Siebenbürger Bote, Januar-Juni 1852 (Jahrgang 62, nr. 1-103)

1852-06-11 / nr. 92

. 459 « « befand und das­ sich in raschem Laufe der Brüche näherte. Es war en tief ergreifender Moment, als­ der erhabene Monarch unter“ Dem fort­währenden Donner der Geschüge, dem Ertönen der Wolfsgymne und unter dem anhaltenden Vivatrufen der freudig erregten Menge die mit Blumen und Fahnen reich gegierte Ehrenpforte entlang fuhr. Se. Maj. standen auf dem Verdeck des mit Fahnen geschmücten Dampfers „Albrecht“ und geruhten die ehrfurchtevollsten anderen mit, sichtl­ichem Wohlwollen entgegenzunehmen und in Huldvollster Herablassung zu erwiedern. Se. f. f. apostolische Majestät, in Allerhöcht deren Ber­gleitung­ fich Se. f. Hoheit der durchlaugtigste Hr. Erzherzog Ernst befand, fegten die a. bh. Fahrt nach Ofen-Beft unaufgehalten fort, dem. Schiffe, auf welchem Se. Majestät fuhren, folgte der ebenfalls festlich geschmücte Kriegsdampfer „Schlid“, der die Kanonensalven, welche vom­ Schloßberge aus­gegeben wurden, erwiederte. Tags zuvor wurde um 7 Uhr Abends die kaiserliche Fahne unter dem Geläute aller Glodken auf dem Domthurme aufgepflanzt, auch hatte sich, um Zeuge des heu­­tigen feierlichen Astes zu sein, an diesem Abende eine große Zahl der Bewohner aus der nahen und fernen Umgebung in Preßburg eingeb­unden. " — Die Vhrer der hiesigen kathol. Elementarschulen erkennen es als heiligste Pflicht, der ihnen anvertrauten heranreifenden Jugend Was­terlandsliebe, vor Allem aber tiefste Verehrung, innigste Liebe und un­­wandelbare Treue gegen das a. h. Kaiserhaus einzupflangen, und haben auch in dieser Berufspflicht an ihrem hochw. Hrn. Direktor Das­chönste Vorbild. Zur Erregung dieser Gefühle sind ihnen soldhe Gelegenheiten, wie die beglühende Reife Sr. E. E. aposto: Majestät der Ungarn’ äußerst willkommen, weil nichts so sehr einen bleibenden Eindruck auf die Kinderherzen macht, als besondere Feierlichkeiten. Deswegen bemüh­­ten sie sich auch, sowohl um selbst ihre innigste Freude über vieses glück­liche Ereignis und ihre tiefste Verehrung an den Tag zu legen, als auch dieselben Gefühle in den Herzen der Kleinen ersehen, Se. E. £. apostol. Maj. so feierlich als möglich zu empfangen. Zu diesem Zweckk versammelte sich die Jugend schon um 4 Uhr Früh im Normal­­schulgebäude, wo jeder Knabe ein schwarzgelbes oder rothweißes Fähnlein erhielt, und dann bewegte sich Der Zug (mehr als 1400 Knaben, so wie eine große Anzahl Mädchen), nach der Reihenfolge der Schulen und unter Vorantragen großer Fahren, gegen das Ufer der Donau. Dort war schon ein mit Laub, Blumen und Fahnen geschmückter, und mit der Aufschrift „Viribus unitis“ versehener Bogen errichtet, zu dessen Seiten si­che Knaben in zwei Reihen aufstellten. Beim Erscheinen Die Mädchen standen des Schiffes ließ Die Jugend ein freudiges Vivat einhalten, Th­m wenfte die Fahnen und stimmte dann die Bolfshymne an­ dem Ufer näher und waren mit Blumensträngen versehen, welche sie Angesichts Dr. Majestät ausstreuten. Gewiß wird Diese Feierlichkeit einen dauernden Eindruf in den Linderherzen zurücklassen, und Lehrer und Schüler haben nun den sehn­­lichsten Wunsch, Daß ihnen das Glas zu Theil werde, den geliebten Landesvater bald in den Mauern Preßburgs sehen und ehrfurchtsvoll begrüßen zu können. Wien, 8. Mai. Vorläufig sind 42 Beamte bestimmt, das Pers­­onale der am 4. Juni in Wirksamkeit tretenden obersten Polizeibehörde zu bilden, und zwar sind­­ diese zum größten Theile aus den der frü­­heren Polizeihofstele zugetheilten Beamten genommen worden, welche sich bisher theil bei dem Ministerium des Innern, theild bei der Stadt- Hauptmannschaft in Verwendung befanden. Als Referenten werden bei der obersten Polizeistelle fungiren die Herren: Ministerialrath Maly, die Sektionsräthe Lewinski und Clannern, und Hofsekretär Hornung. Das Referat über Die Gensd’armerie ist Herrn Gensd’armerie Major v. Ferret Übertragen, und zum Skanzleidirektor der Polizeistelle ist Herr Stabsauditor Kopegly bestimmt. Wien, 3. Juni. Die heute erfolgte Publikation des neuen Strafgefeges mit seiner für alle Theile der Monarchie mit Ausnahme der Militärgränge festgelegten Giftigkeit ist ein Ereigniß von um­so größerer Bedeutung, als dessen Einführung in Ungarn die entschiedenste und bestimmteste Antwort auf alle Anforderungen der Altkonservativen ist. Mit dem altungarischen Nechte, mit diesem Worte von Privilegien und Klauseln und Ungerechtigkeiten sinkt auch der ungarische Lieblings­­gedanke, irgend etwas vor den Erbländern voraus zu haben — denn wenn in Ungarn dasselbe Jus gelten sol wie in Böhmen, wo bleibt dann die „ungarische Freiheit?" Das wird das Raisonnement der Alt­konservativen sein, Das sie dem BlechS ihrer Partei vorbeflamb­en werden. Wien, 4. Juni. Die Neuenburgische Frage bildet in diesem Au­­genbilde den Gegenstand ernster Verhandlungen zwischen den Groß­­mächten. Wir zweifeln nicht, daß sie zu einem befriedigenden Ergebnisse führen werden. Das Recht Preußens auf den Kanton Neuenburg ist durch klare, bindende, völkerrechtliche Verträge über jeden Schatten eis­nes jeden Zweifeld hinaus festgestellt. Mögen auch die Differenzen zwischen dem kaiserlich österreichischen und königlich preußischen Kabi­­nete aus Anlaß der Zolleinigungsfrage noch nicht gehoben sein, mögen bei einigen diesfalls von mehreren Zeitungen gebrachten Mittheilungen die guten Wünsche vorausgeeilt sein, so viel ist ausgemacht. Die Wahl und die Entscheidung Deftereihs in Dieser Angelegenheit kan nicht zweifelhaft sein. Das bestehende Recht, die Interessen des allgemeinen Gleichgewichts, die Integrität aller internationalen Bestände und der ihnen zur Grundlage dienenden völkerrechtlichen Verträge sind unter alen Umständen maßgebend für Oesterreichs loyale Politik gebveten und werden es immerhin bleiben. “­­So viel „Über das Prinzip der Frage. In Anbetracht aller wei­­teren Modalitäten und namentlich der Ausführung eines eventuellen Beschlusses der Großmächte kann dem Ergebnisse der diesfälligen Vers­handlungen seinesfals vorgegriffen und muß Demnach dasselbe abger wartet werden. ·Erfreulich ist die Thatsache jedenfalls,daß die europäischen­ Groß-« machte­ auch in diesem wichtigen Falle ihr­es hohen Berufes,die Hüter der europäischen­­ Weltordnung im Großen und Ganzen zu bilders inne geworden sind.Es handelt sich diesnul nicht,wie bei der dänischen Su­­cessionsfrage,­um seine Frage des Gleichgewichtes und der gegen­­seitigen In­teressen, sondern­ vorwiegend um eine Frage des internationals­ten Rechtes. Dieser Standpunkt ist EHar und jedes Kabinet, welches ihn festhält, Fan über Die Art der Austragung in seinem Zweifel be­fangen sein:­­ Bei Dem Eintritte geordneter Zustände in Frankreich schien’es, als zögerte Die dortige Regierung, sich dieser Auffassung anzuschließen und als trüge sie überhaupt. Bedenken, Die absolute Rechtsgiltigkeit der euro­­päischen Grundverträge "anzuerkennen. Wir wollen hoffen, daß D diese Haltung von ehedem, dort jegt der gründlichen Ueberzeugung­­ gewichen it, Daß­ jene Verträge wie sie sind, von allen Mächten geachtet, gehütet und mit ernstem Nachdruce aufrecht erhalten werden müssen. .(De. Core.) Wien,.d. Juni. Se. Majestät der Kaiser haben angeordet, daß zu der, am 14. ,Juli d. 3. zu Ofen o stattfindenden feierlichen Enthüllung des Monumentes, welches Allerhöchst dieselben zum Andenken der tapfer. Vertheidigung, der Feftung Ofen und der dort Gebliebenen zu errichten anbefohlen Haben, alle, jene, Herren Stabs- und Oberoffiziere der Ar­­mee, „welche an der, Vertheidigung, Theil genommen haben, dann jene im Dienste gestandene Mannschaft vom Feldwebel abwärts, und die in Solge Dieser,­Bertgeidigung defüh­rt wurden, am 9. Juli di 3. in. Ofen eintreffen. i « ‚77. Der spanische Gesandte , Chevalier della Torre D’Ayllon hat, wie die „ps. 3ig. meldet, vor Kurzem St. Erzellenz dem Heren Mis­nister, des­ ‚Aeußern Grafen Buol» Schauenstein Mietheilungen über die dermaligen Verhältnisse in­ Spanien gemacht. Aus den offiziellen Er­­öffnungen ‚geht Hexvor, ‚daß eine Revision der spanischen Charte nur unter Mitwirkung der Corted vorgenommen werden würde. Die Köni­­gin Zisabelle so einen weitergehenden Vorschlag des Ministeriums Bravo Murillo mit Entschiedenheit von. fi. gewiesen haben. Zugleich wird versupert, Da General Narvaez Demnächst mit der Bildung eines neuen Kabinett beauftragt werden wird. 7 Meter Das neue. Londoner Ansehen laufen die­ günstigsten Nach­­richten ein. Dasselbe sol. eingelaufenen Handels briefen, zufolge, bereits in fester Hand sein. Ministerialrath, Brentano, wird in­ den­ nächsten Tagen aus London zurückerwartet. — Die „Agr. Ztg.“ meldet über den Brand in Sarajevo: Eine furchtbare Seuersbrumft brach in der Nacht vom 22. auf den 23.v.M. in Sarajevo aus, und­­ verbreitete ss mit grenzenloser Heftigkeit. Alle Ehhriftenhäuser sind ein Raub der Flammen geworden! Die lateinische Kapelle jammt der­ Pfarrerswohnung Liegt in Schutt und Asche, bloß, die serbische Kirche ist übrig geblieben. Gräßlich soll es gewesen sein wie Die türkischen Nizams grimmiger denn Wölfe hauften, mit Werten die Magazine aufhielten, Weiber infultirten und unendlichen Schaden anrichteten. Das Wohngebäude des E. E. General-Konsuls ist ebenfalls ganz niedergebrannt. ‚Seine Beamten erfuhren viel Schaden und Un­­gemach. Unheschreiblichh waren die Gräuel der entmenschten Nizame. Der Wezir besuchte­­ selbst die Hauptplage, um ihrem Wüthen Einhalt zu thun, und berichtete Alles nach Konstantinopel, von wo man Sühne, Hilfe, Erbarmen hofft,­­ Wien,5.Juni.Se.k.k.Majestätl­aben die Residenzgestern Abersdiese Uhr verlassen­ und sich an Bord des Kriegsdampfers „Albrecht“ begeben. Am Landungsplage wurde Se. apostolische Ma­­jestät von Ihren Kaiserl. Hoheiten den Erzherzogen Leopold und Wil­­helm, von dem ersten Generaladjutanten Sr. Majestät, Grafen Grüne, Sr. Erzelenz dem Heren Feldzeugmeister Freiherrn von Heß und mehr­­eren Flügeladjutanten Sr. Majestät ehrfuch­tsvollt erwartet. Ihre kais. Hoheit die, Frau Erzherzogin Sophie gab Sr. Majestät das Geleite, und kührte nach einem kurzen Aufenthalte auf dem Kriegsdampfer in die kaiserliche Hofburg­ zurück. Morgens drei Uhr wurden die Anker gesichet, und Se. Majestät geringten die Neffe nach Pelth -ofen aus­zutreten. Beide Kriegsdam­pfer,au­f das Glän­zendste her ge­sichtet,ankerteiz« nebeneinander,der»Albrecht«unmittelbar an der Landun­gsbrücke,­­und hart an diesemn der»Schlik«.Die Strecke von­ der Landungsbrücke bis au­f den­»83 Albrecht«war­ bei der Ankunft Nr.91 injestiitii­it Teppi­­chen belegt, und von blühenden Bilanzen und Blumen in Töpfen ein- j

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