Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1939. február (86. évfolyam, 27-48. szám)

1939-02-02 / 27. szám

4 PESTER LLOYD Donnerstag, 2. Februar 1939 Losonc, Rozsnyó, Rimaszombat. Die Bewohner dieser drei Städte kennen noch die vor 15 Jahren entdeckte Jászkarajenőer Wunderquelle nicht, die das Kurwasser für Gallen-, Magen-, Diabetes- und Leberleiden ist. Infolge der milden Tage hat die Lieferung begonnen ■ und so besteht kein Hindernis, daß jedermann unter ärzt­licher Aufsicht eine Trinkkur von 4—6 Wochen mit dem glaubersalzhältigen Mira-Bitterwasser halte, wovon man alltäglich auf nüchternem Magen ein Glas warm zu sich nimmt. Es ist ein ungefährliches, natürliches Abmage­rungsmittel. Die ganze erfolgreiche Kur kostet kaum 20 P. gehende kirchliche, sondern auch eine verwaltungs­politische Autonomie praktisch genossen. Es ist also kein Wunder, daß die sächsische, nicht besonders zahlreiche Nationalitätengruppe durch die Förderung ihrer Bestrebungen, gesetzliche Sicherung ihrer Rechte, in ihrer freien Kirche, ihren autonomen Schulen, kulturellen und sozialeil Ver­einen und Institutionen und in ihrer nationalen Ein­heit von den jeweiligen ungarischen Regierungen gefördert, eine weit über die Landesgrenzen reichende Kulturtätigkeit entfalten und ihre Nationalität und ihr völkisches Bewußtsein unversehrt' erhalten konnte. stätigt, ohne irgendeine Religion zur Staatsreligion zu erheben. Gesetzartikel XLIV v. J. 1868 sichert den Na­tionalitäten das Recht, ihre Muttersprache und Lite­ratur in Kirche, Schule und gesellschaftlichem Leben unbehindert zu entwickeln. Auf wirtschaftlichem Gebiete genossen die Sach­sen die weitgehendsten Freiheiten, so daß sie schon im Jahre 1835 die Allgemeine Sparkasse in Brassó und 1841 die Allgemeine Sparkasse in Nagyszeben gründen konnten. Die Statuten dieser sowie auch vieler zu ähnlichen Zwecken gegründeten sächsischen Banken bestimmen ausdrücklich, daß der größte Teil des Reingewinns zu sächsischen Volksbildung«- und kulturellen Zwecken zu verwenden sei. Dem ist es zuzuschreiben, daß die Generalversammlung der All­gemeinen Sparkasse in Nagyszeben im Jahre 1912 die Hälfte des Reingewinns kulturellen Zwecken zu­geführt und 75.000 Kronen für die Schulen, 12.000 Kronen zu sozialen Zwecken, 10.000 Kronen für die sächsischen Vereine, den Rest für sächsische kultu­relle Zwecke bestimmt hat. Nach denselben Prinzipien verteilten auch die übrigen sächsischen Banken ihren wenn auch geringere Summen ausmaeheriden Rein­gewinn, so die von Nagyenyed, Brassó, Segesvár, Szászsebes usw. Nur so war es möglich, daß sie in Nagyszeben ein Lehrerseminar mit musterhaftem In­ternat, in Brassó eine Kindergärtnerinnenbildungs­anstalt und in Segesvár ein Lehrerinnenseminar er­richten konnten. Natürlich hat auch der ungarische Staat die Sachsen in ihren kulturellen Bestrebungen wie auch in der Erhaltung ihrer Schulen materiell unterstützt, nur so war es möglich, daß das kaum eine Viertelmillion Köpfe zählende sächsische Volk mehr als 300 Schulen verschiedener Typen aufrecht­­erhalten konnte, in denen 800 Lehrkräfte wirkten. Eß ist kaum aufzuzählen, wie vieler Begünsti­gungen das sächsische Volk außer den oben ange­führten Privilegien und anderen, günstige Ent­­wick lung sm ög 1 ichkei t en sichernden Institutionen noch teilhaftig war. Nur nebenbei sei bemerkt, daß cs vollkommene Pressefreiheit genoß, wovon seine hochentwickelten Zeitungen: die Kronstädter Zei­tung, Kronstadt, Siebenbürgisdhe Zeitung, Hermann­städter Zeitung usw. Zeugenschaft ablegen können. Von der höhen-Kulturstufe ihrer Literatur zeugen eine Menge Bücher von bedeutendem Niveau. Es sei hier noch betont, daß von den sächsi­schen Siedlungsgebieten immer nur die durch die sächsische Volksgemeinschaft kandidierten Abge­ordneten gewählt wurden und der Verwaltungsdienst in dien sächsischen Städten und Dörfern ebenfalls durch das sächsische Volk im Wege der aus ihren Reihen gewählten Beamten versehen wurde. Die Beratungs- und Protokollsprache ist überall die deutsche gewesen, und außer der gesetzlich dazu berufenen Obrigkeit mengte sich niemand in ihre Angelegenheiten. Sie durften ihre Fahnen frei be­nützen, dlie Straßentafeln waren in den meisten Or­ten ausschließlich in deutscher Sprache abgefaßt Ich schwitze furchtbar unter der Decke und der Schminke. Diesen Tod halte ich nicht länger aus. Ich möchte sie alle niederstechen. Und dabei hält Antonius seine ergreifende Rede. Jemand bemerkt einen Fehler am Gewand des Toten, es spricht sich von Sitz zu Sitz weiter. Allgemeine Heiterkeit. „Halt ein!“ flüstere ich aufgeregt dem Anto­nius zu. Doch die Schufte haben meinen Zuruf gehört, manche behaupten sogai-, der Tote habe sich be­wegt ... „Er bewegt sich,., er bewegt sich..,“ geht es von Mund zu Mund. Ich fühle einen Wutkrampf in mir aufsteigen. O, diese Kanaillen bringen mich ganz aus der Fas­sung! „Er bewegt sich, er bewegt sich — der Pfuscher!“ Dies war das letzte, was ich hörte. Sinnlos vor Wut sprang ich von der Bahre auf. Die Mitspieler erstarren. Das Publikum lacht. Der Direktor läßt den Vorhang herab. Es hilft ihm nichts. Ich reiße den Vorhang auseinander. Die drei Verschwörer stürzen sich auf mich. Erbittertes Handgemenge. Ich fluche und beschimpfe das Publikum. Zwei oder drei aus der ersten Reihe stehen auf, sie fühlen sich beleidigt. Sie treten vor. '„Was fällt Ihnen ein?“ „Nur die Leiche begafft ihr!“ brülle ich, „im­mer nur die Leiche!“ Der Direktor eilt herbei und will um Entschul­digung bitten. Doch es ist zu spät. Ich springe von der Bühne herab, meine Toga bleibt irgendwo hän­gen. Ich stehe vor den drei beleidigten Zuschauern. Meine Hand tastet nach dem kurzen römischen Schwert an meiner Seite. Es ist ans Holz, doch ich Umklammere es. und erst in der allerletzten Zeit waren sie manchen Ortes auch ungarisch oder rumänisch angeschlagen. Wie ersichtlich, haben die Siebenbürger Sachsen auf ihren Siedlungsgebieten nicht nur eine weit­ Singapore und der Weg nach Indien Ton Oberleutnant J. Guuda England ist weniger eine europäische, als viel­mehr eine asiatische Macht. Der Schwerpunkt des britischen Weltreiches liegt außerhalb Europas, im Subkontinent, der Quelle des Reichtums, aber auch ständiger Sorgen des Mutterlandes. Die Sorge um die Sicherheit Indiens war das Leitmotiv jeder engli­schen Regierung, mochte sie nun konservativ oder liberal sein. Den Weg nach Indien offen zu halten, ist für das Empire eine Lebensfrage. Indien dem Empire zu erhalten, ist eine doppelte Aufgabe. England muß die zentrifugalen Kräfte Indiens selbst bändigen, aber auch .jeder Bedrohung von außen tatkräftig zu begegnen wissen. Uns soll heute nur der zweite Punkt beschäftigen. Nach dem Weltkriege schien das goldene Zeit­alter für das britische Weltreich gekommen, die Downing Street ihrer Hauptsorge ledig zu sein. Die mächtigen Rivalen waren niedergerungen. Es gab lediglich noch einige kleine Flurbereinigungen *) mit dem Ententegenossen Frankreich, mehr lokaler Na­tur, wegen der Ölversorgung. Da nahm die Sowjet­union auch in Mittelasien die Traditionen des zaristi­schen Imperialismus wieder auf, Italien betrieb im Mittelmeerraume Politik auf eigene Faust, gründete .sein Imperium gegen den Willen des Empire, und Japans Militär- und WirtschaftsmaCht kreuzte die britischen Interessen. Mit der Empfindlichkeit eines Seismographen reagierte London auf diese Erschütterungen seines Sicherheitsgefüges: Die Landstreitkräfte in Indien wurden erhöht. Auf Italiens Machtstreben im Mittel­meer reagierte England durch sein gewaltiges Flot­tenbauprogramm, auf die Eroberung Abessiniens durch die Eingliederung des Hinterlandes von. Aden (Hadramaut) in den britischen Herrschaftsbereich, sowie durch den Ausbau Bahreins als Brennstoff­basis. Aber auch östlich von Indien, wo nie ein starker Gegner drohte, haben sich schwere Gewitterwolken zusammengezogen. Japans Vormarsch am Pazifik, sein Führungsanspruch in Ostasien ist ein Einbruch in die britische Herrschaftssphäre. Mit feinem In­stinkt erkannte die britische Politik die veränderte Sachlage und trug ihr Rechnung. 1921 lief der bri­tisch-japanische Bündnisvertrag ab. Er wurde nicht erneuert. Im gleichen Jahr entschloß sich London, das die Straße von Malakka und damit die direkte Verbindung zwischen dem Indischen und dem Pazi­*) Im vorderen Orient. fischen Ozean beherrschende Singapore, zur unflber­­windlichen Seefestung, zum Zwing-Uri des briti­schen Machtwillens auszubauen und ließ sich im folgenden Jahr auf der Washingtoner Flottenkonfe­renz das Recht zur Befestigung Singapores bestätigen. In 17 Jahren ist dieser Ausbau mit einem Kosten­aufwand von 250 Millionen RM durchgeführt wor­den. Die Insel an der Südspitze Malakkas wurde in einen Klotz von Stahl und Beton verwandelt. Sümpfe und Dschungeln mußten weichen; an ihre Stelle traten Hangars und Landeplätze für Hunderte von Militärflugzeugen. Etwa 10.000 Mann Landtruppen beherbergt Englands Panzerfeste unter dent Äquator. Der gut geschützte Hafen bietet Raum für die größte britische Flotte, die die Gewässer Ostasiams jemals befuhr. Gewaltige Trockendocks, die auch die Riesen der Meere aufnehmen können, wurden über Tausende von Meilen von England hergeschleppt. Die Forts sind gespickt mit Geschützen von teilweise bis zu 45 Zentimeter Kaliber. Unterirdische Öltanks bergen Vorräte für ein halbes Jahr auch bei stärkster Bean­spruchung. Singapore ist der Schlüssel zu Indien. Ihn in Händen zu behalten, ist eine Existenzfrage für das Empire, aber auch für den niederländischen Kolonial­besitz. Darum ist Singapore einer der ganz großen Brennpunkte der Weltpolitik geworden, eine Stätte künftiger Entscheidungen. England hat die Stärke Singapores wiederholt erprobt, zuerst 1934, dann durch'Großmanöver 1935 und 1937. In der ersten Februarwoche des‘Jahres 1938 brachte England anläßlich der Fertigstellung der Befestigungsanlagen dort 27 Kriegsschiffe, 20.000 Mann Landtruppen und 100 Flugzeuge in einem Ma­növer größten Ausmaßes zum Einsatz. Die Manöver­annahme spricht eine klare Sprache: eine feindliche blaue Partei, deren Machtbasis 2000 Kilometer nord­östlich von Singapore liegt, versucht mit seiner Flotte und Luftstreitmacht einen Angriff auf die Feste. Die Aufgabe der roten Partei lautet: Verhinderung des Eindringens der feindlichen Flotte in den Indischen Ozean und weiter in das Rote Meer, Verteidigung Singapores gegen Angriffe zu Wasser, zu Lande und aus der Luft, Verhinderung des Eindringens des Feindes im Holländisch-Indicn. Deutlicher kann die Rolle, die Singapore im bri­tischen Verteidigungssystem zu spielen hat, nicht Um­rissen werden. Sie ist zweifacher Art: Erstens. Schutz der Straße von Malakka und zweitens Basis zu sein für eine Flotte, die stark genug ist, alle Zugänge zum Indischen Ozean durch die See-Engpässe Insu­­linde zu sperren. Das eine ist erreicht. Das andere wird mit dem Abschluß der gewaltigen englischen Flottenrüstung erreicht sein. „Die Gnade Gottes hat Singapore in unsere Hand gegeben“ pflegen englische Staatsmänner zu sagen, wenn von der Bedeutung der Löwenstadt für das Empire die Rede ist. Nun, es gab Zeiten, in denen diese Gnade als eine Last empfunden wurde, die man gern afogeschüttelt hätte. Sir Stamford Raffles, der 1819 den Union Jack auf der Insel Singapore hißte, mußte die neue Kolonie sei­nen Landleuten geradezu aufdrängen. Mit seheri­schem Blick hatte er erkannt, daß Singapore dereinst ein Angelpunkt des Empire werden würde und England es deshalb besitzen müsse, , allen kleinli­chen und zeitbedingten Bedenken britischer Amts­stellen zum Trotz, die Ungelegenheiten mit Holland befürchteten. Die Straße von Malakka ist als die kürzeste Verbindung des Westens mit Ostasieu, eine Hoch­straße des Weltverkehrs, durch die 50 Prozent des japanischen Handels ihren Weg nehmen. Japan, das auf engem Raum seine 70 Millionen Menschen ernäh­ren muß, lebt von diesem Handel, an dessen Haupt­schlagader in Singapore England seine Hand hat. Freilich können die japanischen Schiffe im Kriegs­fall den Umweg um Australien herum nehmen, und es stehen ihnen die Häfen der Westküste von Ame­rika offen. Aber im ersteren 'Falle haben sie Sin­gapore im Rücken, und solange hier eine starke manövrierfähige Flotte einen sicheren Heimatshafen hat, kann sie jederzeit die japanischen Verbindungs­linien im indopazifischen Raum durcbschneiden. Was die amerikanischen Häfen betrifft, so ist zu berücksichtigen, daß im Konfliktsfalle mit England die Haltung der USA eher feindlich als freundlich gegen das ostasiatische Inselreich sein wird. Von den Aleuten über Hawai, Guam (das jetzt befestigt wird) bis nach Samoa verfügen die USA über eins „Was wollen Sie denn?“ fragt der eine. „Sie Vogelscheuche!“ ruft der andere. „Sind Sie verrückt, Sie Schmierenheld?“ „Ihr Hyänen, ihr Geier!“ schreie ich ihnen ins Gesicht, „ihr lauert nur auf das Aas, auf den Geist des Dichters pfeift ihr!“ „Wenn Sie nicht gleich schweigen, gibt es Prü­gel!“ „Halten Sie den Mund!“ Ich will das Schwert ziehen, doch die Mitspieler fallen mir in den Arm. Ich werde überwältigt und gefesselt. Der Direktor fleht um Nachsicht. „Er ist gar nicht ständiges Mitglied der Truppe,“ ruft er, „ein verrückter Landstreicher ist er! Ich habe ihn nur aus Mitleid aufgenommen. Ich bitte die Herrschaften um Vergebung.. Das Publikum beruhigt sich langsam. Ich werde abgeführt. Der Direktor entläßt mich noch am selben Tage. „Diese Idioten haben mich zur Raserei ge­bracht,“ versuche ich mich zu entschuldigen. „Sie als Schauspieler fallen so schändlich aus der Rolle und unterstehen sich noch, vom Zu­schauer Disziplin zu fordern?“ „Man hat mich gereizt,“ sage ich, „hätten Sie mir doch den Ci,nna gegeben!“ „Wie immer es war, der Schauspieler darf nie vergessen, daß die Zuschauer ihr Billett bezahlt ha­ben. Davon leben wir.“ „Hätten Sie mir den Cinna gegeben,“ wieder­holte ich eigensinnig. „Ihnen? — Für Sie gibt es überhaupt keine Rolle! Und nun empfehlen Sie sich gefälligst!“ Damit verließ er die Garderobe — und ich nahm Abschied von.meiner Bühnenlaufbahn.

Next