Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1884 (Jahrgang 31, nr. 27-50)
1884-02-23 / nr. 45
Iar ESPES (Einzelne Tonnmmmern 3 fu in allen Berichterfilofalen.) ELTERNTEIL fanta, 23, Scher, 1 Aus Dem Teldjatage, Das Abgeordnetenhaus berietd Heute in effündiger Debatte die Vorlage über die mit Frankreich abgeschloffene Handelskonvention. Neferent Graf Bethlen empfahl die Vorlage nach Furtzer Motivirung, worauf Helfy durch seine Bemerkungen zu der Konvention den Minister-Präsidenten Gelegenheit gab, unsere Aspekten Hinsichtlich definitive Handelsverträge zum Ausdruck zu bringen. Nachdem noch Graf Albert Apponyi auf den Beruf des Abgeordnetenhauses hingewiesen, darauf zu dringen, daß unsere auswärtigen Vertretungen die thatsächlichen staatsrechtlichen Verhältnisse werpefüiren sollen und nachdem Jodann Thaly die Abneigung unserer auswärtigen Vertretungen vor den durch den Dualismus bedingten Formen drastisch luftritt, tourde die Vorlage angenommen, folgte die Fortlegung der Debatte über das Unterrecht. Der §. 11 entspinnt sich eine lebhafte Debatte über die Schulfist des Werkes nac dem Tode des Autors. Die Vorlage normirt diese Heilt auf 30 Jahre; Nikolics hält diese Frisür zu gering, Mandel ernstet sie für genügend, Yófai wünscht eine fünfzigjährige Schußfrist zu bestimmen, Röröffy imterfrügt den Antrag, der Neferent tritt für den Ausflußtert ein; das Haus mormirte, sichtlich unter dem Anflusse der Sloquenz Fótais stehend, die Schulse ist mit fünfzig Sahevent Senyveffy beantrag die Erpropriation des Kutorrekteds in gewissen namhaft gemachten Fällen, welcher Antrag, vom Referenten und Minister bekämpft, abgelehnt wurde. Bei 8. 15 beantragte $ 6 kai den Schuß des unter dem Schriftstellernamen erschienenen Wertes gleich dem unter dem mit sichen Namen erschienenen. Neferent Telepsky magt darauf aufmerksam, daß barite durch die Möglichkeit der Negistierung des wirklichen Namens A ” ’.’ . ’ Ldas gemeinsame Ministerium des Neußern in dieser Richtung volle Bereitwilligkeit zeigte. Nach einer Bemerkung Koloman Thalys über die Münchener Gesandtschaft, wo es seinen ungarischen Beamten gibt, m wird abgestimmt und die Konvention im Allgemeinen angenommen _ ··117.der spezialdehatte wird zum II.Artikel eine von Daniel Jranyc gkr gkretschte Modifikation angenommen,wonach der Ausdruck ,,Oesterreichscer Kaiser'«durch den Ausdruck,,Kaiser von Oesterreich'« ersetzt wird. Der Rest der Vorlage wird nommen. | · ·Folgt die Fortsetzung der Spezialdebatte über den Gesetzentwurf betreffend das geistige Uürheberrecht. Weiteres im Morgenblatte, ohne Bemerkung ange Engesuehmgkeiten. (Ernennungen zur frontisä-flavonisähen Landesregierung) Das heutige Amtsblatt publiziert die folgende in unserm jüngsten Morgenblatte signalisirte allerhöchste Entschließung : Den Math an der Frontisch-flavonischen Septemviraltafel Daniel Stanfovich ernenne 39) zum Chef der Sektion für innere Angelegenheiten bei der froatisch-slavonischen Landesregierung mit den foftemisirten Gebühren und mit Vorbehalt des Zurücktrittes in seine bisherige Stellung. Den Sektionsrath der genannten Landesregierung Alois Klein betraue Ich mit der Leitung der Justiz-Sektion ebenderselben Landesregierung und bewillige Ich für die Dauer dieser seiner Wirksamkeit eine Funktionszulage von jährlichen iOO O fc., welche im Falle seiner Vorrückung in eine höhere Gehaltsklasse entspreched herabzusetzend sein wird. Gegebenguien,20.Feber 188 x. Fratinofcfm.p. Koloman Bedekovichm.p.Grathuen-H6dervärym.p. · Budageft, 23. Feber. $ — Die außerordentlichen Kundgebungen der Freundschaft und Intimität zwischen den Negierungen von Petersblrg und Berlin, von welchen in der rechten Zeit fast tägelich zu berichten war, haben neuerdings zu dem Gerichte Arlag gegeben, daß eine Zusammenkunft des Czars Alexander mit dem Kaiser Bilhelm in der nächsten Zeit bevorstehe. Politische Gründe, die eine derartige Begegnung unmöglich machen mir Herr, sind absolut nicht vorhanden und das Zustandekommen oder Unterbleiben derselben kann demnach blos von dem persönlichen Dispositionen der beiden Konachen abhängig sein. Sabdessen wollen wir immerhin bemerken, daß unnseren Berliner Auformatioen zufolge vorläufig eine derartige Begegnung nicht in Aussicht genommen sei. Unser Berliner Gewährsmann bemerkt, daß der Höflichkeiten und Freundschaftsbezeigungen zwischen Petersburg und Berlin in der feßten Beit so viele ausgetauscht worden, daß auf diesene Gebiete kaum noch etwas zu thun bleibe. Es sei überdies Durch den Verkehr, den der deutsche Kanzler der Reihe nach mit dem Herrn v. Gierg, dem iven Orloff und dem Fürsten Dolgoruff gepflogen, isr das Berhäktniß Nußlands zu Deutschland eine präzisere Grundlage gefunden worden, als sie durch eine flüchtige Begegnung der Monarchen zu erreichen wäre. Das Schlagwort von der „Abgrenzung der Aktions-Sphären”, das die „Pot“ mit Rücksicht auf die Beziehungen Nußlands zu Deutschland und Oesterreich-Ungarn gebraucht, scheine das Teset des neuen Arrangements zutreffend zu: charakterisiren und wenn dieses Schlagwort dahin erläutert worden, daß es sich darum Handle, die politischen Aktions- Sphären derart zu umschreiben, daß jedem der drei Machtfreife gestattet sei, ohne Preisgebung der Zukunft die Grenzen des anderen zu trespettiren, so sei dies nicht als eine definitive Lösung vorhandener oder Schlummernder Sutereffen-Segenfäße zu betrachten, aber doch wohl als eine Auseinanderlegung, welche bei vollständiger Wahrung der Sutereffensphbäre jedes einzelnen Staates die ungestörte Kortdauer des Frieden verbürgt scheint, daß man auch in Frankreich der Bedeutung dieser Thatsachen sich nicht verschließt. Der im Einvernehmen mit dem Kabinet gefaßte Beschluß der Kammer, die Bildung der seit langer Zeit geplanten Kolonial-Armee zu vertagen, deutet darauf, daß man in Paris zur äußersten Vorsicht und Neserve ent ichlossen ist, nyilt er wahr, daß Nußland Merwannel tirt hat und was deuten die Minister dieser Thatsache gegenüber zu thun ?" So lautete die Frage, die vor drei Tagen im englischen Unterhause an Minister Giladstone gerichtet wurde und dies seine Antwort: „Wir haben von unserem Botschafter in Petersburg gehört, daß die Meriv- Zurkomanen durch ihre Vertreter dem Czar ihre Unterwerfung gelobt haben. Wir haben auch vernommen, daß der Kaiser sich entschlossen hat, Die Unterwerfung der Stämme anzunehmen und gefonnen ist, einen Beamten zu entsenden, der die Verwaltung der Provinz zu führen haben wird.” Aus dieser Antwort würde wohl Ledermann entnehmen, daß die Annexion Merws durch Rußland eine vollzogene Thatsade ist. Der englische Premier-Minister jedoch, der seit einiger Zeit die Gewohnheit angenommen, niemals geradeheraus Sa oder Nein zu jagen, sondern seine Mittheilungen in der komplizitierten Art zu verklausuliren, bemerkte, daß „die Berichte des Petersburger Botschafters allerdings eine vollständige Unterwerfung der Turkomanen vermuthen Taffen und daß, wenn dies thatsächlich der Fall sein sollte und hieraus sich irgend welche diplomatische Korrespondenzen ergeben sollten — das Parlament rechtzeitig von der Sache werde unterrichtet werden". Das klingt in der That sehr bedächtig. Allerdings muß es einem Manne, wie Gladstone, der stets auf die Freundschaft und Uneigennüsigkeit Nußlands geschworen, eine schmerzliche Enttäuschung sein, zu sehen, daß, während England gerade in Egypten alle Hände voll zu thun hat, Rusland sie von Osten her seinen indischen Befigungen nähert. Selbstverständlich bleibt ihm jeit nichts Anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Die englischen Regierungstreife haben "die Parole ausgegeben, dab Die Osfupation Meeks durch die Nuffen kein Ereigniß von Bedeutung sei. Es wird jedoch nicht leicht sein, diese Behauptung aufrechtzuhalten, zumal man sich erinnern wird, daß vor wenigen Jahren, da Lord Dufferin als Botschafter Englands in Nußland thätig gewesen, derselde beauftragt war, dem Auswärtigen Amte in Petersburg mitzutheilen, daß England die Erklärungen Nußlands beszüglich der Unantastbarkeit von Merw fir bindend erachte. Wenn Damals das englische Kabinet so im gehenden Wert auf diese Erklärungen des Etars gelegt, so wird man fecnerlich irgend Semanden glauben machen, daß der Bruch oder die Umgehung dieser Erklärungen demselben Kabinet vollständig gleichgiltig sein könne, Thaly unterfrügt den Antrag; ebterer wurde angenommen. An Bei 8. 15 wird ein Antrag Thaly’s, auch die Herausgeber alter, unechrter Werke gleich juristischen Personen zu fhüsen, an den Auzschuß gewiesen. Bei. 17 (Schuß befugter Niederfegungen) beantragt Mandel, diesen Paragraphen mit den im §. 7 angenommenen Modifikationen in Einklang zu bringen und schlägt er ein Amendement in bdiesem Sinne vor. an. Der Referent unterfragt das Amendement, das hierauf angenommen wird. Bei §. 19 beantragt Literaty, die unbefugte Auseignung solle durch Unkenntniß des Gefeges nicht entschuldig werden können. wz - Fenyveffy will den rüdfälligen Usurpator fremder Autorrechte auch einer Freiheitsstrafe verfassen Lassen. Anträge stellten niech Thaly, Köröffy und Kazär. Nikolics erklärte sich für den Ausschußteil, den hierauf Mandel in eingehender Weise vertheidigte und sie besonders gegen den Fenyveffy’schen Antrag erklärte. Schließlich äußerten sie noch der Justizminister und der Referent über die verschiedenen Anträge, worauf der Paragraph an den Ausschuß zurücgeleitet wird, nachdem die Anträge Köröffy’s, Lazar’s und Fenyveffy’s abgelehnt wurden. Die Debatte gedieh heute bis inklusive$: 20 und wird am Donnerstag fortgelegt werden. 3 Bis dahin hält das Haus Fashings Ferien. Nur am Montag wird behufs Ermöglichung der dritten Zeitng der französischen dandelétonventions- Vorlage eine kurze Situng stattfinden. + Präsident Vechhy eröffnet die Situng des Abgeordneten: banfed um 10 Uhr. — Alsohriftführer fungiren: Tibad, 3filiukttvy Fenyveffy — Auf den Minister Fauteuils : Tiba, Graf Szapary, Baron Kemény Trefort, Bauler. Das Protokoll der gestrigen Gitung wird verlesen und authentizirt. Präsident legt ein Gesuch des Komitates Gömör-Kishont in Kal der Revision des Ylotariatsgefeges vor. Geht an den Petitionsusiauf. Ferner die Eingabe der am 17. Feber in Budapest stattgehabten Suönfteiellenskonferenz in Betreff des Gemwerbegefeg-Entwurfes. Diese Eingabe wird an den vollsmwirthigaftlichen Ausschuß geleitet. Folgt die » Tagesordnung : Hauses — wird warrt. Das Haus zieht sodann die mit Frankreich geschlossene Handels-Konvention in Beratung. Referent Graf Edmund Berglen erörtert Die Schwierigkeiten, welche dem Abschluffe eines definitiven Handelsvertrages im Wege standen, er entwicelt die Bartheile, die uns durch den Abbchuß der gegenwärtigen Handels-Konvention erwachsen, welche für eine unbestimmte Frist lautet und uns Beit läßt zu definitiven Regelung unserer Handelsbeziehungen mit Frankreich. Er ermähnt fehlte sich im Namen des Ausschusses die Nothwendigkeit der Nichtigstellung des Husdruches „Le gouvernement imperial et royal“, den Die in Der ministeriellen Motivirung enthaltene, an die französische Negierung seitens ımseres Bariser Vertreters gerichtete Note enthält, und empfiehlt die Vorlage zur Annahme. Ignaz Helfy nimmt die Vorlage an, welche unter den gegebenen Verhältnissen möglichst günstig it. Er schließt sich auch dem in dem Ausschußderichte enthaltenen Gutachten an, welches von Staatsrechtlichen Gesichtspunkte Einwendungen erhebt gegen gewisse Ausdrücke der Konvention, welche der staatsrechtlichen Stellung 1 garz nicht entsprechen. Huch erhofft gleich dem Ynsichuffe, daß künftig diese Sache mehr Aumerksamkeit finden werde und will aus diesem Grunde die Aliiwung der Vorlage nit verzögern. Doch mnscht er, daß die Negierung aufgefordert werde, dafür zu sorgen, daß die betreffenden Organe der gemeinsamen Regierung künftig bei Abfassung solcher Verträge auf die staatsrechtliche Stellung Ursgarns die gebührende Nachsicht nehmen. Schließlich hat Redner noch eine Bemerkung zu machen. &8 ist uns nicht gelungen, die Einfuhr von lebenden Die Ducchzufegen. Das beweist, daß in den freisinnigsten Staaten eine Neigung zur Propibitiv-Politik besteht. Nedner bedauert dies, aber er muß sich der Thatsache beugen. Wenn dem min aber so ist, dann fragt Nedner, warum follen wir Rumänien gegenüber nit auch das Prohibitiv-System. befolgen Warum follen wir Oesterreich gegenüber, dessen Industrie weit mächtiger it als Die unserige, nicht die Fr errichten. (Lebhafte Zustimmung auf der äußersten unfen.) Er nimmt übrigens die Vorlage an. Minister-präsident Tilja: Sch. erkläre zunächst, daß ich von der Oesterreich gegenüber befolgten wirthschaftlichen Bolitit rebr nicht reden will. Wie jedes Verhältniß wird auch Dieses seinerzeit aus dem Gesichtspunkte des Landes zu beurteilen sein; doch muß ich beimerfen, daß nach meiner Weberzeugung die Prohibitio-Bolitit gerade hier fir ums die gefährlichste wäre und nur wenn das gegenwärtige Verhältniß unter anständigen Bedingungen nicht aufrechtzuhalten wäre, wäre ich dafür, daß das Land wann immer — aber nur ohne allzu große Selbstihädigung — jenen Boden betrete. Was das Widerport-Verhältniß zu anderen Staaten betrifft, habe ich es auf dem wirtsschaftlichen Gebiete vollkommen berechtigt, daß jeder Staat eine egoistische Politik befolge ; doch ist unter den gegebenen Verhältnissen von Fall zu Fall zu erwägen, was Die egoiz ftische, oder besser: Die vom eigenen Interesse geleitete Pelttit er heicht. Ich zmweifle nicht davan, daß mein einmal unsere Handelsverträge an unseren südlichen Grenzen ablaufen. Diejenigen, die damals dazur berufen sein werden, vom Gesichtspunkte der allgemeinen Handelspolitik, die wirklichen Interessen des Landes erwägen und je nachdem diese Interessen es erheirschen, in Dem einen oder anderen VBunkte — wenn nöthig — auch eine prodibitiv:politik befolgen werden. Auch ich bedauere, daß es uns nicht gelungen, die Einfuhr von lebendem Vieh nach Frankreich zu sichern; ja, wenn ich sehe, wie Frankreich theil3 aus eigener Entschließung, theil3 unter dem Drude der in England diesbezüglich herrschenden Anfigten ımS dies verweigert hat, Hoffe ich and nicht, daß dies in nächster Zukunft zu erreichen sein werde. Doch ist die Einfuhr von Schafen jedenfalls ein beträchtlicher Vortheil , ja ich hoffe, daß auch die Einruhe von frischem Fleisch und animalischen Produkten unsern Sandelsverlehr entwickeln und jenen Schaden einigermaßen wettmachen werde, Der uns aus dem Verbot von lebenden Eier ermählt. Was den vom Ausschusfe beanstandeten Ausdruch „Kaiserl. und Königl. Negierung“ betrifft, mils ich bemerken, daß Ddieser Aus dene in der Schlußklausel zum G.A. XAXV:1880 enthalten ist. Der Ausdruck ist also seineswegs neu. In einem Gefäße ist der Ausbruch nirgends enthalten , auch hier nicht, sondern nur in der Diplomatischen Note. Da übrigens die Negierungen beider Staaten auf die Leitung der gemeinsamen Angelegenheiten ihren verfassungsmäßigen Einfluß üben, kann das geehrte Haus ruhig sein; es wird aus diesem Ausdruck den Landesein Jtachtheil erwachsen. De offen ungeachtet bin ich gern bereit, einen Beichluffe zuzustimmen, welcher für die Zukunft die forverte Abfassung solcher Enuniziationen sichert. (Zustimmung.) Graf Albert Apponyi bemerkt, auf die Yeuferung des Minister-präsidenten hinsichtlich der Schlußklausel der mit den Donaustaaten geschloffenen Eisenbahn-Konvention verfestigend, daß der Ausbrut auch dort nicht korrekt sei. Gleichwohl sei es ein großer Unterschied, ob dieser Ausdend in einer Klausel vorkommt, in welcher auf in Zukunft abzuschließende internationale Verträge hingewiesen wird, die dire) dte gemeinsame Negierung. m wenigstens vermittelt werden, oder in einem Schriftstück, 109 von der Nevision unsered autonomen Bolltarifs die Nede ist, die ausschließlich Sache der beiden Negierungen it. Darum hat auch der Yusihuß sehr richtig gehandelt, in dem er auf diesen Umstand aufmerksam machte, da unsere , auswärtigen Vertreter offenbar, wenn auch sein Böswillen dabei im Spiele sein dürfte, wenig Neigung zeigen die Formen zu acceptiven, welche unseren gegenwärtigen staatsrechtlichen Verhältnissen entsprechen und das Abgeordnetenhaus erfüllt nun seine Billigt, indem es darauf dringt, daß unsere Vertreter im Auslande, wo man nur ehr langsan die Vertrautheit mit unseren Verhältnissen zu gekommen scheint, sich nicht in Formen bewegen sollen, welche auf diese Verhältnisse irgendwelches Dunkel breiten könnten. Nedner gibt sich übrigens mit der vom Minster-Präsidenten gegebenen Erklärung zufrieden und nimmt die Vorlage an. Sanaz Helft bemerkt, es sei nur ein Japsus linguae gewesen, wenn er fir Ungarn eine Prohibitiv-Volitit empfohlen; er wollte sagen : eine protektionistische Handelspolitik. Emeih Szalay erhilt in der Vorlage Fortjeritt. Im Uebrigen findet er den Vorschlag seltsam, daß wir fremden Staaten gegenüber das Schubzolligsten befolgen sollen, wir Oesterreich gegenüber auf der Basis des Freihandels tehen. Zum Schluffe bittet er die Regierung, dahin zu wirken, daß in Nußland die Zölle auf Ungarneine herabgefebt werden., Minister-präsident Ti wiederholt seine Bereitwilligkeit, den Bedenken Nennung zu wagen und bemerkt, daß auch ebenfalls einen staatsrechtlichen (Vom Hofe.)Die Abreise des Kronprinzenpaares nach dem Orient erfolgt definitiv am 14.April. (Personalnachrichten.)Finanzministeers Julius Szapäry hat sich gestern,Handelsminister Gramecs Szächönyi heute Morgens nach Wien begeben. (Skandal an der Universität.)Der Hörsaal für Botanik an der hiesigen Universität war gestellts Vormittags der Schauplatz eines argen Skandalis..,PestiNaple"berichtet über den Vorfall: Der Assistent des Professors der Botanik Eugen Jendrirssich Heerdz,liel·den Hörern der Pharmazie Vortrag.Er fällte die Quellenwerke seines Gegenstandes auf und bat dabei keines einzige upgarischen Werkes»Erwähnung,obgleich eine bedeutende ungarische Literatur des betreuenden Faches besteht;er zitirte durchweg mir deutsche Werke.Da inter pellirte einer der Hörer:»Weshalb erwähnen Sieden die ungarischen Quelle I Werke uithi«Treeritz gab darauf eine kurzangebundene Erwiderung,welche ungefähr hängte die ungarischen Handbücher taugen nichts.Das erboste nun das etwa hltndert Hörer zählende Auditorium dermaßen,daß die Herrest kräftig das beliebte»Alzug«erschallen liefzenx durch smitchrenfich laute skufe:,,5·1uc·msmit ihm!Fort mit dem Schwaben!"Der Professor such·te·die·jungen Leute zu beruhigen,jedoch ohne Erfolg.Mehrere verließen die Bänke und gingen drohend auf den Vortragendenlo.·3. Hen«Ditz verließ schließelcch den Saat Abends hielten die Pygmatentext in einem Kaffeehanse eine Zusammne1rkunft,in welcher sie beschlossen,die Kollegien des Assistenten Ditz nicht mehr zu besuchen.Herr Ditz ist der Studentenschaft schon seit längerer Zeit mißliebig;mank zweifelt seinen Patriotismus nur. (Verurtheilte Antisemiten.)111 der Josefstadt fanden in den letzten Tagen antisemitische Versammlungen statt,w welche der Polizeibehörde nicht angemeldet worden waren.In Folge dessen wurden die Personiert,diecm diefcersammlungen theilgenommen haben,gestern vom Stadthauptmann Urs vorgeladen und zu Geldstrafen von 25—100 Gulden,eventuell zu entsprechenden Arreststrafen verurtheilt.Zwei Abgeordnete,die ebenfalls unnter den Theilnehmern waren,konnten mit Rücksicht auf ihre Immunität nicht vorgeladen werden. Aus dem Komitat stehen in Fülöpballas des Vester Komitats fand am 19. d.iie Kriagwahl bezüglich eines Mitgliedes des Komitats-Nussschusses statt, bei welcher Gelegenheit der Reichstags-Abgeordnete Béla Komjáthy mit großer Majorität gewählt wurde. Neber den vierfac den Raubmord, über den uns gelten aus Hermannstadt telegraphisch berichtet wurde, finden mir im „Siebend. Deutschen Tageblatt” die folgenden Details : Eine Schreliche Unthat hat sich gestern in den Mauern unserer Stadt ereignet. Gestern um 9, Uhr Nachts wurde auf dem Rathhause gemeldet, Dab in der Kirschnergasse Nr. 26 ein Zimmerfeuer ausgebrochen sei und daß die Bewohnerieses Hauses ermordet seien. Eine Kommission und die freiwillige Feuerwehr begaben sich sofort an Ort und Stelle. Im Hofe wrde der Hausherr, Regimentsarzt Dr. Friedenwarnger, todt aufgefunden. Sein Hals war durchSchnitten und sein Bauch derart aufgeschiißt, daß die Eingeweide zu Tage traten. Die Hände waren krampfhaft gehabt und aus der Lage des Körpers war zur entnehmen, daß Der Ermordete sich kräftig gewehrt haben muß. Im Zimmer, welches die Mörder in Brand gesteckt hatten, wurden dann Die Frau des Hansheren, dessen vierjähriges Kind umd dessen Dienstmagd mit durchschnittenem Halfetodt aufgefunden. Der Brand wurde rasch gelöscht, die vier Leichen in das Spital geschafft. Da im Zimmer große Unordnung wahrzunehmen war, so dürfte die Schauderthat ein Raubmord und jedenfalls von mehreren Komplizen ausgeführt worden sein. Die Gurne des Negiment3-Arztes zeigt eine tief Laffende Wunde, welche von einem Urthiebe herrühren dürfte. M Wahrscheinlich ist der Negiment3-Arzt durch einen Urthieb zuerst Fangpfunfähig gemacht worden. Geradezur bestialisch sind die Mörder mit der Frau und Dienstmagd mutgegangen ; Hände, Arme und Füße sind an mehreren Stellen zerschnitten ; der Hals der Frau ist fast durchschnitten, so daß der Kopf nur lose am Numpfe hängt. Die Heine MWertheim’sche Kaffe, die in Zimmer stand, zeigte Spuren 0038 Bertuches gewaltsamer Eröffnung ; der Berjuc) ist aber mißlungen. V Bemerkenswerth ist, daß die Gaffenthür bei der Entdeckung 063 Mordes verfperrt gefunden wurde und von zwei herbeigeeilten Nachbarn duch Axtschläge geöffnet werden mußte. Die ganze Art der Spatzenkrung des furchtbaren Verbrechens läßt der Bermuthung Naun, daß einer der Mörder vielleicht derselbe ist, welcher vor einigen Wochen das Naubattentat bei Elise Götel begangen hat; auch Hier wurde nach vollbrachtem Raub eine Brandstiftung in Gene gefeßt. Des gesammten Bublitums hat ss eine Leicht begreifliche Aufregung bemächtigt. Die Hinrichtung der Mörder Gesta 9, Mailath’s, Die traurige Freveltyat, meige vor dreiuundvierzig Wochen an einem der ersten Mirdenträger des Neices der Stefansfront, an dem Judex Curiae Georg v. Mailath, in dessen eigener Behausung verübt worden, wurde heute Morgens an den drei Mordgesellen mit der vollen Strenge des Gefeßes geführt. Die Naubmörwer Sparda, Biteln und Beroach sind im Strafhause auf der Kerepeferstraße von Henkershand gerichtet worden und ihre Tod war die Gühne, melche das Gefeß der durch sie in so frecher, blutgieriger Weise verlegten gesellschaftlichen Ordnung geboten. Die Physiognomie der Kerepeterstraße war hinte Morgens eine ganz außergewöhnliche. In den Stunden der Morgendämmerung wurde ein ungefähr tausend Schritte langer Abschnitt der Straße durch Husaren-Abteilungen abgesperrt und der Zugang in den abgesperrten Raum wurden duch Bertifikate zum Eintritt in das Strafhaus befugten Personen gestattet. Die innerhalb dieses Raumes in die Kerepeferstraße einmündenden Gassen waren doch Konstabler- Spaliere abgesperrt. Gegenüber dem Strafhaufe stand eine Abtheilung Suparen und berittener Polizei-Mannschaft in Bereitschaft, um im Falle einer eventuellen Ruhestörung den Spalieren zu Hilfe zu eilen. Unter dem etwa 200 Köpfe zählenden eintrittsberechtigten Publikum, welches vor dem Thore des Strafhaufes versammelt war, hielten die Polizeileute mit trifoloren Schärpen die Ordnung aufrecht. Der Ober-Stadthauptmann Merius v. Thai überwachte in einem Fraser die prompte Ausführung seiner Anordnungen. Um 6 Uhr wurde das Thor des Strafhauses geöffnet. Am zweiten Hofe waren mit Intervallen von je drei Schritten Die drei Galgen nebeneinander eingerammt. Brotfchen dem ersten und zweiten, sowie zwischen dem zweiten und dritten Nichtpfahl erhoben si verfriebbare Holzwände, welche derart aufgefüllt waren, daß Bitely und Berecz die Hinidhtung ihrer Vorgänger nicht sehen konnten. Die Galgen umfaßte ein Carré von Soldaten, gebildet aus der 5. Kompagnie des 23. Infanterie-Regiments unter Komman des Hauptmanndg Winter. Um 63. Uhr begaben sich Gericht und Näamenyi, vom Gerichtshofe delegiert, Staatsanwalt Kalossfy, Gevictsnotar Karacsay, die Gerichtsärzte und die zehn Vertrauensmänner in die Mitte der Carrés. In den Armenländerzeilen ertlirete Rettengeraffel : den Delinquenten wurden die Fesseln abgenommen. Die Thür einer Zelle ging auf: Bitély hatte unmittelbar vor seinem Testen Gange nach einem Glas Wasser verlangt ; dasselbe wurde ihm dargereicht und er leerte es gierig. Mit dem Schlage 7 Uhr gab der Staatsanwalt den Befehl, die Deliquenten auf die Richtstätte zu führen. Sie kamen an der Seite ihrer Beichtväter, katholischer W Priester in vollem Drxnat, ins Freie Spänfa resignirt, wie er sich seit der Schlußverhandlung stetd gezeigt, Bitély minder gefaßt. Als die Kalte Morgenluft seine Wangen berührte und sein Bli die Nichtpflöde streifte, ward sein Autlig erdfahl und er griff hastig nach dem Kruzifix des Seelsorgers, um es inbrünftig an die Lippen zu drücen. Berecz bewahrte seinen Troß bis zu dem fetten Moment seines Lebens. Mit 3 zurieigeworfenem Haupte stand er vor dem Galgen und trogig Fühn blickte er auf das von Entgegen erfüllte Publikum. Der Elisabethstädter Pfarrer Titus Degen sprach an seiner Seite Gebete, Bere aber achtete nicht darauf. Nun trat der Eremutionsleiter Gerichtsrat Namen an und verlas das Todesurtheil. Spanta, dessen Wangen die frische Röthe selbst unter dem Galgen nicht verlassen hatte, hörte der Vertiefung aufmerksam zu, indeß sein Beichtvater an seiner Seste leise betete. BitEly sammelte während der Verlesung des Urth lautlos Gebete vor sich hin und büßte zu öfteren Malen ihm «vom Seelsorger dargereichte Kruzifiz; seine Augen warner Miene spiegelte sich das Grauen vor dem nahen Berecz verharrte, in den Augen in das Leere starren, in seiner früheren trobigen Haltung. Nachdem das Urtheil verlosen war, sprach Náményi die Worte: „Ich übergebe hiemit di drei Delinquenten der Staatsanwaltschaft zun Behufe der Urtheilvollstrefung.” Staatsanwalt Káloffy winkt mm den Scharf tiger Kogzaref, der —in schwarzem Anzug — bisher Hinter der Galgenreihe mit feinen Gehilfen gestanden, hervor und richtete an ihn die Worte: „Ich übergebe Ihnen hiemit die Delinquenten Paul Spanta, Michael Bitély und Johann Berecz insgesammt und einzeln und beauftrage Sie mit der Urtheilsvollstrebung.“ Spanka uid Pitaly nahmen diese amtlichen Enunziationen willschweigend hin;Verecz aber rief die Worte in das Publikum »Ich bin unschuldig,die Richter haben mich unschuldigerweise ver urtheilt.«« Kozarek"äird seine beiden Knechte 111achten sich n1tatt Paul·· Spänka,derr11hig,fast willenlos sicl)die Hände mrd Füße"—"· zusammenbinden und sich auf den vor dem Richtpfahl stehenden Schdmel heben ließ.Während der Scharfrichter die Leiter hinter deriI. Galgener«stieg,sprach Spånka mit bebenden Lippen die Worte:»Ichbitte um Verzeihung—die Familie Mailath und die übrigen Herkks fchaften."Unmittelbar darauf warf ihm der Henker die Schlinge mmt dennlsZ.1111 nächsten Augenblick war er gerichtet. Pitely küßte,als er den Scharfrichter und dessen Knechte sich nahen sah,noch einmal das Kruzifix und ließ dann die Volllstrecker des Todesurtheils gewähren.Vom Galgen herab stammelte ecis folgende Worte:»Auch ich bitte dich milie Mailath,die galt«z·e: Gesellschaft und die hohen Herrschafter k um Verzeihxttig,de 1 121 ich hab« Schweres verbrochen!«« «..Berecz hatte während der beiden ersten Hinrichtunge seine Fassung nicht verloren.Während Pfarrer Degen ihm Trosts zusprach,seufzte er immerforh»Ich bin«unschuldig....unschudig....u unschuldig."Erst als die Henker auf ihn zutraten,sawen er sich dem Pfarrer zot,um das Kruzifix an die Lippenziupresse Der Pfarrer entfernte sich nun von seiner Seite, Berecz aber gun nach der Hand des Priesters und füste dieselbe, Hoch aufgerichteten Hauptes erwartete er den Scharfrichter. Ohne Widerstand ließ and er fi) binden, doch vom Nichtschemel herab donnerte er in das Publikum die Worte: »Verje meg az isten a biraimat« (Gott strafe meine Nichter !) „Trommeln Laffen !“ erscholl er von den Lippen des Gerichts, rathes Náményi und im dröhnenden Trommelmirbel erstarb der lette ölud de3 Delinquenten. Einige Sekunden später hatte der Schafrichter auch den legten der drei Verbrecher in den Tod befördert. Der Kommandant des Garıd3 rief: „Sniet nieder zum Gebet!" und Marrer Degen sprach in der Mitte des Vierec3 Frieend ein warmes Gebet für das Seelenheil der armen Sünder. In das Daterunfer zum Schiffe des Gebetes stimmte die ganze Versammlung, auch der Scharfrichter mit seinen Anechten, ein. Der Tod trat bei Spanta in 14, bei Bitély in 16, bei Berecz in 17 Minuten ein. Der eigentliche Grelationsakt nah an, die Metheilsverlesung mitgerechnet, 12 Minuten in Anspruch. Um 8 Uhr wurden die Leichen von den Galgen abgenommen und im Strafhause selbst obduzirt, nach erfolgter Obduktion aber im allgemeinen Friedhofe beerdigt. Die lette Nacht hatten die Delinquenten fast gänzlich schlaflos verbracht. BereczcHlief gar nicht, er ward nicht müde, seine Umschuld zu betdeuern. Bitely fchlief gegen Mitternacht etwa eine Halbe Stunde, Spanla fiel vor Tagesandbruch in Teifen Schlummer, aus welchen er aber schon nach wenigen Minuten erwachte. Weber die Ergebnisse der Obduktion, die bis 12 Uhr Mittag mährte, wird ums berichtet: Das Rintgenbein war mit bei Bitely gebrochen, bei den beiden Anderen wurde es als vollkommen intak befunden. Ertravarate und kleinere Equimoren fanden sich bei allen Dreien vor, sowohl am Brustfell wie am Herzen. Bei Spanta trat auch auf der rechten Seite ein Ni der Carotis ein, an einer Leinen, erbsen großen Stelle. Die inneren Organe waren bei allen Dreien normal. körperlich war Berecz am besten entwickelt. Am Gehirn fand sie bei seinem der Verbrecher etwas Abnormes. ax Das Generalkommando hat das Blutkommando gestern angewiesen, zur eventuellen Unterstüßung der Polizeimannschaft während der Gregation 60 Mann Husaren unter Kommando des Nilmeisters v. Henriquez dem Oberstadthauptmann zur Verfügung stellen. Ferner halten auf Ansuchen der Polizeibehörde zwei Kompagnien des Infanterie-Regiments Nr. 69 unter Kommando des Hauptmanns Knarr heute von 6 Uhr Frith bis 6 Uhr Abends strenge Bereitschaft, um, falls der Mob bei dem, Begräbnisse der Delinquenten oder später sich wieder zusammenrotten sollte, gegen denselben energis vorzugehen. Der Plagkommandant EM. v. Gabriány, der auch während der verfroffenen Sudenkramwalle der Zivilbehörden die mächtige Unterstützung der Garnison lieh,hat auch diesmal demt bezüglichen Ansuchen des Ober-Stadtblotmanns Alexiusv Tbiß« mit größter Bereitwilligkeit Folge geleistet. Ä A Das Federbudget bei | der Gemeinde p--..-.:».· n · ; att erlegr. Dependent , Helter le Bien, 23. Leber, Die „Wiener Zeitung” publizier die Ertheinung der KonzessionsUrkunde betreffs der Lokalbahnen BrünnTischnowitz(Vorkloster)und Chidelsdorf—Landskronansdichste reichischungarische Staatsbahn-Gesellschaft. Isieu,23.Feber.Das»Armeeverordnung Matt«meiden- Generalmajor Milos Kontadina,Geniechef des vierten Korps, wurde auf sein Ansuchen in den wohlverdienten Ruhestand übernommen.—.Generalmajor Karl Schmidt,Geniechef des dreizehnten Korps wurde zum vierten,der Geniiestabs-Oberst Viktor Killides,Geniechef des zwölften Korps,zum dreizehnten übersetzt . ..·· Paris,23..Feber.Der gewesene Kriegsminister,General« Bosrel,ist gestorben. s-"-T-«·London,23.F·eber.Mit Bezug apcf··d·ie·U.eb«e«r-O gabe,·.von Toskax Tratheuss die-Mo«rge4xhlästter«««« --. 7. Js. 7.«.·« ang 7 '·