Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1933. október (80. évfolyam, 223-248. szám)

1933-10-01 / 223. szám

PESTER LLOYD Sonntag, if, Oktober 1930 Wichtig is! es, zu wissen, *7 H+llLLMJ ÜS in den entsprechenden Krankheitsfällen zu jeder Jahreszeit zuhause mit Erfolg artge­wendet werden können. 5 Copyright by King Features Syndicate, New York. Nachdruck und Übersetzung, auch auszugsweise, verboten. Das neue Rußland. Von EDOUARD HERRIOT, früherem französischen Ministerpräsidenten. ©er hervorragende französische Staats­mann Edouard Herriot weilte bekanntlich in der jüngsten Zeit in Sowjetrußiand. Er berichtet im folgenden Artikel über seine Eindrücke. Wenngleich wir den Standpunkt Perriots nicht für richtig halten können, ,verdienen seine Ausführungen dennoch große Beachtung, zumal sie das russische Problem von einer neuen Seite beleuchten. Es gibt kein Land, über das in letzter Zeit mehr Unsinn geschrieben worden wäre, ajs Rußland. Die Ursache hiefür ist in erster Linie der politische Fanatismus. Für die einen bildet es eine Art mysti­schen Kults, den anderen erscheint es als Land des Schreckens. So wird zum Beispiel gegenwärtig ein regelrechter Propagandafeldzug, dessen Zweck die Glaubhaftmachung einer Hungersnot in der Ukraine ist, durchgeführt. Eine Hungersnot habe ich vor zehn Jahren tatsächlich gesehen, als verschiedene Hilfskomitees, insbesondere das amerikanische, sich um ihre Bekämpfung bemühten. Diesmal habe ich bei der Durchquerung der Ukraine in verschiedenen Richtungen nichts derartiges gesehen. Zweifellos hat es hier und dort Verpflegungsschwierigkeiten und eine ungenügende Produktion, sei es infolge von Trägheit, sei es infolge: schlechten Willens gegeben. Nirgend habe ich eine Hungersnot entdeckt, Selbst in den deutschen Dörfern nicht, die mir als not­leidend bezeichnet wurden und die ich besucht habe. Das jétzige Rußland — wenn man diesen unge­nauen, aber bequemen Ausdruck gebrauchen will — bietet dem Beobachter ein weites Feld. Ich habe es mit dem kühlen Blick des alten Verwaltungsfach­manns studiert. Trotzdem habe ich den scherzhaften Vergleich mit dem Fürsten Potemkin über mich er­gehen lassen müssen.,.. Bekanntlich veranstaltete Fürst Gregor Alexandrowitsoh Potemkijj eine Reise' für Katharina II. durch die eroberte Krim, auf der die verschiedensten Kunstgriffe zür Täuschung der Kai­serin angewandt wurden. Ich kann, wohl sagen, daß ich ganz anders gereist bin,, denn ich liebe die Wahr­heit und sage sie rücksichtslos, eh es sich nun um die großartige Aktion Roosevelts oder die Experi­mente der Sowjetrepublik handelt. , Jedenfalls muß man diese Experimente studie­ren. Aus einem sehr einfachen Grunde zählt die Sowjetrepublik jetzt, nach den Statistiken vom 1. Ja­nuar 1931, heute mehr als 161 Millionen Einwohner, ln fünf Jahren, von 1926 bis 1931 ist die Einwohner­zahl um 14 Millionen gewachsen, das heißt, durch­schnittlich um 2,800.000 Einwohner im Jahr. Pro­fessor André Pierre, den ich für einen der hervor­ragendsten Rußland-Spezialisten halte, schreibt: „Wenn dieser Bevölkerungszuwachs sich nicht ver­langsamt, dann wird die Union gegen Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts ungefähr 277 Millionen Einwohner zählen!“ Solche Zahlen müssen einen an sich schon nachdenklich stimmen. Es lohnt der Mühe, sich die Bevölkerungsstatistik etwas genauer anzusehen. Zwischen 1914 und 1920 ist die Bevöl­kerungsziffer infolge des Weltkrieges, des Bürger­krieges und der Hungersnot um 4 Millionen zurück­gegangen. Seit 1920 hat sich jedoch ein erheblicher Anstieg bemerkbar gemacht. Der durchschnittliche Zuwachs, der vor dem Kriege auf 16.9 auf 1000 Ein­wohner geschätzt wurdet steigt im Jahre 1926 auf 22.7. Das ist eine erste Tatsache, ein erstes Ergeb­nis, das auf den wesentlichen Rückgang vor allem der Kindersterblichkeit zurückzuführen ist. Nach den äußeren Merkmalen wollen wir die inneren betrachten. Den politischen Beobachter be­rührt am merkwürdigsten das Zusammenwirken zweier entgegengesetzter Kräfte, nämlich der Zentra­lisation und der Dezentralisation. Ich will dies genauer erklären. Lenin und sein Nachfolger Stalin haben einen stark zentralisierten Staat geschaffen, und zwar zum Teil infolge des Eingreifens der westlichen Mächte. Durch das De­kret vom 1. Juni 1919 wurde die Union der Sowjet­republiken proklamiert ünd dadurch eine gemein­same Armee, gemeinsame Wirtschaftsräte, Eisen­bahnen und Finanzen geschaffen. Seit dieser Zeit ist diese Einigung weiter fortgeschritten. Die föderati­ven Republiken sind ganz sozialistisch kommuni­stisch, proletarisch. Infolge der Verfassung aus den Jahren 1925—1929 und des Paragraphen 69 ge­währen sie das Stimmrecht nur den Arbeitenden, wobei dieses Wort in einem beschränkenden Sinne zu verstehen ist. Tatsächlich und nach den Berech­nungen André Pierres besitzen nur 4 Prozent der Bevölkerung kein Bürgerrecht. Der so gebildete Staat wird von einer Hierarchie ländlicher, städti­scher, provinzieller und nationaler Sowjets verwal­tet. Diese Sowjets wählen’ selbst Komitees zur Aus­führung ihrer Wünsche. Die gesamte Politik, die auswärtigen (Angelegenheiten, i Krieg und Marine, Transporte und Polizei wir,bleiben in der Hand der Union, Unterstehen dem Kongreß der Sowjets, dem Zentralkomitee der Union (dem berühmten Tsik) und dem Rat der Kommissare. Die Gesamtpolitik hängt ihrerseits von den' Parteibeschlüssen ab. Das ist also ein vollkommen deutliches Beispiel, und zwar ein sehr weitgehendes, für eine-scharfe Zen­tralisierung. Andererseits aber und in gewissem Sinne in umgekehrter Richtung, läßt die Sowjetverfassung dem Föderalismus breiten Raum. Der Tsik wird einen Rat der Union und einen Rat der Nationalitä­ten umfassen. Die föderativen Republiken behalten die folgenden Funktionen: Unterricht, Unterstützung, Justiz. Der Sowjetstaat hat es sich zur Regel ge­macht, in dieser Hinsicht eine dem Zarismus genau entgegengesetzte Politik zu betreiben. Die verschie­denen Nationen sind erweckt oder wiedererweckt worden, Die Union umfaßt jetzt 11 Republiken und 15 autonome Gebiete. Diese Republiken, diese Ge­biete dürfen eine kulturelle und verwaltungsmäßige Autonomie geltend machen. Die russische Sprache wird dort aus den Schulen, den Bureaus, den Gé­­richten verbannt. Die Minderheiten genießen ihre geheiligten Rechte. So verbindet sich in einem scheinbaren Widerspruch ein zwischenstaatliches System mit einer Herrschaft der Voliksstämme, die den verschiedenen Völkern eine geistige Expansion gestattet, für die sie besonders dankbar sind. Werden die beiden Strömungen, die wir soeben definiert haben, nicht eines Tages in Konflikt mit­einander geraten? Das ist eine Frage der Zukunft. Aber gegenwärtig erklärt die Vereinbarung dieser beiden Prinzipien den Erfolg der Sowjetregierung, seine Stabilität. Und dies ist eine wesentliche Tat­sache, weil sie alle äußeren Anzeichen der Sowjet­tätigkeit erklärt, wie der Reisende sie beobachten kann. Ist min die auf diesen Grundlagen aufgebaute Sowjetregierung in einem Aufstieg begriffe^.? Wer es leugnen wollte, müßte blind oder böswillig sein. Hier müßte eine zu lange Beschreibung beginnen, als daß sie in einem kurzen Artikel Raum finden könnte. Es ist interessant, die Verteilung der Bevöl­kerung festzustellen. Die Landbevölkerung stellte im Jahre 1920 84.3 Prozent der Gesamtbevölkerung dar. Sie ist auf 82.1 Prozent im Jahre 1926 und auf 81.3 Prozent im Jahre 1930 zurückgegangen. So haben die industrielle Entwicklung und der Fünf jahresplan die Landbevölkerung vermindert, wenn auch in pro­zentual geringem Maße. -Die Landwirtschaft ist weiterhin die Haupttätig­keit in dér Sowjetrepublik. Wie ist diese Landwirtschaft organisiert?: Es wäre ungenau, wenn man sagen wollte, daß die Sow­jetregierung das Privateigentum abgeschafft hätte. Dieses beläuft sich noch immer auf 30 Prozent in der Union. Was das Regime untersagt, ist das Ku­­lackensyslem, das heißt das System der Grundeigen­tümer, die andere Bauern zu ihrem Nutzen verwen­den. Die Bauern, die auf das Privateigentum ver­ BERETWÄS - PASTILLEN gegen Kopfschmerzen 136 noch den Vorsitz führte im Feenrat, und die sich jetzt mit leiser Stimme also vernehmen ließ: Von in flagranti könne die Rede nicht sein, hoch von Orgien. Melusine sei eine durchaus anständige Frau, die nur eine gewisse Vorliebe für Wassersport besäße; in ihrer Jugend sei sie Preisschwimmerin gewesen. Darum seine tugendhafte Gattin zu verdächtigen, sei sehr unklug von dem Grafen gewesen, zumal sie doch Kinder miteinander hätten. „Die ihrem Vater noch dazu alle ähnlich sehen,“ fügte die alte Dame hinzu, mit einem lustigen Brillenblick auf die ehrabschnei­­derische Oberfee, von deren Nachwuchs sich das gleiche nicht behaupten ließ. Die verstummte denn auch schuldbewußt und betreten. Aber auch diese gütige Nachrede, obwohl sie Melusines menschlichen Rang beglaubigte, löste das Rätsel ihrer Scheidung mit nichten. Warum war sie ihrem Mann davongelaufen? Die Frage blieb offen, wieviel Kaffee auch durch die durstigen Frauenkehlen noch daran herunterfloß.* Inzwischen saß die noch immer schöne Melusine wieder, wie als Mädchen, am Durstbrunnen und äugelte über Fluß und Straße in eine unbestimmte Weite. Hin und wieder kam ein Ritter angetrabt, zu Pferde oder auch zu Fuß, und blinzelte freundlich herüber. Dann sagte Melusine ihr Sprüchlein her und er das seine, er machte Halt und saß nieder bei ihr für eine Stunde oder zwei und trank Tee aus dem Durstbrunnen. Sie hätte sieh einbilden können, um ein Vierteljahrhundert jünger zu sein, so reizend sah sie aus im Abendschein und so zärtlich huldigten, ihr die Ritter, wenn es dunkelte. Aber wie dann die Sterne aufgingen über der zu Schatten ersterbenden sehnsüchtigen Flußlandschaft, zogen diese Zufalls­gäste doch unweigerlich weiter, ohne das Einmalige und Unvergleichliche an ihrem Schicksal zu erfassen oder auch nur Verständnis an den Tag zu legen für ihren besonderen Fall, worauf es einer Frau doch an­kommt. Und dann merkte Melusine wohl, daß sich seit ihrer Mädchenzeit doch einiges geändert hatte. Älter werden ist ein schnödes Wort und es traf zudem kaum zu, denn dank der kosmetischen Errungen­schaften im Geisterreich blieben dort die Frauen in, jüngster Zeit annähernd immer gleich jung. Aber jung sein mit einer weit zurückreichenden Vergan­genheit ist am Ende doch etwas anderes, als jung sein ohne Vergangenheit. Wo waren die Zeiten, da noch die Männer Melusines rätselhafte B a deg e wohn h e i t en und ihre Bedingung, jeden Samstag allein gelassen zu werden, unerhört interessant fanden. Jetzt ließen sie sie auch schon am Freitag und Donnerstag und an allen anderen Tagen entgegenkommend allein. Denn ihr Fall hatte sich nachgerade etwas herumge­sprochen im Geisterreich, und die Meinung war durchgedrungen, daß sie eine jener Frauen wäre, die sich nicht ganz verbinden können, auch nicht mit dem geliebtesten Mann, eben weil er ein Mann ist. Man könnte sie unlösliche Frauen nennen, obzwar in diesem Punkt fast jede Frau eine Melusine ist, mehr oder weniger. Aber natürlich haben dafür die gewissen Wald- und'Wiesenmänner, wie sie in Me­lusines Flußlandschaft naturgemäß vorbeikamen, am allerwenigsten Verständnis. Solch ein Männ verlangt vor allem, daß eine Frau, die er liebt, sich in ihm auflöst; das ist ihm wichtiger sogar als ihre Tugend. Hätte Melusine an den gewissen Samstagnachmiitagen andere Männer zärtlich umfangen, sie hätte nachher am Durstbrunnen, weggejagt von dem ihrigen, nichts­­destominder wieder andere Gefährten gefunden und gefesselt. Aber daß sie an den verbotenen Tagen sich keineswegs mit Liebhabern vergnügen,« sondern ganz einfach in Ruhe gelassen und vor allem nicht gefragt zu werden wünschte, das fanden die Herren im Geisterreich ausnahmslos unverzeihlich. Sie wollten belogen sein, aber sie wollten fragen dürfen; und ge­rade das erlaubte ihnen Melusines Stolz nicht. Darum blieb sie unbemannt, ein weiblicher Junggeselle. „Worauf wartest du?“ fragte sie die jüngere Kaffeeschwester, die hin und wieder noch zu ihr auf Besuch kam. „Auf den Richtigen!“ antwortete Melusine, rät­selhaft in die Ferne blickend: „Auf einen Mann, der Achtung hat vor dem Geheimnis; denn beim Geheim­nis fängt der höhere Mensch erst an.“ Aber er kain nicht, dreser höhere Mensch. Darüber waren nun etliche Jahre hingerauscht,. und Melusine, die noch immer unerlöst am Durst­brunnen saß, begann immer angestrengter darüber nachzudenken, ob es denn überhaupt noch einen Sinn hätte, sich schön zu machen und das ergrauende Haar mühsam blond zu färben, wozu sie jetzt regel­mäßig den Sonnabend verwendete. Es war ihr vor­läufig letztes Geheimnis vor der Welt, und sie fand, in Schwermut versinkend, daß es die Mühe nicht lohne, deswegen alt zu werden. Da kam eines schönen Septembertages ein Mann in guten Jahren daher, der, obwohl er ferner als alle anderen an ihr vorüberzog, der Aufbliekenden noch einmal Lust machte, etwas zu erleben. Schon sein Auftreten war ungewöhnlich. Demi er schritt weder, noch ritt er, sondern glitt aufrecht stehend in seiner biegsamen Silberrüstung den Fluß entlang von einem muschelartigen Schiffiein ge­tragen, dem ein schöner Schwan an goldener Kette vorgespannt war. Doch merkte man gleich, daß dies nur zu Verschönerungszwecken erfolgt war und daß Zauberkräfte den Nachen flußaufwärts zogen, Me­lusine schrieb sie nicht ungern sich selbst zu. Die Erscheinung, der auch der rötliche Glanz der Abendsonne zustatten kam, erinnerte sie an eine hallbvergessene Opernvorstellung, War es nicht vor, fünfundzwanzig Jahren gewesen, auf ihrer Hoch­zeitsreise in Venedig? Doch konnte sie sich für’s erste nicht genau entsinnen, wie der auf sein Schwert gelehnte Schwanenritter hieß, als dieser zum Glück ungefragt den Mund auftat und, wahr­scheinlich unter dem Eindruck einer Szene, die sich kurz vorher abgespielt hatte, seine .Visitenkarte ge­dankenlos in die goldene Abendluft trällerte: „Mein Vater Parcival trug seine Krone. Sein Ritter ich — bin Lohengrin genannt.“ Richtig, Lohengrin! besann sich Melusine, Daß ihr. so etwas hatte entfallen können. Und schon rief sie, bewegten Herzens und be­wegter Hand, die vorüberschwimmende Erscheinung an, die ihrem Gemüt der vertraute Wasserweg be­sonders anziehend machte. „Ich finde es ziemlich unbescheiden von Euch, mein Lohengrin,“ hub sie in gewohnter Art vorwurfsvoll an, „daß Ihr so grußlos an mir vorüberschwimmet - Wieder gebrauchte sie hiebei das besitzanzeigende Fürwort und sagte • 2 •' M Bevor Sie Ihren I I bedarf decken, besichtigen Sie die Ausstellung der Elektra Lusterfabrik dPes®^“®?“^?* Verlangen Sie illustrierten Preiskatalog. Telephon 42-6-77. .. BRONZ- SÍREMLÉK _ Q MODERN TEMETŐ MŰVÉSZET iBä Ifi iS. R 15o,iH. P. 76 ip esyediJli/rúsító: S& jga\elr4 J" f^í^SLEKTCA DOB U 42 GSÍLURCYÁR TE LE PON .42677 sJá li S A Damenfriseur iiiid fco*mc<lsc^er Salon§ Budapest, IV.,Váci-ucca 10 (im Hofe)

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