Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1933. június (80. évfolyam, 123-145. szám)

1933-06-01 / 123. szám

iPESTER LLOYD • 4 • und drei volkswirtschaftliche Fakultäten umfassen. Im weiteren Verlaufe Seiner Rede betonte der Minister, daß auch bei den übrigen Hochschulen gewisse Reduktionen vorgenommen werden müssen, vor allem bei den land­wirtschaftlichen Akademien. Es sei geplant, eine solche ('Akademie in Transdanubien au einer landwirtschaftlichen Schule mittlerer Stufe auszugestatten. All dies sei aller­dings nur stufenweise durchführbar. Auch bei den Mittel­schulen müssen einige Schulen ausgestaltet, bezw. zu anderen Typen umgestaltet werden. Hierüber werden bis zum nächsten Budgetjahr definitive 'Beschlüsse gefaßt werden. Was die Frage der ausländischen Kollegien betrifft,. Go erhalten diese lediglich 180.000 Pengő einschließlich der Stipendienfoeträge. Der 'Minister ist prinzipiell kein ■Freund des Kollegiensystems, sondern schon vom Ge­sichtspunkte der sprachlichen Vervollkommnung der Stipendisten, ein Anhänger der freien Stipendienver­leihung. Da aber die ausländischen Kollegien bereits be­stehen, so sollen diese nicht abgebaut werden; er spreche auch nicht vom Gesichtspunkt der Ersparung, gegen die Kollegien, sondern lediglich vom kulturpolitischen Stand­punkt. Er habe die Direktoren der Kollegien jedenfalls angewiesen, die ungarischen Stipendisten mit den dorti­gen Gelehrtenkreisen in möglichst innige Beziehungen zu bringen Was die .Biologische Anstalt in Tihany betrifft, so werden für dieses Institut rund 27.800 Pengő aufge­­.wendet. Derartige Forschungsinstitute seien namentlich Ívom Gesichtspunkte der medizinischen Wissenschaft sehr .wichtig. Abg. Géza Farkas (parti, opp.) r Rühren wir die große Schöpfung Klebeisbergs »icht an! Kultusminister Dr. Hóman: Die Rationalisierung kann nicht -bloß Reduktion be­deuten. Wo sich wirkliches Bedürfnis zeigt, muß nach dem institutiven Abbau auch der Gedanke des Aufbaues erwogen und intensivere planmäßige Arbeit geleistet wer­den. Dies ist beispielsweise auch auf dem Gebiete der Volksbildung notwendig. Der Minister nahm in diesem Zusammenhang den Leiter des Volksbildungswesens Ministerialrat Julius Nevelös gegen gewisse Angriffe in Schutz, und hob hervor, daß die Zuwendungen für die Volksbildung, zusammen mit der Strahlendorff sehen Stiftung und den Beiträgen der Munizipien, insgesamt 950.000 Pengő ausmachen. Es seien verschiedene volks­tümliche Buchausgaben in Vorbereitung. In Hinblick auf die Museen möchte er als Museumfachmann an Stelle der [kleinen Winkelmuseen großzügige Sammlungen ins Leben rufen, die ein anschauliches Belehrungsmaterial enthalten. Man denke auch daran, einer Anregung des Grafen Paul Teleki Folge zu leisten und die Pfadfinder in den Volksbildungsdienst einzuschalten. Ferner seien die intensivere Verbreitung von Wirtschaftskennlnissen und die Verbindung der Völkerkullur mit der Volks­bildung außerhalb der Schule vorgesehen. Durch Schaf­­ifung der Buchverkehrs- und bibliogarphischen Zentrale ■werde das vernachlässigte Gebiet des iBibliothekwesens durch rationelle Arbeitsteilung, beziehungsweise Koopera­tion entwicklungsfähig gemacht. Der Minister sprach dann von der schwierigen Arbeit im Ministerium infolge der Zenträlisationsbestre­­bungen und der Überproduktion an Gesetzen. Im Mini­sterium müsse daher eine weitere Vereinfachung durch­­geführt werden. Sein Vorgänger Dr. Karafiäth habe die 28 Ministerialsektionen auf 15 zusammengezogen, er habe eine weitere Vereinfachung auf 9 durchgeführt, aber in (Zukunft wird man sich auf 6 bis 7 beschränken müssen. 'Ähnliche Rationalisierungen seien auch in allen übrigen ‘Ministerien vorgesehen. Sehr wichtig sei die Einführung des Prinzips der progressiven Verantwortung und der persönlichen Selektion. In dem weiteren Rationalisierungs­programm ist der Ausbau der Schulbehörden zweiter Instanz vorgesehen. Der Minister betonte wiederholt, daß er keinen Kuiturafobau durchführen wolle, sondern ge­eignete Institutionen gemäß dem finanziellen Rahmen, der der Leistungsfähigkeit des Landes und der Bevölke­rung entspricht, schaffen wolle. Auch er anerkennt das Prinzip der kulturellen Überlegenheit, von dem Albert Apponyi gesagt hat, unsere kulturelle Überlegenheit müsse nicht nur vom wirtschaftlichen und ästhetischen Gesichtspunkte, sondern auch im Hinblick auf die Kon­zentration der sittlichen Kräfte verwirklicht werden. Alles muß ausgemerzt werden, was das Selbstbewußtsein, das Pflichtbewußtsein und die reine Moral beeinträchtigt. In den letzten Jahrzehnten habe der Fachunterricht zum Nachteil der ethischen Fächer immer mehr überhand ge­nommen. Man habe dadurch schöne Arbeitsleistungen er­zielt, aber es sei eine seelische Krise entstanden. Es gab nur Fachideale, hinsichtlich der Moral und des sozialen Empfindens für das Gesamtinleresse sei jedoch eine Atomisierung der Gesellschaft, eine moralische Dekadenz entstanden, die mit konfessionellen und Klassengegen­sätzen einherging. Wir leben inmitten einer großen Wirtschaftskrise — sagte der Minister .— inmitten einer Krise von Weltan­schauungen. Zu solchen gehört zum Beispiel auch das Wort Stellenhäufung. Ich bitte, einmal zu inir in mein Amt zu kommen und mir dort zu zeigen, wo sich eigent­lich diese Stellenhäufung in meinem Ministerium befin­det. (Lärm und Widerspruch links und äußerstlinks.) Ein Herr Abgeordneter hat jüngst im Anschluß an die Schlußrechnungen zur Sprache gebracht, das Kultus­ministerium hätte der Schriftstellerin Cäcilie Tormay 40.000 Pengő als Nationalgeschenk angewiesen. Davon ist kein Wort wahr. (Lärm links und äußerst links.) Das Kultusministerium hat der Ungarischen Literarischen Gesellschaft tatsächlich 20.000 Pengő angewiesen, von diesem Betrag hat jedoch Cäcilie Tormay keinen Heller erhalten, keinesfalls hat also dieser Betrag das Redak­tionshonorar gebildet, auf das Cäcilie Tormay als Redak­trice eines Blattes seit acht Jahren Anspruch hat. Das ist zugleich ein praktisches Beispiel dafür, worüber ich vor­hin sprach. Abg. Paul Sándor: Mehrere derartige praktische Beispiele könnten Sie nicht anführen, Herr Minister? Kultus- und Unterrichtsminister Dr. Valentin Hóman: Die Stellenhäufung kann meiner Ansicht nach nur durch eine kraftvolle nationale erzieherische Árlicit be­seitigt werden. (Lärm links und äußerst links.) Es freut mich, daß den Standpunkt eines der Führer der oppo­sitionellen Partei teilen zu können, daß heutzutage haupt­sächlich eine Sitten und Charakter bildende Erziehung not tut. Sicherlich sind praktische Faohkenntnisse von größter Wichtigkeit, aber von noch größerer Wichtigkeit ist die Erziehung zu guten Sitten und starken Charak­teren. Es ist in der Debatte wiederholt gesagt worden, der religiöse Geist sei in Niedergang begriffen. Das ist bedauerlicherweise tatsächlich der Fall. Heutzutage wen­den religiöse Fragen auf , formalistischer Grundlage be­handelt und dieser Umstand hat den formalistischen Religionskampf zur Folge. Als Kultusminister fordere ich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln den kon­fessionellen Frieden und stets werde ich mich mit allen auf die Störung des konfessionellen Friedens gerichteten Bestrebungen mit der größten Energie widersetzen. (Zu­stimmung rechts und in der Mitte.) Das 19. Jahrhundert ist ein Zeitalter der Spezialisierung. Gegen diesen Geist halten wir die Schaffung der nationalen Synthese für die Hauptaufgabe den Schule. Das kann nur durch Selektion, nur durch erzieherische Arbeit erreihet werden. Auf Grund dieses Selektionsprinzips harren des Staates die folgenden Aufgaben: Erziehung,. Auswahl und Ausnützung den persönlichen Kräfte. Das erste re bildet die Aufgabe des Kultus- und Unterrichtsministeriums. Das Selektions­­prinzig ist auch vom ethischen und Studiengesichtspunkt aus wichtig, das größte Gewicht muß aber auf die er­zieherische Arbeit gelegt werden. Die Schule hat die Auf­gabe, die kranke ungarische Seele zu erneuern, damit die Jugend, die die Schule verläßt, standh-alten könne im Kampfe, der ihrer harrt. Das läßt sich durch Normen, durch Formalismus nicht erreichen, sondern nur durch erzieherische Arbeit und ich kann konstatieren, daß unsere heutigen Schulen auf diese viel größeres Gewicht legen als bisher. Um diese erzieherische Arbeit zu ver­richten, bedürfen wir in allen Stufen des Unterrichtes entsprechendes Lehrpersonal und einer entsprechenden Oberaufsicht, und deshalb plane ich eine radikale Neor­­ganisation der Schule, die Schaffung eines einheitlichen Sckultyps. (Zustimmung rechts und in der Mitte.) Und jetzt bin ich 'bei der Mittelschule angelangt. loh (bemerke schon im voraus, daß heute noch prinzipiell dar­über gestritten wird, ob eine Schulreform zeitgemäß ist oder nicht. Es kann nichts dagegen eingewendet werden, wenn man sagt, daß Reformen letzten Endes zur Beun­ruhigung der Schule führen. Diese Beunruhigung ist jedoch keine ungarische und auch keine sporadische Er­scheinung. Überal auf der Welt ist eine gewisse Gärung, ein gewisser Kampf zwischen der Schule der Vergangen­heit und der Schule der Zukunft im Gange. Ich muß sagen, daß ich selbst zögernd an diese Sache herangehe, ich fürchte mich vor radikalen Umgestaltungen, bevor ich nicht alle ihre Folgen durchdacht habe. Ich will ja nicht neue Unruhe säen, sondern die vorhandene ableiten. Allein die praktische Gestaltung des Schullebens stellt jeden Unterrichtsminister vor gewisse Forderungen, und da kommt in erster Reihe die ungeheuere Belastung der Sehuljugend in Belracht. Es werden von den Schulkindern ungeheuere Kenntnisse verlangt, während man sich ja im klaren darüber sein müßte, daß die Aufnabmsfähig­­keit des kindlichen Gehirns 'begrenzt ist. Schon aus die­sem Grunde ist die Frage der Einführung neuer Lehr­gegenstände, wie z. B, der Stenographie, bedenklich. Andererseits ist es ■begreiflich,-wenn die Schule auf die restlose Aufarbeitung des Materials des Lehrplanes be-; steht. Aber ich bitte sich zu vergegenwärtigen, was wir beispielsweise von Physik zu lerne« hatten und was die heutige Jugend aus dem gleichen Gegenstand zu lernen hat. Dieser ungeheuere Unterschied zwischen dem Lehr­material von einst und von heute laßt die schwere Über­lastung der Schuljugend erkennen, Ich selbst bin im Prin­zip ein Anhänger der neunklassigen Mittelschule. Das Studienmaterial läßt sich auf neun Klassen 'leichter auf­teilen ohne die Schüler zu belasten, aber die Verwirk­lichung einer solchen Schule stößt heute auf große materielle Schwierigkeiten und andererseits auf den Rechtsstandpunkt der privaten Schulerhalter. Was aber die Vereinheitlichung der Mittelschulen anbelangt, so haben wir heute eigentlich nur zwei Schulen mittlerer Stufe, die Mittelschule und die Bürgerschule. Jede dieser Schulen hat eine andere Bestimmung. Die eine bereitet für höhere Studien vor, die andere für das praktische Leben, und es wäre daher ein großer Fehler, diese beiden Typen vereinheitlichen zu wollen. In dem Streit, der sich um diese Frage enfspönnen hat, spielt auch die Frage des Lateinunterrichtes eine Rolle. Ich bin der Ansicht, daß man diesen Unterricht nicht auflassen soll, weil er einen wichtigen Bestandteil unserer Kultur bildet. Eine andere Auffassung behauptet, das Leben habe mit dem huma­nistischen Gymnasium aufgeräumt. Das scheint aber nicht zu stimmen. Es besteht ein evidenter Bedarf für die lateinische Sprache, was schon daraus hervorgeht, daß 25 Prozent aller Realschüler außerordentliche Latein­stunden nehmen. Im übrigen besieht in den einzelnen Mittelschultypen heutzutage nur noch ein geringer Unter­schied. Die jüngste Reform, die des Grafen Klebeisberg, hat sich im praktischen Leben außerordentlich bewährt. Es handelt sich um das Realgymnasium; meiner Ansicht nach ist dieses die Grundlage der Reform für die ersten vier Mittelschulklassen, während dann von der fünften Klasse an ein Bifurkation zwischen Realgymnasium und humanistischem Gymnasium eintreten könnte. Was den Unterricht der modernen Sprachen anbe­langt, so kann ich mit Genugtuung feststellen, daß wir diesbezüglich sehr gute Resultate erzielt haben. Ich bin auch geneigt, den UnterrichDder Sprachen der Nachbar­staaten in einer oder mehreren Schulen als fakultativen Gegenstand einführen zu lassen. Den Wirtschaftsunterricht betreffend führte der Mi­nister aus, daß der Fachunterricht der Erwachsenen eigentlich nicht in den Kompetenzkreis des Kultusmini­steriums fällt, dagegen wird er nach wie vor Gewicht darauf legen, daß wirtschaftliche Kenntnisse in immer größeren Kreisen unterrichtet werden, hauptsächlich aber wird er den Typus der selbständigen wirtschaftlichen Volksschule weiter entwickeln. Die Klagen wegen des Analphabetismus in Ungarn sind in vielen Belangen nicht begründet. Es ist wohl wahr, daß im übrigen Europa der Analphabetismus sehr gering ist, dagegen beträgt der Analphabetismus unter den Erwachsenen in der Tsche­­cho-Slowakei 4.9, in Ungarn 9.6, in Italien 20.9 Prozent, ■in Bulgarien 40.4 Prozent, in Jugoslawien 41 Prozent und in Rumänien 45 Prozent. Der Abg. Turchänyi beanstandete die Überfüllung der Schulklassen, zugleich aber griff er aber meinen Vor­gänger weiland Grafen Klebeisberg wegen seines Kultur­programms an. Die beiden Angriffe heben sich gegen­seitig auf. Im übrigen habe ich bereits versucht, diese Überfüllung der Klassen abzubauen und durch Entsen­dung von etwa 50 Hilflehrern Abhilfe zu schaffen. Was nun die Verteilung der Schulcrhaltungsk osten anbelangt, so gab es in Ungarn 6856 Schulen, in denen 17.9 Prozent vom Staate, 11.8 Prozent von den Gemeinden, die übri­gen von den Konfessionen und anderen Körperschaften erhalten werden. Nun entfielen von den Erhaltungskosten dieser Schulen auf den Staat etwa 29, auf die übrigen Schulerhalter 12 Millionen Pengő, wenn wir aber auch die Pensionslasten berücksichtigen, so hatte der Staat 45 Millionen zu bezahlen und die übrigen Schulerhalter bloß 19 Millionen. Die Lage der konfessionellen Lehrer ist in der Tat sehr bedauernswert und sie befinden sich unter sehr unünstigen Verhältnissen. Doch wurden auch in dieser Hinsicht übertriebene Zahlen genannt. Im Vorjähre wurde eine Enquete unter den Lehrern veranstaltet und es er­gab sich, daß 4572 Lehrer 1,111.000 Pengő au rückstän­digen Bezügen zu fordern haben. Die Zahl wird in die­sem Jahre sich etwas höher stellen, und Staatssekretär Petri hat verschiedene Modalitäten ausgearbeitet, um die konfessionellen Schulerhalter zu entlasten. Es wurde an­geregt, nach holländischem Muster die Schulgelder nach den Steuern der Eltern zu veranlagen. Eine andere An­regung empfiehlt die Besteuerung des „konfessionslosen“ Kapitals und schließlich wurde auch die Möglichkeit einer allgemeinen Schulsteuer erwogen. Leider muß ich gestehen, daß ich noch nicht in der Lage bin, einen kon­kreten Plan dem Hause vorzulegen. Es werden gegen­wärtig statistische Daten gesammelt und wir werden versuchen, vor Beginn des Schuljahres irgendeine Über­gangslösung zu finden. Uber die Frage der Minderheitenschulen, die der Abgeordnete Bleyer im Hause zur Sprache gebracht hat, will ich bloß erklären, daß Sch auch künftig auf Grund­lage des Regierungserlasses 4800 vom Jaihre 1923, sowie der später ausgegebenen Verordnung des Kultusministers stehe und für die strikte Durchführung dieser Vor­schriften sorgen werde. Der Herr Abgeordnete Bleyer hat bemängelt, daß die Auswahl der Schüler für die Min­­derheitenschulen auf Grund der freien Wahl der Eltern erfolgt, und er hat irgendeinen staatlichen Zwang in Vorschlag gebracht. Nun möchte ich erklären, daß die ■Auswahl der Schüler in den Minderheilenschulen ganz nach deutschem Muster erfolgt und sich den Vorschriften, anpaßt, die für die wendische, polnische und dänische Minderheit in Deutschland in Geltung ist, alle anderen Lösungen sind unstatthaft. Die Namensanalyse würde zum Beispiel eine heillose Verwirrung bei uns anrichten. Auch die Daten des Herrn Abgeordneten Bleyer sind nicht vollkommen zutreffend. Sie stammen aus dem Jahre 1928, seitdem hat die Lage aber eine wesentliche Ände­rung erfahren. Es gab in Ungarn 346 Gemeinden mit deutscher Mehrheit oder mit wenigstens 40 deutschen Schulpflichtigen. 326 Gemeinden haben nun 400 Schulen, 50 Gemeinden, die ein Anrecht auf eine Minderheiten­schule besitzen, haben 52 Schulen. Schulen vom Typus A gibt es 40, vom Typus B 191, vom Typus C 265. Diese Daten beweisen, daß die Regierung ihre im Jahre 1928 gegebenen Versprechungen vollinhaltlich eingelöst hat und daß unsere Minderheitspolitik bedeutend konzilianter ist, als die in irgendwelchen Nachbarstäaten. (Allgemeine Zu­stimmung auf allen Seiten des Hauses.) Uber die politi­schen Äußerungen des Abgeordneten Bleyer will ich mich nicht verbreiten. Ich halte es aber für meine Pflicht, zü erklären, daß Herr Abgeordneter Bleyer in seiner Lehr­tätigkeit als Professor der Universität keine national­feindlichen und antipatriotischen Tendenzen an den Tag gelegt hat. Abg. Jánossy: Das hätte noch gefehlt! Minister Hóman: Bezüglich des Theaterproblems erklärte der Minister, daß die Regierung gewillt sei, die beiden Staatsbühnen unter alten Umständen auf rech tzuerhalfen, da dies aus n atli ona lpolitischem Gesichtspunkt, hoch bedeutsam sei. Für die Richtung des National theaters ist lediglich der Direktor verantwortlich. Der gegenwärtige Leiter Ladislaus Márkus ist in jeder Hinsicht die geeignte Per­sönlichkeit für die entsprechende Léitúng dieser Staats­­bü’hne. Der Minister wies die Behauptung zurück, als ob die ungarischen Autoren gegenüber den ausländischen Bühnen Schrifts teilern vernachlässigt wurden. Er stellte ferner in Aussicht, die Literatur, deren moralische Unter­stützung er jederzeit bereitswilligst gewährt, auch mate­riell besser dotieren zu wollen, sobald die Verhältnisse dies ermöglichen. Im Hinblick auf den morgen beginnen­den Büchertag richtete der Minister sowohl an da« Haus als auch an die große Öffentlichkeit die Bitte, angesichts der hehren Ziele dieser Einrichtung die heimischen Schriftsteller durch den Ankauf ihrer Werke zu unter­stützen. (Allgemeiner lebhafter Beifall.), ■ Besonders ausführlich beschäftigte sich der Minister mit dem F/roblem der bildenden Künste. In der Kunstpoli­­tik, sagte er u. a-, dürfen nur zwei Prinzipien maßgebend sein: die Begabung und die nationale Richtung. Die Kunst ist nicht international, jeder große Künstler steht auf eine^ nationalen Basis. Die Ursache der Krise in der Kunst ist mit den Ursachen der allgemeinen Vertrauens- und Ge­­vassenskrise verknüpft, die sich in allen Erscheinungen des Kulturlebens offenbaren, und sie hängt auch mit der Un­sicherheit zusammen, die im künstlerischen Leben seit etwa einem Jahrhundert vorherrscht. Man kann heute, da jeder ein Künstler sein will, nicht jede künstlerische Schöpfung als wahre Kunst bezeichnen. Nach der neuesten Statistik hat die Akademie der bildenden Künste 355 Zög­linge. Es ist unmöglich, daß alle gut malen können. Was den Kampf zwischen den einzelnen künstlerischen Rich­tungen betrifft, sö ist es nicht meine Mission, Frieden zu stiften, ich verkünde nur den Wettbewerb der Begabun­gen, aber politische Gesichtspunkte möchte ich hier doch nicht gelten lassen. Ich vertraue darauf, daß sich mit der Zeit ein neuer schöner edler Kunststil entwickeln wird, vielleicht ein symbolischer Neoklassizismus. Wir können aber nicht in die Zukunft vorausblicken, indessen darf man den Kampf nicht mit Verfolgungen, sondern nur durch Erziehung führen. Auf Grund dieser Gesichtspunkte soll auch die nächste nationale Kunstausstellung veranstal­tet werden. Nachdem der Minister noch die Behauptung wider­legt hatte, daß die Kunstsektionen seines Ministeriums die linksgerichtete Kunst bevorzuge, wandte er sich den Pro­ Donnerstag, í. Jeni 1933

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