Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1932. május (79. évfolyam, 96-118. szám)

1932-05-01 / 96. szám

PESTER LLOYD • 4k • GERBEAUD ROYAL-PAVILLOK Városliget 1776 megnyílt der Republikanischen Partei einen Außenpolitiker gibt, der die Möglichkeit einer Anerkennung der Sowjetunion ins Auge faßt, dann ist er es, der Staats­sekretär. Noch während der gestörten Rede Mada­riagas ließ sich Stimson von Gibson Herrn Litwinow zeigen; vielleicht war es das erste Mal, daß er einen lebendigen Bolschewiken sah, wer weiß. Das Gerede über eine russisch-amerikanische Annäherung will hier nicht verstummen.* Im übrigen ist Henry Lewis Stimson ein Mensch wie alle anderen auch. Er sieht sympathisch aus, scheint nicht viel Wesens von sich zu machen. Viel­leicht weiß er es am allerbesten, daß man keine Wunder von ihm erwarten kann, daß die hoffnungs­volle Aufregung um ihn herum nichts weiter ist, als das Eingeständnis unserer eigenen Ohnmacht? Aus der uns nicht einmal Amerika retten kann, selbst wenn es Amerika wollte... Oder doch? Internationale nnd nationale Arbeits­beschaffung. Vom Geheimen Rat BÉLA FÖLDES, Minister a. D. Von den schwierigen Problemen, die die Welt­wirtschaftskrise aufwirft, ist wobt ^keines von so tragischer Bedeutung, wie die Krise des Arbeits­marktes: die Arbeitslosigkeit. Denn dieses Problem berührt unmittelbarer als jedes andere das Wohl und Wehe von Millionen, die in ihrem Existenz­­minimum bedroht sind. Dieser Zustand zeigt uns mehr als alles andere die Gefahr des moralischen, seelischen Bankerotts der arbeitskräftigen Bevölke­rung und damit die Gefahr des sozialen Umsturzes. Da die ständige Versorgung großer Massen von Arbeitslosen aus öffentlichen Mitteln von Tag zu Tag schwieriger wird, ja auf die Dauer sich als unmög­lich erweist, ist das Problem der Arbeitsbeschaffung in den Vordergrund des öffentlichen Interesses und der wirtschaftlichen Politik getreten. Es fehlt nicht an Versuchen, Vorschlägen und wissenschaftlichen Methoden zur Lösung des Problems. Wir haben darüber auch zu verschie­denen Malen unsere Leser unterrichtet. Das Problem ist aber neuestens vor das Forum des gegenwärtig in Genf abgeschlossenen 16. Kongresses des Inter­nationalen Arbeitsamtes in der Form des Berichtes des Direktors dieses Amtes Albert Thomas gelangt. Dieser Bericht, der, wie auch die früheren, jeden­falls zu den beachtenswertesten Dokumenten der internationalen Wirtschaftspolitik gehört, beschäftigt sich in eingehender Weise mit dem Problem der Arbeitslosigkeit, den schon im vorigen Jahre ge­machten Vorschlag erneuernd, die Arbeitslosigkeit durch internationale Kooperation zu beheben. Der Vorschlag hat bereits mehrere Phasen durch­gemacht, hat die Billigung wichtiger internationaler Instanzen gefunden, ja selbst die Zustimmung ein­zelner Regierungen — wenigstens prinzipiell —- ge­wonnen, darf also nicht einfach als Utopie beiseite geschoben werden, von deren manchen das Wort George Sands gilt, daß die Utopie von heute schon morgen als furchtsamer iSchritt belächelt wird. Und welche Perspektiven eröffnen sich hier! Das wäre etwas, was mit dem atemlosen technischen Stumi­­lanf einigermaßen Schritt halten könnte. Das Wesen des bedeutungsvollen Vorschlages besteht in der Aufforderung zur internationalen Zusammenarbeit bei Durchführung internationaler und nationaler öffentlichen Arbeiten. Diese Zusammenarbeit würde die Verwendung brachliegender Arbeitsplätze er­möglichen und so zur Linderung der Arbeitslosennot beitragen. Sie würde in ihren weiteren Folgen zur Annäherung der Völker, zur Stärkung des gegen­seitigen Vertrauens beitragen und damit auch die 'Linderung der Finanzkrise herbeiführen. Die un­gleiche Verteilung des Kapitals würde gleichfalls abnehmen, und die Weltwirtschaft würde durch die gestärkte Kaufkraft der Massen, durch die großen Aufträge für die Industrie gekräftigt werden. Aber auch eine bessere Beziehung von Mensch und Land, rationellere Disposition von Kraft und Stoff würde viel gewinnen. Es würde sich ein gesundes Verhält­nis von Arbeit, Kapital und Boden ergeben, ohne das die heutige Krise kaum zu bewältigen ist. Dabei ist es unleugbar, daß sich für internationale, aber auch für nationale öffentliche Arbeiten ein weites unübersehbares Feld eröffnet, wenn wir bloß Straßen- und Autowegbau, Kanalbau, Hafenbau, Elektrizitätsverteilung, innere Kolonisation und Siedlung vor Augen halten, deren Durchführung die Wirtschaft der Völker überhaupt auf eine höhere Stufe der Entwicklung befördern würde. Es handelt sieh also zunächst um die gewiß nicht leichte Aufgabe einer systematischen Fest­stellung der durchzuführenden Arbeiten, vor allem aber um Sicherung der nötigen finanziellen Mittel. Daß hier große Schwierigkeiten zu überwinden sind, unterliegt keinem Zweifel, und darum machen diese Vorschläge leicht den Eindruck von phantastischen Gedankengängen, Demgegenüber darf also darauf hingewiesen werden, ohne auf die vielfältigen Vor­schläge der jüngsten Zeit näher einzugehen, daß es doch nicht an Möglichkeiten fehlt, bei entsprechen­dem Vertrauen die brachliegenden oder unzweck­mäßig verwendeten Kapitalien zu mobilisieren, um so mehr, als es sich ja um produktive, in den meisten FäHen rentable Anlagen handeln würde. Die Arbeitslosigkeit ist universell, sagt Direktor Thomas, also ist auch die Pflicht, ihr zu steuern, universell. Der Direktionsbericht verheimlicht nicht die großen Schwierigkeiten, noch weniger die Tatsache, daß der Vorschlag keine vollständige Lösung des Arbeitslosenproblems bietet. Wir sind täglich Zeugen der großen Schwierigkeit, die mit jeglicher inter­­■ nationalen Kooperation verbunden ist. Wirtschaft­liche, finanzielle, politische Probleme durchkreuzen sich; jede Lösung beschwört immense Gefahren herauf. Darum müssen die Lösungen von Datum zu Datum jeweils verschoben werden. Aber das Projekt der internationalen öffentlichen Arbeiten würde doch geringere Schwierigkeiten und größeren Erfolg bieten. Mit dem Vorschläge der internationalen öffent­lichen Arbeiten steht in gewisser Beziehung auch das Bestreben nach einer bleibenden Institution zur Regelung des internationalen Arbedtsmarktes, die eine rationelle Verteilung der Arbeitskräfte, die Hin­lenkung überflüssiger Arbeitskräfte in arbeiter­suchende Gebiete fördern würde. Diese internationale Aiheitsverteilung, die auf Grund von Berichten der einzelnen Staaten stets über den Stand des Arbeits­marktes, über Angebot und Nachfrage in den ein­zelnen Ländern informiert wäre, würde wesentlich zur Ausgleichung der Schwankungen und damit zur rationelleren Gestaltung des Arbeitslohnes beitragen. Dann würde diese Ordnung auch in der Richtung Nutzen bringen, den ausländischen Arbeitern die entsprechende rechtliche Stellung, ähnlich dem Mi­noritätenschutz, zu sichern. Die kapital- und kreditschwachen, in ihrem Fortschritt, ja in ihrer Existenz bedrohten und noch überwiegend extensiv wirtschaftenden Länder — und zu diesem gehört ja auch unser Land — haben allen Grund, die Vorschläge des Direktors des Internatio­nalen Arbeitsamtes zu begrüßen und diese, wo sich vor internationalen Instanzen Gelegenheit dazu, bie­tet, zu unterstützen. Wir, die wir durch internatio­nale Verträge an den Rand des Verderbens gestoßen wurden, dürfen in erster Linie hoffen, daß durch die Verwirklichung des hier dargelegten Planes einige für uns höchst wichtige, aber auch internationale bedeutende Arbeiten vorgenommen würden, was na­mentlich schon die Losreißung vom Meere, die Zer­störung der einheitlichen, einsichtigen und fach­gemäßen Verwaltung unseres Stromsystems gebiete­risch erheischen würde. Die internationale Organisation der Arbeit durch Kooperation bei den großen öffentlichen Arbeiten enthebt natürlich kein Land der Pflicht, auch durch innerpolitische Maßregeln auf dem Gebiete der So­zialpolitik dem systematischen stufen weisen Fort­schritt zur rationelleren Gestaltung der Arbeitsver­hältnisse zuzustreben, die Linderung der Arbeits­losennot zu bewerkstelligen. Durch Vornahme von aufgeschobenen Arbeiten im privaten und öffent­lichen Haushalt, durch Stärkung der Kaufkraft der Mittelklasse, durch Durchführung von Reparatur­arbeiten, also auch durch kleine Mittel, wo die großen versagen; durch innere Kolonisation usw. könnte manches zur Besserung der unleidigen so­zialen Zustände beigetragen werden, wovon ja schon öfters an dieser Stelle die Rede war. Internationale, nationale und lokale Betätigung tun not, der gute Wille aller — der Unternehmer, der Staatsorgane und Politiker —, vor allem der fast zweifelhaft gewordene Organisationsgeist von Prak­tikern und Theoretikern, um eine der schwersten Katastrophen abzuwehren, der die Menschheit je ausgesetzt war. Ein amerikanischer Gelehrter sagt, das größte wirtschaftliche Ereignis des neunzehnten Jahrhunderts waren die Beobachtungen, die Frederic W. Taylor zur Theorie der wissenschaftlichen Ar­beitsorganisation führten. Die Folge war: Über­schwemmung der Menschheit mit Gütern, die mit den orthodoxen Lehren des Malthusianismus, des Ge­setzes vom sinkenden Ertrage, und endlich auch mit der Parole des „Laisser faire, laissez aller“ nicht mehr in Einklang zu bringen ist. Die reichlich sich darbietenden überschäumenden Güterquellen müssen unbedingt den Konsumenten zugute kommen. Die Anomalie darf nicht zur Institution werden, daß Millionen von Menschen hungern, während riesige Mengen von Lebensrnitteln vernichtet, beziehungs­weise unzweckmäßig verwendet werden. Der wirt­schaftliche Organisationsgeist muß sich endlich gel­tend machen, und vor allem muß die Flut von Arbeitslosen abgeleitet werden. Freilich dürfen wir uns nicht, einem übergroßen Optimismus hingeben, denn der Weg zur Besserung führt über die Lösung der schwierigen Frage, wie der technische Fortschritt mit den Lebensbedingungen der von ihrer Hände Arbeit lebenden Millionen in Einklang gebracht werden kann. Die über tausend zählenden For­schungsinstitute und Laboratorien der Vereinigten Staaten, die mit einem Stab von 16.000 geistigen Ar- Spielgarten 4 Jahren aufwärts unter ärztlicher Aufsicht in gesündester und schönster Gegend von Ofen II., Nyul-ucca 18, in eigener Gartenvilla. Mastkur und Sonnenbäder. Telephon 531—92, 502—95. Radö Lilly und Szirmay Erzsi. 10557 Sonntag, 1. Mai 1932 Aug&kaufä Ua&c die Spitzenhandlung Mészáros und Tauber und bringe das Warenlager zu billigsten Preisen zum Verkauf. Echte Brüsseler, flandrische, Brügge- und venezia­nische Spitzen sowie n . vorhangstoffe und Stefan Szekely Wäsche-Materialien. 8223 IV., Hajó-ucca 12—14. heitern und einem jährlichen Budget von 100 Mil­lionen Dollar arbeiten, hätten hier ein höchst dank­bares Betätigungsfeld. Populationsiragen. Vor einem halben Jahrhundert hat Professor Wilhelm Tauffer zur Bekämpfung der erschreckend hohen Sterblichkeit der Neugeborenen und der Mütter mit Unterstützung des Ministers Trefort das Studium der Lage der Geburtshilfe in Ungarn begonnen, und nach je einem Jahrzehnt über seine Erfahrungen und seine Vorschläge zur Besserung der Lage Bericht erstattet. In einer der jüngsten Sitzungen der Budapester Kön. Gesellschaft der Ärzte, die eigens der Populationsfrage gewidmet war, hat nun der Altmeister der ungarischen Frauenärzte über seine fünfzigjährige Tätigkeit im Dienste der Hebung der Geburtshilfe in Ungarn referiert, nachdem er seinen schriftlichen Bericht der Vorgesetzten Behörde unterbreitet hatte. Dieser Bericht liegt nun auch im Druck vor. (Jelentés az uj szülészeti rendtartás életbeléptetéséről). Während die ersten Jahrzehnte dem Studium der eigenartigen ungarischen Verhältnisse gewid­met waren, ging Professor Tauffer nach seinem Rücktritt vom Lehramt daran, seihe Erfahrungen für die Schaffung einer den ungarischen Anforde­rungen angepaßten geburtshilflichen Pragmatik und für die Organisierung der Geburtshilfe in Un­garn zu verwerten. Es wurde keinerlei ausländi­sche Einrichtung kopiert. Der geniale Organisator legte Wert darauf, die hygienischen Forderungen überall den lokalen Verhältnissen anzupassen. Wenige weitab von jeder Verkehrsstraße liegende ärmliche Gehöfte sind nicht imstande, eine mit hohen Kosten-mehrere Jahre hindurch ausgebildete Hebamme zu entlohnen, so daß die Anforderungen so weit herabgesetzt werden mußten, bis das ange­strebte Ziel eventuell mit einer nur Wochen hin-: durch unterrichteten, dort ansässigen Frau erreicht werden konnte. Ein weiterer Gesichtspunkt, den Professor Tauffer vor Augen hielt, war, daß mit peremptorischen Verordnungen nicht viel zu errei­chen ist; die Bevölkerung muß erzogen und davon überzeugt werden, daß die geplante Einrichtung für das Allgemeinwohl unerläßlich ist. Eingehend schildert Professor Tauffer den Weg, den er zur Erreichung seines Zieles einge­schlagen hat. Es wurden zehn geburtshilfliche Kreise geschaffen. An der Spitze eines jeden Krei­ses steht der Oberhebearzt. Krankenhäuser, Ärzte und Hebammen haben über alle Geburten detail­lierte Berichte an diesen leitenden Arzt zu erstat­ten. Die Vorbedingung für eine genaue Kontrolle in den Kreisen ist die Schaffung eines Katasters der im Kreise wirkenden Hebammen, die Feststel­lung ihrer Vorbildung, Beseitigung von unfähigen, kranken oder wiederholt vorbestraften Individuen, wobei die neue Pragmatik zur Sicherung der Exi­stenz der Hebammen den Numerus clausus für diese eingeführt hat. Es kann nicht Aufgabe der Tagespresse sein, über das Zahlenmaterial und über die aus diesem zutage tretenden Folgerungen zu berichten. Es sei nur vermerkt, daß schon das bisher gesammelte Material klar erkennen läßt, welche Aufgaben auf dem Gebiet der Geburtshilfe in Ungarn zu lösen sind. Der Eingriff in dieses bisher so schwer vernach­lässigte Gebiet war dringend notwendig, um dem rapiden Sinken der Geburtenzahl in Ungarn ent­gegenzuwirken. Seit den siebziger Jahren ist die Nachkommenzahl stellenweise auf ein Drittel gesun­ken. (In Budapest von zirka 50 Promille in den siebziger Jahren auf 17.5 Promille im Jahre 1930.) Die Statistik zeigt, daß die Beschränkung der Kinder­­zahl vornehmlich die Intelligenzschicht erfaßt hat, während der Ausfall durch die nahezu unveränderte Kinderzahl der ärmsten Bevölkerungsklassen wenig­stens zum Teil wettgemacht wird. Sofern bei diesem Prozeß kriminelle Handlungen mitspielen, wird die neugeschaffene Pragmatik Handhabe zum gesetz­lichen Einschreiten bieten, weil ja jede Geburt anzu­melden ist. Die Darlegungen Professor Tauffers wurden von seinem Mitarbeiter Theodor Szél mit statisti­schen Daten über die Geburtenabnahme in Ungarn ergänzt. Der Vortragende führte aus, daß einerseits die Geburtenabnahme, andererseits die durch hygienische Fortschritte erzielte Verlängerung der Lebensdauer eine geradezu revolutionäre Umschich­tung der sozialen Verhältnisse zur Folge hatten. Dominierte früher die Jugend, so findet sich heute ein Vorwiegen der älteren Jahrgänge; die Bevölke­rung wird sozusagen senil und eine Auffrischung durch jugendliche Elemente immer seltener. 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