Pester Lloyd, September 1910 (Jahrgang 57, nr. 207-219)
1910-09-01 / nr. 207
- HERE 24 § f ARE, nnement: Budapest: Ganzjährig 44 K., halbjährig 22 K., vierteljährig 11 K., monatlich 4 K. Für das Inland: Ganzjährig 48 K., halbjährig 24 K., vierteljährig 12 K., monatlich 4 K. 40 K. Mit separater Postversendung des Abendblattes vie: ährig 2 K. mehr. Für Wien auch durch . Goldschmidt. Für das Ausland mit direkter Kreuzbandsendung vierteljährig : Für Deutschland 18 K., für alle übrigen Staaten 21 K. Abonnements werden auch bei sämtlichen ausländischen Postämtern entgegengenommen. Für Amerika, England, Frankreich, Spanien und Portugal besteht die Vermittlung der Postämter nicht und das Abonnement muss direkt in unseren Administration erfolgen. Vertretung für Deutschland, Frankreich, England und Ialien bei der Zeitungsfirma > 57. Jahrang . BR ." Wa. MORGENBLATT Budapest, Donnerstag, 1. September 1910 ‘ . WMnseratenaufnahmet ". In Bu in der Administration des „Pester Lloyd" V., Maria Valéria-utcza s 12 und in =ann a ‚okstein, N Jaulus & Co., Jul. Leopold; Ant. Mezei, Rud. Mosse, Jul. Tenzer, Jos. Schwarz. In Wien: bei Ed. Braun, J. 3 Mezei, Rud.« WI. WIMICV A Hosts, J. Rafael, H. a Is Auslande: Berlin: Rudolf Mosse, Daube «. & Co.; Paris : John F. Jones & Co. Einzeln : Morgenblatt in Bu 12 Heller, in der Provinz 14 Heller. Budapest 6 Heller, in der Provinz 8 Heller, Az. 207. Re Budapest 31. August. Den Somversationen, die Graf Ahrenthal und Mar- Gele di San Giuliano in Salzburg führen, bringt Die europäische Deffentlichkeit ganz ungewwohntes Interesse entgegen. Vornehmlich Die italienische Breffe ist . e3, welche die Zusammenkrnft der beiden leitenden ‚Staatsmänner eingehend bespricht und da positive Ergebnisse der Beratungen, die, gewiß, in Sicht noch fortgeführt werden, zurzeit gewiß nur, den beiden Ministern bekannt sein: können, finden zumeist Bemuttungen,. oder auch Wünsche, die in mannigfachen Leitarti sehr besprochen werden. Es ist nun interessant zu bemerken, daß die italienische PBresse das gegenwärtige Zusammentreffen der für die Politik Italiens und Desterreich-Ungarns verantwortlichen Staatsmänner unter einen ungleich anderen Gesichtspunkt stellt, als dies bei früheren ähnlichen Anlässen zu beobachten war. Dem Bundesverhältnisse feindliche Stimmen fehlen überhaupt; der Hinweis auf den höheren Wert der französischen Freundschaft, font ein so. beliebtes Anguisit einer geivissen Schule ‚der italienischen Publizistik,ist nicht zu bemerken. . Hingegen begegnet man einer internen und realen Cinichäsung der Vorteile des Bündnisses, und was gewiß noch erfreuliche wirkt, „den vielseitig geäußerten Wunsche, dem Bundesverhältnisse eine mehr psychologische Bertiefung zu geben. In anderen Worten: das Bündnis, das bisher vornehmlich auf realen Interessen , begründet har, aus den Stimmungen der verbündeten Völker näherzubringen. Daß eine Derartige Verirechtung unserer Beziehungen zu Italien von der italienischen Oeffentlichkeit gewünsct wird, it gewiß als ein erfreuliches Zeichen zu betrachten, daß einer eingehenden Beachtung wert erscheint, Wir haben an dieser Stelle von vor einigen Tagen Darauf hingewiesen, daß Die Nuance, der Innigkeit dem Bundesverhältnisse, wohl mangelte, daß aber das zwischen dem Grafen Aehrenthal und Signor Tittoni vor einigen Jahren abgeschlossene Ba ee a ‚wertvolle Clement des gegenseitigen Vertrauens in Die österreichisch-ungarisschen Berichten brachte. Diese Tatsacr hogt»-4 zum .. 2 Hz ú 44 2 rohr roten Kon und dem Ballplan ergeben, jen man nun auf, den Wunsch an einer ‚psychologischen, Verinnerlichung des Kronzverhältisses eingehen will, erscheint es notwendig, zunächst zu untersuchen, , wo die Hindernisse einer Verständigung von Bolt zu Bolt bisher gelegen waren. Wenn man in Italien behauptet, die Italiener wären hier nicht beliebt oder gar verhaßt, so ist der Beweis für diese Feststellung einer hier unbekannten Erscheinung erst zu erbringen. Vorgänge im Süden Tirols mögen der oberflächlichen Beobachtung Symptome zeigen, die falsch getwettet zu einer ähnlichen Behauptung vielleicht verladen können. Wer aber die Verhältnisse von Bozen abwärts ernst und von dem Wunsche geleitet, die Wahrheit zu ergründen, studiert, wird sich der Mederzeugung nicht verschliegen. Können, daß Italiener und Deutsche dort ‚ im besten Einvernehmen leben, daß sie einander schäßen und achten, und daß es eben nur gewissenlose Heber auf beiden Seiten sind, die von Zeit, zu Zeit durch rüde Raufhändel versuchen, Italiener und Deutsche gegeneinander zu verbittern. Diesen Elementen ermiere man jedoch, völlig unverdiente Ehren, wenn man sie als die wirklichen Repräsentanten der Volksstimmung gelten lassen wollte.. Mit demselben. Nechte könnte man den Sulturmaßstab eines Staates nach den Schententumulten rauf lustiger Bauer beurteilen wollen oder die politische Reifheit des intellektuellen, Italiens nach den erheiternden Kapriolen der „zuturisten“. Wenn man über diese Dinge ernst sprechen will, so wird man sich, eben an ernste Erscheinungen halten müssen. Viel eher fallen in diesen Rahmen die vornehmlich im jüngster Zeit auffällig sichtwiederholenden Grenzvorfälle. Hier steht man schon Behörden, wenn auch nur , ihren untergeordneten Dr- De ‚gegenüber. Aber gerade die Kraft, die diesei peinlden Zwingenfällen innenwohnt, auf die Stimmung der Bewöfferung verbitternd zu wirken, wird in diesem Betracht Verfügungen aic machen, die es ausschließen, daß, harmlose' Touristert oder durstige Soldaten den peinlichen Prozeduren amtlicher Spionriecherei unterwworfen werden. Bleibt noch als ein weiterer Punkt ewigwiederkehrender Klagen die von den österreichischen Italienern geforderte Universität. Wir in Ungarn betrachten diese Angelegenheit als eine interne Frage Oesterreichs und Nachsichten auf internationale Anstandspflichten verhindern uns, zu Diesem sitzen,diese publizistischen Phantasieprodukte mit Humor genießen.Die Evakuierung des Sandschak ist ein«gewichtiges Argument.Aber welche Tatsache hätte wohl mehr Beweiskraft,als das grandiose Ereignis der türkischen Julirevolution.Niemand zweifelt daran,dass die Leitung unserer auswärtigen Politik die Konsolidierung der Türkei als ein Glück für Europa betrachtet und niemand denkt daran,Italien eine andere Auffassung zuzumuten.Was sind heute Makedonietx und Albaniens Nicht mehr herrenloses Gut,dessen Annexion nur durch Eifersucht verhindert wird.Diese Gebiete sind heute nicht nur dem Namen nach türkische Vorsitzzeit,wolch europäische Gendarmen walten, sondern Teile eines gesundenden Orgatismus,dessen Heilungsprzeßt von allen Europamischtetr sympathisch verfolgt wird.Der Balkan hat aufgehört,ein trennendes Element zwischen Oesterreich-Ungarn und Italiensr zubilden. Und wenn sich auss der Kretafrage glanz unnötigerweise Komplikationen ergeben sollten,so ist wieder das Grundprinzip der Integrität des türkischen Besitzs hat1desda,das dort allett maßgebenden Faktoren anerkannt,gleichsam automatisch die Grundfolge herstellt,auf der sich die Konstellation formell mußt.Je sachlicherntatt den Fall betrachtet,umso schwieriger ist es,Hindernisse zu erkennen,«die sich einer Verinnerlichung des Bündnisses von Volkqvolk gegenüberstellen folle1.Nei11,unabwendbare Tatsachen,die eine Verstimmung notwendigerweise herbeiführen müssen,gibt es nicht.Es dürfen nur nicht Nichtigkeichen für Realitäten ausgegeben und dadurch Verbitterung gewaltsam und küttste ·lich’erzeugt werden.Die Oeffentlichkeit schöpft ihre Kenntnis anderer Stadten und Völkertum großen Teile aus der Presse;t was die Vorgänge der Tagesgeschichte betrifft, ist die Zeitwg die einzige Informationsquelle.Es dünkt uns also,daßg es gar nicht die Aufgabe der leitenden Staatsmänner ist,Mittel und Wege’zusicher1,um das Völkerverhältnis herzlicher zu gestalte11.Nicht ihre Aufgabe, weil sie es gar nicht vermöchten,sie zu lösen Hier tritt att dieP«verse"ItalieIZ ebenso wie.Oesterreich-Ungarsns die vera1tswortungsfchj vercPflichthera11,für eine richtigere Aufklärung der falschU111errichteten zu sorge11.Unsere Aufgabe"ist wesentlich leichter.Wirke unterhaltei.Wir sind glühende Bewunderer seiner.·ruhmvolle 11 Geschichte undseine cunpencxleichlichen kskunsh und ebenso überzog Wertschätzer seines pächtigen Volkes.Wir kennen die· schichte des beispiellosen Aufschwinktges Italienks und auch die Energien,die diese Entwicklung herbeiführte 11.Bei uns ist die Stimmung,welche die italienische Presse wünscht« «reichlich vorhanden.Es bleibt nur übrig,daßk man auch uns besser keime und Fantasieuemsage,daß sie in dieser Monarchie nach aufrichtiger Sympathie, nicht vergebens zu suchen brauchen. Das aber ist die Aufgabe der Italienischen Breite. .: ae [/ intern nn evi ; Probleme, tepüd auf die den Baltan Bestehen. Feuilleton. Aus schwindelnder Höhe, Bon Salvatore Farina, tI«» Vergeblich Hatte ‘er gegen diese Borfeshrift zur ptate fereg „verincit. Immer wieder wurde ihm gesagt, er in seinem hölzernen Winter verschlapp durch dessen Fest stetscien er das Geld für die Erlaubnis,das Dach und den Turm des Mailänder Domes zu besteigen, empfängt. Tangweilt sich der Angestellte zu Tode. Seit zioei Stunden hat niemand Luft verspürt, den’ Berg von Mamnor zu’ erklingen, so fast und unfreundlich "it der Dezembertag. Dichter Nebel Herrscht in den Straßen und verspricht einen Schneefall schon seit einer Woche, ohne aber beim Wort zu Halten. Während Dieser ganzen Zeit ist Die Sonne nicht ein einziges Mal zum Borjdjetít gekommen, und nur die Hoffnung, sie endlich wiederzusehen, läßt die Mailänder nicht verztweifeln. Duett beginnt hinter dem Hocaltar ein Priester Teife Gebete zu murmeln, die dann von anderen Geistlichen mit Thuter Stimme nachgesprochen werden. Dieses Geräusch unterbricht für kurze Zeit die feierlich "traurige Stille, hallt von den, Pfeilern und "von den mit "gestaltent Maßwerk ausgestatteten. . Wölbungen wider, tönt durch Die geräumigen Sirhenschiffe und verliert sich endlich in des Schweigen. Während der Mann im Holz verschlag den lieben Gott bittet, ihn nicht einschlafen zu lassen, geht der Kuster doch das Dunkel der Kirche zum Altar, macht dort seinen Kniefall und nähert sich dann mit raschen Schritten dem Holzverschlag. „Sr it da!“ sagt er: „Ber denn?“ „Da it er!“ Es it wirklich derselbe, der von gestern morgens gekommen war und dem Herberus seinen Obolus hin geworfen hatte, um den Dom zu besteigen. Es war ihm aber geantwortet worden, daß die "Bestimmungen Dies einer einzelnen Person nicht erlaubten, daß er si also einen Begleiter srehen müsse, dürfe nicht allein die Treppe betreten, die auf das Dach des Domes führe. j j Er hatte sich an verschiedene Personen mit der Bitte gesvendet, sie begleiten zu dürfen. Er sah aber mit seinem Kodak amd mit seinen Feldstecher nicht sehr vertrauenswürdig aus. Erschien ein Mann, der si auf dem Wege der Sünde befindet. « So Hatte wenigstens der Angestellte im Holzverschlag gemeint. „Bas für einer Sünde?“ fragte der Küfter. „Einer Todssünde.“ Hatte der andere geantwwortet, und als sichh der seltsame Besucher entfernt hatte, fuhr er laut fort: Tep Anfdmänling ist ziemlich alt und trägt«wed’er KoM,«mL-Feldixepbæerzjaztixkzt einmal einen WITH« · »IchInö«chte«ger1telltiecht haben,aber der Kerl scheint mir einen bösen Sprung zu planen.« ..,Das»fehlte Noch!«meinte der Küster.»Wenn er s« schon durchaus springen will,so soll er wenigstens die der heiligen Jungfrau geweihte Kirche nicht profanieren !” Und der alte Mann erinnerte sich daran, wie vor vielen Jahren der Aufstieg auf den Dom verboten worden war, weil ein Unglücklicher vom Dach in die Tiefe gesprungen war. « », ,,·Aber je«"·tzt haben wir strengs Vorschriften hiebeschreu,daß wenigstens zwei aufsteigen müssen,jveim sich eitler herunterstürzejt will.« j Der andere Angestellte Hatte bis fret gelächelt, weil sich das Reglement nicht genau so ausdrückte, wie es der Alte gesagt hatte. megt näherte sich der junge Mann mit dem Kodak und mit dem Seldstecher dem geschaute wiederholt auf die Uhr, um zu sehen, ob er vielleicht vor der vereinbarten Stunde gekommen wäre und dann fragte er den Küster: H» »ist nicht ein ailter"Herr dagewesen",der mich suchte. Der Gefragte betrachtet ihn genau und anstatt zu antworten, forscht er nach dem Namen des Fragestellers, der aber nichts erwidert. Erschaut nachdem,alten Hexen,den er erwartet, aus und erblickt ihn endlich in dem mittleren Schiff. Damit er sich in dem Dunkeldchathedsale nicht verliere,eilt er ihm entgegen. ; · Alte den Jungen. „Sat - Er ‚war nur zvei.- Schritte entfernt. Und haben: Sie Ihren Freund getroffen ?“ „Sawwohl !; Ich habe ihn in der Galerie gelassen.“ Während „die beiden so fragten und antiworteten, schienen sie mit ihren Gedanken in weiter Ferne zu weilen. Sie nähern sie dem Holzverschlag. Der junge Mann bezahlt für beide, "trobdent der Begleiter protestiert und ihm das ausgelegte Geld wiedererstatten will. Die Türe öffnet, sic! und der Junge tritt, ein, der Alte folgt ihm. Der Eifer der beiden Domtesteiger erkaltet bald. Die Monotonie der “numerierten Stufen ermüdet‘ sie. Die Treppe will gar nicht enden, und sie glauben, schon eine Einigkeit gestiegen zu sein. Die Marmorwände sind shmultiggrün und das Licht dringt nur spärlich Dich Ihmole 'Sensterspalten ein. Do eine Besteigung ist recht jämmerlich. Wie viel Schöner ist es, einen Alpengipfel zu besiegen, einen Abgrund zu überspringen, den Fuß auf einen joderen Stein zu legen, der in den Abgrund rollen kann, mandja mal die Augen zu schließen, um nicht ins Leere zu sehen und von Schwindel erfaßt zu werden. Wenn man’ an solche Gefahren denkt, dürft einem das Treppensteigen in dem dunklen Stiegenhaufe recht langweilig. Der Alte bricht das Schweigen und sagt über die nicht enden wollenden Stufen. « „Besteigen Sie zum’ ersten, Male den Dom?“ fragt der Junge, und der Alte erfordert mit der gleichen Frage, die bejaht wird. Wie seltsam!Der Akzent beider vermittlich geborenen Mailänder und da haben sie die den Tram Frönende , Nadomtind" immer nur von unten angesehen, NE, -. "