Schul- und Kirchen-Bote, 1891 (Jahrgang 26, nr. 1-21)

1891-09-15 / nr. 15

226 Dazır kommt, daß auch die Katholische Kirche zur diesem Mittel greifet und ihren Gläubigen Sonntags- und selbst Dienstboten- Zeitungen besorgen läßt, daß ferner auch die entschiedensten und gefährlichsten Feinde der Religion überhaupt durch das Mittel der Tagespresse Propaganda treiben für ihre Zwecke. Da wir also auch nicht in der Lage sind, in dieser Beziehung viel und beventendes zu leiten, so halte ich es doch für mütlich, daß hie und da wenigstens eine unsrer Predigten und Vorträge zur Ver­­öffentlichung kommen. Es sind das zum mindesten Zeugnisse unsrer apostolischen Glatz­dienst und Arbeitsfreudigkeit als Verfindiger res ev. Christentums gegenüber denen, welche meinen, oder geradezu behaupten, man müűsse ein Heuchler sein, um an dieser Aufgabe zu wirken. Auch wird es gewiß heilsamer sein, wenn unsere ob auch nur teilweise ver zefture bedürftigen und sie pflegenden Glaubensgenossen das durch die Schrift verbreitete Licht auch von ihnen bekannten und näher stehenden Persönlichkeiten zufließt, oder ganz und gar nur ver Ruf der falschen Profeten in die Hände gelangt. Wie vereint die Apostel Sefu sprachen: wir können davon nicht Tasten von ihm zur predigen und zu zeugen, und wie der größte ev. Theologe am Anfange dieses Jahre­hunderts gegenüber den damaligen Gefahren der Religion ausrief: hier wäre Schweigen Berratz; so ist gewiß allezeit die Pflicht der Träger und D­ek­ündiger des christlichen Geistes gegen die Feinde desselben in Wort und Schrift zu sümpfen, ob sie als So­­zialismus im Schafspelze der Arbeiter Rettung und Beglückung, oder als Mate­­rialismus im glänzenden Zigerfelle der Wissenschaft auftreten. Wenn man aber außer der bereits oben erwähnten Macht der Mode irgend etwas dem kirchlichen Sinne auch bei uns Eintrag gethan hat und noch thut: so find­e8 diese beiden uralten und auch wieder neuesten Feinde der Religion überhaupt und also auch unsrer christlichen Religion und läßt sich natürlich am beten gegen das „viel fortende“ und vermeintlich ganz „überflüsstge Kirchentum“ Sturm laufen. Gestattet mir daher vieler beiden Hauptfeinde allen kirchlichen Sinnes hier etwas eingehender zu gedenken. Der Sozialismus unsrer Tage, der sich zunicht an die Seite der zahlreichen Walorissarbeiter und sonstiger großer Gewerbe gestellt hat, tritt in feinen Blättern und Nerden mit großem Selbstbewußtsein und einem der großen Menge gar sehr imponie­­renden Tone auf. Seine Verheißung ist nichts weniger, als ein goldenes Zeitalter mit möglichst weniger Arbeit und möglichst vielem Genusse. Sie stellen also — um mich ihrer Sprachweise zu bedienen — dent Arbeiterwolfe den Wechsel auf Lohn und Genuß, nicht gleich der christlichen Kirche nur auf die Zukunft jenseits des Grades uns, son­dern sie verheigen ihm wefsen Einlösung auf Erden. Das „Wann“ können sie aber mit Bestimmtheit doch auch nicht sagen, und über das „Wie“ wird schon jet auch gestritten und wird der Streit gewiß noch viel heftiger werden, wenn einmal der Theorie , auf dem Papiere nachfolgen sollte die Praxis der Durchführung mit all ihren Stö­­rungen und Hemmnissen. Nach meinem­ Dafürhalten fehlt es diesen Heilsprofeten sor wohl an der praftlichen Erfahrung der Meenschenregierung, wie auch an der Fladhmins­tischen Kenntnis der industriellen Verhältnisse. Was übrigens ihre Stellungnahme zur Religion anbelangt, Haben sie dieselbe mit politischer Tattit in der neuesten Zeit als Privatsache des Einzelnen in ihrem Programme aufgenommen, dabei lassen sie jedoch ihre Anhänger in ihren Zeitschriften offen zum Meassenaustritt aus der Landesfichhe auffordern. Die einzelnen Ausnahmen, die das Programm vorläufig schont, sind also nicht die maßgebenden und werden Schließlich mit dem Steame mitsc­hwimmen müssen. Die französische evolution hat es aber, wie ich glaube, vor 100 Jahren sattsam eriviefen, wie diese Art von Freiheits­­aposteln schließlich die Wahrheit ihrer Meinung beweisen und ihr Necht und Gehorsam verschaffen. Auch der Sozialismus hat übrigens — wie ein Untersucher desselben zutreffend

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