinter dem Throne Aufstellung nahmen. Nachdem der Sultan seinen Plag eingenommen und eine fast unwahrnehmbare Beibeugung gegen die Versammlung gemacht, winkte er dem Großvezir, si) zu nähern und überreichte ihm eine Rapierrolle, welche die Thronrede enthielt. Cohem Pascha nahm diese Rolle, drüdte sie an seine Ethne, füßte sie zweimal und übergab sie sodann an Said Bey, den ersten Sekretär des Großheren, welcher sie mit lauter und vernehmbarer Stimme verlas.. So verlief die Zeremonie.Unangenehm hat es allgemein berührt, mag der Sultan nieder an die Deputirten, noch an die neu ernannten Senatoren ein Wort des Grußes gerichtet hat. " Divisions:Generale " « Tagesweuigkeiten. Der königliche Raubstitelis von Gr. Majer ttat dem Herrn Sekretär im Ministerium des Innern, Dr. . Alois Hartl, tarfeei verliefen worden.«·« Ostamenzänderun.)Se·Majestät hat gestattet,daß der Felsö-Szöllöser Bentt-·ohner-a·ul«G.r«m-anecz seinen-·Zunamen-unbeschadet seines ungarischen Adels.——in,,Csitáry'« umändere. (Landes-Lehr»mittel-Museum.)Der Unterrichtsminister hat mit der Oberinspektion des"zu Budapest im Köztelehinder Organisiuxllts befindlichen und demnächst zu"eröffnenden „Landes-Lehrmittel-Museums“ den Konzipisten Mar Mayer und mit der Öinspektion den Direktor des aan alichen Museums Franz B. Girsfuti betraut. (Aus den Kreisen unserer Ari·stokr·atie.) Bei den Tableaus, welche vorgestern Abends anläßlich der Namenstagsfeier der Gräfin Emanuel (nit mie.e in unserem Morgenblatte aus Beriehen, heißt Mladar) Andráffy in den Salons des Grafen Aladár Andraffy dargestellt wurden, wirkten außer den bereits im Morgenblatt genannten die folgenden Damen und Herren mit: Bei den „Lebenden Blumen“: Gräfin Katinfa und Anna Teleti, Gräfin Klara, Ginna und Margarethe Károlyi, Gräfin Anna Bálffy, Olga v. Fehérváry, Marie v. Grenenis, Gräfin Sarolta Berthold, Margarethe v. Benigív, Gugenie v. Horváth, Gräfin Ferdinand Szapáry, Gräfin Marie Andräfiy und die Herren Graf Alexander Andräfiy und Karl v. Greneviß. — Bei dem zweiten Tableau „Rhotographien-Album” wirkten mit: Prinzesse Pauline Ddescaldi, Gräfin Margarethe Bethlen, die Fräulein Sarsha v. Majláth, Alma v Ürményi, Bela v. Blumer, Baronin Nandine Ankey, Fürst Boris Ezetvertynszi, Graf Ludwig Zichy und Géza v. Salamon. (Aus Gran) wird und geschrieben: Der Kardinal-FürstObmohl der Kirchenpatrone Primas hat dem Unterstützungsverein des Stuhlweißensburger·,sowie jenem des Graner Obergymnasium stefansend G·ulden·gespendet.Die römisch katholische Pfarrkirchezbenshäusel erweist sich seit Dezennien in Folge Zunahme der Bevölskerung als räumlich ungenügend, hier der Graner Erzbischof—bekanntermaßen nurzannhaftung nicht aber auch zur Vergrößerung der Patronatsskirchen·verpflichtet« ist,so hat doch der Kardinal-Fürstprimas Simor in hochherziger Berücksichtigung der Populations-Zustände und der städtische Its Fistanzen angeordnet,"daß die erwähnte Kirche nach Maßgabes ihres ursprünglichen Baustyls und der Terrainverhältnisse auf.«·"seine Kosten nicht nur vergrößert,sondern auch·mit einemT stattlichen neuen Thurnt geziert werde.Die Arbeiten,deren Koste·n 20..000’st. übersteigen dürften,haben schon theilweise begonnen und müssen bis zum Monate September d. h. beendet sein. "« (Die hauptstädtische Finanzkommission) verhandelte in ihrer heutigen Sigung eine Reihe von Bachtangelegenheiten. CS waren dies, die folgenden: Die Donau-Dampfschiffahrt-Gesellschaft bes ist im Wahlerstädter Pfarrgebäude (Bombenplan) mehrere zu Administrationszmeden dienende Lokale in Bacht. Dieselben werden der Gesellshhaft um den jährlichen Bachtzins von 1500 fl. auch fernerhin überlassen. — Der Marketender in der Sandor-Kaserne, Nathan Treulich, welchem bereits jüngsthin 75 FL. vom Pachtzinse erlassen w:rden, bittet nun auch um Nachlaß des Restes im Belaufe von 35 fl. Das Gefuch wird mit Rücksicht auf die Nothlage des Betenten bewilligt. — Theresia Vogel, Marketenderin in der Vellerfaferne, bittet um Herabfegung des Miethzinses von 3504 fl. auf 2000 fl. (Am vorigen Sabre wurde bereits der Pächterin ein Nadla von 400 fl. bemilligt.) Die Ansichten über die Berechtigung eines Nachlasses in diesem Falle waren sehr verschieden. Nach längerer Diskussion wurde beschlossen, den Badhisins für die Zeit vom 1. Mai 1877 bis 1. Mai 1878 auf 2500 fl. herab- Br . Sodann wurde das Resultat der vor einigen Tagen tattgehabten Lizitation der Schmeinemastgründe bekanntgegeben. Wie bereits mitgetheilt, wurden im Ganzen 21 Barzellen (30 Joch) 230 Quadrat-Blafter) veräußert, deren Kauffeilling von 1000 bis 4000 fl. per Job variixt. Die Finanz-Kommission acceptirte 18 Offerte, dagegen wurden die auf die Vorzeilen Nr. 31, 32 und 33 gestellten Anbote, als dem Werthe der Gründe nicht entsprechend, abgelehnt. Der Erlös aus dem Verlaufe sämmtlicher Gründe beträgt 73.040 fl., wovon jedoch mehr als die Hälfte durch den Bau der Pfahrtstraßen absorbirt werden dürfte. — Zum Schluffe wurde im Izitationswege der Kiost auf dem Feuermersplag (im Stadtmäldchen) an den einzigen Offerenten Franz Buhmüller um den jährlichen Bagtzins von 300 fl. auf drei Jahre verpachteteinem · ihm erhaltene höhere ·(Der La·ndes-Frauen Industrieverein hat in seiner heutigen Generalversammlung einen Beschluss von’11 großer Tragweite gefaßt,nämlich die von Mädchenschule aufzulassen und anstatt derselben eine Präparansie" für·Lehrerinen·weiblicher Arbeiten zu errichten.Da aberdiebis« beugen Geldmittel des Vereins sich als unzureichend für die völlige Erwecung Leurer Zwecke erwiesenn hat der Ausschuß den jährlichen Mitgliedsbettrag von 2 auf 3 Gulden erhöht,was eine Aenderung der Statuten nöthig machte.Hiemit hat sich jedoch die Generalversammlung nicht begnügt,sondern an Antrag von Moriz Gelleri beschlossen so den Ausschuß anzuweisem an die Frauenvereine,Gewerbegenossenschaften und an Einzelne Sammelbogen zu versenden,deren Unterzeichner,auch wenn sie nur kleinere Beiträge von!."—1Jfl. zeichnen,als unterstützende Mitglieder angesehen werden sollen."D"e·1.,hierauf verlesene Jahresbericht lieferte sehr erfreuliche Datenübers die vom Verein erzielten Resultate.Die höhere Töchterschule wurde von 121 Zöglingen besucht.Von der verfertigten Weißwäsche wurden 1116 Stück verkauft. Der Verein zählt 400 ordentliche, 9 unterragende, 78 gründende Mitglieder. Die Jahreseinnahme betrug 9969 ff. 88 fl., die Ausgabe 8361 fl. 88 fl. und verblieben somit 1599 fl. Der Vermögensstand bemerket sich auf 12.010 ff. Bei den hierauf vorgenommenen Wahlen der Funktionäre und des Ausschusses wurden zur Präsidentin Frau Ignaz Kühnel, zu Vizepräsidentinen die Frauen Böley, Halaß und Bedata, zu zweiten Präsidenten Baron Baldócsy und Stefan Türe, zur ersten Sekretärin Elma Hentaller, zur zweiten vau Peter Bihary, um Kassier Anton Berecz gewählt. ·« ..·(Jm·,,Theresenstädter Klub«)(Radialstraße 35) wird am Dienstag.27.b«,Abe nds7 Uhr.Herr Sigmund Ch9·ok—in unter dem Tetext»VonBu·dapestn"achVat"a·cEv"nk«ö«« (Reiseskitzen)eine Vorlesung halten.""·.." (·DeVerstehung des II«I.Bezirks)erließ eine Kundmachung,durcht·welch·e es den Gartens und WeingartenIiesitzern jeteiligt gemacht wird, ihre Bäume von den Renpen zu reinigen ; einer wird auf 008 strengste verboten. Die Vogelreiter auszuheben. ER ee merden mit " Bonale bis 50 Aestraft. (Hauseinsturz) duch den MWoltenbruch am. Niemand verlegt 26. Juni 1875. starf ne Tabaner Haufes. Nr. 655 ein, zum Glüd nach einmärts; so bak Damit dur fernern Einsturz nicht dennoch ein Unglüd gesdiehe, mas bei dem regen Verkehr immerhin ist, wird — auf Nequisition der Vorstehung des II. Date Olizetgänzlicm Einsturz drohenden. Haufe ei — vor dem mit posten aufgestellt.». (Einspekulativerhaugmeister)indes innern Staat·hat,wiemandem,,Budapesti Napilap"schreibth suffjt zweitausend Gulden Theater-Alles für diez Pattis BLack stellungen zusammengekauft und hofft dabei ein gutes Geschäft zu machen. ·« »si. (Polizeinachrichten) Die bei Karl Bernstein in der Trommelgasse bedienstete 15jährige Julia Szeferes gab heute Früh Petroleum in das ‚Feuer, damit das Holz hesser brenne. Die Detroleumflasche explodirte, und der brennende Inhalt ergoß sich über das Mädchen, dessen Kleider und Haare sofort in Brand geriethen. Das Mädchen mußte infolge der erlittenen Brandmwunden in das Spital gebracht werden und liegt hoffnungslos Darnieder. — > möglich würde. Borgestern stürzte ein Theil beg Welke Klätter. Roman in zwei Bänden von Rudolf Hottschall. (18. Fortlesung.) Aechtes Kapitel. Um Lago Maggiore, „der eine jener älteren italienischen Novellen liest, der fühlt sich geheimungvoll angezogen von dem freien Hauch des Abenteuers, das sie Duchmieht; ich weiß es wohl, dies Abenteuer darf in unserer soliden Gesellschaft, wo jeder feine Baßlatte in der Brieftasche trägt. Feine Stätte finden , es ist geächtet, und ich sehe auch nicht ein, wie es in unseren bürgerlichen Verhältnissen anders sein könnte. Gleichwohl tritt es dem freizügigen Wanderer doch hier und dort entgegen ; es trägt eine Maske vor dem Gesicht, aber es bricht feurig und verladend durch die Maäse. Ich habe oft darüber nachgedacht, worin der Reiz jener vergänglichen Begegnungen besteht, die von Hause aus seine Dauer beanspruchen; es ist der Metz des Freiheit und Ungebundenheit. Das Bemußtsein der Dauer hat etwas Lastendes für das Gemüth; um sich damit zu versühnen, bedarf es tieferer Betrachtungen über das Nothiwendige, was im Menschenleben bindet, und der Stolz des Pflichtgefühls söhnt uns mit dem Zwang des Unmandelbaren aus. Das Abenteuer aber erregt Neigungen und Gefühle, Schlägt Saiten an, die bey im menschlichen Wesen auch vorhanden sind; nie fließt das Blut leichter und feuriger durch unsere Adern, nie entmwndkelt unser Seelenleben mehr „Ozon“ als in diesen Gemütern der Leidenschaft, wie rasch sie auch wieder am Himmel vorüberziehen mögen. Fehlt auch das dauernde Band und jener Adel der Empfindung, den nur echte Seelenliebe zu geben vermag, so bleibt body noch ein Etwas, was den flüchtigen Maujdj der Leidenschaft adelt, das Entziefen über die Schönheit, das ja mit echter Liebe so eng verbunden, aber in unseren Verhältnissen verblaßt ist und verleugnet werden muß. Wo aber ist mehr diese Heimstätte des Abenteuers, als in dem Maskenland Italien? Durchzittern uns nicht hier die Taunelgeister, die in dem D Venetianischen Karneval des herrlichen Maestro über die Saiten hüpfen und springen und sich in tollem Raufe zu überschlagen scheinen ? 4 Hier auf dem Rialto, dort auf dem Markusplag minten uns geheimnißvolle Blide, ladet uns verlodender Händebind ein. Dies Dob meldet Himmel an im Lande des Boccaccio, welcher Raufh in den Lüften, welcher Zauber in dem Atem der Mohlgebrüche, die von der glühenden Sonne des Tages entfesfelt werden, die der Wind des Abends über die Fluren dahingieht, über das Marmorgetäfel der Villen und in ihre Schlafgemächer! Da muß man schon ein Stodgelehrter sein, wie der Mann aus Nırpinum, um, in einem Tustulum, über die Pflicht nachzudenten und zu schreiben ; wir anderen Menschen folgen dem Beispiele bei Horaz, umkränzen das Haupt, mit, Rofen, nehmen den Mischling zur Hand und eine schöne Lydia in den Arm. ;ap. if eine stolze Schönheit aus dem Bolfe, die sonst das Jazzoletto trägt;jenes ist eine Dame der Salons, die einen Ghisbeo sucht. Und auf dem römischen Golfo, wenn die lange Neihe der Wagen die Straße herunterfährt, da stehen wir auf dem Wagen tritt, und eine zarte Hand drüht uns:einen Blumenstrauß in die Hand. Hier hat sich das Abenteuer groß aufgerichtet zum Verbrechen, und aus den Sanften Mugen einer Guerezia Borgia und Beatrice Genci blicht es uns an, verhängnißvoll und tödticc! sich mit seinen wildwachsenden Morthen „Lränzt, gedenkt nicht der Myrthe aus den deutschen Treibhäusern, mit der die Braut sich für's Leben schmüdt. IH kenne die Blumenstadt Florenz, die Trümmer“Stadt Rom, das lärmende Neapel, wo Wolfsmenge und Wellenschlag des Meeres zusammenbrausen und dessen einziges Cyklopenauge der feuerspeiende Befug ist, doch nirgends fühlte ich mich so heimlich als an den oberitalischen Seen und troß aller Reise des Lago di &onto, dieses zweigetheilten Brachtspiegels, der am schönsten leuchtet, wo man seine beiden getheilten Wasserarmne übersieht, die sich um die vilfenreichen Höhen fehlingen, trob der Anmuth des Lago di Garda und seiner nördlichen Hafenstadt habe ich den Lago Maggiore vor allen in’s Herz geschlosfen und zwei Jahre meines Lebens an seinen Ufern zugebracht. Ich fenne alle, feinen schmelzerischen und italienischen Uferstädte; am liebsten aber weilte ich in Stresa, weil eine fänelle Ruderfahrt mir von hier zu den Kleinodien des Sees, den borromeischen Inseln, hinüber trug. Er war an einem schönen Sommerabend, als ich auf der obersten Terrasse der Viola bella stand; der See funfelte in abends rothem Schein ; bunte Lichter hüpften in den verschlungenen Cupressen-Alleen, in den verschwiegenen Muschelgrotten und spielten auf den Bildsäulen und Obelisken der höchsten Terrasse. In milden Schein lagen die Schwefterinseln, die Uferstädte, die webenumgürteten, villenreichen Hügel; troßig sprang der Saflo yerrato mit seinen Felmanern gegenüber in den See; mie in Notyglühige, getaucht, standen die Eispanzer der Schneegipfel, welche die Alpenpässe bewachen, die hier zum Genfer See, dort zu den vier Waldstätten führen « ; z —» ·. herrliche Grün des Lago ab. Wie oft hat man den Barocgeshhmad, das grüne Rokoko dieser Nola bella getadelt! Und doch— warum soll man ein Kleinod nicht in einen glänzenden fünstlichen Rahmen fassen ? Diese Siola bella ist der schönste Aussichtspavillon des Gees; warum soll dieser Pavillon nicht glänzend deforirt sein? Die Kunst, die auf das Feine Bläschen Erde verwendet ist, thut der gewaltigen Natur seinen Eintrag, welche dasselbe mit ihren Alpenriefen umringt! Und dann haben diese Baumverstede, diese Muschelgrotten etwas Lauschiges; sie laden zu stillen Plaudereien ein, zu verschwiegenem Glück . . . und wie vol ist das Herz, wenn der Zauber dieser herrlichen Natur, dieser Abendlichter, Dieser aus Hundert Blüthenfelden strömenden Düfte, Dies ganze herabhömende Leben uns berauscht hat ! Als ich verfirnten in Träumereien auf der Terrasse stand, erschienen zwei Damen, begleitet von einem Bedienten in Linree, welche dicht unter dem Einhorn, den Wappen der Borromet, stehen blieben ; es waren zwei hohe, shlaufe Gestalten, vornehme Erscheinungen. ..»Ich grüßte höflich und redete sie an»;die eine von ihnen war der Genießt im Augenblick!Das predigt Hesperia,und wers deutschen Sprache mächtig,und daß wir uns so unterhalten kommken, ohne von der Begleiterin verstanden zu werden,s gab uns alsbald den Ste in einer gewissen Vertraulichkeit,sie war lebhaft in ihrem ganzen Wesen;jeden Gegenstand der Unterhaltung erfaßte sie mit vollem FeuerS für die Schönheiten der«Landschaft hatte sie den Ausdruck hingebenden Entzückens,wobei sie aber mit Borliebe italienische Ausrufungen und Wendungen gebrauchte,und sopolltönend, so melodisch klang die Sprache Tasso’s von ihren Lippen,daß ich mit stiller Befriedigung,wie bei einen künstlerischen Genuß,dieser Melodie lauschte. Ich sah sie mir näher an;es war ein schönes Weib;der Adel depsüge stand im Einklang mit der herrlichen Gestalt;die Ideale der Bildhauer und Malex aus der Akademie und dem Palazzo Pitti der Blumenstadt schienen hier Leben gewonnen zu haben Alles in mie rief: das ist die Schönheit, wie sie in diesen Zaubergarten paßt; so müßte die Königin dieser Inseln, dieser Fluthen aussehen! Und es fgsien mir, als ob das Abendroth, das an der hohen Gestalt herniederfluthete und dann in die Wellen glitt, ein verflärender Schein sei, der von ihm ausströmte. Sie blendete und fesselte mich, au merste ich bald, daß ihre Worte, Blide, Mienen den Ausdruch voller Sympathie hatten, die ich ihr einflößte. Die andere Dame war fremd und zurückhaltend ; sie hatte die Miene einer stolzen Prinzessin. As sie si verabschiedete, entließ sie mich gleichsan mit kurzem Gruß. Doc in den Mugen der Begleiterin (a8 ich etwas, wie die Hoffnung auf Wiedersehen, 99 wollte diese Hoffnung nit täuschen und fand mich Tag für Tag zu Sonnenuntergang auf der Terrasse der hola bella ein, f ı Zwei Abende harrte ich vergebens ; doch wie groß mal meine freudige Ueberraschung, als ich sie am dritten Abend traf und zwar ganz allein ; ich begrüßte sie mit einem herzlichen und warm ermwiederten Händebruch. — Meine Freundin ist abgereift, sagte sie bald nach der eisten Begrüßung ; ich erfuhr, daß sie jegt allein in einer Villa bei Streja wohne. Unser Gespräch wurde lebhaft, doch es vermied alles Persönliche. Sie kannte Deutschland und deutsche Zustände, doch ihre Begeisterung galt dem schönen Italien, wo Kunst und Natur sich beide zu so berauschender Blüthe erschließen. Wir sprachen über Dichter und Maler, Theater und Musik. Die Sonne war hinter den Bergen verschmunden ; nur ihr Wiederschein hing noch am gerürheten Weitgewölk, doch war es heute auf der Terrasse besonders lebendig ; zahlreiche Myladies mit rothen Neisehandbüchern und gurgelnde Mylords lösten sich ab; sie Marfen einige flüchtige Blide auf den See, überzeugten sich, daß alle Verlagstüde seiner Dekorationen an der richtigen Stelle standett, wie sie in den Büchern angegeben waren ; hier die Jiela madre und der Pescatore, dort der Saffo Verrato, hier Strefa, drüben Pallanza, und empfahlen sich dann mit dem Ausbruch voller Zufriedenheit. Dann kamen auch einige lärmende Franzosen und Französinen, welche ihre Freude darüber aussprachhen, ein Stück Versailles in diesem italienischen Wasserboden zu finden, und dann den Lorberbaum aufsuchten, in den Napoleon vor der Schlacht von Marengo das Wort „battaglia” eingeschnitten hatte. . Es war ein unruhiges Kommen und Gehen! Mie mit stiller Uebereinstimmung lenkten wir unsere Schritte in die einsamen Schattengänge des immergrünen Gilandes, unter die Pinien und Choreffen, Lorbeer- und Kamelienbäume.. Wir sprachen nicht viel, mir gingen oft spweigend nebeneinander her, die Dämmerung des Abends und der grünen Lauben hielt ung wie mit süßem Bann gefangen. Wenn wir spracen, so Sprachen wir von dem Nächsten, was unser Empfinden berührte, von dem Reiz der Natur und der Bradt der mannigfachen jüdischen Pflanzen, die hier wie ein grüner Hofstaat des alten Palazzo versammelt waren ; auch die nordische Tantre fehlte nicht, und ich erwähnte, daß sie mich an meine Heimath erinnere; doch sie fragte nicht weiter danach. G3 war mie ein geheimes Webereinkommen zwischen uns, unser gegenseitiges Inkognito nit zu stören und so in den Reiz der Dämmerung, die über der Zauberinsel brütete, auch unsere Lebensverhältnisse zu hülfen. Wir gingen die Treppe des Palazzo hinab an den Strand; eine elegante Gondel mit einem Gondolier in Livree, wartete ihrer, — Darf ich Sie einladen, fragte sie, die Fahrt nach Stresa in meiner Barke zu machen ? Ich folgte mit Freuden dieser Einladung. (Sortregung folgt.) x en . 7