Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1931. szeptember (78. évfolyam, 197-221. szám)

1931-09-01 / 197. szám

PESTER LLOYD 2 des englischen ; Wirtschaftssystems:~JDie 'Neuwahlen nach -dem Ablauf der Amtsdauer der jetzigen-Not­standsregierung werden zeigen, ob das englische Volk sich wieder einmal eindeutig für eine Partei aussprechen, d. h., ob es einer Partei-zur absoluten > Parlamentsmehrheit verhelfen wird. Sicheres kann man da nicht Voraussagen, aber mit ziemlicher Be­stimmtheit deuten die Anzeichen darauf hin, daß die nächste Parteiregierung von Konservativen gebildet werden wird. Diese Partei besitzt bereits ihr positives Äufbauprogramm: sie strebt eine Reorganisierung der englischen Wirtschaft durch eine größere innere Beweglichkeit hinter Zollmauern an. Das Reorganisierungswerk setzt gesunde Finan­zen und ein festes Budgetgleichgewicht voraus. Mac­donald wußte wohl, daß es ihm versagt ist, ein so­zialistisches Programm auf lange Sicht zu verwirk­lichen. Ein Notstandsprogramm mit festen Arbeits­zielen erschien ihm aber als höchstes Gebot der Stunde. Dieser Erkenntnis brachte er alles zum Opfer, was ihm im Leben noch nützen konnte, Freundschaften, Volkstümlichkeit, Erfolg; ohne sich zu rechtfertigen, in stiller Größe vollbrachte er sein Opfer, alles abstreifend, was sein Wesen verhüllte, das Wesen, das unter dem Namen Macdonald die englische Geschichte in künftigen Zeiten hoch­schätzen wird: das eines der treuesten Söhne, die Großbritannien je besaß. Vom Tage* Konferenzen beim Ministerpräsidenten Grafen Károlyi., Beim Ministerpräsidenten Grafen Julius Károlyi naben heute -wichtige Beratungen stattgefunden. Schon zeitig früh erschien Minister des Äußern Br. Ludwig Walko im Arbeitskabinett des Ministerpräsidenten, mit dem er längere Zeit' konferierte. Dr. Walko begibt sich morgen abend nach Genf. Nachher empfing Graf Károlyi den HonVédminister Julius Gömbös, mit dem er ebenfalls längere, Beratungen pflog, sowie den Staatssekretär im Finanzministerium Dr. Emerich Vargha. Gegenstand der Beratung bildeten die Regierungsentwürfe, die sich auf die Wiederherstellung des finanziellen Gleichgewichtes im Staatshaushalte beziehen und die, wie im Abendblatte be­richtet, dem Dreiunddreißiger Landesausschuß unter­breitet werden sollen. Schließlich empfing Graf Károlyi noch den ehemaligen Finanzminister Dr. Johann Te­­leszky und den Präsidenten der Ungarischen National­bank Dr. Alexander Popovics. , Sitzung des Dreiunddreißiger Landesaitsschusses. Der vom Reichstag entsendete Dreiunddreißiger 'Landesausschuß hält seine, nächste Sitzung Mittwoch, 2. September. 10 Uhr vormittags. Staatsbahnangestellte beim Handelsminister Dr. Béla Kenéz. . Unter, der Führung des Oberingenieurs Árpád Heger hat heuté vormittag beim Handeisminister Dr. Béla Kenéz eine Abordnung von Angestellten der ungarischen .Staats­­bahnen vorgesprochen. Dem Empfang wohnten auch der Präsident def ungarischen Staat^balinen Staatssekretär Dr. Ludwig Sanmrjag und dessen Stellvertreter Otto Senil bei. Der. Führer der Abordnung richtete an {len Han­delsminister das Ersuchen, dahin zu wirken, daß die finanziellen Interessen der StaatsbahnangesteHten gewahrt und mit Rücksicht auf die gegenwärtigen schwierigen Verhältnisse die Darlehen derjenigen beamten und An­gestellten der Staatsbahnen, die sich seinerzeit um mate­rielle Unterstützung an die Geldinstitutszentrale gewendet haben, auf ein Jahr gestundet werden. Handelsininister Dr. Béla Kenéz erklärte in seiner Antwort, daß er sich dieses Ansuchen zu eigen machen und bestrebt sein werde, die Stundung zu erwirken. Die Pflichterfüllung und Opferwilligkeit der Angestellten der Staatsbähnen seien ihm wohl bekannt, und jetzt, da das Vaterland von allen seinen Bürgern neuerliche Opter ‘fordere, rechne er auf“ den Patriotismus der Angestellten und hoffe, daß sie ihren Dienst'aiich in Zukunft mit dem gleichen Eifer versehen würden wie bisher. Die Gehalts­kürzungen seien eine Übergangsverfügung und nicht nur er, sondern auch die übrigen Mitglieder der Regierung werden bestrebt sein, diese Einschränkungen je eher auf­zuheben. Das Opfer, das jetzt von den Eisenbahnangc­­steliten gefordert wird, diene eigentlich dazu, um die Möglichkeit zu bieten, ihre Bezüge seinerzeit wieder auf die alte Höhe zu bringen. Die Abordnung nahm die Erklärungen des Ministers mit Beruhigung entgegen. Lord Rothermere über das Kabinett Károlyi. Lord Rothermere hat sich zu dem Londoner Kor­respondenten des Ungarischen Telegraphen-Korrespon­.denzbureaus u. a. wie .folgt geäußert: .......... - • --- Die Demission des Grafen Stefan Bethlen hat unter den ausländischen Freunden. Ungarns begreiflicherweise gewisse Befürchtungen'. hervorgerufen. Graf Bethlen hat während seiner zehnjährigen Ministerpräsidentschaft sein vom Schicksal verfolgtes Vaterland über so viele Schwie­rigkeiten und Gefahren hinweggeführt, daß seine starke Hand am Regierungsrudef eine sichere Gewähr für den inneren Frieden und■ eine gesunde auswärtige Politik schien, • Ich bin fest überzeugt, daß die Regierung, dis aus den Händen des Grafen Bethlen die schwere Ver­antwortung . übernomnien hat, imstande sein wird, die Lebensinteressen Ungarns auch, unter den gegenwärtigen, auf der ganzen?1 Welt herrschenden verzweifelten Ver­hältnissen, die selbst die Kraftquellen der mächtigsten Nationen auf eine harte Probe stellen, zu. wahren. Der bevorstehende Winter birgt meiner Ansicht nach für alle Völker sehr, schwere Prüfungen, aber dennoch vertraue ich darauf, daß die Nation, die sich aus so vielen schwe­ren .Krisen befreit hat, auch jetzt nicht vergessen wird, daß die Wahrung der inneren Ordnung eine unerläßliche Vorbedingung für die Besserung der Wirtschaftslage ist. Die. ungarische Nation win} diese über die ganze Welt hereingebrochenen schweren Zeiten leichter überstehen als andere Völker, deren Lage glücklicher zu sein scheint. Die neue Regierung hat günstige Aussichten, um bessere Zeiten abwarten zu können. Die ungarische Rasse weist ganz hervorragende Eigenschaften auf und wird im­stande sein, sich bei allen Völkern der Erde wertvolle Freunde zu erwerben. .... habe ich nicht gelesen! ?.. Ich bin ja ein ungebil­detes Mädchen. Die Eltern ließen mich nicht in die Schule gehen... und ich möchte doch gern etwas wissen ... Französisch sprechen! ... Klavier spie­len!... Von nun an, jeden Vormittag von 9 bis 12 Uhr, lernte Miß Mary in meinem Zimmer. Oft hörte ich sie auf der Veranda, die das Haus von drei Seiten umlief, auf- und abgehen. — Je suis, il est, sang sie näselnd, und fragte mich, hie und da vor meinem Fenster stehenbleibend: — Wie sagt man Englisch: Sie sind hübsch? ... Sic gefallen mir?... Aber gerade diese Sätze, die sie so eifrig erlernte, diese Möglichkeit, mit Worben und nicht Bewegungen ihre Persönlichkeit auszudrücken, mußte ihr schaden. Sie verlor ihre geheimnisvolle Art dabei. Signor Giuseppe verstand — leider — etwas Russisch. Eines Tages, als wir am Strand saßen und die kleinen Wellen ihre weißen, runden Spitzen auf den Sand warfen, fragte Miß Mary Englisch: -— Ihr Name, Kapitän Wold? — Harry. Lachend und ihn von der Seite wie eine Katze anschauend, schrieb sie mit einem langen Schilfrohr seinen Namen in den feuchten Sand ... Plötzlich kam eine stärkere Welle — und der Name ver­schwand. Vor einer Reise nach Tiflis, wo ich beim eng­lischen Konsulat die Aufenthaltsbewilligung für Konstantinopel anzusuchen hatte, bat ich Miß Mary, meinen geringen Schmuck, den es mir gelungen war ■m. rettenraB;Shre-Obhat-ztt nehmen. Sie steckte «inén schönen Diamantring an ihren Finger: — Das wäre etwas'zu meiner Verlobung, nicht? -—Bat denn Kapitän Wold um Ihre Hand? -— Er wird es bald tun. Ich ließ mich gestern auf den Mund küssen! Doch .ich bin keine Gans dabei... Wie sagt man Englisch: Heiraten Sie mich? Das englische Konsulat war zuvorkommend und iiäch 24 Stunden qualvoller Fahrt war ich wieder in meinem Zimmer. Miß Mary fragte: — Sie fahren wirklich weg? Eifrig packend, légte ich das mir zurückgege­bene Schmuckkästchen in den Koffer: — Gott sei Lob!.' *’ 1 — Kommen Sie heilte noch zum Tee? Kapitän Wilson hat uns alle eingeladen. Harry wird auch dort sein. — Harry? Sie nickte lachend. — Sie werden schon sehen — und hören. Kapitän Wold ließ von sich aber nur hören; unser Gastgeber erklärte etwas gezwungen, der alte Junge lasse sagen, daß er sich den Fuß gebrochen habe und seine Kajüte nicht verlassen könne. Auf Marys Anfragen, die sie mit roten Augen und zuckenden Lippen zusammengestellt hätte, kam keine Antwort. Knapp vor dem Auslauf des Schiffes erschien ein junger Offizier und bat in Wolds Na­men, ihm die britische Fahne, die „irrtümlich in dieses Haus gelangte“, zu übergeben. Nach einer Stunde sahen wir von unserer Veranda das stolze Schiff im freien Meer verschwin­den. Miß Mary murmelte dabei etwas, das wie „Giuseppe.., Harry“ klang, Ich sagte tröstend; — Es kommt noch ein Willi. Sie aber schüttelte mißmutig den Kopf: — Kaum; eher Bolschewiken, Bäume meiner Gattung, die ich immer gehaßt habe und jetzt noch mehr hasse!... , , Die Abenddämmerung schlich sich leise zwi­schen uns. Ich sah das Gesicht des Mädchens nur als eine blasse, verwischte Maske. Desto deutlicher klang ihre Stimme; — Sie haben keine Ahnung, wie traurig und häßlich dieses Städtchen im Winter ist! Wie verlassen!... Man lebt ohne Aussicht und Trost... Sie reisen morgen ab!:.. Jé suis, il est 1.« Mein Gott, wozu?... Warum habe ich denken und wünschen gelernt? Warum sind Sié mit Ihren Worten von anderen Ländern, von Kunst, von feineren Menschen und Gebräuchen gekommen?.., Ich wußte jä nichts, ich konnte nur ahnen!... Die Dämmerung wurde tiefer. Die blasse Maske, verschwand und nur die glühende, haßerfüllte Stimme klang weiter: — Mit einem Ruck wird mir alles genommen und alles verschlössen!... Ich werde wieder zwischen den schadenfrohen Eltern bleiben!... Wie ich alles hasse!... Die Stimme verstummte. Ihr Sessel war leer. Ichi saß allein vor dem kleinen Tisch, den sie immer so sorgfältig für Wold deckte ... Ein feiner, süßer Duft schwebte in der warmen Luft. Es waren dió Blumen, die die Liebe des Kapitäns überlebten. •Als wir uns Konstantinopel näherten, nahm icli das Schmuckkästchen aus dem Koffer, öffnete es ganz mechanisch und fand den Diamantring nicht darin. Mein erster, böser Gedanke war: Gut, daß Wold keine Diebin heiratete!... Dann sah ich den staubigen, gottverlassenen Hafen vor mir... und ein schlankes Mädchen, das in den Sand die Namen schreibt; Namen, die die Wellen immer wieder ins Meer tragen ,., Anne Miß Mary ! Der Plan der deutsch-österreichischen Zollunion. (Telegramm des Pester Lloyd.) Paris, 31. August. Nach einer Berliner Meldung ■ des Temps wird das Gutachten des Haager Schied sgexichtshafes für die deutsche These zwar günstig ausfallen, denn nach An­sicht des Sohiedsgerichtshofes stehe das deutsche An­gebot nicht jm Widerspruch zu den von Deutschland Unterzeichneten Verträgen, die österreichische These aber wird verworfen werden infolge: des Protokolls vom Jahre 1922, demzufolge es Österreich formell nach An­sicht des Scbiedsgerichtshöfés untersagt sei, die Zollunion mit Deutschland «inzugehen. Dies würde bedeuten, daß die Entscheidung des internationalen Gerichtshofes praktisch einer' Verurteilung des deutsch-österreichischen ZoHunionsplanes- gleichkonime. Vizekanzler Dr. Schöbet würde noch vor Bekanntgabe des Urteils erklären, Öster­reich verzichte freiwillig auf den Zollunionsplan. Diese- Eklärung würde bezwecken, durch eine solche Ver­söhnungsgeste die Verhandlungen über eine neue. Anleihe zu erleichtern, denn England habe mitgeteilt, es sei ge­zwungen, innerhalb einer Woche den 150-Millionen- Sehilling-Kredit zuriiekzukiehen, 'wodurch der Abschluß einér neuen Anleihe für Österreich sehr dringend ge­worden sei. • - j- ............ (Telegramm des Pester Lloyd.) Wien, 31. August. Vom Sitze der österreichischen Delegation in Genf wird eine amtliche Erklärung ausgegeben, in der gegen die Schreibweise des Temps protestiert und erklärt wird, daß dies nicht der Weg sei, um zu der von allen Seiten Dienstag,- 1. September 1931 gewünschten Einigung zu gelangen. In den Wiener Blät­tern wird erklärt, daß die Insinuationen, die. auch in. der französischen Presse auftauöhen, als ob zwischen dér österreichischen und der deutschen Regierung nicht volle Einigkeit herrschte, zurückgewiesen werden müssen. Es müsse mit allem Nachdruck betont werden, daß Öster­reich und Deutschland völlig konform und in vollem Ein­verständnis Vorgehen, und daß die Art, in der der Temps und eine Reihe anderer französischen Blätter über das einheitliche Vorgehen Österreichs und Deutschlands; schreiben, vollkommen ihr Ziel verfehlen müsse. Der russische Nichtangriffspakt vor der Europa-Union. (Telegramm des Pester Lloyd.) Genf, 3j. August. Die Hauptwirtschaftskommission der Europa-Uniou tagte heute zunv ersten Male in nichtöffentlicher Sitzung unter dem Vorsitze des ' Präsidenten Bech •(Luxemburg) Sie regelte rein technische Fragen dér Tagesordnung und beschloß in der Nachmíttagsitzühg, mit der Beratung des russischen wirtschaftlichen Nicht­angriffspaktes zu beginnen. Man hofft, die Verhandlungen in zwei bis drei Tagen abzuschließen und zu bestimmten Vorschlägen über Meistbegünstigung und Präferenz usw. im Europa-Ausschuß zu gelangen. Es läßt sich vorläufig noch nicht übersehen, wie die einzelnen Verhandlungs­fragen in das Gesamtproiblem eingeordnet werden, Ja die Abwesenheit verantwortlicher englischen Minister und Briands ihre Vorbereitung erschwerten. Die Gründe i’ür das'Ausbleiben Briands. werden sehr verschiedentlich be­urteilt. Auch in der französischen Delegation hört man Stimmen, die. von einer rein diplomatischen Krankheit sprechen, da Briand sich im Völkerbundrat und im Europa- Ausschuß unliebsamen Auseinandersetzungen entziehen wolle? , : (Telegramm des Pester Lloyd.) Genf, 31. August. Dér Hauptwirtschafts- oder Koordjnationsaiisschuß der Europa-Union sprach sich über den rus$ischen Vor­schlag des wirtschaftlichen Nichtangriff spakies zwischen den europäischen Staaten aus. Dieser Pakt sieht vor, daß alle Staaten in ihren gegenseitigen Beziehungen aiif jede Ausnahmebchandlung verzichten, die sich gegen die Wirtschaft dritter Staaten oder anderer Staatengrüppen richten konnten. Gleichzeitig sollen die Staaten noch ein­mal den Grundsätz der Gleichberechtigung der in den verschiedenen Ländern bestehenden sozialen und wirt­schaftlichen Systeme, gleichviel, welcher Art, anerkennen, Litwinow gab zu diesem Paktvorschlag nähere Er­läuterungen, in denen er den Grundsatz der Nichtdiskri­minierung oder -der wirtschaftlichen Nichtangriffsver­pflichtung als Gegenstück zur Meistbegünstigungsbehand­lung bezeichnetc. Der' Nichtangriffspakt wolle in keiner Weise die Freiheit der Staaten beschränken, Meistbegün­stigungsvertrüge oder andere auf gegenseitigen Zugeständ­nissen beruhende Handelsabmachungen zu tréffen. Alle Staaten sollen ohne Rücksicht auf ihr besonderes Außen? hp'ndelssystem durch den Pakt in gleicher Weise gebun­den sein. . ........ Es entspann, sich darüber eine kurze Debatte, wobei der französische Vertreter Francois-Poncet versuchte, dem russischen Paktvorschlag durch Überweisung an eirtéii Unterausschuß schon jetzt ein Begräbnis erster Klasse zu bereiten. y...... Curtius und Grandi traten- jedoch für eine weitere Aussprache vor der Vollsitzung des Europa-Ausschusses ein und man beschloß denn auch, den Vorschlag an diesen zu verweisen. Kongreß der europäischen Minderheiten Genf, 31. August. (U. T.-K.-B.) In der Eröffnungssitzung des Genfer Minoritätenkongreß hielt' der ungarische Abgeordnete im Prager" Parlament Géza Szüllö eine längere Rede, in der er u. a. ausführte:

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